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Tuch gewebt. Auch die Baum wollen weberei ist weit verbreitet. Aus
dem Eisen, das der Boden in reichem Maße birgt, stellt man z. B. in
Pilsen und Prag allerlei Metallwaren her. Im Böhmerwalde und
in den Sudeten, wo der Boden reich an Quarzsand ist, finden wir alt-
berühmte Glasfabriken. Auf dem Reichtum von Ton- und Porzellan-
erde beruht die Porzellanfabrikation, durch die besonders Karlsbad
berühmt geworden ist. — Wiedergabe.
Handel und Verkehr. Vieles von dem, was der Böhme in seinem
Lande gewinnt oder herstellt, sendet er hinaus in alle Welt. Böhmisches
Bier und böhmische Kohlen, böhmisches Glas und böhmische Leinwand
gehen in alle Welt. Böhmisches Obst wird bis nach Berlin gebracht.
Wie kommt es, daß es Böhmen leicht ist, Handel zu treiben? Es besitzt
eine Anzahl schiffbarer Flüsse. Nenne diese! — Die Elbe verbindet die
Sudetenländer mit Nord deutscht and und der Nordsee, die Donau mit
Ungarn und den Staaten der Balkanhalbinsel. Die Sudetenländer werden
auch von einem dichten Eisenbahnnetz durchzogen. Zeige die bedeutendsten
Eisenbahnen auf der Karte! — Welche Städte unseres Vaterlandes stehen
mit den Sudetenländern durch Eisenbahnen in Verbindung? — Wiedergabe.
Staaten und Ortschaften. Zeige und nenne die einzelnen Staaten
des österreichischen Sudetengebiets! Böhmen, Mähren, Schlesien.
a) Böhmen. Gib die Lage und Ausdehnung des Königreichs
Böhmen an! Nordwestliche Provinz — sie liegt zu beiden Seiten der
Elbe und der Moldau — wird rings von Gebirgszügen eingeschlossen
(welchen?) Die Hauptstadt des Landes ist Prag (zeigen!). Bestimme
die Lage der Stadt! — Prag ist eine großes und schöne Stadt2). Die
Stadt liegt in herrlicher Lage zu beiden Seiten der Moldau. Weit umher prangen die
Hügel im Schmucke der Obst- und Weingärten. Über das Häusermeer ragen zahlreiche
Türme hinweg; Prag ist nämlich „die Stadt der K i r ch en und P a l ä st e". Über
die Moldau führt eine altehrwürdige Brücke, die das Bild des heiligen Nepomuk ziert.
Johannes Nepomuk ist nämlich der Schutzpatron der Stadt; seine Gebeine ruhen im
Dome in einem silbernen Sarge. Prag ist auch Böhmens erste Industrie - und
Handelsstadt. Gib an, welche geschichtlichen Erinnerungen die Stadt
Prag in euch weckt! (Hussitenkriege, der 30 jährige Krieg nahm hier seinen Ausgang,
Schlacht bei Prag 1618, 1757 (Schwerins Tod, Scharnhorst starb hier usw.). — Wieder-
gäbe. Welche andere Städte hast du in Böhmen kennen gelernt? Pilsen, Reichenberg,
Leitmeritz, Trautenau usw. Gib an, was dir von diesen Städten bekannt ist! Pilsen
(Industriestadt im Eisen- und Kohlengebiet, berühmte Bierbrauereien). Reichenberg
ldie größte deutsche Stadt in Böhmen, der Hauptsitz der Wollweberei). Trautenau
(Hauptsitz der Leinenfabrikation). Lei tme ritz (in fruchtbarer Wsizengegend). Aussig
und Eger sind Hauptsitze des Braunkohlengebiets. Nenne Badeorte in Böhmen, die
heilkräftige Quellen aufweisen! Karlsbad, Töplitz, Franzensbad, Marien-
b a d. Bestimme die Lage der Orte. — Karlsbad ist außerdem der Hauptsitz der
Porzellanfabrikation. Zeige und nenne Orte, die geschichtliche Erinnerungen in euch
wecken! Königgrätz, Gitschin, Nachod, Skalitz, Kolin, Lowositz,
Kulm und N o l l e n d o r f usw. — Wiedergabe.
b) Markgrafschaft Mähren. Mähren breitet sich an der March
und ihren Nebenflüssen aus und reicht vom böhmisch-mährischen Höhen-
rücken bis zu den Karpaten. Die Hauptstadt des Landes ist Brünn.
J) Prag zählt mit Vororten 410000, ohne diese 225000 Einw.
_2) Humboldt zieht vor Prag nur die Städte Lissabon, Neapel und Konstantinopel
bezüglich der Schönheit derselben vor.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
— 134 —
daß diese Orte Bade- und Kurorte geworden sind? Geschützte, gesunde
Lage, heilsame Quellen usw. — Wiedergabe.
Geschichtliche Orte. Schlesien ist reich an geschichtlichen Orten.
Zeige und nenne solche! Leuthen, Mollwitz, Liegnitz, Bunzelwitz,
Burkersdorf, Hohenfriedberg, Primkenau usw. Gib an, welche
geschichtlichen Erinnerungen diese Orte in euch wecken? (Siehe Städtetabelle!)
Sachliche Besprechung und Anwendung:
1. Weise nach, daß Schlesien wert war, daß so lange um es ge-
stritten wurde! a) Schlesien ist reich an Naturschönheiten, b) es besitzt fruchtbaren
Boden, o) die Provinz hat eine blühende Landwirtschaft, 6) sie ist reich an blühenden
Erwerbszweigen, e) sie treibt einen regen Handel und hat eine günstige Lage (Nachweis!).
2. Warum müssen wir Schlesien zu den deutscheu Jndustriebezirken
rechnen? Reiche Bodenschätze, mannigfaltige Industriezweige, zahlreiche große und
kleine Jndustrieorte.
3. Wie konnte sich in Schlesien eine so ausgedehnte Industrie ent-
wickeln? Schlesien ist reich an Bodenschätzen und Bodenerzeugnissen, an Holz und
Kohlen; es hat eine reiche Wasserkraft usw.
4. Was trug zur Förderung der fchlesischen Industrie bei? Die Weg-
famkeit des Landes, der Fleiß der Bewohner usw.
5. Inwiefern kann man Breslau »das Herz Schlesiens" nennen?
Breslau hat dieselbe Lage in Schlesien, wie das Herz im menschlichen Körper; es
steht durch die Oder und durch zahlreiche Eisenbahnlinien mit allen Teilen der Provinz
in Verbindung usw.
6. Inwiefern tritt uns eine Dreiteilung in Schlesien entgegen?
7. Inwiefern kann das schlesische Flachland als ein Glied des
Norddeutschen Tieflandes betrachtet werden? Dieselbe Bodenbeschaffenheit usw.
8. Schildere den fchlesischen Berg- und Hüttenbezirkl Überall steigt
Rauch und Qualm auf; wie Türme ragen die hohen Schornsteine der Gruben, Hoch-
Sfen und Walzwerke empor. In den vielen Hochöfen wird das Eisen durch starke
Httze flüssig gemacht und dann in beliebige Formen gegossen. Gewaltige Eisenhämmer
verarbeiten es zu Schmiedeeisen. Die Straßen sind mit schwarzem oder gelbem Staube
hoch bedeckt. Auf weiten Strecken lagern Aschen- und Schlackenmassen (d. i. ?). Hier
und dort sehen wir viele Strecken, die wie durch ein Erdbeben verwüstet erscheinen;
sie sind eingestürzt, weil der Boden unter ihnen vollständig ausgehöhlt war usw.
9. Weise nach, daß die Sudeten eine feste Schutzwehr gegen Österreich sind!
10. Schildere das Leben im Innern einer Grube!
11. Gib an, welchen Einfluß die Industrie auf Befiedelung, Volks-
leben usw. ausübt!
Zusammenfassung und Einprägung nach folgender
Übersicht.
Die Provinz Schlesien.
(Eine zusammenstellende Wiederholung.)
Kehrxiel: Wir wollen nochmals kurz die Provinz Schlesien,
die östliche Schatzkammer des preußischen Staates, betrachten.
Lage und Ausdehnung. Was lehrt die Karte über die Lage und
Ausdehnung der Provinz Schlesien? (Siehe S. 112.)
Grenzen. Gib die Grenzen der Provinz Schlesien an!
Name und Größe. Gib an, woher Schlesien den Namen erhalten
hat! S. 112.) Was ist euch von der Größe der Provinz bekannt?
Bodengestalt und Bodenbeschaffenheit. Was lehrt die Karte von
der Bod eng est alt Schlesiens? Teils Gebirgsland, teils Flachland. Gib
a) die Lage des Gebirgs-, b) des Flachlandes an! —Welche natür-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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330
die gemeinschaftliche Regierung, die man von gottorfer Seite gänzlich
aufzuheben suchte; theils endlich die Frage, ob der Herzog seinen
Namen und seinen Titel in den gemeinschaftlichen Verordnungen
mit eben so großen Buchstaben als der König schreibe» dürfe
(der Fracturstreit). Cs schien indeß, daß Alles ein friedliches
Ende nehmen würde, als plötzlich die Dinge in Folge der Treu-
losigkeit, welche die gottorfer Regierung gegen den König in dem
Kriege bewies, der aufs Neue mit Schweden ausgebrochen war,
eine andere Wendung nahmen.
Die äußere Veranlassung zu diesem Kriege waren einige Be-
leidigungen, welche die Schweden dänischen Schiffen zugefügt hat-
ten, und einige Aeußerungen Karls Xii., welche Grund zu der
Vermuthung gaben, daß er Dänemark angreifen würde, wenn er
mit seinen übrigen Feinden fertig geworden sei. Der wahre Grund
war aber die Aussicht, die sich jetzt mehr als je zu eröffnen schien,
die verlornen schottischen Provinzen wieder zu erobern, da Schwe-
den sich in der hülflosesteu Lage befand, und durch die glänzenden,
aber unnützen Siege seines Königs, die zuletzt mit der Niederlage
bei Pultawa (1709) endeten, so erschöpft war, daß es einem ernst-
lichen Angriffe nicht wiederstehen zu können schien. Friedrich Iv.
hatte am Schluffe des Jahres 1708 eine Reise nach Italien un-
ternommen und auf der Rückkehr den König August in Dresden
besucht, wo zwischen Dänemark, Polen und Sachsen ein Bündniß
gegen Schweden geschlossen wurde, dem später auch Rußland bei-
trat. Ein dänisches Heer von 16,000 Mann unter Anführung
des Grafen Reventlow, welcher in auswärtigem Kriegsdienste sich
den Namen eines tüchtigen und erfahrenen Offiziers erworben
hatte, ward gegen das Ende des Jahres 1709 in Schonen ge-
landet und breitete sich im Anfange des folgenden Jahres über
diese ganze Provinz aus. Aber der kühne schwedische General
Magnus Steenbock, welcher in Eile ein Heer neuausgeschriebener
Soldaten schuf, zwang Reventlow, dessen Heer so schlecht ausge-
rüstet war, daß es an den ersten Bedürfnissen Mangel litt, sich
zurückziehen. Am 10. März 1710 kam es zu einer Schlacht bei
Helsingborg, welche Jürgen Rantzau, der während einer Krank-
heit Reventlow's den Befehl übernommen hatte, gänzlich verlor,
weil er unbesonnen die feste Stellung verließ, die Reventlow dem
Heere angewiesen hatte. Die Ueberreste des dänischen Heeres
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Extrahierte Personennamen: Karls Friedrich_Iv Friedrich August Reventlow Magnus_Steenbock Magnus Reventlow
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Karls Italien Dresden Dänemark Polen Sachsen Helsingborg
deutschen Protestanten schickten Hülfe unter dem tapfern Grafen von
Mansfeld, und der Kaiser ließ Heere gegen Böhmen anrücken. Da
starb Matthias 1619; und ihm folgte ein weitläufiger Verwandter 1619
Ferdinand Ii. Ihn kannte man als einen wüthenden Feind der Pro-
testanten: er hatte in den österreichischen Erbstaaten durch schlaue Kunst-
griffe die schon weit verbreitete lutherische Kirche gänzlich unterdrückt
und breitete, um alle Gewaltthätigkeiten zu rechtfertigen, den Glauben
aus, die protestantische Lehre reize .zu Ungehorsam und Aufruhr; und
alle Bemühungen der Ketzer seien darauf gerichtet, sich von der landes-
herrlichen Obergewalt los zu machen. — Einen solchen Fürsten mußte
Böhmen scheuen.
Und überall zeigten sich Freunde: Schlesien unterstützte, Mähren
ward gewonnen, in einem Theile Oesterreichs erhoben sich die unter-
drückten Protestanten wieder. Dadurch muthig gemacht, erwählten die
Böhmen Friedrich Kurfürsten von der Pfalz, einen reformirten Fürsten,
zu ihrem Könige. Er schwankte lange, die gefährliche Würde anzu-
nehmen; doch seine Gemahlin, eine Tochter des Königs von England,
trieb ihn dazu: Kannst Du Dich vermessen, die Hand einer Königs-
tochter anzunehmen, und Dir bangt vor einer Krone, die man Dir
freiwillig bringt? Ich will lieber Brod essen an Deiner königlichen
Tafel, als an Deinem kurfürstlichen Tische schwelgen. — Er nahm
das Königthum an, und die Krönung wurde zu Prag mit großer
Pracht vollzogen. — Doch Friedrich war nicht der Mann, der sich in
einer so mißlichen Lage zu behaupten verstanden hätte; er verschwendete
seine Zeit in Ergötzlichsten; zerstreuete die Einkünfte seiner Länder in
eitlem Prunk und drückte das Volk durch Auflagen. So machte er
sich in Kurzem verhaßt: seine Soldaten wurden muthlos, und 1620 1626
den 8. November auf dem weißen Berge unweit Prag geschlagen.
Friedrich saß während dieser Schlacht bei einem großen Gastmahle in
Prag, und da er hörte, daß seine Soldaten gänzlich zerstreut wären,
entfloh er Nachts mit solcher Eilfertigkeit, daß er seine Krone und seine
geheimsten Papiere zurückließ.
Dies Treffen hatte das Schicksal von ganz Böhmen entschieden.
Prag ergab sich gleich am andern Tag dem Sieger; die übrigen Städte
folgten dem Schicksale der Hauptstadt, und die Unterthanen huldigten
Ferdinand, jetzt ohne alle Bedingung. Nach 3 Monaten wurden 27 der
Hauptansührer hingerichtet, von dem gemeinen Volke eine unzählige
Menge. Die Güter der Abwesenden und Todten wurden eingezogen;
alle protestantischen Priester wurden Landes verwiesen, und den Maje-
stätsbrief durchschnitt Ferdinand mit eigener Hand und verbrannte das
Siegel. Sieben Jahre nach der Schlacht bei Prag war alle Duldung
gegen die Protestanten im Königreiche aufgehoben.
Doch Ferdinand war mit der Wiedereroberung seines Landes nicht
zufrieden; auch Friedrich, Kurfürst von der Pfalz, der es gewagt hatte,
sich zum Könige in Böhmen wählen zu lassen, sollte gezüchtiget und
gänzlich vernichtet werden. 1621 wurde Friedrich seiner Kurwürde ent- 1621
scht, aus seinen Landen verwiesen; und der Herzog von Baiern,
Maximilian, der durch seine Heere und seinen berühmten General
Tilly in Böhmen gesiegt hatte, ward Kurfürst und erhielt die ober-
pfalzischen Länder. Dadurch bekamen die Katholiken ein zu entschei-
20*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Matthias Ferdinand Friedrich_Kurfürsten Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ferdinand Ferdinand Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Oesterreichs England Prag Prag Baiern
342
Sept., vertrieb die Oestreicher wieder aus Schlesien und nöthigte auch
Sachsen durch den Sieg bei Keffelsdorf zum Frieden, so daß noch am
1745 Ende des Jahres 1745 Schlesien ihm aufs Neue zugesichert wurde und
Sachsen eine Million Thaler an Preussen bezahlen mußte. Diese Kriege,
so rasch und kühn begonnen, und so kraftvoll und glücklich geführt, ge-
wannen dem Preussischen Namen Achtung durch ganz Europa, gaben
dem Volke einen begeisternden Aufschwung, und machten den Namen
Friedrichs geehrt und gefürchtet.
1748 1748 erhielt Maria Theresia auch Frieden von Frankreich; sie
ward als Königin von Ungarn anerkannt, trat fast ganz ohne Verlust
aus dem drohenden Kampfe, aber mit um so größerer Erbitterung gegen
Preussen, das bisher so ohnmächtig geschienen hatte und ihr am schäd-
lichsten geworden war.*) Friedrich Ii. verkannte dies nicht: er sah,
welch ein unsicherer Besitz Schlesien für ihn war; er bemerkte den all-
gemeinen Neid, den seine schnell errungene Größe erregte und suchte sich
dagegen sicher zu stellen. Er vermehrte seine Armee aus 150,000 Mann
und übte sie so kunstreich, daß alle Heerführer Europa's von ihm lern-
ten. Er ließ die Bewegungen aller verdächtigen Staaten ringsumher
strenge beobachten, und durch die Verrätherei eines sächsischen Sekretärs
erfuhr er einen ungeheueren Plan, der gegen ihn entworfen war. Maria
Theresia von Oesterreich stand an der Spitze des Bundes; ihm war
zuerst beigetreten Elisabeth, Kaiserin von Rußland, die sich von Fried-
rich durch Worte beleidiget glaubte; bald darauf August Iii., König
von Polen und Kurfürst von Sachsen, durch seinen furchtbaren Nachbar
schon einmal aus seiner Hauptstadt vertrieben und durch seinen Minister
Brühl zur glühendsten Rache gegen Preussen entflammt. Und endlich
vereinigte sich, worüber damals ganz Europa staunte, Ludwig Xv.,
König von Frankreich, mit Oesterreich. Seit mehr als 200 Jahren
war Krieg oder nie doch redlicher Friede zwischen diesen beiden mäch-
tigen Nachbaren gewesen; jetzt verband sie, jedoch nur auf kurze Zeit,
der gemeinschaftliche Vortheil. Friedrich Ii. hatte nämlich mit Georg Ii.,
1756 König von England, 1756 ein Bündniß geschlossen, die deutschen
Staaten des Königs von England, Hannover, gegen Frankreich zu
schützen. Darüber war Frankreich unzufrieden und verband sich gegen
Preussen mit Oesterreich. Zuletzt folgten, durch Frankreichs Einfluß
vermocht, Schweden, und durch Oesterreich gezwungen, die meisten
Staaten des deutschen Reiches. — Dieser furchtbare Bund wollte
nichts weniger, als Friedrich Ii. entthronen, ihm alle seine Länder neh-
men und aus Gnade ihm vielleicht die Mark Brandenburg lassen.
Schlesien war für Oesterreich, Preußen für Rußland, Magdeburg
und Halberstadt für Sachsen, die westphälischen Provinzen und Han-
nover für Frankreich und Pommern für Schweden bestimmt. Und
es schien unmöglich, daß Friedrich Ii. gegen sechs Mächte den Kampf
zu bestehen im Stande sein würde. England allein stand ihm treulich
bei, mit Hülfsgeldern und Truppen.
*) 1740 betrugen die östreichischen Staaten zusammen über 10,000 Qua-
dratmeilen, meist trefflich angebautes und gut bevölkertes Landes; die preussi-
schen dagegen wenig über 2000 Quadratmeilen und zum Theil sandiges und
eines vorzüglichen Anbaues nicht fähigen Landes.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Maria
Theresia_von_Oesterreich Maria Theresia August Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Friedrich_Ii Friedrich Georg_Ii Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Sachsen Sachsen Europa Friedrichs Frankreich Preussen Polen Sachsen Europa Frankreich Oesterreich England England Hannover Frankreich Frankreich Oesterreich Frankreichs Schweden Oesterreich Brandenburg Oesterreich Magdeburg Halberstadt Sachsen Frankreich Schweden
344
Flucht getrieben wurden, flog nach Schlesien und vier Wochen nachher
den 5ten December siegte er mit demselben Heere bei Leuthen (unweit
Breslau) über die Oesterreichs und zerstreuete deren großes Heer von
beinahe 80,000 Mann, daß nicht mehr als 17,000 Böhmen erreichten.
Die Russen mußten sich aus Mangel an Lebensmitteln zurückziehen;
die Schweden wurden aus Pommern vertrieben und selbst Schwedisch-
Pommern weggenommen, und die Franzosen mußten Hannover raumen.
So war am Ende des Jahres der größte Theil der preussischen Lander
vom Feinde geräumt, und Friedrich stand wieder in ruhigen Winter-
quartieren in Sachsen und Schlesien.
1758 1768 versuchte er sein Heer zum erstenmal gegen die Russen, die
jetzt durch Preussen und Pommern bis in die Mark Brandenburg vor-
gedrungen waren, und schlug auch sie den 2b. August bei Zorndorf
(unweit Frankfurt an der Oder), so daß sie sich bis Preussen zurück-
zogen. Nur Preussen war von Feinden besetzt; seine übrigen Staaten
waren frei, und ungeachtet des Ueberfalles, 14. Oct., bei Hochkirch in
der Ober-Lausitz, bei Bauzen, wo Friedrich an 9000 Menschen, über
100 Kanonen und alles Gepäck eingebüßt hatte, lag er mit seinen
Heeren den Winter über in Sachsen.
Dies erbitterte immer mehr, daß der Kurfürst von Brandenburg
so vielen vereinigten Kaisern und Königen mit solchem Glück die Spitze
bieten könnte. Neue Schaaren strömten von allen Seiten herbei; und
1759 1769 war für Friedrich das unglücklichste Jahr des siebenjährigen
Krieges. Der König selbst ward bei Kunersdorf den 12. August von
den Russen und Oefterreichern gänzlich geschlagen, die Mark ausge-
plündert, Dresden erobert, und ein preussisches Heer von 11,000 Mann
bei Maxen zu Kriegsgefangenen gemacht. Vergebens bot der König
Frieden an; doch behauptete er sich den Winter noch in Sachsen. —
1760 1760 siegte er zwar bei Liegnitz, den Ibten August, und bei Torgau
den 4. November über die österreichischen Armeen, aber Berlin ward
gebrandschatzt, ein Theil Sachsens ging verloren, die Russen standen
in Preussen und Pommern, die Oesterreicher hatten Schlesien nicht ganz
1761 verlassen, 1761 gingen mehrere Festungen in Schlesien und Pommern
an die Oesterreicher und Russen verloren, die Franzosen siegten, Sachsen
war erschöpft, England schickte keine Hülfsgelder mehr, Friedrich konnte
kein angemessenes Heer weiter aufstellen und kein Geld zusammen-
bringen; und alle Friedensvorschläge wurden zurückgewiesen.
Da starb 1761 den 26. December (unsers Kalenders den 6ten
1762 Januar 1762) die Kaiserin Elisabeth von Rußland; und ihr Nachfolger
Peter Hi., der Friedrich Ii. persönlich hochachtete, befahl sogleich seinen
Truppen, nicht gegen Preußen zu fechten, bald sich mit den^Preussen
zu vereinigen. Das gab Erleichterung. Allein im Juli 1762 wird
Gäste zu bewirthen. Die Tafeln waren schon gedeckt, als der preußische Ge-
neral Seidlitz mit 1600 Reutern vor den Thoren von Gotha erschien. Die
8000 Franzosen dachten an keinen Widerstand: sie verließen die rauchenden
Schüsseln und die blinkenden Schenktische; und Seidlitz nahm nnt seinen
Offizieren an der herzoglichen Tafel die Plätze ein, die von den Franzosen
verlassen waren.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich August August Friedrich Friedrich Elisabeth_von_Rußland Peter_Hi Friedrich_Ii Friedrich
374
Million Einwohner. Diese zweite Theilung fiel noch etwas größer
als die erste aus, obgleich sie nur unter zwei Mächten stattfand. Die
theilenden Mächte verbürgten zwar die Unabhängigkeit des noch übrigen
Theils der polnischen Republik, indesien schrieb Katharina derselben einen
Unionsvertrag vor, durch welchen sie sich die Leitung aller künftigen
Kriege, die Genehmigung aller Verträge mit auswärtigen Mächten und
das Recht zu jeder Zeit ein russisches Heer in Polen einrücken zu las-
sen, vorbehielt. Polen stand also ganz unter russischer Vormundschaft.
Die russischen und preußischen Heerabtheilungen räumten selbst nach
dem Abschluß des Vertrages das unglückliche Land nicht, und der rus-
sische General und Gesandte Jgelström spielte in Warschau den über-
müthigen Gebieter.
Noch einmal erwachte der Nationalgeist der Polen. Es bildete
sich eine geheime Verschwörung, die sich über das ganze Land ver-
1794 zweigte. Kosciusko und Madalinski stellten sich im März 1794 an
die Spitze des polnischen Heeres. Der erstere wurde zum unum-
schränkten Befehlshaber der Nationalmacht ernannt und Krakau zum
ersten Vereinigungspunkt der Insurgenten bestimmt. Der General
Madalinski, der in Pultusk, nicht weit von Warschau, den Befehl
zur Entlassung seiner Truppen erhielt, verweigerte dieselbe und zog in
eben so kühnen wie glücklichen Märschen gegen Krakau, schlug auf dem
Wege die ihm entgegeneilenden Feinde und vereinigte sich in Krakau
mit Kosciusko. Hier wurde eine Conföderationsurkunde erlassen, in
welcher die Zwecke der Insurrektion — die Wiederherstellung der Frei-
heit und Selbstständigkeit Polens — der Nation bekannt gemacht wurde.
Der Aufstand verbreitete sich schnell über das ganze Land. Litthauen
zeichnete sich besonders durch Muth und Kraft aus. Bald ward auch
Warschau durch eine kühne Erhebung des Volks befreit. Dies geschah
am 17. und 18. April. Jgelftröms Palast ging in Flammen auf;
vier der vornehmsten Anhänger Rußlands starben am Galgen. Alle
Woiwodschaften traten der Krakauer Conföderation bei, und selbst der
König, der sich mehr auf Seite Rußlands neigte, ließ sich die Be-
fteiung seines Volkes gefallen. Kosciusko erfocht mehre glänzende
Siege über die zerstreuten Heerhausen der Russen, die sich aber in
keine größere Entscheidungsschlacht einließen, bis die Preußen mit star-
ker Macht heranzogen. Diese eroberten Krakau am 15. Juni, und
zogen unter Anführung des Königs von Preußen vor die feste und
wohlvertheidigte Hauptstadt Warschau. Am 6. Juni hatten die Preu-
ßen mit den Russen vereinigt bei Scelze über Kosciusko gesiegt. So
wohlberechnet der Aufstand auch war, so mußte er dennoch mißlingen
theils durch die Uebermacht der Feinde, theils durch Uneinigkeit im
eigenen Lande. Es gab noch eine königliche Partei, welche es übel
nahm, daß nicht der König an der Spitze stand, und die Masse der
Nation, die Bauern, waren mit der Constitution von 1791 nicht zu-
frieden, weil sie ihnen nicht Freiheit genug gewährte, ein Fehler, der
bei dem späteren Aufstande von 1830 wiederum begangen wurde und
sich auf dieselbe Weise rächte.
Die Preußen vor Warschau wurden indessen durch einen Ausstand
in ihrem Rücken von Kosciusko, Dombrowski und dem Neffen des
Königs Joseph Poniatowski bedroht, zu einem übereilten Rückzug
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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Während dieser Zeit hatte der Kurfürst von Baiern, Karl Albrecht,
der Prag durch Sturm eingenommen hatte, sich am 19. December
1741 zum Könige von Böhmen krönen lasten und ging dann nach
Frankfurt, um die deutsche Kaiserkrone zu empfangen. Er wurde er-
wählt am 24. Januar 1742 und wenige Wochen darauf gekrönt. Mit 1742
dieser Krone erbleichte aber sein Stern. Schon im Februar waren
die österreichischen Heerhausen allenthalben siegreich vorgedrungen, hatten
Baiern überschwemmt und nahmen die Hauptstadt München in Besitz.
Auf die fürchterlichste Weise wütheten die ihre Königin liebenden wilden
Haufen, die es den Baiern nicht verzeihen konnten, daß ihr Kurfürst
der Feind ihrer Königin war. Städte und Dörfer wurden geplündert
und angezündet, Weiber und Mädchen mißhandelt, wehrlose Kinder
gemordet, ruhige Bürger verstümmelt und getödtet, und das unschuldige
Land litt unter den Schrecken des Raubes, des Todes, des Hungers
und des Brandes.
Doch auf englische Vermittelung schloß Maria Theresia bald den
Frieden zu Berlin am 18. Juli 1742 mit dem Verlust fast ganz
Schlesiens, jedoch wurde aus den Plänen der meisten ihrer Feinde
nichts, da die Königin jetzt, da sie vor Preußens Angriff, dem gefähr-
lichsten Feinde gesichert, desto entschiedener gegen dieselben ihre Waffen
wenden konnte, und mit um so größerem Glücke als England ganz
auf ihre Seite trat.
Mit welchen Wechselfällen der zweite schlesische Krieg geführt wurde,
ist schon bei Friedrichs Lebensgeschichte erzählt worden. Am 20. Januar
1745 starb der nur kurze Zeit des Glanzes der deutschen Kaiserkrone
sich erfreuende Karl Vii., und am 13. September 1745 wurde der 1745
Gemahl der Königin, der Großherzog Franz Stephan als Franz 1.
zum deutschen Kaiser gewählt und am 4. October in Frankfurt gekrönt,
wohin Maria Theresia geeilt war, um Zeugin einer Handlung zu sein,
die sie als einen Triumph über ihre gedemüthigten Feinde mit Recht
ansehen konnte.
Diese durch große Klugheit und Herrschergaben, so wie durch
Leutseligkeit und Sittenreinheit ausgezeichnete Fürstin glaubte nun im
Frieden alle Segnungen desselben über ihr weites Reich herbeiführen
zu können, als der Angriff Friedrichs auf Schlesien den siebenjährigen
Krieg veranlaßte, während dessen Dauer wenig für das Gedeihen der
innern Wohlfahrt in den österreichischen Erbstaaten geschehen konnte.
Desto mehr aber geschah in dieser Hinsicht nach Beendigung desselben
im Jahre 1763. Ihr einziger Sohn Joseph war noch bei Lebzeiten
des Vaters 1764 mit allen Förmlichkeiten zum Römischen Könige ge- 1764
wählt worden und bestieg den Kaiserthron 1765 nach dem Ableben 1765
seines Vaters unter^ dem Namen Joseph Ii., ein edelgesinnter, geistes-
begabter, willenskräftiger und menschenfreundlicher Fürst, der die von
der Mutter begonnenen Verbesserungen mit großem Glücke weiter aus-
führte.^ Die Mutter hatte unter Mitwirkung ihres aufgeklärten Ministers
Kaunitz das Heer- und Kriegswesen gänzlich umgewandelt, das Ge-
richtswesen neu gestaltet, und mit Hülse ihres Gemahls Ordnung
und Sparsamkeit in die Finanzen eingeführt. Der Adel erhielt durch
Ritterakademien und andere Unterrichtsanstalten eine bessere Erziehung,
manche kirchliche Mißbräuche wurden abgeschafft; alle diese Reformen
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Extrahierte Personennamen: Karl_Albrecht Karl Albrecht Maria_Theresia Maria Theresia Friedrichs Karl_Vii Karl Franz_Stephan Franz Franz Franz Maria_Theresia Maria Theresia Friedrichs Joseph Joseph_Ii Kaunitz
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Prag Frankfurt Berlin Schlesiens England Friedrichs Frankfurt
108
t - •-<. ■' í ,
gen Friedrich Ii. So entstand der siebenjährige
Krieg, von 1756 — 1763. Friedrich kam seinen
Feinden zuvor, nahm 1756 die ganze sächsische Armee
gefangen, siegte 1757 den 6. Mai bei Prag, und
wiewohl den 16. Juni bei Collin geschlagen, zwangen
doch neue glänzende Siege, der 5. Novbr. über die
Franzosen bei Roßbach, den 5. Decbr. über die Oester-
reicher bei Leulhen, 1758 den 25. August über die
Russen bei Zorndorf/ die Feinde Friedrichs, seine
Staaten zu räumen. Allein die Niederlage bei Cu-
nersdorf 1759, die Plünderungen der Feinde und die
ungeheuren Anstrengungen aller Kräfte des Landes und
Volkes erschöpften ihn, und es schien am Ende 1760
und im Jahre 1761, als ob die Hoffnungen seiner
Feinde in Erfüllung gehen sollten. Da starb im Jar
nuar 1762 Elisabeth von Rußland; ihr Nachfolger
Peter Iii. ließ die russischen Heere zu den preußischen
stoßen, und wiewohl er im Juli schon starb, schloß
doch seine Gemalin Katharina I!. mit dem Könige Frier
den; und da auch Frankreich aus Mangel an Geld
den Krieg nicht fortsetzen konnte, kam es 1765 zu ei-
nem allgemeinen Frieden, durch den Friedrich Ii. auch
nicht einen Fuß breit Landes verlor. Wie er sein Land
durch diesen Krieg auswärts furchtbar gemacht hatte,
so suchte er ihm durch Gesetze und Manufakturen im
Innern Kraft und Wohlstand zu geben. Er starb, den
Regenten seiner Zeit ein Muster, 1786 den 17. Au-
gust.
58.
England hat jetzt die größte Anzahl von Kriegs»
chiffen, und seine Handelsflotten segeln auf allen Mee-
ren. Zu dieser ausgebreiteten Macht Englands legte
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich August Friedrichs Peter_Iii Katharina_I Frier Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Prag Roßbach Oester- Friedrichs Frankreich England Englands
Lzrähl, der an Allem schuldig schien, gänzlich nieder-
reißen und ausplündern.
Den Feldzug 1757 eröfnete Friedrich mit der blu-
tigen Schlacht bei Prag, den üten Mai, in der sein
treflicher Feldherr Schwerin siel, dem er nach geen-
digtem Kriege auf dem Wilhelmöplatze in Berlin eine
marmorne Statue errichten ließ. Friedrich siegte; aber
Prag ergab sich nicht, und bei Kolli» den ilten Ju-
ni, ward Friedrich das erstemal von den Oesterreichern
unter Daun geschlagen. Dies erhob den Murh der Fein-
de. Die Franzosen drangen vor, und besetzten Hanno-
ver und Hessen; die Oesterreicher nahmen Schlesien und
machten einen Streifzng bis Berlin, die Schweden besetz-
ten Pommern, in Preussen wütheten die Russen, und
gegen Sachsen rückte die Reichsarmee durch Franzosen
verstärkt an. Friedrich schien ohne Rettung verloren.
Er theilte nun sein Heer in kleine Schaaren, gris bald
hier bald dort an, schlug den 5 November die Franzo-
sen mit der Reichsarmee bei R 0 ß b a ch a) / wo 60,000
Mann von 22,000 Preussen in die Flucht getrieben
wurden; und vier Wochen nachher den zten December
siegte er mit demselben Heere bei Leuthen (in Schle-
sien bei Breslau) über die Oesterreicher, und zerstreuete
ei» großes Heer vonbeinahe 8o,ooo Mann, daß nicht
O q 2 mehr
3) Im September 1757 lagen 8o<-o Franzosen in Go-
tha, und bei Hofe hatte man einen Tag den rgren
September große Zubereitungen gemacht, die bewasne,
ten Gäste zu bewirthen. Die Tafeln waren schon ge,
deckt, als der preussische General- Seidnh mit 1500
Reutern vor den Thoren von Gocha erschien. Die
8000 Franzosen dachten an keinen Widerstand: sie
verließen die rauchenden Schüsseln und dre blinken-
den Schenktische; und Seidlitz nahm mir seinen Offi-
zieren an der herzoglichen Tafel die Platze ein die
»on den Franzosen verlassen waren.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Gocha
Extrahierte Ortsnamen: Prag Schwerin Berlin Hessen Berlin Schweden Pommern Preussen Sachsen Breslau Go-