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Die Flüsse, wie die reißende Waag, die Arva, waren bis vor ganz
kurzem ohne jede Spur von Regulierung, bald schmale Rinnen bildend, bald
mächtig breite Ströme; ungeheure Strecken des anliegenden Landes sind
vollständig versandet. Für die Schiffahrt sind diese Wasserläufe unbrauchbar;
sie werden nur zum Herabflößen der Stämme benutzt, welche genau in der-
selben Weise wie ans der Oder verbunden, mit demselben primitiven Steuer-
balken versehen, mit großer Geschicklichkeit in dem reißenden Fahrwasser
von den unseren oberschlesischen Floßleuten erstaunlich gleichen Slovaken
gelenkt werden.
Das Landschaftsbild in diesem ^wechselvollen Berglande, wo sich fort-
während wie neue Kulissen wieder andere, oft sanft geschweifte, öfter groteske,
steil und wild ansteigende, eigentümlich zerrissene, gefurchte Bergformationen
vorschieben und im Hintergründe das mächtige Massiv der Zentralkarpaten
wie auf hundert Terrassen sich aufbaut, muß auch den verwöhntesten Alpen-
reisenden anziehen.
Da treten wir urplötzlich und ungeahnt in deutsches Gebiet; an Stelle
der weitgedehnten slovakischen Dörfer mit ihren niedrigen, strohgedeckten,
verfallenen Hütten erheben sich vor dem erstaunten Blick die unverkennbaren
Türme und Häusermassen einer echtdeutschen Kleinstadt mit ihrem ganzen
anmutenden, etwas veralteten Zubehör. Wären wir noch im Zweifel, so
müßten uns die überall ertönenden Laute unserer Muttersprache belehren.
Wir sind im Bereich der deutschen alten Bergstädte mit ihrem noch jetzt
lebhaften Handel und der neuerdings schwunghaft betriebenen Holzindustrie.
Doch bald verschwindet wie eine kleine Insel dieses Stück Vaterland vor
unseren Augen, wir haben die Höhe des Gebirges erreicht; mit einem Schlage
sind wir in eine völlig verschiedene Vegetationszone gelangt; im Norden
überall dunkle Nadelwaldungen, soweit der Blick die Hunderte von Lehnen
und Kuppeln umfaßt, im Süden die eigentlich ungarischen unabsehbaren
Laubwaldungen. Hier steigen wir in das Land der Magyaren hinab, und
damit sind wir in einer ganz neuen, fremdartigen Völkerwelt. Es ist das
die Heimat des finnischen oder finnisch-türkischen Volkes, welches vor genau
1000 Jahren aus dem östlichen Europa mit seinen Reiterscharen unaufhaltsam
vordrang, die Theiß- und Donauuiederung als herrenloses Land in kom-
pakter Masse besetzte und seitdem als Gebieter das ganze ungarische Land
beherrscht. Um ein volles Jahrtausend glauben wir uns zurückversetzt, wenn
wir noch heut diese Hirten in der alten magyarischen Tracht, bedürfnislos,
mit denselben Sitten, Lebensgewohnheiten wie die alten Magyaren zur Zeit
des Einbruchs in Europa wiederfinden, wie sie die unermeßlichen Rinder-
und Pferdeherden weiden und den größten Teil ihres einförmigen Lebens
in der offenen Pußta verbringen.
(2. Magyarische Städte.) Auch die echtmagyarischen Städte sind
völlig verschieden von allen unseren westeuropäischen Städten. Von Budapest
und einigen oberungarischen Städten ist hier nicht die Rede. Budapest ist
eine europäische Großstadt, aber auch nichts weniger als ein Produkt des
unverfälschten magyarischen Lebens. Die wirklich magyarische Stadt, und
sei es selbst eine so große wie Debreczen, Kecskem6t oder Szeged, ist und
bleibt zum größten Teile reines Steppendorf. Der moderner, westeuropäischer
gestaltete innere Teil einer solchen Stadt weist allerdings in der neueren
Zeit europäischen Komfort, moderne Einrichtungen wie Wasserleitung, Gas-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Budapest Budapest Szeged
— 216
Viii. Fürst Kismarck in Ungarn.
(„Fürst Bismarcks Briefe an seine Braut und Gattin", herausgegeben
vom Fürsten Herbert Bismarck, 2. vermehrte Auflage. Stuttgart und Berlin 1906,
F. G. Cottafche Buchhandlung Nachfolger. S. 346—349.)
Szolnok, 27. 6. 52.
In den vorhandenen Atlanten wirst Du eine Karte von Ungarn finden,
auf dieser einen Fluß Theiß, und wenn Du den über Szegedin hinauf nach
der Quelle suchst, einen Ort Szolnok, von dem Dein Liebster Dir schreibt.
Ich bin gestern mit Eisenbahn von Pest nach Alberti-Jrsa gefahren,
wo ein junger Fürst Windischgrätz in Quartier liegt, der mit einer Prinzessin
von Mecklenburg, Nichte nnsres Königs, verheiratet ist. Dieser machte ich
meine Aufwartung, um der Großherzogin, ihrer Mutter, Nachricht von
ihrem Ergehen bringen zu können. Der Ort liegt am Rande der ungarischen
Steppen zwischen Donau und Theiß, welche ich mir Spaßes halber ansehen
wollte. Man ließ mich nicht ohne Eskorte reisen, da die Gegend durch be-
rittene Räuberbanden, hier Petyaren genannt, unsicher gemacht wird. Nach
einem komfortablen Frühstück unter dem Schatten einer schönhausigen Linde
bestieg ich einen sehr niedrigen Leiterwagen mit Strohsäcken und 3 Steppen-
Pferden davor, die Ulanen luden ihre Karabiner, saßen auf, und fort gings
im sausenden Galopp. Hildebrand und ein ungarischer Lohndiener auf dem
Vordersack, und als Kutscher ein dunkelbrauner Bauer mit Schnurrbart,
breitrandigem Hut, langen, speckglänzenden schwarzen Haaren, einem Hemd,
das über dem Magen aufhört und einen handbreiten dunkelbraunen Gurt
eigener Haut sichtbar läßt, bis die weißen Hosen anfangen, von denen jedes
Bein weit genug zu einem Weiberrock ist, und die bis an die Knie reichen,
wo die gespornten Stiefel anfangen.
Denke Dir festen Rasengrund, eben wie der Tisch, auf dem man bis
an den Horizont meilenweit nichts sieht als die hohen, kahlen Bäume der
für die halbwilden Pferde und Ochsen gegrabenen Ziehbrunnen (Pütt-
schwengel). Tausende von weißbraunen Ochsen mit armlangen Hörnern,
flüchtig wie Wild, von zottigen, unansehnlichen Pferden, gehütet von be-
rittenen halbnackten Hirten mit lanzenartigen Stöcken, unendliche Schweine-
Herden, unter denen jederzeit ein Esel, der den Pelz (bunda) des Hirten
trägt, und gelegentlich ihn selbst; dann große Scharen von Trappen, Hasen;
hamsterartige Zeisel, gelegentlich an einem Weiher mit salzhaltigem Wasser
wilde Gänse, Enten, Kiebitze waren die Gegenstände, die an uns und wir
an ihnen vorbeiflogen während der 3 Stunden, die wir auf 7 Meilen
bis Kecskemet fuhren, mit etwas Aufenthalt in einer Cfarda (einsames
Wirtshaus).
Kecskemet ist ein Dorf, dessen Straßen, wenn man keinen Bewohner
sieht, an das Kleine-Ende von Schönhausen erinnern, nur hat es 45 000
Einwohner, lauter Bauern, nngepflasterte Straßen, niedrige, orientalisch
gegen die Sonne geschlossene Häuser mit großen Viehhöfen. Ein fremder
Gesandter war da eine so ungewöhnliche Erscheinung, und mein magya-
rischer Diener ließ die Exzellenz so rasseln, daß man mir sofort eine Ehren-
wache gab, die Behörden sich bei mir meldeten und Vorspann für mich
requiriert wurde.
Ich brachte den Abend mit einem liebenswürdigen Offizier-Corps zu,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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— 217 —
die darauf bestanden, daß ich auch ferner Eskorte mitnehmen müsse, und
mir eine Menge Räubergeschichten erzählten. Gerade in der Gegend, nach
der ich reiste, sollen die übelsten Raubnester liegen, an der Theiß, wo die
Sümpfe und Wüsten ihre Ausrottung fast unmöglich machen. Sie sind
vortrefflich beritten und bewaffnet, diese Petyaren, überfallen in Banden
von 15 und 20 die Reisenden und die Höfe und sind am andern Tage
20 Meilen davon. Gegen anständige Leute sind sie höflich. Ich hatte den
größten Teil meiner Barschaft und die nette Knarruhr bei Fürst Windischgrätz
gelassen, nur etwas Wäsche bei mir, und hatte eigentlich etwas Kitzel, diese
Räuber zu Pferde, in großen Pelzen, mit Doppelflinten in der Hand und
Pistolen im Gurt, deren Anführer schwarze Masken tragen und dem an-
gesessenen Landadel angehören sollen, näher kennen zu lernen. Vor einigen
Tagen waren mehrere Gendarme im Gefecht mit ihnen geblieben, dafür aber
2 Räuber gefangen und in Kecskemet standrechtlich erschossen worden. Der-
gleichen erlebt man in unsern langweiligen Gegenden gar nicht.
Um die Zeit, wo Du heut morgen aufwachtest, hast Du schwerlich
gedacht, daß ich in dem Augenblick in Cumanien, in der Gegend von
Felegy-haza und Csongrad mit Hildebrand im gestreckten Galopp über die
Pußta (Steppe) flog, einen liebenswürdigen, sonnenverbrannten Ulanen-
offizier neben mir, jeder die geladenen Pistolen vor sich auf dem Heu
liegend, und ein Kommando Ulanen, die gespannten Karabiner in der
Faust, hinterherjagend. Drei schnelle Pferdchen zogen uns, die unweigerlich
Rosa (sprich Ruscha), Csillak (Stern) und der nebenlaufende Petyar (Vaga-
bund) heißen, von dem Kutscher ununterbrochen bei Namen und in bittendem
Tone angeredet werden, bis er den Peitschenstil quer über den Kopf hält
und mega mega (halt an) ruft; dann verwandelt sich der Galopp in sausende
Karriere. Ein sehr wohltuendes Gefühl.
Die Räuber ließen sich nicht sehen; wie mir mein netter brauner
Leutnant sagte, würden sie schon vor Tagesanbruch gewußt haben, daß ich
unter Bedeckung reiste, gewiß aber seien welche von ihnen unter den würdig
aussehenden stattlichen Bauern, die uns auf den Stationen aus den ge-
stickten, bis zur Erde gehenden Schafpelzmänteln ohne Ärmel ernsthaft be-
trachteten und mit einem ehrenfesten iltein adiamek (Gelobt sei Gott)
begrüßten.
Die Sonnenhitze war glühend den ganzen Tag, ich bin im Gesicht
wie ein Krebs so rot. Ich habe 18 Meilen in 12 Stunden gemacht, wo-
bei noch 2 bis 3 Stunden, wenn nicht mehr, auf Umspannen und Warten
zu rechnen sind, da die 12 Pferde, die ich brauchte, für uns und die Be-
deckung erst gefangen werden mußten. Dabei waren vielleicht 1is des Weges
tiefster Mahlsand und Dünen wie bei Stolpmünde.
Um 5 kam ich hier an, wo ein buntes Gewühl von Ungarn,
Slowaken, Walachen die Straßen (Szolnok ist ein Dorf von etwa
6000 Einwohnern, aber Eisenbahn und Dampfschiffstation an der Theiß)
belebt und mir die wildesten und verrücktesten Zigeunermelodien ins Zimmer
schallen. Dazwischen singen sie durch die Nase mit weit aufgerissenem
Munde in kranker, klagender Molldissonanz Geschichten von schwarzen Augen
und von tapferm Tode eines Räubers in Tönen, die an den Wind erinnern,
wenn er im Schornstein lettische Lieder heult. Die Weiber sind im ganzen
gut gewachsen, aber von Gesicht, bis auf einige ausgezeichnet schöne, nicht
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
— 25 —
genannten Gebirge durch Anlegung von Kunststraßen überwunden
wird. Zu Erreichung dieses Zweckes wäre aber der Österreich-Ungarischen
Monarchie mehr Ruhe und Frieden im Innern des Landes vonnöten.
Aus dem Gesagten geht aber deutlich hervor, daß Österreich-Ungarn als
Durchgangsland in Verkehr und Handel eine hohe Bedeutung
zukommt. Es vermittelt zwischen dem Abend- und Morgenlande,
zwischen dem östlichen Deutschland und dem westlichen Rußland
einerseits und dem Adriatischen Meere andererseits.
Bei aller Mannigfaltigkeit der Bodenformen — im einzelnen
betrachtet — ist doch wiederum im Aufbau des ganzen Landes eine
gewisse Gesetzmäßigkeit und Einheitlichkeit zu erkennen. Um das
Becken von Wien, die Oberungarische und die Niederungarische
Tiefebene, welche sich als Einbruchsbecken kennzeichnen, lagern sich die
umrandenden Faltengebirge. Den Südwesten des Landes nehmen
die Ostalpen ein, die fast ganz dem österreichischen Reichsgebiet
angehören. Nur ihre Nord- und Südabdachung fällt in deutsches
bzw. italienisches Gebiet. Ihre Fortsetzung bilden nach Südosten
der Karst und das Dinarische Gebirge, nach Nordosten die Kar-
Paten, welche in einem gewaltigen Bogen das Ungarische Tief-
land umschließen und — wie die Alpen — aus einer mittleren Ur-
gesteinsschicht und zwei seitlichen Kalk- und Sandsteinzonen
bestehen. — In den Beckenlandschaften lagerte das Tertiärmeer seine
Schichten ab, und am Rande derselben, wie z. B. am Ostfuße der
Alpen, am Ungarischen Erzgebirge, traten aus den Bruchspalten
Ernptivmassen (Trachytu. a.) sowie zahlreiche heiße Quellen hervor.
Die Hauptwasserader des Landes, die Donau, verbindet alle
diese Gebiete, und nicht mit Unrecht hat man Österreich-Ungarn als die
Donauländer bezeichnet. Die Donau sammelt fast alle Gewässer der
Tieflandsbecken, der Alpen und der Karpaten. — Außerhalb des
Stromgebietes der Donau liegen dasböhmisch-Mährischestusen-
land oder die Sudetenländer mit ihren Randgebirgen und den
Hauptwasseradern der Elbe, der March und der Oder, die übrigen
Landschaften an der äußeren Abdachung der Karpaten (Öfter-
reichifch-Schlesien, Galizien, Bukowina), welche ihre Gewässer
zur Oder, zur Weichsel, zum Dnjestr und zum Pruth (Donau) ent-
senden, das Küstenland am Adriatischen Meere und Südtirol,
das von der Etsch mit der Eisack entwässert wird.
Wir betrachten nun nacheinander die Alpenländer und die Karst-
länder, die Sudetenländer und die Karpatenländer.
Die Ostalpen erfüllen fast die Hälfte des österreichischen
Gebietes.
Die Nördlichen Kalkalpen werden durch den Mittellauf des
Inn, durch das obere Salzachtal (den Pinzgan) und das obere
Ennstal von den kristallinischen Zentralalpen geschieden. Sie
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Ungarischen_Erzgebirge Donau Donau Karpaten Donau Karpaten Galizien Bukowina Donau
— 35 —
Tal der Gasteiner Ache, einem Nebenflusse der Salzach, liegen Wild-
bad und Hof Gastein. Ersteres ist durch seine warmen Quellen
berühmt, welche seit alter Zeit bekannt sind. Auch Kaiser Wilhelm I.
weilte gern hier. Zell am See, nördlich von der Salzach, ist eben-
falls ein sehr beliebtes Ziel der Touristen. — Von Salzburg führt die
Tauernbahn über die Hohen Tauern, die Karawanken und die
Julischen Alpen nach Trieft.
Das Herzogtum Kärnten (10 300 qkm = x/2 Württemberg,
375000 Einw., 37 auf 1 qkm) wird von der Drau durchflössen. In
seinen Tälern herrscht rechte Fruchtbarkeit. Dort lohnt denn auch
der Ackerbau. Das Land liefert zudem Blei und ein ausgezeichnetes
Eisenerz. Bergbau und Metallindustrie sind daher für die Be-
wohner wichtige Erwerbsquellen. Die Hauptstadt des Landes ist
Klagenfurt (25 000 Einw.), am rechten Ufer der Glan (daher der Name
der Stadt — Furt der Glan). Sie liegt in einem freundlichen, frucht-
baren Becken, das außergewöhnlich dicht besiedelt ist. Zahlreiche Burg-
ruinen und Schlösser zieren die Umgebung der Stadt. Vom nahen Kreuz-
berg hat man eine herrliche Aussicht auf die Karawanken. Der nahe-
gelegene Wörth er See, dessen Ufer mit reizenden Villen und freund-
lichen Dörfern wie übersät erscheint, ist auch ein sehr beliebtes Reiseziel.
Nördlich von Klagenfurt liegt das bedeutende Eisenbergwerk Hütten-
berg. Villach an der Drau ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt.
In seiner Umgebung liegen mehrere Eisenhämmer und Fabriken. Westlich
von Villach, bei dem Dorse Bleiberg, befindet sich das größte Blei-
bergwerk Europas.
Das Herzogtum Steiermark (22 500 qkm = Württemberg,
lx/2 Mill. Einw., 63 auf 1 qkm), im Gebiete der Drau und Mur,
(am Nord- und Südrande verlaufen Enns und Sau) hat fruchtbare
Täler, eine ganz bedeutende Eisenerzgewinnung und eine damit
im Zusammenhang stehende lebhafte Eisenindustrie aufzuweisen. Das
gewonnene Eisen ist von besonderer Güte und hat Weltruf. Be-
rühmt ist der Erzberg bei Eisenerz am Nordrande Steiermarks,
unweit der Enns. Zahlreiche Eisenhütten hat Leoben an der Mur.
Bedeutend ist auch der Braunkohlenbergbau, der den industriellen
Anlagen den nötigen Brennstoff liefert, sofern nicht die Wasserkraft aus-
genutzt wird. Abwärts an der Drau erheben sich Bruck, das ebenfalls
eine Reihe von Eisenfabriken besitzt, und Graz, die Hauptstadt des Landes.
Sie ist mit ihren 160 000 Einwohnern die größte Stadt in den Alpen.
Sie hat eine umfangreiche Industrie und einen regen Handelsver-
kehr und besitzt eine gut besuchte Universität. Bruck und Graz liegen an
der Semmeringbahn Wien—trieft. Nördlich von Bruck ist Maria-Zell
ein bekannter und vielbesuchter Wallfahrtsort. Marburg an der Drau,
im südlichen Steiermark, ist zwar noch eine vorwiegend deutsche Stadt,
aber die ganze Umgebung hat zumeist schon slowenische Bewohner. Hier
3 *
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
— 38 —
zur Sau und zur Drina. Die Herzegowina liegt noch in der Karst-
region. Sie wird von der Narenta durchflössen. In ihrem Gebiete
sowie in einigen anderen Tälern (Poljen) kann ergiebiger Ackerbau
betrieben werden. Der größere Teil des Landes ist aber öde und wald-
arm, auch ohne mineralische Schätze. Der Boden wird mehr zu Weide-
platzen ausgenutzt. Der Hauptort der Herzegowina ist das im Tale
der Narenta reizvoll gelegene Mostar. Bosnien gehört nur noch im
kleineren westlichen Teile dem Karstgebiete an. Obwohl vor-
wiegend gebirgig, ist es doch durch Bodenfruchtbarkeit und Klima
in größerem Maße für Acker- und Wiesenbau geeignet. Der Obst-
bau liefert vorzüglich Pflaumen. Dazu sind die Gebirge waldreich.
Auch die Ausbeute der Kohlen-, Erz- (Eisen, Blei, Kupfer, Queck-
filber) und Salzlager ist recht gewinnbringend. Das Land be-
sitzt auch eine große Zahl von Mineralquellen. Seit es unter-
österreichischer Herrschaft steht (Bosnien und die Herzegowina
werden seit 1878 von Österreich verwaltet und bilden seit 1908 eine
österreichische Provinz), erholt es sich wirtschaftlich mehr und mehr
von der einstigen türkischen Mißwirtschaft. Der größere Teil
der Bewohner sind Serben, der kleinere Kroaten. Dem religiösen
Bekenntnis nach sind sie teils Christen (und zwar griechisch- oder
römisch-katholisch), teils Mohammedaner. Zu letzteren rechnet der
Adel des Landes. Als die Türken das Land eroberten, trat dieser zum
Islam über, um seinen Besitz zu retten. Die dem Christentum treu
gebliebenen Bewohner wurden verachtet und hatten unter der Türken-
Herrschaft schwer zu leiden. Die Hauptstadt Bosniens ist Serajewo
(40 000 Einw.). Sie liegt malerisch in einer von Bergen eingeschlossenen
Seitenbucht des Bosnatales. Moscheen und Minaretts erinnern lebhaft
an die einstige Herrschaft der Türken. Die Bewohner betreiben eine
lebhafte Industrie. Auch der Handel der Stadt ist bedeutend.
Dazu ist sie der Hauptsitz des bosnischen Adels. Serajewo und Mastar
liegen an der Bahnlinie, welche an der Donau (bei Brod) ihren Anfang
nimmt, durch das Bosna- und Narentatal verläuft und bei Ragnfa, dem
Hafenplatz an der Adria, endet.
Das Österreichische Alpenvorland nehmen die beiden Erz-
Herzogtümer Oberösterreich oder Österreich ob der Enns (im Westen)
und Niederösterreich oder Österreich unter der Enns (im Osten) ein.
(32 000 qkm = Pommern, 4 Mill. Einw., 122 auf 1 qkm.)
Die Westgrenze Oberösterreichs wird durch den Inn mit der
Salzach, die Östgrenze durch die Enns (Österreich ob der Enns) ge-
geben. Traun und Donau durchfließen das Gebiet. Nördlich der
Donau wird das Land von dem südöstlichen Teile des Böhmer
Waldes und den Hochflächen, die mit ihm im Zusammenhange stehen,
erfüllt (Greiner Wald). Das Land südlich der Donau ist zum
Teil noch Alpen gebiet. Hierher gehören auch einige der herrlichen
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
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Seen des Salzkammergutes, wie der Hallstätter, der Traun-
oder Gmundner See, welche von der Traun durchflössen werden.
Ihre Zuflüsse führen ihr das Wasser fast aller übrigen Seen des Salz-
kammergutes zu. So vermittelt die Ager den Abfluß des St. Wolfgang-
Sees, die Ischl den des Attersees. Das mittlere Gebiet Ober-
Österreichs, das den westlichen Teil des Alpenvorlandes einnimmt, ist
besonders zwischen Traun und Enns von großer Fruchtbarkeit.
Zwischen Traun und Inn herrscht großer Waldreichtum, besonders
im Gebiete des Hausrucks und seiner Ausläufer. Diese Gegend ist
zudem reich an Braunkohlen. — Klima und Befeuchtung sind dem
Ackerbau günstig. Auch die Viehzucht steht aus hoher Stufe. In
den Orten des Salzkammergutes — wie in Ischl und Hallstatt —
befinden sich große Salzwerke. Die Eisenindustrie Oberöster-
reichs — im Mittelpunkte derselben liegt Steyr an der Enns — ist
in erster Linie auf die Eisenerzlager des nahe gelegenen Steiermark
zurückzuführen. Die steyrischen Eisen- und Stahlwaren sind berühmt.
Der Fremdenverkehr hat seinen Sammelpunkt in Gmunden am
Traunsee. Ischl im Mittelpunkt des Salzkammergutes und Gmunden
sind gern aufgesuchte Kurorte. Auch das eben erwähnte Hallstatt
hat eine an Naturschönheiten reiche Umgebung. Von ihm hat man einen
herrlichen Blick auf den ^Dachstein. Um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts entdeckte man in der Nähe dieses Ortes eine keltische Be-
gräbnisstätte mit vielen Gräbern und Bronzegegenständen — eine will-
kommene Stätte für Altertumsforscher. — Die Hauptstadt Ober-
österreichs ist Linz an der Donau (65 000 Einw.), im fruchtbaren
Linzer Becken. Sie liegt am Kreuzungspunkt der Donaustraße und
der nordsüdlichen Straße, auf welcher dem salzarmen Böhmen das Salz
des Salzkammergutes zugeführt wird. Dazu mündet unweit von Linz
die schiffbare Traun in die Donau. So nahm es einen bedeutenden
Aufschwung und wurde zu einem wichtigen Stapelplatz des Donauhandels.
Zudem kreuzen sich hier mehrere Eisenbahnlinien.
Auch Niederösterreich oder Österreich unter der Enns wird
durch die Donau in zwei Hälften geteilt. Im Osten grenzt es an
die March (Kleine Karpaten) und die Leitha (Leithagebirge). Das
südlich der Donau gelegene Gebiet wird in der Hauptsache von den
Österreichischen Alpen (Schneeberg) eingenommen, welche mit ihrer
Fortsetzung, dem Wiener Walde, die Donau erreichen. Das Land
nördlich der Donau ist im Westen mehr eine von tief einschneidenden
Flüssen durchbrochene Hochfläche, welche sich nach Osten zum Marchfelde
hin verflacht. Das geschichtlich denkwürdige Marchfeld (hier liegen auch
unweit von Wien die Schlachtorte Aspern und Wagram) ist zeitweise
von steppenartigem Aussehen, zeitweise dagegen überflutet. Die frucht-
barsten Teile Niederösterreichs liegen im Gebiete der Donau: das Tullner
Feld und das Wiener Becken (Bodenerzeugnisse siehe oben!). Auch
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
die gewerbliche Tätigkeit der Bewohner Niederösterreichs ist von hoher
Bedeutung. Die Eisenindustrie muß wiederum besonders hervor-
gehoben werden.
Etwa im Mittelpunkte des Tullner Feldes liegt Tulln an der
Donau. Es gehört zu den ältesten Städten des Donaugebietes. Fluß-
aufwärts erhebt sich Krems mit bedeutendem Weinbau in seiner Um-
gebung. Die Bewohner treiben lebhaften Handel mit Wein, Obst
und Getreide. — In dem schon erwähnten fruchtbaren Wiener Becken
liegt die Hauptstadt Niederösterreichs und zugleich die Haupt- und
Residenzstadt des Österreichischen Kaiserstaates, Wien. Von ihr heißt es
im Volkslieds: 's gibt nur a Kaiserstadt, 's gibt nur a Wien. Und die
lustigen Wiener haben damit nicht so unrecht. Schon die Lage Wiens
(des Vindobona der Römer) ist eine überaus günstige. Hier kreuzen
sich die Donaustraße und die Straße, welche von der Ostsee durch
die Mährische Pforte und im Tale der March abwärts führt
und jenseits von Wien über den Semmering zur Adria verläuft.
Dazu liegt es auf der Grenzscheide nicht nur von deutschem, slawi-
schem und magyarischem Gebiete, sondern auch auf der Grenze
von Ländergebieten mit verschiedenen Wirtschaftsverhältnissen
und Wirtschaftsinteressen. Hier scheidet sich z. B. der mehr land-
wirtschaftliche Osten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie von dem
vorwiegend industriellen Westen. Kein Wunder, daß in Wien ein be-
deutender Warenaustausch erfolgte, und daß die Stadt zu einem wichtigen
Handels- und Jndustriemittelpunkt wurde. — Wien hat heute
zwei Mill. Einwohner. Zur Weltstadt konnte es freilich erst nach der
Befreiung Ungarns von der Türkenherrschast heranwachsen. Es ist dazu
außerordentlich schön am Fuße des Wiener Waldes und am blauen
Donaustrom gelegen. Als viert größte Stadt Europas ist sie auch
eine der schönsten Städte des Kontinents, ja der Welt. Auch ihre
Umgebung hat große landschaftliche Schönheiten aufzuweisen. In der
Stadt sind eine Anzahl prächtiger Bauten aus dem Sandstein der Öster-
reichischen Alpen und ihrer Ausläufer aufgeführt. Unter diesen ist be-
sonders der Stephansdom hervorzuheben, dessen Inneres herrliche
Altäre, Bildsäulen und Kronleuchter schmücken. Sein über 130 m hoher
Turm gestattet an einigen Stellen Ausblicke auf das Häusermeer der
Stadt. In ihm hängt eine mächtige Glocke, welche einst aus eroberten
türkischen Kanonen gegossen wurde. •— Auch das geistige Leben Öster-
reichs hat hier seinen Mittelpunkt. Wien besitzt eine Universität, eine
technische Hochschule, dazu zahlreiche andere Bildungsstätten, Museen
und Sammlungen. Die Musik hat hier eine ausgezeichnete Pflegestätte.
Wer das eigenartige Volksleben Wiens kennen lernen will, der muß
den Prater aufsuchen, der in der Nähe der Stadt auf einer großen
Donauinsel liegt. In diesem Lustgarten mit seinen herrlichen Anlagen,
Alleen, Waldpartien und Wiesengründen pulsiert das echte Wiener Leben.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederösterreichs Donau Donaugebietes Niederösterreichs Wien Wien Wiens Wien Adria Wien Wien Ungarns Europas Wien Wiens Donauinsel
— , 41 —
Der Wiener ist liebenswürdig und zuvorkommend, heiter und lebenslustig.
— Zu den schönsten Straßen Wiens gehört die fast 60 in breite Ring-
straße, welche an die Stelle der ehemaligen Festungswälle und des
Festungsgrabens getreten ist. Wien wird von Fremden mit großer Vor-
liebe besucht. — Südwestlich von Wien erhebt sich das Kaiserliche
Lustschloß Schönbrunn.
Südlich von Wien liegen noch an der Semmeringbahn Baden,
einer der schönsten Badeorte Österreichs (Schwefelquellen) und Wiener-
Neustadt (30000 Einw.) mit bedeutender Industrie (vor allem
Maschinen- und Textilindustrie) und lebhaftem Handel.
Ergebnis. Österreich-Ungarn — im Südosten Mitteleuropas —
trägt in erster Linie die Kennzeichen eines umfangreichen Binnenstaates.
<Natur- und Staatengrenzen nennen!)
In unser Vaterland führen seine wichtigsten Wasserstraßen (Elbe,
Donau). Auf der Elbe bewegt sich ein großer Teil des österreichi-
schen Handels zur Nordsee und zum Atlantischen Ozean (Bedeutung
des Transithandels für Deutschland). Mit Deutschland ist Österreich-
Ungarn auch geschichtlich verknüpft. Erst 1866 schied es aus dem
Deutschen Bunde (viele Deutsche in Österreich).
Auf der entgegengesetzten Seite führen die Handelsstraßen
(Morawa-, Wandarstraße, Orientlinie, Donanstraße) zum Ägäischen
und Schwarzen Meere, nach Griechenland und hinüber nach Kleinasien
(Gefahren durch asiatische Horden — Magyaren).
Aber auch Österreichs Anteil an der Adriatischen Meeresküste ist
trotz der Scheidung der Hauptmasse des Landes von dieser durch un-
wirtliche Gebirge (Karst- und Dinarisches Gebirge) nicht zu unterschätzen
(gegliederte Steilküste). Die vorhandenen Häfen (Trieft, Finme, Zara,
Spalato, Ragusa, Cattaro) gehen einer besseren Zukunft entgegen
(Kunftstraßen — Frieden im Innern des Landes nötig). — Österreich-
Ungarn hat also eine hohe Bedeutung für den Durchgangshandel
(Nachweis).
Obwohl sich im einzelnen eine große Mannigfaltigkeit der Boden-
formen zeigt, so herrscht doch im Aufbau des ganzen Landes eine ge-
wisse Einheitlichkeit. Das Becken von Wien, die Oberungarische und
Niederungarische Tiefebene (sämtlich Einbruchsbecken, Schichtenab-
lagerungen des Tertiärmeeres) nebst ihren Randauffaltungen (Ostalpen,
Karst, Dinarisches Gebirge, Karpaten) werden durch die Donau ver-
bunden. Außerhalb des Stromgebietes der Donau liegen die Sudeten-
länder (Böhmen, Mähren — Hauptwasseradern: Elbe, March, Oder),
die übrigen Landschaften an der änßeren Abdachung der Karpaten
(Österreichisch-Schlesien, Galizien, Bukowina — die Gewässer eilen zur
Oder, zur Weichsel, zum Dnjestr und zum Pruth (Donau) —, das Küsten-
land an der Adria und Südtirol—wasseradern: die Etsch mit der Eisack).
Die Ostalpen gehören fast ganz zum österreichischen Reichsgebiet.
Zu den nördlichen Kalkalpen rechnen die in ihren nördlichen Teilen
deutschen Algäuer- (Jller), Bayrischen- (zwischen Lech und Inn) und
Salzburger Alpen (zwischen Inn und Salzach), dann das seenreiche
Salzkammergut mit dem Dachstein (3000 m) und die Österreichischen
Alpen. Sie enden am Wiener Walde.
Die Zone der Zentralalpen bilden die Ortler Alpen (Ortler 3900 m,
Ursprung des Oglio, Stilfser Joch, 2750 m, von der Etsch — Vintsch-
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— 43 —
Die gefürftete Grafschaft Tirol (in den Flußgebieten des Inn
und der Etsch, verbunden durch Reschen-Scheideckpaß und Brennerpaß),
Hauptstadt: Innsbruck (30000 Einw., Beginn der Brennerstratze,
schöne Lage, vielbesuchte Universität). Östlich Hall (Saline). Im Inn-
tale: Landeck (Arlbergbahn) und Finstermünz. Unweit der bayrischen
Grenze: Kufstein (Fremdenverkehr). An der Brennerbahn, (Eisack- und
Etschtal) die Kurorte Brixen (Pnstertalbahn), Bozen (an der Mündung
der Eisack iu die Etsch — herrlicher Blick auf die Dolomiten), Trient
(25000 Einw., Wein- und Obstbau) und Rovereto (Seidenindustrie).
Am Gardasee: Riva und Arco (Winterkurorte). An der oberen Etsch:
Meran (weltberühmter Höhenkurort — unweit die Stammburg Tirol).
Das Herzogtum Salzburg (Flußgebiet der Salzach — Viehzucht,
Salzgewinnung, Fremdenverkehr), Hauptstadt: Salzburg (33 000 Einw«,
herrlich gelegen zu beiden Seiten der Salzach, zahlreiche Kirchen, Dom,
Hohensalzburg, Sammelpunkt für die Fremden). Flußabwärts: Hallein
(Salzindustrie). An der Gasteiner Ache: Wildbad und Hof Gastein
(berühmt durch warme Quellen, Lieblingsanfenthalt Kaiser Wilhelms I).
Zell am See, beliebtes Tonristenziel. — Tauernbahn von Salzburg
nach Trieft.
Das Herzogtum Kärnten (Flußgebiet der Drau — Täler frucht-
bar: lohnender Ackerbau — Blei- und Eisenerze — Metallindustrie),
Hauptstadt: Klagenfurt (23000 Einw., fruchtbares Becken, dicht be-
siedelt, Ruinen und Schlösser, herrliche Aussicht auf die Karawanken,
unweit Eisenbergwerk Hüttenberg und Wörther See — beliebtes Reise-
ziel), Villach (Eisenbahnknotenpunkt, Eisenhämmer und Fabriken) —
Dorf Bleiberg (grötztes Bleibergwerk Europas).
Das Herzogtum Steiermark (im Gebiete der Drau und Mur, Enns
und Sau — fruchtbare Täler, bedeutende Eisenerzgewinnung und Eisen-
industrie — Erzberg bei Eisenerz am Nordrande — Leoben an der
Mur, viele Eisenhütten — Braunkohlenbergbau). An der Drau: Bruck
(Eisenfabriken) und Graz, die Hauptstadt des Landes (160000 Einw.,
größte Stadt in den Alpen, lebhafte Industrie, reger Handel — Uni-
versität). Nördlich von Bruck: Maria-Zell (Wallfahrtsort). Bei Mar-
bürg an der Drau (deutsch, Handel mit Wein, Obst, Getreide und Holz)
kreuzen sich Semmering- und Drautalbahu. Bruck, Graz und Mar-
bürg liegen an der Semmeringlinie.
Das Herzogtum Krain (Flußgebiet der oberen Sau und ihres
Nebenflusses, der Laibach — Karst — Quecksilber, Jdria — Eiseuge-
winnung unbedeutender). Hauptstadt: Laibach (40000 Einw., Lage,
Getreidemarkt). Adelsberg, Adelsberger Grotte (Höhlenbildung des
Karst — Olm), Zirknitzer See.
Das Küstenland mit der Grafschaft Görz, der reichsuumittelbaren
Stadt Triest mit ihrem Gebiete und der Markgrafschaft Jstrien (im
nördlichen Alpenteil der Jsonzo — im Süden Karstgebiet — an der
Mittelmeerküste italienisches Klima, Südfrüchte — Slawen und Italiener).
Hauptstadt der Grafschaft Görz: Görz (schöne Lage am Jsonzo,
mildes Klima, Obst- und Weinbau, lebhafter Handel, Winterkur-
ort). Trieft (200000 Einw., erster Seehafen Öfterreichs, bedeutendste
Handelsstadt am Adriatischen Meere, malerische Lage, Endpunkt der
»emmeringbahn, lebhafter Handel, Österreichischer Lloyd, unweit
Schloß Miramare). Pola (Seefestung ersten Ranges, Kriegshafen),
Abbazia (herrlicher Winterkurort am Golf von Qnarnero).
Das Königreich Dalmatien (österreichische Provinz — Küstenland
«tit Adriatischen Meere — größere Teil gebirgig und rauh: Viehzucht
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TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
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