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1. Neuntes Schuljahr - S. 44

1912 - Halle a.S. : Schroedel
44 Ameisenhaufen, so daß ein Telegraphist nach einem flüchtigen Aus- blick auf den Bahnsteig meinte: „Heute ,wurlt‘ es gehörig draußen!" „In meinem Kopf wurlt es auch!" brummte der gehetzte Stations- vorstand, gab wieder das Pfeifensignal, worauf ein dumpfer Laut des Blechhornes des Zugführers ertönte, dann ein Pfiff, und ächzend fuhr der Zug aus dem Bahnhof. Und so fort hinüber und herüber über den langen Bergesrücken. „Ist der Hofzug zusammengestellt?" fragte der Vorstand. „Eben wird rangiert." — „Er kommt aufs erste Geleise rückwärts bis zum Brücker Aus- fahrtswechsel.“ — „Zu Befehl, Herr Vorstand!" „Ein Bahndiensttelegramm, Herr Vorstand!" — „Hol's der Kuckuck, was denn schon wieder!" — „Südbahnhof Wien meldet eingelegten Sonderzug ab Wien, daher Kreuzung mit Hofzug in Wiener-Neustadt." — „Muß denn heute alles mit Sonderzug fahren? Kleinoschegg, mel- den Sie, Maschine wegen Kreuzung schon in Gloggnitz Wasser nehmen!" „Zu Befehl, Herr Vorstand!" Der Betriebstelegraph meldete soeben aus Bruck, Schnellzug Nr. 2 40 Minuten Verspätung ab Graz, sollen in Mürzzuschlag eingespart und bis Neustadt eingefahren werden. — „Freilich nur so zu!" Und wütend, daß heute alles gegen die übliche Ordnung geht, nahm der Vorstand die rote Dienstmütze und schlug eine über den Dienstbogen kriechende Fliege tot. „Herr Vorstand, der Hofzug ist zusammengestellt und steht auf dem befohlenen Geleise." — „Gut, muß dort warten bis Punkt 5 Uhr 20." „Herr Vorstand wollen den Lokalzug nach Wien ablassen!“ — Ein Blick auf die Uhr, die Dienstmütze aufsetzen und hinausstürmen war eins. „Herr Vorstand, Seine Majestät sind eben angefahren." „Jetzt muß ich zuerst den Lokalzug abfertigen," brummte in kochender Aufregung der arme Vorstand. „Der Fahrbericht in Ord- nung, ja? ab!" Der Zug fuhr gegen Wien ab. 3. Da war auch schon der Flügeladjutant: „Seine Majestät wün- schen sofort abzureisen!" „Bedaure, unmöglich, der Hofzug wird Punkt 5 Uhr 20 abgehen!" Gegenseitige sehr kühle Verbeugung, und jeder ging seines Weges. „Herr Vorstand!" — „Was denn schon wieder?"

2. Teil 3 - S. 51

1907 - Halle a.S. : Schroedel
51 Hofzuges den Bereitschaftsbefehl, die Maschine ward schleunigst ge- heizt und die Salonwagen nochmals nachgesehen und geputzt. 2. Zug auf Zug passierte inzwischen die von Reisenden aller Zonen überflutete Station, und Mürzzuschlag glich einem wahrhaftigen Ameisenhaufen, so daß ein Telegraphist nach einem flüchtigen Aus- blick auf den Bahnsteig meinte: ,,Heute ,wurlt‘ es gehörig draußen!" „In meinem Kopf wurlt es auch!" brummte der gehetzte Stations- vorstand, gab wieder das Pfeifensignal, worauf ein dumpfer Laut des Blechhornes des Zugführers ertönte, dann ein Pfiff, und ächzend fuhr der Zug aus dem Bahnhof. Und so fort hinüber und herüber über den langen Bergesrücken. „Ist der Hofzug zusammengestellt?" fragte der Vorstand. „Eben wird rangiert." — „Er kommt aufs erste Geleise rückwärts bis zum Brücker Aus- fahrtswechsel." — „Zu Befehl, Herr Vorstand!" „Ein Bahndiensttelegramm, Herr Vorstand!" — „Hol’s der Kuckuck, was denn schon wieder!" — „Südbahnhof Wien meldet eingelegten Sonderzug ab Wien, daher Kreuzung mit Hofzug in Wiener-Neustadt." — „Muß denn heute alles mit Sonderzug fahren? Kleinoschegg, mel- den Sie, Maschine wegen Kreuzung schon in Gloggnitz Wasser nehmen!" „Zu Befehl, Herr Vorstand!" Der Betriebstelegraph meldete soeben aus Bruck, Schnellzug Nr. 2 40 Minuten Verspätung ab Graz, sollen in Mürzzuschlag eingespart und bis Neustadt eingefahren werden. — „Freilich nur so zu!" Und wütend, daß heute alles gegen die übliche Ordnung geht, nahm der Vorstand die rote Dienstmütze und schlug eine über den Dienstbogen kriechende Fliege tot. „Herr Vorstand, der Hofzug ist zusammengestellt und steht auf dem befohlenen Geleise." — „Gut, muß dort warten bis Punkt 5 Uhr 20." „Herr Vorstand wollen den Lokalzug nach Wien ablassen!" — Ein Blick auf die Uhr, die Dienstmütze aufsetzen und hinausstürmen war eins. „Herr Vorstand, Seine Majestät sind eben angefahren." „Jetzt muß ich zuerst den Lokalzug abfertigen," brummte in kochender Aufregung der arme Vorstand. „Der Fahrbericht in Ord- nung, ja? ab!" Der Zug fuhr gegen Wien ab. 3. Da war auch schon der Flügelad hitant: „Seine Majestät wün- schen sofort abzureisen!" „Bedaure, unmöglich, der Hofzug wird Punkt 5 Uhr 20 abgehen!" 4*

3. Teil 3b = 9. Schulj - S. 45

1912 - Halle a.S. : Schroedel
45 Ameisenhaufen, so daß ein Telegraphist nach einem flüchtigen Aus- blick auf den Bahnsteig meinte: „Heute ,wurlt‘ es gehörig draußen!" „In meinem Kopf wurlt es auch!“ brummte der gehetzte Stations- vorstand, gab wieder das Pfeifensignal, worauf ein dumpfer Laut des Blechhornes des Zugführers ertönte, dann ein Pfiff, und ächzend fuhr der Zug aus dem Bahnhof. Und so fort hinüber und herüber über den langen Bergesrücken. „Ist der Hofzug zusammengestellt?" fragte der Vorstand. „Eben wird rangiert." — „Er kommt aufs erste Geleise rückwärts bis zum Brücker Aus- fahrtswechsel." — „Zu Befehl, Herr Vorstand!“ „Ein Bahndiensttelegramm, Herr Vorstand!" — „Hops der Kuckuck, was denn schon wieder!" — „Südbahnhof Wien meldet eingelegten Sonderzug ab Wien, daher Kreuzung mit Hofzug in Wiener-Neustadt." — „Muß denn heute alles mit Sonderzug fahren? Kleinoschegg, mel- den Sie, Maschine wegen Kreuzung schon in Gloggnitz Wasser nehmen!" „Zu Befehl, Herr Vorstand!" Der Betriebstelegraph meldete soeben aus Bruck, Schnellzug Nr. 2 40 Minuten Verspätung ab Graz, sollen in Mürzzuschlag eingespart und bis Neustadt eingefahren werden. — „Freilich nur so zu!" Und wütend, daß heute alles gegen die übliche Ordnung geht, nahm der Vorstand die rote Dienstmütze und schlug eine über den Dienstbogen kriechende Fliege tot. „Herr Vorstand, der Hofzug ist zusammengestellt und steht auf dem befohlenen Geleise." — „Gut, muß dort warten bis Punkt 5 Uhr 20." „Herr Vorstand wollen den Lokalzug nach Wien ablassen!" — Ein Blick auf die Uhr, die Dienstmütze aufsetzen und hinausstürmen war eins. „Herr Vorstand, Seine Majestät sind eben angefahren." „Jetzt muß ich zuerst den Lokalzug abfertigen," brummte in kochender Aufregung der aoune Vorstand. „Der Fahrbericht in Ord- nung, ja? ab!“ Der Zug fuhr gegen Wien ab. 3. Da war auch schon der Flügeladjutant: „Seine Majestät wün- schen sofort abzureisen!" „Bedaure, unmöglich, der Hofzug wird Punkt 5 Uhr 20 abgehen!" Gegenseitige sehr kühle Verbeugung, und jeder ging seines Weges. „Herr Vorstand!" — „Was denn schon wieder?"
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