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1. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 56

1910 - Hannover : Helwing
— 56 — die Kämpfe zwischen Welsen und Staufen wieder, bis 1235 auf dem Reichstage zu Mainz eine Einigung zu stände kam. Mit großer Pracht erschien hier der Welfe vor Friedrich Ii., beugte feine Knie vor dem Kaiser und übergab diefem feine sämtlichen Erblande. Der Kaiser überreichte ihm eine Reichsfahne und überwies ihm feierlichst die Eigen- besitznngen als Reichslehen und neues Herzogtum. In diesem Herzog- tum „ Braun schweig-Lüneburg ", welches das Land zwischen Deister und Leine, Göttingen, - Grnbenhagen, den Harz, Braunschweig, Celle und Lüneburg umfaßte, liegt der Kern der heutigen Provinz Hannover und des Herzogtums Brauufchweig eingeschlossen. Noch unter Otto wuchs das Herzogtum und begann aufzublühen. Aber man folgte dem Brauche vieler Fürsteu damaliger Zeit; man teilte das Land und machte es durch Zersplitterung ohnmächtig. Schon die beiden Söhne Ottos begannen 1269 diese Teilungen. Albrecht erhielt den südlichen Teil unter dem Namen eines Herzogs von Brmm- schweig; Johann nahm den nördlichen Teil unter dem Titel eiues Herzogs von Lüneburg. Noch zwölsmal ist dieser Landbesitz geteilt worden, und eine Reihe von Ländchen bildete sich, in denen einmal sogar gleichzeitig 7 Herzöge regierten. Doch das Schicksal führte diese Herzogsländchen, in deffen Bewohnern wie Fürsten das Gefühl der Zusammengehörigkeit zum Glück erhalten blieb, immer wieder zusammen. Durch die Teilung von 1635 wurde dann der Grnnd gelegt zu den beiden Ländern Hannover und Braun schweig. Wir beschränken uns nun darauf, das Wachstum des Landes Hannover zu verfolgen. Diesem Hause Lüneburg (Hannover) gehörten die Herzogtümer Lüneburg, Celle, Calenberg, Göttingen, Grnbenhagen und die Grafschaften Hoya (1582), Diepholz (1585) und Stücke von Schaumburg und Lauenburg. Durch Teilung entstanden 1641 die beiden Linien Lüueburg-Celle und Lüneburg-Hannover, die 1705 wieder vereinigt wurden. Inzwischen hatte der Hannoversche Zweig unter Ernst August (1679—98) im Jahre 1692 die Kurwürde erhalten. Als Kurfür st eu- tum Hannover war es unteilbar und darum iu Zukunft vor Zer- fplitternng geschützt. Georg, der Sohn Ernst Augusts, der durch Heirat mit der Erbtochter vou Lüneburg - Celle (Prinzessin von Ahlden) auch diese Läuder erhielt, vergrößerte im Jahre 1715 das Land durch Ankauf der Herzogtümer Bremen und Verden von den Schweden, und fein Sohn Georg Ii. erwarb 1731 das Land Hadeln. Kurfürst Georg wurde dann im Jahre 1714 als nächster Ver- wandter der Königin Anna König von England; Hannover wurde Nebenland und hat bis zum Jahre 1837 (bis zu diesem Jahre war es mit England verbunden) von dieser Verbindung manchen Nachteil _ er- fahren. Nicht nur haben während des 7 jährigen Krieges Frankreichs Heere es im Kampfe gegen England ausgeplündert und haben hunderte von braven Hannoveranern für England in Amerika bluten müssen, auch Napoleon I. hat seinen Haß gegen England an dem Nebenlande Hannover ausgelassen und hat in der Zeit von 1863—1805 aus dem

2. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. uncounted

1910 - Hannover : Helwing
Vorwort zur siebenten und achten Auflage. Die siebente Auflage der Heimatkunde von Joh, Meyer, deren Bearbeitung ich auf Wunsch des Verfassers übernahm, ist merklich umgestaltet worden. Dabei hat das rein Geographische eine Erweiterung erfahren, und die historischen Abschnitte, wie sie jetzt die kleinen Schulgeschichtsbücher von Tecklenburg und Weigand in so packender Form bieten, konnten erheblich gekürzt werden. Der Verlag hat dem Büchlein in dieser Auflage auch ein etwas reicheres Kleid verliehen und dazu einige wirksame Bilder dem Texte eingefügt. Die im Kleindruck gehaltenen Abschnitte des ersten Buchteiles und der gesamte Schlußteil des Buches bieten auch den über die Ziele der Volksschule hinausgehenden Schulen noch ausgiebigen Lehrstoff. Wo diese kleine Heimatkunde in Schulen sich in den Händen der Kinder befindet, da dürfte in der Hand des Lehrers meine „Provinz Hannover", erschienen bei W. Spemann-Stnttgart, (Preis 1,50 Jl), gute Dienste leisten. Möge dieses Büchlein, das bisher schon mit 30000 Exem- plaren sich Bürgerrecht in den Schulen erworben hat, auch in seinem neuen Gewände den Weg in die Hände und Herzen der Kinder finden! — Die achte Auflage ist sorgfältig durchgesehen. Frühjahr 1906. Neujahr 1910. Co r*~ £/) Co A. Beuermann.

3. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 39

1910 - Hannover : Helwing
— 39 — vor uns eifriges Regen und buntes Leben. Rechts und links am Ufer des mit Schilf bedeckten Kanales, der sich stundenweit hinzieht, stehen in unabsehbarer Reihe die Häuser der Kolonisten. Diese Wohnungen sind mit ihren kleinen Gärtchen in Einschnitte gebettet, wie man sie durch deu Torfabstich gewonnen hat. Die ersten Häuser und Gärten sind noch klein. Aber je weiter wir den Kanal hinabschreiten, desto mehr weicht der Rand des braunen Moores zurück. Saftige Wiesen, frucht- bare Kornfelder umziehen die immer größer werdenden Gärten und Hänser. Bald zeigen sich Mühlen, Fabriken und Werkstätten zum Bau und zur Ausbesserung der Kähne und Schiffe. Man ist plötzlich mitten in dem Getriebe einer lebhaften Stadt, die ihr Dasein dem Moorkanale verdankt. Gewässer. Der Hauptfluß dieses Landgebietes ist die Ems; von dem eigentümlich gewundenen 440 km langen Lause der Ems liegen 330 km in der Provinz Hannover. Sie entspringt am Südwestabhange des Teutoburger Waldes und wendet ihre nordwestliche Lausrichtung bei Rheine in eine nördliche um, bis sie unmittelbar vor ihrer Mündung in den Dollart sich wieder nach Nw. wendet. Der durch Sanddünen gehemmte Flußlaus hat durch den Dortmnnd-Emskanal eine wesentliche Verbesserung erfahren, so daß sich eine lebhafte Flußschiffahrt entwickelt. An bemerkenswerten Nebenflüssen empfängt die Ems nur von rechts die Hase und die Leda. Die Hase haben wir schon bis dahin verfolgt, wo sie bei Bramsche in die Ebene tritt. Von diesem Orte fließt sie weiter nach N. bis Quakenbrück, wendet sich dann nach W, bis sie bei Meppen die Ems erreicht. Die Leda entsteht aus einer Vereinigung zahlreicher Moorgewässer und erhält ihren Namen erst knrz vor ihrer Mündung bei Leerort. Bei ihrem Eintritt in die Provinz Hannover bildet sie zwei Arme, von denen der nördliche die Jümme oder die Basseler Ems, der südliche die Leda oder die Sagelter Ems heißt; diese vereinigen sich oberhalb Leer. Klima und Erzeugnisse. Das Klima des Emsgebietes ist infolge der Ausdunstungen der großen Moore und der Nähe des Meeres feucht und wenig freundlich: Regen, Schnee, Hagel, Nebel je nachdem, hat man fast mährend der Hälfte des Jahres; dazu ist der Himmel trübe und häufig bewölkt. Kalte, anhaltende Nordwinde oder heftige Winde aus Nw. treten auf; erstickender Moorrauch trübt die warmen Frühlingstage, nach denen ein kurzer, von Gewittern und Regenschauern begleiteter Sommer eintritt. Die verschiedenen Bodenarten des Emsgebietes bedingen auch ver- schiedene Erzeugnisse. In den Moorgegenden gewinnt man entweder ^.ors, oder man säet Buchweizen. Das kultivierte Moor und der Heide- boden liefern Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Bohnen, Kartoffeln, Erbsen und Flachs. Bewohner. Die Bewohner im Gebiete der Ems gehören bis Papenburg dem niedersächsifchen Volksstamme an, von dem wir schon im vorigen Abschnitt geredet haben. Unterhalb Papenburgs treten wir jedoch in Ostfriesland ein und lernen nun einen dem niederfächfifchen nahe verwandten Stamm, die Friefen, kennen. In Sitte und Leben seit Jahrhunderten von seinen sächsischen Nachbarn ge- schieden, stellt der Ostfriese, wenn auch ein ähnliches, so doch in vieler Hinsicht

4. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 63

1910 - Hannover : Helwing
- 63 — Rechtspflege. Zum Zwecke der Rechtspflege bestehen in unserer Provinz 103 Amtsgerichte, 8 Landgerichte und 1 Oberlandesgericht. Die Amtsgerichte haben die Ausgabe, bürgerliche Rechtsstreitigkeiten leichterer Art (Streitigkeiten über das Mein und Dein) zu untersuchen und zu entscheiden. Zur Untersuchung und Entscheidung der Vergehen leichterer Art (einfacher Diebstahl, Betrug, Sachbeschädigung) werden bei den Amtsgerichten Schöffengerichte gebildet, die aus einem Amts- richter und zwei Schöffen bestehen. Amtsgerichte befinden sich in den meisten größeren Orten. — Bürgerliche Streitigkeiten verwickelter Natur, sowie eine Reihe leichterer Vergehen werden von den Landgerichten unter- sucht und entschieden. Außerdem kann ein von dem Amtsgerichte Verurteilter das Landgericht anrufen. Für die Verhandlung von schweren Verbrechen (schwerer Diebstahl, Betrug im Rücksall, Totschlag, Mord) treten bei dem Landgericht Schwurgerichte zusammen, die aus drei Richtern und zwöls Geschworenen bestehen. Landgerichte befinden sich in Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Aurich, Göttiugen und Verden. — Das Oberlandesgericht entscheidet, wenn gegen das Endurteil eines Landgerichts Berufung eingelegt wird. Unser Oberlandesgericht ist in Celle; über diesem steht nur das deutsche Reichs- gericht iu Leipzig. Kirchenwesen. Die oberste geistliche Behörde für die evangelisch- lutherische Kirche unserer Proviuz ist das Königliche Landcskonsistorium in Hannover. In wichtigen Entscheidungen wirkt der Provinzial-Synodal- Ausschuß mit. Außerdem wird mindestens alle sechs Jahre die Provinzial- ^nn^de einberufen. Unter dem Landeskonsistorinm stehen die Königlichen Konsistorien zu Hannover und Aurich. Jeder Konsistorialbezirk ist zunächst in General-Superiutendenturen geteilt, diese wiederum in Inspektionen, an deren Spitze der Superintendent steht, der in dem Bezirks-Synodal- Ausschuß für wichtige Fälle eine mitwirkende Behörde hat. Außerdem tagt alljährlich oder alle zwei Jahre die Bezirkssynode. Die einzelne Kirchengemeinde wird von dem Geistlichen (Pastor, Prediger) geleitet, welcher den Kirchenvorstand zur Seite hat. Dem Konsistorium zu Aurich sind auch sämtliche reformierte Kirchengemeinden unserer Provinz unterstellt. Diese Behörde besteht deshalb aus lutherischen und reformierten Mit- gliedern. Die katholifchen Kirchengemeinden östlich der Weser stehen unter dem Bischof von Hildesheim, diejenigen westlich der Weser unter dem Bischof von Osnabrück. Schulwesen. Die Volksschulen eines jeden Regierungsbezirkes werden von der Königlichen Regierung geleitet. Die Schuleu eines kleineren Bezirkes, gewöhnlich eines oder mehrerer Kreise, beaufsichtigt der Kreisschulinspektor, d. i. iu deu meisten Fällen der Superintendent, die Schulen einer Kirchengemeinde der Ortsschulinspektor, d. i. in den meisten Fällen der Ortsgeistliche. Die Leitung des Volksschulwesens in einer einzelnen Gemeinde liegt dem Schulvorstande ob, welcher aus dein Ortsschulinspektor, dem (ersten) Lehrer und einigen Schnlvorstehern besteht, Jfa den Städteu sind jedoch auch andere Einrichtungen gestattet. j

5. Weltkunde - S. V

1886 - Hannover : Helwing
V des Gelernten hingearbeitet, sondern auch das Erfahrungs- wissen der Kinder in Anspruch genommen. — Während in der Lehre vom Menschen, in der Zoologie und in der Mine- ralogie mit Recht das System die Grundlage für die Anordnung ergab, sind in der Botanik die Pflanzen vorzugs- weise nach der Blütezeit geordnet. Für die von der ersten Klasse der Mittelschule geforderte Anleitung zur Bestimmung der einheimischen Pflanzen ist § 100 hinzugefügt. Dem sachkundigen Leser wird es nicht entgehen, welche Grundsätze gerade bei der Auswahl der in dieser Tabelle aufgeführten Pflanzen maßgebend gewesen sind. 4. Der Unterricht in der Physik und Chemie hat die Auf- gabe, dem Schüler zu einer verständigen Auffassung der Nächstliegenden und wichtigsten physikalischen und chemischen Thatsachen zu verhelfen. — Aus dem fast unüber- sehbaren Stoffe sind gerade die gewöhnlichsten, alltäglich- sten Thatsachen ausgewählt worden. Die Aufgaben berück- sichtigen namentlich diejenigen Erscheinungen, welche für das praktische Leben von besonderem Interesse ftnb. Die Aus- wahl des Stoffes überhaupt ist nicht nach wissenschaft- lichen, sondern nach praktischen Rücksichten getroffen. Daher sind z. B. Mechanik, Wärme und Chemie viel eingehender behandelt, als Magnetismus und Schall. Die überall an der Spitze stehenden Versuche sind so ausgewählt, daß sie von dem Lehrer leicht ausgeführt werden können. — Was noch insonderheit die Chemie betrifft, so ist sie ein so eminent praktisches Kapitel, daß man jedem Volksschüler wenigstens einen Einblick in chemische Vorgänge ermöglichen sollte. Unsere „Weltkunde" ist zunächst für Mittelschulen und für die Oberstufe der Volksschulen bestimmt; doch wird sie außerdem für höhere Töchterschulen, für Präparandenanstalten und für Fortbildungsschulen der verschiedensten Art (Ackerbau- und Hand- merkerschulen re.) ausreichenden Stoss bieten. Rach ihrer metho- dischen Seite dürfte sie auch die Beachtung der Seminare ver- dienen, um so mehr, als die „Allgemeinen Bestimmungen" für die Auswahl, Anordnung und Darstellung des Materials durchweg leitend gewesen sind. Hannover den 22. März 1873. Die Verfasser.

6. Weltkunde - S. IV

1886 - Hannover : Helwing
Iv sich dabei überall durchdringen. Die mathematische Geo- graphie bildet die oberste Stufe des Unterrichts. Zn den Aufgaben, welche, wo es nötig ist, zu erläutern sind, finden sich viele Anhaltspunkte zu extensiver und intensiver Vergleichung. 2. Zn der Geschichte will unser Leitfaden durch Schilderung von Personen, Ereignissen und Zuständen zu historischen Anschauungen führen. Er liefert deshalb Grundlinien zu einer Reihe von Einzelbildern, die aber nicht zusammen- hangslos und vereinzelt neben einander stehen, sondern in chronologischer Reihenfolge auftreten. Auf den innern ur- sächlichen Zusammenhang ist besonderes Gewicht gelegt. Volle Berücksichtigung hat überall die Kulturgeschichte er- fahren. In der alten Geschichte sind die Völker des Orients nur so weit ins Auge gefaßt, als sie mit der biblischen Geschichte in Verbindung stehen. Mehr Raum ist aus guten Gründen Griechen und Römern zugewandt. Ganz besonders aber bietet der Leitfaden eine Geschichte unsers Volkes; denn die deutsche Geschichte, vom ethischen und nationalen Standpunkte aus betrachtet, ist ein Hauptfaktor für allseitige Bildung. Dagegen haben Volks- und Mittelschulen weder Zeit noch Kraft, sich mit allen Völkern des Mittelalters und der Neuzeit in gleichmäßig ausführlichem Maße zu beschäftigen; das Wichtigste aus der Geschichte derselben wird mit der deutschen Geschichte verbunden und an geeigneten Stellen eingeschobcn. — Geschichtliche Stücke des Lesebuchs können den darge- botenen Stoff erweitern und ergänzen. 3. Die Naturgeschichte soll die Kinder mit den ver- breitetsten und wichtigsten Naturkörpern aller drei Reiche bekannt machen und sie zur Erkenntnis des Lebens und der Einheit in diesen Reichen führen; zugleich soll sie sinnige Natur- betrachtung, d. i. Sinn für die Natur, Lust und Freude an der Beobachtung der Dinge bei den Kindern erzielen. — Demgemäß leiteten uns bei der Auswahl des Stoffes folgende Grund- sätze: 1. Die Naturkörper der Heimat treten in den Vorder- grund. 2. Besondere Berücksichtigung verdienen diejenigen Natur- körper, welche als Repräsentanten von Gruppen ic. auf- treten. 3. Besonders zu betonen ist die Beziehung der Naturkörper zur Menschenwelt. 4. Am wichtigsten sind die höheren Klassen, Ordnungen und Familien. Ze tiefer die Organisation hinabsteigt, desto mehr wird das Material be- schränkt. — Zuerst werden Repräsentanten vorgeführt und beschrieben; dann wird der Familien-, Ordnungs- oder Klassenbegriff festgelegt. Hieran schließt sich die Vorführung von andern Exemplaren derselben Gruppe, jedoch in kürzerer Beschreibung. Endlich wird überall durch Aufgaben nicht nur auf Ergänzung, Befestigung und Vertiefung

7. Weltkunde - S. 114

1886 - Hannover : Helwing
114 Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog- tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver- walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. — Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof- schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden, Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen die Jahrmärkte ihren Anfang. 3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch; bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser- schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken. Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar. Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen. Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im Dome seine Ruhestätte. § 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814 bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger, die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843. l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries- land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten, vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie

8. Weltkunde - S. 115

1886 - Hannover : Helwing
115 nach Deutschland (Karl der Dicke). — 3. Die Karolinger in Italien und Frankreich verschwinden rühmlos. Ludwig der Deutsche regierte von 843—876. Nur mit Mühe konnte er sein Reich gegen dessen drei gefährlichen Feinde schützen. Diese waren: a) die seeräuberischen Normannen (aus Dänemark und Nor- wegen). welche mit ihren kleinen Schiffen in die Flüsse Deutschlands und Frankreichs eindrangen (bis Hamburg, Bremen, Köln, Paris) und dort mordeten, raubten und brannten; b) die Ungarn, welche von Südosten her auf ihren schnellen Rossen heransprengten und bis ins Herz Deutsch- lands verheerend vordrangen; c) die Slaven, welche von der Elbe her die Grenzen beunruhigten. Zum Schutz des Landes ließ er die Herzogs- macht, welche Karl der Große abgeschafft hatte, wieder aufkommen. Unter ihm kam Lothringen zu Deutschland. — Nach Ludwigs Tode teilten sich seine 3 Söhne das Reich; die beiden älteren aber starben bald und nun beherrschte der jüngste, Karl der Dicke (876—887), ganz Deutsch- land; er bekam auch die Kaiserkrone nebst Italien und Frankreich, vereinigte also noch einmal die ganze Erbschaft Karls des Großen, wurde aber wegen Feigheit abgesetzt. Die Normannen rissen Frankreich und Italien teilweise an sich, gründeten auch später in England eine Herrschaft (Wilhelm der Eroberer, Hastings). In Deutschland wurde gewählt Arnulf von Kärnten, Enkel von Ludwig dem Deutschen; er schlug die Normannen in den Niederlanden (831), desgl. die Mähren, dann wurde er zum römischen Kaiser gekrönt. Ihm folgte sein 7jähriger Sohn Ludwig das Kind, während dessen Regierung (899—911) die Ungarn Deutschland verwüsteten und tribut- pflichtig machten; auch wurden die Herzöge (Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben, Lothringen) fast selbständig. — Nach dem Aussterben der Karolinger wurde Deutschland ein Wahlreich, wenn auch oft die Krone lange bei einer Familie blieb. Sachsen und Franken wählten Konrad I. von Franken zum Könige, unter dem Lothringen sich von Deutschland trennte. Sterbend empfahl er seinen Gegner Heinrich von Sachsen zu seinem Nachfolger. b) Die sächsischen Kaiser. § 36. Heinrich I. 919—936. Heinrich stammte aus dem Geschlechte der Ludolftnger in Sachsen. Er hatte sich längst durch Tapferkeit gegen die Normanen rc. ausgezeichnet. Auf einer Versammlung der Sachsen und der Franken wurde er zum deutschen Könige gewählt. Er soll diese Nachricht empfangen haben, als er gerade am Harze beim Vogelfänge beschäftigt war (Vogelsteller, Finkler). Er lehnte die geistliche Salbung ab und war nicht römischer Kaiser. Er hat ein dreifaches Verdienst um Deutschland: 1. Er einte Deutschland. Durch Milde und Strenge brachte er die anderen Herzöge zur Anerkennung der Kaiser- macht (Schwaben, Bayern, Lothringen, welche nun wieder fest mit dem Reiche vereint waren), schonte jedoch die Stammes- eigentümlichkeiten. — 2. Er machte Deutschland wehrhaft. Die Ungarn fielen bald wieder in Deutschland ein, Heinrich nahm einen ihrer Fürsten gefangen, schloß dann mit ihnen einen neunjährigen Waffenstillstand und zahlte ihnen Tribut. Diese Zeile benutzte er weise. Er erneuerte die Grenzmarken und be- festigte eine Reihe von Orten durch Wall, Graben und Mauer (Burgen und Städte), wobei er die Sachsen an städtisches Leben 8*

9. Weltkunde - S. 137

1886 - Hannover : Helwing
137 1629 wurde mit Dänemark Frieden geschlossen, in welchem Christian seine Länder zurück erhielt, aber seine Verbündeten im Stiche ließ. Wallenstein wurde mit Mecklenburg belehnt. Zm Restitutionsedikt (Wiederherstellungsgesetz) befahl der Kaiser, der katholischen Kirche alle seit dem schmalkaldischen Kriege ein- gezogenen geistlichen Güter zurückzugeben. Die lauten Klagen aller Reichsstände, auch der katholischen, über die fürchterlichen Erpressungen und Grausamkeiten des Wallensteinschen Heeres bei Ausführung des Restitutionsedikts bewogen den Kaiser, Wallenstein seines Feldherrnamtes zu entsetzen und einen großen Teil des Heeres zu entlassen; der Rest des Heeres wurde unter Tilly gestellt, der jetzt kaiserlicher Oberfeldherr war. 3. Der schwedische Krieg (1630—35). — Da landete der fromme Gustav Adolf, König von Schweden, an der pommerschen Küste. Die Ausschiffung der Truppen fiel gerade auf den Tag, da vor 100 Zähren die Protestanten dein Kaiser ihre Bekenntnisschrift in Augsburg überreicht hatten. (25. Juni 1630). Gustav Adolf wollte die unterdrückten Protestanten schützen und seine Verwandten, die Herzöge von Mecklenburg, wieder einsetzen. Nachdem er die Kaiserlichen aus Pommern vertrieben hatte, rückte er nach Brandenburg vor, aber sein Schwager, der schwache Georg Wilhelm von Brandenburg, und der Kurfürst von Sachsen zauderten, sich Gustav Adolf recht- zeitig anzuschließen. So konnte er nicht hindern, daß Tilly Magdeburg zerstörte (Mai 1631). Bald darauf schlug ihn Gustav Adolf im September bei Leipzig oder Breitenfeld. Während nun die Sachsen Böhmen eroberten, zog Gustav Adolf im raschen Siegesläufe (mit Weimar, Sachsen, Braunschweig verbunden) durch Thüringen und Franken nach dem Rhein und dann nach Bayern, wo er am Zusammenflüsse des Lech und der Donau Tilly schlug, der tötlich verwundet wurde (1632). Während dieser Zeit hatte auf des Kaisers Bitten Wallen stein wieder ein Heer geworben, dessen unumschränkter Oberherr er wurde. Er vertrieb die Sachsen aus Böhmen und wandte sich dann gegen Gustav Adolf. 11 Wochen standen beide sich verschanzt gegenüber bei Nürnberg. Der Sturm der Schweden und Weimaraner mißlang. Schnell zog Wallenstein nach Sachsen. In der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 fiel Gustav Adolf, aber die Schlacht wurde gewonnen. Es wurde in Süd- deutschland weiter gekämpft (Bernhard von Weimar, Oxenstierna). Wallenstein wurde 1634 zu Eger in Böhmen ermordet. Die Kaiserlichen und die Bayern siegten im August bei Rördlingen in Bayern über die Schweden. 1635 schloffen Sachsen,Brandenburg und die meisten protestantischen Fürsten mit dem Kaiser Frieden. 4. Der schwedisch-französische Krieg (1635—48). — Die Franzosen mischten, wie bislang schon heimlich, so jetzt offen

10. Weltkunde - S. 146

1886 - Hannover : Helwing
— 146 — Lünderteile erworben: durch Kauf: Quedlinburg und Tecklenburg (Westfalen); durch Erbschaft: Lingen, Mors und Neuenburg (Schweiz). Was erhielt er im spanischen Erbfolgekriege? — 2. König Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). Er war aufrichtig fromm und echt deutsch. Deshalb haßte er alle Pracht und alles französische Wesen. Er war sehr einfach und sparsam, dabei streng, ja zuweilen sehr hart. Sein Streben ging auf Soldaten und Geld. Deshalb war seine Hauptsorge: Vermehrung und Vervollkommnung seines Heeres („Seine lieben blauen Kinder", Riesengarde — „lange Kerls", der alte Dessauer (Leopold von Dessaus, Erfinder des eisernen Ladestocks und des Marschierens in gleichem Schritt und Tritt). Nicht minder sorgte er für Füllung des Staatsschatzes (Sparsamkeit am Hofe, strenge Ver- waltung des Landes, „Tabakskollegium"). Von seinen Unter- thanen verlangte er unbedingten Gehorsam („Raisonnier Er nicht!"), sorgte aber für den Ausbau der Städte („der Kerl hat Geld, muß bauen" — großes Krankenhaus in Berlin und Militär- waisenhaus in Potsdam), für Gewerbe und Handel (1700o Salz- burger), für Volksunterricht (1800 neue Landschulen) und be- förderte Recht und Sittlichkeit. — Über seine Beteiligung am nordischen Kriege und die damaligen Erwerbungen erzähle nach §71! — Als er starb, hinterließ er ein Heer von fast 90000 Mann und einen Staatsschatz von 8 Mill. Thalern. d) Die Zeit Friedrichs des Großen. 1740—1789. (Anfang der französischen Revolution). § 76. Friedrich Ii., der Große. 1. Friedrichs Zugend. Friedrich Ii. wurde am 24. Zanuar 1712 geboren. Seine Mutter, Sophie Dorothea, war eine englisch-hannoversche Prinzessin. Den ersten Unterricht erhielt er von einer Französin; vom 7. Zahre an wurde er von Männern erzogen. Nach des Vaters Vorschrift sollte er ein guter Deutscher, ein frommer Christ, ein sparsamer Hauswirt und ein tüchtiger Soldat werden. Seine französischen Erzieher flößten ihm schon früh eine große Vorliebe für französische Sprache und Dichtung ein, dagegen wurde er durch langweiligen Religionsunterricht gleichgültig gegen Gottes Wort. Er liebte Musik und Flötenspiel. Der König klagte: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." So erkaltete das Herz des Vaters immer mehr gegen den Sohn, und er behandelte ihn sehr hart. Da beschloß Friedrich, nach England zu fliehen (1730). Die Flucht mißlang aber; Friedrich ward in strenger Haft nach Küstrin gebracht, sein Vertrauter und Mitschuldiger (Leutnant v. Katte) wurde hingerichtet. In Küstrin ward Friedrich, nachdem er Reue zeigte, bei der Kriegs- und Domänenkammer beschäftigt; bei ernster Arbeit lernte er hier die
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