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6.
Die Eroberung von Constantinopei im Jahre 1453.
Sßon. Roltcck.
Herling: Lehrbuch der Stilistik. Hannover 1837. Ii, 81.
Lins dem ehrwürdigen, doch morschen Throne Constantü/s
des Großen saß, nach langer Folge und blutigem Wechsel der Ge-
schlechter, Constantin Xi. Aus daß dieser Thron, den so viele un-
bedeutende, elende, abscheuliche Imperatoren entehrt hatten, doch
noch mit Ruhm falle, dazu schien das Schicksal den männlichen
Constantin ausbehalten zu haben. Daß der dürre Stamm, der in
den Stürmen der Jahrhunderte bereits seine Krone und seine
stolzen Äste verloren hatte, nicht mehr zu verjüngen sei, das fühlte
er wohl; aber ihm lag ob, so lange, als möglich, das tödtende Beil
vom Stamme selbst abzuhalten. 'Unsere Zeiten/ so hatte des
Kaisers Vater, der weise Manuel, oft geklagt, 'vertragen die Größe
und den Rilhm der Helden nicht; uns ist nur die Sorgfalt des
bekümmerten Hansvaters übrig, der die letzten Trümmer seines
ehemaligen Glücks ängstlich hütet/ — Getreu dieser Lehre, so viele
Selbstverleugnung sie auch dem hochherzigen Constantin kostete,
hatte er von Anbeginn seines Reiches dessen letzte Provinz an
seine berrschsüchtigen Brüder überlassen und sah sich auf den
nächsten Bezirk um Conftantinopel eingeschränkt, damit nicht im
Bürgerkriege des Volkes Blut verspritzt würde. Er hatte durch
eine feierliche Gesandtschaft bei Amurath, dem stolzen Sultan, um
Anerkennung geworben. Aber was ist ein Staat, in dem der
Keim bürgerlicher Zwietracht liegt? was ein Monarch, der von
der Anerkennung eines Mächtigern abhängt? Constantin verbarg
sich seine Lage nicht, und wie der erfahrne Schiffer einen Sturm
voraussieht, der seinem zerbrechlichen Fahrzeuge droht, so stand am
Tage der Thronbesteigung vor des Kaisers Seele der Untergang
seines Reichs. Daher blieb er still und düster, als das Volk von
Constantinvpel ihn jubelnd empfieng; und als sein treuer Phranza
von der Sendung nach Georgien zurückkehrte, um dessen schöne
Fürstin er für Constantin geworben hatte, rührten den Kaiser zwar
die vielstimmigen Glückwünsche seiner Bürger, aber er warf sich im
ersten zwanglosen Augenblicke an des Freundes Brust, um seinen
Kummer darin niederzulegen. 'Ich habe/ sprach er, 'als ich dich
nach Georgien sandte, dem Verlangen des Volkes nachgegeben, das
einen Thronerben wünscht; aber andere Sorgen, als die Bereitung
hochzeitlicher Feste, heischt das Schicksal von uns. Mir ahnet,
diese Mauern werden früher des Krieges Donner, als den bräut-
lichen Gesang vernehmen. Das Volk frohlockt in seinem Leichtsinn
darüber, daß Amurath, der Furchtbare, todt ist: wohl war er
furchtbar, doch gerecht und der Waffenthaten müde; aber der
junge Löwe, der nun aus seinem Throne sitzt, wird er träge auf
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Extrahierte Personennamen: Sßon Herling Constantin Constantin Manuel Constantin Constantin Constantin Constantinvpel Constantin
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unstäten Scharen, schnell kamen die Städter heraus, und wehe
denen, die in ihre Hände fielen! So fand eine große Menge am
zweiten und dritten Tage nach der Schlacht den Tod. Otto ver-
folgte die Ungarn die Donau hiuab bis Regensburg. Hier hielt
er ein strenges Gericht über die gefangenen Feinde, und viele vor-
nehme Ungarn fanden ihren Tod am Galgen, unter ihnen ihr
Oberfeldherr Pulszi, den die Annalen von St. Gallen ihren König
nennen. Dann überließ sich Otto's Heer der Siegesfeier. Als
Vater des Vaterlands und Kaiser begrüßte das jubelnde Heer
seinen Führer, wie einst König Heinrich nach seinem großen Siege
über die Ungarn begrüßt war. Den Ruhm des Kampfes wies
aber Otto von sich ab; nur dem Allmächtigen, sagte er, danke
man den Sieg, und 511m Dankgebet zog er mit seinem Heere im
festlichen Zuge zu allen Kirchen der Stadt. Als das Siegesfest
beendet war, sandte er Boten nach Sachsen, um seiner lieben
Mutter das große Ereignis zu melden.
So waren abermals die Ungarn in einer großen Feldschlacht
von den Deutschen geschlagen und ibre ganze Heeresmacht vernichtet
worden. Seitdem vergieng ihnen die Lust, in die deutschen Länder
einzubrechen. Nachdem sie noch eine Zeit lang ihre verheerenden
Züge gegen das morgenländische Kaiserthum gerichtet hatten, fiengen
sie an, sich in der schönen, fruchtbaren Donallebene, die sie ge-
wonnen hatten, feste Wohnsitze zu gründen, und gaben das zucht-
lose Nomadenleben allgemach aus. Bald begailneu sie sogar,
schon selbst um ihreil Besitz besorgt, mit Wälleil und Pfählen das
sumpfreiche Land an ihren westlicheil Greilzen §u verschanzen; denn
sie hatten die delltsche Tapferkeit fürchten gelernt. J,l dem Siege
voll Aligsburg beschließt sich, kann mail so sageil, die Völker-
wanderung; denn nach den Ungarn hat kein wallderndes Volk in
Europa mehr festen Fuß gefaßt, so daß es in die Bewegung der
abendländischen Welt eingetreten und an der inneren Entwickelling
derselben Antheil genommen hätte. Otto's Sieg befreite nicht das
deutsche Reich allein, es befreite ganz Ellropa von den wilden
Scharen der Ungarn, die es mehr als ein halbes Jahrhundert
verheert hatten: diesen Sieg begrüßte deshalb das ganze Abend-
land mit unaussprechlicher Frellde und namenlosem Jubel.
171.
Der Lischof Aollonitz.
Poccl u. Görretz: Festkalender. München und Wien. Ii, Heft 10, Nr. 3.
Eenn ein Berg zusammenstürzend Wie dann alle jauchzend eilen
In dem Thal ein Haus verschlingt, Aus dem finstern Schreckensgrab,
Wo die Mutter mit den Kindern Wenn die Rettung plötzlich nahte,
Schmachtend mit dem Tode ringt; Die dem Licht sie wiedergab:
t
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Extrahierte Personennamen: Otto Pulszi Heinrich Heinrich Otto Poccl
Extrahierte Ortsnamen: Donau Regensburg Ungarn Sachsen Ungarn Aligsburg Ungarn Europa Ungarn Lischof_Aollonitz Wien