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quellen an den Gebirgsräudern, z.b. die Schwefelquellen bei Tislis),
und Erdbeben machen sich noch bemerkbar im Bereiche des Ararat
(Sündflut — Arche Noahs), der höchsten Gebirgsmasse (5200 m)
im Gebiete des armenischen Hochlandes, welche immer noch als Brenn-
Punkt eines gewaltigen unterirdischen Feuerherdes angesehen wird.
Sie erhebt sich am Südrande der Hochebene von Eriwan (Russisch-
Armenien) noch etwa 1000 m über die Grenze des ewigen
Schnees. Die majestätische Erhebung hat zwei Gipfel, den
Großen und den Kleinen Ararat (Höhenunterschied etwa 1000 in).
Beide verbindet ein Gebirgszug, über den in etwa 2500 m Höhe ein Paß
führt. Am Ararat stoßen Türkisch-, Russisch- und Persisch-
Armenien zusammen. Die armenischen Geographen bezeichnen den
Ararat als den Mittelpunkt der Erde, von dem nach der Sünd-
flut die Neubelebung des Erdbodens ausgegangen sein soll.
In den Randgebieten des armenischen Hochlandes erschließen
zumeist liebliche Täler, die fruchtbar und klimatisch begünstigt
sind, den Zugang zur inneren Hochfläche, die in ihren höheren
Teilen rauher (lange und strenge Winter), in den Flußtälern teil-
weise aber auch von milderem Klima ist und dort dann naturge-
mäß auch in der Pflanzenwelt einen größeren Reichtum zeigt. Im
allgemeinen ist das Hochland von Armenien gut beregnet. Es
ist daher ein Quellgebiet (zugleich Wasserscheide) zahlreicher
Ströme, die selbst im trockneren Sommer von den Schnee-
seldern der Gebirge noch ausreichend mit Wasser versorgt werden.
Hier haben Rion (Schwarzes Meer), Kur und Aras (Kaspisee),
Euphrat und Tigris (Persischer Meerbusen) sowie viele kleine Wasser-
läufe (Nebenflüsse jener) ihren Ursprung. Natürlich sind auch abfluß-
lose Gebiete im inneren Hochlande zu finden, so im Bereiche des
Wan- und des Urmiasees (etwa 2000 m ü. d. M.). Sonst sind die
Hochebenen zumeist mit kurzem, saftigem Grase bedeckt. Die
Gebirgsränder sind zum Teil mit herrlichen Waldungen bestanden,
in denen immergrüne Bäume, Buchen, Eichen, Fichten und
Birken vertreten sind. In den erwähnten Tälern aber gedeihen
— in den besonders gut geschützten mit großer Üppigkeit — Weizen,
Gerste, Reis, Flachs, Mais, Tabak, Baumwolle, Obst— vor allem
Kirschen und Aprikosen — auch Wein u. a. Erzeugnisse. Unter den
Haustieren sind in erster Linie Pferde und Rinder zu erwähnen.
Auch die Seidenkultur wird gepflegt. Unter den Industriezweigen
ist die Teppichweberei hervorzuheben.
Die Weideflächen Armeniens werden vorwiegend von Kurden
belebt, besonders aber der südliche Teil des Landes, das Hoch-
land von Kurdistan. Freilich kommen diese zu allerlei Räubereien
ausgelegten Gesellen mit ihren Herden auch bis zu den Abhängen
des Ararat und beziehen im Sommer selbst die grünen Matten bis
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Extrahierte Ortsnamen: Armenien Armenien Armenien Armeniens Kurdistan
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osten dieser Hochsteppe. An den Rändern der Hochfläche, so im
Südwesten, im Quellgebiete des Indus, in der Nähe des Tales
des Brahmaputra, im Osten (Saluen, Mekong) und Nordosten,
im Ursprungsgebiete des Hoangho, gibt es eine Anzahl srucht-
barer Täler, in welche der Wind einen staubfeinen Leh m, den Löß,
getragen hat. (Ursprung!) — Das Hochland von Hanhai ist von den
Chinesen so benannt. Der Name bedeutet soviel wie „ausgetrocknetes
Meer". Das beckensörmige Gebiet bildet ehemaligen Meeres-
boden. Es war in der Terüärzeit wahrscheinlich noch vom Meere
bedeckt. Durch niedere Erhebungen wird das Hochland von Hanhai
wieder in zwei ungleich große Teile geschieden, in das kleinere west-
liche Tarimbecken, welches von Ostturkestan eingenommen wird, und
in das größere östliche Gebiet, die Wüste Gobi oder Schamo
(beides bedeutet Wüste oder Sandmeer), welche wieder den Haupt-
bestandteil dermongolei ausmacht. Letztere hat eine mittlerehöhe von
etwa 1200 vi. Eine Ausstrahlung des Hochlandes von Hanhai
bildet die zwischen Tienschan und Altaigebirge eingesenkte Hoch-
fläche der Dfungarei, welche bei ähnlichem landschaftlichem
Charakter etwa eine mittlere Höhe von 1000 m aufweist. Das
ganze nördliche Hochland (Hanhai) ist weit und breit mit Sand-
stächen bedeckt. Der Sand bildet oft ganze Berge und ist vielfach
von Kieselsteinen und großen Steinblöcken durchsetzt (Sandstürme).
Viele Salzseen zeugen für die erwähnte Entstehung des größeren Teiles
dieses Gebietes. — Von der Dfungarei führt ein altes Völkertor hin-
über zur südwestlichen Fortsetzung des Hochlandes von Hanhai,
zu den Quellen des Hoangho. —
Das Hochland Jnnerasiens ist dürftig bewässert (in Tibet
z. B. nur während des Winters, durch den Schneefall gegeben), während
die Randgebirge mit ihrem Wasserreichtum die Ursprungstätten der
meisten und größten Ströme Asiens bilden. (Nachweis!) Die im
Innern noch vorhandenen Wasserläufe finden keinen Abfluß
zum Meere. Sie versiegen zumeist nach kurzem Laufe im Sande,
oder sie münden in Salzseen oder Sümpfe. So verläuft auch der
in Ostturkestan fließende Tarim in den Lob-nor, und fast alle in
der Mongolei von den Gebirgsrändern entspringenden Fluß-
ädern verlieren sich im Wüstensande. Der mangelnde Abfluß der
Gewässer verhindert auch die Befreiung des schon wenig frucht-
baren Bodens von seinen salzigen Beimischungen, welche ein
besseres Gedeihen der ohnehin spärlichen Pflanzenwelt hemmen.
Das Klima zeigt große Gegensätze zwischen Tag und Nacht,
zwischen Sommer und Winter. (Ursache!) So sind sowohl in Tibet
als auch in der Gobi die Sommer kurz und glühendheiß, die
Winter lang und streng. Eisige Schneestürme wehen dann über
die Hochflächen. Das Thermometer sinkt zuweilen bis — 25° C.
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Aralsee und andere kleinere Salzseen sind als Reste verblieben.
Die Ufer des Kaspisees schreiten — trotz der Einmündung der Wasser-
reichen Wolga in denselben — andauernd zurück. Ähnlich steht es
um den Aralsee (zweimal Pommern). Ein größerer Teil des Bodens
liegt unter dem Meeresspiegel, so auch der Kaspisee (größer als
das Königreich Preußen). Der am Ostrande der Kirgisensteppe sich
erstreckende Balkaschsee hat schon wieder eine wesentlich höhere
Lage. Er liegt bereits in den Ausläufern der westlichen Rand-
gebirge Jnnerasiens. Die Kirgisensteppe führt nordwärts hinüber
zum großen Sibirischen Tieflande.
Aus der Entstehungsweise erklärt es sich, daß den Boden dieses
weiten Gebietes zumeist Salzsteppeu und fast wasserlose Sand-
wüsten bilden, welche sich aus rotem (Kisil-Kum), schwarzem (Kara-
Kum) oder weißem Sand (Ak-Kum) aufbauen und wandernde
Sicheldünen zeigen. In anderen Teilen der Wüste hat der Sand
eine mehr andauernde Lagerung. Nur im Gebiete der vorhan-
denen Flußläufe, in den Oasen, deren fruchtbare Ackerkrume
teilweise noch durch künstliche Bewässerung zu großartiger Er-
giebigkeit erschlossen wird, sowie auch an den durch Lößablagerungen
ausgezeichneten östlichen Gebirgsrändern ist eine höhere Kultur
unverkennbar. Reste alter Bewässerungsanlagen, von früheren Be-
wohnern auch in wüsten Gebieten angelegt, sind heute noch zu finden.
Unter den Steppenflüssen Westturkestans, die zumeist im
Sande verlaufen, erreichen Amu und Syr (im Altertum Oxus und
Jaxartes — fast Donau) den Aralsee und der Jli den Balkaschsee.
Sie werden von dem Schneereichtum des Hochgebirges gespeist. Doch
ist auch der Wasserstand dieser drei Flußläufe ein sehr wechselnder.
Besonders aber sind die Mündungsgebiete seicht, mit weiten
Morästen bedeckt und für die Schiffahrt wenig geeignet. Sonst
werden sie teilweise befahren. Aber auch in den übrigen Ge-
bieten der Flüsse und Seen finden sich unwegsame Sumpfflächen,
mit Schilf bewachsen, so auch im Bereiche des Balkaschsees und
am Tfchu.
Das Klima ist ausgeprägt kontinental, die Beregnung gering.
Zwischen Tag und Nacht zeigen sich oft schroffe Gegensätze.
Auf den heißen Sommer, in dem die Sand- und Gesteinsmassen
nicht selten bis auf 45° erhitzt werden (Ausdörren des Bodens),
folgt der eisige Winter, der oft furchtbare Schneestürme (Burane)
im Gefolge hat. In den gebirgigen Gegenden sind die Niederschlags-
Verhältnisse günstigere. Auf größeren Höhen erfolgen sie natur-
gemäß in Form von Schnee. Lage und Nachbarschaft des ganzen
Gebietes bedingen diese Verhältnisse. (Nachweis!)
Die Steppen und Wüsten sind fast vegetationslos und nur
stellenweise, besonders in tiefer gelegenen Gegenden (mehr Feuchtig-
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Es ist etwa 5mal so groß wie das Deutsche Reich, hat aber
nur etwa 4,5 Mill. Einwohner. Das Innere Arabiens bildet ein
ödes Steppen- und Wüstenhochland, die höhere Stufe der
Syrischen Wüste. Die vorhandenen Randgebirge fallen zumeist
steil ab. Sie sind als gehobene Kalksteintafeln anzusprechen, denen
besonders an der Westküste (Bruchspalten) hin und wieder Basalt-
gestein und auch Lava ausgelagert sind. (Über die weitere Ent-
stehung dieser größten Halbinsel der Erde siehe Asien im allgemeinen
und Syrien!) Nirgends steigen die Gebirge zu größeren Höhen
auf, und nur an wenigen Stellen fallen die Bergränder unmittel-
bar zum Meere ab. Sowohl an der Ostküste als auch an der Süd-
küste, ganz besonders aber an der Westküste, ziehen sich schmale
Streifen flachen Landes hin.
Die Küste Arabiens ist im ganzen müßig gegliedert und hat
trotz ihrer Länge nur wenige gute Häfen. Hierin wie im Aufbau
und in der Eigenart des ganzen Landes sowie auch im Charakter
seiner Bewohner liegt es vor allem begründet, wenn Arabien —
trotz alter Kulturstätten ringsum, wie Ägypten, Syrien, Assyrien,
Babylonien, Persien, Indien — dennoch abgeschlossen blieb
(frei von der Vermischung mit fremden Völkern und von deren
Herrschaft) und heute noch zu den am wenigsten erforschten
Gebieten der Welt gehört. Wohin andererseits auch die Araber
erobernd vordrangen, überall haben sie ihr Volkstum, ihre Sprache
und ihre Religion streng bewahrt und sich gegenüber allen fremden
Einflüssen abwehrend verhalten. Und in ihrer Wüstenheimat
finden nur die kundigen Beduinen auf ihren schnellen edlen
Pferden und Reitkamelen die rechten Pfade. Dazu sind diese
wegen ihren Räubereien gefürchtet. Die Streitigkeiten betreffen
freilich zumeist den Besitz der vorhandenen Brunnen und der Oasen
mit ihren Dattelpalmen.
Arabien gehört aber auch zu den am wenigsten befeuchteten
und zugleich heißesten Gebieten der Erde. Der zumeist unbe-
wölkte Himmel spendet eine sengende Glut. Nirgends läßt sich in
den klaren aber kalten Nächten das zahllose Heer der Sterne
günstiger beobachten als hier. Der Tau bringt dann der spär-
lichen Vegetation der Wüstenhochebene ein wenig Erfrischung.
Nicht selten verwandelt er sich in Reif. Die Randgebiete Arabiens
sind etwas mehr beregnet, wenngleich auch hier weitgehendste künst-
liche Bewässerung die Fruchtbarkeit des Bodens noch erhöhen
hilft. So konnten die in den Küstenländern gewonnenen reichen
Erzeugnisse vor allem diesen Teilen des Landes zu dem Namen
des „Glücklichen Arabien" verhelfen. In erster Linie ist hier
freilich an die Landschaft Jemen zu denken. Die Bewässerung der
Halbinsel ist eine sehr dürftige. Eigentliche Flüsse und Seen
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Hafenplatz, Maskat, auf dem Wendekreise liegt (Dattelpalmen).
Hier werden u. a. auch die Perlen ausgeführt, welche im Bereiche der
im Persischen Meerbusen liegenden Bahreininseln gefischt werden.
Über den Hafen El Kuweit siehe Mesopotamien!
Ergebnis. Arabien (Grenzen! 5 mal Deutschland, 4,5 Mill. Ein-
wohner — die größte Halbinsel der Erde) ist im Innern ein ödes
Steppen- und Wüstenhochland. Die Randgebirge fallen steil ab (ge-
hobene Kalksteintafeln, aus Bruch spalten Basaltgesteine und Lava her-
vorgetreten, Gebirge nicht hoch, unmittelbarer Abfall zum Meere uur
an wenigen Stellen). An den Küsten, besonders an der Westküste,
liegen schmale Streifen flachen Landes. (Aufbau der Halbiusel!)
Die mätzige Gliederung, der Mangel an gutenhäfen, der Aufbau und
die Eigenart des Landes sowie der Charakter seiner Bewohner haben vor
Abb, 16. Aden.
Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyd.
allem zur Abgeschlossenheit und zur geringen Erforschung Arabiens
beigetragen (Kulturstätten ringsum — arabische Eroberer — Abge-
schiedenheit im Auslande — kundige und streitsüchtige Beduinen).
Arabien rechnet auch zu den am wenigsten benetzten und heißesten
Ländern der Erde. Am Tage herrscht eine sengende Glut. Die Nacht
zieht kalt und sternenhell herauf (Tau — Befeuchtung für die spärliche
Pflanzenwelt — wird oft zu Reif). Die Randgebiete sind etwas günstiger
befeuchtet (künstliche Bewässerung, üppige Vegetation, „Glückliches
Arabien"). Die Bewässerung der Halbinsel ist dürftig Müsse und
Seen fehlen, die Talrinnen (Wadis) sind nur zur Regenzeit mit Wasser
gefüllt]. In den Tälern der Küste gedeihen Dattel- und Kokospalmen,
Zuckerrohr, Baumwolle, Reis, Kaffee, Getreide, Indigo, Südfrüchte,
viele Obstarten, Oliven, Akazien (Gummi arabikum), Weihrauch- und
Myrrhenbäume (kostbare Harze) u. a. m. Die wichtigsten Vertreter
der Tierwelt sind Pferd (Nedschd), Kamel (Dromedar) und Schaf.
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Extrahierte Ortsnamen: Persischen_Meerbusen Mesopotamien Deutschland Arabiens
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fast schlammiger Zugang gehauen. Am Ufer erweitert sich dieser zu einem
kleinen Platz von demselben Charakter. Darauf stehen etliche offene Buden;
zerlumpte Verkäufer von beklexten Kieselsteinen, Blechflaschen mit abgekochtem
Jordanwasser, Dorngeflechten umkreisen den Ankommenden. Der Boden ist
zerstampft, wie der Rasen nach einer gründlich verregneten Vogelwiese, das
Buschwerk in den Schlamm getreten. Eier- und Orangenschalen und Papier-
setzen erhöhen den Eindruck. Der Platz wird von den russischen Pilger-
zügen, die in dieser Zeit täglich in Höhe von 50—100 Köpfen von Priestern
hierher geführt werden, zum Auskleiden benutzt. Dann waten sie alle, teil-
weise mit einem weißen Hemd bekleidet, das dadurch zum Sterbehemd geweiht
wird, ius Wasser, um unter dem Segensspruch des Priesters unterzutauchen.
Es soll ein höchst eigenartiges Bild sein, das wohl eine zutreffende Vor-
stelluug gibt von den Vorgängen bei der Taufe des Johannes.
Ii. Sven von Kevins *) Marsch nach Lhasa.
(»Im Herzen von Asien. Zehntausend Kilometer auf unbekannten Pfaden."
Von Sven von Hedin. Mit 407 Abbildungen, darunter 154 Separat- und Vollbilder
und 8 bunte Tafeln, und 5 Karten. Autorisierte Ausgabe. Zweiter Band. Leipzig,
F. A. Brockhaus, 1903. 570 Seiten, 20 Mark. S. 253, 257, 271—273, 283-284,
310, 328—329.)
(1. Sven von Hedins Verkleidung.) Eiligst kleidete ich mich in
den mongolischen Anzug und wurde vom Scheitel bis zur Sohle eiu
Mongole. Die während des Rittes zu gebrauchenden Instrumente, sowie
Tabak und Fernglas wurden in ihren Verstecken untergebracht. Schon vom
ersten Augenblicke an fühlte ich mich in meinem mongolischen Rocke sehr
gemütlich; er saß weich und gut, und das einzige, was ich entbehrte, waren
die vielen Taschen, die ich in meinem Ulster hatte. Der Kompaß und das
Marschroutenbuch wurden einfach vorn in den Rock gesteckt und von der
gelben Leibbinde festgehalten. Auf dem Kopfe trug ich eine gelbe Mütze
mit aufgekrempeltem Vorderrande. Die dicken, plumpen Mongolenstiefeln,
mit denen ich schon lange gegangen war, damit sie genügend getragen und
abgenutzt aussähen, paßten mir vortrefflich und waren infolge ihrer dicken
Sohlen und aufwärtsgekehrten Spitzen auf feuchtem Terrain außerordeut-
lich praktisch. Der Rock selbst hatte eine tiefdunkelrote Farbe. Der gelbe
Pelz war heute morgen nicht nötig, da die Sonne sehr freundlich schien und
Fliegen und Schmetterlinge die Luft erfüllten.
(2. Tibet.) Das Terrain in dieser Gegend ist vorzüglich, und wir
legten auf dem festen Boden mit größter Leichtigkeit beinahe 40 Kilometer
zurück. Die Hügel und Täler, die wir hierbei passieren, sind arm an Gras,
aber desto reicher an Kulanen und Aaken, die bei verschiedenen Gelegen-
heiten zu Hunderten auftraten. Sie nehmen aber auch mit Moosen und
Kräutern vorlieb, die unsere zahmen Tiere nicht fressen würden. Spuren
von Menschen fehlen noch. Von Zeit zu Zeit reitet einer von uns auf den
nächsten beherrschenden Hügel hinauf, um Umschau zu halten. Jetzt würden
*) Der Schwede Sven von Hedin bereiste Jnnerasien (Tarimslnß, Lop-nvr, Altin-tag,
8 ^V-Ecke der Gobi und Tibet) in der Zeit von 1900-1902; fein Versuch, nach Lhasa
vorzudringen, scheiterte: der Marsch ging vom Altin-tag (bzw. Lop-nor) nach Süden.
2) — wilde Esel.
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wir freilich, wenn wir Reiter oder ein Nomadenlager „sähen, als ehrliche
Pilger direkt dorthin reiten; aber wir mußten doch Ördek^) Gelegenheit
geben, vorher unbemerkt zu verschwinden und nach dem Lager Nr. Xliv
zurückzureiten.
Die Richtung ist Ostsüdost. Im Osten erhebt sich ein gewaltiges
Schneemassiv, und diesseits desselben liegt ein See von reinblauer Farbe.
Am Seeufer, längs dessen wir nach Südosten hatten ziehen wollen, stiegen
senkrechte, wie immer ziegelrote Sandsteinfelsen, das gewöhnliche Kennzeichen
der tibetischen Landschaft, unmittelbar aus dem Wasser empor. Sie zwangen
uns zu einem verdrießlichen Umwege nach Südwesten über beschwerliche
Hügel, hinter denen wir wieder ans Ufer gelangen und an ihm auf viel
bequemerem Terrain weiterziehen konnten. Konzentrisch längs des Ufers
geordnete Absätze und Wälle lassen auf den ersten Blick erkennen, daß dieser
Salzsee im Austrockuen begriffen ist . . .
Sobald wir in das Tal, in welchem ein Bach strömte, eintraten, nahm
die Steigung zu und wurde bald steil. Wir verließen das Tal und ritten
über Hügel von rotem, pulverisiertem Sandstein im Zickzack zum Passe
hinauf. Von dort kamen wir einen steilen Abhang in ein ziemlich breites,
südostwärts führendes Tal hinunter. In einer Talweitung lag der Kadaver
eines Schafes mit seiner Last, die aus Salz in einem zweiteiligen Beutel
bestand. Wahrscheinlich hatte eine tibetanische Schafkarawane unsere kleinen
Räuberseen besucht, wo das Salz an einigen Stellen offenliegt und leicht
erreichbar ist, und wo wir auch Spuren einer Herde gesehen hatten. Feuer-
statten werden immer häufiger; von tibetischen Mahlzeiten übriggebliebene
Knochen und Schädel liegen umher.
(3. Unsicherheit.) Als unser Tal nach Südwesten abschwenkte, ver-
ließen wir es und ritten über die nächste Bergkette, wo Schagdnr^) bald
einen ziemlich stark benutzten Weg entdeckte. Von dem Passe hatten wir
wieder eine umfangreiche, obgleich wenig aufmunternde Aussicht: Berge und
Kämme überall, soweit der Blick nach Süden und Südosten reichte. Kein
Mensch, kein schwarzes Zelt in Sehweite! Wir hatten also noch eine Frist
vor neugierigen Blicken; aber wir ahnten doch, daß verborgene, schleichende
Späher uns nicht aus den Angen ließen. Der Himmel ist bleischwer und
düster, und die Stundeu vergehen langsam und ermüdend. Auch der Tag
hat seine Spannung; wir wissen nichts von diesem Lande und seinen Ver-
Hältnissen; aber wir sind überzeugt, daß früher oder später etwas Außer-
gewöhnliches eintreten wird. Wir müssen jede Minute auf unserer Hut
sein, sonst wird uns ein Streich gespielt, wenn wir es am wenigsten er-
warten.
Von^ dem Passe folgten wir einem deutlich ausgetretenen Wege, der in
ein an Sümpfen, Tümpeln, Quellen, Bächen und üppiger Weide reiches
Tal hinunterführte. Der in Hülle und Fülle vorhandene Yakdung war
hier umgedreht worden, um besser zu trocknen; man beabsichtigte also, wieder-
zukommen und ihn zu holen. Überall waren Spuren von Nomadenlagern
sichtbar. Weiter abwärts schien die Weide abzunehmen. Als wir einen
strategisch geeigneten Platz fanden, beschlossen wir daher, für die Nacht
*) Ein Begleiter Sven von Hedins.
2) Ein anderer Begleiter Sven von Hedins.
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I. Die morgenlndischen Kulturvlker.
Die ltesten Spuren geschichtlichen Lebens weisen in das Stromgebiet des Nils einerseits und des Enphrats und Tigris andrerseits zu Vlkern, die dort der hamitischeu und hier der semitischen Rasse angehren: es sind das die gypter, die Babylonier nndassyrer. Alle Staatengrndungen dieser Völker gingen spter in dem groen Reiche der Perser auf, eines Zweiges der indogermanischen oder arischen Vlkerfamilie, die seitdem bis auf den heutigen Tag im Vordergrunde der Geschichte steht. Das Haupt-bindeglied zwischen den asiatischen und europischen Vlkern war jhr-hundertelang das Handels- und Jndustrievolk der Phnizier. Bei dem Zusammensto der asiatischen mit den europischen Ariern erliegen die Perser der hheren Kultur der Griechen. Zuletzt wird die gesamte Kulturwelt des Altertums im Weltreich der Rmer vereinigt.
1. Die gypter.
a) Das Land
Trotzdem das alte Wunderland gypten zwischen drei Weltteilen und zwei Meeren liegt, ist es doch vllig abgeschlossen; denn das schmale Thal-land von etwa 130 Meilen Lnge und 2 bis 3 Meilen Breite wird auf beiden Seiten von starren Felsen, im Westen von der lybischen und im Osten von der arabischen Bergreihe, hinter denen die tote Wste sich aus-dehnt, begrenzt. Im Sden tritt beim heutigen Assnan, das auf den Trmmern des alten Syene erbaut ist, der Nil in das Land, der es in ruhiger Strmung, ohne Zuwachs durch Nebenflsse, durchfliet, bis er, sich zuletzt im Flachland des Deltas in mehrere Arme teilend, in das mittellndische Meer sich ergiet. Dem Nil dankt das Land gypten sein Dasein. Ohne die Fluten dieses Stroms wrde der Wstensand alles Wachstum bis zur Kste des roten Meeres mit seiner todbringenden Gewalt erstickt haben. Daher nennt der griechische Geschichtschreiber Herodot das Land ein Geschenk des Nils". Dieser mchtige Strom spendet der Luft des heien Thales, das nur selten durch Regen erquickt wird, erfrischende Khle und Feuchtigkeit und durchwssert
Heinze, Die Geschichte. I. 2. Auflage. 1
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