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5. Der Ungarneinfall 924. Es ist eine allgemeine, dnrch Tausende von Beispielen begründete Erfahrung, daß Streitigkeiten int Innern eines Reiches dessen äußere Feinde zu kriegerischen Unternehmungen anreizen. Weil zerrissen von Fehden, darum hatte das Reich unter den letzten Karlingern und unter Konrad I. fortgesetzt Einfall, Raub und Plünderung der Dänen, Slawen und Magyaren ertragen müssen. Die Kriege Heinrichs gegen die Herzöge um die Anerkennung seiner Königsgewalt betrachteten die Magyaren als günstigen Zeitpunkt zu neuen Einfällen. 924 erschienen sie. Widu-find (I, 32) erzählt: „Als nunmehr die inneren Kämpfe ruhten (falsch, sie ruhten erst 925), durchzogen wiederum die Ungarn ganz Sachsen, steckten Städte und Dörfer in Brand und richteten allerorten ein solches Blutbad an, daß eine gänzliche Verödung durch sie drohte. Der König aber befand sich in der festen Stadt Werla. Denn er traute feinen unbeholfenen, an offene Feldschlacht nicht gewöhnten Kriegern nicht einem so wilden Volke gegenüber. Welch eine große Verheerung sie aber angerichtet und wieviel Klöster sie in Brand gesteckt, haben wir für besser erachtet zu verschweigen, als daß wir unsere Unglücksfälle noch durch Worte er neuen. Es traf
sich aber, daß einer von den Fürsten der Ungarn gefangen und ge-
bunden vor den König geführt wurde. Diesen liebten die Ungarn so sehr, daß sie als Lösegeld für ihn eine ungeheure Summe Goldes und Silbers anboten. Doch der König, das Gold verschmähend,
forderte anstatt dessen Frieden und erhielt ihn auch endlich, so daß gegen Rückgabe des Gefangenen und durch andere Geschenke ein Friede aus neun Jahre geschlossen wurde."
Heinrich stellte sich und den Seinen die Frage: Weshalb vermochten wir den Magyaren nicht zu widerstehen?
1. Wir erinnern nns zunächst der schon mehrfach gemachten Beobachtung, daß Barbarenheere feste Plätze nicht einzunehmen vermögen:
Der vergebliche Ansturm der Cimbern und Teutonen gegen das
feste Lager des Marius.
Armins Oheim Jnguiomer kann das römische Lager nicht stürmen. Die Westgoten in Ostrom; Friede den Mauersteinen!
Attila in Italien.
W i r erinnern uns ferner, daß das Ende des 9. und der Anfang des 10. Jahrhunderts von Kriegen erfüllt waren; wir gedenken der vielen inneren Wirren in Deutschland, der Magyaren- und Normanneneinfälle, unter denen Westfranken, Deutschland und auch Italien litt. Es war ein langandauernder Zustand der Unruhe und Friedlosigkeit.
Heinrich: Meine Burg Werla haben sie nicht erobert. Die bot mir und den flüchtigen Bewohnern der Nachbarschaft Schutz; die war auch ein Stützpunkt der Verteidigung. Von da aus gelang es uns doch wenigstens, den Magyaren im Kleinkriege beizukommen, einen ihrer vornehmsten Führer gefangenzunehmen. Aber Sachsen und Thüringen
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schaffen. Bereits um das Jahr 1000 bestaub uuter Stephan dem Heiligen ein ungarisches Reich.
Vgl. I §§ 4 n. 5: Sperrung der Rheingrenze für die Germanen. Germanen gegen den Rhein — Marius. Cäsar — Seßhaftwerden der
Germanen.
Magyaren gegen Deutschland — Heinrich I. Otto I. — Seßhaftwerden der
Magyaren.
So wurde auch hier die Niederlage für den Besiegten zum Segen.
d) Lamprecht Iii, 332: „Die Magyaren trennten für immer die Slawen an den Ostgrenzen Germaniens in eine südliche und eine nördliche Hälfte; noch heute bedeutet das nationale Dasein der Magyaren den lautesten Protest gegen den Gedanken eines slawischen Universalreiches." Die Magyaren sind die natürlichen Gegner des Panslawismus.
e) Ranke Vi, 203: „Die Schlacht auf dem Lechfelde erscheint um so mehr als ein W e l t e r e i g n i s , als die Ungarn soeben Frankreich und Italien durchstreift und auch Konstantinopel bedroht hatten. Der Fürst, der sie in einer großen Schlacht zu Paaren trieb, war der Retter von Europa; er enthob sie zugleich selbst ihrer ursprünglichen Barbarei, denn von nun an beginnt ihre Christianisierung, sie treten von da ab in die geordnete Welt."
7. Kolonisation und Christianisierung der Donauländer.
Den Siegen Karls des Großen über die Avareu (Ii § 31, 4) war die Kolonisation und Christianisierung der Donauländer gefolgt. Aber fast alles war durch die Raubzüge der Ungarn, 862—955, verloren gegangen. „Die Ungarn", klagte Erzbischof Theotmar von Salzburg dem Papst Johann Viii., „fielen ins Land, die einen schleppten sie gefangen hinweg, die andern haben sie getötet oder im Kerker durch Hunger und Durst verschmachten lassen, unzählige haben sie aus dem Lande vertrieben, adlige Männer und Frauen führten sie in die Sklaverei, in die Kirchen Gottes haben sie den Brand geworfen und alle Gebäude verwüstet, so daß in ganz Pannonien feine einzige Kirche mehr zu sehen ist, das ganze Land ist wüste."
Der entscheidende Sieg aus dem Lechfelde führte zur Wiedergewinnung des verlorenen Landes. Diese Aufgabe fiel naturgemäß den Bayern zu. Judith, die Witwe des am 1. November 955 verstorbenen Herzogs Heinrich, hat sie in Gemeinschaft mit den Erzbischöfen von Passau und Salzburg tatkräftig zu lösen begonnen. In einem Jahrhundert ward die heutige Grenze der Deutschen gegen die Slawen an der Donau und in den Ostalpen erreicht. Die Ostmark (Ostarrichi = Österreich) empfing 976 Gras Luitpold von Babenberg (Bamberg); fast 300 Jahre hat dies edle Geschlecht Grenzwacht gehalten. Es entstand die Mark Kärnten, 995 zum Herzogtum erhoben, 1040 die Mar! Krain, 1055 Steiermark, 1180 zum Herzogtum erhoben. „In dem Siege von Augsburg liegen die Anfange Österreich s." (Giefe-
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in der Hand Jesu Christi, der uns zur Herrschaft berufen hat — Heinrich, von Gottes Gnaden König. Mit großem Geschick berief sich Heinrich
gegenüber dem jetzigen Papst aus die größere Autorität der alten Kirchenväter und der Apostel Petrus und Paulus.
Das Recht, den Papst abzusetzen, leitete Heinrich wohl ab aus den
Vorgängen des Jahres 1046, da sein Vater Gregor Vi. entsetzte. Aber er bedachte nicht, daß die Lage des Jahres 1076 eine andere war als die von 1046, daß seinem Vater ein schmachvolles, ohnmächtiges Papsttum entgegenstand, ihm aber ein neues, hohen Zielen zustrebendes, gestützt auf das Schwert der Normannen und die Macht der Massen, die resormseindlichen Priestern abhold waren.
Heinrichs Macht ruhte allein in seiner Verbindung mit dem deutschen und italienischen Episkopat. Blieb diese fest, so konnte er auf den Sieg über den Papst hoffen. Hatte er sich vergewissert, ob diese Verbindung alle Angriffe überdauern werde? Hatte er bedacht, daß viele der Bischöfe fehlten? Nein. Das war ein Fehler. „Schwerer wog der Wormser Beschluß selbst. Wenn Gregor sich überhastet in den Kampf gestürzt hatte, so überbot ihn der König noch: er tat sogleich bei der Eröffnung des Kampfes den letzten Schritt. Denn darüber hinaus, daß er den Papst absetzte, konnte er nicht gehen. Ein Absetzungsurteil aber hatte nur dann Wert, wenn er es an der Spitze eines Heeres in Rom aussprach (Otto I. 964, 965 — Heinrich Iii. 1046); denn nur dann konnte es ausgeführt werden. Unausgeführt war es nicht nur nutzlos, es war schädlich" (Hauck Iii, 792); denn es mußte der Welt die Ohnmacht des deutschen Königtums vor Augen führen.
8. Heinrich gebannt. Zur Fasteusynode 1076 empfing Gregor den Brief Heinrichs, gerade als er im Lateran der Synode vorsaß. Er ward öffentlich verlesen, und da entstand in der Kirche ein solcher Aufruhr, „daß der Botschafter gliedweise zerrissen worden wäre und ein jämmerliches Ende genommen haben würde, wenn er nicht zu den Füßen des apostolischen Vaters Schutz gefunden hätte". In Form eines Gebets, gerichtet an den heiligen Petrus, sprach Gregor nach einigen Tagen den Bann über Heinrich aus.
„Heiliger Petrus, Fürst der Apostel, verleihe mir, ich bitte dich, ein gnädiges Gehör und höre mich, deinen Knecht, den du von Kindheit an beschützet und bis diesen Tag aus der Hand der Gottlosen errettet hast, welche mich um deinetwillen haßten und auch jetzt noch hassen. Dn bist mein Zeuge, und meine Herrin, die Mutter Gottes, und der heilige Paulus, dein Bruder, mit allen Heiligen, daß deine heilige römische Kirche mich wider meinen Willen zu ihrer Leitung berufen hat, und daß ich es nicht für einen Raub erachtete, deinen Stuhl zu Besteigen, daß ich vielmehr lieber mein Leben als Pilger in der Fremde beschließen wollte, als um weltlichen Ruhm, mit weltlicher List deinen Stuhl mir anmaßen. Und deshalb glaube ich um deiner Gnade, nicht um meiner Werke willen, daß es dir gefallen hat und noch gefällt, daß
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mitten ans dem Rhein ein hoher Turm, von dem nachstehende Sage umgeht. Im Jahr 974 ward große Teuerung in Deutschland, daß die Leute aus Not Katzen und Hunde aßen und doch viele Leute Hungers starben. Da war ein Bischof zu Mainz, der hieß Hatto der Andere, ein Geizhals, dachte nur daran, seinen Schatz zu mehren, und sah zu, wie die armen Leute auf der Gasse niederfielen und bet Haufen zu den Brotbäckern liefen und das Brot nahmen mit Gewalt. Aber kein Erbarmen kam in den Bischof, sondern er sprach: Lasset alle Arme und Dürftige sammeln in einer Scheune vor der Stadt, ich will sie speisen. Und wie sie in die Scheune gegangen waren, schloß er die Türe zu, steckte mit Feuer an und verbrannte die Scheune samt den armen Leuten, jung und alt, Mann und Weib. Als nun die Menschen unter den Flammen wimmerten und jammerten, rief Bischof Hatto: Hört, hört, wie die Mause pfeifen! Allein Gott der Herr plagte, ihn bald, daß die Mäuse Tag und Nacht über ihn liefen und an ihm fraßen, und vermochte sich mit aller seiner Gewalt nicht wider sie behalten und bewahren. Da wußte er endlich feinen andern Rat, als er ließ einen Turm bei Bingen mitten im
Rhein bauen, der noch heutzutage zu sehen ist, und meinte sich
darin zu fristen, aber die Mäuse schwammen durch den Strom heran, erklommen den Turm und fraßen den Bischof lebendig auf." Vgl. I § 16: Seelenglaube.
Im Rhein- und Moselland war während des 11. und 12. Jaho Hunderts Hungersnot in den Jahren 1003, 1005, 1006, 1040, 1042, 1043, 1044, 1045, 1046, 1090, 1095, 1098, 1099, dann 1147,
1151, 1162, 1176, 1195, 1196, 1197, 1198; in Sachsen dagegen
im 11. Jahrhundert nur 1006, 1025, 1056. Also scheint 1006 allgemein, in den andern Jahren nur im Westen oder Norden Mißwachs und Not gewesen zu sein. Während in einer Gegend Überfluß an Getreide war, herrschte in der andern entsetzliches Elend. Die Sage vom Bing er Mäuseturm erzählt mit Schaudern von dem Kornwucher des Mainzer Erzbischofs; und Lütticher Quellen melden, daß für den Malter Getreide im Jahre 1197 bis zum 11. Juni das Neunfache, vom 12. Juni ab das Sechzehnfache und vom 25. Juli ab das Dreißigfache des gewöhnlichen Durchschnittspreises bezahlt wurde. Man verzehrte unreine Tiere, Aas und Wurzeln. Viele starben Hungers; und die Straßen der Stadt lagen voll von Stöhnenden und Ächzenden, denen christliche Milde nur noch am frühen Morgen kleine Gaben zu spenden vermochte. Ja, es starben sogar ganze Dörfer aus. Und unterdessen lebte man in andern Wirtschaftsgebieten in Überfluß. E s fehlte eine Organisation, Überfluß und Mangel an Gütern zwischen den einzelnen
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Ariovist (I § 5) und Lhnoöomar — Cäsar und Julian.
Germanen dringen in Gallien ein: Ariovist — Chnodomar.
Der neue Stallhalter und seine Aufgabe:
Gallien Rom gewinnen — Cäsar.
Gallien Rom erhallen — Julian.
Die Germanenfürsten:
Ihre Kraft und ihr stolzes Selbstbewußtsein.
Kluge Ausnutzung des Zwiespaltes im römischen Reiche zwischen Cäsar und Pompejus, Konstantius und Magnentius.
Nur wenige Jahre war das linke Rheinufer von den Alamannen frei; als Julian 361 Gallien verlassen hatte, kamen sie von neuem über den Strom und nahmen das Land dauernd in Besitz. Von ihnen trägt es bis heute den Namen Elsaß, d. H. der Sitz in der Fremde (vgl. Elend aus ahd. elilenti, alilanti — Fremd land).
So oft die Alamannen im Südwesten vorbrachen, drangen die Franken auch über den Mittel- und Niederrhein. Kaiser Probns hatte auf seinen Feldzügen eine Anzahl Franken gefangengenommen und nach Kleinasien an das Schwarze Meer verpflanzt. Allein sie rissen hier Schiffe an sich, plünderten die Küsten von Kleinasien und Griechenland, landeten in Afrika, überfielen Syrakus, fuhren durch die Meerenge von Cadix und langten glücklich an der Küste der Nordsee wieder an; es ist wohl einer der abenteuerlichsten Züge, die die Geschichte kennt. Kaiser Konstantin der Große schlug die Franken auf verschiedenen Zügen in ihrem eigenen Lande. Er brauchte das Schreckmittel, eine Anzahl Gefangener, darunter zwei angesehene Fürsten, vermutlich weil sie den Frieden gebrochen hatten, im Zirkus zu Trier wie gemeine Verbrecher den wilden Tieren vorzuwerfen. Zweimal bereitete der erste christliche Kaiser den gebildeten Trierern das rohe Vergnügen; sie waren so entzückt darüber, daß die Blutgier der Bestien eher gesättigt wurde als ihre Schaulust. Aber ein Grauen erfaßte sie doch, cils sie sahen, wie trotzig und unverzagt die wehrlosen Germanen auch hier dem Tode entgegengingen. Zur Zeit Julians war Köln einmal zehn Monate lang in den Händen der Franken; auch Neuß, Bonn, Andernach und Bingen hatten sie eingenommen. Julian trieb sie über den Rhein
Zurück und unternahm sogar einen Zug ins Innere Germaniens. Aber
nach seinem Weggang begannen neue Einfälle der Franken.
Die Sachsen unternahmen von der kimbrifchen Halbinsel aus durch das ganze vierte Jahrhundert Raubfahrten zur See und brandschatzten die Küsten Galliens und Britanniens.
Ergebnisse. Seit der Mitte des 2. Jahrhunderts war das römische Reich auf seiner ganzen Nordgrenze von den Germanen bedroht; und Rom
erlag; um 400 war die Donau- und Rheingrenze verloren.
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baren Szenen, die sich abgespielt haben mögen, die Resignation und Erbitterung der Opfer, den Ingrimm der Stanimesgenossen und die erbarmungslose Strenge des Königs, die von Blntbächen durchrieselte Richtstätte mit den Tausenden von Leichen. Karl war nicht der Mann halber Maßnahmen; was er tat, hat er stets ganz getan. Um so furchtbarer war das Exempel, das er statuierte. Schrecken und Furcht sollten jetzt das Sachsenvolk bändigen und Unterwürfigkeit erzwingen." — Kaufmann Ii, 314. „Das formale Recht war aus seiner Seite; die Sachsen hatten sich unterworfen, hatten Treue geschworen und hatten die Treue gebrochen. Aber es war doch eine entsetzliche Tat, wie die deutsche Geschichte deren keine zweite kennt. Karl ließ sich durch seinen Zorn fortreißen." — Hauck Ii, 349. „Keine Tat Karls wird so allgemein getadelt als diese. Wer möchte sie verteidigen? Sie ist grausig. Daß die Sachsen nun viermal das Vertrauen des Königs getäuscht, Zusagen und Eidschwüre gebrochen hatten, erweckte in ihm eine Gewalt des Hasses, durch welche die Gegner zermalmt wurden. Das Dämonische in der Natur Karls ist hier furchtbar deutlich: wer sich ihm in den Weg warf, der unternahm einen Kampf auf Tod und Leben: die Sachsen waren unterlegen, so sollten sie sterben, wie sie die Getreuen des Königs getötet hatten. Daß dabei das Blut von Tausenden floß, das mochte die Schwachen rühren: Karl war für diese Empfindung unnahbar."
Lähmender Schrecken hatte jeden Gedanken an Abschüttelung der fränkischen Herrschaft im tiefsten Grunde der Seele ertöten sollen, fressende Rache war der tatsächliche Erfolg. Das ganze Volk der Sachsen erhob sich. Ob es siegte? Gleich auf die ersten Nachrichten hin traf Karl Vorbereitungen zu einer neuen Heerfahrt. Als der Aufstand ausbrach, stand fein Heer marschbereit. Unmittelbar vom Begräbnis seiner jnngen Gemahlin Hildegard, die am 30. April 783 in Diedenhofen starb, eilte er nach Sachsen. In einem Monat (Juni bis Juli) schlug er die Sachsen zweimal, wahrscheinlich die Engern bei Detmold, die Westfalen an der Hase. Auch im Sommer 784 und dann vom Spätherbst 784 bis in den Sommer 785 war er in Sachsen, „plünderte die Sachsen aus, welche Rebellen waren,
nahm ihre Festen und suchte ihre verschanzten Orte heim und reinigte die
Wege". Eis in den Bardengau an der Elbe drang er vor. Frankenherrschaft und Christentum waren nun gesichert. Doch Widukind und ein Edeling Abbio waren zu den Nordalbingern entflohen. Karl dachte zurück an das Jahr 782, was er damals geglaubt, was Widukind vollbracht hatte. Wenn sich Widukind ihm gelobte, dann durfte er den Sieg vollendet glauben. Er ließ Widukind und Abbio durch sächsische Boten auffordern, „ihre Treulosigkeit aufzugeben und seiner Treue ohne Zaudern sich anzuvertrauen". Sie verlangten Straflosigkeit für sich und Verbürgung derselben durch Geiseln. Durch einen seiner Hofbeamten ließ er ihnen die geforderten
Geiseln zuführen. Jetzt erst verließ Karl Sachsen. Noch vor Ablauf des
Jahres erschienen nun Widukind und Abbio mit ihren Mannen vor Karl und empfingen zu Attigny die Taufe. Karl selbst vertrat Patenstelle bei Widukind; denn nun schien das so lange und mühsam erstrebte Ziel erreicht. Karl war so fest davon überzeugt, daß die Kämpfe nun zu Ende feien, daß
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trat er schuldig, ging er unter, unschuldig, und dann zog man ihn schnell heraus. Hierbei scheint ein altheidnischer Volksglaube zu walten, daß das heilige Element, die reine Flut, feinen Missetäter in sich aufnehme. „Da^ mer ist so reine, da^ e^ keine bösheit mac geliden.“
Kreuz urteil. Kläger und Beklagter mußten mit anserhobenen Händen unbeweglich an einem Kreuze stehen; welcher von ihnen als der erste zu Boden sank, die Hände rührte oder niederfallen ließ, hatte verloren, und der andere siegte. Während sie standen, wurde gebetet und eine Messe gelesen.
Bahrgericht fand beim Totschlag statt, wenn der Täter unentbedt, aber Verbacht gegen einen ober mehrere vorhanben war. Man ließ sie an die Bahre treten und den Leichnam berühren, im Glauben, bei Annäherung des Schulbigeu werbe er zu bluten beginnen. Unterblieb das Bluten, so hatte sich der Beargwöhnte durch sein Vortreten gereinigt. (Hagen an der Leiche Siegsriebs, Nibelungen 984—986.)
Geweihter Bissen. Ein geweihter Schnitt Brot ober Käse würde dem Verdächtigen in den Munb gesteckt; konnte er ihn leicht und ohne Schaben essen, so galt er für unschulbig, für schulbig aber, wenn er ihm in dem Halse blieb und wieber herausgenommen werben mußte.
Redewendungen: „Da soll mir doch gleich b er Bissen (Brot) im Halse (in der Kehle, im Munde) stecken bleiben! Ich will mir den Tod an diesem Bissen essen! Da nehme ich Gift darauf!"
(Nach Jacob Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer Kapitel Viii. L. Günther, Deutsche Rechtsaltertümer in unserer heutigen Sprache.)
4. Fortschritte in der Kultur und im Gerichtswesen. Das Gerichtswesen zeigte sich auch sowohl von den Fortschritten in der äußeren als auch in der geistigen Kultur beeinflußt. Schwer war der Hausbau ehebern, leichter jetzt; darum war ehemals die Strafe für Branbftiftung der Tod, jetzt eine Sache im Werte von 60 Solibi. Karl und seine Nachfolger erklärten sich gegen die alte Gewohnheit, Gericht unter freiem Himmel zu hatten; Karl bestimmte, daß über dem Gerichtsplatz eine Bebachung errichtet werbe (Gerichtslaube), Ludwig der Fromme, daß man zwar die alten Stätten beibehalten, an ihnen aber Gerichtshäuser, zum Schutz gegen Hitze und Regen, erbauen solle. Wir beobachten, wie das öffentliche Gebänbe entsteht, und sehen baraus für künftige Geschlechter architektonische, aber auch finanzpolitische Aufgaben erwachsen.
Öffentliche Gebäude am Ende des 9. Jahrhunderts: Kirchen, Gerichtshäuser.
Das, was Menschenhanb in Haus und Hos, aus Acker und Flur geschaffen hat, sollte gesichert sein vor dem bösen Willen einzelner sowohl, als ganzer bewaffneter Banben. Man nannte solche größere Banben, die
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— 14 —
Freiheit geraubt werden. Sie ahnten, was man ihnen tun wollte, und beobachteten daher mit mißtrauischem Blick alles, was geschah.
Lupiciuus hatte die gotischen Fürsten Alaviv und Fridigern nach Marcianvpol zum Gastmahl geladen, gleichzeitig aber Truppen aufgestellt, um die andringenden Barbaren von der Stadt abzuhalten. Diese forderten in Frieden und Freundschaft, als römische Verbündete, Lebensrnittel einkaufen zu dürfen. Und da man es ihnen versagte, kam es zum Kampf. Dieser Zwischenfall wurde dem Lupiciuus, der an der schwelgerischen Tafel bei Musik bereits lange gesessen hatte und schon wein- und schlaftrunken war, heimlich hinterbracht. Er wollte weiterem vorbeugen und gebot, die Gefolge der beiden gotischen Fürsten, die vor seinem Hause die Schntz-und Ehrenwache hielten, zu töten. Die Goten meinten, daß ihre Fürsten ins Verderben gelockt seien, uni) mit wilden, zornigen Drohungen führten sie das Schwert. Das Mordgeschrei warnte Fridigern. Er mußte fürchten, mit seinen Begleitern als Geiseln festgehalten zu werden; rasch entschlossen fand er einen listigen Ausweg: man werde sich den größten Gefahren aussetzen, wenn man ihn nicht mit seinen Gefährten ziehen lasse, um das Volk zu besänftigen, das einzig deshalb so erregt sei, weil es glaube, seine Führer seien zu dem Gastmahl nur gelockt worden, um gemordet zu werden. Der Abzug wurde bewilligt, sie zogen hinaus, wurden mit Jubel von den Ihrigen empfangen, setzten sich zu Pferde, waren auf und davon und trugen nun den Kriegsbrand durchs ganze Land. (Nach Ammianus.) Fridigern, bis jetzt der Freund der Römer, mußte nun für sein Volk handeln und sorgen. Er schlug Lupiciuus und belagerte ihn in Marcianopel. Die Barbaren, die im römischen Heere standen ober auf römischen Gütern als Sklaven arbeiteten, strömten ihm zu. Fridigern war der Gebieter Thraziens und der Länder bis nördlich zur Donau.
Am miau vergleicht, die Westgoten mit den Cimbern und Teutonen, Lnpicinus mit Marius. Dieser Vergleich zeigt uns die sinkende Macht Roms.
Ranke Iv 1, 157: „Wie oft waren seit der Begegnung Julius Cäsars mit den Usipetern und Tenktereru (I § 5) germanische Völker dadurch in Nachteil geraten, daß sich die Römer an ihren Oberhäuptern vergriffen!"
Ranke Iv 1, 158: „Als Verbündete waren die Goten herübergekommen; aber bei dem ersten Zerwürfnis, das sich hätte voraussehen lassen, verwandelten sie sich in Feinde."
Kaiser Valens befand sich damals in Antiochien, damit beschäftigt, feine Ansprüche gegen die Perser durchzuführen. Er eilte jetzt herbei, seinem Lande den Frieden wiederzugeben. Fridigern bezeichnete die Abtretung Thraziens mit allem Vieh und allen Feldfrüchten als Preis des
Friedens. Valens verwarf ihn. Bei Adrianopel verlor er 378 Sieg
und Leben. Zwei Drittel des römischen Heeres sielen.
Ranke Iv 1, 164—165: „Die beiden Niederlagen, welche die Römer unter Julian (368 am Tigris gegen die Perser) und unter Valens erlitten
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Extrahierte Personennamen: Lupiciuus Lupiciuus Marius Marius Roms Julius_Cäsars Cäsars Julian
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
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in Thrazien, Athaulfs am Busento, Thorismunds aus den Katalaunischen Feldern.
Wählbar ist jedes männliche, waffenfähige Mitglied der königlichen Familie: Athanlf Schwager Alarichs; Wallia Bruder Athaulfs; Thorismund, Theoderich Ii. und Enrich Söhne Theoderichs I.; daher die Rückkehr Thorismunds vom Schlachtfeld nach Toulouse —- passives Wahlrecht. Es fehlt also eine Thronfolgeordnung. Das hatte die böse Folge, daß bei jeder Thronerledigung sich jedes Mitglied des königlichen Hauses Hoffnung auf die Krone machte oder machen konnte. Daher versuchte jeder Kroubewerber Anhänger zu gewinnen, daher Parteiungen im Volke und innere Kämpfe. Zwei Jahre nach seiner Wahl auf den Katalaunischen Feldern ward Thorismund durch einen seiner Diener ermordet, der dazu von seinen Brüdern und denen, die ihn auf dem Schlachtfeld nicht mitgewählt hatten, beauftragt war. Ihm folgte Theoderich Ii., und der ward 466 von seinem Bruder Eurich ermordet. Von den 35 Königen der Westgoten, von Athauls 415 bis Roderich 711, ist fast die Hälfe, 17, durch Mord ober Entthronung untergegangen.
Also: Fehlen einer Thronsolgeorbnnng — innere Kämpfe und Schwäche. Daher: ein monarchisch regiertes Volk braucht eine Thronfolgeordnung, damit es Frieden habe. Die Vandalen hatten die Thronfolge des Seniorais, wir haben die der Primogenitur. Geiserich bestimmte, daß den Thron der Vandalen immer der älteste Mann (Senior) aus dem Geschlechte der Asdingen erbe. Die Primogenitur setzt Artikel 53 der preußischen Verfassung fest: „Die Krone ist den königlichen Hausgesetzen gemäß erblich in dem Mannesstamme des königlichen Hauses nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge."
Thronfolge im Erbkonigtnm.
1. Passives Wahlrecht aller waffenfähigen Glieder der Königsfamilie.
2. Seniorat.
3. Primogenitur.
3. Attilas Zug nach Italien 452. Attila gab sein Streben nach der Weltherrschaft nicht auf; 452 brach er von Pannonien her in Italien ein. Aqnileja fiel und verschwand durch hunnische Zerstörungswut. Das nackte Leben zu retten, flohen die Bewohner des Festlandes auf die unbewohnten Inseln, und so ward in jenen Tagen der Not auf Lagunen der Anfang Venedigs geschaffen, das allmählich aus armseligen Fischerhütten zur Beherrscherin der Meere erwuchs. Alles vernichtend durchbrauste der Zug der Hunnen die Poebene, sie waren auf dem Wege nach Rom. Da erschien eine kaiserliche Gesandtschaft, den Frieden zu erbitten: zwei weltliche Große und der Bischof von Rom, Leo I. „Leo erschien im Vertrauen auf die Hilfe Gottes, der, wie er ja wußte, die Vorfahren bei ihren Bemühungen nie im Stiche gelassen hatte. Und es geschah nichts anderes, als was der Glaube im voraus angenommen hatte. Denn der König nahm die ganze Gesandtschaft ehrenvoll auf und freute sich über die Anwesenheit des höchsten Bischofs so, daß er den Befehl gab, vom Kriege abznlassen, und unter dem Versprechen des Friedens über die
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Extrahierte Personennamen: Athanlf_Schwager_Alarichs Wallia Theoderich Theoderich Roderich_711 Attilas Attila Leo_I.
Extrahierte Ortsnamen: Thrazien Busento Toulouse Italien Pannonien Italien Rom Rom Gottes