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Heimatkunde des Grotzherzogtums Hessen. Nr. 18.
sogar von den Kirchtürmen gestohlen. Wie's in der Stadt ist, so ist's auch
auf dem Lande. Bald sind Preußen, bald Österreicher, bald Franzosen
hier. Letztere kommen im März 1793 bei Ober-Flörsheim mit den Preußen
in ein Gefecht, in welchem sie aber unterliegen. Der preußische Feldherr
Blücher weilt in der ersten Hälfte des Jahres 1794 in Gber-Flörsheim
und kämpft von hier aus gegen dieselben Feinde. So ist unsere Gegend
heimgesucht, bis in den Iahren 1797 und 180t das ganze linke Rhein-
ufer französisch wird. Unser Kreis mit Worms gehort nun zum Kreis
(Departement) Donnersberg. Die Äcker der großen Herrengüter, wie sie
noch seit den Bauernkriegen bestanden, werden von den Franzosen zu ge-
ringen preisen verkauft. Die Bauern erhalten dadurch eigenes Land und
gelangen in unserer Gegend nach und nach zu Wohlstand.
Neue Unruhen bringt der große Franzosenkaiser Napoleon durch seine
Kriege in unsere Heimat. Er wird ein Herr über unser deutsches Vater-
land, freilich nur für kurze Zeit. Kls er aus dem fernen Nußland zurück-
getrieben wird, das er auch noch unterwerfen wollte, da befreien sich die
Deutschen wieder von ihm. Das zurückweichende Franzosenheer kommt
durch unsere Orte, und Kngst und Not scheinen wieder zu beginnen, fluch
die Verfolger der Franzosen, die Nüssen, sind keine angenehmen Gäste,'
denn eine ansteckende Krankheit begleitet sie, und wo sie weilen, sterben
viele Leute. Erst von 1815 ab kehrt Nuhe im Lande ein. Worms mit seiner
Umgebung kommt als Teil Nheinhessens zum Großherzogtum Hessen.
Vi. vie Kreisstadt.*)
a) Die Nibelungenstadt Worms.
Es gibt eine schöne Sage, die erzählt uns von einem gewaltigen Helden
Ziegfried, den man auch den Nibelungenhelden nennt. Er hatte nämlich
einem Zwergenvolke, das Nibelungen hieß, einen großen Schatz an Gold
und Edelsteinen, den Nibelungenschatz, abgenommen. Weil dieser Nibe-
lungenheld in Worms gelebt hat und weil der kostbare Nibelungenschatz
jetzt in der Nähe der Stadt im Nheine liegen soll, heißt Worms auch die
Nibelungenstadt. Wie kam nun dieser Nibelungenheld hierher?
5lm Königshofe zu Xanten am Niederrhein lebt der Held Siegfried, der
schon in seinen jungenjahren sehr tapfer ist. (Einen Drachen,**) der die ganze
Gegend unsicher macht, und gegen den die stärksten Helden vergeblich ge-
kämpft haben, erschlägt er in heißem Kampfe. Im Drachenfette badet er
sich, und seine haut wird hörnern und ist nun gegen Schwerthieb und Stich
geschützt. Nur an einer Stelle, zwischen den Schultern, darauf ein Linden-
blatt gefallen war, bleibt er verwundbar. Er zieht nach Norden und be-
*) Die Römerstadt Worms wurde unter „Römerzeit" geschildert.
**) Betrachte das Wormser Stadtwappen, das von einem Drachen gehalten wird!
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Siegfried Siegfried
Kreis Worms, bearbeitet von Adolf Trieb. 23
ginnt einen schweren und furchtbaren Kampf mit einem Volke von mächtigen
Zwergen. Nibelungen Meißen sie und hüten einen großen Schatz an rotem
Golde und kostbaren Steinen. Siegfried schlägt die meisten Zwerge nieder
und nimmt ihren König gefangen. Er empfängt den Schatz, aber auch ein
gewaltiges Schwert und die Tarnkappe, welche den, der sie trägt, unsichtbar
macht. So ausgerüstet kommt er nach Worms, wo er sich im Dienste des
Burgundenkönigs Gunter aufs neue als Held auszeichnet. Gunter will eine
riesenstarke Königin, Brunhilde mit Namen, zur Frau haben. Diese nimmt
aber nur den Helden zum Mann, der sie im Kampfe besiegt. Siegfried
mit der Tarnkappe hilft dem Gunter in diesem Kampfe, und der Bur-
gundenkönig siegt. Brunhilde, die von dem! unsichtbaren Siegfried nichts
gemerkt hatte, wird seine Gemahlin. Kriemhilde aber, die schöne Schwester
Gunters, heiratet Siegfried. Da entsteht nach einigen Jahren zwischen
den beiden grauen ein Streit. Vrunhilde glaubt sich durch Kriemhilde schwer
gekränkt, und sie will daher Siegfrieds Gemahlin hart strafen. Für ihre
schlimmen Pläne gewinnt sie einen Kriegsmann ihres Gemahls, den grim-
men Hagen, der den tapferen Siegfried töten will. Letzterer wird zur Jagd
eingeladen. Kls sie sich lagern, fehlt der Wein. Hagen schlägt in verstellter
Freundlichkeit vor, mit Siegfried einen Wettlauf nach einer nahen Quelle
zu unternehmen. Siegfried erreichte diese zuerst. Wie er sich nun nieder-
beugt, um seinen Durst zu löschen, da schleudert ihm der hinterlistige Feind
den eigenen Ger zwischen den Schultern in den Körper. So stirbt der edle
Held. Kriemhilde trauert jahrelang um den geliebten Mann. Später heiratet
sie einen König der Hunnen, um durch diesen Siegfrieds Tod zu rächen. Ts
gelingt. Mit eigner Hand schlägt sie dem grimmen Hagen das Haupt ab.
Den Nibelungenschatz ihres Gemahls hatte sie aber nicht behalten. Der
Mörder Siegfrieds hatte ihn in den Rhein versenkt.*)
b) Worms, die Stadt der Treue.
hast du schon gehört von der alten deutschen Treue, die in unsern Lie-
dern so oft genannt und besungen wird? Weißt du auch, was diese Worte
bedeuten sollen? höre einmal die folgende Geschichte, dann wirst du ver-
stehen, was damit gemeint ist.
Weit von uns weg, im Lande der Sachsen, hält sich der deutsche Kaiser
Heinrich Iv. in einer seiner Burgen auf. 5lber die Bewohner hier haben ihn
nicht gern,' denn gar so viel Geld müssen sie an ihn bezahlen, gar so viele
Soldaten ernähren, die in den Burgen wohnen, welche er in ihrem Lande
erbaut hat. Da bitten sie ihn um Schonung. 5lber als sie rauh abgewiesen
werden, scharen sie sich in großen Haufen zusammen und ziehen vor seine
*) Der Sage nach soll dies bei dem jetzt verschwundenen Orte Lochheim in der
Nähe von Gernsheim geschehen sein. Noch heute erinnern in Worms die Hagen-,
Siegfried-, Kriemhilden- und Brunhildenstraße an die Helden und Frauen jener Zeit.
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28 Bilder aus der deutschen Geschichte.
gehen mit einer Abgabe an Vieh (Bußen). War der Krieg beschlossen, so wurden alle freien Männer zu den Waffen berufen. Dies nannte man den Heerbann. Bei den Kriegszügen außer Landes zogen nicht selten Fraueu und Kinder mit.
Religion. Die Germanen, wie die alten Deutschen von den Römern genannt wurden, sahen das ganze Weltall von der Gottheit durchdrungen. Die Kräfte der Natur wie die Schicksale der Menschen waren ihnen Äußerungen der allem innewohnenden Gotteskraft. Nach und nach ging ihnen die Einheit dieser Kraft verloren, und aus jeder Erscheinung der Natur, aus jeder Beziehung des Menschenlebens trat ihnen das göttliche Walten als besonderes persönliches Wesen entgegen. So erschien ihnen das Weltall von einer Unzahl göttlicher Wesen bewohnt. Die göttlichen Wesen scheiden sich in zwei^große Gruppen. Die eine bilden die eigentlichen Götter, die andere die zahllosen Scharen der geisterhaften, mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Wesen, die zwischen Göttern und Menschen in der Mitte stehen. Der oberste Gott, der Allvater, war Odin, auch Wodan genannt. Tiefe Weisheit und der schärfste Verstand find ihm eigen. Er thront in Walhalla, umgeben von den Seelen der im Kampfe gefallenen Helden. Er hat nur ein Auge (die Sonne) und waltet über die Geschicke der Menschen. Auf feinen Schultern sitzen zwei Raben, und zu feinen Füßen liegen zwei Wölfe. Er sendet die Walküren oder Schlachtjungfrauen, um die gefalleneu Helden zu ihm zu bringen, damit sie in feiner Gesellschaft ein herrliches Leben führen, in dem Kampf und Gelage wechseln. Odin ist auch der alles durchdringende Geist der Natur. Im brausenden Sturm reitet er in den langen Nächten des Dezember auf feinem achtfiißigen Schimmel, Sleipnir, durch die Luft. Dann prasselt der Regen, der Sturmwind heult, und die Wälder stöhnen und ächzen. Voran eilt der getreue Eckart, um die Begegnenden zu warnen. Odin war der mittlere Tag der Woche geweiht. Odins Gemahlin ist Freia, die höchste der Göttinnen, die Beschützerin des häuslichen Herdes und des Ackerbaus. Ihre Geräte waren der Spinnrocken und der Pflug. Ihr war der Freitag gewidmet. Sie hieß auch Hulda d. i. die Milbe, die Segenspendende, und Bertha d. i. die Leuchtenbe. Als Ostära war Freia auch die Göttin des wiedererwachenben Frühlings. Von Odin und Freia stammen die Geschlechter der Äsen. Unter ihnen treten besonders hervor Donar (Thor) und Bald er. Donar ist der blitzende Donnerer. Ans seinem von zwei Böcken gezogenen Wagen fährt er im Gewittersturm daher. Seine Waffe ist ein zermalmender Hammer, den er im feurigen Blitze zur Erde schleudert und der nach jedem Wurfe in feine Hand zurückkehrt. An ihn erinnert der Donnerstag. Wie Donar der aufbrausende, stürmische Vorkämpfer der Götter, fo ist Balder das Bilb der sanften, lieblichen Anmut. Er ist so schön von Anblick, daß ein leuchtender Glanz von ihm ausgeht. Sein Gegensatz ist Loki, der Gott des verzehrenden Feuers. Seine Kinder sind der gefräßige Wolf Fenrir, die ungeheure Weltschlange und Hela. Von biesen fürchten die Götter Gefahr, deshalb warf Allvater die Schlange ins Meer und fettete den Wols an einen Felsen. In seinen Rachen träufelt alles auf Erden frevelhaft vergossene Blut. Hela wurde nach Mfligheim (Nebelheim) versetzt, wo sie herrscht als Göttin des Todes. Ein weiterer Sohn Odins ist Tin oder Ziu, der Gott des Krieges. In seiner Linken führt er das ungeheure Schwert, Blut bezeichnet seinen Weg, und Seufzen und Stöhnen ertönt hinter seinem Rücken. Den Göttern gegenüber und mit ihnen in Feindschaft und Kampf stehen die in den Bergen wohnenden Riefen. Zwischen Göttern und Menschen stehen ferner die Elfen oder Alst, die sich in Licht- und Dunkelelfen unterscheiden. Als Zwerge wohnen sie im Innern der Erde und schmieden kunstreichen Schmuck oder kunstreiche, mit geheimen Kräften ausgestattete Waffen. Als Heinzelmännchen dienen sie den guten Menschen auf vielfache Art, als Kobolde necken und quälen sie die bösen. Die Elfen wohnen in der Luft, die Nixen im Wasser.
Gottesverehrung. Tempel hatten die Germanen für ihre Gottesverehrung nicht. Tacitus, ein Römer, sagt von ihnen: „Sie halten es der Hoheit der Himmlischen unangemessen, sie in Wände einzuschließen und in Menschengestalt abzubilden. Sie weihen ihnen Haine und heilige Bezirke." Der Gottesdienst bestand in Gebeten und Opfern. Man opferte Früchte, Rinder mit vergoldeten Hörnern, Schweine und Pferde.
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I
Borwort.
Ihmert
z u r siebenten Auflage.
In dieser siebenten Auflage ist bei fremden Eigennamen die Lnge der Silben mit einem die Krze mit einem - angegeben, damit bei der Aussprache keine Verste vorkommen. Man mu z. B. sprechen. Pharslns, aber Pharnaees ze. Auer einigen kleineren Erweiterungen, die teils in den Text eingefgt, teils als Noten an den unteren Rand der Seite geseht worden sind, ist diese Auslage in der Sagengeschichte dadurch erweitert worden, da die neassage und die von Orestes und Pylades aufgenommen worden sind. Dagegen habe ich mich zur Aufnahme der dipussage nicht entschlieen knnen. Ich halte dafr, da man diese Sage mit den Schlern erst dann bespreche, wenn sie den Sophokles zu lesen anfangen. Den Anfngern, die sich im Geschichtsunterricht Stoff genug einzuprgen haben, kann man sie erlassen.
Diese siebente Auflage ist in der preuischen Schnlorthographie gedruckt. Damit die seitherigen Auslagen neben der neuen gebraucht werden kuuen, teile ich hier die Punkte mit, in denen die preuische Schulorthographie von der seitherigen abweicht und die von praktischer Bedeutung sind:
1) Nach der preuischen Schulorthographie bleibt das th nur noch in: Thal, Thaler, Thon (Tpferthon), Thor, Thran, Thrne, Thron, thnn, That, Unterthan, Thre, Thee und in gewissen Eigennamen und Fremdwrtern, wie Bertha, Gnther, Katharina, Kthchen, Martha, Mathilde, Kathedrale, Panther. Sonst ist es nicht anzn-wenden. Man schreibe Tier, Teil, Urteil, Vorteil, verteidigen, Teer, teuer, Tau, Eigentum, Ungetm, Glut, Flut, Kot, Lot, Mut, Armut, Not, Hungersnot, ntigen, Rat, raten, Rtsel, rot, Rte, Wert, wert, Wut, Atem, Blte, Gert, Miete, Rute, Ostgote, Westgote, Wirt, Turm.
2) Nach der preuischen Schulorthographie wird in Wrtern wie Gleichnis, Gefngnis tc. die Endsilbe is geschrieben, aber in der Verlngerung mu es heien Gleichnisse, Gefngnisse.
3) Nach der preuischen Schulorthographie schreibt man tot, tten, der Tote, dagegen der Tod, todkrank, tdlich. Auch schreibt man samt, smtlich, insgesamt, ein bichen, Elefant, Witwe, verwitwet.
I
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Bertha Katharina Martha Mathilde Gert
Die Langobarden unter Alboin. 17
Wahlstatt deckte. Der Rest der Ostgothen erhielt von Narses Neien Abzug bewilligt. Sie zogen der die Alpen nach Steiermark mid Bayern und vermischten sich mit andern deutschen Vlkern. ~er Name der Ostgothen verschwindet von nun an aus der Geschichte, ^talien aber, das seit 555 n. Chr. Geb. den ostrmischen (griechischen) Kaisern gehrte, war durch diesen 20jhrigen Krieg ver-wstet und verdet. Rom's prchtige Kunstwerke, Denkmler und bauten waren in Trmmer gesunken.
Die Langobarden unter Alboin 568 n. Ch. Geb.
21.
So lange Justinian I. Kaiser in Constantinopel war, war Aarses kaiserlicher Statthalter (Exarch) in Italien und verwaltete von Ravenna aus mit Kraft das Land. Als aber im Jahre ->65 Justinian starb und der schwache Justin Ii. Kaiser wurde, 80 wurde Narses abgesetzt; des Kaisers herrschschtiges Weib soll jpottend zu dem tapferen Narses gesagt haben, er passe besser in die Spinnstube und unter die Weiber, als zum Statthalter von Italien; Narses aber erwiderte ihr, er wolle dem Kaiser einen Faden spinnen, an dem er lange loszuwickeln habe. In der That forderte Narses den deutschen Stamm der Langobarden, welche Mit den Hunnen nach Ungarn (Pannonien) gezogen waren und dort ein kriegerisches und ruberisches Leben fhrten, auf, nach Italien zu kommen und von dem schnen Lande Besitz zu nehmen. Alboin, der Fürst der Lougobarden, hatte damals gerade die benachbarten Gepiden besiegt, den Gepidenfjirsten erschlagen, aus seinem Schdel eine Trinkschale sich verfertigen lassen und seine Tochter, die schne Rosamunde, zur Frau genommen. Dieser Alboin brach Nun (568) mit seinen Langobarden nach Oberitalien aus, eroberte nach ' 'ijhriger Belagerung die Stadt Pavia (am Ticino, nahe dem Po), nahm ganz Oberitalien in Besitz, das von nun an die Longobardei genannt wurde. Pavia wurde die Hauptstadt des Langobarden-reiches. Hier wohnte der König, in den anderen greren Stdten Oberitaliens herrschten die longobardischen Herzge, 35 an der <>ahl, ziemlich unbeschrnkt. Neben dem Könige hatten am meisten Gewalt die Herzge von Trident, Benevent, Spoleto, Friaul. Die Langobarden selbst bten nur Krieg und Jagd; von den Unter-worsenen lieen sie das Land bebauen und nahmen den dritten Theil des Ertrages fr sich weg. Alboin starb im Jahre 573 n. Ch. ^eb.; er hatte bei einem lrmenden Gelage seine Gattin Rosa-Munde gezwungen, aus dem Schdel ihres Vaters zu trinken;
Lauer, Weltgeschichte, 2. Abtheilurig. 6. verm. u. Verb. Aufl. 2
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
114
Bilder aus der hessischen Geschichte.
Im fünften Jahrhundert wurden die römischen Truppen nach Italien zurückgerufen. Damit
kam auch das linke Rheinufer in den Besitz der Alemannen, Burgunder und Franken
Durch die Schlacht bei Zülpich (S. 35) wurden die Alemannen den Franken zins-
bar und alles Land bis zum Neckar kam unter die Oberherrschaft der Franken.
Die Burgunder wohnten anfangs zwischen Oder und Weichsel. Sie zogen
westwärts und ließen sich im Rücken der Alemannen am Main nieder. Als 406
Alanen, Sueven und Alemannen über den Rhein setzten, da drangen auch die Bur-
gunder nach und ließen sich in der Gegend von Worms nieder. Wahrscheinlich hatten
sie auch das zunächstliegende Gebiet auf dem rechten Rheinufer besetzt. Schon 437
wurden sie indes von den Hunnen besiegt und zogen weiter westwärts in das Gebiet des
mittleren Rhone (Dijon). An den Aufenthalt ihres Königs Gundahar und seines
Bruders Giselher in Worms knüpft die deutsche Heldensage des Nibelungenliedes an.
J>er Nibelungen Mot. Siegfried, der Sohn des rheinfränkischen Königs Siegmund und seiner
iegelmde in Niederland, verläßt des Vaters Schloß, um Abenteuer zu suchen. Er schmiedet sich
selber das Schwert und kämpft mit Drachen. Riesen und Zwergen. Er hatte in dem Quell, den eines er-
schlagenen Lindwurms Blut gefärbt, sich gebadet. Davon war seine Saut hart geworden wie Horn, Nur
an einer Stelle zwischen den Schultern war er verwundbar, auf die beim Baden ein Lindenblatt gefallen
war. Die Nibelungen (die Zwergenkönige Schilbung und Nibelung) hatte er besiegt und ihnen einen
unermeßlichen Schatz an Gold und Edelgestein abgenommen. Dem Zwerg Alberich hatte er die unsichtbar
machende Tarnkappe entrissen. Von neuem auf kühne Abenteuer ausziehend, kam er nach Worms am
Rheine, wo König Günther mit seinen Brüdern Gernot und Giselher und ihrer lieblichen Schwester Kriem-
hilde Hof hielt, Siegfried wurde mit Ehren aufgenommen und Günthers Freund. Er zog gegen dessen
Feinde Lüdeger von Sachsenland und Lüdegast von Dänemark und besiegte sie in ritterlichen Kämpfen. Günther
warb um Brunhilde, die Herrin von Jsenstein, Diese wollte sich jedoch nur dem als Frau ergeben, der sie
im Kampfe überwinde. Bis jetzt hatte noch keiner gesiegt, und einer der Freier nach dem anderen hatte sein
Leben eingebüßt. Mit Hilfe der Tarnkappe half Siegfried Günther die Brunhilde erringen. Zum Dank
vermählte ihn dieser mit seiner Schwester Kriemhilde, und diese begleitete ihn nach seiner Heimat, — Nach
einiger Zeit kamen beide wieder nach Worms zum Besuch ihrer Verwandten. Bei dieser Gelegenheit
gerieten Brunhilde und Kriemhilde in Streit über den Wert und die Würdigkeit ihrer Gatten. Kriemhilde
kannte das Geheimnis von Brunhildens Überwindung und warf es ihr beim Streite vor. Das war ein
Schimpf für die stolze Frau, der ihre Rache herausforderte. Sie veranlaßte ihren Dienstmann, den
grimmen Hagen, Siegsrred zu ermorden. Unter dem Vorwand, Siegfried schützen zu wollen, veranlaßte
Hagen die arglose Kriemhilde, die verwundbare Stelle seines Körper durch ein Zeichen an der Kleidung
kenntlich zu machen. Gelegentlich einer Jagd im Odenwalde vollbrachte Hagen die verräterische
That. Er rühmte sich derselben und raubte Kriemhilde auch noch den „Nibelungenhort" und versenkte ihn
in den Rhein. — Dreizehn Jahre trauerte Kriemhilde um den verlorenen Gatten und sann auf Rache an
dem ungetreuen Hagen. Da erschien Rüdiger von Bechlarn und warb für König Etzel aus Hunnenland
um ihre Hand. Ihrer Rache gedenkend, nahm sie die Werbung an. Stach längerer Zeit lud Brunhilde
ihre Brüder und Hagen zu Besuch nach Hunnenland, Von dunklen Ahnungen erfüllt, war Hagen bemüht,
die Reise zu hintertreiben, doch ohne Erfolg. Fröhlich zogen die Burgunder — unter ihnen der heitere
Fiedler Volker aus Alzey — donauabwärts nach Hunnenland. Nicht einer von denen, die ausgezogen
waren, kehrte zurück. Nach furchtbaren Kämpfen siel Günther mit seinen Brüdern. Zuletzt schlug Kriem-
hilde dem gefangenen und gefesselten Hagen, der hartnäckig jede Auskunft Über den versenkten Nibelungen-
hort verweigerte, mit Siegfrieds Schwert den Kopf ab. Ergrimmt über diese Blutthat eines unversöhn-
lichen Weibes springt Hildebrand, der treue Dienstmann Dietrichs von Bern, herzu und erschlägt auch sie.
Der Hort der Nibelungen aber liegt noch bei Worms im Rheine bis aus diesen Tag,
Ausbreitung des Christentums. Schon zur Zeit der Römer Bestaub in Mainz
eine christliche Gemeinde; denn als 368 der Alemannenfürst Rando die Stadt überfiel
und plünderte, waren daselbst, wie uns erzählt wird. Tausende von Christen zur
Feier eines Kirchenfestes versammelt. Nachdem Chlodwig sich hatte taufen lassen,
breitete sich infolge des fränkischen Einflusses das Christentum am Rhein allgemein aus.
Schon 764 ävurde durch einen Angehörigen des fränkischen Königshauses in Lorsch
ein Kloster gegründet. Erst Wiilfried Bonifacius, dem „Apostel der Deutschen", war
es vorbehalten, auch in die Wälder und Gebirge , des Chattenlandes die Segnungen
des Christentums zu tragen (S. 37). Das erste Kreuz daselbst erhob sich auf
der Amanaburg (Amöneburg) an der Ohm. Bon hier wandte sich Bonifacius
nach dem Mittelpunkt des Hessengaues am Zusammenfluß der Schwalm, Eder und
Fulda (Donnereiche bei Geismar). Dem Kloster in Amanaburg folgten die in
Fritzlar, Fulda u. a.
2. Kessen als Klied des Krankenreiches.
Unter Karl dem Großen. In welcher Weise das Hessenland dem Franken-
reiche eingegliedert war, wissen wir nicht. Der Name Chatten verschwand im Lause
des dritten Jahrhunderts in dem großen Frankenbunde. Unter den Merowingern bildete
Paris den Mittelpunkt des Reiches. Karl der Große dagegen verlegte seine Residenzen
nach Aachen und an den Rhein. Überall begegnen wir hier noch seinen Spuren.
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28
Bilder aus der deutschen Geschichte.
gehen mit einer Abgabe an Vieh (Bußen). War der Krieg beschlossen, so wurden
alle freien Männer zu den Waffen berufen. Dies nannte man den Heerbann. Bei
den Kriegszügen außer Landes zogen nicht selten Fraueil und Kinder mit.
Religion. Die Germanen, wie die alten Deutschen von den Römern genannt
wurden, sahen das ganze Weltall von einer Unzahl göttlicher Wesen bewohnt. Diese
scheiden sich in zwei große Gruppen. Die eine bilden die eigentlichen Götter, die
andere die zahllosen Scharen der geisterhaften, mit übermenschlichen Kräften aus-
gestatteten Wesen, die zwischen Göttern und Menschen in der Mitte stehen. Der
oberste Gott, der Allvater, war Odin, auch Wodan genannt. Tiefe Weisheit und der
schärfste Verstand sind ihm eigen. Er thront in Walhalla, umgeben von den Seelen
der im Kampfe gefallenen Helden. Er hat nur ein Auge (die Sonne) und ivaltet
über die Geschicke der Menschen. Auf seinen Schultern fitzen zwei Raben, und zu
seinen Fiißen liegen zwei Wölfe. Er sendet die Walküren oder Schlachtjuiigfrauen,
um die gefallenen Helden zu ihm zu bringen, damit sie in seiner Gesellschaft ein
herrliches Leben führen, in dem Kampf und Gelage wechseln. Odin ist auch der
alles durchdringende Geist der Natur. Im brausenden Sturm reitet er in den langen
Nächten des Dezember auf seinem achtfüßigen Schimmel, Sleipnir, durch die Luft.
Dann prasselt der Regen, der Sturmwind heult, und die Wälder stöhnen und ächzen.
Voran eilt der getreue Eckart, um die Begegnenden zu warnen. Odin war der mittlere
Tag der Woche geweiht. Odins Gemahlin ist Freia, die höchste der Göttinnen, die
Beschützerin des häuslichen Herdes und des Ackerbaus. Ihre Geräte waren der Spinn-
rocken und der Pflug. Ihr war der Freitag gewidmet. Sie hieß auch Hulda d. i.
die Milde, die Segenspendende, und Bertha d. i. die Leuchtende. Als Ostära war
Freia auch die Göttin des wiedererwachenden Frühlings. Von Odin und Freia
stammen die Geschlechter der Äsen. Unter ihnen treten besonders hervor Donar (Thor)
und Balder. Donar ist der blitzende Donnerer. Auf seinem von zwei Böcken ge-
zogenen Wagen fährt er im Gewittersturm daher. Seine Waffe ist ein zermalmender
Hammer, den er im feurigen Blitze zur Erde schleudert und der nach jedem Wurfe
in seine Hand zurückkehrt. An ihn erinnert der Donnerstag. Wie Donar der auf-
brausende, stürmische Vorkämpfer der Götter, so ist Balder das Bild der sanften,
lieblichen Anmut. Er ist so schön von Anblick, daß ein leuchtender Glanz von ihm
ausgeht. Sein Gegensatz ist Loki, der Gott des verzehrenden Feuers. Ein weiterer
Sohn Odins ist Tiu oder Ziu, der Gott des Krieges. In seiner Linken führt
er das ungeheure Schwert, Blut bezeichnet seinen Weg, und Seufzen und Stöhnen
ertönt hinter feinem Rücken. Den Göttern gegenüber und mit ihnen in Feindschaft
und Kampf stehen die in den Bergen wohnenden Riesen. Zwischen Göttern und
Menschen stehen ferner die Elfen oder Alse, die sich in Licht- und Dunkelelfen unter-
scheiden. Als Zwerge wohnen sie im Innern der Erde und schmieden kunstreichen
Schmuck oder wunderbare, mit geheimen Kräften ausgestattete Waffen. Als Heinzel-
männchen dienen sie den guten Menschen auf vielfache Art, als Kobolde necken und
quälen sie die bösen. Die Elfen wohnen in der Luft, die Nixen im Wasser.
Gottesvcrehrung. Tempel hatten die Germanen für ihre Gottesverehrung nicht.
Tacitus, ein Römer, sagt von ihnen: „Sie halten es der Hoheit der Himmlischen un-
angemessen, sie in Wände einzuschließen und in Menschengestalt abzubilden. Sie
weihen ihnen Haine und heilige Bezirke." Der Gottesdienst bestand in Gebeten und
Opfern. Man opferte Früchte, Rinder mit vergoldeten Hörnern, Schweine und Pferde.
Wodan selber opferte man auch Menschen, namentlich Kriegsgefangene. Die Gottes-
verehrung fand nachts zur Zeit des Voll- und Neumondes statt. Die ganze Ge-
meinde kam an dem umfriedeten Opferplatz zusammen. Fremden war der Zutritt
zu den heiligen Stätten verboten. Die ganze Umgebung des Altars galt als heilig
und es war eine Auszeichnung, wenn Krieger in dessen Nähe zur letzten Ruhe
gebettet wurden. Man verbrannte ihre Leichen, sammelte die Asche in eine Urne
und setzte sie in einem Erdhügel bei. Dergleichen Erdhügel findet man häufig in
Gegenden, die nicht durch den Ackerbau verändert worden sind. Sie sind unter
dem Namen „Hünengräber" bekannt. Die Priester waren die Hiiter des gött-
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TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]