340
durch hitzige Getränke oder Bewegung die innere Wärme verstärkt
wird, desto stärker dünstet der Mensch aus, um die Wärme wieder
abzuleiten. Daher kühlt sich der Mensch durch Schweiß ab.
Der Verlust, welchen der Mensch durch die Ausdünstung er-
leidet, ist sehr beträchtlich. Nach sichern Beobachtungen kann man
ihn bei einem Erwachsenen täglich gegen 35 Cubikzoll (3—5 Pf.),
jährlich auf 12 Eentner 48 Pfund 12 Loth schätzen. Rechnet man
nun tausend Millionen Menschen auf der Erde, so bringt die täg-
liche Ausdünstung derselben fast 7,303,000,000 Cubikfuß Wasser.
Wenn die Ausdünstung und Einfaugung zur Reinigung'und
Erneuerung unserer Säfte bei krankhafter Haut aufhört, so bleiben
die zur Verdünstung bestimmten Stoffe im Körper zurükk und er-
zeugen Krankheiten.
Wirkt große Kälte von außen auf den Körper, fo wird die
Ausdünstung geschwächt und der Wärmestoff sammelt sich also im
Körper mehr an. Deshalb magern die Menschen im Sommer ab
und nehmen im Winter zu, weil in jenem mehr Stoffe aus dem-
selben aufgelöst und fortgeschafft werden, als im Winter. Starke
Hitze macht den Körper weichlich, spannt die Nerven und Sehnen
ab, erhitzt das Blut und raubt ihm die zu seinem Umlaufe nöthige
Feuchtigkeit.
Die Hautfarbe des Menschen geht vom schönsten Weiß bis
zum dunkelsten Schwarz. Die Bewohner gemäßigter Klimate sind
in der Regel weiß; bräunlichgelb sind die Asiaten, nördlichen Ame-
rikaner, Grönländer, Eskimo's, kupferroth die Südamerikaner,
schwarzbraun die südlichsten Europäer, Nordafrikaner und Neuhol-
länder, minder schwarz die Abyssinier und Mauren, ganz schwarz
die Bewohner in Mittelafrika. (Scholand.)
344 Jmmerkrank stirbt nicht.
Blinde fallen am wenigsten. Sie lernen Vorsicht. Wolltest
du bedenken, dass du krank werden könntest, du würdest gesund sein.
Der Starke stürmt los auf feine Gesundheit, als wäre sie eisern,
und krach! nimmt sie einen Bruch. Jmmerkrank ist ein ängstlich
Bürschchen, das sich nie ins Wasser wagt, und des Nachts noch
343. Reinlichkeit.
Rein gehalten dein Gewand,
rein gehalten Mund und Hand.
Rein das Kleid von Erdenputz,
rein von Erdenschmutz die Hand.
Sohn, die äußre Reinlichkeit
ist der innern Unterpfand.
(Fr. Niikkert.)
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
S47
ju entnehmen. In dieser Hinsicht kommt gar viel auf den Himmels-
strich an,, unter welchem man lebt. In nördlichen Klimaten würde
der Mensch, wenn er lediglich auf Pflanzenkost beschränkt wäre, sich
schwerlich wohl befinden; so wie hingegen der ausschließliche Genuss
von Fleischspeisen in heißen Ländern ihm nicht zuträglich sein kann,
weil derselbe in Folge der klimatischen Einwirkungen, gefährliche
Krankheiten verursacht, wie es z. B. viele Engländer in Ost- und
Westindien zu ihrem großen Nachtheile erfuhren, als sie in Benga-
len und auf den Antillen ihr Roastbeef und Plumpudding nicht
aufgeben wollten.
Unsere Verdauungswerkzeuge und Zähne sind anders gestaltet,
als die der bloß pflanzenfressenden Thiere; aber wir verdauen, wie
schon bemerkt, so gut Fleisch- wie Pflanzenspeise, während der Ma-
gensaft des Adlers nicht einmal Brot zu zersetzen im Stande ist,
und die vier Mägen der wiederkäuenden Thiere kein Fleisch aufzu-
lösen vermögen.
Wenn man auf unserer nördlichen Halbkugel von Norden
nach Süden geht, so findet man im Allgemeinen, dass die Völker
allmählig stufenweise immer mehr vorzugsweise Pflanzenkost genießen.
Nur die Gebirgsgegenden, in denen die hohe Lage über der Meeres-
fläche selbst zwischen den Wendekreisen ein nordisches Klima hervor-
bringt, bilden davon eine Ausnahme. Der Russe und Schwede, der
Norweger und Dane, der Deutsche und der Niederländer liebt Fleisch-
speise; der Südfranzose mehr Brot, der Italiener ist zufrieden mit
seinen Maccaroni (Rollnudeln), seiner Polenta (Brei von geröstetem
Mehl mit Butter, Öl rc. und Parmesankäse gemischt) und Gemü-
sen; der Grieche und Türke ist mäßig im Fleischgenuss, ebenso wie der
akkerbautreibende Asíate; im südlichen Indien bringen Millionen ihr
Lebenlang kein Stükk Fleisch zum Munde, und leben vorzugsweise
von Reis oder Gemüsen und den Früchten der Palmen, Bananen
und von Milchspeisen. Auch essen Südländer weniger als die Be-
wohner des Nordens, und die Schiffe nehmen, wenn sie die Meere
im hohen Norden befahren, doppelt so viel Nahrungsmittel an Bord,
als wenn ihre Fahrt nach dem Süden geht.
In manchen Küstengegenden bilden Fische das Hauptnahrungs-
mittel. Ihr Genuss macht den Körper nicht so thierisch, animalisirt
ihn weniger, als ausschließliches Fleischessen; sie enthalten auch nicht
so viel Nahrungsstoff, was der Grund zu sein scheint, dass Fische
bei allen Völkern und in den verschiedensten Religionen für Fasten-
speisen gelten.
Das Hauptnahrungsmittel in allen Erdtheilen bilden
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 59 —
die technischen, bürgerlichen und religiösen Entwicklungsstufen und geht
schließlich zur Betrachtung der Menschenracen über, deren er sieben unter-
scheidet, nämlich: Australier, Papuaneu, Mongolen, Dravida, Hottentotten
und Buschmäuuer, Neger und Mittelländische Völker.
6) Von Kohl's Schriften gehören hierher:
Die Völker Enropa's. Hamburg 1868.
Der Verkehr und die Ansiedelungen der Menschen in
ihrer Abhängigkeit von der Gestaltung der Erdoberfläche.
Dresden 1841.
Sehr lehrreich. Vgl. als Aualogon dazu:
K. Jansen, Die Bedingtheit des Verkehrs und der An-
siedelnngen des Menschen durch die Gestaltung der Erdober-
stäche, nachgewiesen insonderheit an der Cimbrischen Halbinsel. Kiel 1861.
Das grundlegende und bahnbrechende Werk sür die historisch -geogra-
phische Behandlung dieses Zweiges der Culturgeschichte sind Heeren's
„Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der vor-
nehmsten Völker der alten Welt". Göttingen 1793/1826.
Vergl. ferner I. G. Kohl, Die natürlichen Lockmittel des
Völkerverkehrs. Bremen 1876.
Verf. weist bei jedem Naturproduete auf diejenigen Eigenschaften hin,
die dasselbe deu Menschen besonders werthvoll und begehrenswerth erscheinen
lassen, giebt ferner seine vornehmsten Heimaths- und Fundorte an, die
seinetwegen aufgesucht und besiedelt wurden, und erinnert endlich an die
bedeutendsten Unternehmungen und Ansiedelungen, Ortschaften, Städte und
Reiche, die dadurch iu's Leben gerufen worden sind.
Hier sei auch das Werk von K. Andree erwähnt, Geographie des
Welthandels. 2. Aufl. von R. Andree. Stuttgart 1877.
7) F. Müller, Allgemeine Ethnographie. Wien 1873.
8) Rich. Oberländer, Der Mensch vormals und heute.
Geschichte und Verbreitung der menschlichen Racen. Eine Völkerkunde für
Jung und Alt. Leipzig 1878.
Bringt in allgemein verständlicher Weise die Ergebnisse der Völkerkunde
zur Darstellung.
d. Sammlungen geographischer Charakterbilde r.
1) A. W. Grube, Bilder und Seenen aus Natur- und
Menschenleben. 4 Bände. Stuttgart 1352. Von demselbeu Verfasser:
Geographische Charakterbilder in abgerundeten Gemälden
aus der Lander- und Völkerkunde. 3 Bände. 15. Aufl. Leipzig
1878.
Sehr viel Ansprecheudes, was zur weiteren Illustration des im Lehr-
buche Gebotenen vom Lehrer benutzt werden kann. Auch zur Privatlectüre
1) Um alle Arbeiten des großen Geographen zu nennen, mögen hier noch
die übrigen Werke Peschel's, die größtenteils dem Gebiete der Geschichte der Erd-
künde angehören, verzeichnet werden: Geschichte des Zeitalters der Ent-
deckungen. Stuttgart 1858. Geschichte der Erdkunde. München 1865.
Abhandlungen zur Erd- und Völkerkunde, herausgegeben von I. Löwen-
berg. Leipzig 1877.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 164 —
Die Besiedelung und Civilisirung Amerikas von Asien her bewirkte
auch, daß die Jägerstämme Nordamerikas auf höherer Gesittungsstufe stehen
als die Südamerikas. Denn wenn die ersten Amerikaner aus dem uörd-
lichen Asien kamen, fo wurde Nordamerika zuerst, Südamerika aber von
Nordamerika aus bevölkert und zwar in der Weise, daß die stärkeren Stämme
die schwächeren verdrängten. Dazu kommt, daß Nordamerika, weil es früher
bewohnt war, eine dichtere Bevölkerung beherbergte; Verdichtung der Be-
völkeruug ist aber allemal der Anfang zu höherer Gesittung. Ueberdies
konnten sich auch viele Erkenntnisse und Erfindungen ans dem benachbarten
Asien nach Nordamerika verbreiten. Um in Betreff des zuletzt erwähnten
Punktes auf Einzelnes einzugehen, fei daran erinnert, daß südlich von der
De Fuca- Straße bis zu deu Grenzen des alten Peru bei allen Eingeborenen
nur die rohesten Muster vou Fahrzeugen sich vorfanden, während umgekehrt
nordwärts von diesem Sunde, und je mehr man sich dem asiatischen Fest-
lande nähert, die Bauart der Kähue immer kunstvoller und ihre Führung
immer bewundernswerter wird. Entweder sind die Küstenstämme im nord-
westlichen Amerika in jüngeren Zeiten aus Nordasieu eingewandert, oder sie
haben ihre nautischen Geschicklichkeiten ihren asiatische« Nachbarn abgelauscht
und sie bis uach der Vancouver-Insel verbreitet.^)
Wenn Amerika vor seiner Entdeckung uur vom nordöstlichen Asien beein-
flußt ward, so änderte sich dieses Verhältniß seitdem 16. Jahrhundert. Von
da ab überwog der Einfluß europäischer Gesittung; erst in neuester Zeit haben
Japan und China angefangen, Bevölkernngselemente nach Amerika hinüber-
zusenden. Natürlich konnte die Verbindung zwischen Asien und Amerika im
hohen Norden über die Behringsstraße und die Aleuteu hinweg nicht so be-
quem vor sich gehen als die zwischen Europa und Nordamerika unter mehr
mittleren Breiten. Dabei ist noch zu erwägen, daß die Westküsten Amerika's
mit den Ostküsten Asien's divergiren, dagegen die Ostseite Amerikas mit der
europäischen Westseite einen gewissen Parallelismus zeigt, und daß auch die
Verbindung Nordamerikas mit Europa durch günstige Meeresströmungen
und ähnliche Temperaturverhältnisse erleichtert wird.
Als eine Halbinsel des großen Ländergebietes der alten Welt, mit Asien
in continentalem Zusammenhange, überdies durch schmale Sunde und Insel-
brücken diesem Erdtheile auch dort genähert, wo sich das Meer trennend da-
zwischen lagert, dem gegenüberliegenden Afrika ebenfalls durch zwei Meer-
engen nahe gerückt, war Europa darauf angewiesen, aus den beiden Nachbar-
erdtheilen, namentlich aus Asien, seine Cnltnr zu empfaugeu. Mehr als die
Hälfte dessen, was den Gestaden des Mittelmeeres ihre landschaftlichen Reize
gewährt, stammt aus dem Morgeulaude. „Die Rebe, welche den südlichen
Feuerwein spendet, wanderte von den Südabhängen des Kaukasus über
Thracieu ein, ihr folgte der Fasan von den Ufern des Phasis und die Apri-
kose aus Armenien. Aus Persien kam die Platane, der Pfirsich, die Rose
und die Lilie, während Melonen, Gurken und Kürbisse, lauter Steppenfrüchte,
aus Tnrkistan erst spät durch die Hände der Slaven nach dem Abendlande
gelangten. Dattelpalmen sahen die Hellenen zuerst in Phönizien; als uuzer-
trennliche Begleiter der Araber wanderten sie in das eroberte Spanien und
landeten mit saraeenischen Piraten an dem gefeierten Gestade zwischen Genua
und Nizza. Aus dem semitischen Asien stammt auch die Cypresse, der Paradies-
1) 1. c. 210 ff. 428 ff. 461 ff.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Asien Nordamerikas Nordamerika Nordamerika Nordamerika Asien Nordamerika Amerika Amerika Asien Japan China Amerika Asien Amerika Europa Nordamerika Amerikas Nordamerikas Europa Afrika Europa Asien Armenien Spanien Genua Nizza
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 276 —
von Jahren. Ein zweiter geht aus dem Innthals über den Brenner hin-
unter in die Etschfurche, und ein dritter hat in einem riesigen Tunnel die
gewaltige Masse des Mout Cenis durchbohrt. Drei andere Eisenbahnen
sind bereits bis tief in das Herz des Hochgebirges vorgedrungen, und schon
schickt sich der Bohrer an, durch das Massiv des St. Gotthard hindurch dem
Dampfroß den Weg zu bahnen. Unter Felsen und Gletschern hinweg ver-
kehren die Völker mit einander. Der Mensch kann sich rühmen, sür seinen
Verkehr selbst die Alpen geebnet zu haben; er hat ihnen die Bedeutung einer
Völkerscheide genommen.1)
Wie aber der Mensch im Hochgebirgslande auf Beseitigung oder wenig-
stens Durchbrechung der Gebirge bedacht ist, so sucht er im Tieflande an den
Meeresküsten folche in's Leben zu rufen und die bereits vorhandenen zu er-
halten. So führeu die Küstenbewohner der nordwestlichen deutschen Tief-
ebene große Deiche auf, um durch solche ihr Laud vor den feindlichen An-
griffen des beutesüchtigen Meeres sicher zu stellen, und die Dünen schmücken
sie mit einer sandbindenden Strandvegetation, damit der Wind diese natür-
lichen Sandberge nicht abtrage und landeinwärts wandern lasse.
5) Auch die Flüsse reißt der Mensch zuweilen aus ihren natürlichen
Strombahnen und weist ihnen andere Wege an, um ihr Wasser für den
Handelsverkehr, sowie für die Befruchtung seiner Felder besser ausnutzen zu
können. Er baut küustliche Strombetten, Kanäle genannt, und leitet
auf diese Weise die Flüsse auf alle die Punkte, wohin er sie haben will.
(Aegypter und Holländer.) Wie er aber einerseits auf eine reichere Be-
Wässerung feines Landes bedacht ist, so wirkt er anderseits dahin, sich des
überflüssigen und Schaden bringenden Wassers zu eutledigeu, indem er
Teiche und Seeen entwässert (Harlemer Meer), ganze Sümpfe trocken legt
und die Uferleisten der Ströme erhöht, wenn dieselben uns durch ihre Höhen-
schwellen stören. Wird irgendwo der Regen allzülästig, oder sträubt sich das
Erdreich, in Bezug auf die Abfuhr der himmlischen Wasser die Anforderungen
zu erfüllen, die wir stellen müssen, so versehen wir große Ländergebiete mit
Röhrenleitungen zur Hebuug dieses Mangels; ja wir versehen gleichsam die
Erdrinde mit Gefäßen, die ähnliche Leistungen verrichten, wie etwa das or-
ganische Gewebe der thierischen Haut.^)
Eine große Anzahl von Flüssen hat der Mensch, so zu sageu, durch
Zähmung sich unschädlich und nützlich gemacht und dadurch die Natur der-
selben theilweife geändert. Ehrwürdige Spuren dieser uralten Bändigung
und Milderung der wilden Flußnatur zeigen die für die Entwickelung mensch-
licher Cnltur so wichtigen Flüsse Nil und Euphrat; überlieferte frühere Fluß-
namen, wie z. B. das Wort „Araxes" beim Bendemir (Ritter, Erdkunde
Viii. 866), weifen auf den ehemaligen wilden Zustand hin, und Traditionen
erzählen von den Wohlthätern, welche dadurch die furchtbaren Feinde der
Menschen in Nutzen bringende Diener umgewandelt, ebensowohl im fernen
Hinterasien (1. c. Iii, 1109. Ii, 159), wie im Osten von Europa, wo nach der
Meinung alter Schriftsteller das segenvolle Horn der Amalthea, welches
Herkules dem Flusse Achelous abbrach und dem anwohnenden Könige Oeneus
schenkte, sich auf das Eiudeicheu und Durchstechen des vorher höchst Verderb-
lichen Flusses bezieht. Diese Bändigung und Zähmung der Flüsse, welche
1) El. Reclus, die Erde I, 130 ff. — 2) Peschel, Rückwirkung der Länder-
gestaltung auf die menschliche Gesittung. Ausland 1867, 914.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 112 —
Sitz des deutschen Bundestages; medieinisch-chirurgische Lehranstalt, Lyeeum,
Gymnasium, jüdische Karlsschule, architektonische Schule, städel'sche Kunst-
anstatt mit einer Sammlung von Kunstsachen und Büchern und einer Lehr-
anstatt im Zeichnen, Malen, Kupferstechen, Baukunst, Mathematik 2c., Gesell-
schaft zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie Veredeluden Wissen-
schaften, mit einer Sonntagsschule für Handwerkslehrlinge und Gesellen,
Gesellschaft zur Verbreitung des Christenthums unter den Juden, musikalische
Akademie mit einer Gesangsbildungsanstalt, Hospital für Epileptische, Spar-
kasse, Buchdruckereien; Seiden-, Sammt-, Woll-, Banmwoll-, Gold- und
Silber-, Wachstuch-, Taback-, Kupferdruckerschwärze-, Fußteppich-, Gold-
und Silberdraht- u. a. Fabriken; sehr bedeutender Handel in und außer
den beiden Messen; vorzüglichste Niederlage der Rhein- und Frankenweine;
siebzehn Buchhandlungen; Geburtsort Göthe's und Klinger's. Mit der
Stadt hängt durch eine 400 Schritt lange steinerne Brücke über den Main
zusammen die Vorstadt Sachsenhausen."
Egli (Neue Handelsgeographie. Ein Abriß für höhere Lehranstalten.
1862.): „Frankfurt am Main, dessen Messen weltberühmt sind, der Sitz
einer zahlreichen Banqnierwelt, der für den großen Geldmarkt so wichtig ge-
worden, daß alle Anleihen und Actiengeschäfte hier negoeirt werden. Auf
diese Rolle Frankfurts weist schon der Name Rothschild, des Königs der
Börsenmänner. — Schon die Lage hat Frankfurt zum Handelsplatze be-
stimmt. Nur wenige Stunden von hier vereinigen sich zwei schöne und
große Wasserstraßen, diejenigen vom Rhein und Main. Die Dampfschifffahrt
reicht bis hierher und macht Frankfurt zu einem der Stapelplätze für die
Gütermassen, welche der Rhein vom Meere her, von Holland und Belgien
und von den preußischen Rheinlanden zusührt. Frankfurt bildet einen Sam-
melplatz für die reich gesegneten Grenzländer; aus der schönen, fruchtbaren
Wetterau, vom Vogelsberg, von der Rhön kommen die Wetter, die Kinzig
und andere Flüsse herab, die in ihrem Oberlauf den Weferzuflüssen genähert
sind. Alles, was aus den Verstecken der Gebirge an und über den Rhein,
und was von diesem in's Innere Deutschlands wollte, wandernde Völker,
Armeen, Handelsleute, erstrebten von jeher Frankfurt als nächsten Zielpunkt:
kurz, dieser Ort, mitteu im ganzen Rheingebiet, scheint mehr als jeder andere
zu einem commereiellen Central- und Herzpunkt Deutschlands bestimmt.
Nach diesem Punkt hin führen von allen Seiten Kunststraßen und Eisen-
bahnen; denn Frankfurt, selbst auch Judustrieplatz von vielseitiger Thätigkeit,
treibt nicht nur großen Eigenhandel in Wein, Wolle, Seide, Leder, Tabak
und Holz, sondern es ist auch eine sehr wichtiger Speditionsplatz und nament-
lich Deutschlaud's erster Wechsel- und Geldmarkt — überhaupt eines der
vier Emporien (Wien für den Südost, Augsburg für den Südwest, Frank-
furt für den Nordwest und Leipzig für den Nordost), welche den Binnen-
Handel Deutschlaud's iu Händen haben. Wahrlich, diese Pulse, welche von
hier aus durch die deutschen Gauen schlagen, sind fühlbarer und durch-
greifender, als die politischen."
Schacht (Lehrbuch der Geographie 1863): „Frankfurt am Main,
wo wichtige Handelsstraßen von Nord nach Süd und vom Innern Deutsch-
land's an den Rhein sich kreuzen, liegt sieben Stunden von Mainz, 43 Post-
meilen von Basel und 42 von Leipzig. Mit dem linken Ufer ist es durch
die alte stattliche Sachsenhäuser Brücke, sowie der Eisenbahn halber noch
durch eine zierliche neue verbunden. Die ehemaligen Wälle haben sich in
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Rothschild
Extrahierte Ortsnamen: Rhein- Main Sachsenhausen Main Frankfurts Frankfurt Rhein Main Frankfurt Rhein Holland Belgien Rheinlanden Frankfurt Wetterau Vogelsberg Rhein Deutschlands Frankfurt Deutschlands Frankfurt Wien Nordwest Leipzig Nordost Main Nord Rhein Mainz Basel Leipzig
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 139 —
Repräsentanten verschiedener Erdräume abgeben, als immerwährender Schmuck
der Wände des Schulzimmers werden — angesichts des Kostenpunktes —
für die meisten Schulen noch lange fromme Wünsche bleiben, wenn auch hie
und da damit ein Anfang gemacht worden sein mag.^)
Sehr geeignet, die Bodenobersläche eines Landes dem Auge und Ver-
ständniß deutlich zu macheu, sind auch die Reliefkarten. Nur ist der Preis
derselbe» ein ziemlich hoher, und bei aller Deutlichkeit, die sie gewähren, er-
fordern sie doch im Grunde mehr Phantasie, als man den Zöglingen der
Volksschule zumuthen kann, wenn nicht ganz unrichtige Vorstellungen Platz
greifen sollen. Denn die vertikalen Erhebungen werden auf Reliefkarten —
da sie bei richtiger Darstellung auf einem Erdraume von mehreren tausend
Quadratmeileu fast ganz verschwinden müßten — im Verhältniß zur horizou-
talen Ausdehnung des Landes viel zu groß genommen, und so sind die
Reliefs in der Regel mit Absicht falsch geformt.
Unter die plastischen Darstellungen, die weiter als geographische Veran-
schaulichuugsmittel dienen, und an die wohl selten gedacht wird, gehören
ferner die Rasseubüsteu, durch deren Vorzeigen die Schüler in den Stand
gesetzt werden, ein klares Bild der einer jeden Rasse eigenthümlichen physischen
Merkmale zu erhalten. Die Anschauung einer solchen Büste von Seiten der
Kinder thut mehr, als lauge Schilderungen von Seiten des Lehrers. Darum
bestellte auch im Jahre 1860, als die königliche Familie von England zum
Besuche in Deutschland war, der Prinz-Gemahl eine ganze Kiste voll solcher
Büsten, um sie an die Schulen von London zu vertheilen, in der Ueberzen-
gnng, daß solche Veranschanlichungsmittel den Unterricht bedeutend verein-
fachen und erleichtern müssen. Sind denn aber auch die Schulen des Landes
schon im Besitze derselben, in dem sie zuerst sabrieirt wurden?
Außer diesen Rassenbüsten eignen sich noch zu geographischen Vera»-
schanlichuugsmitteln kleine Statuen, die sonst als Luxusgegenstände nur auf
dem Nipptische zu finden sind, z. B. Russen im Winteranznge, Eskimos,
Kosaken und Tscherkesseu in ihren Waffenrüstungen, Matrosen, neapolitanische
Lazzaroni, Indianer in ihrem Federschmuck, Neger mit einem Arm voll Zucker-
rohr oder mit einem Fruchtkorb auf dem Wollkopfe, ferner auch Darstellungen
der wichtigsten und charakteristischen Ger äthsch asten fremder Völker (Schnee-
schuhe und Rennthierschlitten, Waffen und Hausrath, Schiffe und Häuser
u. s. w.).2) — Freilich ist die Anschaffung aller dieser Gegenstände mehr oder
weniger mit nicht geringen Geldkosten verbunden, und es würde gewiß bei
mancher Schulgemeiude und bei manchem Stadtverordnetencolleginm gar
harte Kämpfe kosten, um die Bewilligung der zum Ankaufe dieser Veranschan-
lichnngsmittel nöthigen Gelder zu erlangen. Hoffen wir auch in dieser Be-
ziehung von der Zukunft das Beste. Möchten namentlich die Gemeindever-
treter, die doch größtenteils über das Wohl und Wehe unserer Volksschulen
zu entscheiden haben, immer mehr von dem pädagogischen Zeitgeiste zeitge-
mäß erleuchtet werden!^)
Ii. Wende nicht nur die akroamatische, sondern auch die
dialogische Unterrichtssorm an.
1) Vgl. Schaubach im Brandend. Schulblatt. 26. Bd. 7. und 8. Heft. —
2) Vgl. Schaubach „plastische Darstellungen im Dienste der Schule" 1. —
3) Vgl. als neueste Literatur über diesen ersten Grundsatz: H. Trunk, Ueber
die Anschaulichkeit des geographischeu Unterrichts mit besonderer Be-
rücksichtigung des Kartenlesens. 2. Aufl. Wien 1878.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland London Eskimos Wien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
An seiner West- und Südseite saßen alte Culturvölker; darum empfing es
von dem benachbarten Gallien und Italien seine Gesittung, insbesondere seine
christliche Bildung. Die Völkerwanderung entleerte den Osten Germaniens,
und in den leeren Raum strömten aus den östlichen Nachbargebieten slavische
Stämme. Aber als das Land der Mitte hat Deutschland noch eine Menge
andre Nationalitäten in seine Grenzen hereingezogen, zumal da es von den
Nachbarländern aus leicht zugänglich erscheint; denn auch die Alpen sind in
Folge ihrer zahlreichen und nicht gar zu hohen Paßubergänge der Völker-
Wanderung nicht gerade ungünstig. „Es treffen an Deutschlands Grenzen,
ja sogar innerhalb derselben die Hauptstämme der europäischen Bevölkerung
mit ihren Sprachen zusammen: vom Osten her Slaven, vom Westen und
Süden Romauen, von Norden verwandte germanische Stämme; und als
dieses ethnographische Grenz-, Vermittelnngs- und Vermischungsland erscheint
es bereits seit der ersten Hälfte des Mittelalters, seit den Jahrhunderten,
in welchen die jetzigen Gestalten des Volksthums, der Cultur und der Staaten
vorbereitet und begründet wurden .... Das Gewächs keines anderen Volks-
stammes der Welt ist mit Nachbarvölkern aller Arten so umrankt, verflochten
und gemischt als unsre deutsche Eiche. Deutschland hat an seinen Grenzen
slavisch-deutsche, französisch-und belgisch-deutsche, italienisch- und rhätisch-
deutsche, endlich skandinavisch-deutsche Völkergemische aller Abstufungen."^)
Aber von den umwohnenden Nationen, namentlich von den Romanen im
Westen, hat das deutsche Volk —und zwar nicht immer zu seinem Vortheile
—• auch eine Menge Cultureinslüsse empfangen, wovon die Ursache freilich
nicht allein in der geographischen Lage des Landes, sondern vorzüglich darin
zu suchen ist, daß wir Deutsche ein wunderbares Talent besitzen, allem Frem-
den gerecht zu werden.
Das Deutschland benachbarte Frankreich bildet seiner Lage nach das
Uebergangsland vom romanischen zum germanischen Europa. Aus ersterem
führten ihm die alten Römer, seitdem sie sich in Gallien festsetzten, Bevölke-
rnngs- und Gesittungselemente zu. Der romanischen Cultur beugten sich
auch die von Osten her später einwandernden germanischen Völker, Franken
und Burgunder, so daß gegenwärtig in Frankreich beide Elemente, das ro-
manische und germanische, sich mit einander vermischt haben. Dagegen liegen
dieselben noch in offener Fehde in Frankreichs nordöstlichem Nachbarlande,
in Belgien, das in Folge seiner Lage ebenfalls romanische und germanische
Bevölkerung beherbergt. Getrennt haben sich beide Elemente auch in der
Schweiz erhalten, der die romanische und germanische Nachbarschaft zu ihrer
Doppelbevölkerung verholfen hat. Die deutsche Bevölkerung hat sich in der
Schweiz am weitesten und leichtesten ausgebreitet, weil das Land gegen
Deutschland hin am wenigsten abgeschlossen erscheint. Dagegen hat sich das
italienische Wesen in der Schweiz nicht sehr weit gegen Norden hin geltend
gemacht: es hat sich mehr auf die Thäler an der Südseite der Alpen be-
schränken müssen, weil dieses Gebirge dem Wälschthum einen starken Wall
entgegensetzte. Im Westen bot der französische Jura eine weit schwächere
Scheidewand dar, und über diesen, sowie durch das Eingangsthor am Genfer-
fee konnte das französische Element leichter eindringen. 2)
Für Großbritannien war es von Bedeutung, daß sein größter,
reichster und zugänglichster Theil, nämlich seine Ost- und Südküste, dem
1) Kutzen, das deutsche Land, I, 10. — 2) Pütz, Lehrb. 243.
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Extrahierte Ortsnamen: Gallien Italien Germaniens Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Frankreich Europa Gallien Frankreich Frankreichs Belgien Deutschland
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 172 —
und von Elba aus segelten sie weiter nach Corsika, welche Insel auch den Ge-
nnesen bei klarem Wetter sichtbar wird und darum gewiß das erste Ziel einer
längeren Seefahrt für ligurische Fischerbarken gewesen ist. Die britischen Inseln
haben nach und nach verschiedene seetüchtige Bevölkerungen aus der Nachbar-
schaft an sich gelockt. Schon die irischen Celten wagten sich bis nach Island; spä-
ter kamen die seekundigen Sachsen, Dänen und Normannen nach Britannien. *)
Das, was eine Küstenbevölkerung in den Fluthen des Oceans vor sich
sieht, zieht sie hinaus auf's Meer; aber auch das, was hinter ihr liegt,
kann unter Umständen den Seehandel mehr oder weniger befördern. Reiche
und gesegnete Hinterländer, in denen viel landwirthschaftlicheprodukte
gewonnen werden, aber auch Jndnstriegegenden, woselbst sich ein schwunghaft
betriebenes Fabrikleben entfaltet, liefern den Küstenbewohnern hinlängliches
Material zur Ausfuhr und steigern dadurch den Seeverkehr. Bekanntlich zeigen
die deutschen Nordseehäfen eine weit großartigere commercielle Entwickelung
als die Handelsplätze Deutschlands am baltischen Meere. Es ist dies zu
einem guten Theile darin begründet, daß die Häfen der Nordsee in den Pro-
vinzen Westdeutschlands, in Sachsen und Böhmen ein an Jndnstrieprodukten,
aber auch an Bedürfnissen weit reicheres Hinterland hinter sich haben, als
die Ostfeehäfen.2) Gleichwohl stützt sich auch die Bedeutung der letzteren
ans die Beschaffenheit ihrer Hinterlandschaften. Die alte Hansestadt Lübeck
verdankt ihre Handelsblüthe im Mittelalter deni Umstände, daß sie derjenige
Ostseehafen war, welcher den industriereichen Städten Westsalen's und Nieder«
sachsen's am nächsten lag, deren Produkte er nach Skandinavien und den
übrigen Küstenländern der Ostsee ausfuhr.3) Stettin gilt als der Ausfuhr-
Hafen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse eines großen Theiles von Pom-
mern, Posen und Polen, und die ostpreußischeu Hafenplätze, Danzig, Pillau,
Königsberg und Memel, führen besonders Holz und Getreide aus dem preu-
ßischen und polnischen Hinterlande aus. In ähnlicher Weise ist Riga vor-
waltend Ausfuhrplatz für die Rohprodukte des centralen Rußland's, nämlich
für Getreide, Holz, Flachs, Hanf und Talg; Wiborg ist der Ausfuhrhafen
der Erzeugnisse Finnland's für Petersburg, und selbst Archangel hat noch
einige Bedeutuug dadurch, daß es die Rohprodukte des iuueru Rußland's
(Bauholz und Flachs) und die des Eismeeres (Fische, Thran, Pelzwerk) nach
auswärts versendet. Diese Beispiele könnten noch durch unzählige andere
vermehrt werden; wir wollen nur uoch an das „süddeutsche Hamburg" er-
innern, an Trieft, jenen Stapelplatz der österreichischen Binnenländer bis zur
Donau, ferner an England's Seehandelsstädte ersten Ranges mit ihren in-
dustriereichen Hinterländern, an New-Orleans am Mississippi, den Aus-
fuhrhafen der Erzeugnisse des größten nordamerikanischen Stromgebietes,
dessen größere Hälfte an Fruchtbarkeit von wenigen Ländern der Erde über-
troffen wird, und dessen Schätze an Holz, Steinkohlen und Metallen uner-
schöpflich sind, 4) sowie endlich an das argentinische Buenos-Ayres mit den
heerdenreichen Pampas im Hintergrunde, dessen animalische Produkte von
hier aus hinüber nach Europa wandern.
Die commercielle Bedeutung einer Oertlichkeit gewinnt dadurch, daß sie
dem Centrum des Weltverkehrs und den großen Seestraßen
nahe liegt. Das Centrum des Weltverkehrs ist aber nicht zu allen Zeiten
1) Peschel, Völkerkunde 203-216. — 2) Guthe, Lehrb. d. Geogr. 454. —
3) I. c. 452. — 4) Pütz, Lehrb. 366.
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— 174 —
Kann man doch von diesem Centrum der Continentalhalbkugel aus die größte
Zahl von Küstenpunkten ans dem kürzesten Wege erreichen!
Deutschland liegt nur zum Theil an zwei Binnenmeeren des atlantischen
Oceaus, nicht am offenen Ocean selber. Zudem erscheint das eine dieser
beiden Meere, die Ostsee, vom Weltmeere so gut wie abgeschlossen. Auch
können beide durch fremde Seemächte leicht versperrt werden. Aus diesem
Grunde begünstigt die Weltstellung Deutschlands keineswegs die Ausbildung
einer Seemacht und eines überseeischen Verkehrs. Im Herzen Europa's
gelegen, ist Deutschland von der Natur vorzugsweise mehr auf den innern
Verkehr und auf die Landverbindung als europäisches Centralglied, als auf
den Welthandel angewiesen. Wenn dennoch sein Seeverkehr sich zu einer
großen Zahl von Handelsschiffen emporgeschwungen hat, so ist das mehr der
regen nationalen Betriebsamkeit als einer Weltlage zuzuschreiben.^) Der
meiste transatlantische Verkehr Dentschland's wird natürlich durch die Nord-
seehäfeu, namentlich durch Hamburg und Bremen, vermittelt; denn diese
liegen, im Vergleich zu den übrigen deutschen Seeplätzen, dem atlantischen
Ocean, als dem gegenwärtigen Mittelpunkte des Weltverkehrs, am nächsten.
Auch hierin, nicht blos in ihren reicheren Hinterländern, müssen wir einen
Vorzug der deutschen Nordseehäfen vor denen der Ostsee erblicken.
Eben wurde bemerkt, daß Deutschland, als europäisches Centralglied,
vorzugsweise auf den Binnenverkehr angewiesen sei. Für gewisse Waaren
dient es als Passageland von Norden nach Süden und vou Osten nach
Westen. Eine ähnliche Bedeutung kommt auch noch anderen vom Centrum
des großen Weltverkehrs abgelegenen Lokalitäten zu; immerhin dienen auch
sie dem Welthandel, indem sie als nothwendige Durchgangsstationen
fuugiren. In Sachsen, dein Herzen Deutschlands, laufen von jeher aus allen
Theilen des Reichs die Verkehrsadern zusammen, und die Leipziger Messen
sind seit Jahrhunderten weltberühmt. Die Bedeutung aller Knotenpunkte
von Eisenbahnen liegt darin, daß daselbst Waaren von allen Himmelsgegenden
her zusammen kommen und von ihnen aus nach allen Winden hin wieder ver-
sendet werden können. Nicht willkürlich kann man solche Straßencentren
auswählen; die geographische Position allein verleiht einer Lokalität die Be-
dentnng eiues Vereinigungspnnktes verschiedener Verkehrswege. Leipzig ist
für einen solchen Kreuzungspunkt wie geschaffen. In diesem Centrum der
zwischen dem sächsischen Berglande, dem Thüringer Hügellande und dem Harze
sich ausbreitenden Tieflandsbucht lanfen eine Menge wichtiger Handelsstraßen
zusammen. Es sind folgende: 1) Bon der Ostsee her theils über Frankfurt,
theils über Berlin. 2) Von der Nordsee (Hamburg) über Magdeburg. 3)
Vom Niederrhein, am Nordsanme des ostniederrheinischen und Weserberg-
landes und am Nordostabhange des Harzes hinführend. 4) Vom Mittelrhein
(Mainz) über Frankfurt und Fulda durch Thüringen. 5) Aus Franken über
Hof und Altenburg. 6) Aus Böhmen theils durch die Pässe des Erzgebirges
über Zwickau oder Chemnitz, theils durch das Elbthor über Dresden. 7)
Ans Schlesien über Bautzen und Dresden. So konnte Leipzig, da ihm von
allen Himmelsgegenden her Waaren zuströmten, trotzdem daß es weder am
Meere noch an einem großen schiffbaren Strome liegt, zu einer centralen
Handelsmetropole heranwachsen, als welche es noch in unsern Tageu von
großer Bedeutung ist, wenngleich nicht verkannt werden darf, daß Leipzigs
1) v. Cotta, Dentschland's Boden I. 11.
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Extrahierte Personennamen: Cotta
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ostsee Deutschlands Deutschland Hamburg Bremen Deutschland Westen Sachsen Deutschlands Ostsee Frankfurt Berlin Nordsee Hamburg Magdeburg Weserberg- Mainz Frankfurt Fulda Altenburg Zwickau Chemnitz Dresden Dresden Leipzig Leipzigs