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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 62

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
62 Bau- kunst. Schreiben, Rechnen und Singen, namentlich der Psalmen gelehrt werde und wo man auf wohlverbesserte katholische Bücher, die nur von Erwachsenen mit aller Sorgfalt geschrieben und vor aller' Beschädigung bewahrt bleiben müßten, halten solle. Nicht minder wichtig ist eine Verfügung der Mainzer Kirchenversammlung vom Jahre 813, worin dieselbe auf Karls Veranlassung folgendes fordert: „Das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser zu lernen müssen die Priester immer erinnern, und die, welche darin nachlässig sind, sollen durch Fasten oder andere Züchtigungen gestraft werden. Auch sollen die Eltern ihre Kinder zur Schule schicken, entweder in die Klöster oder außerhalb derselben zu den Presbytern (Priestern), damit sie den katholischen Glauben und das Vaterunser recht lernen und es zu Hause andere lehren können; wer es nicht anders kann, mag es in seiner Muttersprache lernen." — Diese wohlthätigen Anordnungen des gewaltigen Kaisers blieben nicht ohne Wirkung, allenthalben in seinem großen Reiche regte sich der Eifer für die Wissenschaft, und noch heute können wir aus den an ihn eingesandten Berichten erkennen, daß ein Teil der Unterthanen wenigstens eine genügende Bildung empfing. Die große Masse des Volkes blieb leider unberührt von der mächtigen Bewegung, die Karl hervorgerufen hatte. Mit seinem Tode gingen viele seiner heilsamen Veranstaltungen zu Grunde oder wurden in das gerade Gegenteil verkehrt, weil seine Nachfolger weder seinen Geist noch seine Kraft besaßen, das Geschaffene zu verstehen und zu erhalten. In den rauhen Kriegsstürmen, welche die Söhne und Enkel des großen Königs heraufbeschworen, verkümmerten die zarten Knospen des Frühlings, den er hervorgelockt hatte, und nur hier und dort erhielten sich gesunde Wurzeln, aus denen in späterer Zeit neue Zweige und Blüten erwachsen sind. Unter den Zeugen, welche von der umfassenden Thätigkeit Karls reden und Sturm und Drang vielfach glücklich überdauert haben, sind auch die mächtigen Bauwerke zu nennen, die er geschaffen hat. Ihm verdanken die Pfalzen zu Ingelheim, Nymwegen, Tribur und Aachen, sowie die Dome zu Aachen und Michelstadt ihre Entstehung. Karls Berater in Bausachen war Eginhard oder Einhard, der deshalb in der gelehrten Gesellschaft am kaiserlichen Hofe auch den Namen des Erbauers der Stiftshütte, Befeleel, führte. (E. hat nach römischen Vorbildern eine Lebensbeschreibung des Kaisers verfaßt, die noch jetzt als eine der am meisten zuverlässigen geschätzt wird.)

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 146

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Auf die Schönschrift ward großer Fleiß verwendet, man wußte in den Klöstern besondere Schreibfarben herzustellen, mit denen man die Anfangsbuchstaben schön verzierte. Für gewöhnlich benutzte man aus Galläpfeln bereitete schwarze Tinte zum Schreiben. Schreibmaterial waren Pergament und Wachstafel. „Bücher wurden in Leder gebunden und manchmal mit Gold oder geschliffenen Steinen besetzt. — Wer höhere Studien treiben wollte, als die deutschen Kloster-, Dom- und Stiftsschulen ermöglichten, mußte nach Frankreich oder Italien ziehen. Dort blühte besonders die Philosophie und Theologie, hier die Rechtsgelehrsamkeit, welche seit Beginn des zwölften Jahrhunderts sich mit großem Fleiße der Erforschung und Neubelebung des römischen Rechts zuwendete. — Die gelehrten Bestrebungen in aller ihrer Mannigfaltigkeit lehnten sich auf das entschiedenste an die geistigen Schöpfungen des Altertums an. Besondere Pflege fand die Astronomie. Gerbert v. Rheims stellte höchst sinnreiche Werkzeuge auf, um die Erlernung der schwierigen Wissenschaft zu erleichtern. Auch an dem Abte Willihelm von Hirschau wird sein astronomisches und mathematisches Wissen gerühmt. In andern Sinne als in unserer Zeit betrieb man die Geometrie, die gelegentlich als Erdmeßkunst bezeichnet wird. Sie umfaßte in der Hauptsache die Geographie, zu deren Studium Lehrbücher geschrieben und Landkarten entworfen wurden. Die Verbreitung geschichtlicher Kenntnisse unter dem Volke geschah wie vor alters durch Lieder, die sich mit merkwürdiger Zähigkeit von Geschlecht zu Geschlecht vererbten. Neben dieser volkstümlichen, die Stoffe sagenhaft umbildenden und ausschmückenden Geschichtsüberlieferung ging die Geschichtsbeschreibung her, welche ausschließlich in der Hand von Geistlichen und Klosterbrüdern lag." — Unter den Männern und Frauen, welche die Entwicklung des geistigen Lebens zu neuer Blüte brachten, nimmt Bruno, Erzbischof von Köln, der Bruder Ottos I., unstreitig eine der ersten Stellen ein. Frühzeitig dem geistlichen Stande geweiht, hatte er sich mit größtem Eifer dem Studium der Wissenschaften hingegeben und eine hohe Bildung erworben. Neben den oben genannten Fächern waren ihm die beiden wichtigsten Sprachen, Latein und Griechisch, wohl vertraut geworden und er ruhte nicht, als er Bischof geworden war, bis er durch Gründung neuer Schulen am Hofe (Einrichtung der

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 59

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
59 Muin werden noch Petrus von Pisa, der Langobarde Paul Diakonus. Geschichtschreiber seines Volkes und Gegner der Franken, der Dichter Angilbert und Einhard, der Biograph Karls, genannt. Diese Männer bildeten gleichsam eine Akademie, deren Vorsitzender der Kaiser war. In diesem Kreise vergaß er für den Augenblick die Sorgen und Lasten der Regierung, erfreute sich an Rede und Gegenrede, ließ sich unterrichten oder regte selbst allerlei fruchtbare Gedanken an. Damit der Verkehr ein möglichst ungezwungener sei. trugen alle Mitglieder der Akademie fremde Namen. Karl hieß David, Alkuin Flakkus (Ho-ratius). Angilbert Homer. Einhard Nardulus, Hildebold Bischof von Köln. Aaron, der Oberkämmerer Meginsrid Thyrsis u. s. w. Eine Folge der Unterredungen in der Akademie war die Grün-düng von Schulen. Die von Alkuin geleitete Hofschule war §unächsts(g^en< für die Kinder der Hofleute bestimmt, die dort Lesen. Schreiben, Rechnen. Latein, Griechisch. Musik. Rhetorik, Mathematik u. s. w. lernten, indes nahmen auch Kinder geringeren Standes an dem Unterrichte teil und wurden nach ihrer Befähigung später von dem Könige verwandt. Er besuchte die Schule manchmal, um die Leistungen derselben kennen zu lernen. Bei einer solchen Gelegenheit fand sich, daß viele von den vornehmen Schülern träge gewesen waren, während die ärmeren fleißig gearbeitet hatten. Diese empfingen Lob von Karl, jene aber wurden scharf getadelt und mit der Ungnade des Königs bedroht, wenn sie sich nicht besserten. Unter den übrigen Schulen, die Karl an Bischofssitzen und in Karls Klöstern gegründet hat, ragen Fulda, St. Gallen, Reichenau her- tnifen. vor; aus ihnen gingen Männer hervor, die im Staatsdienste oder als Geistliche in großem Segen gewirkt haben. Als Gehilfe des Kaisers bei der Schöpfung von Schulen diente Hrabanus Maurus, Leiter der Schule in Fulda, „der erste deutsche Schulmann und Gelehrte" (geb. 766 in Mainz, gest. als Erzbischof von Mainz 856). Hrabanus Maurus, der Schüler und Freuud des Alkuin, dessen berühmte Schule in Tours er besucht hatte, pflegte insbesondere die deutsche Muttersprache, die er auch im Gottesdienste verwendet wissen wollte. Er schrieb viele Bücher zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse und zur Förderung christlichen Lebens. (Lateinisch-deutsches Wörterbuch zur Bibel, eine Schrift über die Zeitrechnung, ein Buch vom Weltall, eine Weltkunde u. s. w.) Auch durch schöne Bauten und Kunstwerke suchte er den Kunstsinn seiner Mönche und Schüler zu beleben und jedem Talente die ihm

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 147

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
147 königlichen Hofkapelle), in Köln und namentlich in Lothringen, welches er nach der Absetzung Konrads d. R. jahrelang als Herzog verwaltete, oder durch Reformation bereits bestehender Klöster und ihrer ©chuten,^^ den Wissenschaften eine neue Heimstätte bereitet hatte. Neben und Thermit ihm wirkten die beiden Kaiserinnen Adelheid und Theophano. Ottos I. Tochter Mathilde, der Franzose Gerbert. der unter dem Herbert, Namen Sylvester Ii. endlich Papst wurde, die Bischöfe Bern ward von Hildesheim und Meinwerk von Paderborn u. a. für Verbreitung von Kunst und Wissenschaft. Zur Beförderung der Kultur trug auch nicht wenig bei. daß viele deutsche Geistliche italienische werk Bistümer und Pfründen (Stellen, namentlich in der katholischen Kirche, Pader-die dem Inhaber Lebensunterhalt gewähren) bekamen. Auf dem klassischen Boden Italiens gewannen sie für ihre Bildung mannigfaltige Förderung, die sich bei der steten Verbindung, in der sie mit ihrer alten Heimat blieben, auf diese übertrug. Nicht minder segensreich wirken die Wanderungen des Kaiserhofes; bald in Magdeburg und Quedlinburg oder Frankfurt und Regensburg oder in Pavia und Rom — überallhin drang der wärmende und belebende Strahl der Bildung, die von diesem Kreise auserwählter Menschen ausging. Mit liebevollem Eifer versenkten sich die größten Geister in den Reichtum altdeutschen Wesens und Wirkens und förderten mit wahrem Bienen-fleiße längst versunkene Schätze zu Tage, die dank ihrer Mühe noch heute bildend und veredelnd die Herzen erheben. Besonders die historische Wissenschaft war es, die viele Bearbeiter fand. „In dem Kloster Korvey schrieb im Jahre 967 der Mönch Widukind für die Kaisertochter Mathilde. Äbtissin von Quedlinburg, seine drei Bücher sächsischer Geschichten. Er hat die Thaten und Schicksale seines Volkes mit vaterländischer Gesinnung aufgezeichnet, in naturfrischer Lebendigkeit, in epischer Fülle und in einer ruhig fließenden Sprache, worin Ausdrücke des Sallust (römischer Geschichtschreiber von 86 bis 35 v. Chr.) mit Worten und Wendungen der lateinischen Bibel verbunden sind." In Gandersheim lebte in den sechziger Jahren des zehnten Jahrhunderts die Nonne Hroswitha. sie schrieb außer sechs Komödien, die im Gegensatz zu dem vielgelesenen Terenz (193—160 v. Chr. römischer Komödiendichter) den Frauencharakter verherrlichten, ein Heldengedicht zum Ruhme Ottos d. Gr., sowie ein Gedicht über die Gründung von Gandersheim und die Vorfahren der Ottonen. 10*

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 150

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
150 falls die Begeisterung für ein heiliges Ziel nach dem heiligen Lande, aber „Lust zu Abenteuern und Ritterthaten, die Aussicht auf Reichtümer und Schätze, aus Lebensgenüsse, auf Kronen und Herrschaften" waren nicht minder starke Gründe, das Kreuz zu nehmen. „Der Arme und Schutzlose hoffte der Not des Lebens und dem Druck der heimischen Verhältnisse zu entrinnen, der Leibeigene die Freiheit zu erlangen, der Schuldner sich aus den Krallen des Wucherers zu retten, der Mönch dem lästigen Klosterzwang zu entsliehen, der Verbrecher von der Strafe befreit zu werden." Die großartige Bewegung, von der Kirche angeregt und von ihr mit besonderen Segnungen — Sündenvergebung und Erlaß der Kirchenstrafen, Sicherung der Seligkeit, Schutz der Güter des Pilgers u. f. w. — bedacht, erfaßte alle abendländischen Völker und wirkte nach mehr als einer Seite segensreich auf die verschiedenen Rationen ein. „(£§ entstand ein reger Verkehr zwischen dem reichen, kunstfertigen Morgenlande und dem ihm noch weit nachstehenden Abendlande. Köstliche Gewebe, seidene Stoffe, feine Waffen, edle Gewürze u. dgl. bot der Orient, bald lernte man sie im Abendlande kennen, und das zwölfte und dreizehnte Jahrhundert bezog seine glänzende, zum ritterlichen Leben gehörende Kleiderpracht vor allem aus diesen Quellen. Bald wußte auch der christliche Ritter die Tapferkeit und Gastfreiheit, manchmal auch den Edelmut des Sarazenen zu ehren, und so bildete sich das echt ritterliche Verhältnis gegenseitiger Achtung von Feind gegen Feind. Besonders Italien gewann an Reichtum und Glanz des Lebens, bald auch an geistiger Bildung durch den Verkehr mit den Sarazenen: denn Mathematik, Arzneikunde, ja auch die Schriften des im Mittelalter als einzigen Philosophen bewunderten Aristoteles bekam man von ihnen. Aber es drangen nun auch die Fehler der mohammedanischen Religion, Genußsucht und irdischer Sinn in die Gemüter." Im Oriente hatte sich den Kreuzfahrern eine ganz neue Welt auf-gethan, die vielfach einander ganz widersprechende Erscheinungen in den Gemütern hervorrief. Auf der einen Seite schwärmerische Andacht, die alles dem Dienste Gottes und seiner Heiligen weihen wollte, auf der andern wilde Thatenlust, die vor den ärgsten Schandthaten nicht zurückschrak; hier Entsagung bis zur Bettlerarmut, dort unersättliche Habsucht; Abtötung des Fleisches und glühende Sinnenlust — die verschiedenartigsten Regungen des Geisteslebens vereinigten sich oft in einer Menschenseele und riefen eine Stimmung hervor, die man

6. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 85

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
85 feine frühere Härte zurück. Dies hatte zur Folge, daß von einer Stahlplatte, die sich wegen ihrer Härte zur Ausführung außerordentlich feiner Arbeiten vorzüglich eignet, bedeutend mehr Abzüge genommen werden konnten als von einer Kupferplatte, die, wenn sie gut gestochen ist, nur 1500 gute Abzüge liefert, während eine geätzte Platte gar nur 500 aushält. Holzschnitt und Kupferstich, dem sich im zweiten Jahrzehend unsers Jahrhunderts der Stahlstich zugesellte, waren gleichsam die Boten, die in den entlegensten Orten unsers Vaterlandes von der gewaltigen Bewegung des geistigen Lebens im deutschen Volke zeugten. In seinem Streben nach dem Höchsten, d. i. nach der Vereinigung mit Gott, ward die Religion naturgemäß seine Führerin; sie verknüpfte die Erde mit dem Himmel und gewährte den durch die Not des Lebens gedrückten Seelen den Trost der endlichen Erlösung von allem Übel. Ahnend drang der Geist des Volkes in die Geheimnisse der göttlichen Weltregierung ein und suchte, was er geschaut, im Bilde festzuhalten. So trat die Kirche in den Mittelpunkt des Lebens, sie bildete den Brennpunkt, der alle Strahlen des aufgehenden Verständnisses für Irdisches und Geistliches in sich vereinigte und eine Glut der Begeisterung erzeugte, welche die schwierigsten Ausgaben gleichsam spielend löste. Staunend schauen wir zu den großartigen Zeugen des Kunstfleißes jener Tage empor; sie reden eine Sprache, die klarer und eindringlicher, als viele Worte es vermögen, uns mahnend zurufen: „Was du ererbt von deinen Vätern haft, Erwirb es, um es zu besitzen." Auf die große Bedeutung der Architektur tm geistigen Leben des Volkes ist schon im ersten Teile (S. 129 ff.) hingewiesen worden, ebendort haben auch die wichtigsten Stilformen, wie sie bis etwa 1450 nacheinander geherrscht haben, eine kurze Besprechung erfahren; es erübrigt nun noch nachzuweisen, wie sich die andern bildenden Künste, Bildnerei und Malerei, im Dienste der Architektur zu immer höherer Kraft und Schönheit entwickelt haben, so daß sie in unsern Tagen als selbständig gewordene Erscheinungsformen des künstlerischen Lebens dastehen. In dem Bilderschmucke in Stein und Stuck verrät sich zwar noch Bild-die Befangenheit der Künstler, welche ganz schüchtern eben erst an- 'und singen, statt der als Vorbilder idealer (nur in der Vorstellung be-^unte"* gründeter) Mächte, Gewalten, Menschen u. s. w. gebräuchlichen Formen^schaf? die Natur selbst, besonders die Menschen zu studieren, aber es offenbart

7. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 234

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
234 bis 1384), der in seiner Vaterstadt Deventer den religiösen Orden ,der Brüder vom gemeinsamen Leben' stiftete. Nicht mehr scholastische Schulweisheit, sondern das Studium der Bibel, ihre Übersetzung und Verbreitung, die Schriften der Kirchenväter und der heidnischen Sittenlehrer füllten jetzt das Leben der Forscher aus. In den Häusern der,Brüder vom gemeinsamen Leben' empfingen die Schüler eine so treffliche Bildung, daß viele von ihnen später ausgezeichnete Gottesgelehrte wurden, die aus der Kanzel sowohl wie auf dem Katheder eine segensreiche Wirksamkeit entfalteten. Namen wie Thomas von Kempen, dessen Buch von der Nachfolge Christi noch heute von Protestanten und Katholiken gern gelesen wird, Ludwig Dringenberg, der berühmte Leiter der Schule in Schlettstadt, Rudolf Lange und Rudolf Agricola, der große Meister, zu dessen Füßen in Heidelberg eine Reihe der hochbegabtesten Schüler saß, um unter seiner Leitung die alten Sprachen zu studieren, und endlich Konrad Celtes, Agricolas Schüler, der von Universität zu Universität ziehend, als Apostel der Aufklärung überall neues Leben und Streben zu wecken verstand, glänzen noch heute als Zierden der Wissenschaft und Freunde des armen Volkes, das in seiner Unwissenheit stumpf und dumpf dahinlebte. Wohl brannte in der Seele des Volkes der heiße Wunsch nach Erlösung von den Fesseln einer Kirche, die verweltlicht und in Aberglauben und Unsittlichkeit versunken war, aber noch war die Nacht nicht hin. Wer die Zeichen der Zeit verstand, ahnte es ja allerdings, daß die feurigen Strahlen, die über den Himmel zuckten, das baldige Nahen der Sonne verkündeten. Die schönen Wissenschaften und Künste, besonders aber das Studium der alten Sprachen und ihrer Schriftwerke bewirkten, daß man sich allmählich wieder auf das Wort des Schöpfers besann, das da lautet: ,Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei/ Menschen zu Menschen zu bilden, war der ideale Zweck der edlen Männer, die es durchsetzten, daß man der abgestandenen Schulgelehrsam-keit der Scholastik den Abschied gab und wieder zu deu Quellen zurückkehrte, aus denen allein wahres Heil für die Menschheit hervorgehen konnte: Gottes Wort lauter und rein und von Erzeugnissen menschlicher Weisheit dasjenige, was die reine Menschennatur ant deutlichsten erkennen ließ, die Sprachen der naturfrohen Griechen und Römer. Aus diesem Grunde bezeichnet man die Strömung, welche ant Ende des fünfzehnten Jahrhunderts die besten Geister der gebildeten Welt bewegte, mit dem Namen des Humanismus.

8. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 205

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
205 auch bei ihnen der unselige Rangstreit, den Jesus an seinen Jüngern so scharf verurteilte; auch im Kloster war's nicht einerlei, ob ein Bruder dem adeligen Geschlechte entstammt war oder in der Hütte des Leibeigenen das Licht der Welt erblickt hatte: wer niedern Standes war, sollte auch in der Klostergemeinschaft nur niedere Dienste thun. Nur ungern entschloß man sich zur Aufnahme eines Mannes von geringem Herkommen und ließ ihn meist nur Laienbruder werden, der nie an die Erlangung der Priesterwürde denken durfte. Wo viel Licht ist, findet sich auch stets viel Schatten: die Verdienste Verfall der Klöster um die Verbreitung von Bildung und Gesittung, um Ein-Klöster, führnng und Verbesserung des Ackerbaues, um die Hebung der Viehzucht, des Gartenbaues u. s. w. sind unbestreitbar und sichern ihnen ein dankbares Gedenken, um so mehr ist es zu beklagen, daß diese ersten Träger der Kultur ihrer Pflicht vergaßen und einer neuen Macht den Platz räumten, der höfisch-ritterlichen Bildung, die durch ihre Überschwenglichkeit auch sehr bald wieder versumpfte. Der große Reichtum der Klöster, der sich durch den bienenartigen Fleiß seiner Bewohner stetig mehrte, die angesehene, fast fürstliche Stellung der Äbte bewirkten im zwölften Jahrhundert, daß die Klöster mehr und mehr als bequeme und einträgliche Versorguugsstellen nachgeborener Söhne des hohen Adels und der Fürsten angesehen wurden. Die neuen Äbte fürstlichen Stammes waren häufig sehr weltlichen Sinnes, denen die ernste Ausübung ihres hohen geistlichen Amtes eine sehr lästige Bürde war. Sie überließen daher ihren Stellvertretern die Last und wählten für sich Lust und Ehre. Es war nichts Seltenes in jenen Tagen, einen Abt mit dem Falken auf der Faust zur Reiherjagd reiten zu sehen, oder ihn im glänzenden Harnisch, bewehrt und bewaffnet, an der Spitze einer Kriegerschar zu erblicken, die der Mann des Friedens in den männermordenden Streit führte. Bischöfe und Erzbischöfe waren nicht selten die besten Feldherren, die bald für, bald gegen den Kaiser das Schwert zogen. Hand in Hand mit dieser Verirrung ging eine andere: die schrankenlose Hingabe der Klosterherren an die Forderungen der Sinnlichkeit. Für jede erdenkliche Ausschweifung lagen die Mittel bereit, fanden sich die Wege geebnet, boten sich dienstwillige Helfer an. Wissenschaft und Kunst und ernste Frömmigkeit hatten einst die Räume der Klöster durchleuchtet und durchwärmt und sie zu Leuchttürmen gemacht, deren klares und mildes Licht dem Zagenden Wanderer in den verschlungenen Jrrpfaden des Lebens die

9. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 55

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
55 bleiben, daß der Bund zerfiel und nur eine lose Verbindung unter den Städten am Rheine bestehen blieb. (Nach Schwebel.) Diesem ersten Versuche, durch Bündnisse mit Gleichgesinnten den Landfrieden zu erhalten, sind dann noch sehr viele andere gefolgt, aber kein Bund hat lange Bestand gehabt. Die wichtigsten in der langen Reihe der Verbindungen sind folgende: Der schwäbische Bund von 1376, der sich besonbers gegen den Grafen Eberharb von Württemberg richtete (Schlachten bei Reutlingen 1377 und bei Döffingen 1388), der neue rheinische Bund, der 1354 auf Veranlassung Karls Iv. entstand, und der schwäbische Bund von 1488. Derselbe hatte einen Bundesrat, ein Bundesgericht und ein Bundesheer von 12000 Mann Fußvolk und 1200 Mann Reiterei. Obgleich er fast fünfzig Jahre bestand, hat er doch für die dauernde Befestigung des Landfriedens wenig von Bedeutung geleistet. Erst als die Städte erkannten, daß die geheime Feinbschast der Fürsten gegen ihre Wohlfahrt nie ganz zu überwinben war, vielmehr bei der geringsten Veranlassung offen ausbrach, verzichteten sie auf diese Verbindung und suchten untereinanber engeren Anschluß. Das führte zur Entstehung des Hansabunbes. i&®e?ra. Sein Anfang ist in Dunkel gehüllt, sein Name führt uns zurück bund. zu der fernsten Vergangenheit. In der gotischen Bibelübersetzung des Ulfilas heißt es Marc. 15, 16: ,Die Kriegsknechte aber führten Jesum hinein in das Richthaus und riefen zusammen alla liansa b. i. die ganze Schar/ Es bebeutet bemnach soviel wie: kriegerische Verbindung, Heeresabteilung. Im Saufe der Zeit veränderte sich der Sinn des Wortes etwas, man bezeichnete zumeist kaufmännische Vereinigungen sowie die Abgaben oder Zahlungen, welche das Recht, an einer solchen Vereinigung teilzunehmen, dem Einzelnen auflegt, damit; dieselbe Bedeutung Haben Gilbe, Jnmmg, Zeche, Gaffel u. s. w. Nur in der Genossenschaft, in der Vereinigung konnte im Mittelalter der Einzelne wirken und für seine Thätigkeit den nötigen Schutz finben. Die Verbindung mit Gleichstrebenben umfaßte das ganze Leben, war in vielen Fällen erblich und biente als Mittel zur Erfüllung der mannigfaltigsten Zwecke, wissenschaftlicher, künstlerischer, religiöser nicht weniger, als staatlicher, landwirtschaftlicher und gewerblicher. „Die Hansa war, ehe sie ein Bund deutscher Städte ward, eine Vereinigung derjenigen deutschen Kaufleute, die über Land und Meer zogen, um die Waren an ihrer Ursprungsquelle zu holen und den Käufern zuzuführen. Dem Verkehr der bamaligen Zeit fehlte Auftrags- und

10. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 111

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
111 hervorragten, muß als einer der besten Jan I o e st genannt werden, der seit 1505 die großartige malerische Ausstattung des Hochaltars in der Pfarrkirche zu Calcar ausführte. Ihm gesellt sich ein nach seinem Hauptbilde im Museum zu Köln als Meister des Todes Mariä bezeichneter Künstler zu. Der Meister verlegt die Handlung (Tod der Maria) in ein geräumiges Gemach, das die Formen der italienischen Renaissance trägt. Die Madonna, umgeben von den Aposteln, liegt sterbend in einem prachtvollen Himmelbette. An der Vorderseite des Bettes kniet Petrus, angethan mit der päpstlichen Dalmatika (ein Überziehkleid), das geöffnete Brevier in den Händen. Während einer von den Aposteln der Sterbenden eine geweihte Kerze in die Hand giebt, liest ein anderer Sterbegebete, zwei der Jünger fachen das Weihrauchbecken an und von rechts her naht ein Apostel mit dem Weihwasser. Auf einem zweiten Bilde, das denselben Gegenstand behandelt, sieht man das Sterbebett der Madonna nicht von der Seite, sondern vom Fußende her, wodurch die ganze Komposition einheitlicher und durchgebildeter erscheint. Aus der Schule dieses Meisters ging Bartholomäus Bruyn hervor, einer der ausgezeichnetsten Künstler der Kölner Schule. Er war besonders groß in der Bildnismalerei. Der hervorragendste unter den Künstlern der „roten Erde" ist unstreitig Heinrich Aldegrever, um 1502 in Paderborn geboren und später in Soest ansässig. Er verließ die althergebrachte Weise und folgte den Wegen, welche Dürer gewiesen hatte. Sein Hauptverdienst liegt in der Pflege der Kupserstecherkunst. Man kennt gegen 300 Blätter von ihm, zu deren Herstellung er die Stoffe aus allen Gebieten nahm. „Unter seinen Porträts sind neben Luther und Melanchthon besonders die beiden Wiedertäufer Johann von Leyden und Bernhard Kmpper-dolling von besonderem Interesse." Nach Aldegrevers Tode verfiel die westfälische wie alle übrigen Schulen bald in äußerliche Manier. Nachdem wir so an der Hand eines der hervorragendsten Forschers dem Entwicklungsgänge der deutschen Kunst gefolgt sind, geziemt es9eroet6e' sich wohl, das weniger in die Augen fallende, aber darum doch nicht minder anziehende Leben der Volksklassen zu betrachten, aus deren Mitte die großen Meister auf dem Gebiete der Baukunst, der Bildnerei und Malerei hervorgegangen sind. Führt uns die Geschichte der Kunst auf die Höhenpunkte menschlicher Entwicklung, wo uns die Nähe der Gottheit ahnungsvoll durchschauert, so erblicken wir bei einer Wanderung durch die Werkstätten der Handwerker an einer langen Reihe von
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