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bern. Diese hüteten sich allerdings für immer, von dieser Seite
her in Europa weiter vorzudringen. Das Christenthum, welches
den deutschen Völkern einen höheren Muth verliehen hatte, als al-
ler Fanatismus und Fatalismus je geben kann, war als das Salz
der Erde bewährt worden; es musste die Völker vor gänzlicher
Überwältigung durch eine falsche Religion und vor innerer Fäul-
niß bewahren.
Viel Ruhe, etwa zu kräftiger innerer Gestaltung seines Reichs,
konnte Karl freilich nicht finden; er hatte immerfort mit Krieg zu
thun. Er muffte die unruhigen Friesen demüthigen, noch einmal
Burgund züchtigen, die Sachsen zu Tribut und Geißeln zwingen
und immer auch gegen die Araber gerüstet sein. Gewiß aber hätte
er leicht zum Könige der Franken sich machen lassen können, zu-
mal da sich die Gelegenheit, des Papstes Gregor (Ii. Einwilligung
zu bekommen, in der Bedrängniß dieses Seitens der Longobarden
von selbst darbot; allein er mochte es entweder nicht für recht oder
auch noch für unzeitig halten, er setzte selbst, als der Frankenkönig
starb, eine neue Puppe an seine Stelle, ließ in den Urkunden nach
den Jahren der Könige zählen und war zufrieden, es wenigstens
vollständig zu sein, wenn auch nicht zu heißen. Daß er die volle
Macht in den Händen hatte, zeigt dies, daß er, seinen Tod voraus-
sehend (er war erst 50 Jahre alt, hatte aber freilich ein aufreiben-
des, mühevolles Kriegerleben geführt), das Frankenreich, gerade
als wäre es das seinige, vor einer Versammlung der großen Va-
sallen des Landes unter seine Söhne vertheilte und ohne Weiteres
deren Zustimmung erhielt. Dann starb er auf der Rückkehr vom
Grabe des heil. Dionysius, wo er gebetet hatte, im I. *41.
25.
Bonifacius, der Apostel der Deutschen.
Es ist zrvar auch schon von den Franken erzählt worden, daß
sie unter Chlodwig das Christenthum angenommen, ja auch daß
die Geistlichen, besonders die höheren, eine einflußreiche Stellung
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Extrahierte Personennamen: Muth Karl Karl Gregor_( Gregor Dionysius Apostel Chlodwig
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verbanden sich von selbst zu Schutz und Trutz für ihre Kirche d. h.
zur Vertheidigung und Ausbreitung des Glaubens. Sie hatten
allein von römischer Sprache und Bildung bewahrt, was sich be-
wahren ließ, und baueten auf dieser gemeinschaftlichen Grundlage
weiter, aber eben im Geiste des deutschen Volkes, und auch diese
Geistesarbeit förderte die Einheit. Noch lebten auch die Erinne-
rungen an den Glanz des alten Nömerreichs, Deutsche hatten es
ja gestürzt, Deutsche nun ein ähnliches an seine Stelle gesetzt. Es
war zu natürlich, daß die gedoppelte Einheit des neuen Reiches
auch in zwei Spitzen auslief, die geistige und geistliche hatte ihren
Schlußpunkt im Papste, die weltliche in einem römisch-deutschen
Kaiser. Gott der Herr, hieß es, hat zwei Schwerter gegeben, die
Erde zu regieren, das eine dem Papste, das andere dem Kaiser.
Alles das hatte sich seit Jahrhunderten vorbereitet, Karl war der
große Geist, der es zum Abschluß brachte, der Alles, was in seiner
Zeit lag, erkannte und zum Leben brachte. Es fehlte nur noch
der Titel und Name, und Beides empfing er, als er im I. 80tt
zu Rom war. Am Weihnachtsabend nahm er in der Peterskirche
aus des Papstes Leo Hi. Hand die römische Kaiserkrone, und das
versammelte Volk rief: „Dem Karl Augustus, von Gott gekrönten,
frommen, großen und friedebringenden Kaiser von Rom Leben und
Sieg!" Der Papst gab ihm die Adoration d. h. er berührte mit
der einen Hand die Lippen mit der andern das Kleid des Gekrön-
ten und neigte sich gegen ihn.
Diese Annahme des kaiserlichen Purpurs begründete für Eu-
ropa eine ganz neue Ordnung der Dinge. Hier beginnt die Zeit
des Mittelalters. Karl betrachtete sich als den Mittelpunkt der ge-
setzgebenden und richterlichen Gewalt. Jedes Volk behielt zwar
den größten Theil seiner alten Gesetze und seines alten Gerichts-
wesens; aber daneben wurden nach und nach neue Gesetze, in Ca-
pitularien niedergeschrieben, allgemeine Regeln in Bezug auf das
neue Kaiserthum, auf Verbesserung der Kirche, Sitten, Bildung
u. s. w. geltend gemacht. Vom Kaiser gewählte Schöppen mussten
als gelehrte Rechtskundige in seinem Namen den von den freien
Leuten gehaltenen Volksgerichten beiwohnen und auf die Befolgung
der neuen Gesetze achten. Die alten Volksherzöge bei den einzel-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Leo_Hi Leo Karl_Augustus Karl Augustus Gott Karl Karl
weltlichen Herzogen — ihre eigene Macht auszudehnen. Besonders
sorgten sie zärtlich für ihre Familien. Es entstand ein geistlicher
Adel, der nicht minder seine Fehden unter sich führte, als der welt-
liche. Selten noch kam ein Mann von niederer Abkunft zu einer
höheren geistlichen Würde. Mit den Ämtern wurde fast ein förm-
licher Handel (Simonie nach Apostelgesch. 8, 0. genannt) getrieben.
Natürlich musste das Leben dieser Würdenträger der Kirche auch
nachtheilig auf die niedere Geistlichkeit wirken. Wenn in derselben
auch mehr Frömmigkeit sich erhielt, weil sie eben aus dem Volke
stammten und das Volk schier frömmer als seine Geistlichen war;
so suchte sie doch durch Vergrößerung ihrer Gewalt über die Ge-
müther für den Reichthum der Bischöfe und Äbte sich zu entschä-
digen. Somit war von Unten vorbereitet, was Oben in den höhe-
ren Kreisen der Macht bald durch einen ungeheuren Kampf ent-
schieden werden sollte, die Herrschaft der Kirche. Es bedurfte nur
des rechten Kämpfers und Herrn. Gregor Vii. war dazu be-
rufen.
Hildebrand — so war Gregors Familienname — war der
Sohn eines Zimmermanns zu Saone. Die niederen Stände waren
noch unverdorben. Sein Vater brachte ihn in ein Kloster. Der
Verfall der Kirche durch das unsittliche Leben ihrer Würdenträger
und die nothwendige Reformation waren Tagsgespräch. Dabei
wuchs der fähige Knabe auf. Dann kam er in das durch seine
Strenge berühmte Kloster zu Clugny, wo der Benidiktiner-Orden
angefangen hatte, durch sittliche Umwandlung der Geistlichen zu
seinem Theile an der allgemeinen Kirchenverbesserung mitzuarbeiten.
Der Jüngling lernte das Irdische verachten, sich selbst beherrschen
und einem höheren Gedanken nachjagen. Der Abt sagte bald von
ihm: „Der Knabe wird groß werden vor dem Herrn!" Im
I. 1049 kam er nach Rom. Bald ward er Cardinal. Und von
nun an geschah nichts Wichtiges mehr ohne seinen Willen oder
Einfluß. Schon 1054 hätte er Papst werden können. Aber ihm
war's nicht um seine Ehre zu thun; die Sache der Kirche wollte
er fördern, und das konnte er jetzt in einer untergeordneten Stellung
noch besser. Er bereitete nach und nach die entscheidenden Schritte
zur Schwächung der kaiserlichen und zur Hebung der päpstlichen
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