— 63 —
fuhr des Landes ist ansehnlich an Korinthen, den kleinen getrockneten
Beeren des Rebstocks, und dann an Wein, worunter jetzt wieder der
Malvasier, das Gewächs Spartas, gleich wie im Mittelalter zu Ehren
kommt. Hinderlich ist auch hier der Mangel an Waldwuchs, und
die vorzugsweise gehegten Ziegen lassen auch nicht recht die Bäume
gedeihen. Eine vornehme Einnahmequelle und ein wertvolles Kapital
an Interesse und Beachtung bleibt Griechenland aber immer durch
den stets wachsenden Zuzug der Fremden, die die klassischen Er-
innerungen veranlassen, dem Lande des Perikles, Plato und Sophokles
einen mehr oder minder intensiven Besuch abzustatten. Athen ist daher
mächtig gewachsen; noch in der Türkenzeit hatte es 20000 Einwohner,
jetzt 108000. So wie Edinburgh in Leith seinen Hasen hat, so heißt
Athens Hafen Piräus. Landet man dort, so winken uns schon der
Pentelikon, der Hymettos und Lykabettos entgegen. Fast unmittelbar
an letzterem liegt der Königspalast der neugegründeten Dynastie und
unweit davon die Akropolis mit ihren ehrwürdigen Bauresten. Was
sonst die Ortschaften in und um Griechenland betrifft, so haben die
500 östlich gelegenen Inseln lange nicht mehr die Bedeutung wie im
Altertum. Es ist so, als wenn die ganze Entwickelung des Landes
die körperliche Drehung eines Menschen gemacht hätte; das Antlitz
des Landes sieht nicht mehr nach Osten, nach Asien, sondern man
kann sagen, nach Westen, wo die Schwerpunkte europäischer modernster
Civilisation liegen. Darum sind die westlich von Griechenland be-
findlichen Inseln sehr emporgekommen; man zählt ihrer ungefähr 100.
Volkswirtschaftlich und in Bezug auf Intelligenz haben sie einen be-
deutenden Vorsprung; sie gravitieren nach Italien, haben eine Volks-
dichtigkeit, die diesem benachbarten Königtum ziemlich gleichkommt,
und Korfu (Universität) und Zakynthos sind in jeder Beziehung be-
achtenswerte Städte.
Von den slavischen Landschaften der Balkanhalbinsel, die wie
Montenegro immer selbständig gewesen sind oder sich neuerdings von
der türkischen Oberhoheit losgerissen haben, scheint Bulgarien nebst
Ostrumelien wirtschaftlich am günstigsten zu stehen. Es hat in Varna
und Burgas Häfen am Schwarzen Meere, verfügt noch über nam-
hafte Waldbestände und kann erhebliche Mengen Getreide ausführen.
Auch nimmt, wie in der Türkei, der Rosenstrauch als Ackergewächs
weite Flächen ein, so daß an Rosenöl über 1 x/2 Millionen Lei
(— 1 Frank) in den Handel kommt. Die beiden andern Staaten,
das Königreich Serbien und das Fürstentum Montenegro, stehen
wirtschaftlich zurück und sind schon um ihrer Lage willen ganz von
Osterreich abhängig, das über Belgrad und Eattaro den Handels-
verkehr besorgt. Serbien ist nicht unfruchtbar, spielt aber zumeist
durch seine Schweinemast eine bedeutsamere Rolle. Die Serben um-
gab seit älterer Zeit eine ganz eigene Romantik, ihre Volkslieder
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— 39 —
Fünftel soviel Bevölkerung aufzuweisen hat. Aber mit dieser letzten
Beurteilung, die doch einigermaßen den Vorwurf eines gewissen
Phlegmas in sich schließt, läßt sich das neuerdings hervorgetretene
koloniale Geschick der Franzosen und ihr bewundernswerter Eifer,
vorwärts zu kommen, nicht recht zusammenreimen. In Afrika haben
die Franzosen gerade in der letzten Zeit Staunenswertes geleistet.
Fast der ganze nordwestliche Teil des Erdteils fällt jetzt in den Ve-
reich der französischen Machtsphäre, den Negern erscheint der franzö-
fische Kulturpionier schlechthin als der Mensch aux eperons verts,
als der Mensch, der Wasser, Regen und Gedeihen bringe, und viel-
leicht erleben wir noch die Zeit, wo das Dampfroß von Algier aus
durch die Wüste eilt, um die neuesten Erwerbungen der Franzosen
am Tschadsee und im Sudan aufzusuchen und der europäischen Kultur-
sphäre anzugliedern. Wir können also durchaus nicht sagen, daß
Frankreich heute schon den Eindruck des Greisenhaften macht; es be-
hauptet noch immer mit Energie seine Stelle in dem Rate der Völker.
Wir haben oben ältere Urteile aus der antiken Zeit in ihrer
Stichhaltigkeit auf die heutigen Zustände geprüft und verglichen.
Desgleichen ist es interessant, Schilderungen von Land und Leuten
in Frankreich aus einer allerdings bedeutend jüngeren Zeit, die aber
doch im Verhältnis zu heute bedeutend zurückliegt, zur vergleichenden
Betrachtung heranzuziehen. Es sind dies die Reiseschilderungen, die
Ernst Moritz Arndt gerade vor hundert Jahren über Frankreich und
die Franzosen niederschrieb. Natürlich haben sich die äußeren Kultur-
Verhältnisse gewaltig geändert. Arndt benutzte zu seiner Reise das
Segelschiff und die Diligence, wo heute König Dampf über aller
Reisegelegenheit unumschränkt sein Scepter schwingt. Aber das ist
ja auch Nebensache; die Beschreibungen des Landes Nizza, das er
im März durcheilte, sind wundervoll, man könnte sagen, in ihrer
Art klassisch, ebenso die der Provence, das er die Region der Nachti-
gallen nennt, mit ihrem schönen, muskulösen Menschenschlage, der sich
auch heute noch im Seewesen auszeichnet. Sehr wichtig sind ferner
die socialen Bilder aus Paris, die in dem Werke einen breiten Raum
einnehmen, und überall sind die feinsten und treffendsten Urteile ein-
gestreut. So will Arndt die Franzosen gerade nicht zu den schönsten
Volksstämmen zählen, aber bezaubernd seien doch der Chic und die
Grazie der Französinnen. Man sieht, wie anregend auch noch für
unsere Tage die Urteile und Beobachtungen eines so geistvollen
Mannes wirken können, und diese Parallelen zwischen einst und jetzt
führen uns mehr in das Verständnis eines fremden Volkstums, als
wenn wir uns immer nur auf die oft sehr oberflächlichen Bemer-
kungen heutiger Touristen verließen.
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Extrahierte Personennamen: Ernst_Moritz_Arndt Ernst Arndt
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Algier Tschadsee Frankreich Frankreich Frankreich Nizza Paris
— 13 —
Altertum bekannten griechischen Landschaften hatten demgemäß nur geringe Größe, z. B. Attika^ wenig mehr als der halbe, Set fönten mit der Hauptstadt Sparta (an der Ostseite des Tahgetos) etwa wie der ganze Regierungsbezirk Aachen. Kommen uns solche Länd-chen nach jetzigen Begriffen als „Staaten" winzig vor, so müssen wir es umsomehr bewundern, daß die Männer von Athen [atm] und Sparta die Kühnheit besaßen, dem gewaltigen Perserreiche Trotz zu bieten und damit die junge Kultur Europas vor der Erdrückung durch die Massen des Orients zu retten.
An der Stelle der berühmten „Hauptstädte", wie Sparta, Korinth und Theben, finden sich gegenwärtig nur kleine Orte mit einer Einwohnerzahl von wenigen Tausenden; nur Athen macht eine Ausnahme. Jetzt sind die Inseln dichter bevölkert als das Festland.
Obwohl es um den griechischen Staatsschatz so schlecht bestellt ist,2 daß daraus für Schulzwecke nur wenig Geld verausgabt werden kann, so ist doch in Griechenland für die Bildung des Volkes durch freiwillige Beisteuern einzelner besser gesorgt, als in den anderen Staaten der Balkan-Halbinsel. Durch die Landls-Universität, eine große Zahl von Schulen und andere Pflegestätten von Wissenschaft und Kunst ist insbesondere Athen (38° n. Br.der geistige Mittelpunkt des Landes. Von dem Fuße der Akropolis [alropolis]4 aus Hat sich die Stadt in der Neuzeit, seit sie Hauptstadt des Königreichs geworden, ist, nordwärts und ostwärts bedeutend erweitert und zählt jetzt beinahe 130000 Einwohner. Eine Eisenbahn verbindet sie mit dem Piräus (Peiraieus), dem bedeutendsten Einfuhrhafen des Landes. Noch größere Bedeutung als Hafenplatz, namentlich für die Ausfuhr von Korinthen, Wein, Ol u. s. w., Hat Patras im W, mit dem Isthmus und Athen durch eine Eisenbahn verbunden, die die Nordküste des Peloponnes begleitet und an der Westseite weiterführt bis nach Olympia, der alten Fest- und Tempel-stätte, deren Kunstschätze durch deutsche Thätigkeit und auf deutsche Kosten aus dem Schutt wieder ausgegraben sind.
Ein großer Teil der Bevölkerung Griechenlands beschäftigt sich zwar mit Landwirtschaft; das erzeugte Getreide deckt aber den Bedarf nicht, so daß (von Rußland her) Getreide eingeführt werden muß. Weit besser ist das Volk für Handel und Seeleben (auch
1 Auf dieser Fläche von 2200 qkm wohnten aber zur Zeit des Penkles ungefähr ^500000 Menschen (datiern in Athen 100000), jetzt nicht die Hälfte.
2 Die griechischen Staatseinnahmen und -ausgaben werden sogar von Vertretern der europäischen Großmächte überwacht. Die griechische Münzeinheit heißt Drachme und hat denselben Wert wie der Franc in Frankreich, die Lira in Italien (80 Pf.).
3 Dieser Parallelkreis schneidet Nord-Sieilien uni) Süd-Spanien.
4 D. H. Oberstadt, Burg. — Vgl. die Nebenkarte S. 93 im Atlas von Diercke-Gaebler und Langl's Wandbilder (Nord- und Südseite).
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Extrahierte Ortsnamen: Sparta Athen Sparta Europas Sparta Korinth Theben Griechenland Balkan-Halbinsel Athen Patras Athen Olympia Griechenlands Athen Frankreich Italien
6 -
die Halbinsel auf ein Drittel der bisherigen Breite und zeigt im Gebiete des Jonischen, noch mehr aber in dem des Ägäischen Meeres einen sehr wechselvollen Küstenverlauf.
An der Westseite unterbricht zunächst der kleine Golf von Arta (Ambrosia)1 bet 39° n. Br. die südostwärts streichende Küstenlinie; zwei Grad südlicher aber dringt der Korinthische Meerbusen so ties in das Land ein, daß er den Peloponnes^ fast vollständig von der übrigen Halbinsel trennt. Nur dem inneren Teile dieses Meereseinschnitts kommt eigentlich der Name „Busen von Korinth" zu; der äußere Teil heißt Golf von Patras [jxitrds]; beide Teile stehen durch eine enge Straße in Verbindung.^ Der Öffnung des Golfs von Patras sind mehrere der „Jonischen Inseln" vorgelagert, darunter Zante und das kleine Jthafa [itafa], während die größte Insel dieser Gruppe, Korfu (Kerkyra), weiter nordwestlich, am Südende der Straße von Otranto, vor der Küste liegt.
Die Halbinsel Peloponnes oder Morea [morea],4 in der Gestalt einem Platanenblatte vergleichbar, läuft im 8 in drei schmale Halbinseln aus; die mittlere von diesen endigt in 36 y3 0 n. Br. mit dem Kap Matapan [mdtapan] (Taennron). An der Ostseite springt die Halbinsel Argolis [argolis] vor. Zwischen ihr und der Halbinsel Attika bildet der Golf von Ägina5 (S(ironischer Meerbusen) das Gegenstück zu dem von Korinth; der sie trennende Isthmus6 ist seit dem Jahre 1893 in dem 6,3 km langen Kanal von Korinth durchstochen. Eine weit weniger scharfe Einschnürung des Landes (aus 120 km) bewirkt mit dem Golf von Arta der ihm gegenüberliegende schmale und seichte Busen von Lamia (Mali-scher Meerbusen). Jene grabenartige Einsenkung zu beiden Seiten des korinthischen Dammes und diese Einschnürung ergeben naturgemäß die Einteilung in Süd-, Mittel- und Nord-Griechenland. Demgemäß nennt man auch den ganzen schlanken Süden der Balkan-Halbinsel wohl die Griechische Halbinsel. Wie dieser Name den Bevölkerungsverhältnissen entspricht, so kaun man auch das Ägäische Meer nach der seetüchtigen Bevölkerung seiner meisten Küsten und Inseln als das Griechische Meer bezeichnen.
1 Die im Altertum gebräuchlichen Namen werden hier und weiterhin in Klammern beigefügt.
2 Vgl. Ii. 102, Anmerk. 6 auf S. 44.
8 Solche Doppelmeerbusen finden sich auch zu beiden Seiten der Halbinsel Arabien.
4 Wie „Pommern" aus dem slawischen po morje (— am Meere) entstanden ist, so rührt auch „Morea" aus dem Slawischen her und bedeutet Land im Meere (vgl. lat. mare, rüst. more). Andere erkennen in „Morea" eine ital. Beneuuuug
— Land der Maulbeerbäume (Morus alba).
6 Nach der Jusel Ägina genannt, die mitten in dem Busen liegt.
6 Diese Bezeichnung (vgl. Ii. 21) wird hier auch wie ein Eigenname benutzt (vgl. „das Kap", Ii. 90).
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Deutschland Frankreich Genua Gols Neapel Ober-Italien Altertum Sicilien Tarent Neapel Messina Rom Italien Genua Ober-Italien Deutschland Deutschland Italiens Gallien Frankreich Messina Altertum_Messana
6
tinopel. Salmydessus (Midja). Apollonia, später
Sozopolis (Sizeboli). Mesembria (Missivria).
Illyricum.
Völkerschaften : Dal»;ater, Liburner, Istrer,
Japyder (ein illyrisch-celtiscbes Mischvolk), die cel-
tischen Scordisker etc. — Flüsse: Drilon (Drinas).
Naro (Narenta). Aous (Vojussa). See Lichnitis
(Ochrida). — Städte: Flanona (Fianona). Senia
(Zengh). Sadera (Zara). Scardona(Scardona). Sco-
dra (Scutari). Cattarus (Cattaro). Epidamnus oder
Dyrrhachium (Durazzo). Apollonia (Polina). Au-
lona (Valona). Lychnidus (Ochrida).
Imnceuonia.
Das eigentliche Macédonien am unteren Axius
bis zum Strymon wurde durch Philipp bis über
Päonien etc. ausgedehnt.— Flüsse: Strymon (Stru-
ma) ; Axius, später Bardarius (Vardar), Haliacmon
(Indsche Karasu). — Halbinsel Chalcidice mit drei
kleineren Halbinseln Pallene, Sithonia und Acte.
— Städte: Pella (Pilla), Hauptst. seit Philipp.
Edessa, später Aegae. Beroea (Veria). Methone
Dium. Pydna. Therma, später Thessalonice (Sa-
lonichi). Chalcis. Olynthus. Potidäa, später Cas-
sandria. Stagira. Amphipolis (Emboli). Philippi
(Ruinen Filibeh). Heraclea.
Jw 9.
Troas und Hellespontus.
Jys‘ 10.
Campus Trojae.
Itlatt Iv.
li.
Graecia.
Von der Quelle des Axius zieht das helleni-
sche Geb. als Wasserscheide zwischen dem ioni-
schen und ägäischen M. bis zum Vorgeb. Sunium.
Es heisst zwischen Thessalien und Epirus das Pin-
dus-Geb. ; westl. liegen ihm die Bergländer von
Illyrien und Epirus vor; östl, gehen von ihm die
cambunischen Berge zwischen Macédonien u. Thes-
salien aus, die an der Küste mit dem 6120' h.
Olympus endigen, ferner das Othrys-Geb., das zwi-
schen dem Peneus und Sperchius, dann längs der
Meeresküste zieht und an der Mündung des Peneus
mit dem Ossa dem Olympus gegenüber tritt (Eng-
pass Tempe). Unter den Berggruppen von Hellas
sind die wichtigsten: der Oeta 4000' h., der Par-
nassus 7500' h., der Helicon, Cithäron, Hymet-
tus 2700' h. unweit Athen.
Der Peloponnesus ist ein kleines Hochland
für sich. Seine Scheitelfläche, das Plateau von
Arcadien, hat eine mittlere Höhe von 3000' und
ist rings von Gebirgen umschlossen (Taygetus-Geb,
im S., Berg Cyllene im N. 7270' h.).
Die griechischen Inseln sind meist hoch
und gebirgig. Auf Creta erhebt sich der Ida 7200',
auf Euböa der Delphi-Berg 3400 '.
Griechenland ist durch seine vielfache Glie-
derung ausgezeichnet. Das Meer bildet den Pa-
gasäischen Meerb. (Golf v. Volo), den Malischen
(G. v. Isdin), den Saronischen (G. v. Aegina),
den Argolischen (G. v. Napoli), den Laconischen
(Golf von Kolokythia), den Messenischen (Golf
von Koron), den Cyparissischen (G. v. Arcadia),
den Corinthischen (Golf von Lepanto), den Am-
bracischen Meerb. (G. v. Arta), — Vorgebirge:
Sunium (Colonna), Scylläum (Schillo), Malea (San
Angelo), Taenarum (Matapan), Acritas (San Gallo),
Chelonates (Tornese), Actium, Acroceraunium (Lin-
guetta). — Flüsse: Peneus (Salambria), Sper-
chius (Hellada), Cephissus (Mauropotamo), der in
den See Copais (Topolias) mündet, Asopus (Asopo)
Eurotas (Basilipotamo), Alpheus (Rufia) mit dem
Erymanthus, Peneus (Gastuni), Achelous (Aspro-
potamob Cocytus, Acheron.
A. Nord-Griechenland.
1. Thessalia (Myrmidonen, Doloper, Perhäber,
Hestiäer etc,).
a. Phthiotis. — Städte: Phthia. Lamiafzei-
tun). Pharsalus.
b. Pelasgiotis. — Städte: Larissa (Jeni-
schehr). Cynoscephalae. Pherae (Velestina).
Boebe am See Boebeis. Pagasae (Volo).
Elatea (Baba).
c. Halbinsel Magnesia. — Städte: Magne-
sia. Jolcos.
d. Thessaliotis. — Städte: Hellas (Hella).
e. Hestiäotis.— Städte: Gomphi(Kalabaki).
Tricca (Trikala).
2. Epi rus (Chaonier, Thesphrotier, Molosser etc.).
a. Chaonia. — Stadt Onchesmus,
b. Thesprotia. — Städte: Ambracia (Arta).
Buthrotum (Buthrinto).
c. Molossis. — Stadt Dodona.
B. Mittel-Griechenland oder Hellas.
1. Attica, 40q.-M.gr. — Städte: Athen (Athi-
nia). Marathon (Marathona). Eleusis (Levsina).
Brauron (Braona). Decelea.
2. Megaris. — Stadt Megara.
3. Böotia. — Städte: Theben (Thiva). Orcho-
menus (Turkochori). Charonea. Coronea. Fla-
liartus. Lebadea (Livadia). Tanagra (Graimada),
Platäae. Leuctra (Lefka). Thespiae (Rimokastri).
Ascra. Aulis.
4. Phocis. — Städte: Delphi (Kastri). Elatea
Elefta). Cirrha. Anticyrrha, Krissa, die frucht-
bare heilige Ebene.
5. Doris.
6. Locris, a) Das epiknemidische Locris, b)
Das opuntische L. mit der Stadt Opus, c) Das
ozolische L. mit Naupactus (Lepanto), Am-
phissa (Salona).
7. Acarnania. — Städte: Argos Amphilochium.
Actium (in der Nähe wurde später Nicopolis
angelegt). Oeniadae (Trigardon). Stratos.
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7
C. Süd-Griechenland oder derpeloponnesus.
1. Arcadia. — Städte: Mantinea (Palaiopoli).
Megalopolis (Siuaro). Tegea. Orchomenus.
2. Laconica. — Städte: Sparta oder Lacedämon
(Misitra). Sellasia. Amyclae. Epidaurus Lirnera
(Napoli di Malvasia oder Monembasia). Helos.
Gythium.— Um die Landschaft Cynuria imn.
führten die Spartaner langjährige Kriege mit
Argos.
3. Messenia. — Städte: Stenyclarus, Sitz der
alten messenischen Könige. Messene(Mauromati),
Burg Ithome. Ira. Methone (Modon). — Insel
Sphacteria (Sphagia). Oenusische Inseln.
4. Elis.
a. Elis. — Städte: Pylus. Elis (Palaiopoli).
b. Pisatis. — Stadt Pisa.
c. Triphylia. — Städte: Pylus. Scyllus
(Scillonte).
5. Achaja. — Städte: Helice. Aegium (Vostiza).
Patrae (Patras). Pellene (Trikala).
6. Corinthia. — Städte: Corinth. Häfen Le-
chaeum und Cenchreae.
7. Sicyonia mit der Stadt Sicyon.
8. Phliasia mit der Stadt Phlius.
9. Argolis. — Städte: Argos. Mycenae (Krawa-
thi). Nemea. Epidaurus. Troezene. Nauplia
(Napoli di Romania). Tiryns. Lerna
D. Die Inseln.
Euböa (Negroponte), vom Festlande durch den
Euripus getrennt, mit den Städten Chalcis (Egri-
bos) und Eretria.
Im saronischen M.b.: Salamis (Koluri). Aegina,
An der Küste von Argos: Hydrea (Hydra). Ca-
lauria (Poros). Tiparenus (Spezzia).
Die ionischen Inseln: Corcyra (Corfu). Paxos
(Paxo). Leucadia (Santa Maura). Ithaka (The-
aki). Cephalenia (Cefalonia). Zacynthus (Zante).
Cythera (Cerigo).
Die Cycladen: Andros (Andro). Tenos (Tino).
Myconus (Myconi). Delos (Dili). Naxos (Naxia).
Paros. Melos (Milo).
Die Inseln Thasos (Thasso). Samothrace (Samo-
traki). Lemnos (Stalimene). Imbros (Imbro).
Creta (Candia) mit dem Berge b. Criumetopon
(Spada), dem Berge Ida und den Städten Gor-
tyna, Cydonia (Canea), Cnossus.
Jv? 12.
Die Umgebungen Athens.
Der Hafen Phalerus war in ältester Zeit allein
im Gebrauch; durch Themistokles wurde der Pi-
räus auf der Halbinsel Munychia zum Haupthan-
dels- und Kriegshafen bestimmt und die Halbinsel
mit Mauern umgeben; unter Cimon wurde der
Piräus durch eine 40 Stadien lange Mauer, und
Phalerus durch eine 35 Stadien lange Mauer mit
der Stadt verbunden; später wurde noch eine dritte,
der ersten parallele Mauer aufgeführt.
.As.' 13.
Athenae.
Blatt V.
Jv? 14.
Italia.
Italien ist von einem einzigen zusammenhän-
genden Kettengebirge, den Apenninen, durchzogen,
die sich an die Alpen anschliessen, dann längs der
ligurischen Küste zur adriatischen Küste, hierauf
nach S.o. bis zum Vorgeb. des Hercules (Cap
Spartivento) ziehen und jenseits des Fretum Sicu-
lum (Str. von Messina) auf Sicilien fortsetzen. Im
W. sind ihnen niedrigere, breitere Berglandschaften
(Subapennin) vorgelagert, welche nur schmale
Küstenebenen übrig lassen.
Flüsse: Padus (Po), in den sich Duria (Do-
rea), Ticinus (Tessino), Addua (Adda), Ollius
(Oglio), Mincius (Mincio), Tanarus (Tanaro), Tre-
bia (Trebbia), Rhenus (Reno) ergiessen. — Tila-
ventus (Tagliamento). Plavis (Piave). Medoacus
major (Brenta). Medoacus minor (Bacchiglione).
Athesis (Etsch). Rubico (Rubicone). Metaurus (Me-
tauro). Aufidus (Ofantoj. Bradanus (Brandano).
— Silarus (Silaro). Vulturnus (Volturno). Liris
(Garigliano). Tiberis (Tiber) mit dem Anio (Teve-
roni) und A.llia. Arnus (Arno). Macra (Magra).
Varus (Varo). — Die Alpenseen: Lac. Verbanus
(Lago maggiore), Lac. Ceresius (Luganer See),
Lac. Larius (Comer See), Lac. Sebinus (Iseo-See),
Lac. Benacus (Garda-See) — In Etruria die Seen:
Lac. Trasimenus (See von Perugia), Lac. Volsi-
nensis (See von Bolsena). — In Umbria: Lac. Ce-
lanus (See von Celano). — In Latium: der Al-
baner See.
A. Ober-Italien, südwärts reichend bis zu
den Küstenflüssen Macra und Rubico, von seinen
gallischen Bewohnern Gallia cisalpina benannt.
1. Gallia transpadana. Die Insubres mit Me-
diolanum (Mayland); die Taurini mit Augusta
Taurinorum (Turin), von August angelegt; die
Salassii mit Augusta Praetoria (Aosta) und Epo-
redia (Ivrea); die Cenomani mit Brixia (Bre-
scia), Cremona, Mantua (in dessen Nähe das Dorf
Andes), Verona; die Laevi mit Ticinum (Pa via);
die Orobii mit Comum (Como) und Bergomum
(Bergamo).
2. Gallia cispadana). Die Boji mit Parma,
Mutina (Modena), Bononia (Bologna); die Lin-
gones mit Ravenna, Faventia (Faenza), Cae-
sena (Cesena).
3. Liguria. —- Städte: Genua. Nicaea (Nizza).
Asta (Asti).
4. Venetia.— Städte: Adria. Patavium (Padua).
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5
(Beirut). Sidon oder Zydon (Said). Sarepta
oder Zarphath. Tyrus oder Zor (Sur); nach
der babylonischen Zerstörung Neutyrus auf
einer Insel. Acco (Akka, St. Jean d’Acre).
Vergl. Bl. I. Jw 1.
d. Das sadl. Syrien oder Palästina. Siehe
Blatt 111.
Jsf 8.
Griechenland und seine Kolonien.
Italien um 500 v. Chr.
Kriege, innere Unruhen und Parteiungen, Über-
völkerung, Wanderlust und Handelsinteressen waren
die Veranlassung, dass ein Theil der Bürger irgend
einer griechischen Sladt die Heimath verliess und
an einem fernen Küstenlande eine Kolonie grün-
dete. Die Zahl derselben war bedeutend, sie be-
trug um das Jahr 600 schon 250. Die wichtig-
sten sind folgende:
1) Auf der Küste Kleinasiens: die von
den Aeoliern (aus Böotien) in Mysien und Lydien
gegründeten 12 Städte, welche einen Bund bilde-
ten, deren Hauptort Cyme war. Einen andern
Bund bildeten die 5 äolischen Städte auf Lesbos
mit der Hptst. Mytilene. — Die 12 zu einem
Bunde vereinigten ionischen Städte, darunter
Miletus (die Metropole von c. 80 Tochterstädten),
Ephesus, Colophon, Phocäa, Samos, Chios; in
späterer Zeit schloss sieh ihnen das äolische Smyrna
an. — Die 6 dorischen Kolonien, darunter Ha-
licarnassus, Knidus, Rhodus.
2) Am Hellespont und den Küsten der
Propontis: Abydus, Priapus, Cyzicus, von Milet,
— Chalcedon, Byzantium, von Megara, — Lampsa-
cus, von Phocäern, — Perinthus, von Samiem, —
Callipolis, von Athenern gegründet.
3) Am Pontus Euxinus: Heraclea Pontica,
von Megara, — Sinope (Metropole von Cerasus,
Trapezus), Phasis, Dioscurias, Tanais am Don,
Panticapaeum, Theodosia, Olbia, Istrus, Tomi,
Odessus, sämmtlich von Milesiern gegründet.
4) An den Küsten vonthracien und Ma-
cédonien: Abdera, von Teos, — Amphipolis, von
Athen, — Potidäa, von Corintli gegründet; ferner
Stagira, Olynthus.
5) An der illyrischen Küste: Die von Co-
rinth gegründeten Abibracia, Argos Amphilochium,
Corcyra, Leucas, Epidamnus.
6) In Unteritalien war die Zahl der Kolo-
nien so gross, dass die Bewohner des Binnenlandes
griechisch redeten und dass man das ganze Land
Gross-Griechenland nannte. Tarent (Metropole von
Heraclea), eine spartanische Kolonie, Sybaris (Me-
tropole von Laus, Posidonia, Metapontum) — nach
der Zerstörung durch die Crotoner wurde von den
Athenern nahe an derselben Stelle die Stadt Thu-
rii gegründet 446, — Croton (Metropole von Pan-
dosia), Caulonia, Locri Epizephyrii, Rhegium (Me-
tropole von Pyxus oder Buxentum), Cyme oder
Cumae in Campanien (Metropole von Parthenope,
das später Palaeopolis und Neapolis hiess), Hyele
(Elea, Velia), eine phocäische Kolonie.
7) Auf Sicili en: Messana (von dorischen Mes-■
seniern gegründet, ehedem Zancle genannt), Naxus
(nach der Zerstörung wieder unter dem Namen
Tauromenium hergestellt 358), Catana, Leontium,
Megara Hybläa, Syracusae (eine corinthische Ko-
lonie), Gela, Agrigentum oder Acragas.
8) In Aegypten: Naucratis, — ferner in Cy-
renaica: Cyrene und Barca, von Spartanern ge-
gründet, — in Süd-Gallien: Massilia (Metro-
pole von Agathe, Antipolis, Nicaea (von Phocäern
gegründet).
Auf der Karte 8 sind zugleich die Donau-
und thracisch-illyrischen Länder enthalten.
Dacia.
Dacien wurde seit 300 v. Chr. von den Geten,
die ehedem im S. des Ister wohnten, und die spä-
ter unter dem Namen Dacier Vorkommen, in Be-
sitz genommen. — Flüsse: Ister (Donau) mit den
Nebenflüssen Patissus oder Tisia (Theiss), Tibis-
cus (Temesch), Aluta, Hierasus (Sereth), Pyretus
(Pruth). — Städte: Sarmizegethusa, später Colo;
nia Ulpia Trajana (Ruinen bei Varhely), Hptst.
Pons Trajani (Ruinen bei Czernetz). Tibiscum
(Temeswar ?).
Moesla.
Moesien war bewohnt von den thracischen Stäm-
men der Moesi oder Mysi, Dardani, Triballi etc.
und den celtischen Scordisci. — Flüsse: der Ister
mit dem Margus (Morava), Timaeus (Timok), Oes-
cus (Isker). — Von den Römern wurde Moesia ein-
getheilt in Moesia superior und inferior.
Städte: 1) Moesia superior: Viminacium,
Hptst. Singidunum (Belgrad). Naissus (Nissa).
Scupi (Uskub). — 2) Moesia inferior: Ratiaria
(Arzer), Hptst. Sardica (Sophia). Nicopolis am
Ister (Nicopoli). Dorostolum, hernach Dristra (Si-
listria) Tomi (Tomiswar). Odessus (Varna).
Thracia.
Unter den hier wohnenden thracischen Stäm*
men werden genannt die Odrysae, Cicones, Bessii
etc. — Flüsse: Hebrus (Maritza) mit dem Tonsus
(Tundscha). Nestus (Karasu). — Städte: Eumol-
pias, später Philippopolis (Felibeh). Adrianopolis
(Edreneh). Plotinopolis(Bludin). Trajanopolis(Ori-
chovo). — An der Küste griechische Kolonien:
Abdera. Aenos (Enos). Callipolis (Gallipoli).
Aegospotamos. Sestus. Rhaedestus, ehedem Bisan-
the (Rodosto). Perinthus oder Heraclea (Erekli).
Selymbria (Selivri). Byzantium, später Constan-
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herbeigeschafft von ungeheurer Größe und Schwere; als er aber an Mar
und Kanzel erkannt, daß es ein Gotteshaus werden solle, und nicht ein
Spielhaus, wie ihm der Baumeister, um seiner Hülfe gewiß zu sein, ein-
geredet, da habe er im Grimm unter schrecklichen Flüchen einen großen
Stein, den er eben in den Klauen gehabt, zu Boden geworfen, und das
sei der Stein hier, der Teufelsstein. Vielleicht hat er den heidnischen
Vorfahren als Opferaltar gedient, und daher der Name Leg gen stein,
d. h. Lügenstein. Heute ist er nichts weiter-mehr, als ein Spiel- und
Kampfplatz für das lustige Kindervolk.
§ 6. Andere Kirchen.
1. Die Liebfrauenkirche im Westen des Domplatzes, so genannt
zu Ehren der Jungfrau Maria, unsrer lieben Frauen, wie es in der
alten Sprache heißt, ist nach langem Verfall vor nun 20 Jahren
wieder hergestellt. Sie ist dis reformirte Hofkirche. Von ihren vier
Thürmen sind zwei einfach achteckig, während die beiden andern (östlichen)
viereckig sind und an jeder der vier Seiten einen Giebel haben. Das
Innere ist mit vielen schönen Bildern, Figuren und Blumenzierrath aus-
geschmückt, an der Decke die Propheten mit Spruchbändern. Außen über
einem Fenster an der Ostseite stehen in drei Nischen drei Figuren aus
Stein. Ueber dem Haupteingange sehen wir ein Bilv, auch drei Figuren
darstellend; es ist Maria mit dem Christkinde, zwischen der heiligen Bar-
bara und Katharina. Unweit dieser Thür hängt an der Wand ein Stoß-
degen an einer Kette. Davon erzählt die Sage, es habe einmal auf
einer Burg nahe bei der Stadt ein Ritter gelebt mit seiner Tochter und
mit einem Jüngling, den er bei sich aufgenommen. Und die beiden ge-
wannen sich lieb.' Aber während der Jüngling davon zog, um im heiligen
Lande im Kriege ritterlichen Ruhm zu erwerben, verlobte der alte Ritter-
seine Tochter einem Andern, und da jener heimkam, war eben Hochzeit
auf der Burg. Da ward er sehr betrübt; doch ging er hinauf, und als
er in den Saal trat, da erschraken Alle, die zugegen waren, denn sie
wußten um der Beiden Liebe. Da ihm aber die Braut heimlich ver-
sicherte, daß ihr Herz ihm treu geblieben und nur des Vaters harter Wille
sie zu diesem Bunde gezwungen, da eilte er hinaus und ging in die Lieb-
frauenkirche, daselbst zu beten. Der Bräutigam aber war ihm nachgeeilt
und da er ihn fand, erstach er ihn am Altar. Das Mädchen starb bald
danach vor Kummer, und der Mörder gab sich auch den Tod. Der
Degen aber, mit dem er die Frevelthat begangen, wurde vor der Kirche
aufgehängt, und jedes Jahr, setzt die Sage hinzu, am Tage dieser Un-
that tröpfelt Blut auf die Stelle am Boden unter dem Degen. — Ehe
wir von hier weiter gehen, wollen wir einmal diese Kirche mit der vori-
gen etwas vergleichen. Hier sehen wir an Thüren, Fenstern, Nischen
überall die Form des Rundbogens, am Dom überall den Spitzbogen,
hier finden wir große vierkantige Säulen, aber nichts von den pracht-
vollen, runden, auf breiter Unterlage emporwachsenden, von vielen kleinen
Rundsäulen umstandenen, Riesenbänmeu gleich in reichen Blätterzierrath
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Extrahierte Personennamen: Grimm Maria Maria Maria Maria Katharina
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reich besetzt. Der Norden aber, % des Ganzen, ist sehr unwirthliches Steppen-
land, wie die nordwärts darüber liegende weite Ebene. Auf der Alpe weiden
Tausende von Schafen. Zwischen der Landenge von Perekop und der Halb-
insel Krim westlich das todte, östlich das faule Meer. Das afowsche Meer
friert fast jeden Winter ganz zu und wird selten vor Ende April für die Schiff-
fahrt frei. Die Krim wurde in alter Zeit von selbständigen Königen beherrscht
(kymmerische Könige, Thoas), die Griechen (Milet) schlössen mit ihnen Ver-
trag und Freundschaft und gründeten an ihren Küsten blühende Handelscolo-
nien und übten aus ihren Handel und ihre inneren Verhältnisse eben so
entscheidenden Einsluß, wie nach ihnen im Mittelalter die Genuesen, aber alle
Cultur, die diese wiejene gesäet, wurde später von den großen barbarischen Reichen,
denen die kleine Krim anheimsiel, von dem großen Gothenreiche Hermannarichs,
von den mongolischen und tatarischen Chanen, von den Türken zertreten.
Doch sind Griechen und Genuesen noch heute die Haupthandelsleute der tau-
rischen Häfen, Tataren die Hauptbewohner des Landes. Gehoben hat sich die
Entwicklung des Landes, seit es unter Rußland gekommen. Die Tataren
gehören der kaukasischen Race an. Sie sind von olivengelber Gesichtsfarbe,
haben kleine schwarze Augen, scheeren den Kops, lassen aber den Bart wachsen,
und wer den größten Bart hat, genießt das größte Ansehn. Bei den Frauen
dagegen wird schönes langes Haar sehr geschätzt. Die Mädchen gelten wie
die Heerde als ein Theil des Erbes und werden wie diese unter die Söhne
vertheilt^ Der Vater verkauft seine Tochter, der Bruder die Schwester. Es
herrscht unter ihnen die Vielweiberei. Der tatarische Jüngling muß dem
Vater um seine Braut dienen. Das Rauchen ist dem Tatar der höchste Genuß,
um den er Essen und Trinken gern entbehrt. Auch Frauen und Kinder rauchen.
In den Häusern der Reichen reicht man dem eintretenden Fremden zuerst eine
Pfeife mit Bernsteinspitze, dann setzt man ihm Honig oder geronnene Milch
und Früchte vor. Und das Obst, besonders die Aepsel der unzähligen Obst-
gärten der Krim sind von außerordentlicher Güte. Die Tataren essen mit den
Fingern, ohne Messer und Gabel. In seiner ganzen Eigentümlichkeit erscheint
der Tatar, wenn er zu Pferde sitzend und die mächtige Peitsche schwingend —
der gemeine Mann ohne Sattel und Steigbügel, oft sogar barfuß — pfeil-
schnell über die Steppe sagt. Die Freiheit lieben sie über Alles. Sie sind
ehrlich, wißbegierig und lieben die Musik. Ihren Gottesdienst halten sie in
kleinen runden Bretterhäusern, die nicht mehr als 30 bis 40 Menschen fassen:
da treten sie in einen Kreis zusammen, weinen und schluchzen; am Ende entsteht
ein wahres Wolfsgeheul und dies dauert so lange, bis einer taumelnd zu
Boden stürzt, dann ist der Gottesdienst zu Ende.
Bei Sebastopol, einst einem der prachtvollsten und sichersten Kriegs-
Häsen von Europa, erlitten am 18. Juni 1854 die verbündeten Franzosen,
Engländer, Türken von den Russen eine Niederlage; aber nachdem jene am
8. September die Südhälfte eingenommen und den Malakoffthurm erstürmt,
mußten die-Russen die Festung räumen, die nun eine Ruine ist und nach dem
Pariser Frieden nicht wieder als Seesestung hergestellt werden darf. —
Die Kosaken sind geborene Soldaten. Jeder Knabe erhält bald nach
der Geburt Flinte und Lanze, kaum kann er auf eignen Füßen stehen, so muß
er auf's Pferd, nichts als Kriegsspiele vergnügen seine Kinderjahre, kaum kann
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