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7. Einfhrung des Christentums in unserer Provinz.
ihnen ist Bonifatius. Nach einer erfolglosen Predigt bei den Friesen war er 718 nach Rom gegangen, wo ihn der Papst bevollmchtigte, allen deutschen Stmmen das Evangelium zu predigen. Doch scheint auch jetzt seine Arbeit noch immer nicht den gewnschten Erfolg gehabt zu haben, und 723 finden wir ihn zum zweiten Male in Rom. Diesmal gibt ihm der Papst fnf Empfehlungsschreiben mit nach Deutschland, eins an Karl Martell, ein zweites an seine Mitbischfe, Priester und Diakonen, ein drittes an vier mit Namen genannte Edle und die brigen getauften Christen in Thringen, und ein viertes an das gesamte Thringervolk; das fnfte war an das Sachsenvolk gerichtet. So zog er nach Deutschland zu dem mchtigen Frankenherrscher Karl Martell. In dessen Auftrag unternimmt er nun sein Bekehrungswerk. Zuerst wendet er sich an die Hessen und fllt bei Geismar die Donarseiche. Dann zieht er zu den Thringern. Seine Reise dorthin schildert G. Freitag in seinem Roman Die Ahnen" folgendermaen:
Auf dem Waldwege, der vom Main nordwrts in das Hgel-land der Thringe fhrt, zogen an einem heien Sommertage drei Retter schweigend dahin. Der erste war der Fhrer, ein junger Mann von starken Gliedern, das lange Haar hing ihm wild um das Haupt, die blauen Augen waren in unaufhrlicher Bewegung und sphten nach beiden Seiten des Weges in den Wald. Er trug eine verschossene Lederkappe, der der braunen Jacke eine groe Tasche mit Reisevorrat, in der Hand den Wurfspeer, auf dem Rcken Bogen und Jagdkcher, an der Seite ein langes Waidmesser und am Sattel seines Rosses eine schwere Waldaxt. Einige Schritte hinter ihm ritt Winfried, ein Mann in den besten Jahren. An seinem langen Ge-wnde war nicht Wehrgehenk und nicht Waffe sichtbar, nur die Axt, welche jeder Reisende in der Wildnis fhrt, steckte im Sattel. Das kurzgeschorene Haupt war mit einem Strohhut bedeckt; ein groer Ledersack befand sich vor ihm auf dem Sattel, in demselben befanden sich neben den Reisevorrten auch noch andere kostbare Gegenstnde. Ihm zur Seite trabte ein Jngling in gleicher Tracht und Ausrstung ; er war der Schler Winfrieds, der seinen Meister in die Berge begleiten durfte. Der rauhe Pfad zog sich der Steinblcke zwischen alten Kiefern hin von einem Hgel zum andern, senkte sich in ein stilles Waldtal, fhrte durch sumpfige Stellen und durch das Bett eines Flusses. Einsam und menschenleer war die Gegend. Einige Male kamen sie der altes Ackerland, noch war die Furche sichtbar; an anderen Stellen zeigten sich noch die Spuren von frher hier gestandenen Wohnhusern. Zur Nachtruhe whlten sie einen mit Gras bewachsenen Platz auf einer Anhhe; in einiger Entfernung war ein Quell, an dem sie ihre Rosse trnkten. Dann banden sie den Pferden einen Strick um die Hinterfe und befestigten ihn an einem Pflocke, in dessen Umkreis sie weiden konnten. Mit Hilfe der
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Extrahierte Personennamen: Bonifatius Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Winfried Winfried Winfrieds
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Deutschland Sachsenvolk Deutschland Hessen Main
1. Die Kewohner unserer Gegend in vorgeschichtlicher Zeit.
1. Die Eiszeit. Vor vielen tausend Jahren sah unsere Gegend aus wie etwa heute Grnland: sie war mit einer mchtigen Eisdecke berzogen, die bis zu einer Hhe von 400 m an den Harz und weiter nach Sden an den Thringerwald, an das Erzgebirge und die Sudeten reichte. Das Eis bildete Gletscher, die sich auf dem felsigen Untergrunde des Bodens dahinschoben und auf diesem Schrammen als Zeugen ihres Daseins zurcklieen. Solche Gletscher-schrammen sind in unserer Provinz z. B. auf den Sandsteinkpfen bei Gommern und auf der Oberflche der Grauwacke in Magdeburg nachgewiesen. Nach und nach wurde es dann wrmer, das Eis schmolz und zog sich langsam nach Norden zurck. Auf der Erde blieb die durch die Gletscher gebildete Diluviumschicht zurck.
2. Die ltere Steinzeit (palolithische Periode). In der Diluvialzeit scheinen auch in unserer Gegend zuerst Menschen auf-getreten zu sein. In einzelnen Horden durchstreiften sie das Land an der Eisgrenze und machten Jagd auf die damals hier lebenden Tiere, namentlich auf das Renntier, das die Eisgegenden bewohnte. Sie nhrten sich von dem erlegten Wild und von wildwachsenden Frchten. Als Waffen und Gerte hatten sie grob durch Absplittern Zurechtgeschlagene Feuersteine und Knochen. Kein gezhmtes Tier begleitete sie; Frchte bauten sie noch nicht; das Feuer allerdings kannten sie schon. Spuren der Menschen aus dieser Zeit hat man in den Kalktuffen von Taubach bei Weimar und in der Lindentaler Hhle bei Gera in Gemeinschaft mit Elefant, Rhinozeros, Hhlen-lwe und Hhlenhyne, im Gipsbruch von Thiede (Braunschweig) mit Mammut, Riesenhirsch und Hhlenlwen zusammen, in der Ein-hornhhle bei Scharzfeld (Harz) und in den Hhlen bei Rbe-land mit Hhlenlwe und Hhlenbr, in den Gipsbrchen von Westeregeln (a. d. Bode, Kreis Wanzleben) mit Renntier, Steppen-ziesel und Murmeltier zusammen gefunden.
Wann diese Zeit gewesen ist, ist schwer zu sagen; einige Forscher nehmen die Zeit um 50000 v. Chr. an.
3. bergang zur folgenden Periode. Wo ist der palolithische Mensch geblieben? Ist er der Vorfahr der spteren Bewohner unserer
Heine u. Rosenburg, Geschichte der Provinz Sachsen. 1
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1. Die Bewohner unserer Gegend in vorgeschichtlicher Zeit.
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Werkzeuge sind zwar immer noch von Stein; aber er macht sie nicht mehr allein durch Zerschlagen von Feuersteinknollen zurecht, er hat die Geduld und das Geschick, steinerne xte und Beile, Hmmer und Hobel, Schaber und Meiel auch von anderem harten Gestein durch Reiben auf rauhen Steinflchen zu formen, zu schleifen und zu polieren, die xte zur Aufnahme eines Stiels zu durchbohren. Was aber der merkwrdigste Fortschritt ist, er vermag aus weichem Ton Gefe herzustellen und ihnen durch Brennen eine leidliche Festigkeit zu geben, ja sie mit allerlei Verzierungen als ornamentalen Schmuck zu versehen. Die neolithische Frau verstand zu spinnen, wie die noch hufig gefundenen Spinnwirtel, tnerne und steinerne Scheiben, welche die Umdrehung der Spindel zu verstrken hatten, bezeugen. Ebenso verstand man zu weben. Vom Hausbau dieser Zeit wissen wir nicht viel; in unserer Gegend verraten nur hier und da aufgefundene trichterfrmige Gruben mit Asche, Speiseabfllen, Gerten von Stein, Knochen oder Geweih und Tonscherben gefllt, die Stelle, wo ihre Htten gestanden haben. Dagegen hat diese Bevlkerung andere Bauten hinterlassen, welche die Jahrtausende berdauert haben und als ehrwrdige Zeugen uralter Vergangenheit in unsere Zeit hinein-ragen: Das sind die steinernen Grabdenkmale, Hnengrber, mit einem bretonischen Ausdruck Dolmen genannt, in denen sie ihre Toten bestatteten. der senkrecht aufgestellten Blcken liegen wage-recht eine oder mehrere Deckplatten, so da ein hhlenartiger Raum entsteht. Als Steine hierzu dienten die mchtigen erratischen Blcke, granitne Findlinge, wie sie in allen Teilen Norddeutschlands vor-kommen. Wo sie fehlen, wie im sdlichen Teile unserer Provinz und in Thringen, verwandte man anstehende Gesteine, namentlich bank-artig geschichtete, die sich als Platten abnehmen lieen. An Stelle der Hnengrber treten in solchen Gegenden Steinplatten- oder Stein-kistengrber; sie sind meist mit Erde berhuft worden, wahrscheinlich um den senkrecht aufgestellten Steinplatten mehr Sicherheit gegen das Umstrzen zu geben. In Gegenden, wo geeignete Steine fehlten, baute man auch wohl in Erdhgeln Steinkammern aus aufeinandergeschichteten kleineren Steinen auf. In allen diesen Grbern wurden die Toten gewhnlich in hockender Stellung, d. h. mit hoch-gezogenen Knieen beigesetzt. Steinerne Beile und Hmmer wurden ihnen mit in das Grab gelegt, hufig auch noch Tpfe. Diese steinernen Bauten sind bis in die neueste Zeit sehr der Zerstrung ausgesetzt gewesen; doch werden in der Altmark noch 45 gut oder leidlich erhaltene Denkmale gezhlt, namentlich sind es die Kreise Salzwedel, Stendal und Osterburg, welche Hnengrber auf-weisen. Im sdlichen Teile der Provinz sind ebenfalls zahlreiche Stein-Plattengrber vorhanden, so in den Kreisen Aschersleben (Beckendorf), Merseburg (auf der Altenburg, Kleinkorbetha), Weienfels (im Tzschrnhgel), Querfurt (Freiburg, Burgscheidungen, Kirchscheidungen,
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44__14. Unsere Gegenden zur Zeit Heinrichs Iv.
langten die zahlreicheren Kniglichen das bergewicht. Die Reiter der Besiegten retteten sich durch die Flucht; unter dem niederen Kriegs-Volke begann aber ein schreckliches Blutbad, was nicht erschlagen wurde, fand in den Wellen der Unstrnt sein Grab. An 8000 Sachsen und Thringer sollen an dem Tage ihren Tod gesuudeu haben. Bischof Burchard versuchte zwar, den Widerstand noch lnger aufrecht zu erhalten, aber das Volk verlangte nach Frieden. Der König forderte bedingungslose Unterwerfung. Diese fand statt auf der Ebene zwischen Oberspier und Hohenebra bei Sondershausen. Die Hauptrdelsfhrer, wie den Bischof Burchard, den Erzbischof Wezel von Magdeburg, nahm der Konig gefangen und bergab sie Vertrauens-mnnern; Bischof Burchard sollte nach Bhmen in sichere Verwahrung gebracht werden, entkam aber unterwegs und gelangte auf abeuteuer-liche Weise wieder nach Halberstadt. Dadurch hatte der Aufstand seinen Fhrer wiederbekommen, und bald war ganz Sachsen und Thringen wieder in hellem Aufruhr.
Auch die Tage von Canofsa brachten unseren Landen den Frieden nicht. Die zu Forchheim im Mrz 1077 versammelten Fürsten whlten in Rudolf von Schwaben einen Gegenknig, der sich auer auf den Papst besonders ans unsere schsisch-thringischen Gegenden sttzte. Es brach nun ein Krieg zwischen den beiden Knigen aus, in dem unsere Heimat vielfach den Schauplatz de& Blutvergieens bildete. So zog Heinrich im Januar 1080 ver-wstend durch Thringen; Erfurt ging teilweise in Flammen auf. Bei Flarchheim zwischen Mhlhausen und Langensalza kam es am 27. Januar zur Schlacht, in welcher Rudolf mit den Sachsen und Thringern der Heinrich siegte. Aber eine Entscheidung wurde durch dieses Blutvergieen nicht herbeigefhrt. Im Herbst desselben Jahres-standen sich die feindlichen Heere wieder an der oberen Unstrnt gegen-ber, zum dritten Male seit dem Beginne des Aufstandes; doch kam es hier noch nicht zum Kampfe. Heinrich wich dem zahlreicheren Gegner aus und zog der Erfurt nach Naumburg, wo er Zuzug erwartete.. Die Feinde folgten ihm, und bei Hohenmlsen (unweit Weienfels) kam es zur Schlacht. Wiederum wurde Heinrich Iv. geschlagen; aber alles Blutvergieen war umsonst gewesen, Rudolf von Schwaben war zum Tod verwundet und verlor hier Hand und Leben. Im Dome zu Merseburg wurde er beigesetzt: seine abgehauene Hand zeigt man noch heute vor. Als Heinrich sieben Jahre spter in Merseburg weilte und das schne Grabmal seines einstigen Widersachers sah, soll er gesagt haben: O, da doch alle meine Feinde so herrlich begraben lgen!"
Aber damit war der Krieg noch nicht zu Ende. Heinrichs alter Gegner, Burchard von Halberstadt, kmpfte weiter; auch wurde in Hermann von Ltzelburg ein neuer Gegenknig ausgestellt, der aber wenig Anhang fand. Schlielich ereilte auch den kriegerischen Bischof der Tod. Am Dienstag vor Palmarum 1088 war er mit
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27. Die Stadt Erfurt im Mittelalter und die Universitt daselbst. 77
Tangermnder Hofgerichte standen auch die alten Gerichte Botding" And Lodding" zu Werben und das Botding" zu Seehausen, die Lrst 1747 aufgehoben wurden.
Z7. Die Ktadt Erfurt im Mittelalter und die Universitt daselbst.
1. Arfurt als Mainzer Landstadt. Keine Stadt unserer Provinz nahm bis in die Neuzeit hinein eine so eigenartige Stellung ein als Erfurt. Seitdem Bonifatius die Absicht hatte, hier ein Bistum zu grnden, dann aber den Sprengel desselben zu Mainz legte, stand Erfurt unter dem Erzbistum Mainz, und die Verwaltung der Stadt geschah durch erzbischfliche Beamte. Im allgemeinen wohnte sich's freilich bei den selten ruhenden Fehden und der Rechtsunsicherheit i)es Mittelalters auch hier gut unter dem Krummstabe, und die ursprnglich hrigen und abhngigen Handwerker und die sonstigen Einwohner Erfurts gelangten mehr und mehr zu brgerlicher Freiheit. Die Zugehrigkeit Erfurts zu dem Lande des ersten Kirchenfrsten hat ihr manchen Vorteil gebracht; sie teilte aber auch alle die Leiden, welche der das Mainzer Erzstift hereinbrachen. Dem Einflsse des Erzbischoss als Reichserzkanzler ist es zuzuschreiben, da in Erfurt fter Reichstage abgehalten wurden, unter denen der denkwrdigste wohl der ist, auf dem Heinrich der Lwe sich vor Friedrich Barbarossa beugte. Solche Reichstage waren Glanzpunkte in der Geschichte der Stadt. Aber nicht immer waren die Kaiser Freunde der Mainzer Bischfe, es hat auch Zeiten gegeben, in denen sie Erfurt als die Stadt ihrer Feinde mit Waffengewalt betraten und schwer heim-suchten. Das geschah besonders dann, wenn die Kaiser in Streit lagen mit dem Papste, auf dessen Seite die Erzbischfe fast immer standen, z. B. zur Zeit Heinrichs Iv. Aber auch die Bischfe selbst waren nicht immer gute Freunde ihrer Stadt. Rcksichtslos legten sie derselben die schwersten Steuern ans, um die Mittel fr ihre Kriege zu gewinnen. Dadurch forderten sie den Widerstand der Erfurter heraus; es kam zu Zwistigkeiten, und schlielich erreichten es die Erfurter um die Mitte des 13. Jahrhunderts, da die mainzischen Beamten wenigstens aus dem Stadtregiment hinansge-drngt wurden. Wenn dadurch der Erzbischof auch nicht aufhrte, Herr der Stadt zu sein, so nahm nun die Stadt nach auen hin doch eine ganz andere Stellung ein, und konnte ihr Interesse andern Stdten, Fürsten und Herren gegenber besser wahrnehmen als frher. In erster Linie war Erfurt Handelsstadt, die Sicherung des Handels und der Handelsstraen mute daher die erste Sorge der stdtischen Politik sein. Und da Erfurt ganz von dem Gebiet der Thringer
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Extrahierte Personennamen: Arfurt Heinrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrichs Heinrichs
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29. Die Fürsten in unserer Provinz zur Zeit der Reformation.
Segen fr seine Untertanen und gehrte zu den bedeutendsten Fürsten seiner Zeit. Doch stand er noch zwischen zwei Zeitaltern; er erkannte die Schden der alten Lehnsverfassung sehr genau und hatte auch den Mut, zu Nutz und Frommen seiner Untertanen an den kirchlichen und weltlichen Zustnden seines Landes Kritik zu den und offenbare Mibruche abzustellen. Aber als berzeugter Sohn der Reformation kann er noch nicht gelten, dazu stand er zu fromm und fest beim alten Glauben. Der Flgelschlag der neuen Zeit hatte ihn nur soweit gestreift, da er den Wert der klassischen Bildung ahnte und ihr auch eine Sttte bereiten wollte. Um seine Residenz Wittenberg, zu heben und sie zum Mittelpunkt wissenschaftlichen Strebens zu machen, grndete er 1502 hier eine Universitt, die bald der erste Sitz der Gottesgelehrtheit und einer tieferen Bibelforschung wurde. Je mehr Erfurt zurckging, desto mehr blhte Wittenberg aus und ward zum Ausgangspunkt einer neuen Zeit. Wie bis vor kurzer Zeit die italienischen Universitten Padua und Bologna das Haupt-ziel der wandernden Jnger der Wissenschaft gewesen waren, so strmten jetzt Hunderte und Tausende, und zwar nicht nur Deutsche, sondern auch Auslnder nach Wittenberg; Shakespeare lt bekanntlich seinen Prinzen Hamlet in Wittenberg studieren. der Luther, seinem geschtzten Professor, hielt Friedrich die schtzenden Hnde gebreitet, trotzdem er ein frommer Fürst im Geiste seiner Zeit und der rmischen Kirche treu ergeben war. Wenn er aber, der so fest an den Ordnungen des Reiches hing, Luther auch dann noch seinen Schutz gewhrte, nachdem nicht nur der ppstliche Bann, sondern auch die Reichsacht der ihn ausgesprochen war, so zeigt das doch, da Luthers Lehre ihn mchtig ergriffen hatte. Er starb denn auch im evangelischen Bekenntnisse, indem er sich das Abendmahl unter beiden Gestalten reichen lie. Aber trotz des warmen Interesses, das er fr Luther hegte, und der besonderen Gnadenbezeugungen, die er ihm hin und wieder zuteil werden lie, hat Friedrich doch jede persnliche Berhrung mit Luther vermieden; Luther hat nie mit ihm gesprochen.
Auf den kinderlosen Friedrich folgte fein Bruder Johann der Bestndige, der mit Luther schon zuvor freundlichen Briefwechsel und persnlichen Umgang gehabt hatte. Dieser war gleich bereit, auch mit obrigkeitlichen Maregeln der Reformation die Wege zu bahnen, wie er auch auf den Reichstagen in Speyer und Augsburg standhaft zu Luther hielt. Sein Sohn und Nachfolger Johann Friedrich wurde ebenfalls einer der edelsten Bekenner des evangelischen
Glaubens. ^ . r
3. Die Herzge von Sachsen. Waren die Ernestiner Beschtzer und Pfleger der Reformation, so war Herzog Georg von der albertinischen Linie, die vorzugsweise das heute zum Knigreich Sachsen gehrende Meinerland beherrschte, ihr entschiedener Gegner.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Johann Johann_Friedrich Johann Friedrich Georg
84 30. Die Einfhrung der Reformation in der Provinz Sachsen.
Albrecht lag nichts ferner, als sich mit solchen ernsten Fragen zu beschftigen; er hielt treu zum rmischen Bekenntnis, denn der Abla-Handel brachte ihm Geld ein.
30+ Die Einfhrung der Reformation in der Provinz Sachsen.
1. Im Kurfrstentum Sachsen. Hier, wo Luther und seine Freunde, zu denen auch der Kurfürst Johann gehrte, wirkten, kam die Reformation am schnellsten zum Abschlu. Die Universitt Wittenberg war der eigentliche Mittelpunkt der neuen Lehre, und zwar nicht blo fr Kursachsen, sondern fr ganz Deutschland, ja fr ganz Europa. Gleich nach seinem Regierungsantritt lie Kurfürst Johann den Gottesdienst in deutscher Sprache abhalten und setzte berall evangelische Prediger ein. Schon 1528 lie er die erste allgemeine Kirchenvisitation vornehmen und dem evangelischen Gottes-dienste eine bestimmte Ordnung geben. Diese erste evangelische Kirchen-ordnung, die fr ein Land erlassen wurde, ist deshalb von Bedeutung, weil sie von Melanchthon unter Sitthers Billigung mit besonderer Sorgfalt verfat ward und daher das Vorbild fr sptere wurde.
2. Im Herzogtum Sachsen. Fr unsere Provinz kommen hierbei die Gegenden von Landsberg, Bitterseld, Zrbig, der grte Teil des Kreises Liebenwerda wie auch ein Teil des Kreises Eckarts-berga in Betracht. Hier hielt die Reformation erst nach Herzog Georgs Tode im Jahre 1539 ihren Einzug.
3. In der Altmark. Auch in der Altmark fand die Reformation frh Anhnger. Zwar war Kurfürst Joachim I. ein Gegner der evangelischen Lehre; aber doch konnte er nicht hindern, da auch m seinem Lande Luthers Lieder gesungen und die Bibel in lutherischer bersetzung gelesen wurde. Viele Altmrker hatten in Wittenberg studiert und brachten nun den Samen des Evangeliums mit in die Heimat. So kam es, da die Stendaler Brgerschaft sich bald von dem katholischen Kirchentnm abwandte, trotzdem ihnen der Kurfürst gebot, die Gesnge und Martin Luthers Ding" abzuschaffen. 1538 predigte Justus Jonas in der Marienkirche daselbst, und im folgenden Jahre schon wurde dort das heilige Abendmahl in evangelischer Weise gefeiert. Und als 1539 auch Kurfürst Joachim Il zur lutherischen Lehre bertrat, folgte bald das ganze Land nach, ^n allen Stdten und Drfern wnrden nun evangelische Prediger angestellt. 1540 bis 1542 war eine Kirchenvisitation, nach welcher eine evangelische Kirchenordnung eingefhrt wurde. Bei der Um-Wandlung ging man berall mit weiser Schonung vor, so da stcy
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Kurfrstentum_Sachsen Wittenberg Deutschland Europa Herzogtum_Sachsen Liebenwerda Georgs Altmark Altmark Wittenberg Marienkirche
30. Die Einfhrung der Reformation in der Provinz Sachsen. 87
ivalter von Kirchengut; Ansehen gab dem Administrator eigentlich nur seine angeborene Frstenwrde. In Magdeburg regierte von 15661598 Joachim Friedrich, ein brandenburgischer Prinz; als dieser sich 1570 vermhlte, forderte der Papst vom Kaiser die Ab-setzung des Administrators und erkannte ihn hinfort nicht mehr als Haupt des Erzstists an; alle Reichsschreiben ergingen auch, als ob die Stelle erledigt wre (Sedisvakanz), nicht an den Administrator, sondern an das Domkapitel als die hchste Landesbehrde. Damals bewhrte sich die evangelische Treue des Domkapitels und der Land-stnde zu ihrem Fürsten, und die Gefahr, da die Existenz des evangelischen Erzstists erschttert wrde, ging vorber.
Auch in Stadt und Stift Halberstadt, das ja auch dem Erzbischof Albrecht unterstand, hatte die Reformation mit groen Schwierigkeiten zu kmpfen. Schon 1521 hatte in Halberstadt der Propst des Augustinerklosters Weidensee mit zwei Kaplnen evangelisch gepredigt, bis sie 1523 ausgewiesen wurden. Der Domprediger Hammenstedt, der ebenfalls evangelisch gepredigt hatte, floh nach Magdeburg, während der Brgermeister Schreiber, auch ein Freund Luthers, bei seiner Flucht nach Wernigerode gefangen genommen wurde; er kam gegen eine Bue von 1000 Gulden frei, mute aber mich Halberstadt verlassen. Doch der Widerstand des Erzbischoss war vergeblich, in Stadt und Land brach die Reformation siegreich durch. In Aschersleben dankte der katholische Pfarrer 1527 ab, um einem evangelischen Platz zu macheu. Ermsleben und Osterwick bekamen 1535 evangelische Prediger, Croppenstedt 1538. Schlielich erkannte auch der Erzbischof, da die Bewegung nicht mehr aufzuhalten sei, und auf einem Landtage zu Kalbe 1539 erkannte er dem Stift Halberstadt Religionsfreiheit gegen bernahme von 200000 Gulden Schulden des Erzbischoss zu, nur die Stifter und Klster sollten frei -sein. Nach Stadtgrningen kam 1544 und nach Wegeleben 1545 ein evangelischer Prediger. Um diese Zeit war die Reformation im ganzen Stift durchgedrungen, wenn auch hier und da erst spter-evangelische Geistliche eingesetzt wurden, so in Kchstedt 1556 und in Schwanebeck 1559.
5. Im Mansfeldischen, in der Heimat Luthers, wurde die evangelische Lehre frh eingefhrt. Die Grafen von Mansfeld waren Freunde Luthers, und schon 1523 wurde in Mansfeld evangelisch -gepredigt. Eisleben nahm 1525 die Lehre Luthers an, und in den umliegenden kleinen Stdten und Drfern finden sich 1526 evangelische Prediger. Einen besonderen Einflu auf die Gestaltung des evangelischen Gemeindelebens gewann hier der Superintendent Erasmus Sarcerius in Eisleben, der 1555 eine Kirchenvisitation veranstaltete And dazu eine Visitationsordnung erlie, die noch heute einen wert-vollen Beitrag zur Kenntnis der damaligen sittlichen und kirchlichen Zustnde unseres Volkes bildet.
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40. Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. 125
Speisewirtschaften und feineren Gasthfe ein; der 1696 in Halle von einem Pflzer begrndete Gasthof Zum Kronprinzen" und die 1712 von dem Franzosen Jean Michel daselbst begrndete Preuische Krone" waren lange die ersten Anstalten dieser Art. Die Ein-toanderer fingen an, in modischen Magazinen und Lden zu verkaufen, wie man es bisher nicht gewohnt war; ihre Kche und Zuckerbcker, ihre Uhrmacher, ihre Tapeziere, Friseure, Bildhauer und Knstler waren etwas ganz anderes, als die bisher im Lande ttigen. Fr die bereits vorhandene Textilindustrie brachten sie neue Sthle, bessere Farben, bessere Zubereitung, neue Stoffe mit; sie riefen Hilfsgewerbe ins Leben, die bisher gefehlt hatten, wie z. B. eine groe Fabrik von schwarzer, fr die Wollgewebe ntiger Seife. Von anderen Industrien, welche spter im Lande aufblhten, gehen die Hutfabriken, Handschuhfabriken, die Wei- und Sammetfell- sowie die Lohgerbereien auf franzsische Einwanderer zurck. Wie sie neue technische Methoden einfhrten, so brachten sie auch neue Unternehmungsformen: sie waren die ersten kapitalistischen Unternehmer, die den kleinen Meister beschftigten oder in groen Etablissements arbeiten lieen. Die Verbindung des Handwerkers und Industriellen mit dem kaufmnnischen Kredit wurde durch sie eingefhrt; sie grndeten erst in Berlin, dann in Halle und andern Orten die konzessionierten Bureaux d'adresses, die als Sparbanken, als Arbeitsnachweisebnreaux, als Pfandleih- und Kreditanstalten dienten.
2. Erwerbungen. Im Jahre 1697 erwarb Friedrich I. von dem Kurfrsten Friedrich August (dem Starken) von Sachsen die Schutzvogtei der das Stift Quedlinburg fr 240000 Taler und besetzte am 30. Januar 1698 gegen den Protest der btissin Anna Dorothea die Stadt Quedlinburg mit zwei Kompanien Infanterie. In demselben Jahre erwarb er von Friedrich August das Schultheienamt der Nordhausen fr 13000 Taler. Der Rat der Stadt war aber mit diesem Wechsel nicht zufrieden, zumal der Kurfürst, seit 1701 König von Preußen, 1703 preuisches Militr als Besatzung in die Stadt legte. Der Rat versuchte nun, die Rechte dem Könige wieder abzukaufen; nach langen Verhandlungen trat endlich Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1715 seine Rechte in Nordhausen gegen eine Entschdigung von 50000 Talern wieder an den Rat ab. Seit dieser Zeit war Nordhausen in Wahrheit eine freie Reichsstadt. Im Jahre 1699 verleibte Friedrich I. auch die Grafschaft Hohenstein wieder seinen Staaten ein, indem er dem Grafen von Sayn-Wittgenstein 100000 Taler bar auszahlte und noch eine auf den Gtern der Grafschaft ruhende Schuldenlast von 300000 Talern bernahm (f. S. 121). Zu den Landerwerbungen gehrt auch noch die Trockenlegung des Gaterslebenschen Sees bei Aschersleben, die er 1703 begann, wodurch etwa 5000 Morgen fruchtbares Ackerland gewonnen wurde.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Jean_Michel Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich_August Friedrich August Dorothea Friedrich_August Friedrich August Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_I. Friedrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Sachsen Quedlinburg Nordhausen Nordhausen Nordhausen Sayn-Wittgenstein Aschersleben
31. Der Bauernkrieg.
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zu trennen vermochten, so blieben manche alten Bruche noch lange bestehen; man feierte z. B. noch viele Feste und Aposteltage, hielt Vespern und Messen, sang vieles lateinisch, und beim Abend-mahl waren weigekleidete Meknaben behilflich. Die jetzt bestehende Form des Gottesdienstes hat sich hier wie auch anderswo erst im Laufe der Zeit herausgebildet.
10. Auf dem Eichsfelde konnte die Reformation keine Wurzel fassen. Diese Gegend gehrte seit dem elften Jahrhundert zum Erz-bistum Mainz. Der Erzbischof Daniel, der zur Zeit der Kirchen-erneuerung hier regierte, wute dem Eindringen der neuen Lehre erfolgreichen Widerstand entgegen zu setzen. Bis heute ist auch die katholische Kirche hier vorherrschend geblieben, und es finden sich dort nur sehr wenig evangelische Gemeinden.
31. Der Kauernkrieg.
1. Lage der Bauern. Im 11. und 12. Jahrhundert war der Bauernstand in die Hhe gekommen und hatte im 13. und 14. Jahrhundert seine Bltezeit gehabt. Freilich Abgaben und Dienste aller Art waren immer noch zu leisten; aber sie drckten ihn nicht sonderlich. Zum grten Teil stammten diese noch aus dem 9. und 10. Jahrhundert und waren nicht gewachsen, während der Bodenwert und der Bodenertrag auerordentlich gestiegen waren. Dabei hatte sich der Bauer recht gut gestanden und war zu behbigem Wohlstand ge-kommen, während der Grundherr, der Ritter, bei seiner gesteigerten Lebenshaltung mehr und mehr in eine miliche Lage geriet. Daher tritt seit dem Anfange des 15. Jahrhunderts bei ihnen das Bestreben hervor, von den Bauern mehr herauszuholen und sie persnlich herabzudrcken, womglich sie wieder in eine grere Ab-hngigkeit zu bringen. Derselben Gefahr waren auch die Bauern ausgesetzt, die an geistliche Stifter und Klster zinsten; denn auch dem kirchlichen Grundherrn war eine Erhhung der Einnahmen sehr erwnscht. Begnstigt wurde dieses Streben der Grundherrn durch das damals aufkommende rmische Recht, das die rmischen Verhltnisse auf die ganz anders gearteten deutschen anwenden wollte und namentlich die bindende Kraft des Herkommens und des Gewohnheitsrechts ganz auer acht lie. Der selbstbewute und an eine gewisse Selbstndigkeit gewhnte Bauer sah sich nun in seinem Fortkommen bedroht und fhlte sich rechtlos, es kam ihm der Gegensatz zwischen arm und reich, zwischen hoch und niedrig zum Bewutsein. Zwischen den Reichen und den Armen ist ein alter Ha gewesen," sagt schon die Magdeburger Schppenchronik gelegentlich eines Aufstandes von 1402. Bei dem Landesherrn fanden die Bauern keinen Schutz, da erhoben sie sich
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