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1. Deutsche Geschichte - S. 161

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Friedrichs Jugend. 161 4. Friedrich Ii. der Große. 1740—1780. Friedrichs Jugend. § 174. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 auf dem Schlöffe zu Berlin geboren. Seine Mutter, die Königin Sophie Dorothea, war, wie Friedrichs I. Gemahlin, eine welfische Prinzessin. Zwei Ossizieren und einem Franzosen, Duhan de Jandun,der wegen seines hugenotti-^-hu»g. schen Glaubens aus seinem Vaterlande ausgewandert war und sich im Felde unter den Augen des Königs ausgezeichnet hatte, wurde die Erziehung des Prinzen anvertraut. Der König gab diesen Männern eine Instruktion, welche darauf hinauslief, daß sein Sohn zu einem guten Christen, zu einem guten Wirt und zu einem guten Soldaten erzogen werden solle. Bald aber lehnte sich der Sinn des Prinzen aus gegen die strenge, soldatische'zucht, gegen das Einerlei der militärischen Übungen, gegen die Fernhaltung alles dessen, was das Leben zu zieren vermag. Besonders zog ihn die französische Literatur an, die der Vater verachtete; zudem entwickelte sich in ihm eine starke Neigung zur Musik, und im Flötenspiel brachte er es unter der Anleitung des Dresdener Musikers Quantz bald zu hervorragenden Leistungen. So kam Friedrich in einen unheilvollen Gegensatz zu seinem Vater, der über das weichliche und verstockte Wesen des „Querpfeifers und Poeten" empört war; durch strenge Behandlung, ja durch Schläge suchte er den Eigenwillen des Sohnes zu brechen, entfremdete ihn sich aber dadurch nur noch mehr. Leider tat die königliche Mutter, die selbst unter dem harten Sinn ihres Gemahls litt, nichts, um den Sohn zum Vater zurückzuführen; vielmehr bestärkte sie ihn eher, im Verein mit der älteren und Lieblingsschwester des Prinzen, Wilhelmi-ne, der späteren Markgräfin von Bayreuth, in seinem Widerstände. Zumal seit einem Besuche, den Friedrich mit seinem Vater an dem ü^gen unsittlichenloft von Dresden machte, kam er auf Abwege. Der Zwang kmxväbchen Hofe wurde ihm allmählich unerträglich, und so faßte er den unseligen Entschluß, ins A u s - Der Fluchtland zu entweichen. Im Jahre 1730 begleitete er den Vater auf einer Reise ins Reich; bei dieser Gelegenheit sollte in der Gegend von Heidelberg die Flucht ausgeführt werden. Aber der Plan wurde durch einen Pagen, der mit im Geheimnis war, dem König verraten. Dieser führte im höchsten Zorn sofort den Sohn zu Schiff nach Wesel, wo er ihn zum ersten Mal verhörte; dann ließ er ihn nach Küstrin bringen und berief ein Kriegsgericht, um über ihn und seine 'Vertrauten das Urteil wegen Desertion zu fällen. Dieses lehnte ab über den Kronprinzen zu Neubauer. Geschichtl. Lehrbuch für Mädchensch. Ii. 6. Aufl. 11

2. Deutsche Geschichte - S. 168

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
168 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens 1648 — 1786. Schweden trat dem Bunde bei, in der Hoffnung, die im Stockholmer Frieden verlorenen Teile Pommerns wiederzugewinnen. Ferner beschloß das deutsche Reich gegen ihn wegen seines Friedensbruches den Reichskrieg. Friedrich.friedrich hatte nur einen starken Bundesgenossen, England, das, solange William Pitt Minister war, ihm treu blieb und ihn mit Subsidiengeldern unterstützte; dazu kamen Hannover und einige kleinere deutsche Staaten. Friedrich besah, von den Besatzungstruppen abgesehen, für den Kampf im Felde ein Heer von 150 000 Mann. Es waren trefflich ausgebildete Leute, Krieger von Beruf, deren Tapferkeit der König oft in den ehrendsten Worten anerkannt hat, freilich zum guten Teile Ausländer und zur Desertion geneigt. Unter seinen Feldherren ragte hervor der bewährte und allgemein beliebte Feldmarschall Schwerin; demprinzenhein-rich hat sein königlicher Bruder nach dem Kriege das Zeugnis gegeben, er sei der einzige General, der keinen Fehler gemacht habe; noch größeren Ruhm sollten sich der Husarengeneral Hans Joachim von Zieten, dessen unbedingte Furchtlosigkeit und Pflichttreue aus einem tiefen und herzlichen Gottvertrauen entsprangen, und der kühne und frische Reiterführer S e y d -l i tz erwerben. Einer Welt in Waffen stand König Friedrich wie ein Held gegenüber. „Ich aber, dem Schiffbruch droht, Muß, mutig trotzend dem Verderben, Als König denken, leben, sterben." 'Er traf in einer Instruktion, die er einem seiner Minister übergab, die notwendigen Vorkehrungen für etwa eintretende Unglücksfälle. Falls er entscheidend geschlagen würde, so sollte die königliche Familie und der Staatsschatz je nach den Umständen nach Magdeburg, Küstrin oder Stettin gebracht werden; wenn er selbst fiele, so sollten „die Dinge ohne die geringste Veränderung ihren Fortgang nehmen" und seinem Bruder August Wilhelm, der als Thronfolger den Titel eines Prinzen von Preußen erhalten hatte, die Huldigung geleistet werden. „Wenn ich", fährt er fort, „da« Unglück haben sollte, in die Hände des Feindes zu fallen, so verbiete ich, daß man auf meine Person die geringste Rücksicht nehme; sollte mich ein solches Unglück treffen, so will ich mich für den Staat opfern, und man soll meinem Bruder gehorchen, welcher so wie alle meine Minister und Generäle mir mit seinem Kopse dafür haften wird, daß man weder eine Provinz noch einen Heller für mich opfern und den Krieg mit Verfolgung der eigenen Vorteile fortsetzen wird, gleich als wenn ich nie auf der Welt gewesen wäre."

3. Deutsche Geschichte - S. 159

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Friedrich Wilhelm I. 1713 1740. 159 waren und die der König auf dem Schloplatze in der Soldatenstadt Potsdam selbst zu kommandieren pflegte. Friedrich Wilhelm war der erste preuische König, der immer Uniform trug; er fhlte sich am liebsten als Kamerad seiner -Offiziere. Um die Ausbildung des preuischen Offizier st andes hat et er die grten Verdienste. Fast das ganze Offizierkorps entstammte dem Adel; von nun an wurde der brandenburgisch-preuische Adel, der noch zur Zeit des Groen Kurfrsten sich so oft aufsssig gezeigt hatte, ein Osfiziersadel und erfllte sich mit treu monarchischer Gesinnung. Die gemeinen Soldaten waren auch jetzt noch zum groen Teil ge- ^ung worbeneleute und viele von ihnen Auslnder; die preuischen Werber, Aushebung die ihre Werbepltze an vielen Orten im Reich hatten, waren berchtigt durch ihre Verschlagenheit und Dreistigkeit. Indessen hat dieser König zum ersten Male den Grundsatz aufgestellt, da die jungen Leute unter seinen Untertanen schuldig und verpflichtet seien ihm mit Gut und Blut zu dienen", und den Regimentern erlaubt Rekruten auszuheben. Jedoch lastete die Wehrpflicht fast allein auf den Bauern; die Stdter waren zumeist davon befreit, damit sie ihrem Gewerbe nachgehen knnten. Das Heer stand unter einer scharfen, ja grausamen M a n n s z u ch t. Mannszucht Zumal die Desertion wurde auf das hrteste, durch Spierutenlaufen oder Ausbildung, den Tod, bestraft; und doch kam sie hufig vor, da die Soldaten ja zum groen Teil nicht aus dem Lande stammten und kein Vaterlandsgefhl empfinden konnten. Die Ausbildung der Leute war vorzglich. Hier stand Fürst Leopold von Dessau dem König als treuer und gleich-gesinnter Helfer zur Seite. In unbedingtem Gehorsam, mit der grten Genauigkeit machten die preuischen Regimenter ihre bungen; bald sollten sie, was sie auf dem Paradefelde gelernt hatten, auf dem Schlachtfelde be-whren. 173 Friedrich Wilhelms Landesverwaltung und Volkswirtschaft- Absowtis-liche Frsorge. Nicht geringer sind die Verdienste Friedrich Wilhelms I. mu; um die Landesverwaltung. Davon zunchst war keine Rede, da sich die Stnde (vgl. 162) seinen Anordnungen nicht gefgt htten. Er war ein absoluter Herrscher, dem sie Ordre parieren" muten; ans eine Eingabe der ostpreuischen Stnde schrieb er: Ich stabilire die Souverainet wie einen Rocher von Bronce". In seiner selbstherrlichen Art ging er sehr weit; er hielt es z. B. fr sein knigliches Recht, gerichtliche Urteile umzustoen, nicht nur um sie zu mildern, sondern auch um sie zu verschrfen. Derselbe König, der das preuische Heer schuf und durch das eigene ^Andes-Vorbild erzog, hat auch einen anderen Grundpfeiler des preuischen Staats- toeironltu"fl wesens errichtet; er hat die preuische Verwaltung geschaffen und das

4. Deutsche Geschichte - S. 161

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Friedrichs Jugend. 161 4. Friedlich Ii. der Groe. 17401780. Friedrichs Zugend. 174. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 auf dem Schlosse zu Berlin geboren. Seine Mutter, die Knigin Sophie Dorothea, war, wie Friedrichs I. Gemahlin, eine welfische Prinzessin. Zwei Offizieren und einem Franzosen, Duhan de Jandun, der wegen seines hugenotti- riie^n-schert Glaubens aus seinem Vaterlande ausgewandert war und sich im Felde unter den Augen des Knigs ausgezeichnet hatte, wurde die Erziehung des Prinzen anvertraut. Der König gab diesen Mnnern eine Instruktion, welche darauf hinauslief, da fein Sohn zu einem guten Christen, zu einem guten Wirt und zu einem guten Soldaten erzogen werden solle. Bald aber lehnte sich der Sinn des Prinzen aus gegen die strenge, soldatische Zucht, gegen das Einerlei der militrischen bungen, gegen die Fernhaltung alles dessen, was das Leben zu zieren vermag. Besonders zog ihn die franzsische Literatur an, die der Vater verachtete; zudem entwickelte sich in ihm eine starke Neigung zur Musik, und im Fltenfpiel brachte er es unter der An-leitung des Dresdener Musikers Quantz bald zu hervorragenden Leistungen. ; fotn Kiedrich in einen unheilvollen Gegensatz zu seinem Vater, der der das weichliche und verstockte Wesen des Querpfeifers und Poeten" emprt war; durch strenge Behandlung, ja durch Schlge suchte er den Eigenwillen des Sohnes zu brechen, entfremdete ihn sich aber dadurch nur noch mehr. Leider tat die knigliche Mutter, die selbst unter dem harten Sinn ihres Gemahls litt, nichts, um den Sohn zum Vater zurckzufhren; ^ mehr bestrkte sie ihn eher, im Verein mit der lteren und Lieblings-schwesier des Prinzen, Wilhelmine, der spteren Markgrfin von Bayreuth, in fernem Widerstnde. Zumal feit einem Besuche, den Friedrich mit seinem Vater an dem ppigen, unsittlichen Hofe von Dresden machte, Jl auf ^wege. Der Zwang am vterlichen Hofe wurde ihm all-i unertrglich, und fo fate er den unseligen Entschlu, ins A u s - Der Flucht- land zu entweichen. Im Jahre 1730 begleitete er den Vater auf *tm' Bei dieser Gelegenheit sollte in der Gegend von Heidelberg die Flucht ausgefhrt werden. Aber der Plan wurde durch einen 4-agen, der mit im Geheimnis war, dem König verraten. Dieser fhrte tm hchsten Zorn fofort den Sohn zu Schiff nach Wefel, wo er ihn zum ersten Mal verhrte; dann lie er ihn nach Kstrin bringen und berief ein Kriegsgericht, um der ihn und ferne Vertrauten das Urteil wegen Desertion zu fllen. Diefes lehnte ab der den Kronprinzen zu Neubauer. Geschichtl. Lehrbuch fr Mdchensch. Ii. 4. Aufl. 11

5. Deutsche Geschichte - S. 174

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
174 Das Zeitalter des Emporkommens Preuens 1648 1786. zu oft am Rande des Abgrundes gestanden; die ihm die liebsten gewefen waren und am nchsten gestanden hatten, waren gestorben; einfam ist der König geblieben bis an fein Lebensende. In rastloser Arbeit, in un-bedingter Erfllung dessen, was er fr feine Pflicht hielt, fuchte er Befriedigung. Er nannte sich den e r st e n D i e n e r des Staates; dem Wohle seines Volkes opferte er sich, ein gewaltiges Vorbild der Entsagung und Selbstverleugnung. Ihr habt nicht ntig euch dafr zu bedanken", er-widerte er einst einer reich von ihm beschenkten, dankbaren Brgerschaft; dafr bin ich da." Die Regierungsform war der Absolutismus. Der König allein entschied, kein anderer Wille galt; auch die Minister waren nur Werkzeuge seines Willens. Es war eine Regierungssorm, die eine ungeheure Arbeits-kraft, eine geniale Einficht, eine umfassende Sach- und Personenkenntnis verlangte. Der König brauchte nur wenige Stunden des Schlases; um 4 Uhr frh pflegte er aufzustehen, und dann begann sofort die Arbeit. Er las die Berichte, Eingaben und Bittschriften, die aus allen Provinzen, von Perfonen aller Stnde an ihn einliefen, und versah sie mit kurzen Rand-bemerkungen, auf Grund deren seine Sekretre die Antwort abfaten; er hrte den Vortrag der Minister; er besichtigte die Truppen; hufig bereiste er die Provinzen und prfte die Verwaltung und die Lage der Bevlkerung bis ins einzelne. Seine Erholung bildeten Lektre, Poesie und Schrift-stellerei, dazu das Fltenspiel. Fltespielend durchwandelte er oft die Galerie von Sanssouci; die Musik befreite ihn von den Sorgen des Tages. Seine Gedichte und Schriften waren auch ferner französisch; deutsch konnte er kaum richtig schreiben. Einst hatte er in einer geistvollen Geselligkeit Zerstreuung und Genu gefunden; auch Voltaire, mit dem er seit der Rheinsberger Zeit in Briefwechsel stand, war einige Jahre sein Gast gewesen, bis er sich durch sein Betragen des Knigs berechtigtes Mifallen zuzog. In den letzten Jahrzehnten war es dagegen sehr still um Friedrich. Kaum jemand stand ihm innerlich nahe; fast die einzigen Geschpfe, die der König liebte, waren seine Windhunde. Landwirt- 184, Friedrich als Landwirt. Ein Gegenstand, der dem König von Innere seiner Thronbesteigung an bis zu seinem Tode am Herzen lag, war die ftttion.' Vermehrung der Bevlkerung. Aus West- und Sddeutschland, aber auch aus der Schweiz und Holland war er fortwhrend bemht Kolonisten ins Land zu ziehen, besonders nach Beendigung des sieben-jhrigen Krieges und nachdem er bei der ersten Teilung Polens Westpreuen erworben hatte; man hat berechnet, da er im ganzen mindestens 300 000

6. Vorstufe - S. 98

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
98 Brandenburg - preuische Geschichte- zur Schule fuhr. Im Winter lebte er im Frstenhause, dessen Hos an den des Gymnasiums stt. So war der bequemste Weg der die Mauer weg, an der eine kleine Treppe angebracht war. Fleiig wurde gelernt, besonders gern Geschichte, wo der Prinz mit Eiser Vortrge hielt. Aber frhlich ging Prinz Wilhelm auch mit feinen Schulkameraden in den Zwischenpausen aus dem Schulhose spazieren oder machte an freien Nachmittagen und Sonntags Ausflge. Als er bei einem Freunde einmal in der Frhstckspause Schwarz-brot entdeckte, tauschte er von da ab stets mit ihm, der dafr die Semmel bekam. fters kamen auch feine Eltern zum Befuch, jedesmal ein Festtag fr die ganze Schule. Zum Sedantage 1875 schenkte die Kronprinzessin der Anstalt eine kostbare, seidene Fahne, die ihr Sohn als erster ge-tragen hat. 'So wurde der junge Prinz aus seinen schweren Beruf tchtig vorbereitet, er lernte strengste Zucht und eiserne Pflichttreue kennen und schtzen. Als er mit 18 Jahren das Gymnasium verlie, erhielt er an seinem Geburtstage 1877 von seinem Grovater, dem Kaiser Wilhelm I., den hohen Orden vom Schwarzen Adler. Bald darauf begann seine militrische Ausbildung. Wie alle Hohenzollernprinzen war er bereits mit 10 Jahren Leutnant geworden, jetzt trat er als Oberleutnant in das 1. Garde-Reg. zu Fu in Berlin und mute wie alle Offiziere den oft nicht leichten Dienst bis ins kleinste mitmachen. Je lnger, je mehr machten ihm die militrischen bungen und das ganze Kriegswesen groe Freude, er war wie alle seine Vorfahren mit Leib und Seele Soldat. Auf zwei Jahre unterbrach er diese Dienstzeit, indem er auf die Universitt Bonn am Rhein zog, um die Rechte und Staatswissenschasten zu studieren. Hier lebte er lustig wie andere Studenten, war auch Mitglied einer studentischen Vereinigung, des Korps Borussia. Der Eiser, mit welchem er sich allen Arbeiten, mochten sie nun militrische oder wissenschaftliche sein, hingab, erfllten das Herz feines Grovaters und Vaters mit groer Freude, sie konnten hoffen, da er spter ein pflichttreuer Fürst fein wrde. Vermhlung. Die Vermhlung. Whrend feiner Studienjahre in Bonn lernte Prinz Wilhelm feine knftige Gemahlin, die Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg kennen. Sie war als die Tochter des Herzogs Friedrich am 22. Oftober 1858 auf dem Landgute Dlzig in der Lausitz geboren. Ihre Kindheit und Jugend war in dem stillen Familienleben des elterlichen Haufes ruhig dahingeflossen, zuerst in Gotha, dann in dem Schlosse Primkenau bei Sprottau in Schlesien. Die Prinzessin liebte besonders die Musik, Zeichnen und Malen. Mit ihren

7. Vorstufe - S. 69

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
22. Friedrich Ii., der Groe. (1740 1786.) 69 th e a, einer Prinzessin aus Hannover. Seine beiden lteren Brder waren als kleine Kinder gestorben, nur die ltere Schwester Wilhelmine , die er Zeit seines Lebens besonders innig geliebt hat, lebte. So wurde der junge Prinz, welcher einmal Thronfolger werden sollte, von seiner ersten Kindheit an sehr sorgfltig erzogen, aber ganz nach dem unbeugsamen, oft sehr harten Willen seines Vaters. Bis zu seinem siebenten Lebensjahre blieb er unter der Obhut seiner Mutter und einer franzsischen Protestantin, Frau von Rocoulle, welche bereits seinen Vater erzogen hatte. Dann begann der eigentliche Unterricht, wie sein Vater ihn fr geeignet hielt, um einen tchtigen preuischen König aus ihm zu machen. Dreierlei sollten seine militrischen Erzieher und der Franzose Duhan de Jandun erreichen: der Prinz sollte ein guter Soldat, ein guter Wirt und ein guter evangelischer Christ werden. Bald zeigte sich, da Friedrich gut veranlagt war, leicht lernte, munter und frisch bei der Arbeit war und viel Geist und scharsen Verstand zeigte. Infolgedessen wurde ihm das eintnige Leben, besonders das bestndige den mit den Waffen, das er genau wie ein gewhnlicher Soldat zu leisten hatte, zuwider. Das viele Auswendiglernen aus der Bibel mifiel ihm, die langen kirchlichen Andachten, welche damals gebruchlich waren, behagten seinem raschen Geiste gar nicht. Viel lieber hrte er von seinem franzsischen Lehrer etwas der die groen Dichter der alten Völker und der Franzosen. Daher gewann er die franzsische Sprache immer lieber und gebrauchte sie sein ganzes Leben lang gern. Auch das Familienleben in seinem Elternhause, wo alle geistigen Vergngungen, Theater, Musik und feinere Geselligkeit fehlten, konnte seinem Geiste nicht zusagen. Da er der jeden Pfennig, den er ausgab, Rechenschaft ablegen mute, da jede Stunde des Tages unter der strengen Aufsicht seines Vaters stand, emprte sein Inneres, und so war es erklrlich, da er sich heimlich Vergngungen schaffte, wo er konnte. Daher entstand bald zwischen ihm und seinem Vater, der des Sohnes lebhaften Geist gar nicht verstand, ein fchlimmes Miverhltnis. Der Vater glaubte, da aus Friedrich nichts Ordentliches werden wrde, und suchte durch uerste Strenge ihn zu bndigen. Von groer Bedeutung fr den Prinzen war eine Reise mit feinem Vater an den Hof des Kurfrsten Augusts des Starken in Dresden. Hier lernte Friedrich das glnzende, an Freuden fo reiche Hofleben der damaligen Zeit kennen, hier sah er zum erften Male, was fr ein herrliches Leben ein Fürst führen konnte. Besonders begeisterte ihn die Musik, und durch Vermittelung seiner Mutter erreichte er es, da der Fltenspieler Quantz nach Berlin kam und ihn unter-richtete. Wenn nun Friedrich ermdet von der Parade heimkehrte, zog er sich schnell die Unisorm aus, machte es sich in einem schnen Schlafrock

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 127

1880 - Halle : Anton
Fürst ein Cujon sein, der nicht den letzten Blutstropfen daran setzte." Der junge Prinz aber hatte französische Erzieher, die ihm Vorliebe für französisches Wesen, für französische Sitte und Sprache einflößten. — Der Vater wollte einen sparsamen Hauswirth aus ihm machen, allein der junge Fritz liebte Putz und Verschwendung und ging gern im gestickten Schlafrock. — Auch an dem Soldatenwesen des Vaters fand der Sohn keinen Gefallen; lieber war ihm Dichtkunst und Musik, und der Vater klagte: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." So kam es, daß beide nur wenig Gefallen an einander fanden. In feinem Unmuthe über den ganz anders gearteten Sohn behandelte ihn der Vater geradezu hart: er mißhandelte ihn mit Schlagen, riß ihn an den Haaren herum und stieß ihn mit Füßen. Da meinte der junge Prinz, es nicht länger ertragen zu können. Als er den Vater auf einer Reife an den Rhein begleiten mußte, faßte er den Entschluß, nach England zu fliehen. Allein der Versuch mißlang; sein Plan wurde entdeckt und er selbst nebst einem Freunde, den er in's Vertrauen gezogen, gefangen. Der König war auf's höchste erzürnt. Ein Kriegsgericht sollte den Prinzen als Deserteur zum Tode verurtheilen. Doch weigerten sich die Richter, dem Willen des Königs Folge zu leisten; ja, einer riß die Weste auf und rief: „Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, fo nehmen Sie meines, das Ihres Sohnes bekommen Sie nicht!" Da kam der Vater zur Besinnung. Doch wurde Friedrich zu Küstriu in strengem Gefängniß gehalten und mußte mit ansehen, wie vor seinem Fenster sein Liebling, der Leutnant Katt, der von der Flucht gewußt hatte, hingerichtet wurde. — Die Einsamkeit und der Zuspruch eines Geistlichen brachten den Prinzen zu der Einsicht, daß auch er gefehlt habe. Er schrieb dem Vater einen Brief, in welchem er seine Reue aussprach und gelobte, sich ihm willig zu unterwerfen. Aber ein ganzes Jahr mußte er noch in Küstrin aushalten, mit mancherlei Arbeiten beschäftigt. Endlich am Hochzeitstage seiner Schwester führte ihn der Vater selbst mit den Worten: „Da habt ihr den Fritz wieder" in die Arme der Mutter und Schwester und in's elterliche Haus zurück. Auf dem Schlöffe Rheinsberg (— nordwestlich von Berlin —), das ihm der Vater geschenkt hatte, lebte er von nun an im Kreise von Künstlern und Gelehrten und bereitete sich durch eifriges Studium auf seinen hohen Beruf vor. Dock suchte er auch den Vater zufrieden zu stellen, indem er das Regiment, das ihm gehörte, immer in bestem Stande hielt und auch sonst keine Gelegenheit versäumte, wo er jenem eine Freude machen konnte. Mit Freude und Stolz blickte der Vater am Ende seiner Tage auf den Sohn. „Ich sterbe zufrieden, da ich einen fo würdigen Nachfolger habe," sprach er, und als ihn einst der Undank des Kaisers, zu dem er stets treu gehalten hatte, tief betrübte, rief er, auf seinen Sohn zeigend, aus: „Dieser wird mich rächen." 2. Im Jahre 1740 wurde Friedrich durch des Vaters Tod auf den Thron gerufen, er regierte bis 1786.

9. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 40

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
40 Sechste Periode. Von 1648 —1789. — Zweiter Abschnitt. Von 1740 —1789. Christian Wolff baute auf Leibnizschen Grundlagen ein philosophisches System aus. Allmählich begann auch das nationale Gefühl sich wieder zu regen. Zweiter Abschnitt. Von 1740 —1789. Der aufgeklärte Absolutismus im Zeitalter Friedrichs d. Gr. I. Erhebung Preußens zur Großmacht. § 35. 1. Friedrichs Ii. Lehrjahre. a) Friedrich Ii. wurde am 24. Januar 1712 als der Sohn Friedrich Wilhelms I. und seiner Gemahlin Sophie Dorothea von England-Hannover (§ 7) geboren. Die Erziehung des Kronprinzen leitete in seinen ersten Lebensjahren neben der Königin nach der Sitte der Zeit eine Französin, die Frau von Rocoulle. Yom siebenten Lebensjahre an erhielt er zu Hofmeistern den General Grafen Finckenstein und den Oberstleutnant von Kalckstein; der eigentliche Lehrer wurde der Deutschfranzose Duhan de Jandun. Der Erziehung lag eine eigenhändige Anweisung des Königs zugrunde, die den Kronprinzen zu einem guten evangelischen Christen, tüchtigen Soldaten und sparsamen Hauswirt, also zu einem Abbilde des Yaters machen wollte. War schon in diesem Erziehungsplan auf die phantasievolle, genialische, sinnliche Natur des Kronprinzen keine Rücksicht genommen, so mußte die pedantische, geistlose Art seiner Erzieher, die im übrigen durchaus tüchtige Männer waren, ihn recht abstoßen, zumal Duhan de Jandun ihn mit den Meister-iowvj . Werken der antiken und der französischen Literatur bekannt machte und des Kronprinzen Seele mit hohen Idealen erfüllte. So entstand zwischen Yater und Sohn ein gespanntes Verhältnis. Dieses wuchs seit dem Besuche des ebenso glänzenden wie sittenlosen Hofes zu Dresden (1728). Unter August Ii., der in Ludwig Xiy. sein Yorbild sah, war Dresden durch seine im Barockstil aufgeführten Prachtbauten, wie den Zwinger, ein Werk Daniel Pöppelmanns, und seine Kunstsammlungen (Ge-

10. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 120

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
120 Vom Groen Kurfrsten und von Johann Georg Hi. Den Brger, der in gedrckter Stimmung einherging, ermunterte er zu neuem Tun und gab ihm Geld, damit er ein Geschft oder eine Fabrik anlege. Er selbst errichtete Glashtten und Eisenwerke, und viele folgten seinem Beispiele. Wo es ntig war, baute er neue Straen und lie darauf regelmig die Post verkehren; auch fr knstliche Wasser-Wege sorgte er, damit der Kaufmann schnell und billig seine Waren von einem Ort zum andern befrdern knne. 6rgi$T . Dabei schweifte sein weiter Blick der die Grenzen seines Landes Flotte. hmaus: mit berseeischen Lndern wollte er Handel treiben, das war seit langem sein Wunsch. Ein Hollnder rstete ihm Schiffe aus, und ball flatterte die weie Flagge mit dem roten Adler Brandenburgs auf dem Weltmeere. -st-?-ut,ch- . in'se dieser hlzernen Segler besuchten die ferne Goldkste Afrikas. Kolonie In Hier erwarb der Befehlshaber von den Negern ein Stck Land und grndete Afrika, die Festung Grotz-Friedrichsburg. Das war die erste deutsche Kolonie, leider wurde sie spter an die Hollnder Oerkauft. * Inzwischen wuchs der bermut des franzsischen Knigs immer mehr. Mitten im Frieden raubte er die deutsche Stadt Straburg. Darnach verlangte er, da seine evangelischen Untertanen katholisch werden sollten. Wer sich nicht fgte, wurde blutig verfolgt. Da lieen Tausende Haus und Hof im Stich und retteten sich mit ihren Angehrigen der die Grenze. ^ertriebnen1 ^er Kurfürst lud sie ein, nach Brandenburg zu kommen, der Franzosen in 20000 fleiige und rechtschaffne - Fremdlinge folgten seinem Rufe; die Brandenburg, ersten begrte der Fürst in Potsdam selbst und wies ihnen Wohnpltze in der Mark, besonders in Berlin an. Daher kommt es, da in Verlin viele Einwohner franzsische Namen tragen. Kurfrsten" tzten Lebensjahre des Groen Kurfrsten waren reich an Tod. Leidenstagen. Im Mai 1688 fhlte er, da sein Ende nahe sei. Er nahm von seiner Familie und seinen Rten Abschied, mit den Worten: Ich wei, da mein Erlser lebt", verschied er. * * * ?orghi. en Groen Kurfrsten nahm sich Sachsens Kurfürst Johann ' 'Georg Iii. zum Vorbilde, auch er meinte, da eine kampfbereite Armee des Staates beste Sttze sei. Schon als Kurprinz hatten ihn die Erfolge der brandenburgischen Truppen begeistert, die aufgeputzte Garden seines Vaters, die bei den
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