1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— o —
Macht und Glanz erhob Spanien Karl I., Ferdinands Enkel, jener deutsche
Kaiser Karl V., in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Aber schon unter
Philipp Ii. (f 1598) begann die Sonne zu sinken, zwar fiel ihm 1580 Por-
tugal zu, aber die Niederlande machten sich los, die Mehrzahl der Colonien
in Asien ging verloren, der Welthandel kam an die Holländer und Engländer.
Philipp Iii. schädigte des Landes Wohlstand, indem er die christlichen
Mauren, die schon Philipp Ii. verfolgt hatte, gänzlich vertrieb. Mit Philipp
v on Anjou, einem Enkel Königs Ludwig Xiv., kam nach dem spanischen Erb-
folgekriege (1700—1714) eine Nebenlinie des Hauses Bourbon aus den spa-
nischen Thron. Karl Iv. wurde durch Kaiser Napoleon entsetzt, aber 1814
mußte Joseph (1809 Talavera, 1812 Salamanea, 1813 Vittoria) wieder
Karls Iv. Sohn, Ferdinand Vii. weichen; ebenso gelangte durch Wellingtons
Waffen der Prinzregent rwn Portugal, Johann Vi., der vor Junot 1807 nach
Brasilien hatte fliehen müssen, 1821 wieder zur Herrschaft. Nach Ferdinands
Vii. Tode (1833), der mit den C ort es (den Landständen) in unaufhörlichem
Kampfe gelegen, kam es zu einem langen blutigen Bürgerkriege zwischen Car-
listen und Christinos, feine Tochter Jfabella Ii. wurde 1843 als Königin
anerkannt. Die meisten amerikanischen Colonien (Mexiko, la Plata, Chili,
Peru, Bolivia) gingen in dieserzeit verloren. 1868 wurdejsabella vertrieben
und die Republik proclamirt, 1870 Amadeo, der Herzog von Aosta, Sohn des
Königs von Italien, zum König erwählt. In Portugal, das seit 1640 wieder
selbständige Könige aus dem Hause Braganza (No.) erhalten, aber nie mehr
seine vorübergehende Bedeutung von ehedem erlangt, regiert jetzt (seit 1861)
Dom Luis I. (das Dom führt nur der König und die königlichen Prinzen).
Durch Bürgerkrieg zerrifsen, steht es in Ackerbau, Handel, Industrie, Bildung
noch hinter Spanien zurück.
6. Das Volk. Ein Grundzug des spanischen Characters ist der Stolz.
Die feierliche, ernste, kalte, schweigsame Grandezza der spanischen Granden ist
ja sprüchwörtlich. Auch der heruntergekommene Bauern- und Bettleradel be-
sitzt diesen ungemessenen Stolz und zeigt eine gewisse würdevolle Vornehmheit
und läßt sich seinen Caballero und Sennora nicht nehmen. Wehe dem, der
ihnen Unwürdiges zumuthet, niedere Dienste von ihnen fordert. Denn fo ge-
messen und still sie für gewöhnlich sind, so gefährlich sind sie, wenn die leicht
zur hellen Flamme auflodernde Gluth der Leidenschaft sie aufjagt. In Bil-
dung zurück, mit den Veränderungen unbekannt, die feit Karl V. in der Welt
geschehen, zehrt ihr Nationalstolz noch von den Erinnerungen an diese glor-
reichste Zeit ihres Volkes und Vaterlandes und sie halten sich noch heute für
das erste Volk der Erde. Aber sie wissen und fühlen sich auch als Eine Nation,
trotz der scharf ausgeprägten Verschiedenheit in Sitten, Fähigkeiten, Charaeter
und Interessen der vielen einzelnen Stämme und Provinzen. An den alten
Sitten, Gebräuchen, Gerechtsamen halten sie mit starrem Sinne fest, und auch
die Loyalität des Spaniers ist sprüchwörtlich geworden. Der Kampf gegen
Napoleon mit seinem unermüdlichen Guerillakrieg hat bewiesen, daß dermuth,
die Tapferkeit, der Unabhängigkeitssinn, die Vaterlandsliebe noch in ihnen
wohnt, die einst Numantia nur als einen Haufen von Schutt und Leichen den
Römern übergab und 700 Jahre mit den Saraeenen auf Tod und Leben
kämpfte; aber dem Nationalgefühl verbindet sich auch ein brennender Haß
1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Größe. Franz Drake 1580. Die Armada 1588. Die ostindische Handels-
compagnie 1600. Die anglieanische oder hohe oder Episcopalkirche: sie ver-
bindet protestantischen Geist mit katholischer Form, evangelische Kirchenlehre
mit katholischem Prunk; verehrt als Oberhaupt den König, hat zwei Erz-
bischöfe, von Canterbury und York, und hält an den 39 von Heinrich Viii.
aufgestellten Glaubensartikeln sest. Maria Stuart 1- 1587. Shakespeare,
Milton, Baco. Jacob I., der Maria Stuart Sohn, der erste Regent aus
dem Hause Stuart, vereinigt England mit Schottland. Karl I. fällt 1649
unter dem Beil. England wird Republik, Cromwell, ihr Protector, gewinnt
über Holland (Ruyter [Reiter], Tromp) die Oberhand, und die Obmacht zur
See, erwirbt im Kriege mit Spanien Jamaica und Dünkirchen. Navigations-
acte. f1658. Karlii. Die Testacte, die Habeascorpusacte. Torys und Whigs:
die königliche und die Volkspartei. Jacob Ii. muß fliehen, Wilhelm Iii.
(Wilhelm von Oranien) wird 1698 König. Unter Anna Ii. werden die Co-
lonien in Amerika vermehrt, die Hudsonsbailänder, Gibraltar, Minorca ge-
wonnen. Mit Georg I. kommt 1714 das Haus Hannover auf den Thron.
Isaak Newton (Njuten). Georg Ii. 1727—60. Georg Iii. 1760—1820.
Der 7jährige Seekrieg 1756—63 entscheidet am Ende Englands Herrschaft
zur See, zu der es durch Lage und Natur seiner Inseln, wie durch seine zahl-
reichen Flüsse und Buchten schon vorherbestimmt erscheint. (Gegenwärtig hat
England, der einzige unabhängige Inselstaat Europas, 37000 Handelsschiffe
und 900 Kriegsschiffe.) Zu der oceanischen Größe kommt nun am Ende des
18. Jahrhunderts der riesenhafte Aufschwung des industriellen Lebens, s. 7,
A. B. C. James Cook. Die Union der 13 nordamerikanischen Freistaaten
1783. 1801 wird Jreland mit Großbritannien zu Einem Reich und Parla-
ment vereinigt. 1805 Trafalgar (Nelson). Kontinentalsperre. Victoria,
seit 1837. Empörung von Jreland unter O'connell (f 1847). Krieg mit
dem Schah von Persien, mit China (der das Reich Frankreich und England
ausschließt), mit Bengalen (in Folge dessen die ostindische Compagnie auf-
gehoben), mit Frankreich und Türkei gegen Rußland (s. § 9, 5). -Hohe Blüthe
des innern Wohlstandes und Glückes. Das Schutzzollsystem, die Korngesetze,
die Navigationsacte fielen unter ihrer Regierung. Prinz Albert, von Coburg,
1- 1861.
Das Symbol der vereinigten 3 Königreiche ist die Rose für England, die
Distel für Schottland, ein Kleeblatt für Jreland.
6. Das Volk. Die Engländer, ein Volk von gedrungenem Körper,
Hellem Haar, langem und breitem Gesicht, langer Gestalt, hellem Teint, blauen
Augen, sind phlegmatischen, kühl besonnenen, verständigen, geschlossenen We-
sens, standhast, hartnäckig, tapfer, aristokratisch gemessen, kalt beobachtend,
zwar nicht unempfänglich für zarte und tiefe Empfindung, aber ohne Wärme
und Leidenschaft, und von einem merkwürdigen fchwermüthigen Ernst, der,
eine Wirkung ihrer nebelhaften Atmosphäre und ihrer glänz- und wärme-
losen Sonne, oft zur Krankheit, zum Spleen wird. Kein Volk hat so viele
Selbstmorde, und mancher hat sich nur aus Ueberdruß an der Langeweile des
Daseins das Leben genommen. Man findet bei ihnen nicht die gemüthliche
Heiterkeit des Deutschen, noch weniger die brausende Lustigkeit des Franzosen,
zu denen sie in jeder Beziehung im Gegensatz stehen; das Lachen ist bei ihnen
1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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und New-Eastle (Njukassl) den Pietenwall, von dem noch heute ansehnliche
Ueberreste vorhanden find. Im 5. Jahrhundert riefen die Briten gegen die
nördlichen Nachbarn die heidnisch-germanischen Stämme der Angeln, Sachsen
und Jüten von der dänischen Halbinsel zu Hülfe, diese aber setzten sich im
Lande fest und machten das Volk sich unterthan. Daher die Verwandtschaft
der englischen Svrache mit der deutschen und die Zugehörigkeit Englands zur
germanischen Welt. Ein Theil der Briten flüchtete sich in die Gebirge von
Wales, andre nach Frankreich (Bretagne). So wurde der gebirgige Westen
die Zuflucht der Verdrängten, wie die ebne Süvoftfeite das Thor der Einwan-
derung. Die Eroberer aber gründeten 7 angelsächsische Königreiche. Diese
vereinigte 827 Egbert d. Gr. und nannte sich zuerst König von Anglia
(Angelland, daher England). Von den weiter eindringenden und weiter und
weiter erobernd vordringenden Normannen (Dänen) rettete die Angelsachsen,
die nahe daran waren ihnen zu unterliegen, ihr Heldenkönig Alfred d. Gr.
(888). Aber seine Nachfolger konnten sie, nicht im Zaume halten und der in
immer größeren Schaaren Eindringenden auf die Dauer sich nicht erwehren,
und der Dänenkönig Swen eroberte 1003 ganz England. Sein Sohn
Kanut d. Gr. (1- 1035) König von England, Dänemark und Norwegen, ließ
sich mit Vielen seiner Großen taufen. Nach ihm kam wieder ein Angelsachse
auf den englischen Thron, Eduard derbekenner, und nach dessen Tode riß
sein Schwager Harald die Krone an sich. Da landete 1066 der Herzog
Wilhelm (der Eroberer) von der Normandie, schlug Harald bei Hastings
(Hehstings) und wurde König. Der normannische Stamm regierte in Eng-
land bis 1154. Durch ihn erhielt die Sprache des Landes, die sächsische, eine
Beimischung von französischen, normannischen, von romanischen Elementen.
Die eeltische Ursprache blieb dagegen die herrschende in Hochschottland, Wales,
Cumberland, Jreland und auf allen westlichen Inseln. 1154 kam das Haus
Anjou oder Plantagenet auf den Thron. Heinrichll. vereinigte Jreland
mit England 1172. Richard Löwenherz nahm an dem dritten Kreuzzuge
Theil 1190. Johann ohne Land verlor an Frankreich die Normandie :e.
und mußte seinem Volke 1215 die magna Charta libertatum geben. Unter
Eduard Iii. erhielt England die Verfassung, die es im Wesentlichen noch
heute hat: das Parlament, bestehend aus Oberhaus (Peers [Pthrs], Lords
und hohe Geistlichkeit, der Präsident: Lord Großkanzler) und Unterhaus
(Haus der Gemeinen, Abgeordnete des Volkes) beräth die Gesetze und ohne
die Einwilligung beider Häuser tritt kein neues Gesetz in Kraft (Bill, Acte),
ohne Zustimmung des Unterhauses keine neue Steuer in Geltung. Unter
Eduard Iii. beginnt der s. g. hundertjährige Krieg mit Frankreich um die
französische Krone, Eduard erobert Calais, Heinrich V. wird nach dem Siege
bei Azincourt 1415 als Thronfolger in Frankreich anerkannt. Die Jungfrau
von Orleans (^ 1431) und Karl Vii. von Frankreich (+ 1461). Unter dem
jungen Heinrich Vi. (f 1453) beginnen die Kriege zwischen den Häusern Aork
und Laneasier (Länkstr), der weißen und rothen Rose. Mit Heinrich Vii.
kommt das Haus Tudor auf den englischen Thron, das bis 1603 regiert.
Heinrich Viii. 1509—1547. Elisabeth (1558—1603) führt die Refor-
mation (die schon Wieks 1360 angebahnt) ein, giebt Handel und Industrie
einen hohen Aufschwung, legt den Grund zu Englands oeeanischer Macht und
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
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- Inhalt: Zeit: Geographie
859
Europa. Das Königreich Hannover.
Schule, 2 Thierarzneischulen, Navigationsschule; die königliche Societät der Wissen-
schaften zu Göttingen regt zu höherer wissenschaftlicher Thätigkeit an, und verbreitet
ihre Thätigkeit aus den engern Grenzen des Landes über ganz Deutschland; ein Kunst-
Verein sucht belebend auf die Künste zu wirken. — Die lutherische Kirche hat 921
Pfarrkirchen, mit 1082 Predigern in 96 Superintendenturen, die unter 9 General-
Superintendenten und 5 Konsistorien vertheilt sind. Die reformirte Kircbe in
Ostfriesland hat 94 Pfarrkirchen, 113 Prediger in 8 Superintendenturen unter 1 Ge-
neral-Superintendenten. Die katholische Kirche mit 195 Pfarreien und 299
Geistlichen steht unter dem Bischof von Hildesheim und den 2 General-Vikariaten zu
Hildesheim und Osnabrück.
§. 10. Das Staatsleben. Hannover ist jetzt ein Königreich; sein Fürsten-
haus stammt von Heinrich dem Stolzen, Herzog von Baicrn und Sachsen, aus dem
H^rus e Este, der durch Heirath die braunschweigschen Länder erwarb; Wilhelm, der
jüngere Sohn vom Herzog Ernst dem Bekenner, der 1546 starb, ist Stifter der Han-
noverschen oder Lüneburger Fürstenlinie, sein älterer Bruder Heinrich der Stifter
des Braunschweig-Wolfenbüttler Hcrzoqhauses; Ernst August erhielt 1692, wegen
seines thätigen Antheils in den Reichskriegen, die 9te Churfürstenwürde, durch seine
Gemahlin, Enkelin Jakob I. von England, erhielt sein Sohn die Anwartschaft auf den
englischen Königsthron, den er als Georg I. i. I. 1714 in Besitz nahm, unter ihm
und seinen Nachfolgern, auch Königen von England, erhielt das Land großen Zuwachs;
1803 wurde Hannover von den Franzosen besetzt, 1805 von ihnen an Preußen über-
lassen, 1807 mit dem Königreich Westphalen vereinigt, 1814 wieder vom englischen
Königshause in Besitz genommen, das Staatsgebiet vergrößert, als Königreich erklärt.
Mit dem Tode Wilhelm Iv. von England erhielt Hannover wieder eigene Könige;
Ernst August, Herzog von Cumberland, Sohn des Königs Georg Iii. von England,
bestieg 1837 den Königsthron von Hannover, versagte der von König Wilhelm gege-
benen Verfassung seine Anerkennung, gab ein neues Staatsgrundgesetz, das nach großer
Aufregung 1840 von den Ständen angenommen wurde. Hannover ist am wenigsten
von den Wirren des Jahres 1848 berührt worden. Zwischen Hannover und Braun,
schweig besteht die engste Familienverbindung; beim Ausstcrben des Mannsstammes
des einen Hauses tritt das andere ein; auch mit Hessen besteht eine Erbverbrüderung
seit 1389; der Kronprinz wird mit 18, die übrigen Prinzen mit 21 Jahren mündig.—
Das Wappen im Hauptschild das quadrirte Wappen von Großbritannien, im senk-
recht getheilten Mittelschild rechts in Roth 2 quer über einander schreitende Leoparden,
Braunschweig, links in Gold mit rothen Herzen bestreut ein Löwe mit herausgeschla-
gener Zunge, Lüneburg, unten ein rennendes Pferd, Niedersachsen, im Herzschild die
deutsche Kaiserkrone in Roth, wegen des früher bekleideten Reichs -Erb schaftsmeister-
Amts; am Hauptschild oben die Königskrone und ein blaues Band mit der Aufschrift:
nee aspera terrent; die Ordenszeichen des Guelphenordens zur Rechten, die des St.
Georgsordens zur Linken, die Schildhalter rechts ein gekrönter Leopard, links ein Ein-
horn, beide stehen auf einem rothen Bande mit der Inschrift: suscipere et finiré.
Orden. Der Ct. Georgsorden in I, der Euelpdenordrn in ñ Klaffen, die (Nuelphen-
Ordendmedaille.ferner die Wateiloomedaille, das Wilhelmsk>euz. die fildeine Wilhelimmedkille,
die Kneasdcnkmünze für Is13/14, die Denkmünze für die großv it. deuiscffe Legion: die goldene
I,nc* fllbrrne Vcrdicnsimedaille, da' allgemeine Ehrenzeichen, die goldene Ehrenmcdaille für Kunst
und Wiffenschast, das goldene Ernst August-Kreuz, Berdicnstmeda lle für Rcllung aus Erfahr.
1851 —52 Staatseinnahmen 7,535,854 Thlr., Staats ausgaben
7,704,793 Thlr., der Ausfall durch die Ueberschüsse des vorigen Jahres reichlich gedeckt;
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
1445
Europa. Das vereinigte Königreich Großbritannien und Jreland.
§. 37. Der Königin Titel: Königin des vereinigten Königreichs mit Jreland,
Beschützerin des Glaubens, Herzogin von Lancaster und Cornwall, Herzogin von
Rothfay und Schottland, Herzogin und Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg;
souveräne Protektorin der ionischen Inseln.
Das Wappen quadrirt, Feld 1 und 4 roth mit 3 quer über einander schreiten-
den Leoparden wegen England, Feld 2 golden mit rothem Löwen und lilienverzierter
Einfassung wegen Schottland, Feld 3 blau mit goldener Davidsharfe wegen Jreland;
auf der britischen Reichskrone ein goldener gekrönter Leopard; am Schild das blaue
Band des Hosenbandordens mit dem Wahlspruch „hony soit, qui mal y pense“;
als Schildhalter rechts ein Leopard wegen England, links ein Einhorn wegen Schottland;
sie stehen auf einem blauen goldgeränderten Bande mit der Inschrift „dien et mon
droit“, rechts mit weißer und rother Rose wegen England, links eine blühende Distel-
staude wegen Schottland und ein grüner Kleestengel wegen Jreland.
Die Ritterorden sind der 1348 am 19. Januar gestiftete blaue Hosen-
bandorden, eine Klasse mit 25 Rittern, der 1399 gestiftete, 1725 erneuerte Bath-
orden, seit 1815 mit 3 Klassen, der 787 gestiftete, 1540 und 1703 erneuerte St.
Andreas- oder Distelorden, der ursprünglich irische Patrickorden mit 16
Ritter-und 6 Extraritterstellen, der St. Michael- und Georgen orden, 1818
gestiftet, 1832 verändert mit 4 Klassen, der 1837 gestiftete Orden für britisch
Indien, die Seapoysmedaille, ferner die Waterloo- und mehrere Ehren-
Medaillen. —
§. 38. Einheer darf in England zur Friedenszeit gesetzlich nur mit Einwilligung
des Parlaments geworben und gehalten werden; die erste Regierungsvorlage beim Be-
ginn der jedesmaligen Parlamentssitzungen betrifft die Erlaubniß zur Haltung des
Heeres, das Parlament selbst dringt immer auf möglichste Beschränkung des stehenden
Heeres bis aufs nothwendigste Bedürfniß; in Zeiten des Krieges aber wird es oft zu sehr
bedeutender Höhe verstärkt, in den letzten französischen Kriegen war es, das indische
Heer mit eingeschlossen, 655,000 Mann stark. Es findet keine Militairpflichtigkeit
statt, die Soldaten sind Freiwillige oder Geworbene, nicht selten dürftiges und ver-
wahrlostes Gesindel, weil die Engländer im Allgemeinen wenig den Soldatenstand
schätzen; die Kriegszucht ist streng, die Soldaten noch körperlichen Strafen unterworfen,
ausgezeichnet durch Tapferkeit, Ausdauer, Entschlossenheit, wovon sie in allen Erd-
theilen die glänzendsten Zeugnisse gegeben. Die englischen Soldaten sind durchgehends
gut gekleidet und genährt, bivouakiren nur unter Zelten, sind an kräftige Kost gewöhnt,
besonders Fleisch, Bier, Kartoffeln,-wenig Brodt; der schottische und irische Soldat ist
begnüglicher; die irischen Soldaten von hohem Wuchs, muthig, tapfer, oft leidenschaft-
lich, streit- und trunksüchtig. Für alle im Dienst verwundete und unfähig gewordene
Offiziere, wie für die Wittwen wird auf das Freigebigste gesorgt. Die meisten Offizier-
stellen werden durch Kauf erworben. Das indische Heer besteht selbst in dem niedern
Offizierkorps zumeist aus Eingebornen, welche durch englische Disziplin zu tüchtigen
Soldaten herangebildet sind, ein Heer von fast 200,000 Mann bilden. Der geringe
Bestand des Heeres wird durch die Miliz zum Theil ersetzt, deren Verhältnisse denen
der preußischen Landwehr ähnlich sind; das zahlreiche Offizierkorps besteht zumeist aus
Gliedern der angesehensten Familien und ist durch Tüchtigkeit ausgezeichnet. Die
Miliz ist eine alte Einrichtung, wurde 1756 neu hergestellt, an ihrer Spitze steht in
jeder Grafschaft der Lord-Lieutenant; im Jahre 1803, als Napoleon mit Landung
drohte, waren binnen 6 Monaten 592,629 Mann Milizen auf den Beinen, davon 24
Reiter- und 17 Fuß-Regimenter, die von den Obersten auf eigene Kosten errichtet
Dr. R. Schneider, Handb. der Erdkunde. 92
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
1451
Europa. Das bereinigte Königreich Großbritannien und Jreland.
malern der alten Könige, Eduards des Bekenners, der Heinriche, Richard H., der Elisabeth, der
Maria Stuart, die Denkmäler und Gräber vieler ritterlicher und großer Männer, mancher edlen
Frauen; hier stehen auch die Königsthrone, der alte hölzerne, den 1297 Eduard I. von Scorie
in Schottland hierher gebracht; Newton, Nelson. Shakespeare, Thomson, Canning, Pitt. Fox,
Holland, Watts, Buriieh. Spencer, Johnson, Milton, Butler, Verfasser des Hundibras, Cowley,
Dryden, Addison, Goldsmith. Gray, Sheridan, Thomas Campbell, Händel, Garrick, Macpher-
son und viele andere berühmte Männer, Dichter, Maler und andere Künstler, Staatsmänner
haben hier Denkmäler gefunden in Bildsäulen, Büsten, Grabsteinen, Inschriften; der sogenannte
Dichterwinkel nimmt fast die Hälfte des südlichen Kreuzganges ei»; auch in den Kreuzgängcn am
Margarcthenkirchhof befinden sich Grabmäler berühmter Leute, worunter viele Schauspieler. Im
Kapitelhause, in dem die Gemeinen von Großbritannien 1377 zuerst ihre Parlamente hielten,
ist jetzt das Staatsarchiv. Westm inst er hall, die alte Halle des Königlichen Westminster-
palasts, ist jetzt als Vorhalle mit dem neuen Parlamentshause verbunden und enthält die höchsten
Gerichtshöfe in England; Kanzlei-, Queensbench-, Common Pleas-Gerichtshof,
Schatzkammerhof; die Halle 290' l. 68' br., nach der Justizhalle in Padua das größte
nicht mit Säulen gestützte Gemach. Das Westminster-Hospital mit 174 Betten. Die
Westminsterschule oder St. Peterö Collegium, Grünrockschule, durch Königin Elisabeth ge-
gründet, eine der ausgezeichnetsten zur Universität vorbereitenden Schulanstalten. Das neue
P arlam entöhaus am linken Themseufer, wohl das größte gothische Gebäude der Welt, dicht
an der Westminsterbrücke an der Stelle des 1843 niedergebrannten königl. Palasts von West,
minster, ganz im eigentlichen englisch-gothischen Sthl von Charles Barry auf einem fast 8 Acres
großen Raum aus grauem Magnestakalk mit granitener Vorterraffe erbaut, alle Balken von
Eisen, 4 Fronten, die am Fluß 900' l., die Verzierungen, die unzähligen Wappenschilder, Spitz-
säulen, Statuetten, Knäufe, Fensterverzierungen, Portale, Alles im Einklänge, Alles aufs sorg,
fältigste ausgeführt; 3 Hauptthürme, der 340' hohe Victoriathurm im Sw, der 300' hohe
Mittel, der 320' hohe Uhrthurm an der Westminsterbrücke: außerdem noch viele kleinere Thürme,
in und um das Gebäude 430 Bildsäulen; der Haupteingang durch Westminsterhall, der könig.
liche Eingang durch den Victoriathurm, reich mit Fresken aus der normanischen Geschichte ver-
ziert, durch das Ankleidezimmer, die reich verzierte und gemalte königl Galerie und das Prinzen-
zimmer gelangt die Königin in das 97'l., 45'br., 45' h. Oberhaus, einer der reichgeschmücktesten
Säle der Welt: neben dem Throne die Stühle des Prinzen Albrecht und des Prinzen von Wa-
les, davor der Wollsack des Lordkanzlers, gegenüber die Journalistengalcrie, über demselben die
Fremdengalerie; kostbare Wand- und Deckengemälde, die Fenster von buntem Glas, in 18
Nischen die Statuen der Barone, welche die Magna Charta erzwangen. — Daö Unterhaus,
83' l. 45, br. 45' h , ist einfacher, die Wände reichgeschnitztetz Eichenholztafclwerk, am Nende
der Stuhl des Sprechers; mit Eichenholz getäfelte Bibliotheken. Der obere Wartesaal, die
Dichterhalle mit Freskogemälden nach englischen Dichtern; die Stephaushalle, 95'l.
30' br. 45'h., auf der Stelle der alten Stephanskapelle, darunter die sorgfältig erhaltenekrypte;
die 4 Zifferblätter an der Thurmuhr 30' br., die Uhr 8 Tage gehend; Gesammtkosten I y2 Mill.
Pfd. Sterl. Milbank Penitentiary, daö größte Gefängniß in London, nach Beethams
Plane mit y2 Mill. Pfd. Sterl. Baukosten erbaut, 16 Akres groß, unregelmäßiges Achteck, in
der Mitte das Gouverneurhaus, von ihm 6 in Thürme endigende Häuserstrahlen, die 1200
Zellen, 12' l., 6' br., enthalten, jährlich c. 4000 Gefangene. Der James Park, 87 Acres
groß, in Form eines Kiudcrdrachen, mit einem großen Teich, auf dem 51 verschiedene, der
ornithologischen Gesellschaft gehörige Entenarten. Buckingham Palast, Residenz der Königin,
nach und nach erweitert, kein großartiges Ganzes, viele Bildwerke, mehrere Säulenhallen, mehrere
Pracht- und Prunkzimmer, Gemäldegalerie, Thronsaal zu den Sitzungen deö Staatsrathö; kost-
bare Goldgeschirre, dahinter der königliche Privatgarden und der Green Park, weiter
nach Nw der Hyde Park, 395 Acres groß, von gut unterhaltenen Fußwegen und geräumi-
gen Fahrwegen durchschnitten, auf denen Privatwagen frei herumfahren dürfen, im Sommer
von 5'/,—6'/r von den glänzendsten Equipagen besucht; der Serpentin durchfließt ihn mit 50
Acres großem Wafferspiegel; Ächillesstatue, großes königl. Pulvermagazin; hier stand der Kry-
stallpalast für die große Industrie-Ausstellung; Hhdeparkgalerie, Hydepark Corner, ein
Wellington zu Ehren erbauter Triumpfbogen mit besten Reiterstatue. Apöleyhouse nahebei,
Wellingtons ehemaliger Wohnsitz mit trefflichen Kunstwerken, z. B. Napoleons koloffale Marmor-
statue von Canova; weiter nach Nw liegt der Great Western Bahnhof, eine koloffale
Anstalt, von wo alle Stunden oder y2 Stunden, ja bei außergewöhnlichen Gelegenheiten alle
10 Minuten Züge abgehen. Großvenor Square ist fast ganz vom hohen Adel bewohnt,
einer der aristokratischsten Bezirke Londons; hier die Grosvenorgallerie mit vorzüglichen
Gemälden von Rubens und Claude Lorrain. Berkleh Square mit Lansdowne House,
1857 -
Glogau [u.a.]
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1466
Europa. Das vereinigte Königreich Großbritannien und Jreland.
Bishop Stortford am Stört, 4000 ®., schöne gothische Kirche, Kastell, Ruinen der Priorei
Tholey. Hatsield am Lea, nahebei Hatfieldhouse, prächtiger Landsitz deö Grafen Salis-
bury mit berühmter Bildergallerie. Hitchin, 3000 E., Getreide- und Malzhandel, Nonnen-
klosterruine, schöne Kirche mit Denkmälern. Chadwell Springs, Qucllort deö New Rivers.
17) Grafschaft Middlesex, außer der Hauptstadt 155,000 E.
Kensington, königl. Palast mit Park nahe London, 15,000 E. Hampton, 5000 E.,
mit dem vom Cardinal Wolsey erbauten und an Heinrich Viii. geschenkten Palast Hampton-
court, großartiger burgartig gethürmter Palast, Lieblingsaufenthaltöort mehrerer Könige, aus
3 Höfen bestehend, mehrere Springbrunnen, Gemäldegalleric, mit den Cartons von Raphael,
die auf starkes Papier mit Kohle gezeichnet, mit brauner Tusche geschattet, mit Deckfarben gemalt,
mächtige Parkanlagen, ein ungeheurer Weinstock, der In seinem Ihm eigens gebauten Gewächs-
hause fast 80 Jahr alt, 110' l. ist, oft 12—1400 Trauben trägt. Claremont, Palast des
Königs der Belgier mit Park. Hampstead, 11,000 E., von der nahebei sich ausbrcilcnden,
fast 400' h. liegenden Haide herrliche Aussicht nach allen Richtungen, besonders nach London.
Caen Wood, Sitz des Earl von Manöfield. Fulham an der Themse, Palast deö Bischofs
von London, sehcnßwerthe Grabmonumcute, 8000 E. Brentford an der Themse, 3000 E.,
in der Nähe Sionhouse, dem Herzog von Northumberland gehörig, prächtiges Schloß, weiter,
reicher Park. Edgware, 10,000 E., alte gothische Kirche. Uxbridge, am Grand Junctiou-
Kanal, 4000 E., viel Blumenzucht. Hanwell, großes Irrenhaus.
18) Grafschaft Buckingham, Bucks, Buckinghamshire, 150,000(5.
Buckingham, Grafschaftsstadt am Ouse, 3 steinerne Brücken, 5000 E., schöne Kirche,
Spitzen; nahebei Stowe, prächtiger Landsitz deö Marquis von Buckingham. Aylesbury an
der Themse, 6000 E., neues Kaufhaus, Spitzen. Great Marlow an der Themse, Finger-
hüte, Messtngdraht. Eton an der Themse, mit der berühmten, durch Heinrich Vi. im Jahre
1440 gestifteten Gelehrtenschule, mit trefflichen Einrichtungen, weitläustigen Gebäuden, 70 Frei-
stellen, die königlichen Scholaren, die andern Schüler wohnen außerhalb und heißen Oppidauen.
19) Grafschaft Oxford, Oxfordshire, 175,000 E.
Oxford, Grafschafts- und berühmte Universitätsstadt, Bischofssitz, am Zusammenfluß des
Cherwell und der Isis, freundlich und gesund gelegen, prächtiger Anblick von Ferne mit seinen
zahlreichen Kuppeln, Thürmen, Kirchspitzen, die Higstreet, die längste der Straßen, mit vielen
Prachtgebäuden; die meisten Gebäude zur Universität gehörig, die ihren Einrichtungen nach
Cambridge sehr ähnlich ist, 19 Collegen, 5 Hallen, daö älteste Unibersttätscollege Merton, 1267
gestiftet, Baliol 1269, Universtty durch Alfred den Großen, Exeter 1314, Oriel 1324, Queens
1340, Winchester 1379, Trinity 1594, Lincoln 1427, Worcester 1714, St. Johns 1557, All
Saints 1438, Magdalen 1458, Brazen Nose 1502, Corpus Christi 1516, Christ Church 1525,
Jesuö 1571, Wadham 1613, Pembroke 1620; Alban-, Edmund-, St. Mary-, New Inn-, St.
Mary Magdalen Hall; nicht alle Colleges sind blos zu wissenschaftlichen Zwecken, mehrere
aristokratische Stiftungen; der botanische Garten nicht so reichhaltig als der in Cambrigde; aus-
gezeichnet die Brodleyanische Bibliothek, mit 200,000 gebundenen Büchern und einem großen
Reichthum an alten Codices und libyschen, persischen, Sanskrit-Manuskripten, 30,000manuskripte,
die Radcliffsche Bibliothek ist reich an naturhistorischen Werken, anatomisches Museum, Alter-
thums-, Gemälde-, Bildwerk-Sammlungen, Sternwarte; 25,000 E., ihr Haupterwerb die Uni-
versität. Woodstock am Evenlode, 1500 E., nahebei Schloß Blen heim, vom Volk dem
Herzog von Marlborough geschenkt, Aufenthaltsort von Heinrich I., Elisabeth, Karl Ii., daö
Schloß schwerfällig und großartig, schöne 63' l., 44' br., 60' h. Halle, 180' l., 43' br.
Bibliotheksaal, Gemäldesammlung; für Karl Ii. unglückliche Schlacht von Worcester. Banbury,
8000 E., Plüsch, Gurte, Ale, Käse. Dorchester am Isis, gothische Kirche mit schönen Glas-
malereien. Henley an der Themse, berühmte Gelehrtenschule.
20) Grafschaft Northampton, Northhamptonshire, 216,000 E.
Northampton, Grafschaftsstadt am Nen, regelmäßig aus rothem Sandstein gebaut, sehr
schöner Marktplatz, einer der schönsten in England, 4 Kirchen, Allerheiligenkirche mit schönem
Portal, schöne Gerichtshalle, 25,000 E., Spitzen, Strümpfe, Schuhe, Pferde-, Steinkohlen-,
Holzhandel, Heinrich Vi. wurde hier 1460 durch den Herzog von York gefangen. Peter-
borough am Nen, Bischofssitz, alte Kathedrale, 7000 E.; nahebei die Burgtrümmer Fothe-
ringay, Richard 111. geboren, Maria Stuart enthauptet. Daventry, unfern der Ren- und
der Avonquelle, Mittelpunkt des englischen Pftrdehandels. 4000 E., Peitschen, Seidenstrümpfe,
mehrere Alterthümer. Ketterina am Jsebrook, 4000 E., Seidenstrümpse, Wollzeuge. Wel-
lingboroirgh am Ren, 4000 E., Tetreidehandel, Kirche mit gemaltem Fenster und Krypta.
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
1472 Europa. Das bereinigte Königreich Großbritannien und Jreland.
29) Grafschaft Wertester, Worcestershire, 265,000 E., Fabrrkthätrgkeit
in Nägeln mit 3000, in Teppichen mit 2500, in Handschuhen mit 1000 Arbeitern,
Porzellanfabriken.
Worcester, Grafschasttzstadt, Bischofssitz, sehr alte Stadt, zu beiden Seiten der
Severn gelegen, 680 wurde die Kathedrale gegründet, 1084 — 88 neu erbaut, im 13ten
und 14ten Jahrhundert in ihrer jetzigen Gestalt errichtet, ein weiter siolzer, verhältniß-
mäßig schmuckloser Bau in Form eines Doppelkreuzes, mit hohem, viereckigem Thurm, den
Gräbern des Königs Johann und Prinzen Arthur, 8 Glocken, die größte 6600 Pfund,
12 andere Kirchen, Kapitelhaus mit großem, rundem Saal, an werthvollen Handschriften
reiche Bibliothek, Rathhaus mit seltenen Gemälden, Theater, Grasschafts-Zellengefängniß;
früher blühende Tuch- und Teppich-, jetzt vorwaltend Handschuh- und Porzellanfabrikwesen,
letzteres das vorzüglichste in England, viel Porter und Branntwein, viel Getreide-, Hopsen-
und anderer Handel, 30,000 E. 1651 den 3. September Karl Ii. gänzliche Niederlage
durch Cromwell. Dudley, 35,000 E., Eisen-, Glas-, Nägel-, feine Waaren, Steinbrüche,
Eisenwerke, Kohlengruben, Handel; die Burg Dudley liegt in Staffordshire. Kidder-
minster am Stour, 18,000 E., gothische Kirche mit werthvollen Denkmälern, Messing-
Arbeiten, Rathhaus, Trümmer der Burg Caldwell, berühmte geschorne und nachgeahmte
Brüffeler Teppiche in den schönsten Farben, gothische Kirche mit werthvollen Denkmälern
und Messingarbeiten, stattliches Rathhaus, schöne Ruine der Burg Caldwell. Bromes-
ftrove am Salwarp, alte Kirche, 8000 E., Tuch, Leinwand, Nähnadeln, Fischangeln,
Nägel. Stourbridqe am Stour, 6000 E., Glas-, Eisen-, Thonwaareu, Steinkohlen-
gruben, öffentliche Bibliothek. Droitwich am Salwarp und Woreesterkanal, reiche Salz-
quelle mit jährlichem Reingewinn von 150,000 Pfd. Sterl., 4000 E. Evesham am
Avon, in der Mitte des schönen Eveöhamsthals, von Gärten umgeben, 5000 E., Strumpf-
waaren; siegreiche Schlacht Prinz Eduards gegen den Grafen von Leieester, der König
Eduard 1. gefangen gehalten, 4. August 1265. Bewdley am Severn, 5000 E., Matrosen-
kappen. Great Malvern, besuchte Heilquelle, Abteitrümmer. Redditch, große Näh-
nadelfabrik. Up ton am Severn, Mineralquellen.
30) Grafschaft Gloucester, Gloucestershire, 425,000 E., Wolltuch«
Webereien 5000, Hutfabriken 600, Strumpfwaaren 300 Arbeiter.
Gloucester, Grasschaftssiadt, alte Stadt, die Claudia castra der Römer, die Caer
Glow der alten Briten, in alten Zeiten eine sehr feste Stadt, jetzt offen am Severn ge-
legen, sehr schöne, im Ilten Jahrhundert begonnene, im 13ten vollendete Kathedrale,
420' l., 144' br., 232' h. Thurm, den sächsischen mit dem normanischen Baustyl vereinend,
bischöflicher Palast, prächtige Gerichtshalle, 5 Kirchen, Kasinohaus, Theater, Zollhaus,
Gefängniß, Wohlthätigkeitsanstalten, 18,000 E., Stecknadeln, Glocken, Glaswaaren, Fischerei,
tandel, Geburtsort von Georg Whitefield, einem der Stifter der Methodisten; die ersten
onntagsschulen in England durch Robert Raikes. Cheltenham am Chelt, einer der
vornehmsten Badeorte Englands, Theater, 35,000 E. Clifton am Avon, Bristol gegen-
überliegend, mit ihm durch hochgespannte Kettenbrücke verbunden, durch welche die größten
Lastschiffe mit vollen Segeln hindurchfahren können, romantisch gelegener Badeort, Bristol
Hot Wels genannt, Handel, 12,000 E. Bisley am Stroudkanal, Franz Bacon geb.,
altes Steinkreuz auf dem Kirchhof, 6000 E., Tuch. Cirencester am Churn, das alte
Durocornorium, reich an römischen Alterthümern, Mosaikboden mit schönen mythologischen
Darstellungen, Amphitheater, jetzt Bull Ring genannt, viele Münzen, Gefäße, Säulen-
schäste u. s. w., 3 Kirchen, die schönste die St. Johanniökirche mit bunten Glatzfenstern,
alten Kapellen, früher blühende Tuch- und Teppichfabriken und Wollmarkt, jetzt nur 6000
bis 7000 E., Töpfer, Rothgerber, Messerschmiede. Tewkesbury an der Mündung des
Avon in die Severn, nahe der blutigen Wiese, Fall des Hauses Lancaster durch die Er-
mordung deö Prinzen Eduard von Wales, alte Abteikirche, eine der größten Kirchen Eng-
lands, normanischer Styl, alte Grabdenkmäler von Prinzen aus dem Hause Plantagenet,
merkwürdige Avonbrücke, Rathhaus, 6000 E., Baumwollstrümpfe, Nägel, Leder, Handel.
Stroud, Mittelpunkt der Tuchfabriken in der Grafschaft, grobe und feine Tücher, Fär-
bereien, 10,000 E. Berkeley, 1000 E., alte Burg, in der Eduard >1. im Jahre 1327
ermordet wurde, Geburtsort von Jenner, Erfinder der hier 1796 zuerst vollzogenen Kuh-
ockenimpfung; Käsehandel. Campden, 2000 E., Gelehrtenschule. Froombrtdge, 1000 E.,
Tuch, berühmte Fabrik von Ackergeräthen, Gewehren, Draht, Fischangeln. Jron Acton
und Rewland, Eisen- und Steinkohlengrubln. Rorthleach am Leach, Gymnasium,
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Europa. Das Königreich Würtemberg. 1049
Gammlungen in Stuttgart und Tübingen, Bibliothek der landwirthfchaftlichen Central-
stelle, Gemälde-Sammlungen in Stuttgart und Ludwigsburg.
§.12. In kirchlicher Beziehung vorherrschend lutherisch, fast 2/3 Lutheraner,
über y3 Katholiken, 12—13,000 Juden; die meisten Katholiken sind im Donaukreise,
noch einmal so viel als Lutheraner, die wenigsten im Neckarkreise, hier nur yi4 der-
selben; im Ganzen viel religiöses und kirchliches Leben, doch auch viel Sektirerei, reger
Eifer für Bibelverbreitung, Missionswesen, Armenkinder-Rettungsanstalten, Haupt-
Bibel- und Haupt-Misstonsverein zu Stuttgart, mit vielen Zweigvereinen. 6 lutherische
General-Superintendenturen oder Prälaten zu Ludwigsburg, Heilbronn, Hall,
Tübingen, Reutlingen, Ulm; 49 Dekanate mit 885 Pfarreien und 946 Geistlichen,
1 luth. Feldprobst mit 6 Pfarreien und 3 Geistlichen. Die 29 kath. Dekanate mit
645 Pfarreien und fast 900 Geistlichen, stehen unter dem Bischof von Rottenburg
am Neckar; 13 jüdische Rabbinatsbezirke mit 41 Gemeinden.
§. 13. Des Staates Hauptkern ist die frühere Grafschaft, das spätere Her,
zogthum Würtemberg, mit welchem später die hier zahlreichen Trümmer des alten deut-
schen Reiches, die Gebiete deutscher Rcichsfürsten, Reichsgrafen, Reichsfreiherren,
Reichsstädte, Reichsklöster und Abteien zur jetzigen Gestaltung des Königreichs ver-
bunden worden sind; es bestanden hier so viele freie Reichsgebiete, wie in keinem andern
Theile Deutschlands, so daß man diese Lande vorzugswcis das Reich nannte; viel litt
Würtemberg im Bauern-, viel im 30jährigen Kriege, viel durch die Franzosen und ihre
Plünderungen und Mordbrennereien unter Melaks Anführung. Der Stammherr
des jetzigen Fürstenhauses ist Ulrich von Bcutelsbach, Graf von Würtemberg in
der Mitte des 13. Jahrhunderts; unter seinen Nachfolgern wuchs das Besitzthum,
mehrmals verzweigte sich sein Haus in mehrere Linien, die aber wieder ausstarben;
Graf Eberhard Vi., im Barte, vereinigte alle würtembergischen Besitzungen zu einem
großen Reichslehn und erhielt für sich und seine Nachkommen durch Kaiser Maximilian
1495 die Herzogswürde, stiftete die Universität Tübingen 1477; durch den Frieden
von Lüneville erhielt Würtemberg für den Verlust Mümpelgards an Frankreich eine
5mal größere Bodenfläche, eine 6mal größere Einwohnerzahl durch früher unmittelbare
Reichsgebiete, seine Herzöge erlangten die Churfürsten würde; 1805 Bundesgenosse
von Napoleon, 1806 Mitglied des Rheinbundes, wurde ihm beim Preßburger
Frieden ein Länderzuwachs von 48>/2 Um.mit 158,000 E. zugewiesen, die Königs-
würde ertheilt; nach der Leipziger Schlacht verließ Würtemberg die Franzosen, durch
Vertrag vom 12. November 1813 schloß es sich an die Verbündeten, führte mit ihnen
gemeinschaftlich Krieg gegen Napoleon, wurde später Glied des deutschen Bun-
des; im engern Rathe mit der 6. Stelle, im Plenum mit 4 Stimmen; 1819 trat
es in die Reihe der constitutionellen Staaten, 1841 wurde ein allgemeines Volksfest
zum 25jährigen Regierungsjubiläum des Königs gefeiert. 1848 war Stuttgart der
momentane Sitz des deutschen Rumpfparlaments; auch hier beginnen die durch das
Jahr 1848 tief erschütterten staatlichen Verhältnisse sich nach und nach wieder zu ordnen.
Das Hausgesetz vom 8. Juni 1828 bestimmt die Thronfolge nach dem Recht der
Erstgeburt in Linealfolge der männlichen Glieder, nach dem Aussterben des Manns»
stammes folgt der Weiberstamm. Der König heißt König von Würtemberg,
der Thronerbe Kronprinz, die königl. Kinder königl. Prinzen und Prinzessinnen, königl.
Hoheit, die Glieder der Nebenlinien Herzöge von Würtemberg, Hoheit.
Das kleine Landeswappen hat 2 goldne Felder, rechts 3 schwarze übereinander liegende
Hirschgeweihe (Würtemberg), links 3 schwarze leopardirte Löwen über einander wegen Schwaben,
der rechte Schildhalter ein schwarzer Löwe, der linke ein brauner Hirsch; die Devise: furchtlos
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Europa. Daö Kaiserthum Oesterreich.
1131
wurde die Mark Oesterreich 1156 durch den deutschen Kaiser Friedrich I. zu einem erb-
lichen Herzogthume erhoben, ihm wichtige Vorrechte verliehen; Leopold Vi. erbte
Steiermark, womit er 1192 belehnt wurde; Leopold Vh., sein Sohn, erkaufte
einen Theil der Markgrafschaft Krain; nach dem Aussterben der Babenberger kam
Oesterreich 1246 durch Heirath an Ottokar Ii. von Böhmen, welcher, nachdem Rudolph
von Habs bürg deutscher Kaiser geworden, von diesem genöthigt wurde, diese baben-
bergischen Länder herauszugeben; der Kaiser belehnte 1282 seine Söhne Albrecht und
Rudolph mit denselben als Reichslehne, in deren alleinigen Besitz Albrecht 1283 trat;
dieser vermehrte den Länderbesitz von 200 auf 1226 Icm.; 1335 erwarb Oesterreich
Kärnthen durch Erbschaft, bei Albrecht Ii. Tode war das Land 1450 Om. groß.
1363 überließ die letzte Erbin Tyrols, Margaretha Maultasche, dem Hause Oesterreich
Tyrol, was vom Kaiser bestätigt wurde; mehrere kleinere Besitzthümer, der Breisgau,
die Gör zischen Güter in Krain u.m. a. kamen durch Kauf und Erbschaft, das Triester
Gebiet 1380 durch Unterwerfung hinzu, das Land war bei Albrecht Iii. Tode 1915
Cm. groß. Kaiser Max I. vereinigte die durch Albrechts Iii. Söhne entstandenen
2 österreichischen Linien, die einen Theil von Vorarlberg und Cilli durch Kauf und
Erbschaft erworben, wieder mit einander, und vermehrte die Besitzungen durch das
baiersche Burgau, Theile von Tyrol, die welschen Consinien, nahm von Oesterreich den
Titel Erzherzog an, und hinterließ bei seinem Tode 1519 ein Ländergebiet von
3555 Om. Sein Enkel, Kaiser Karl V., in dessen Reich, Oesterreich, Burgund,
Spanien, Neapel, Sizilien, die neuentdeckten Länder in Amerika, Afrika und Asien,
nie die Sonne unterging, übergab seinem Bruder Ferdinand 1522 die österreichisch-
deutschen Lande, über 2047 Om.; durch Kauf erwarb er Bregenz und einige kleinere
Gebiete, durch Erbvertrag aber und Wahl der Stände nach dem Aussterben der Jagel-
lonen 1526 Ungarn und Kroatien, Böhmen, Mähren und den größern Theil
von Schlesien mit der Lausitz, und hatte ein Staatsgebiet von 6400 Om. Die
Lausitz mußte 1635 im Prager Frieden an Sachsen abgetreten werden. Im Frieden
von Karlowitz aber 1699 mußte die Pforte Siebenbürgen und das Land zwischen
Donau und Theiß, im Frieden von Passarowitz 1718 das Temeser Banat,
ganz Serbien mit Belgrad, die Walachei und türkisch Slavonien und
Bosnien bis an» die Sau Oesterreich abtreten. Nach dem Aussterben der spanisch-
habsburgischen Linie erhielt das österreichische Fürstenhaus durch den Utrechter Frieden
1713 Neapel, Sardinien, Mailand, die Niederlande, Kaiser Joseph I (1705—11)
nahm das Herzogthum Mantua in Besitz, Karl Vi. tauschte Sizilien statt Sar-
dinien, mußte Sizilien und Neapel im Frieden zu Wien 1734 an einen spanischen
Prinzen überlassen, Belgrad, Serbien, die Walachei den Türken 1739 zurück-
geben, erhielt dagegen Parma, Piacenza, Toscana, welches letztere einer zweiten
österreichischen Fürstenlinie als unmittelbares Großherzogthum übergeben wurde. Mit
Karl Vi. starb 1740 der Habsburger Mannsstamm aus; Maria Theresia, ein
weiblicher Zweig des Hauses Habsburg, gründete durch Verhcirathung mit Franz von
Toscana aus dem Habsburg stammverwandten Hause Lothringen das Habsburg-
Lothringer Fürstenhaus Oesterreichs. Sie verlor an Friedrich den Großen
Schlesien durch die 3 schlesischen Kriege 1742, Parma, Piacenza und Guastalla an
den spanischen Jnfanten Philipp 1748, erwarb bei der ersten Theilung Polens Ga-
lizien 1772, von der Pforte 1777 die Bukowina, erhielt 1779 das Jnnviertel
von Baiern, Kaiser Franz Ii. 1795 bei der zweiten Trennung Polens Wgalizien;
im Frieden von Campo Formio 1797 mußte er den größten Theil des venetianischen
Gebiets, die Lombardei, die Niederlande an Frankreich abtreten, im Frieden von