1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ew. Majestät die Zeche bezahlt haben." — Der König lachte und sprach:
„Bravo! Er ist Offizier!" — „Mit oder ohne?" (nämlich Ausstattung) rief der
Husar dem Könige nach. — „Mit I" sagte der König.
8. Einst traf er im Garten zu Sanssouci sehr früh einen Gartenburschen,
der noch ein Neuling war, bei der Arbeit. „Du arbeitest ja sehr früh," redete
ihn der König an. „Man muß wohl," war die Antwort, „sonst ist's nicht
recht, wenn der alte Brummbär aufsteht und findet nichts fertig." — „Brav,
mein Sohn," sagte der König freundlich, „bleib' bei deiner Gesinnung."
9. Oft hängten sich die losen Buben, wenn er ausritt, an den Schweif seines
Schimmels, oder an seine Beine und trieben allerhand Kurzweil mit ihm.
Daran hatte der König sein Vergnügen. Aber einmal wurde es ihm doch zu
bunt. Da erhob er drohend den Krückstock und rief: „Wollt ihr unnützen
Buben wohl in die Schule gehen!" „Ach hört doch," lärmten die Jungen,
„der alte Fritz weiß nicht einmal, daß Sonnabend Nachmittag keine Schule
ist!" — Der König lächelte und ritt ruhig weiter, umringt von dem lustigen
Schwarme.
10. Geistesgegenwart und Muth besaß Friedrich, wie wenige Menschen. Nach
der Schlacht bei Leuthen ritt er mit wenigen Begleitern nach Lissa. Es war
bereits Abend geworden, als er dort ankam. Der Ort war ganz mit Oest-
reichern angefüllt, und während dieselben auf die Preußen schossen, sagte Friedrich
zu seinen Begleitern: „Meine Herren, folgen Sie mir! ich weiß hier Bescheid I"
Mit der größten Ruhe ritt er auf das Schloß zu, wo sich viele östreichische
Offiziere befanden. „Guten Abend, meine Herren!" sagte er beim Eintreten«
„Sie werden mich hier wohl nicht erwartet haben. Kann man hier denn auch
noch mit unterkommen?" — Ein erstauntes: „Ah!" war alles, was die Herren
vor Schreck hervorzubringen vermochten. Die Begleiter Friedrichs aber baten
sich ihre Degen aus und nahmen sie gefangen. Bald darauf folgte ihm seine
treue Armee. —
11. Einst kam der König bei einem Ritt, den er unternahm, um die Gegend
zu erforschen, einem feindlichen Vorposten zu nahe. Ein Pandur legt auf ihn
an; der König aber hebt den Stock mit einem drohenden „Du, Du!" in die
Höhe und bringt den Ungar dermaßen in Verwirrung, daß dieser sein Gewehr
an den Fuß setzt und den König ruhig davonreiten läßt. Dieselbe Unerschrocken-
heit, die Friedrich in allen Gefahren bewies, verlangte er auch von seinen Offi-
zieren. Einem seiner Pagen wurde bei der Belagerung von Schweidnitz das
Pferd unter dem Leibe erschossen, und er selbst erhielt eine bedeutende Quetschung.
Mit schmerzlichen Geberden eilte er davon; aber der König rief ihm zu: „Wo
will Er hin, -will Ec wohl den Sattel mitnehmen!" Der Page mußte umkeh-
ren und den Sattel abschnallen und durfte sich an die Kugeln nicht kehren, die
ihn und den König umsausten.
12. Friedrich verstand es prächtig, den preußischen Namen zu Ehren zu bringen.
Der preußische Gesandte in London, Baron von Bülow, beschwerte sich einst bei
ihm darüber, daß sein Gehalt zu niedrig sei. Er könne sich deshalb keine Equi-
page halten, müsse seine Besuche zu Fuße abstatten und sich darüber verlachen
und verspotten lassen. Da schrieb der König: „Sage Er den Leuten, welche
über Ihn lachen, Er sei der Gesandte des Königs von Preußen und hinter ihm
gingen 200,000 Mann." Man hat seitdem nicht wieder gehört, daß die Großen
am Hofe des Königs von England über den zu Fuß ankommenden preußischen
Gesandten gelacht hätten.
13. Die jährlichen Gichtanfälle deskönigs waren gegen das Endeseines Lebens
immer heftiger geworden, und zuletzt stellte sich die Waffersucht ein. Sein Zustand
war ein sehr qualvoller; denn er konnte eine liegende Stellung nicht ertragen
und mußte Tag und Nacht in einem Lehnstuhle sitzend zubringen. Dennoch be-
sorgte er bis an sein Ende die Regierungsgeschäfte selbst. Mit der größten
Ruhe sah er seinem Tode entgegen; er verschied am Morgen des 17. August
1786. Die Nachricht von seinem Tode ging wie ein erschütternder Schlag durch
ganz Europa; denn Friedrich war der Held seines Jahrhunderts, von den
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Extrahierte Personennamen: Fritz Muth Friedrich Friedrich Lissa Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Bülow August Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sanssouci Schweidnitz London England Europa
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Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
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43. Dritter schlesischer oder 7jähriger Krieg. (1756—1763.)
1. Ursache des Krieges. Elf Jahre war nun Friede, aber Friedrich
blieb wachsam und gerüstet. Das that auch noth, denn Maria Theresia, welche
noch immer ihr schönes Schlesien nicht verschmerzen konnte, verband sich heim-
lich mit Rußland, Frankreich, Schweden und Sachsen, um den König
wo möglich wieder zum Markgrafen von Brandenburg zu machen. Ihnen ge-
sellten sich noch die meisten deutschen Reichsfürsten zu; da schien sein Untergang
unvermeidlich. Er hatte aber durch den sächsischen Geheimschreiber Menzel
Kunde von dem Plane seiner Feinde bekommen und wußte, daß im Frühjahre
1757 der Sturm von allen Seiten losbrechen sollte.
2. Die ersten Erfolge. Friedrich wartete nicht, bis er angegriffen
wurde. Im September 1756 fiel er plötzlich in Sachsen ein und besetzte schnell
das ganze Land. Eiligst bezog die sächsische Armee, 17,000 an der Zahl, ein
festes Lager bei Hsirna. Friedrich schloß sie von allen Seiten ein. Da zogen
unter Brown 40,000 Oestreicher zur Hülfe heran. Friedrich zog ihnen mit
24.000 Preußen entgegen und griff sie am 1. Oktober 1756 bei Lowositz an
der sächsisch-böhmischen Grenze an. Nach 6 ständigem mörderischem Kampfe
siegten die Preußen, worauf sich der östreichische Feldherr zurückzog. Den hart-
bedrängten Sachsen im Lager bei Pirna blieb nun nichts anders übrig, als —
sich zu ergeben.
3. Friedrichs Gegner und ihre Heeresmacht. Zu Anfang des
Jahres 1757 standen zum Angriff bereit: 200,000 Oestreicher, 100,000 Russen,
100.000 Franzosen, 60,000 deutsche Reichstruppen, 20,000 Schweden, 20,000
Sachsen, denen Friedrich mit Einschluß der Engländer, Hessen, Braun-
schweiger und Gothaer höchstens 200,009 Mann entgegen stellen konnte.
Doch er verzagte nicht. Gegen die Franzosen stellte er die Hannoveraner,
Braunschweiger und Hessen, gegen die Russen eine Abtheilung seines Heeres,
um sich den Rücken zu decken; er selbst wandte sich gegen den Hauptfeind, Oest-
reich, und rückte in Böhmen ein.
4. Sieg bei Prag. Bei Prag traf er die Oestreicher, wo sie alle An-
höhen mit Kanonen besetzt hatten. Schwerin und andere Generale riethen
dem Könige, den vom langen Marsche abgematteten Soldaten einige Ruhe zu
gönnen; aber der König wollte gleich losschlagen und rief: „Frische Fische, gute
Fischei" Da drückt der 73jährige Schwerin seinen Hut in die Augen und
ruft: „Soll und muß denn noch heute gefochten werden, so will ich den Feind
hier angreifen, wo ich ihn sehe!" und nun geht es gegen die Anhöhen. Aber
ganze Reihen der Preußen werden in wenigen Augenblicken zu Boden gestreckt.
Schon weichen die Stürmenden. Da ergreift der greise Schwerin eine Fahne,
die Tapfern ihm nach, die Anhöhe hinan; aber bald sinkt er, von vier Kartät-
schenkugeln durchbohrt, nieder. Der General von Manteuffel nimmt die
blutige Fahne aus seiner Hand, führt die ergrimmten Krieger im Sturmschritte
gegen die Anhöhe, erobert sie und richtet das Geschütz gegen den Feind. Nun
dringt die ganze Schlachtreihe vorwärts. Der östreichische Feldmarschall Brown
wird tödtlich verwundet, die Oestreicher verlieren den Muth und räumen das
Schlachtfeld. Aber theuer ist der Sieg erkauft, denn neben 40,000 Oestreichern
liegen 16,000 Preußen auf dem Schlachtfelde todt oder verwundet, und unter
diesen Schwerin, von dem der König sagte, er sei allein 10,000 Mann werth.
. 5. Niederlage bei Kollin. Friedrich ließ einen Theil seines Heeres
bei Prag und zog mit 32,000 Mann gegen Daun, der mit 60,000 Mann
heranrückte. Bei Kollin kam es zum Treffen. Schon neigte sich der Sieg
auf die Seite der Preußen und Daun hatte schon auf einen Zettel mit Bleistift
den Befehl zum Rückzüge geschrieben. Da ändert plötzlich gegen den Rath seiner
Generale der König die Schlachtordnung. Dadurch entsteht Verwirrung in den
Reihen der Preußen. Ein sächsischer Oberst bemerkt dies, schickt Daun's Befehl
nicht weiter, wirft sich mit seinen Reitern auf das preußische Fußvolk und
bringt es zum Meichen. Bald war die Niederlage der Preußen entschieden.
Lesebuch für Volksschulen. 1 o
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Menzel Friedrich Friedrich Hsirna Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Manteuffel Feldmarschall_Brown Muth Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schweden Sachsen Brandenburg Sachsen Lowositz Sachsen Pirna Schweden Sachsen Hessen Hessen Prag Schwerin Schwerin Schwerin Prag Daun
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
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General Winterfeld gefallen, die Festung Schweidnitz über-
gegangen, der Herzog von Bevern gefangen genommen, Breslau
dem östreichischen Heere übergeben worden, und Schlesien schien
für den König verloren. In solchen, fast verzweiflungsvollen Augen-
blicken hat er am glänzendsten die Grösse seines Geistes, den
Reichthum seiner Entwürfe und die unwiderstehliche Gewalt dar-
gethan, womit er die Gemüther der Seinigen lenkte. Er berief
Beine. Heerführer und Befehlshaber zusammen und hielt ihnen mit
seelenvoller Beredsamkeit eine Rede, welche sie zu der grössten
Begeisterung entflammte. Er zeigte ihnen die gefährliche Lage
des Vaterlandes, ja die ganz verzweifelte, wenn er nicht von ihrem
Muthe noch Rettung erwarte. — „Ich weiss, Sie alle fühlen, dass
Sie Preussen sind,“ so schloss er, „ist aber einer unter Ihnen,
der sich fürchtet, solche Gefahren mit mir zu theilen, der kann
noch heute seinen Abschied erhalten, ohne von mir den geringsten
Vorwurf zu leiden.“ Auf diese Fra^ge leuchtete ihm nur Rührung
und der höchste Kriegsmuth aus allen Augen entgegen, und mit
freudiger Miene fuhr er fort: „Im Voraus war ich überzeugt, dass
keiner von Ihnen mich verlassen würde; so hoffe ich denn auf
einen gewissen Sieg. Sollte ich fallen und Sie für Ihre Dienste
nicht belohnen können, so muss es das Vaterland thun. — Nun
leben Sie wohl! In Kurzem haben wir den Feind geschlagen,
oder wir sehen uns nie wieder.“
Die begeisternde Kraft dieser Rede ergoss sich bald über das
ganze Heer, und es erwartete mit Ungeduld unter die Augen der
Gegner geführt zu werden. Diese hatten eine treffliche feste Stellung
hinter der Lohe, wo es dem Könige sehr schwer geworden sein
würde, sie anzugreifen. Der vorsichtige Feldmarschall D au n rieth,
hier zu bleiben, er hatte bei K ollin erfahren, welche herrliche
Schutzwehr gegen des Königs Ungestüm eine gute Stellung sei;
der General Luchesi aber und andere, die es für schimpflich
hielten, mit einem grossen siegreichen Heere gegen einen so klei-
nen Haufen sich durch feste Stellungen zu schützen, redeten dem
Prinzen Karl zu, dem Könige entgegen zu gehen. „Die berlinische
Wachtparade,“ so nannten sie die kleine Preussen-Schaar, „werde
nicht gegen sie Stand halten können.“ — Dieser Rath gefiel dem
von Natur feurigen Prinzen mehr, als der bedächtigere, und er
verliess sein Lager. Auf offenem Felde, in der Gegend von Leiltlieil,
trafen beide Heere am 5. Dezember, gerade einen Monat nach der
Rossbacher Schlacht, auf einander. Das kaiserliche nahm mit
seiner Schlachtreihe fast eine deutsche Meile ein; Friedrich
dagegen musste sich wieder auf die Kunst verlassen, die eine
geringe Zahl durch schnellen Gebrauch zu verdoppeln weiss. Er
ordnete hier bei L e u t h e n sein Heer wiederum in die schräge
Schlachtreihe, liess einen verstellten Angriff auf den rechten feind-
lichen Flügel machen, während der eigentliche Stoss auf den liu-
12*
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Extrahierte Personennamen: Winterfeld Karl Karl Friedrich Friedrich
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5. Aus allen Zelten strömt’s, es reiht sich singend Schaar an Schaar,
Einfallen jetzt die Jäger, jetzt fällt ein auch der Husar;
Auch Música will feiern nicht, zu reiner Harmonie
Lenkt Horn, Hobo’ und Klarinet die heil’ge Melodie.
6. Und stärker noch und lauter noch, es schwillt der Strom zum Meer,
Am Ende, wie aus einem Mund, singt rings das ganze Heer;
Im Echo donnernd wiederhallt’s das aufgeweckte Thal.
Wie hundert Orgeln braust hinan zum Himmel der Choral. Besser.
47. Das Jahr 1758.
1. Sieg bei Krefeld. Nach der Schlacht bei Roßbach gab Friedrich dem
Herzoge Ferdinand von Braunschweig, welcher das Hülfsheer der Ver-
bündeten befehligte, den Auftrag, die Franzosen zu verfolgen. Er trieb diesel-
den auch über den Rhein zurück; aber bei Krefetd verschanzten sie sich so stark,
daß sie glaubten, Ferdinand würde sie hier schon in Ruhe lassen. Ehe sie sich's
jedoch versahen, ging er mit den Seinen über den Rhein und stand ihnen
gegenüber. Am 23. Juni griff er den Feind an. Drei Stunden lang wurde
aus beiden Seiten mit der größten Erbitterung gekämpft. Da gelingt es end-
lich dem rechten Flügel unter dem Herzoge selbst, ein Gehölz zu erstürmen,
dessen Besitz sehr wichtig war. Nun wird der Feind hier zurückgedrängt, und
bald weicht er auf allen Punkten. Die Schlacht ist entschieden. 8000 Fran-
zosen und 2000 Verbündete bedeckten das Schlachtfeld.
2. Sieg beizorndorf. Unterdessen war Friedrich den Russen entgegen
gezogen, die unter dem General Fcrmor bis in Brandenburg vorgedrungen
waren und überall wie Barbaren gehaust hatten. Bei Zorndorf, unweit
Küstrin, griff er mit nur 30,000 Mann 50,000 Russen an. Mit unbeschreib-
licher Wuth wurde auf beiden Seiten von morgens 9 Uhr bis 10 Uhr in der
Nacht gestritten. Mit dem Bajonette, mit dem Kolben stürmten die Preußen
gegen den Feind; aber die Russen standen wie Mauern. Es war eher ein
Schlachten, als eine Schlacht zu nennen. Selbst die Verwundeten am Boden
wütheten und mordeten noch untereinander. Der kühne Seidlitz that mit seinen
Reitern Wunder der Tapferkeit und gab überall, wohin er kam, den Ausschlag.
Die Russen zogen sich während der Nacht zurück und ließen 19,000 Todte und
Verwundete auf dem Schlachtfelde, aber neben ihnen lagen auch 10,000 Preußen.
3. Ueber fall bei Hochkirch. Friedrich eilte nun nach Sachsen, wo
Daun ein festes Lager bezogen hatte. Der König lagerte sich dicht neben ihm
bei dem Dorfe Kochliirch, 1 Stunde von Bautzen. Mehrere Generale machten
ihn auf die gefährliche Stellung aufmerksam. „Wenn die Oestreicher uns hier
in Ruhe lassen," sagte der General Keith, „so verdienen sie gehängt zu wer»
den." „0," antwortete Friedrich, „sie fürchten sich vor uns mehr, als vor dem
Galgen." Drei Tage blieb er wirklich unangefochten. Aber in der Nacht vom
13. auf den 14. Oktober schlichen sich die Oestreicher an das Dorf Hochkirch,
und als die Thurmuhr 5 schlug, überfielen sie die preußischen Vorposten, nah-
men mehrere Geschütze und richteten dieselben sogleich gegen die Preußen selber.
Halbangezogen strömten die aus dem Schlafe aufgeschreckten Soldaten zusam-
men; aber bei der Dunkelheit war es nicht möglich, sie zu ordnen, und zu
Hunderten wurden sie niedergeschmettert. Bald stand Hochkirch in Flammen.
Fürchterlich war das Blutbad in den Straßen, besonders aber auf dem Kirch-
hofe, wo auch Keith siel. Groß war der Verlust. Mehrere Generale waren
gefallen oder verwundet. 9000 Mann, 100 Kanonen, alle Zelte und alles
Gepäck gingen verloren. Der Rückzug erfolgte aber in solcher Ordnung, daß
Daun ihn nicht zu stören wagte.
48. Das Jahr 1759.
1- Des Königs bedenkliche Lage. Dieses Jahr war das unglück-
lichste des ganzen Krieges. Friedrichs Heer war sehr zusammen geschmolzen.
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TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Música Friedrich_dem
Herzoge_Ferdinand_von_Braunschweig Friedrich Ferdinand Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Keith Friedrich Friedrich Keith Friedrichs
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antrüge zurück und erklärte, nicht ein Haarbreit weichen zu wollen. Nun er-
klärte ihm auch Kaiser Franz den Krieg und trat den Verbündeten bei; ihm
folgte bald Schweden. Nun konnten die Verbündeten eine Macht von beinahe
800,000 Mann ausstellen und waren dem Napoleon überlegen, obgleich er auch
bedeutende Verstärkungen an sich gezogen hatte.
64. Scliarnhorst’s Tod.
1. In dem wilden Kriegestanze brach die schönste Heldenlanze, Preussen,
euer General! Lustig auf dem Feld hei Lützen sah er Freiheitswaffen
blitzen; doch ihn traf der Todesstrahl.
2. Kugel, raffst mich doch nicht nieder! Dien’ euch blutend, werthe Brü-
der! Führt in Eile mich gen Prag! Will mit Blut um Oestreich werben;
ist’s beschlossen, will ich sterben, wo Schwerin im Blute lag.
3. Arge Stadt, wo Helden kranken, Heil’ge von den Brücken sanken,
reissest alle Blüthen ab! Nennen dich mit leisen Schauern, heil’ge Stadt,
nach deinen Mauern zieht uns manches theure Grab.
4. Aus dem irdischen Getümmel haben Engel in den Himmel seine Seele
sanft geführt, zu dem alten deutschen Rathe, den im ritterlichen Staate
ewig Kaiser Karl regiert.
5. „Grüssv euch Gott, ihr theuern Helden! Kann euch frohe Zeitung
melden! Unser Volk ist aufgewacht! Deutschland hat sein Recht gefunden:
Schaut, ich trage Sühnungswunden aus der heil’gen Opferschlacht!“
6. Solches hat er dort verkündet, und wir alle steh’n verbündet, dass
dies Wort nicht Lüge sei. Heer, aus seinem Geist geboren, Kämpfer, die
sein Muth erkoren, wählet ihn zum Feldgeschrei!
7. Zu den höchsten Bergesforsten, wo die freien Adler horsten, hat sich
früh sein Blick gewandt; nur dem Höchsten galt sein Streben, nur in
Freiheit konnt’ er leben: Scharnhorst ist er drum genannt.
8. Keiner war wohl treuer, reiner! Näher stand dem König keiner —
doch dem Yolke schlug sein Herz. Ewig auf den Lippen schweben wird
er, wird im Volke leben, besser als in Stein und Erz.
Max von Schenkendorf.
65. Kämpfe bei Grogbeeren, an der Katzbach, bei Dresden,
Culrn und Denrrewitz.
Napoleon hatte während der Waffenruhe sein Hauptheer bei Dresden
zusammengezogen. Die Verbündeten hatten drei Heere aufgestellt, eins an der
Grenze von Böhmen (Südheer), eins in Schlesien (schlesische Armee) und eins
bei Berlin (Nordheer).
Napoleon sandte eine Abtheilung seines Heeres unter dem Marschall
Oudinot ab mit dem Befehle, Berlin zu nehmen, es koste, was es wolle.
Unangefochten waren die Franzosen bis zum Dorfe Großöeeren, 2 Meilen von
Berlin, vorgedrungen, da der zaghafte Kronprinz von Schweden, der Ober-
befehlshaber der Nordarmee, keinen Angriff wagen wollte. Die Berliner schwebten
in der größten Angst. Da ließ endlich der preußische General Bülow dem
Kronprinzen sagen, er werde den Feind auf seine eigene Verantwortung an-
greifen. Es war am 23. August, als die preußischen Landwehrmänner mit
„Hurrah!" gegen das Dorf Großbeeren anstürmten. Bald waren die Franzosen
aus dem Dorfe vertrieben und zogen sich eiligst über die Elbe zurück. Die
geretteten Berliner brachten den tapfern Kriegern Speise und Tran! hinaus auf
das Schlachtfeld, nahmen die Verwundeten mit sich und verpflegten sie auf's
liebevollste. Es war eine große Freude in der Hauptstadt. —
Eine andere Heeresabtheilung von 80,000 Mann unter Macdonald
sollte Blücher angreifen, der Schlesien decken sollte. Blücher zog sich ruhig
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Franz Franz Napoleon Karl Karl Max_von_Schenkendorf Max Napoleon Napoleon Marschall
Oudinot Bülow August Macdonald
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Preussen Schwerin Deutschland Dresden Dresden Schlesien Berlin Berlin Berlin Schweden
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208
gemeinsam entgegentreten. Schwieriger war die Lage der Armee des Kronprinzen.
Sie war über 14 Meilen von der ersten Armee entfernt und somit der Gefahr
ausgesetzt, von den übrigen Heerhaufen abgeschnitten zu werden.
Der Oberbefehlshaber der Oestreicher, Benedek, bot alles auf, um die
Vereinigung der preußischen Heere zu verhindern. Mit großer Macht warf er
sich daher besonders der Armee des Kronprinzen entgegen. Gleich bei ihrem
Einzuge hatte diese schon am 27. Juni ein blutiges Gefecht bei Wachod zu
bestehen, das unter der Führung des Kronprinzen zu einem herrlichen Siege
sich gestaltete. Der 70jährige wüthige General v. Steinmetz, der „Löwe",
wie seine Soldaten ihn nennen, zeichnete sich dabei besonders aus. Schon am
folgenden Tage (28.) folgte diesem Siege der Preußen ein zweiter bei Skakih.
Mit großer Uebermacht griffen die Oestreicher an, aber sie erlitten hier eine
noch größere Niederlage als bei Nachod. Vertrauen und Begeisterung erfüllte
nun die Sieger. Daher konnte Steinmetz, der wieder der Held des Tages war.
an den König schreiben: „Meine Truppen sind nach zwei Schlachten noch voller
Muth und Freudigkeit. Sie brechen in lauten Jubel aus."
Eine andere Abtheilung der kronprinzlichen Armee hatte um dieselbe Zeit
ein blutiges Gefecht bei Hrautenau zu bestehen. Am 27. wurden dort zwar die
Preußen von der Uebermacht der Oestreicher zurückgedrängt, aber am nächsten Tage
wurde diese kleine Schlappe durch einen glänzenden Sieg gerächt. Das Garde-
Eorps, welches am 27. noch einen ganzen Tagesmarsch zurück war, wurde in
der Nacht auf den 28. herangezogen. Es mußte ein sehr schwieriger Marsch
durch das Gebirge zurückgelegt werden, aber um 5 Uhr morgens stand die
Garde schon kampfbereit in der Nähe von Trautenau den Kaiserlichen gegenüber.
Ein hitziges Gefecht entspann sich, das mit der völligen Niederlage der Oest-
reicher endete, und wobei dieselben große Verluste erlitten.
General Elam-Gallas sollte die Vereinigung der ersten mit der Elbarmee
verhindern. Die Gefechte bei I'odok (1. Armee) am 26., Künerwasser (Elb-
armee) am 27. und Wünchengrätz am 28. Juni (1. und Elbarmee) waren
aber so glücklich für die Preußen, daß jener sich zurückziehen mußte. Prinz
Friedrich Karl konnte sich nun mit Herwarth vereinigen. Beide suchten nun
die Verbindung mit der sich nähernden Armee des Kronprinzen herzustellen.
Solches wollten aber die Oestreicher verhindern. Bei Gitschin (1. Armee),
dem Begräbnißorte Wallenstein's, hatte Clam-Gallas eine sehr feste Stellung
eingenommen. Am 29. folgte hier ein äußerst blutiger Kampf, der von 4 Uhr
nachmittags bis gegen Mitternacht dauerte. So tapfer auch die Oestreicher und
Sachsen sich vertheidigten, sie konnten gegen das ungestüme Vordringen der
Preußen doch nicht Stand halten. Gitschin wurde genommen, und die Feinde
mußten die Flucht ergreifen. Das war ein Ehrentag für die Preußen. Zwar
hatte er ihnen große Verluste an Todten und Verwundeten gebracht, aber die
Verluste ihrer Gegner waren noch bedeutend größer. Das wichtigste Ergebniß
dieses Sieges war aber, daß nun die drei preußischen Armeen alle sich vereinigten
und dem Benedek die Entscheidungsschlacht anbieten konnten.
76. Die Schlacht bei Königgriitz. (3. Juli.)
Auf die Nachricht von dem glücklichen Beginne und Fortgange
des Feldzuges in Böhmen hatte sich der König zur Armee begeben,
um in dem bevorstehenden Entscheidungskampfe selbst den Oberbefehl
über das ganze Heer zu übernehmen. Am 2. Juli kam der König
in Gitschin an. Von dem Augenblicke der Ankunft an bis zum späten
Abend hatte er buchstäblich nicht einen Augenblick Ruhe. Von allen ,
Seiten wurde er in Anspruch genommen. Als er sich müde und ab- ?
gespannt eben zur Ruhe begeben will, erscheint gegen 11 Uhr ein vom
Prinzen Friedrich Karl abgesandter General mit gar wichtigen Mel- !
J
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Extrahierte Personennamen: Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
209
düngen. Der Prinz hat am Nachmittage zwei Offiziere ausgesandt,
die die Stellung des östreichischen Heeres in möglichster Nähe erforschen
sollen. Diese haben die Nachricht mitgebracht, daß es nach den Be-
wegungen des Feindes scheine, als wenn derselbe einen Angriff beab-
sichtige. Als diese Meldung eintrifft, wird sofort General von Moltke
zum Könige berufen. Gegen Mitternacht begann der neue Kriegsrath,
und um 2 Uhr früh waren bereits die nöthigen Befehle zum Kron-
prinzen, welcher 5 Meilen, und zum General Herwarth, welcher 3
Meilen entfernt war, für den gewaltigen Kampf am kommenden Tage
abgesendet. Dem Könige blieb nur die Zeit von 2 bis halb 5 Uhr
zur Ruhe. Punkt 5 Uhr erfolgte die Abfahrt von Gitschin. Die
Fahrt bis zum Dorfe Dub wurde in 2^ Stunden zurückgelegt. Hier
stieg der König sofort zu Pferde und blieb bis abends 8 Uhr, über
12 Stunden, unter der ungeheuren Aufregung des Tages im Sattel.
Wahrlich ein 70jähriger Greis mit dem Feuer eines Jünglings!
Benedek hatte sich einen Kampfplatz ausgesucht, wie er nicht besser
sein konnte. Im Westen der beiden Festungen Josephstadt und König-
grätz hatten die Oestreicher eine feste Stellung eingenommen und fick
gut verschanzt. Ein Nebenflüßchen der Elbe, die Bistritz, bildete für
die Preußen nicht geringe Hindernisse, da die sumpfigen Ufer dieses
Flüßchens den Uebergang sehr beschwerlich machten. Das Land zwischen
Elbe und Bistritz ist mit kleinen Dörfern förmlich übersäet und bildet
einzelne nicht unbedeutende Hügelgruppen, die die Oestreicher mit zahl-
reichen Geschützen besetzt hatten. Da war's nun für die Preußen keine
leichte Aufgabe, sie hier anzugreifen und zu besiegen.
Um 1/28 Uhr begann der Kampf. Etwa eine halbe Stunde
nachher erschien der König auf dem Schlachtfelde und übernahm sofort
den Oberbefehl. Der preußische Schlachtplan, den General Moltke
mit dem Könige noch in der Nacht entworfen hatte, bestand darin:
Prinz Friedrich Karl im Centrum*) sollte mit seiner Armee den Feind
diesseit der Elbe festhalten, bis die entfernter stehenden beiden andern
Armeen herbeieilen und ihn in beiden Seiten umfassen konnten. Nach
4 Uhr morgens begannen sämmtliche Heerestheile der ersten Armee
und des Generals Herwarth vorzurücken. Die Luft war trübe und
nebelig, der Regen fiel andauernd, und der Wind blies kalt. Die
meisten Soldaten hatten wenig Ruhe gehabt, viele waren nüchtern
ausmarschirt, aber dennoch marschirten sie riistig die vom Regen durch-
weichten Feldwege einher und achteten nicht der Beschwerden, mit denen
sie zu kämpfen hatten. Anfangs nahm blos die Armee des Prinzen
Friedrich Karl Theil am Gefechte. Nach zwei Stunden erschien aber
auch die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld. Nun entbrannte
der Kampf von allen Seiten. Mit erstaunlicher Tapferkeit, Ausdauer
und Gewandtheit kämpften die preußischen Trirppen. Mit der größten
Todesverachtung warfen sie sich in's Gefecht und achteten nicht auf
*) Centrum — Mittelpunkt.
Lesebuch für Volksschulen.
14
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TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Moltke Herwarth Benedek Moltke Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth Friedrich_Karl_Theil Friedrich Karl Herwarth_von_Bittenfeld
1877 -
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Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
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ment stets im besten Stande hielt und mit recht großen Leuten aus-
stattete. Auch erwarb er sich ausgezeichnete Kenntnisse in den Kriegs-
Wissenschaften, so daß der berühmte Prinz Eugen, bei dem er 1734
zum Besuch im Feldlager war, zu ihm sagte: „Alles an Ihnen ver-
räth, daß Sie ein tapferer Feldherr werden." Friedrich Wilhelm I.
starb, völlig ausgesöhnt mit seinem Sohne, indem er ausrief: „Ich
sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn zum Nachfolger
habe."
41. Erster schlesischer Krieg, (mo—1742.)
Friedrich bestieg am 31. Mai 1740, dem Todestage seines Vaters, den
Thron. Im Oktober desselben Jahres starb auch der deutsche Kaiser, Karl Vi.
ohne männliche Erben. Er hatte aber seine Tochter Maria Theresia zur
Erbin aller seiner Länder bestimmt. Doch gleich nach seinem Tode machten
der König von Spanien, der Kurfürst von Baiern und der Kurfürst von Sach-
sen Ansprüche auf die östreichische Erbschaft. Friedrich hielt dies für die rechte
Zeit, Schlesien von Oestreich wieder zu fordern, das der Kaiser Leopold
widerrechtlich zur Zeit des großen Kurfürsten in Besitz genommen hatte.
Er ließ deshalb durch seinen Gesandten anfragen, ob man ihm Schlesien wie-
der abtreten wolle, und erklärte sich in diesem Falle bereit, der Kaiserin gegen
alle ihre Feinde kräftig beizustehen. Dies wurde abgeschlagen. Gleich rückte
er in Schlesien ein und besetzte in wenigen Wochen das ganze Land. Maria
Theresia schickte ihm ein Heer entgegen, das ihn wieder hinaustreiben sollte.
Bei Wollwitz, einem Dorfe bei Brieg, kam es zur Schlacht. Mit Erbitterung
wurde mehrere Stunden gestritten. Da durchbricht die östreichische Reiterei die
Reihen der Preußen. Rasch macht nun der Feldmarschall Schwerin einen An-
griff auf die Flanke der Oestreicher und lenkt dadurch den Sieg auf die Seite
seines Königs. Schnell rückt dieser nun in Böhmen und Mähren ein und
schlägt die Oestreicher bei Ghotoftß, unweit Czaslau. Maria Theresia
schloß nun im Juni 1742 mit Friedrich zu Breslau Frieden, in welchem sie
ihm fast ganz Schlesien (8/e) abtrat.
42. Zweiter schlesischer Krieg. (1744—1745.)
Friedrich sah voraus, daß Maria Theresia, sobald sie mit ihren andern
Feinden fertig wäre, ihm sein Schlesien wieder zu entreißen suchen würde.
Er machte deshalb mit ihren Feinden gemeinschaftliche Sache. Im August 1744
brach er mit 100,000 Mann durch Sachsen in Böhmen ein und, bemächtigte
sich schnell des ganzen Landes; aber eben so schnell wurde er wieder zurück-
gedrängt. Am 4. Juni 1745 griff er bei Kohenfriedverg, unweit Striegau.
den Herzog von Lothringen an und schlug ihn nach 5stündigem Kampfe indie
Flucht. Das preußische Dragoner-Regiment Baireuth, unter dem General
von Goßler, machte allein 4000 Gefangene und erbeutete 66 Fahnen, wofür
es vom Könige ein neues Regimentssiegel mit der Zahl ,.66" erhielt. Friedrich
folgte dem fliehenden Feinde nach Böhmen. Hier erfocht er bei Sorr einen
neuen Sieg. Aus Mangel an Lebensmitteln mußte er aber Böhmen wieder
räumen. Seine Feinde wollten nun den kühnen Versuch machen,, Berlin weg-
zunehmen. Friedrich schickte ihnen den Fürsten Leopold von Dessau, von den
Soldaten der „alte Dessauer" genannt, entgegen. Dieser schlug aber am 15. De-
zember 1745 bei Kesselsdorf, nicht weit von Dresden, die Oestreicher sammt
den mit ihnen verbündeten Sachsen vollständig. Zehn Tage nach dieser Schlacht,
am 25. Dezember, wurde zu Dresden Friede geschloffen. Friedrich behielt
Schlesien und erkannte dagegen Theresiens Gemahl, Franz I., der kurz vorher
von den übrigen Kurfürsten zum Kaiser gewählt worden war, als solchen an.
Unter dem Jubel seiner Unterthanen kehrte er nach Berlin zurück.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Oestreich Leopold Leopold Maria
Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia August Baireuth von_Goßler Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich Friedrich Franz_I. Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Baiern Schlesien Brieg Schwerin Breslau Sachsen Kohenfriedverg Lothringen Berlin Dresden Sachsen Dresden Berlin
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14,000 Todte und Verwundete und 45 Kanonen gingen verloren. Als Friedrich
den Rest seiner tapferen Garde sah. sprach er mit Thränen in den Augen:
„Kinder, ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt; aber habt nur Geduld,
ich werde alles wieder gut machen." Der König mußte sich nun nach Sachsen
zurückziehen, und die Oestreicher nahmen Böhmen und auch Schlesien in Besitz.
41. Die Schlacht bei Roßbach. (5. Noo. 1737.)
Unterdessen waren 83,000 Russen in Preußen eingefallen und
hatten den preußischen General Lehwald bei Grotzjägenldorf,
unweit Königsberg, geschlagen; die Schweden halten Pommern in Besitz
genommen, und die Franzosen waren schon bis nach Sachsen vorge-
drungen. Friedrichs Lage schien verzweiflungsvoll. Mit einem Theile
seines Heeres zog er schnell den Franzosen entgegen, um sie aus Sach-
sen zu vertreiben. Bei dem Dorfe Rotzbach, unweit Merseburg, traf
er am 5. November mit ihnen zusammen. Sein kleines Häuflein war
nur 22,000 Mann stark, und er hatte 60,000 gegen sich. Mit klin-
gendem Spiele und wehenden Fahnen zogen die Franzosen an den
Hügeln vorbei, auf welchen Friedrich mit seiner kleinen Schaar gelagert
war, um ihn zu umzingeln. Sie bildeten sich ein, daß der Sieg ihnen
nicht fehlen könne, und fürchteten nichts mehr, als der König möchte
ihnen entwischen. Friedrich hielt sich so ruhig, als ob kein Feind in
der Welt gewesen wäre. Seine Soldaten kochten ihr Mittagsbrot vor
den Zelten und verzehrten es unbekümmert. Er selbst saß mit seinen
Feldherren ganz ruhig zur Tafel. Die Franzosen hielten diese sorg-
lose Ruhe für reine Verzweiflung. Plötzlich — es ist 2 Uhr nach-
mittags — giebt Friedrich Befehl zum Angriff. Im Nu verschwinden
die Zelte, die preußische Linie dehnt sich aus und wird immer länger
und länger. Furchtbar donnern die versteckten Kanonen, und augen-
blicklich kommt Seidlitz mit seinen Reitern aus einem Walde und
stürmt in die überraschten Feinde. Zu gleicher Zeit rückt auch das
preußische Fußvolk im Sturmschritt vor. Emsetzen kommt über die
Feinde, sie gerathen in Unordnung, und ehe 11/Ä Stunden verflossen
sind, ist das ganze Heer in verwirrter Flucht. Es war keine rechte
Schlacht, es war nur ein Jagen. Die feindliche Infanterie warf die
Gewehre weg, die Kavallerie sprang von den Pferden und ließ Stiefel
u:,b Säbel im Such, um nur schneller entfliehen zu können. Blanche
der Flüchtigen standen mcht eher still, als bis sie am Rheine waren.
2000 Feinde lagen auf dem Schlachtfelde und 7000 wurden zu Ge-
fangenen gemacht; Friedrich hatte dagegen nur 91 Todte und 274
Verwundete. In ganz Deutschland jubelte man über diesen Sieg und
man sang:
„lind wenn der große Friedrich kommt! So läuft die ganze Reich'armee,
Und klopft nur auf die Hosen, j Panduren und Franzosen."
45. Dis Sehlaclit bei Lenthen. (5. Dez. 1757.)
Während Friedrich der Grosse die Schlacht bei Eossbach
schlu°- und die Feinde aus Sachsen vertrieb, war in Schlesien der
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Lehwald Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Befehl Friedrich Seidlitz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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ken Flügel gerichtet wurde, und da dieser nun mit voller Kraft
über den Haufen geworfen ward, kam Unordnung in das ganze
östreichische Heer. Kein Widerstand half mehr: in drei Stunden
war der vollkommenste Sieg erfochten. Das Schlachtfeld war mit
Todten bedeckt, und ganze Haufen ergaben sich den Preussen zu
Gefangenen, so dass ihre Zahl auf 21,000 geschätzt wurde/ Ausser-
dem gingen 130 Kanonen und 3000 Wagen verloren. Einer der
ausserordentlichen Siege in der Geschichte, den 30,000 gegen
80,000 erfochten, ein redendes Zeugniss für die Herrschaft des
Geistes über die Masse, wenn der Gedanke gut und tüchtig aus-
geführt wird. Auch darin war Friedrich und sein Heer gross,
dass sie nach gewaltiger Anstrengung dennoch nicht in die Schlaff-
heit zurücksanken; rastlos wurde der Sieg verfolgt, bis die Oest-
reicher von dem schlesischen Boden bis über die Grenze Böhmens
vertrieben waren. Es war der schnelle und glückliche General
Ziethen, der diese Verfolgung ausführte und noch viele Gefan-
gene und Beute zusammenraffte, während der König Breslau an-
griff und darin wieder ein kleines Heer von 17,000 Mann gefan-
gen nahm. Im Monat Dezember ergab sich noch die Festung
Liegnitz. So hatte das eine kühne Wagestück, da der König alles
gegen alles setzte, ihm Schlesien bis auf Schweidnitz, ein
ruhiges Winterlager in diesem Lande, so wie in Sachsen, und
was mehr als dieses, einen unsterblichen Ruhm im Munde der
Nachwelt gewonnen, den Oestreichern aber ein schönes Heer von
80,000 Mann so vernichtet, dass nicht mehr als 17,000 streitbare
Krieger Böhmen erreichten; die preussischen Länder waren alle,
bis auf die in Westfalen, von Feinden befreit. Kohlrausch.
46. Der Clioral von Leutlien.
1. Gesiegt hat Friedrichs kleine Schaar. Rasch über Berg und Thal
Von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl;
Die Preussen steh’n auf Leuthens Feld, das heiss noch von der Schlacht;
Des Tages Schreckenswerke rings umschleiert mild die Nacht.
2. Doch dunkel ist’s hier unten nur, am Himmel Licht an Licht,
Die goldnen Sterne zieh’n herauf, wie Sand am Meer so dicht;
Sie strahlen so besonders heut', so festlich hehr ihr Lauf,
Es ist, als wollten sagen sie: Ihr Sieger, blicket auf!
3. Und nicht umsonst. Der Preusse fühlt’s: es war ein grosser Tag.
Drum still im ganzen Lager ist’s, nicht Jubel, noch Gelag;
So still, so ernst die Krieger all’; kein Lachen und kein Spott —
Auf einmal tönt es durch die Nacht: »Nun danket alle Gott!“
4. Der Alte, dem’s mit Macht entquoll, singt’s fort, doch nicht allein,
Kam’raden um ihn her im Kreis gleich stimmen sie mit ein;
Die Nachbarn treten zu, es wächst lawinengleich der Chor,
Und voller, immer voller steigt der Lobgesang empor.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs