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1. Siebentes und achtes Schuljahr - S. 334

1912 - Halle a.S. : Schroedel
334 wohl der ältesten Kirche der Christenheit; soll sie doch Mitte des vierten Jahrhunderts bereits gebaut sein. Durch eine niedrige, enge Öffnung treten wir in das schöne, große, mit verschiednen Säulenreihen geschmückte Schiff der Kirche. Doch nicht Lichterglanz strahlt uns entgegen; keine an- dächtige Menschenmenge nimmt uns in ihrer Mitte auf. Der große Raum ist nur notdürftig beleuchtet, und in dem ungewissen Lichte sehen wir Männer auf dem Boden hocken, vor sich ausgebreitet Kreuze aus Oliven- holz, Peclmutterschalen, in die mit großer Kunst Darstellungen aus der Geschichte Jesu eingeschnitten sind, Albums mit Bildern von Bethlehem, Kerzen für die Besucher der Messe. Ein schwunghafter Handel wird hier in der Weihnachtsnacht betrieben; man meint auf einem Jahrmärkte zu sein. Wo feiert man aber Weihnachten? Orgelklänge, die plötzlich an unser Ohr schlagen, führen uns auf die richtige Spur. Wir gehen ihnen nach und treten in eine Seitenkapelle der alten Kirche. Überrascht bleiben wir stehen. Der ganze Raum ist hell erleuchtet; dort am Altar unter einem zur Seite aufgeschlagnen Baldachin sitzt der Patriarch in kost- barer Amiskleidung, zu seiner Seite zwei Bischöfe, Priester zur Rechten und Linken des Altars, Chorknaben vor ihm, die Weihrauchgefäße schwen- kend : man feiert die Messe. Welch ein buntes, farbenprächtiges Bild! Und die Schar der Andächtigen? Da kauern auf der einen Seite der Kapelle die Frauen Bethlehems auf dem Boden in ihren weißen, so male- rischen Kopftüchern, auf der andern Seite sitzt der männliche Teil der Bevölkerung, ebenfalls auf dem kalten Boden; Stühle stehen nur für die Europäer vorne am Altar. Es ist zwölf Uhr geworden, der Weih- nachtsmorgen bricht an. Eine Pause tritt im Singen der Mönche, dem Spiel der Orgel, dem Vorlesen der liturgischen Gebete ein. Was wird kommen? Ein seidner Vorhang, der bis dahin einen oberhalb des Altars befestigten Glaskasten verhüllt hatte, wird zur Seite gezogen; man er- blickt eine Wachspuppe, das Iesuskindkein darstellend. Gewaltig setzt der Chor der Mönche ein, und brausend klingt es in lateinischer Sprache durch die Räume der Kapelle: ,,Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen." Die Messe geht weiter, es ist bereits drei Uhr; wohin man blickt, müde und matte Gesichter, die Augen wollen fast zufallen; die Luft wird immer schwüler, der Weih- rauch steigt immer dichter empor. Da ein neues Bild am Altar: Der Patriarch erhebt sich, tritt an den Altar, und in seine ausgebreiteten Arme legt man die Wachspuppe. In feierlicher Prozession geht es zur Geburts- grotte hinab, voran Franziskaner, einen Hymnus anstimmend, hinter ihnen der Patriarch; ihm unmittelbar folgt der französische Konsul mit seinem Personal und dann die Schar der Priester und Mönche Bethlehems. Hin- unter geht es in die Geburtsgrotte, dem eigentlichen Heiligtum der alten Kirche. Dort legt der Patriarch die Wachspuppe in die sogenannte Krippe,

2. Teil 3 - S. 523

1907 - Halle a.S. : Schroedel
523 wohl der ältesten Kirche der Christenheit; soll sie doch Mitte des vierten Jahrhunderts bereits gebaut sein. Durch eine niedrige, enge Öffnung treten wir in das schöne, große, mit verschiednen Säulenreihen geschmückte Schiff der Kirche. Doch nicht Lichterglanz strahlt uns entgegen, keine an- dächtige Menschenmenge nimmt uns in ihrer Mitte auf. Der große Raum ist nur notdürftig beleuchtet, und in dem ungewissen Lichte sehen wir Männer auf dem Boden hocken, vor sich ausgebreitet Kreuze aus Oliven- holz, Perlmutterschalen, in die mit großer Kunst Darstellungen aus der Geschichte Jesu eingeschnitten sind, Albums mit Bildern von Betlehem, Kerzen für die Besucher der Messe. Ein schwunghafter Handel wird hier in der Weihnachtsnacht betrieben; man meint auf einem Jahrmärkte zu sein. Wo feiert man aber Weihnachten? Orgelklänge, die plötzlich an unser Ohr schlagen, führen uns auf die richtige Spur. Wir gehen ihnen nach und treten in eine Seitenkapelle der alten Kirche. Überrascht bleiben wir stehen. Der ganze Raum ist hell erleuchtet; dort am Altar unter einem zur Seite aufgeschlagnen Baldachin sitzt der Patriarch in kost- barer Amtskleidung, zu seiner Seite zwei Bischöfe, Priester zur Rechten und Linken des Altars, Chorknaben vor ihm, die Weihrauchgefäße schwen- kend : man feiert die Messe. Welch ein buntes, farbenprächtiges Bild! Und die Schar der Andächtigen? Da kauern auf der einen Seite der Kapelle die Frauen Bethlehems auf dem Boden in ihren weißen, so male- rischen Kopftüchern, auf der andern Seite sitzt der männliche Teil der Bevölkerung, ebenfalls auf dem kalten Boden; Stühle stehen nur für die Europäer vorne am Altar. Es ist zwölf Uhr geworden, der Weih- nachtsmorgen bricht an. Eine Pause tritt im Singen der Mönche, dem Spiel der Orgel, dem Vorlesen der liturgischen Gebete ein. Was wird kommen? Ein seidner Vorhang, der bis dahin einen oberhalb des Altars befestigten Glaskasten verhüllt hatte, wird zur Seite gezogen; man er- blickt eine Wachspuppe, das Iesuskindlein darstellend. Gewaltig setzt der Chor der Mönche ein, und brausend klingt es in lateinischer Sprache durch die Räume der Kapelle: ,,Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen." Die Messe geht weiter, es ist bereits drei Uhr; wohin man blickt, müde und matte Gesichter, die Augen wollen fast zufallen; die Luft wird immer schwüler, der Weih- rauch steigt immer dichter empor. Da ein neues Bild am Altar: Der Patriarch erhebt sich, tritt an den Altar und in seine ausgebreiteten Arme legt man die Wachspuppe. In feierlicher Prozession geht es zur Geburts- grotte hinab, voran Franziskaner, einen Hymnus anstimmend, hinter ihnen der Patriarch; ihm unmittelbar folgt der französische Konsul mit seinem Personal und dann die Schar der Priester und Mönche Bethlehems. Hin- unter geht es in die Geburtsgrotte, dem eigentlichen Heiligtum der alten Kirche. Dort legt der Patriarch die Wachspuppe in die sogenannte Krippe,

3. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 196

1910 - Halle a.S. : Schroedel
196 vom Bischof und den Gläubigen feierlich begrüßt und der Leichenzug setzt sich in Bewegung. Durch die stillen Räume tönt mild der Psalmengesang und verklingt geheimnisvoll in den Galerien. Die Lich- ter in den Händen der Waller zünden an den glitzernden roten Tuffstein- wänden tausend und aber tausend Sternlein an, und die gelben Ziegel und weißen Marmorplatten, welche die Gräber schließen, strahlen in dem wogenden Lichtschein. Manch rührende Inschrift, manch zar- tes Sinnbild, kunstlos von schlichter Hand gefertigt, kündet Himmels- frieden und gibt die frohe Antwort auf den Chor der Psalmensänger. Rings um die Tafeln aber blinken im Mörtel, wie ein Kranzschmuck, Merkzeichen liebender Erinnerung. Hier blitzt eine Münze oder Muschel, dort eine funkelnde Gemme oder Glasscherbe mit goldener Verzierung. Dort fassen Spiegelabdrücke mit christlicher Inschrift und in Form der Fußsohle den Grabstein ein, und wo ein Blutzeuge die stille Gruft bewohnt, da prangt der edelste Juwel, eine Glas-, Ton- oder Onyx- phiole. Schon hat der Trauerzug manche Galerie durchschritten. So oft er in eine neue biegt, grüßt ihn wie ein stiller Wächter aus traulicher Felsnische ein Lämpchen, das bald mit einem Sinnbild versehen, bald selber wie eine Taube, ein Fisch oder eine Barke gestaltet, sein dürftiges Licht fröhlich in den reichen Kerzenglanz mischt. Die Ruhe- stätte ist erreicht." Dr. Hermens.

4. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 194

1912 - Halle a.S. : Schroedel
194 vom Bischof und den Gläubigen feierlich begrüßt und der Leichenzug setzt sich in Bewegung. Durch die stillen Räume tönt mild der Psalmengesang und verklingt geheimnisvoll in den Galerien. Die Lich- ter in den Händen der Waller zünden an den glitzernden roten Tuffstein- wänden tausend und aber tausend Sternlein an, und die gelben Ziegel und weißen Marmorplatten, welche die Gräber schließen, strahlen in dem wogenden Lichtschein. Manch rührende Inschrift, manch zar- tes Sinnbild, kunstlos von schlichter Hand gefertigt, kündet Himmels- frieden und gibt die frohe Antwort auf den Chor der Psalmensänger. Rings um die Tafeln aber blinken im Mörtel, wie ein Kranzschmuck, Merkzeichen liebender Erinnerung. Hier blitzt eine Münze oder Muschel, dort eine funkelnde Gemme oder Glasscherbe mit goldener Verzierung. Dort fassen Spiegelabdrücke mit christlicher Inschrift und in Form der Fußsohle den Grabstein ein, und wo ein Blutzeuge die stille Gruft bewohnt, da prangt der edelste Juwel, eine Glas-, Ton- oder Onyx- phiole. Schon hat der Trauerzug manche Galerie durchschritten. So oft er in eine neue biegt, grüßt ihn wie ein stiller Wächter aus traulicher Felsnische ein Lämpchen, das bald mit einem Sinnbild versehen, bald selber wie eine Taube, ein Fisch oder eine Barke gestaltet, sein dürftiges Licht fröhlich in den reichen Kerzenglanz mischt. Die Ruhe- stätte ist erreicht.“ Dl’. Hermeus.

5. Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj - S. 86

1912 - Halle a.S. : Schroedel
86 Hände fiel, ward grausam hingemordet. Die Straßen waren voll von Leichen, und in den Kirchen drängten sich mit lautem Jammer die ge- flüchteten Weiber und Kinder zu den Altären. Die Schätze der reichen Stadt fielen den Soldaten zur Beute; die Kirchengeräte aber, ja selbst die Kirchenfenster, ließ Heinrich der Löwe in den Dom zu Ratzeburg bringen, den er gegründet hatte. Die Stadtmauern und Türme wurden geschleift und mit den Trümmern die Gräben ausgefüllt. Was sonst noch übrig geblieben war, wurde den Flammen geopfert. Um den Wieder- aufbau der Stadt zu hindern, wurden Quadersteine der niedergerissenen Gebäude nach Lüneburg und Hamburg fortgeführt, wo sie neue Verwen- dung fanden. In Vardowiek blieb nur ein Teil der Kirchen stehen, und auch diese waren arg beschädigt und verwüstet. Über der Haupttür des Domes aber wurde die Figur eines Löwen aufgestellt und darunter die Worte gesetzt: „Vestigium Leonis“ (die Spur des Löwen). Jetzt ist Vardowiek nichts als ein großes Dorf, und bei dem An- blick der niedrigen, strohgedeckten Häuser mit den Pferdeköpfen am Giebel kann man sich in den Ort versetzt glauben, der hier stand, bevor christliche Apostel in unser Land kamen. Die Kirchen sind alle, mit Ausnahme des Domes, vom Erdboden verschwunden. Aber die Kirchhöfe sind geblieben und erinnern mit ihren Kreuzen und Leichensteinen an Tod und Unter- gang. Fünf Kirchhöfe zählt man in dem Orte, für den ein einziger ge- nügen würde. Gern berichten die Vardowieker vom alten Glanze der untergegan- genen Stadt. Sie weisen den Fremden zurecht und zeigen den Löwen über der Tür des Domes. Einen Punkt aber gibt es, den man ihnen gegenüber nicht berühren darf. Sie können den Gedanken nicht ertragen, daß ein Ochse sie zugrunde gerichtet habe. Und wenn ein Fremder vor- witzig fragt: „Wat makt jue Bull?" dann soll er gar fühlbare Andenken mitnehmen von Bardowiek. Robert Kohlrausch. 63. Der Demant-Tisch im Drunnen der Durg zu Holte. 1. Sieben Jahre lang hatte der Bischof von Osnabrück mit seinem Ver- bündeten, Grafen Otto von Ravensberg, die Burg der Edlen von Holte vergeblich belagert. Sicher stand sie auf hoher Bergesspitze, umzogen von dreifachen Gräben, woran senkrechte Felswände und künstliche Mauern sich lehnten und eine unersteigliche Wehr bildeten. Es waren aber die

6. Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj - S. 200

1912 - Halle a.S. : Schroedel
200 vom Bischof und den Gläubigen feierlich begrüßt und der Leichenzug setzt sich in Bewegung. Durch die stillen Räume tönt mild der Psalmengesang und verklingt geheimnisvoll in den Galerien. Die Lich- ter in den Händen der Waller zünden an den glitzernden roten Tuffstein- wänden tausend und aber tausend Sternlein an, und die gelben Ziegel und weißen Marmorplatten, welche die Gräber schließen, strahlen in dem wogenden Lichtschein. Manch rührende Inschrift, manch zar- tes Sinnbild, kunstlos von schlichter Hand gefertigt, kündet Himmels- frieden und gibt die frohe Antwort auf den Chor der Psalmensänger. Rings um die Tafeln aber blinken im Mörtel, wie ein Kranzschmuck, Merkzeichen liebender Erinnerung. Hier blitzt eine Münze oder Muschel, dort eine funkelnde Gemme oder Glasscherbe mit goldener Verzierung. Dort fassen Spiegelabdrücke mit christlicher Inschrift und in Form der Fußsohle den Grabstein ein, und wo ein Blutzeuge die stille Gruft bewohnt, da prangt der edelste Juwel, eine Glas-, Ton- oder Onyx- phiole. Schon hat der Trauerzug manche Galerie durchschritten. So oft er in eine neue biegt, grüßt ihn wie ein stiller Wächter aus traulicher Felsnische ein Lämpchen, das bald mit einem Sinnbild versehen, bald selber wie eine Taube, ein Fisch oder eine Barke gestaltet, sein dürftiges Licht fröhlich in den reichen Kerzenglang mischt. Die Ruhe- stätte ist erreicht.** £>r. Hermen,

7. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 563

1882 - Halle : Hendel
Neueste Seit. (1830-1880.) 563 Du aber, Herz, das weinen Will bei versunknen Steinen, Bei schöner Vorzeit Runen, Bei alter Helden Schrein, Komm, eh' mit Morgenwinden Die Träume alle schwinden, — Die Stadt in den Lagunen Ist auch ein Traum von Stein. 2. Wenn auf den bleichen Höhen Der fernen Euganeen Des Südens Abendsonne Ihr Gold vergossen hat, Dann jubelt, wie ein tolles, Phantastisch-wundervolles Gedicht, im Rausch und Wonne Die alte braune Stadt. Auf allen Kuppeln brennt es Wie Glut des Orientes, Es wachen in den Fresken Die alten Heil'gen auf; Im wundersamen Scheine Beleben sich die Steine Mit allen Arabesken Bis zu dem höchsten Knauf. Dann blicken vom Altane Die Frau'n der Titiane, Halb Teufel und halb Engel Im weißen Nachtgewand, So schön und treulos alle Wie die, die in der Halle Vollendet, ohne Mängel Der Palma hingebannt. Dann geht das schöne Laster Stolz übers Marmorpflaster, Es winkt mit seidnen Wimpern, Es rauscht im Kleid von Samt; Es hallen die Arkaden Von Liebesserenaden, Die Mandolinen klimpern Und jedes Auge flammt. O Schmerz! das kaun nicht dauern, Die Abendwinde schauern, Der Mond sieht blaß und blässer Ins wirre Bild hinein. Es gähnen die Portale Am mächtigen Kanäle, Ins schweigende Gewässer Fällt langsam Stein um Stein. 3. Und wenn das Volk mit Toben Verstummt ist und zerstoben. Dann wird es still am Platze, Es dunkelt weit und breit; Doch hoch auf seiner Säule Erwacht mit Klaggeheule Und hebt die starke Tatze Der Leu der alten Zeit. Sankt Markus auch daneben Erwacht zum kurzen Leben, Das alte Steingebilde Lebt auf im Mondenlicht; Dreimal in weilen Kreisen Schwingt er sein Schwert von Eisen, Er klirrt mit seinem Schilde, Er hebt's empor und spricht: Wo sind die stolzen Tage, Als wie lebend'ge Sage Venedig lichtumflossen Gelebt im Ruhmesglanz; Als Dandalo der Blinde Hertrieb mit gutem Winde, Mit seinen ehrnen Rossen Vom Sturme von Byzanz? O Tag der Lorbeerleiser, Als dort der Papst, der Kaiser An Falieri's Seite Hinschritten stolz und stark! Wie duftete von Ambra Italiens Alhambra, Wie strahlte die geweihte Domkirche von Sankt Mark! Giebt's denn für alles Große Nur Tod zum letzten Lose? Sinkt, was man ewig glaubte, Wie eine Sage hin? Venedig, nachtgeborgen, Für dich giebt's keinen Morgen, Stirb mit verhülltem Haupte, Entthronte Königin! Der alte Riese schweiget, Den Kopf zur Brust geneiget, Der Seerab' ächzt und stöhnet, Frühdämm'rung überall! Das Wasser kocht und brauet, Stier hin der Löwe schauet, Vor dem Palaste dröhnet Der deutschen Trommel Schall. Alfred Meißner, 36 *

8. Siebentes und achtes Schuljahr - S. 337

1910 - Halle a.S. : Schroedel
337 wohl der ältesten Kirche der Christenheit) soll sie doch Mitte des vierten Jahrhunderts bereits gebaut sein. Durch eine niedrige, enge Öffnung treten wir in das schöne, große, mit verschiednen Säulenreihen geschmückte Schiff der Kirche. Doch nicht Lichterglanz strahlt uns entgegen; leine an- dächtige Menschenmenge nimmt uns in ihrer Mitte auf. Der große Raum ist nur notdürftig beleuchtet, und in dem ungewissen Lichte sehen wir Männer auf dem Boden hocken, vor sich ausgebreitet Kreuze aus Oliven- holz, Perlmutterschalen, in die mit großer Kunst Darstellungen aus der Geschichte Jesu eingeschnitten sind, Albums mit Bildern von Bethlehem, Kerzen für die Besucher der Messe. Ein schwunghafter Handel wird hier in der Weihnachtsnacht betrieben; man meint auf einem Jahrmärkte zu sein. Wo feiert man aber Weihnachten? Orgelklänge, die plötzlich an unser Ohr schlagen, führen uns auf die richtige Spur. Wir gehen ihnen nach und treten in eine Seitenkapelle der alten Kirche. Überrascht bleiben wir stehen. Der ganze Raum ist hell erleuchtet; dort am Altar unter einem zur Seite aufgeschlagnen Baldachin sitzt der Patriarch in kost- barer Amtskleidung, zu seiner Seite zwei Bischöfe, Priester zur Rechten und Linken des Altars, Chorknaben vor ihm, die Weihrauchgefäße schwen- kend: man feiert die Messe. Welch ein buntes, farbenprächtiges Bild! Und die Schar der Andächtigen? Da kauern auf der einen Seite der Kapelle die Frauen Bethlehems auf dem Boden in ihren weißen, so male- rischen Kopftüchern, auf der andern Seite sitzt der männliche Teil der Bevölkerung, ebenfalls auf dem kalten Boden; Stühle stehen nur für die Europäer vorne am Altar. Es ist zwölf Uhr geworden, der Weih- nachtsmorgen bricht an. Eine Pause tritt im Singen der Mönche, dem Spiel der Orgel, dem Vorlesen der liturgischen Gebete ein. Was wird kommen? Ein seidner Vorhang, der bis dahin einen oberhalb des Altars befestigten Glaskasten verhüllt hatte, wird zur Seite gezogen; man er- blickt eine Wachspuppe, das Fesuskindlein darstellend. Gewaltig setzt der Chor der Mönche ein, und brausend klingt es in lateinischer Sprache durch die Räume der Kapelle: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen." Die Messe geht weiter, es ist bereits drei Uhr; wohin man blickt, müde und matte Gesichter, die Augen wollen fast zufallen; die Luft wird immer schwüler, der Weih- rauch steigt immer dichter empor. Da ein neues Bild am Altar: Der Patriarch erhebt sich, tritt an den Altar, und in seine ausgebreiteten Arme legt man die Wachspuppe. In feierlicher Prozession geht es zur Geburts- grotte hinab, voran Franziskaner, einen Hymnus anstimmend, hinter ihnen der Patriarch; ihm unmittelbar folgt der französische Konsul mit seinem Personal und dann die Schar der Priester und Mönche Bethlehems. Hin- unter geht es in die Geburtsgrotte, dem eigentlichen Heiligtum der alten Kirche. Dort legt der Patriarch die Wachspuppe in die sogenannte Krippe, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. Teil Iii A. 22

9. Teil 3a = 7. u. 8. Schulj - S. 404

1912 - Halle a.S. : Schroedel
404 wohl der ältesten Kirche der Christenheit; soll sie doch Mitte des vierten Jahrhunderts bereits gebaut sein. Durch eine niedrige, enge Öffnung treten wir in das schöne, große, mit verschiednen Säulenreihen geschmückte Schiff der Kirche. Doch nicht Lichterglanz strahlt uns entgegen; leine an- dächtige Menschenmenge nimmt uns in ihrer Mitte auf. Der große Raum ist nur notdürftig beleuchtet, und in dem ungewissen Lichte sehen wir Männer auf dem Boden hocken, vor sich ausgebreitet kreuze aus Oliven- holz, Perlmutterschalen, in die mit großer Kunst Darstellungen aus der Geschichte Jesu eingeschnitten sind, Albums mit Bildern von Bethlehem, Kerzen-für die Besucher der Messe. Ein schwunghafter Handel wird hier in der Weihnachtsnacht betrieben; man meint auf einem Jahrmärkte zu sein. Wo feiert man aber Weihnachten? Orgelklänge, die plötzlich an unser Ohr schlagen, führen uns auf die richtige Spur. Wir gehen ihnen nach und treten in eine Seitenkapelle der alten Kirche. Überrascht bleiben wir stehen. Der ganze Raum ist hell erleuchtet; dort am Altar unter einem zur Seite aufgeschlagnen Baldachin sitzt der Patriarch in kost- barer Amtskleidung, zu seiner Seite zwei Bischöfe, Priester zur Rechten und Linken des Altars, Chorknaben vor ihm, die Weihrauchgefäße schwen- kend : man feiert die Messe. Welch ein buntes, farbenprächtiges Bild! Und die Schar der Andächtigen? Da kauern auf der einen Seite der Kapelle die Frauen Bethlehems auf dem Boden in ihren weißen, so male- rischen Kopftüchern, auf der andern Seite sitzt der männliche Teil der Bevölkerung, ebenfalls auf dem kalten Boden; Stühle stehen nur für die Europäer vorne am Altar. Es ist zwölf Uhr geworden, der Weih- nachtsmorgen bricht an. Eine Pause tritt im Singen der Mönche, dem Spiel der Orgel, dem Vorlesen der liturgischen Gebete ein. Was wird kommen? Ein seidner Vorhang, der bis dahin einen oberhalb des Altars befestigten Glaskasten verhüllt hatte, wird zur Seite gezogen; man er- blickt eine Wachspuppe, das Iesuskindlein darstellend. Gewaltig setzt der Chor der Mönche ein, und brausend klingt es in lateinischer Sprache durch die Räume der Kapelle: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen." Die Messe geht weiter, es ist bereits drei Uhr; wohin man blickt, müde und matte Gesichter, die Augen wollen fast zufallen; die Luft wird immer schwüler, der Weih- rauch steigt immer dichter empor. Da ein neues Bild am Altar: Der Patriarch erhebt sich, tritt an den Altar, und in seine ausgebreiteten Arme legt man die Wachspuppe. In feierlicher Prozession geht es zur Geburts- grotte hinab, voran Franziskaner, einen Hymnus anstimmend, hinter ihnen der Patriarch; ihm unmittelbar folgt der französische Konsul mit seinem Personal und dann die Schar der Priester und Mönche Bethlehems. Hin- unter geht es in die Geburtsgrotte, dem eigentlichen Heiligtum der alten Kirche. Dort legt der Patriarch die Wachspuppe in die sogenannte Krippe,
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