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gehörte und mit einem Gehege umschlossen war. Eine Anzahl solcher
Höfe bildete eine Gemeinde, mehre Gemeinden oder Ortschaften
bildeten einen Gau. Sehr oft wählten sie ihre Sitze nicht sowohl
nach der Bequemlichkeit und dem Nutzen, als nach ihrer Liebe zur
freien und schönen Natur. Wo ein Hain, wo eine Quelle sie lokkte,
da schlugen sie ihre Wohnung auf. — Ihre Lieblingsbeschäftigung
war nächst dem Kriege die Jagd; der Akkerbau und die Geschäfte
des Hauses waren den Weibern und Knechten überlassen. Der Knabe
wurde von Jugend auf im Gebrauche der Waffen geübt, und das
war sein festlicher Tag, wenn er mit dem Vater im Walde reißen-
den Thieren nachjagen, oder mit ihm in die Schlacht ziehen konnte.
— Die Rechte der Gastfreundschaft ehrten die Deutschen höher, als
kein anderes Volk; sie hielten strenge aufkeuschheit und Treue, auf
Zucht und Ordnung, also, dass die guten Sitten bei ihnen mehr
vermochten, als anderswo gute Gesetze. — (Kohlransch.)
?5. Deutsche Sprache.
Ein Vorzug, der das deutsche Volk vor den meisten Völkern
des Erdbodens auszeichnet, ist die Vortrefflichkeit seiner Sprache.
Wie ehrenvoll ist cs für die Deutschen, dass ihre Sprache nicht eine
ihnen von einem fremden Eroberer aufgedrungene, von Knechten einem
Zwingherrn abgelernte, sondern eine freie, ursprüngliche Sprache ist.
Dieselben Töne, in welchen vor Jahrtausenden unsere Vorfahren
den Donnergott um die Kraft seiner Blitze zur Zerschmetterung ein-
gebrochener Feinde anriefen, steigen noch jetzt aus dem Munde ihrer
Enkel zum Himmel empor, und wenn wir den Allmächtigen zum
Bürgen unserer Freiheit erflehen, dürfen wir nicht vor den Skla-
venbrandmalen fremder Laute die Augen niederschlagen, sondern kön-
nen freie Blikke zu dem Vater heben, welcher seinen deutschen Kin-
dern in der Masse ihrer körperlichen und geistigen Kräfte einen Fel-
sendamm gegen die Herrschwuth einer Hölle verlieh. In dieser
Sprache donnerten vor Jahrtausenden unsere freien Vorältern zu
den Blitzen ihrer Schwerter auf die römischen Tyrannenknechts.
In dieser Sprache sagten die Deutschen des Mittelalters den räu-
berischen Nadscharen, dass sie fremden Eroberern die geforderten
Brandsteuern mit dem Schwert bezahlten. Diese Sprache ist ein
Gebild freier Männer, die gleichsam ihren freien Geist in ihrer un-
endlichen Gestaltbarkeit, und ihre Kraft und ihren Muth in ihrer
Volltönigkeit niederlegten. So lange daher die deutsche Sprache
rein und unvecmischt von deutschen Lippen tönt, wird es keinem
Raubvolk gelingen, die Machtgcbote einer weibischen und weichlichen
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des benachbarten Grases, und du wirst dein gelbes Gesicht erblikken,
das dir zuruft: „Denke an's Ende!“ Da wirst du dann sinken auf
den Schooß deiner Mutter. Kein Lüftchen kann dich aufschmeicheln,
kein Sturmwind dich erwekken. Wie! du lassest deinen Muth sin-
ken ? Auch das musst du nicht, guter Halm l Du bist nützlich im
Leben und im Tode. Du hast gelebt und dein Ziel erreicht. So
wie dein Leben mir Wonne zuflüsterte, so will ich auch deinen Tod
feiern, und unter dem Grabeshügcl denken, dass auch ich daran muss
und mein Leben ein Ziel hat. (Schubert.)
Si8. Das Getreide.
Windet zum Kranze die goldenen
Ähren,
siechtet auch blaue Cyanen hinein,
Freude soll jedes Auge verklären,
denn die Königin ziehet ein,
die Bezähmerin wilder Sitten,
die den Menschen zum Menschen gesellt,
und in friedliche feste Hütten
wandelte das bewegliche Zelt.
Scheu in des Gebirges Klüften
barg der Troglodyte sich;
der Nomade ließ die Triften
wüste liegen, wo er strich;
mit dem Wurfspieß, mit dem Bogen
schritt der Jäger durch das Land.
Weh dem Fremdling, den die Wogen
warfen an den Unglükksftrand!
Und auf ihrem Pfad begrüßte,
irrend nach des Kindes Spur,
Ceres die verlassne Küste,
ach, da grünte keine Flur!
Dass sie hier vertraulich weile,
ist kein Obdach ihr gewährt,
keines Tempels heitre Säule
zeuget, dass man Gökter ehrt.
r Keine Frucht der süßen Ähren
lädt zum reinen Mahl sie ein,
nur auf grässlichen Altären
dorret menschliches Gebein.
Ja, so weit sie wandernd kreiste,
fand sie Elend überall,
«nd in ihrem großen Geiste
jammert sie des Menschen Fall.
Fühlt kein Gott mit ihm Erbarmen?
Keiner aus der Sel'gen Chor
hebet ihn mit Wunderarmen
aus der tiefen Schmach empor?
In des Himmels sel'gen Höhen
rühret sie nicht fremder Schmerz,
doch der Menschheit Angst und Wehen
fühlet mein gequältes Herz.
Dass der Mensch zum Menschen
werde,
stift' er einen ew'gen Bund
gläubig mit der frommen Erde,
feinem mütterlichen Grund;
ehre das Gesetz der Zeiten
und der Monde hcil'gen Gang,
welche still gemessen schreiten
im melodischen Gesang.
Und sie nimmt die Wucht de§ Speeres
aus des Jägers rauher Hand,
mit dem Schaft des Mordgewchres
furchet sie den leichten Sand,
nimmt von ihres Kranzes Spitze
einen Kern, mit Kraft gefüllt,
senkt ihn in die zarte Ritze,
und der Trieb des Keimes schwillt. —
Und mit grünen Halmen schmükket
sich der Boden alsobald,
und soweit das Auge blikket,
wogt es wie ein goldner Wald.
Lächelnd segnet sie die Erde,
flicht dep ersten Garbe Bund,
wählt den Feldstein sich zum Heerde
und so spricht der Göttin Mund:
Bater Zeus, der über alle
Götter herrscht in Äthers Höhn!
Dass dies Opfer dir gefalle,
lass ein Zeichen jetzt geschehn!
Und dem unglükksel'gen Volke,
das dich, Hoher! noch nicht nennt,
nimm hinweg des Auges Wolke,
dass es seinen Gott erkennt!
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