Wertag der Wuchhandkung des Waisenhauses in Kasse a. d. S.
Tvhmeyers Wandbilder
zur
Deutschen Götter- und Sagenwelt
Mnterstüht und empfohlen vom König!'. Hörens;. Kutlusminiftcrium.
Empfohlen vom Königl. Württ. Kultusministerium und vom Großh. Bad. Oberschulrat.
Nach Originalen von Artur Dänemold, Woldemar Friedrich, Johannes
Gehrts, Hermann Hendrich und Alexander Zick in Lichtdruck ausgeführt.
Text zu Heft 1 — 3 von Felix und Therese Dahn.
Text zu Heft 4 von Geh. Reg.-Rat Ad. Matthias.
I. Serie. Blatt 1: Edda: Odhin auf dem Weltthron. Blatt 2: Edda: Thor auf
dem Ziegengespann. Blatt 3: Nibelungen: Kriemhild an der Leiche
Siegfrieds. Blatt 4: Edda: Walküren auf dem Schlachtfelde.
Ii. Serie. Blatt 1: Edda: Baldurs und Nanas Begräbnis. Blatt 2: Dietrich-
sage. Wittigs Ende frabenschlacht). Blatt3: Gudrun: Gndruns Ab-
schied von der Heimat. Blatt 4: Edda: Freya auf dem Sonnenwagen.
Iii. Serie. Blatt 1: Edda: Loki bei Thrpm, dem Thursen. Blatt2: Dietrichsage:
Dietrichs Kampf in Lanrins Rosengarten. Blatt 3: Edda: Walhalls
Wonnen. Blatt 4: Nibelungenlied: Markgraf Rüdigers letzter Kampf.
Iv. Serie. Blatt 1: Ein altgermanisches Opferfest. Blatt 2: Edda: Die Nornen.
Blatt 3: Edda: Wieland der Schmied und Bödwild. Blatt4: Walthari-
lied: Der Berjöhnungstrnnk nach dem Kampf am Wasgenstein.
Preis jeder Serie unaufgezogen Ji 20,— ; auf Leinen aufgezogen Jt> 24,—.
Einzelne Blätter unaufgezogen Ji 6,—.
Texthefte zur Serie 1 — 4 mit verkleinerten Abbildungen der Wandbilder je 30 Pf.
Ausführliche Prospekte und das illustrierte Verzeichnis der
Wandbilder stehen aus Verlangen kostenfrei zur Verfügung.
Der ethische und nationale Wert der germanischen Götter- und Heldensage ist
von pädagogischen Autoritäten längst anerkannt. Man betont mit Recht ihre reinigende
und erhebende Wirkung, ihren tiefen sittlichen Kern; sie gebe das Zeugnis einer
Gemütsanlage von seltener Schönheit. Ihre Kenntnis ist jetzt auch eine Forderung
der allgemeinen Bildung wegen ihrer bedeutsamen Stellung in der deutschen Literatur
und Kunst . . . Der um die Förderung des deutschen und geschichtlichen Unterrichts
hochverdiente Verlag hat den Wandbildern eine vorzügliche Ausstattung gegeben. Die
Gegenstände kommen sehr klar und scharf zum Ausdruck, die Blattgröße «64x90 cm)
reicht für den didaktischen Zweck völlig aus. Der Preis ist im Verhältnis zu dem
Gebotenen ein sehr mäßiger. Lehrprobcn und Lehrgänge.
Buchdruckeret des Waisenhauses in Hatte a. d. S.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]
Extrahierte Personennamen: Artur_Dänemold Woldemar_Friedrich Friedrich Johannes
Gehrts Hermann_Hendrich Alexander_Zick Alexander Felix Felix Therese_Dahn Matthias Edda Edda Kriemhild Siegfrieds Edda Edda Gudrun Gudrun Edda Freya Edda Edda Rüdigers Edda Edda
Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses in Kasse a. d. S.
Deutsches Leben in der Vergangenheit
von
Vrofessor Dr. August Sach.
Zwei Bände. 804 und 875 Seiten. Ji 12,—, geb. Ji 15,50.
Die Entwicklung der deutschen Kultur
im Spiegel des deutschen Lehnworts
von
Gymnasialdirektor Vrofessor Dr. Ar. Seiler.
I. Die Zeit bis zur Einführung des Christentums. Zweite Auflage. Ji 2,20.
Ii. Bon der Einführung des Christentums bis zum Beginn der neueren
Zeit. Zweite Auflage. Ji 3,80.
Zusammen in 1 Band gebunden Ji 7,20.
Erzählungen aus der alten deutschen Welt
von
Direktor K. W. Mterivald.
Gesamtausgabe in drei Bänden.
Mit Holzschnitten nach Zeichnungen von Julius Jmmig und H. Knackfuß.
454, 559 und 590 Seilen, j/i 10,— , in drei Halbleinenbänden Ji 12,—.
Inhalt: Gudrun. Siegfried und Krirmhitde. Walther von Aquitanien.
Dietrich und Gckc. König Kother. Gngelhart. Parpval. Erzählungen aus
dem Kreise der Fangobardischen- und Dietrich-Sage. König Ortnit. Dietrich
und seine Gescur». Atpharts Tod. Die Kavennaschlacht. Drowulf. Awrin.
Wieland der Schmied.
Die Stoffe unserer mittelalterlichen Poesie sind in trefflicher, spannender und
fesselnder Weise behandelt. Die Darstellung ist meisterhaft, plastisch und anschaulich.
Warm zu empfehlen. Bercin. Prüfungsausschuß der Lchrcröercinc.
Lebensbilder aus der neueren Geschichte
Bon
Vrofessor W. Vfeifer.
Mit 4 Holzschnitten, gr. 8. geh. Ji 1,50; geb. Ji 2,—.
Inhalt: Martin Futher, Kurfürst Friedrich L, Der Große Kurfürst und Klücher.
Kceifev Wilhelm I.
Dus seinem Leben
Sextanern erzählt von
Vrofessor W. Vseifer.
Nebst Bildnis des Kaisers. — kart. 1,20.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: August K._W._Mterivald Julius_Jmmig H._Knackfuß Gudrun Gudrun Siegfried Siegfried Walther_von_Aquitanien Bon
Vrofessor_W._Vfeifer Martin_Futher Friedrich_L Friedrich Wilhelm_I. Vrofessor_W._Vseifer
Autor: Sanwürk, S. von, Ehringhaus, Friedrich, List, Heinrich Theodor
Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
19
mals möglich, solange Deutschland durch geheime Abmachung an Ruß-
land gebunden war, und Deutschland konnte mit der russischen Rücken-
deckung nie der Freund der Türkei, die Bismarck nicht die Knochen eines
pommerschen Musketiers wert war, nie der Bulgariens, nie der Be-
freier der Westslawen werden. Da auch 1888 trotz des Geheimvertrags
der Krieg mit Rußland drohte und bei der scharfen Spannung zwischen
England und Rußland Deutschland leicht in Verwicklungen und einen
offenen Gegensatz zu England hineingezogen werden konnte, so näherte
man sich damals England, ohne darum Feindschaft gegen Rußland zu
wollen oder zu pflegen. Wenn es auch übertrieben ist, in der Nicht-
erneuerung die erste große Ursache des Weltkrieges und des Hasses
Rußlands gegen uns zu sehen, so muß man doch den mutwilligen Bruch
mit Rußland bedauern und als folgenschweren Fehler ansehen, der sich
auch sofort in doppelter Beziehung bemerkbar machte.
1. Rußland stand jetzt ohne Bündnis allein, und da es den deutsch-
englischen Vertrag als eine Drohung empfand, so näherte es sich Frank-
reich, um nicht allein zu stehen. Fm Fahre 1891 besuchte eine französische
Flotte den russischen Hafen Kronstadt, und dort hörte der selbstherrliche
Zar stehend und entblößten Hauptes die Marseillaise, das Lied der
französischen Revolution, an. Zwar wollte er noch kein Bündnis mit
der Republik schließen, aber die Annäherung war doch vollzogen und
führte bald den Abschluß des Bündnisses herbei. Wie diese Tatsache
wirkte, beweist am besten eine Stelle aus einem französischen Geschicht-
schreiber: „Diese öffentliche Huldigung des Zaren tat mehr als zehn
Verträge, um unser Volk zu überzeugen, daß die russische Allianz ge-
schlosien war. Bei der Nachricht hiervon verbreitete sich ein ungeheurer
Fubel im ganzen Land. Nirgends sprach man von etwas anderem als
vom heiligen Rußland, und die russische Nationalhymne wurde bis in
unsere Dörfer eine unzertrennliche Begleiterin der eigenen." Frank-
reich wollte Rußland hauptsächlich für seine Rachepläne gebrauchen,
dieses aber hielt sich zunächst, solange es in Asien beschäftigt war, zum
großen Leidwesen der Franzosen zurück und betrachtete den „Zweibund"
mehr als Schreck- und Druckmittel gegen den Dreibund. Daher trat
zwar keine dauernde Entfremdung zwischen Deutschland und Rußland
ein, wie man anfangs befürchtet hatte, aber die Annäherung an England
brachte uns doch nicht die gewünschten Früchte.
2. Durch die Aufgabe des Rückversicherungsvertrages war England
aus langer Vereinzelung erlöst und konnte nun nach altem Muster
je nach Wahl den einen Bund gegen den andern ausspielen. Da
Deutschland nun keine wirksame Rückendeckung an Rußland mehr hatte,
zeigte England, daß es jetzt keine Ursache mehr habe, auf deutsche
Wünsche besondere Rücksicht zu nehmen. Die Rückwirkung der bald
eintretenden deutsch-englischen Mißstimmung brachte gleichsam von selbst
auch eine Lockerung des Bandes zu Ftalien.
Da England Deutschland nur im englischen Fnteresie als Deckung
gegen seine im Zweibund geeinigten Feinde, Frankreich und Rußland,
betrachtete, so begannen sich die Wege Deutschlands und Englands
2*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Bulgariens England Rußland_Deutschland England England Kronstadt Asien Deutschland England England Deutschland England England_Deutschland Frankreich Deutschlands Englands
133
[§ 24]
sterben war. Praktisch hat sich allerdings das Christentum schon
längst bewährt, seitdem aus dem Wittenberger Kirchentage 1848 von
Wichern (1808—1881) die Innere Mission begründet worden war,
die nicht bloß selbst Außerordentliches geschaffen hat, sondern auch zu
humanitärem Wirken angeregt hat. Immer mehr bricht sich jetzt der
Gedanke des Pädagogen Dörpseld (1824—1893) „von der allgemeinen
kirchlichen Arbeits- und Wehrpflicht" Bahn. Wenn nun noch er-
wogen wird, wie Deutschland auf dem Gebiete der Wissenschaft un-
bestritten das erste Land der Welt ist, so kann festgestellt werden,
daß es der gewaltigen realen Kultur, die es gegenwärtig ausweist,
eine ideale als gleichwertig an die Seite zu stellen hat. Der uner-
müdliche Fleiß, die treue Hingabe an die übernommenen Ausgaben,
die sich anpassende Fügsamkeit des deutschen Charakters gewähr-
leisten, daß die gesellschaftliche Entwicklung weiter vorwärts geht.
Der Kulturmensch hat, so ist von Schmoller dargelegt worden, die
Brutalität des körperlichen Kraftmenschen überwunden, seine Auf-
gabe ist es, die menschliche Habsucht, wie sie in gewinnsüchtiger
Selbstsucht, sozialer Hartherzigkeit und politischer Korruption sich
zeigt, zu vernichten, dafür „einen anständigen Erwerbssinn und das
Streben nach Individualität, Selbstbehauptung, Jchbejahung zu
verbinden mit vollendeter Gerechtigkeit und höchstem Gemeinsinn."
Als größtes Glied in der Kette der auf dieses Ziel gerichteten Be-
strebungen bezeichnet Schmoller mit Recht das Christentum. So
gilt denn auch das Wort des eben genannten Prinzen Schönaich-
Carolath:
Des hohen Erbteils walte frei.
Mein Volk, daß deinem Schwert, dem scharfen.
Geeint des Friedens Pflugschar sei
Und Liederfrühling deinen Harfen,
Ein tiefes Lied, ein heller Schlag
Und ein Gebet voran den beiden —
So darfst du, grüßend neuen Tag,
Pom stürzenden Jahrhundert scheiden.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
129
[§24]
der Bundesakte vom 8. Juni 1815 erfolgte der Zusammenschluß
von 34 deutschen Fürsten und 4 freien Städten zum Deutschen
Bund; als 39. Glieb trat 1817 Hessen-Homburg ein, zuletzt besaß
er 34 Teilnehmer. Es war ein Staatenbund, bessen Organ die
Bundesversammlung, gewöhnlich Bunbestag genannt, bildete. Gesetz-
gebungsrecht besaß er nicht. Die Bundestagsbeschlüsse mußten in-
des von den Bundesstaaten bei Vermeibung der Bundesexekution
beachtet und eventuell als Lanbesgesetze proklamiert werben.
d) Die Verfassungskämpse und die Erfüllung des
deutschen Einheitstraums. Bereits währenb der Befreiungs-
kriege erscholl der Ruf nach einem deutschen Kaisertum. Trotz aller
Zwistigkeit und Feinbschast, trotz Uneinigkeit und Zersplitterung war
der Einheitsgebanke nie ganz verschwunden. Jene Zeiten äußeren
Glanzes der Staufer blieben dem Volke unauslöschlich eingeprägt,
man glaubte den Kaiser Friedrich Ii. nicht gestorben, hoffte viel-
mehr, er werbe wiederkommen. Von ihm wurde diese Hoffnung aus
seinen Vater Friedrich Barbarossa übertragen, — die deutsche
Jugend, welche gegen Napoleon gefochten, griff diese Sage aus, um
sich fortan für die angeblich alten deutschen Reichssarben Schwarz-
Not-Gold zu begeistern. Aber neben dem Sehnen nach Kaiser und
Reich geht der Kamps um Weitersührung der gesellschaftlichen Re-
formen. Mitbeteiligung des Volkes an der Staatsleitung und Ver-
leihung einer Verfassung werden gefordert. Das große Verdienst
der klassischen Dichter ist es, die geistige Einheit geschaffen zu haben,
sie wird jetzt Vorbedingung für den Kamps um die politische. Aber
ausschlaggebend für Gestaltung des politischen und sozialen Lebens
werden neben den durch Geburt und Besitz Bevorzugten mehr und
mehr die Gebildeten der Nation.
Die Befreiungskriege hatten zunächst ein Ausleben des fürst-
lichen Absolutismus zur Folge. Teilweise wurden Verfassungen ge-
währt und zwar aus ständischer Grundlage. In Preußen war eine
solche 1815 zugesagt, aber 1833 vorläufig nur Provinzialstände mit
beratender Stimme eingeführt worden. Von Preußen sollte indes
die Schaffung der wirtschaftlichen Einheit ausgehen. Hier erfolgte
1816 die Aushebung aller Binnenzölle und damit der endgültige
Übergang von der Territorial- zur Volkswirtschaft. Drei Jahre
später schloß es dann mit Schwarzburg-Sondershausen für die
Enklave Gondershausen einen Zollvertrag zur Aushebung der gegen-
seitigen Zölle und Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsgebietes.
Wenngleich der 1828 zwischen Bayern und Württemberg geschlossene
Süddeutsche Zollverein, sowie der Mitteldeutsche Handelsverein
(Sachsen, Thüringen, Hannover, Kurhessen, Hessen-Homburg, Olden-
burg, Braunschweig, Nassau, Frankfurt a. Main) im Gegensatz zu
Preußen zustande kamen, schloß sich gleichfalls 1828 Hessen-Darm-
stadt an die preußisch-sondershausensche Zollgemeinschast an. Jene
Zollvereinigungen vermochten sich indes nicht zu halten. Am
Clausnitzer. Staats- und Volkswirtschaftslehre. 9
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Napoleon
256
Iii. Das Deutsche Reich.
und Jadebusen und der Emsbusen mit dem Dollart eiuschneiden.
Während der Boden der Tiefebene bis zu dem Küstensaum aus sandigen
Ablagerungen des Diluviums besteht, die hier Geest genannt werden und
bisweilen noch erratische Blöcke tragen, liegt an der Küste selbst dunkel-
brauner oder schwarzgrauer Marschboden (Älet)1, eine junge, ganz
steinfreie, tonige Anschwemmung des Meeres hinter der früheren Küsten-
düue, durch welche die Nordsee in einzelnen Breschen bei der täglichen
Flut eindrang und bei der Ruhepause vor Eintritt der Ebbe ihren feinsten
Schlamm oder Schlick niedersenkte. Die Ostsee mit nur spurenweisen
Gezeiten hat daher keine Marschen, wohl aber die W.-Seite Schleswig-
Holsteins. Infolge einer Straudverschiebnng landeinwärts blieb von dem
früher zusammenhängenden Dünenzug nur ein Rest als Friesische
Inseln w. vom Wcserbusen (Ostfriesische Inseln deutsch, Westfrie-
sische niederländisch); der größte Teil des Marschbodens liegt längs der
Küste nur zur Zeit der Ebbe bis auf einige Rinnen trocken als Watten,
die höchstens durch ihre Austernbänke nützlich sind. Die eigentlichen
Marschen, der völlig festländisch gewordene Boden, liegen kaum höher
als das Watt, also nur wenig über dem Meeresspiegel (bei Flut) oder
in dessen Höhe selbst; sie würden daher auch jetzt noch so weite Moräste
darstellen wie bei Beginn unserer Zeitrechnung, hätten die Bewohner nicht
dem Meer einen Damm gesetzt durch breite, flache Wälle, „Deiche", mit
torartigen Schleusen (Sielen) zum zeitweisen Austritt der Landgewüsser.
Ii. Gewässer. Die Flüsse sind bei äußerst geringem Gefälle wie die der öst-
a) Flüsse, sicheren Ebene sehr gut schiffbar, indessen vermögen große Flußdampfer
nur den Rhein zu befahren. Weser und Ems haben wieder den größeren
Gebietsteil und ihren größten Nebenfluß zur Rechten. Die Weser
empfängt aus So die in der Ebene w. von Magdeburg entspringende
Aller; deren Zuflüsse sind l. die Oker vom Harz und die Leine; bei
der letzten Wendung gen N. kommt die Hunte von der Weserkette l. in
die Weser. Die Ems gehört schon von ihrer Quelle ab (vor dem süd-
östlichen Teutoburger Wald) der Ebene an und nimmt, nachdem sie den
Teutoburger Wald umflossen hat, auf ihrem N.-Lauf die diesem Gebirge
entquellende Hase auf. Die Lippe geht vom Rand der Egge w. zum Rhein,
die Roer (S. 220), aus dem Hohen Venn ö. von Aachen hervortretend,
gen Nw. zur Maas, die an der deutschen Reichsgrenze vorbeifließt.
b) Seen und An Seen ist der W. des Norddeutschen Tieflandes ganz arm;
^Ddie' zwischen Leine und Weser liegt das Steinhuder Meer^, w. der
1 Englisch cjay = Ton. — 2 Meer ist der nordwestdeutsche Ausdruck auch für
noch kleinere Seen.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
258
Iii. Das Deutsche Reich.
V. Siede-
lungen.
1. Hannover.
mehr bewahrt, wie dies auf den Nordfriesischen Inseln noch teilweise der
Fall ist, sondern von niedersüchsischer Mundart verdrängt worden, aber
zumal auf den Marschen lebt noch der echt friesische Volksschlag, und
die saubere Bauart des Friesenhauses verdrängt umgekehrt die des Sachsen-
hauses auf den Nachbarstrichen der Geest. Jenes ist ein Backsteinbau
unter rotem Ziegeldach, Scheune nebst Stallungen vom Wohnraum
abgemauert, aber mit ihm unter demselben Dach, in den quellenlosen
Marschen mit Regenwasserleitung vom Dach in die Küche. Dieses
erscheint als uraltes Bauernhaus, noch jetzt manchmal aus bloßem Fach-
werk gebaut, mit hohem Strohdach, unter dem das Getreide lagert; die
Stallungen r. und l. neben der „Teele", d. h. der Hausflur, in die man
durch die Toreinfahrt eintritt, gleich dahinter der offene Herd und die
Wohnräume der Familie.
1. Anteil der Provinz Hannover, von der Elbe zur niederländischen
Grenze jenseits der Ems: Rbz. Hannover mit ^Hannover, wo die
Leine schiffbar wird und die wo. Verkehrsstraße des Norddeuffchen Tief-
landes, jetzt Eisenbahn von Cöln nach Berlin, den Fluß überschreitet;
erst neuerdings erblüht es zu einem stattlichen, in schönem Baustil ge-
haltenen Hanptsitz nordwestdeutscher Industrie: Baumwollspinnerei und
-Weberei, Maschinenbau, technische Hochschule; es zählt nun 1/i Milk. E.
Unterstützt wurde diese Entwicklung durch die Steinkohle des Deisters im
Sw.; ihre Flöze lagern zwar im gelblichen Kreidesandstein des Deisters
geben aber denen der Steinkohleniormation an Brennwert wenig nach.
Die gleichfalls sehr rege, kleinere Fabrikstadt 'Linden auf dem l. Leine-
Ufer ist jetzt mit Hannover auf dem anderen Ufer eng verwachsen. —
Rbz. Lüneburg, von der Leine zur Elbe, ist größtenteils erfüllt von
der Lüneburger Heide zwischen Aller und Elbe: vereinzelte Flecke alter
Kiefernbestände auf weiten, flachen Bodenwellen, zwischen denen Moor
liegt und auf denen Wacholder wächst, eine ernste, einsame Landschaft;
jetzt wird überall aufgeforstet. Die unzähligen Blümchen des Heide-
krauts färben im Sommer weite Flächen rosig und sind Grundlage
für die Bienenzucht; hie und da wird aus dem Honig noch Met gebraut;
vom holzigen Heidekraut leben ferner die zahlreichen Heidschnucken, eine
schwarzbraune, kleine Schafrasse mit grober Wolle; doch werden auch
edlere Schläge gezüchtet, und Kunstdüngung befördert sogar den Ackerbau.
Weit voneinander liegen kleine Gehöftgruppen, mit Eichen umpflanzt;
jüngst beutet man an einigen Stellen weiße Quarzlager in geringer
Bodentiefe zur Dhnamitfabrikation aus. Auch findet sich Erdöl.
Lüneburg, sö. von Hamburg, mit Saline, war zur Hansezeit blühender
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Extrahierte Personennamen: Hannover Erdöl
Extrahierte Ortsnamen: Ems Hannover Berlin Hannover Lüneburg Lüneburg Hamburg
§ 14. Norddeutsches Flachland (westlicher Teil).
259
Handelsplatz an der Straße von Lübeck gen S. Gegenüber von Ham-
burg, l. von der Elbe liegt 'Harburg, Fabrik- und Handelsstadt,
jedoch nur für Seeschiffe geringeren Tiefgangs erreichbar; man stellt
hier z. B. aus Kopra Kokosöl her und ans dem Rückstand lichtgraue
Kokoskuchen, die gutes Rindviehfntter sind. — Rbz. Stade, zwischen
Unterelbe und Unterweser. Stade liegt nw. von Harburg an der
Grenzlinie von Geest und Elbmarsch, d. h. an der Ftußmarsch der Elbe,
die wie auch die anderen Flüsse von Aufschwemmungsboden begleitet wird
(S. 129 f.). Wo die tragende Geest und die von ihr getragene Marsch
an der Oberfläche zusammentreffen, legte man oft die Ansiedlungen an,
um die Verschiedenartigkeit beider zu benutzen: Fruchtbarkeit der Marsch,
gutes Trinkwasser der Geest. — Zum Rbz. Osnabrück (S. 227) ge-
hört l. von der Ems an der Grenze gegen die Niederlande der ö. Teil
des langen Bonrtanger [bürtanger] Moors, noch viel öder als die
Lüneburger Heide und wie diese mit Schnucken. — Rbz. Aurich, auch
Ostfriesland genannt, ist der nordwestlichste Teil des Deutschen Reichs;
in der Mitte liegt Aurich, Marktort für Vieh und Getreide. Größer ist
Emden unweit der Emsmündung, das durch Kanal mit dem Dollart ver-
bunden und der Seemündnng des Dortmund-Ems-Kanals benachbart
ist. Er führt in den westfälischen Jndnstriebezirk, damit Kohle von dort
den deutschen Nordseehäfen, die bisher der billigen Wasserfracht halber
englische Kohle verwerteten, preiswerter als mit der Bahn zukommen
könne und umgekehrt schwedisches Erz (S. 84) den westfälischen Hütten-
werken. Ausfuhr von Erzeugnissen der Landwirtschaft, Einfuhr von
Kolonialwaren und Seesischen. Die Ostfriesischen Inseln treiben
hauptsächlich Seefischerei; die westlichsten, Borkum1 und Norderney,
sind besuchte Seebäder. Große Leuchttürme warnen hier wie an der
deutschen Nordseeküste überhaupt in beträchtlicher Zahl die Seeschiffe
vor den gefährlichen Sandbänken, den Resten vom Meere verschlungenen
Landes noch weit außerhalb der Watten.
2. Der Anteil des Herzogtums Bramffchwcig bildet den Hanptteil
des Staates zu beiden Seiten der Oker bis über die Aller; fruchtbarer Ge-
treide- und Zuckerrübenboden. Hst. *Vraunschweig^ mit technischer
1 Fast alle deutschen Ortsnamen auf „um" (d. h. heim) sind friesisch, des-
gleichen die Familiennamen auf „sen" (z. B. Petersen, d. h. Peters Sohn). Die Friesen
hatten bis in die neueste Zeit keine Familiennamen, sondern nannten sich wie die
Altgriechen mit bloßem Vornamen, zu dem sie den des Vaters fügten (z. B. Hans
Petersen, Peter Hansen); die Benennungen nach dem Vater wurden dann zu bleibenden
Familiennamen erhoben. — * Ursprünglich Brunswik, d. h. Brunos Siedlung.
17*
2. Braun-
schweig.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Osnabrück Moors Bramffchwcig Petersen Peters Hans
Petersen Peter_Hansen
§ 14. Norddeutsches Llachland (westlicher Teil).
261
und der westfälische Schinken; die westfälischen Eichenwälder lieferten seit
alters gute Eichelmast. Münster ähnlich war Paderborn (Rbz. Minden),
w. von der Egge, auch einst Residenz eines Fürstbischofs und benannt
nach den mehrfachen Quellen der Pader unter seinem alten Dom; ihr
Wasser fließt nw. zur nahen Lippe. Hamm an der mittleren, schiffbaren
Lippe und an der hier die Lippe überschreitenden Cöln- Mindener Eisenbahn,
hat große Eisengießereien; es war alte Hst. der eisenreichen Grafschaft
Mark (S. 223, 264), die von der Lippe aus sich auf beiden Seiten der
Ruhr über den größten Teil von S.-Westfalen (Rbz. Arnsberg) erstreckte
und 1666 ein Kernstück der jugendlichen W.-Hälfte des preußischen Staates
wurde. Von hier aus beginnt, sw. gegen die Rheinlinie sich verbreiternd,
der Raum, auf dem sich die Bevölkerung des Deutschen Reichs am
meisten verdichtet hat infolge der Erzschätze und der reichen rheinisch -
westfälischen Steinkohlenlager längs der Ruhr. Aus dieser industrie-
reichen Gegend führt ein ungemein dichtes Eisenbahnnetz nach allen Seiten
hin, besonders zum Rhein, und der Dortmund-Ems-Kanal (S. 259) von
der Emscher, die unterhalb der Ruhr in den Rhein mündet, über Münster
zur Ems, so daß der Jndustriebezirk gut mit der Nordsee verbunden ist.
Man plant aber noch Größeres: Ein Mittelland-Kanal soll r. von
der Ems aus jenem Kanal gen O. über Minden und Hannover zur
Magdeburger Elbe führen; er würde somit die norddeutschen Flüsse des
Nordseegebiets mit denen des Ostseegebiets zu einem einzigen Wassernetz
verbinden. Zunächst wird von diesem Plan die Kanalverbindung zwischen
Ems- und Wesershstem verwirklicht.
6. Anteil der Rheinprovinz, das von Franken * bewohnte Niederrhein-
und Maasgebiet, ist am dichtesten bevölkert zu beiden Seiten des Rheins
vor dem W.-Rand des ö. Schiefergebirges; die Volksdichte dieses Strichs
und seiner indnstriereichen Nachbarschaft im Sauerländischen bewirkte es
vornehmlich, daß das Rheinland mit nahezu 6^/^ Mill. die volkreichste Pro-
vinz von Preußen wurde. — Rbz. Cöln mit *Cöln (S. 222), das am. l.
Rheinufer dort liegt, wo die Straße längs dem Außenrand des w. Schiefer-
gebirges über Lüttich und Aachen den Strom trifft, der von hier ab bei
mehr als 5 in Tiefe und keinerlei Stromhemmnis eine noch bessere Fahr-
straße den Lastschiffen bietet als oberhalb. Cöln entstand als römische
Kolonie?, wurde im Mittelalter die Stadt eines der mächtigsten Erzbischöfe, 1 2
1 Ihre Mundart geht rheinabwärts allmählich in niederdeutsche Form über. —
2 Der Name Cöln ist gebildet aus Colonia Agrippina, Agrippina-Kolonie, genannt
nach Kaiser Claudius' Gemahlin, die hier geboren war.
6. Rhein-
provinz.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
§ 10. Thüringen und der Karz.
227
b) Fürstentum Schaumbnrg-Lippe ö. von Minden, ein kleines
Ländchen mit der Hst. Bückeburg am Abhang einer n. Vorhöhe der
Weserkette.
o) Fürstentum Lippe vom k. Weserufer (oberhalb des Weserknies)
bis zum sö. Teutoburger Wald. Hst. ist Detmold, in deren Nahe das
Hermanns-Denkmal auf einem Berge des Teutoburger Waldes steht.zur
Erinnerung an Deutschlands Befreiung durch den Cherusker Armin.
Cherusker hießen die Vorfahren dieses Teils der Niedersachscn im Ge-
birgsland um die Weser.
6) Anteil der Provinz Hannover, im O. (und Nw.). Hildes-
heim an der Innerste, einem r. Harzzufluß der Leine, Rbz.-Hst., war
einst die Residenz eines Fürstbischofs, ist daher reich an altertümlich schönen
Kirchenbauten. Im S. des Rbz. Hildesheim, geschieden vom N. durch
einen schmalen Streifen des Herzogtums Braunschweig, der von der Weser
bis nach dem Harz zieht, liegt die Universitätsstadt Göttingen an der
Leine und Münden am Einfluß der Fulda in die Werra. "Osnabrück
an der Hase, unfern vom hügligen Ende des Teutoburger Waldes, Nbz.-
Hst. und wie Hildesheim einst Sitz eines Fürstbischofs, ist eine altertümlich
winklige Ackerbürgerstadt, die neuerdings durch mannigfache Industrie neuen
Aufschwung erhielt infolge der Entdeckung von Steinkohlenflözen in ihrer
Nähe, obwohl diese jetzt nicht weiter ausgebeutet werden.
8 10.
Thüringen und der Harz.
Der Thüringer Wald zieht als ein kammförmiges Horstgebirge
vom Fichtelgebirge nw. bis zum Werraknie. Jin plattenförmigen So.
besteht er aus silurisch-devonischem Grautvackengestein, ist breiter, ein-
förmiger und wird Frankenwald genannt. In seiner aus mannig-
faltigeren Gesteinen zusammengesetzten Nw.-Hälfte verschmälert sich das
Gebirge kammartig; der Kamm erhebt sich im Mittel fast durchweg zu
800 in, also hoch über die hier bei 600 in liegende Grenze des Getreide-
baus, die höchsten Porphyrkuppen zu 1000 m: Beerberg; nicht ganz so
hoch weiter nw. der Jnselsberg, aber mit freierer Aussicht, da er von
der Kammlinie nö. vortritt. Der Renn stiegst der oberhalb schöner 1
1 Bei Kriegsgefahr schützte man den Gebirgskamm, die natürliche Sw.-Grenze
Thüringens, durch Baumverhaue und hielt innerhalb dieses hölzernen Verteidigungs-
walles einen Steig (Stieg) im Wald offen, auf dem Berittene, einst „Renner"
genannt, für den Fall des Angriffs leicht Meldungen von Ort zu Ort bestellten.
15*
t>) Schaum-
burg.
c) Lippe.
d) Hannover.
I. Ober-
flächen-
aufbau.
1. Thüringer
Wald.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]