1873 -
Harburg
: Elkan
- Hrsg.: Backhaus, Johann Christian Nikolaus, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
172
blätter (als Arznei gebraucht), Manna (am Sinai); edle Pferde, Kameele.
— b« Die Einwohner zerfallen in die räuberischen Beduinen (Nomaden,
„Kinder der Wüste") und die seßhaften Araber der Oasen und Städte;
sie leiten ihren Ursprung von Jsmael her. Arabien ist die Heimat des
Islam (Muhammed, 622 n. Chr.). Im vorigen Jahrhundert stiftete
Abdul Wahab die Sekte der Wahabiten, welche die Tradition (Ueber-
lieferung) verwerfen und Muhammed keine göttliche Verehrung beweisen.
Dem Namen nach ist der türkische Sultan Oberherr des Landes, in
Wirklichkeit herrscht er nur über die Landschaft Hedschas. — c) Städte:
a. In Hedschas (am rothen Meer): *Mekka („die Mutter der Städte"),
45 T., Geburtsort Muhammeds; die große Moschee Beit-Ullah, d. i. Haus
Gottes, mit dem heil. Brunnen Zemzem (Hagarsbrunnen) und der Kaaba
(würfelähnlich, 10u1 hoch, 2000 I. vor Erschaffung der Welt im Himmel er-
baut; der schwarze Stein); jährlich 200,000 Pilger, 5 Monate Markt. *Medina
(d. h. „die Stadt"), 20 T., die zweite heilige Stadt der Muhammedaner, in
einer Palmenebene am Wüstenrande; Flucht Muhammeds 622; in den Moscheen
die Gräber Muhammeds, seiner Tochter, seiner beiden ersten Nachfolger und
ein leeres für Christus, der nach Verkündigung des jüngsten Tages, wie die
Muhammedaner glauben, sterben wird.
1- 1). In Jemen (Dsch), dem s. g. „glücklichen Arabien;" *Mokka, Hafen,
Kaffee-Ausfuhr und Handel mit Indien. Im S. W. die Festung Aden (das
^Gibraltar des £>.") und die Felseninsel Perim am Eingänge des rothen
Meeres, im Besitze der Engländer. — Die einförmige Südküste heißt Hadra-
maut; auf der S.-O.-Küste liegt die dattelreiche Landschaft Oman mit dem
Hafenorte Maskat. Im persischen Meerbusen die Bahrein-Inseln mit berühmter
Perlenfischerei. — Das nördliche Binnenland oder Nedsched; bewohnt von
Wahabiten, reich an Pferden.
o. Die Halbinsel des Sinai oder das peträische Arabien (von der
untergegangenen Stadt Petra). Das mächtige Granitgebirge des Sinai be-.
steht aus 2 Berggruppen; der Dschebel-Musa, d. i. Mosesberg, ist 2600“ hoch
(das Katharinenkloster, vom Kaiser Justinian erbaut, 1600“).
45. Asiatische Türkei. (32,ooo', Um., 16 Mill. E., dar-
unter 3 Mill. Christen). Das reiche, schöne Land ist unter türkischer
Herrschaft verödet; im Innern räuberische Nomaden, in den Küstenstädten
blühende Fabriken (Waffen, Leder, Weberei, Färberei) und Handel mit
Seide, Baumwolle, Wein, Korinthen, Nosinen, Feigen, Badeschwämmen,
Meerschaum u. s. w. — Die „Levante" umfaßt die asiatische Türkei, im
weitern Sinne auch die europäische nebst Griechenland und Aegypten.
a. Kleinasien oder Natolien, die gebirgige Halbinsel zwischen
dem mittelländischen, ägäischen und schwarzen Meere. (Im S. der Tau-
rus, im O. der Anti-Taurus. Ins schwarze Meer fließt der Kisil-Jrmak,
der Halys des Krösus; ins ägäische Meer der Mendcres oder Mäander,
durch seine Krümmungen bekannt; in die Straße der Dardanellen, im
Gebiet des alten Troja, der Skamander; in den westl. Theil des Mar-
mara-Meeres der Gram kus, durch Alexanders d. Gr. Sieg berühmt.)
*S»nyrna am ägäischen Meere, 150 T., erste Handelsstadt der Levante;
oft von der Pest heimgesucht. 8 Meil. südlich die Ruinen von Ephesus; östlich
die Ruinen von Sardes, Hptst. im alten Lydien. -Skutari am Bosporus,
100 T., Vorstadt und Begrübnißplatz von Konstantinopel. — Südl. davon
Brussa, 100 T.; Tapeten, Seiden-, Gold- und Silberstoffwaren; in
der Nähe berühmte Meerschaumgruben. Nordöstl. davon Jsnik, das alte
Nicöa, Koncil 325; früher Doppelmauern mit 238 Türmen. Im Innern,
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Niger, auf der i. I. 1805 ein Zug von 1800 Kamcelen und 2000
Menschen umkam. — Andere Tiefebenen: das Wasser- und grasreiche
Sudan, zwischen Südafrika und der Sahara; viele Küstenstriche und
das gesegnete schmale Thal des Nil. — e. Gewässer. Die größten
Landseen: der Tschad- oder Tsadsee, in Sudan; der Albert Nyanza
und der Viktoria Nyanza, unter dem Aequator; der große Niassa-Sce in
Mosambique sbikfl Flüsse: 1) der Nil, 860 M., Quellen im hohen
Randgebirge von Zangebar, fließt durch den Viktoria- und Albert-See;
2) der Senegal; 3) der Gambia; 4) der Niger oder Quorra mit dem
Benue, der künftigen Handelsstraße Mittclasrikas; 5) der Oranje; 6) der
Zambese. — f. Klima und Erzeugnisse. Afrika liegt größtenteils
in der heißen Zone und ist daher der wärmste Erdtheil. Zu beiden Seiten
des Aeguators (16" nördl. — 20° südl. Br.) ist die Zone des tro-
pischen Regens, der südlich des Aeguators vom Okt. bis April und
nördl. vom Apr. bis Okt. fällt (2 Jahreszeiten). — Zu beiden Seiten
dieses Gebietes liegen die regenlosen Zonen: im S. die Wüste Ka-
lahari, im N. die Sahara. Hier ist die Hitze 24" N. im Durchschnitt,
steigt aber nicht selten auf 4:0°: „die Erde Feuer, der Wind eine
Flamme". Der heiße Wüstenwind, Samum oder Harmattan genannt,
trocknet die Brunnen aus, tobtet die Pflanzen- und Thierwelt und
verschüttet die Karawanen; er heißt aus Sizilien Sirokko, in Spanien
Scläno. Die „Fata morgana" oder Luftspiegelung. — Im äußer-
sten N. und S. liegen die Zonen des Winterregens, der im
Atlasgebiet vom Nov. bis Februar, im Kaplande dagegen vom Mai bis
August fällt. — f Ju Afrika wechseln pflanzenleere Wüsten, weite Gras-
flächen, dichter Urwald und reiche Kulturlandschaften. Im Atlasgebiet
erinnern Kastanien, immergrüne Eichen, Oel- und Lorbeerbäume und
Zwergpalmen an Europa; Aegypten hat die Dattel- und Dumpalme, die
schattige Sykomore (Maulbeer-Feigenbaum, Holz zu Särgen), Baum-
wolle, Mais und Durrah (Mohrenhirse). In der Wüste sind weite
Flächen mit Dornen, Wermut und harten Gräsern bedeckt; weiße Flech-
ten überziehen die Felsen, und aus den Oasen gedeiht die Dattelpalme,
der arabische Gummibaum und der Mannastrauch (Tamariske). In der
heißen Zone: der riesige Asfenbrotbaum, die Oelpalme und der Kaffee-
baum; auf den dürren Hochebenen Zwiebelgewächse, Pflanzen mit dicken,
fleischigen Blättern und Heidearten. Thiere: Affen, Löwen, Hyänen,
Schakals; Elephanten, Nashörner, Flußpferde, Kameele, Giraffen, An-
tilopen, Schafe; Strauße, Aasgeier, Flamingos, Ibis, Pelikane, im
Winter unsre'zugvögel; Termiten. — f g. Einwohner. 1) Zu den
Kaukasiern (hanuk.'scher Zweig) gehören: die Fellahs d. i. die Land-
bevölkerung Aegyptens, die Nachkommen der alten Aegypter; ferner die
Berbern, d. h. die Bewohner der nordafrikanischen Gebirge und der
angrenzenden Wüste (Nachkon.'men der kriegerischen Numidier d. i. Noma-
den und vielleicht auch der Vandalen: Kabylen in Algier, Tuaregs und
Tebu in der Sahara). Zwischen beiden leben zahlreiche Araberstämme,
die nach Muhammed eingewandert s.'nd. 2) In der Mitte wohnen zahl-
reiche Negerstämme, die sich >beso nders am obern und mittlern Nil
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2. Die Atlasländer.
а. Tripolis und Fezzan (18,000 H)M., »U Mill. E.), zwei
türkische, durch Paschas regierte Provinzen. Oestlich der großen Syrte
(Meerbusen v. Sidra) liegt das weidenreiche Hochland von Barka, -reich
an Ruinen (Kyrene); am westlichen Abhange (in der Gegend von Ben-
gasi) die „ Gärten der Hcsperiden" bei den Alten; im S. ein Tiefland,
30—80 m unter dem Meeresspiegel, mit einer ganzen Reihe von Oasen
an den nicht versiegenden Quellen (Oase des Jupiter Ammon, jetzt Siwa,
50" tief). Auch Fezzan ist sehr reich an Oasen.
In Tripolis (Tripoli): "'Tripolis, 30 T-, See- und Karawanenhandel.
In Fezzan: "'Murzuk, an der großen Karawanenstraße von Tripolis nach
Kano in Sudan.
I). Tunis (2200 Ihm., gegen 1 Mill. E.), dem Namen nach eine
türkische Provinz, in der That aber selbständig von dem Bey (d. i. Herr,
Fürst) regiert. Früher ein gefürchteter Raubstaat; seit 1846 Abschaffung
der Sklaverei. Der Boden ist fruchtbar, das Ufer felsig und buchtenreich.
* Tunis, 150 T., durch einen Kanal mit dem Busen von Tunis verbunden;
lebhafter Handel. In der Nähe nach N.w. die Ruinen von Karthago. Süd-
lich, an der kl. Syrte: Gab es oder Kabes, 25 T.
б. Algerien oder Algier (12,000 Ihm., 3 Mill. E.); französische
Provinz seit 1830, lvs mal so groß als Frankreich; früher Raubstaat.
Im N. an den Abhängen des Atlas schöne Wälder, reiche Quellen und
Mineralgruben; im S. zahlreiche Oasen mit Quellen und artesischen
Brunnen. Die kriegerischen Gebirgsbewohner heißen Kabylen.
"'Algier, 60 T., lebhafter Seehandel, schöne Umgebung. Constantine,
im O., 35 T., auf einem 1800' hohen, steilen Felsen, zur Römerzeit die Residenz
Jugurthas und Cirta genannt. Oran, 36 T., Festung, Hafen.
d. Marokko (13,000 ln M., wovon 8000 zur Sahara gehören,
und 2"/« Mill. E.), zu beiden Seiten des hohen Atlas 3600", vom at-
lantischen und mittelländischen Meere bespült. Die Araber, welche nach
Muhammed das Land eroberten, haben ihre Sprache und Religion (Islam)
bewahrt; die Urbewohner (Berbern) sind ins Gebirge zurückgedrängt;
in den Städten wohnt ein Mischvolk, die Mauren genannt. Der Sultan
herrscht despotisch. Der Boden ist theilweise sehr fruchtbar, aber unter
der schlechten Regierung kommen Ackerbau und Handel nicht zur Blüte.
Trefflich ist seit Jahrhunderten die Bereitung von Leders besonders Saf-
fian d. i. feines benarbtes und gefärbtes Ziegenleder, von Teppichen,
Kupferwaren und Gewehren, Seidenzeug und Stickereien.
'"Marokko <d. h. die „Geschmückte"), 50 T., Hptst., in immergrüner, öl-
und dattelreicher Ebene am Fuße der höchsten, schneebedeckten Gipfel des Atlas-
^Ft!s oder Fäs, 88 T-, in einem reizenden Thale, schon 807 gegründet, Handel
und Industrie, Sitz muhammedanischer Gelehrsamkeit. Meknes, 55 T>, die
gewöhnliche Residenz des Sultans und schönste Stadt des Reichs.
3. Die Sahara (120,000 □ M. = Vs von Afrika = % von
Europa; 5 Mill. E.?) enthält keinen geordneten Staat. In der Wüste
Sahel (W.) streifen die räuberischen Tuaregs, in der libyschen Wüste
(O.) die räuberischen Tebu, welche beide zu denberbern gehören; zwischen
ihnen leben die arabischen Stämme, welche sich Beduinen d. h. Wüsten-
männer nennen. Kameele, die „Schiffe der Wüste", und schöne Pferde;
Strauße, Gazellen, am Rande der Wüste Löwen. (§. 48.)
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staat der Aschanti, Hptst. Kumassi, 70 T.; an der (Pfeffer-, Zahn- und
Gold-) Küste englische und holländische Niederlassungen.
b. Nieder-Guinea. Steil aus dem Meere aufsteigende Felsen-
küsten, 250 M. lang; die Uferlandschaften sind gesund und außerordent-
lich fruchtbar: Reis, Mais und Maniokwurzeln. Die Einwohner
(Bunda-Stämme) sind schön gebaut und den Kaffern sehr ähnlich, tief-
schwarz, sehr träge; ihre bedeutendsten Staaten: Loango und Kongo.
Angola und Venguela (wegen der Hitze „Hölle" genannt) stehen unter
portugiesischer Herrschaft. — Südlich davon das Land der Buschmänner.
2. Das Kapland oder die Südküste (9000 H)M., 600 T. E.).
Die 250 M. lange, flache Küste hat nur beim „Kap der guten Hoffnung"
einen felsigen Rand; die Küstenebene ist 2—15 M. breit. Dahinter
erheben sich mauerartig die „kleinen schwarzen Berge" und Weiler land-
einwärts die „großen schwarzen Berge" (Kompaßberg, 3250*°). Nörd-
lich davon liegt das Karroo (d. h. Harte), eine Hochebene mit Thonboden,
in der trocknen Jahreszeit eine harte Wüste, in der Regenzeit ein üppiges
Blumengefilde; die Heimat der Hottentotten, von Büffeln, Giraffen,
Antilopen und Straußen durchstrichen. — Die Südspitze Afrikas ist das
Nadelkap.
^Kapstadt, 30 T.» von einem wahren Völkergemisch bewohnt (Holländer,
Engländer, Deutsche, Hottentotten, Neger, Araber, Inder und Chinesen); in der
Nähe der Tafelberg (i200ra). Bartholomäus Diaz, i486; Vasko de Gama, 1498.
3. Die Ostküste, a. Die beiden Freistaaten der Boers sspr.
Buers, d. h. Bauern — Nachkommen der holländischen Ansiedlers: die
Oranje-Republik, südlich des Oranjcstroms, und die Transvaal-
Republik, nördlich desselben. — Westlich davon die „südafrikanische
Sahara", die Wüste Kalahari.
b. Die Kafsernküste, von den grausamen, kriegerischen Kaffern
(d. h. „Ungläubigen") bewohnt. Im S. ist die englische Kolonie Natal
oder Viktoria (200,000 E.). Hermannsburger Missionare.
o. Sofala und Mosambique sbik), südlich und nördlich vom
Zambese; mit portugiesischen Niederlassungen.
ä. Zangebar oder Zanzibar, früher unter der Herrschaft des
Jmän (Herrschers) von Maskat in Arabien, seit 1858 selbständig. Im
Randgebirge des Hochlandes der Kilimandscharo, 6200*° hoch.
* Zanzibar, 60 T>, Hptst.
o. Das Somäliland, die östliche Halbinsel Afrikas mit dem
Kap Gardafui („Hüte dich!"); fast gänzlich unbekannt. In den Rand-
gebirgen leben die kriegerischen Galla, ein Mischvolk aus Negern und
andern Stämmen.
§.52. Die Inseln. 1. An der Westküste: a. Die 9 Azoren,
(d. h. „Habichtsinseln", Xu Mill. E.), mit herrlichem Klima und üppigem
Pflanzenwuchs, durch vulkanische Hebung entstanden; den Portugiesen
gehörig. — b. Die nordkanarischen Inseln oder die Madeira-
(„Holz") Gruppe (112 T. E.), gleichfalls vulkanisch; sehr milde, Brüste
kranken zuträgliche Luft. Der berühmte Weinb au seit 1852 durch die
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straße 15 M., Norwegen bis Grönland 330, Irland bis Labrador 430,
Afrika bis Brasilien 330 M.). Im N. und S. wird es von den Eis-
meeren bespält. Meeresglieder: 1) im N. das Vehringsmeer mit der
Vehringsstraße, die Baffinsbai mit der Davis- sspr. Dehwis-jstraße, die
Hudsonsbai shödds'ns^ mit der Hudsonsstraße; 2) im O. der Lorenzbusen,
der Meerbusen von Mexiko mit dem karaibischen Meere; 3) im S. die
Magelhaensstraße; 4) im W. der kalifornische Meerbusen (Purpurmeer).
— 6. Gliederung. Amerika bildet zweiprotze Dreiecke; an dem nörd-
lichen hängen 6 größere Halbinseln: im O. Labrador, Neuschottland,
Florida, Autakan; im W. Alt-Kalifornien und Aljaska. Die äußersten
Punkte sind: im N. Kap Narrow [ro], im O. Kap Roque srock^, im S.
Kap Horn und im W. auf Aljaska Kap Prinz Walessuehlsj. — Inseln:
1) Die Inseln des Eismeeres, darunter Grönland (d. i. grünes Land);
2) Neufundland; 3) Westindien: die Bahama-J., die großen Antillen
(Kuba, Jamaika, Haiti und Portoriko) und die kleinen Antillen; 4) die
Falkland-J. und das Feucrland, im S.; 5) die I. des Nordwestens:
Vancouver, Königin Charlotten-I., Prinz von Wales-J., die Aleuten.
— In der ganzen Gestaltung hat Amerika große Achnlichkeit mit der
alten Welt: 1) Beide sind durch ein Binnemeer (Busen von Mexiko und
Mittelmeer) in eine nördliche und südliche Hälfte getheilt; 2) Nordamerika
liegt vorwiegend in der nördlichen gemäßigten Zone, ist reich gegliedert
und endet im S. in 3 Spitzen, wie Europa und Asten; Südamerika da-
gegen ist wenig gegliedert und endet im S. in einer Spitze, ähnlich wie
Afrika (und das Festland Australiens mit Vandiemensland). 3) Wie sich
durch Afrika und Asien von W. nach O. ein wüstenreiches Hochland zieht,
so erstreckt sich durch Amerika von S. nach N. ein vulkanreiches Hoch-
gebirge. — d. Gebirge. 1) Die Anden (Kupfergebirge) oder Kordilleren
sll—ljs erstrecken sich längs der Westküste in einer Länge von 2000 M.
von der Südspitze des Erdtheils (Kap Horn) bis zum äußersten Norden
(Kap Barrow), indem sie sich wiederholt in parallele Ketten spalten. Viele
hohe Vulkane, häufige Erdbeben, Reichthum an edlen Metallen. Höchste
Gipfel in S.-Amerika: der Jllampu oder Sorato, 7500™; der Jllimani,
7300™; der Vulkan Sahama, 6800™; (alle drei an der 1000 Hjm.
großen und 3900™ hohen Hochebene, des Titicaea-Sees gelegen); weiter
südlich der Aconcagua, 6800™, und nördlich die Vulkane Chimborasso,
6500™, und Cotopaxi, 5850™. In N.-Amerika steigen die Kordilleren
nicht so hoch auf, dehnen sich aber mehr in die Breite; der östliche Zug
heißt das F el s en g eb i rg e (Rocky mountains, die nördliche Abzweigung:
klack hüls oder die schwarzen Berge), der westliche an der Küste des
großen Oceans: die Seealpen mit dem Eliasberg, 5500™, dem höchsten
Berge der Erde in so nördlicher Gegend (60" n. Br.). 2) Getrennt liegen
von den Anden: in N.-Amerika die Al leg Harri es sspr. Aelligehnihs);
in S.-A.: das Schneegebirge von Santa Marta, klein, aber 5850™
hoch, östlich vom Magdalencnstrom; das Küstengebirge von Vene-
zuela, bei Caracas mit Vulkanen über 2600™; das Hochland von
Guayana mit dem Parime-Geb., eine ungeheure Berginsel, 3250™ hoch;
die Gebirge von Brasilien, 2300™, mit Gold- und Diamanten-Gruben.
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mit andern Stämmen gemischt haben. Zu ihnen gehören die Galla
in Nubien und die Kaffern an der Ostküste. — Die Hottentotten
und Buschmänner (im S.) werden von manchen als ein besonderer
Völkerstamm angesehen. — Im Norden herrscht der Islam, bei den
Negern dagegen, die meistens sehr tief in der Bildung stehen, ein finstrer
Glaube an Dämonen und Fetische.
8. 4». Nordafrika. 1. Aegypten (6000 um, 4v9 Mill. E.)
und Nubien (25,000 ium., 3 Mill. E.). a. In der Mitte das Thal
des Nil; im O. eine vielfach zerstückelte wüste Hochebene (bis 1600 m)
mit felsigen Rändern und mit Querthälern, die zum rothen Meere
führen; im W. gleichfalls eine dürre felsige Hochebene (300 '"), welche
durch eine Reihe Oasen von der libyschen Wüste getrennt ist. Das Nil-
thal wird wird alljährlich vom Juli bis September überschwemmt (tro-
pische Regengüsse und Schneeschmelze in Mittelafrika); vom November
bis Februar ists ein grüner Garten, vom März bis Juni ein Staub-
gefild. Am fruchtbarsten ist das Delta (Land zwischen den Mündungs-
armen; J — griech. D), das vom Nil angeschwemmt ist. Krokodil,
Ichneumon oder Pharaonsratte, Ibis, Geier, lästige Insekten, Winter-
aufenthalt der Störche; Datteln, Baumwolle, Reis und Mais. — Nu-
bien ist eine Stufenlandschaft mit großen Wald- und Grasstächen und
fruchtbaren Stellen im schmalen Nilthale. — d. Der erbliche Vicekönig
ist in Aegypten Eigenthümer des ganzen Bodens; die Landbewohner (oder
Fellahs, muhammedanisch; die christlichen Fellahs heißen Kopten) sind
seine Tagelöhner. Seit 1820 steht auch Nubien unter seiner Herrschaft.
Der türkische Sultan empfängt jährlich Tribut. — c. Städte:
In Aegypten: * Kairo, 300 T., an der Nilspaltung (Mittelägypten),
in der Nähe des alten Memphis, nächst Konstantinopel die größte türkische
Stadt, 6 St. in Umfang; 400 Moscheen, 30 Kirchen, 1300 Kaufhallen, bedeu-
tender Handel, Eisenbahnen nach Alexandrien und Suez; östlich auf de>n be-
festigten Gebirgsvorsprunge der 90 m tiefe Joscphsbrunnen; 2 Meilen westl.
die 40 Pyramiden (Königsgräber aus Kalkstein, die höchste 156 m) und in der
"2 m hohen steilen Felsenwand des libyschen Höhenrückens die Grabkammern
der alten Memphiten mit den Mumien. * Alexandria (Unterägypten), 240 T.,
von Alerander d. Gr. auf einer Landzunge erbaut, einst die Hauptstadt des
Landes mit i Mill. E. und Sitz der Wissenschaften, jetzt wieder aufblühend;
2 Obelisken,.„die Nadeln der Kleopatra" genannt. Westlich das Dorf Abukir,
Seesieg Nelsons 1798. Damiette, 60 T., von fruchtbaren Reisfeldern um-
geben. Port Said und Suez (z ß> liegen an den Mündungen des 1868
vollendeten Suezkanals; regelmäßige Dampfschiffahrt nach Aden und Ostindien.
In Oberügypten bei den elenden Dörfern Karnak und Luksor die pracht-
vollen Ruinen von Theben, von den Thoren der aus Sandstein, Granit
und Marmor aufgeführten riesigen Tempel und Paläste einst das „loothorige"
genannt; westlich die berühmten Felsengräber der Könige, nordwestl. unter
Zahllosen andern Kolossen die berühmte Memnonssäule. Siut, 30 T., auf-
blühender Handel. An der Grenze von Nubien, oberhalb Assuän, die Strom-
ichnellen des Nil.
In Nubien: *Ehartum, am Zuiammenfluß des weißen und blauen
Krls, 40 T.; vor 40 Jahren noch ein Dorf; Sitz des Statthalters, Sklaven-
handel. Nordwärts davon lag der alte Priesterstaat Meroe. Das einst mäch-
te Reich Kordofän in der nordwestl. Grasebene steht jetzt auch unter der
Herrschaft des Vicekönigs.
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§♦50* Mittelafrika, i. Senegambien; am atlantischen Meere,
von dem Senegal und Gambia durchströmt, von den tropischen Regen-
güssen befruchtet. Die E. sind Neger, von denen 300 T. unter franzö-
sischer Herrschaft stehen; die klügsten und fleißigsten sind die Mandingo.
2. Sudan. Reicht vom atlantischen Ocean bis zum Gebiet des
obern Nil und trennt die Sahara von dem unbekannten Südafrika.
a. Hoch-Sudan, im W. des Niger oder Quorra, ist ein gut be-
wässertes und bebautes Hochland, in dem das Konggebirge sich bis
Zur Schneegrenze erhebt. Die Küstenlandschaften sind fruchtbar, aber
ungesund. Der Affenbrotbaum, 10" im Durchmesser; Gras 7"' hoch;
Indigo und Zuckerrohr wildwachsend. Für den Handel sind Elfenbein,
Gummi, Reis, Leder- und Eisenwaren und Körbe wichtig. Jährlich
wurden bis in die neueste Zeit */a Million Sklaven ausgeführt und
noch mehr beim Einsangen getödtet.
*Segu, 30 T., Hptst. des Negerreichs Bambara im Quelllande des
Niger.
d. Flach-Sudan, östlich vom Niger, ist eine Tiefebene, jedoch
theilwcise hügelig. Unter den Landseen ist der Tschad- od. Ts adsee
der größte. Das Klima ist warm und feucht, der Boden fruchtbar; zur
Zeit der tropischen Regengüsse finden große Ueberschwemmungen statt.
Elephant, Flußpferd, Nashorn, Giraffe, Löwe re. Deutsche Reisende
haben das Land in neuerer Zeit erforscht; es wird aber erst erschlossen
Werden, wenn auf dem Niger und seinem östl. Nebenflüsse, dem Benu,
eine regelmäßige Dampfschiffahrt eingerichtet ist.
Die wichtigsten Negerstaaten sind: i) Dar Für, d. h. das Land Für, im
O.; 2) Wadar und Bagirmi; 3) Bornu am Tschadsee, Hptst. Kuka; 4) die
3 Fellata-Staaten, am Niger und Benu; darin Kano und Timbuktu,
Ausgangspunkte der Karawanen.
3. Habesch oder Abessinien, ein Alpenland (4550") mit Cedern-
und Kaffeewaldungen, Baumwolle, Granat- und Feigenbäumen, Wein,
Äffen, Giraffen) Elephanten, Antilopen, Zebras und Hyänen. Die Be-
wohner sind großentheils Christen und Jude^, jedoch sehr unwissend;
nls Münzen gelten Salztafeln. Seit 1868, wo der König Theodor im
Kriege gegen die Engländer fiel, herrscht große Unordnung im Lande.
'Gondar, 10 (früher 60) T.; 40 Kirchen.
§.51. Südafrika (vom 10 o der nördl. Breite bis zur Südspitze)
bildet ein großes dreiseitiges Hochland, das von hohen Randgebirgen
Ungefaßt und größtentheils noch unbekannt ist. (Reisende: Liviugstone,
Decken, Rohlfs). Quellen des Nils; der Viktoria- und der Albert-
der Niassa-See.
1. Die Ostkü sie.
a. Ober- Guinea, zwischen dem Konggebirge und der Küste.
E-)ier finden sich zwei Kolonien für freie Neger: Sierra Leo na (d. h.
^vwengebirge), Hptst. Freetown (spr. Frihtaun, d. i. Frcistadt), von den
Engländern, und Liberia, von den Amerikanern gegründet; letzteres
fft ein selbständiger Staat mit 700 T. E. — Westlich davon der Neger-
1873 -
Harburg
: Elkan
- Hrsg.: Backhaus, Johann Christian Nikolaus, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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— e. Gewässer, a) In Nord-Amerika: 1) der Mackenzie sspr. Mäckönsi),
welcher durch die Gewässer des großen Sklaven- und des Bärensees ver-
stärkt, zum Eismeer fließt; die Winnipcgseen haben ihren Abfluß nach
der Hudsonsbai im Saskatschawan. 2) Der Lorenzstrom verbindet den
oberen See, den Michigan- sch-^tsch), Huronen-, Eric- und Ontariosee,
bildet zwischen den beiden letzten den Niagarafall (52™, 20 Minuten breit;
Eisenbahnbrücke) und mündet in den Lorcnzbusen; 3) der Missüsippi
(d. h. „Vater der Flüsse"), 900 M. lang, mit dem Ohio sspr. Oheiv, d. h.
der „Schöne") und Tenessee [fi], dem Missouri [fu] und Arkansas; der
Wichtigste Strom Amerikas, von 500 Dampfern befahren, im Unterlauf
650™ breit, sein Delta so groß wie die Provinz Hannover. Die östliche
Missisippi-Ebene ist waldreich, die westliche enthält ungeheure Wiescn-
flächen (Prärien). 4) Der Rio del Norie', Grenzfluß gegen Mexiko.
5) Der Kolorado und 6) der Kolumbia, zum großen Ocean fließend.
— li) In Süd-Amerika: 1) der Magdalencnstrom, der durch eine
sehr heiße Gegend ins karcü'bische Meer strömt (Moskitos); 2) der
Orinoko, mit sumpfigem Delta und gefährlicher Strömung an der
Mündung. Zwischen Trinidad und der Küste „der Drachenschlund". Die
meistens baumlosen Steppen heißen Llanos; wilde Pferde und Rinder,
Jaguare. 3) Der Amaz onenstrom oder Marannon fspr.maranjon),
der wasserreichste Strom der Erde; 770m. lang, der nördliche Mündungs-
arm 12 M., der südliche 5 M. breit (Insel Marajo oder St. Johannes).
Im Unterlauf auf 325™ nur Nvo™ Gefälle;! Flutwelle oft 5™ hoch;
, Strömung 60 M. weit im Meer spürbar; etwa 100 schiffbare Nebenflüsse,
so groß wie der Rhein sind; Verbindung durch den Rio Negro
mit dem Orinoko. Die meistens mit Urwald bedeckten Ebenen (Selvas)
60,000 Um.; Assen, Faulthiere, Papageien, Kolibris. 4) Der La
Plata („Silberstrom") mit dem Parana (n—nj; Hauptarm), Paraguay
und Uruguay; Mündung 8 M. breit. Die Ebenen heißen Pampas; reich
an wilden Rindern (Fleischcrtrakl), Pferden und Büffeln. — f. Klima.
Erzeugnisse. Wegen seiner großen Ausdehnung hat Amerika die größte
Verschiedenheit des Klimas. Nordamerika ist in der gemäßigten Zone,
die Westküste ausgenommen, kälter als Europa, weil ein kalter Meeres-
strom an der Ostküste herabfließt; in Südamerika dagegen ist südlich des
Wendekreises die Luft dcr Ostküfte milde und gesund, diejenige der West-
küste aber durch einen Strom aus dem südl. Eismeere abgekühlt. In der
heißen Zone giebt es furchtbare Gewitterstürme und Regen (über 3™),
die der Sonne folgen. — Groß ist der Reichthum an edlen Metallen und
Steinkohlen, an Wiesen- und Waldflächen. Merkwürdige Pflanzen:
Wellingtonien (Nadelbäume, bis 80™ hoch), Palmen, Mahagonibäume,
Tulpenbäume, Schlinggewächse, Agaven und Kaktusgewächse, Zuckerahorn,
Zuckerrohr, Kakao- oder Chokoladenbäume, Kaffeebäume, Bananen oder
Pisang (3—6™ hoher Blattstamm mit 1 Et. Früchte, V«—Va™ lang),
Vataten (Windenart mit faustgroßen nahrhaften Wurzclknollen), Maniok-
oder Kassavcsträucher (bis 30 Pf. schwere eßbare Wurzeln), Kartoffeln
und Mais (einheimisch), die europäischen Getreidcarten (eingeführt),
Tabak, Vanille sje) und astatische Gewürze. — Thiere: im N. das
1873 -
Harburg
: Elkan
- Hrsg.: Backhaus, Johann Christian Nikolaus, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ackerboden. Der größte Theil der Bewohner gehört dem Jndianerstamm
der Guarani an, die durch die Jesuiten zum Christenthum bekehrt sind.
*Asuncion sassönnsch'nf am Paraguay, 25 T.
10. Uruguay (3000 Um., % Mill. E.); am atlantischen Meere,
dem La Plata und Uruguay gelegen; fruchtbar, aber wenig angebaut,
gesundes Klima.
*Montevideo am La Plata, 50 T., befestigt.
11. La Plata oder die argentinische Republik (28,000 Cm.,
13u Mill. E.). Thcilweise sehr fruchtbarer Boden; ungeheure Weide-
flächen (Pampas) mit halbvcrwilderten Pferden und Rinderheerdcn
(Fleischertrakt). Die sämmtlichen 14 Provinzen bilden gegenwärtig
eine Gesammt-Republik. Die meisten Einwohner sind Indianer (Gauchos).
* Buenos Ayres (d. h. „Gute Lüfte") am La Plata, 2oo T., bedeutende
Ausfuhr, besonders von Pferde- und Rinderhäuten. Cordova, am Fuße
der Anden, 30 T.
12. Patagonien und Feuerland, oder das freie Südamerika.
Zerrissene Westküste am Fuße der Anden; baumlose, rauhe Ebene im
Osten; die Südspitze felsig, mit Bergen von 2000™. Die Magelhaens-
straße, 80 M. lang und '/2—6 M. breit, wegen der häufigen Nebel und
Stürme gefährlich für die Schiffahrt.— Die Patag onen sind ein hoher,
kräftiger, jedoch häßlicher Menschenschlag; die Pescherähs des Feuer-
landes kleine, stumpfsinnige Nomaden. — Die Falklands - Inseln
(im O.), Anlegeplatz der englischen Walfisch- und Nobbenfänger.
§. 58. Amerikas Eigenthümlichkeiten. 1. Es ist das einzige
Festland der westlichen Halbkugel, nähert sich von allen Erdtheilen
am meisten dem Nordpol und dem Südpol und reicht durch 4 Zonen.
2. Es besitzt das längste Gebirge, die meisten Vulkane, den höchsten Berg
im Norden (Eliasberg) und den höchsten Gebirgssee (Titicaca-See).
3. Es übertrifft alle anderen Erdthcile an Reichthum der Thiere, Pflanzen
und Mineralien. 4. Es hat die größten Tiefländer und die ausgedehn-
testen Urwälder. 5. Es ist von allen Erdtheilen am besten bewässert,
hat den größten Strom der Erde, den mächtigsten Wasserfall und die
meisten Landseen. 6. Es hat die meisten Republiken und die meisten
kirchlichen Sekten.
5. Australien (Oreanien).
§. 59. a. Größe 160,000 (M., 4 Mill. E. — b. Lage. Das
Festland wird vom großen und indischen Ocean bespült (Busen von Car-
pentaria, Kambridge- (Kehmbridj-) Busen, Australbusen); die zahlreichen
Inseln liegen (auf einem Raume von 1 ^/4 Mill. Ihm.) im großenocean
zerstreut; der größte Theil des Festlandes in der südlichen gemäßigten,
die meisten Inseln in der heißen Zone. Australien nähert sich nur Asien
und ist unter allen Erdtheilen von Europa am weitesten entfernt. (Neu-
Seeland antipodisch gegen Spanien.) Die europäischen Schiffe ziehen
den Weg um das Kap der guten Hoffnung demjenigen um das Kap Horn
vor, weil dep letztere gefährlicher ist. — c. Boden. Flüsse. Australien
1872 -
Harburg
: Elkan
- Autor: Backhaus, Johann Christian Nikolaus
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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2. Die Atlasländer.
а. Tripolis und Fezzan (18,000 ^M., *U Mill. E.), zwei
türkische, durch Paschas regierte Provinzen. Oestlich der großen Syrte
(Meerbusen v. Sidra) liegt das weidenreiche Hochland von Barka, reich
a-n»Ruinen (Kyrene); am westlichen Abhänge (in der Gegend von Ben-
gast) die „ Gärten der Hesperiden" bei den Alten; im S. ein Tiefland,
30—80 m unter dem Meeresspiegel, mit einer ganzen Reihe von Oasen
an den nicht versiegenden Quellen (Oase des Jupiter Ammon, jetzt Siwa,
50™ tief). Auch Fezzan ist sehr reich an Oasen.
In Tripolis (Tripoli): ^Tripolis, 30 T., See- und Karawanenhandel.
In Fezzan: ^Murzuk, an der großen Karawanenstratze von Tripolis nach
Kano in Sudan.
I). Tunis (2200 Dm., gegen 1 Mill. E.), dem Namen nach eine
türkische Provinz, in der That aber selbständig von dem Bey (d. i. Herr,
Fürst) regiert. Früher ein gefürchteter Raubstaat; seit 1846 Abschaffung
der Sklaverei. Der Boden ist fruchtbar, das Ufer felsig und buchtenreich.
^Tunis, 160 T>, durch einen Kanal mit dem Busen von Tunis verbunden;
lebhafter Handel. In der Nähe nach N.w. die Ruinen von Karthago. Süd-
lich, an der kl. Syrte: Gab es oder Kabes, 25 T.
c. Algerien oder Algier (12,000 Qm., 3 Mill. E.); französische
Provinz seit 1830, 1% mal so groß als Frankreich; früher Raubstaat.
Im N. an den Abhängen des Atlas schöne Wälder, reiche Quellen und
Mineralgruben; im S. zahlreiche Oasen mit Quellen und artesischen
Brunnen. Die kriegerischen Gebirgsbewohner heißen Kabylen.
^Algier, 50 T., lebhafter Seehandel, schöne Umgebung. Constantine,
im £>., 35 T., auf einem 1800' hohen, steilen Felsen, zur Römerzeit die Residenz
Jugurthas und Cirta genannt. Oran, 35 T>, Festung, Hasen.
б. Marokko (13,000 Dm., wovon 8000 zur Sahara gehören,
und 25u Mill. E.), zu beiden Seiten des hohen Atlas 3600™, vom at-
lantischen und mittelländischen Meere bespült. Die Araber, welche nach
Muhammed das Land eroberten, haben ihre Sprache und Religion (Islam)
bewahrt; die Urbewohner (Berbern) sind ins Gebirge zurückgedrängt;
in den Städten wohnt ein Mischvolk, die Mauren genannt. Der Sultan
herrscht despotisch. Der Boden ist theilweise sehr fruchtbar, aber unter
der schlechten Regierung kommen Ackerbau und Handel nicht zur Blüte.
Trefflich ist seit Jahrhunderten die Bereitung von Leder, besonders Saf-
fian d. i. feines benarbtes und gefärbtes Ziegenleder, von Teppichen,
Kupferwaren und Gewehren, Seidenzeug und Stickereien.
^Marokko (d. h. die „Geschmückte"), 50 T., Hptst., in immergrüner, öl-
und dattelreicher Ebene am Fuße der höchsten, schneebedeckten Gipfel des Atlas.
*Feü> oder F5s, 88 in einem reizenden Thale, schon 807 gegründet, Handel
und Industrie, Sitz muhammedanischer Gelehrsamkeit. Meknes, 55 T., die
gewöhnliche Residenz des Sultans und schönste Stadt des Reichs.
3. Die Sahära (120,000 □ M. = 7s von Afrika — 7- von
Europa; 5 Mill. E.?) enthält keinen geordneten Staat. In der Wüste
Sahel (W.) streifen die räuberischen Tuaregs, in der libyschen Wüste
(O.) die räuberischen Tebu, welche beide zu denberbern gehören; zwischen
ihnen leben die arabischen Stämme, welche sich Beduiuen d. h. Wüsten-
männer nennen. Kameele, die „Schiffe der Wüsteund schöne Pferde;
Strauße, Gazellen, am Rande der Wüste Löwen. (§. 48.)