190
84. Lukas Kranach der Aeltere.
Lukas Kranach, der Aeltere, war einer der geschick-
testen und berühmtesten Maler seiner Zeit, zwar im
Auslande, in der Stadt Kronach in Franken, geboren
(1742), aber in Sachsen einheimisch geworden. Er er-
öffnet die Reihe der bekannten sächsischen Maler, und
es gebührt ihm das Lob, den Kunstsinn in Sachsen ge-
weckt zu haben. Seine Gemälde werden noch jetzt sehr
gesucht und theuer bezahlt. Schon der kunstliebende Kur-
fürst, Friedrich der Weise von Sachsen, hatte diesen vor-
trefflichen Maler und edlen Mann wegen seiner Kunst
und Tugend um das Jahr 1493 an seinen Hof gezogen,
ihn zum Hofmaler gemacht und zum Begleiter auf der
Wallfahrt nach Jerusalem mitgenommen. Er verlieh
ihm, zum Zeichen seines Beifalls, den adeligen Wappen-
schild einer geflügelten Schlange, Kranachs Malerzeichen.
Diese Gunst Friedrich des Weisen stieg unter Johann
dem Beständigen und erreichte unter Johann Friedrich
dem Großmüthigen die höchste Stufe; denn Lukas war
dessen besonderer Liebling und verdiente es auch; denn er
widmete diesem biederherzigen Fürsten sich ganz, sowie auch
der Fürst ihm mit innigster Freundschaft zugethan war. In
guten Zeiten hatte er bei dem redlichen und verständigen
Maler Rath und Ergötzung gefunden, in bösen Stunden
fand er Aufheiterung und Trost.
Als Wittenberg nach der unglücklichen Schlacht bei
Mühlberg von Kaiser Karl V. eingeschlossen und, um
das Leben des gefangenen Kurfürsten zu retten, eben im
Begriff war, dem ergrimmten Sieger die Thore zu öff-
nen, ließ er den Hofmaler Kranach, welcher zugleich Bürger-
meister der Stadt war, zu sich ins Lager kommen,
empfing ihn huldreich und sagte: „Es hat mir Dein Kur-
fürst ehedem zu Speier ein schönes Gemälde, so Du verfer-
tiget, verehrt und ich betrachte dasselbe stets mit Vergnügen.
Deßhalb wollte ich den Meister selbst sehen. Auch, fügte
er freundlicher hinzu, ist zu Mecheln im Schlosse mein
Bildniß von Deiner Hand vorhanden, und ich möchte
gern von Dir wissen, wie alt ich damals gewesen?"
Kranach erwiderte: „Ew. Majestät waren damals acht
Jahre alt. Als dieselben mit dem Kaiser Maximilian,
der Ew. Majestät bei der Hand führte, in das Zimmer
getreten war, um sich abschildern zu lassen, konnte ich
nicht bequem damit fortfahren, noch Ew. Majestät zum
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Personennamen: Lukas_Kranach Lukas_Kranach Friedrich Friedrich Kranachs_Malerzeichen Friedrich Johann Johann_Friedrich Johann Friedrich Lukas Karl_V. Karl_V. Kranach Kranach Maximilian Maximilian
192
Kranach ging mit seinem Herrn nach Weimar, und
blieb beständig bei ihm. Sein Sohn, Lukas Kranach, der
Jüngere, war auch Maler, steht aber dem Vater an Künstler-
verdiensten nach. Er hatte zwar noch einen älteren Sohn,
Johann, der ungemeine Anlagen zum Künstler hatte und
vom Vater nach Italien geschickt worden war, um die ge-
priesenen Werke zu studiren, er starb aber daselbst (1536)
an der Pest. Darüber konnten sich die Eltern nicht be-
ruhigen und machten sich Vorwürfe, als hätten sie seinen
Tod dadurch veranlaßt, daß sie ihn nach Italien hätten
gehen lassen. Luther nur konnte ihnen Trost und Be-
ruhigung bringen. „Wie?" sagte er, „wenn das gälte, so
hätte ich mehr Schuld an seinem Tode als Ihr; denn ich
habe es Euch und Eurem Sohne treulich gerathen. Wir
haben das aber nicht in der Meinung gethan, daß er sterben
sollte, sondern daß er ein wackrer Maler würde. Darum
gebet hin diesen Stachel im Gewissen."
Der alte Lukas Kranach starb zu Weimar (1553) in
einem Alter von 81 Jahren. Er wurde auf dem Gottes-
acker zu St. Jakob begraben, wo früher auch sein jetzt in
die Stadtkirche versetzter Leichenstein zu sehen war. Mit
ihm verlor Deutschland einen seiner größten Maler.
85. Frühstück !des Herzogs von Alba auf dem ^Schlöffe
zu Rudolstadt, im Jahre 1547.
Kaiser Karl V. zog im Jahr 1547, nach der folgen-
reichen Schlacht bei Mühlberg, mit seinem Kriegsheere
durch Thüringen nach Franken und Schwaben. Eine
Abtheilung desselben, meistens aus Spaniern bestehend
und von dem furchtbaren Herzog von Alba angeführt,
nahm den Weg durch Jena über Rudolstadt. Damals
regierte hier die verwittwete hochherzige Gräfin, Katha-
rina von Schwarzburg, geborne Gräfin von Henneberg,
eine kluge, heldenmütige und entschlossene Frau. Weit
vor der Armee voraus verbreitete sich allenthalben der
Ruf von unersättlicher Raubgier und Mordlust der sieg-
trunkenen kaiserlichen Truppen. _ Denn schon während
der Belagerung von Wittenberg beschäftigten sich die kaiser-
lichen Truppen mit Plündern, mit Sengen und Brennen.
Ganze Dörfer steckten sie an und machten die Häuser
der Erde gleich. Ein damaliger Augenzeuge schreibt:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Lukas_Kranach Johann Johann Lukas_Kranach Karl_V. Karl_V. rina_von_Schwarzburg Henneberg
Erste Blühte griechischer Literatur und Wissenschaft. Zz
gung und Einfachheit im Lebensgenuß mit feinerer Bildung und edlerem
Geschmack, wie seitdem kein anderes Volk, verbunden, bis ein minder tüch-
tiges Geschlecht (nach Perikles) wohl noch den letzteren Ruf sich erhielt,
aber mit dem Verlust der erstern Tugenden bald auch der Freiheit ver-
lustig ging.
15. Erste Blüthe griechischer Literatur und Wissenschaft.
t. Verbindung der Religion mit der Dichtkunst. Orpheus. 2. Epische Poesie. Die
alten Rhapsoden. Homer. Hesiod. 3. Lyrische Poesie. Pindar, Arion, Tyrtäus, Jby-
kus. 4. Ansänge der Philosophie. Kernsprüche der 7 Weisen. Urstoff der Welt.
Thales, Anaximenes, Heraklit, Pythagoras. Leben der Pythagoräer.
1. Die älteste Poesie der Griechen ist in ein mythisches Dunkel ge-
hüllt. Sie begann mit der Religion und blieb lange mit ihr in Verbin-
dung. Als Heimat der ersten Sänger wird das nördliche Griechenland
angesehen; von Thrazien aus soll sich der Gesang (die Poesie) mit den
Ansängen der Bildung überhaupt nach Mittclgriechenland verbreitet haben.
Dort ist der Götterberg Olymp, hier der Helikon und Parnass ns,
wo die Menschen von den Musen zu Lobliedern auf die Götter begeistert
wurden. Der Sage nach war Orpheus der älteste der heiligen Sänger. Orpheus.
Von seinen Klängen wurden Thiere, Felsen und Haine erregt, wieviel mehr
nicht die Menschen, denen er in seinen Gesängen Anleitung zu Gottes-
dienst und gesetzlicher Ordnung gab! Als seine Gattin Eurydice an einem
Schlangenbiß starb, drang er in die Unterwelt und erweichte durch seine
Töne sogar den finstern Hades, so daß dieser verhieß, Eurydice solle dem
Gatten zur Oberwelt folgen, wenn er unterwegs nicht nach ihr zurück-
blicke. Er konnte aber der Sehnsucht nicht widerstehen, sah sich um und
ward dadurch auf immer von dem geliebten Weibe getrennt. Sieben Tage
gab er sich dem stummen Schmerze hin, dann irrte er klagend durch das
Hämusgebirge, wo er einen gewaltsamen Tod fand. An seinem Grab-
hügel nisteten Nachtigallen und sangen da schöner und klagender als an
andern Orten.
2. Die mit den Wanderungen und neuen Ansiedelungen der Grie-
chen beginnende thatenreiche Zeit führte die Poesie aus dem heiligen Tem-
pelkreise heraus und dem wirklichen Leben zu. Vom Priester und Scher
trennte sich der Sänger; Erzählung der Thaten der Helden ward
vorzugsweise Gegenstand der Poesie. Es entstand die epische Poesie, in
der sich die Auffassungsweise, die Klarheit und Besonnenheit der Griechen
deutlich abspiegelt. Der Dichter bleibt verborgen hinter seinem Werke;
seine Gefühle und Reflexionen treten nirgends hervor; er vergißt sich
selbst und seine Empstndungen. Nur in der Absicht, die Herzen zu erhe-
den und zu erfreuen, enthüllt er ein Gemälde von erlebten oder in Er-
fahrung gebrachten Begebenheiten, die er nach innerer Wahrheit zusammen-
gestellt und durch den Zauber der Phantasie verklärt hat. So dichteten die
alten Rhapsoden, welche ihre Gesänge in den Palästen der Könige oder in den
Volksversammlungen vortrugen. Die Dichtungen wurden nicht ausgeschrieben,
sondern pflanzten sich von Mund zu Mund, von Generation zu Generation
fort. — Aus uns sind nur die Gesänge gekomnwn, welche das große Na-
tionalunternehmen der Hellenen, die Eroberung von Troja, zuul Gegen-
Spieß u. Beriet Weltgeschichte Iii. Z
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
34
Alte Geschichte.
stände haben. Es sind dies die Jliade und die Odyssee. Beide Epo-
Homer 900. pöen werden Homer, einem blinden Rhapsoden, zugeschrieben. Dieser
lebte um das Jahr 900 v. Chr. und stammte aus dem mit Ioniern be-
setzten Kleinasien. Sieben Städte machten Anspruch darauf, seine Heimat
zu sein *). Soweit die griechische Sprache reichte, ertönte sein Ruhm:
in Griechenland und Kleinasien, in Sizilien und Unteritalien pries man
seine Gesänge.
Bald nach Homer, etwa umö Jahr 850 v. Chr., dichtete in Böo-
tien Hesiod. Berühmt ist seine Theogonie, in welcher er die Ent-
stehung der Welt und der Götter darstellt.
3. Nach dem Heroenzeitalter verklang allmälig die epische Poesie.
An ihre Stelle trat die lyrische Dichtung, welche nicht erlebte Thatsachen
erzählt, sondern die Eindrücke der verschiedenen Erscheinungen auf das
menschliche Gemüth schildert. Hauptgegenstand des Gesanges ward daher
das frische und bewegte Leben der Gegenwart in allen seinen Gestaltungen.
Die Dichter ermuntern zum Kriege und zur Tapferkeit, loben die Sieger
in den Wettkämpfen und feiern die Unschuld und Tugend. Sie preisen
die Schönheit der Natur, die Wonne der Liebe und Freundschaft und be-
klagen die Kürze des Erdenlebeuö und die Hinfälligkeit der Jugendblüthe.
Diese Dichtungsart, welche mit der Musik innigst verbunden war, wurde
vornehmlich von den Doriern und Aeoliern (Thebanern) ausgebildet. Der
Pindar. berühmteste Lyriker ist Pin dar (520), von dem wir 45 Siegeshymnen
Arion. besitzen. — Bon Arion, einem andern lyrischen Dichter (600 v. Chr.),
wird eine liebliche Sage erzählt. Der Sänger ist auf der Rückreise von
Sizilien nach Griechenland begriffen. Unterwegs wollen ihn die Schiffer
seiner Schätze wegen ermorden. Auf Bitten erhält Arion die Erlaubniß,
noch ein Lied zu singen und sich dann ins Merr zu stürzen. In vollem
Sängerornate stimmt er das Lied an und als er vollendet hat, wirst er
sich in die See. Aber plötzlich erscheint ein Delphin und trägt auf seinem
Tyrtäus u. Rücken den Dichter an das Land. — Eben so bekannt ist Tyrtäus und
Jbykus. Jbykus. Letzterer wurde auf dem Weg zu den isthmischen Spielen von
Mördern erschlagen und rief vorüberfliegcnde Kraniche zur Rache auf. Bei
dem Festspiele zu Korinth, womit die Todtenfeier des Dichters verbunden
war, flogen Kraniche über das Theater hin. Wie von den Erinnyen ge-
trieben, rief einer dem andern zu: „Sieh die Kraniche des Jbykus!" Man
ergriff die beiden Männer und erlangte das Geständniß. — Endlich ist
noch die Dichterin Sappho zu erwähnen, die wegen einer unglücklichen
Liebe sich von einem Felsen ins Meer stürzte.
4. Um das Jahr 600 v. Chr. entwickelte sich aus der Dichtkunst die
Philosophie. Doch ist letztere in ältester Gestalt nur eine in Kernsprüchen
vorgetragene Lebensweisheit. Dies bestätigen die sieben Weisen, de-
ren Namen und Sentenzen (Lebensrcgeln) zu Delphi mit goldenen Buch-
staben in die Säulen des Tempels eingegraben waren. Allda stand:
Die sieben „Maß zu halten ist gut," so lehrt Kleobulus aus Liudoö ^); „Jegliches
Weisen, vorbedacht," heißt Ephyra's Sohn Periander; „Wohl erwäge die Zeit,"
Diese sieben Städte sind: Smyrna, Rhodos, Kolophon (nördlich von Ephe-
sus), Salamin (Salamis), Chios, Argos, Athenä.
2) Lindos, Stadt an der Oftküste von Rhodus.
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos]]
158
Mittlere Geschichte.
die Sänger hören und wurden wohl deshalb auch schwäbische Dichter
genannt. Selbst Kaiser und Könige ergötzten sich, wenn sie von den ernsten
Sorgen der Regierung ruhten, an diesem lustigen Handwerke. Unter Fried-
rich Ii. erstieg die vaterländische Dichtung den höchsten Gipfel und wurde
als Lieblingsunterhaltung deutscher Fürsten und als die vorzügliche Würze
gesellschaftlicher Freuden betrachtet. Von den Gedichten aus jener Zeit
nennen wir vor Allem das Nibelungenlied, welches man nicht ohne
Grund mit den homerischen Gesängen verglichen hat.
Nach und nach stieg die vaterländische Dichtkunst von den Burgen
herab in die Thäler und Städte. Hier ergötzten sich die Bürger an den
Werken der Minnesänger, ahmten ihnen nach und singen fleißig an zu
dichten. Bald bildeten sie gleich den Handwerkern eine eigene Zunft, nann-
Meister- tat sich Meistersänger und hielten wie andere Zünfte regelmäßige Zusam-
säitgcr. menküitfte. An Sonn- und Festtagen stellten sic auch wohl nach Beendi-
gung des Gottesdienstes Singschulen oder Wettkämpfe an und beschenkten
den Sieger mit einem Kranze oder einer Münze, welche das Bild des
Königs David mit der Harfe trug. Die schönsten Gesänge wurden in
ein großes Buch geschrieben und sorgfältig aufbewahrt. Die Mitglieder
einer Singschule hießen Gesellschafter und zerfielen nach dem Gt'ade ihrer
Kunstfertigkeit in verschiedene Klassen: Schüler, Schulfreunde, Siitger,
Dichter, Meister. Wer einen neuen „Tön", d. i. Strophenbau ltnb Melodie,
erfand, hieß Meister; aus den Meistert: wurden die Kampfrichter oder
Merker gewählt, welche darauf zu achten hatten, ob der Sänger die vor-
geschriebenen Gesangsregeln, welche in der Tabulatur zusammengefaßt waren,
beobachtet habe. — Den Höhepunkt erreichte der Meistergesang erst im
16. Jahrhundert, als der Nürnberger Poet und Schuhmacher Hans Sachs
sein überaus vielfaches Talent entwickelte.
2. sieben der Dichtkunst trieb während des Mittelalters die Bau-
kunst schöne Blüthen. Schon bildete sich nämlick ein Baustyl, welcher
statt der romanischen i) Halbkreisforin die des Spitzbogens annahm,
welcher die Säulen schlanker und zierlicher, gleich Bäumen hinaufstreckte,
die Knäufe gleich Blumenkelchen ausschloß und die Gewölbe kuitstreich wie
das lebendige Dach eines Waldes in einander schlang. Dieser charakteri-
stische neue Baustyl, welcher damals bereits bemerkt wurde, sich aber erst
in der Folge (14—16. Jahrhundert) vollständig und großartig entwickelte,
Gothischer wird gewöhnlich der gothische genannt, sollte aber'richtiger der detltsche
Baustyl, heißen. Der Grundgedanke dieser Kirchenbaukunst war der, daß das Gottes-
Haus die Form des Kreuzes, das Zeichen der Erlösung, darstellen und
daß die Priesterschaft, welche die göttlichett Gnaden auszuspendcn hatte,
beim Gottesdienst einen von den Laien abgesonderten Raum für die heili-
gen Mysterien haben müsse. Dabei sind Fenster, Thüren und Bogen so
reichlich mit in Stein nachgeahmtem Laubwerk und aus geometrischen Ele-
menten gebildeten Verzierungen geschmückt, daß zur Ausführung solcher
Bauten der Fleiß von Meuschenaltern erfordert wurde. Unter den gothi-
schen Kirchen ragen am meisten hervor: der Dom zu Köln (angelegt 1248 1
1) In Sachsen siitd die bedctuendsteu Reste des romanischen oder Rundbogenstyls :
Die Kirche zu Wechsclburg (aus dem 12. Jahrhundert) und die goldene Pforte
am Dome zu Freiberg (aus dem 13. Jahrhundert).
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Meistersänger David Hans_Sachs
Kunst und Wissenschaften im 16. Jahrhundert.
217
aber bald in der zweiten schlesischen Schule durch Bombast und geistlose
Nachäffung französischer Vorbilder.
Der Hauptsitz der Kunst blieb in diesem Zeitraum Italien, wo die fürst-
lichen Höfe und insbesondere der prachtliebende Papst Leo X. ihre Entwicke-
lung förderten. Doch wurden nicht mehr ausschließlich kirchliche, sondern
auch heidnisch mythologische Gegenstände dargestellt. Von den großen Bau-
meistern Italiens ist besonders Mich el Angelo (ff 1563) hervorzuheben,Italienische
welcher in der Malerei, Baukunst und Bildhauerei gleich tüchtig war und Mater,
die von Bramante zu Rom entworfene Peterskirche weiter führte. Sein
jüngstes Gericht schmückt noch jetzt die sirtinische Kapelle in Rom. Von
den römischen Malern merkeil wir den großen Rafael (f 1520), dessen
Marienbilder (Madonnen) eine vollendete Schönheit der Formen bieten;
aus der venezianischen Schule Tizian (ff 1576) und Paul Veronese
(ff 1588), aus der lombardischen Leonardo da Vinci (ff 1519), durch
sein Abendmahl, und Correggio (ff 1534), durch seine mit dem Namen
der Nacht bezeichnete Anbetung der Hirten berühmt. Von Italien aus
erhielten dann auch die nördlichen und westlichen Länder Europas einen
mächtigen Anstoß zu weiterer Kunstentwickeluug, und die Deutschen Alb- Deutsche
recht Dürer von Nürnberg (ff 1548), Hans Holbein (ff 1554) und u. nieder!.
Lukas Kran ach ('s 1553), sowie die Niederländer Rubens (ff 1640),
van Dyk (ff 1641) und Paul Rembrandt (ff 1614) müssen neben
den italienischen Malern mit Auszeichnung genannt werden. Die kirchliche
Musik erhielt durch Palestrina (ff 1594) und Allegri einen epoche-
machenden Aufschwung. Auch Meisterwerke der Dichtkunst erschienen da-
mals in Italien, Spanien und England. Ari o sto (ff 1533) dichtete denjtal., span,
rasenden Roland, Torquato Tasso die Befreiung Jerusalems. Der ".englische
spanische Dichter Cervantes (ff 1616) schrieb den komischen Roman Dichter.
Don Quirote; die ausgezeichneten Dramatiker Lopez de Vega (ff 1635)
und Calderon (ff 1687) traten mit vortrefflichen Schauspielen hervor,
und der Portugiese Camoens (ff 1569) verfaßte ein Heldengedicht „die
Lusiade", durch welches er die Großthaten seines Volkes verherrlichte. In
England wirkten der berühmte Shakespeare (ff 1616) und Milton
(ff 1674), der Dichter des verlorenen Paradieses.
2. Unter den Männern, welche damals in den Naturwissenschaften
neue Bahnen gebrochen haben, müssen wir vor allen den großen Astronomen
Nikolaus Kopernikus von Thorn (1473—1543) nennen. Das so- Koperuikus
genannte Ptolomäische Weltsystem, welches die Erde für den Mittel-1473-1546.
Punkt des Weltalls hielt, stürzte er durch die Entdeckung, daß auch die
Erde ein Planet sei und gleich den übrigen Planeten sich um die im
Mittelpunkte des Planetensystems ruhende Sonne bewege. Der durch Ar-
mut, protestantische Glaubenstreue und Scharfsinn ausgezeichnete Astro-
nomjohann Kcppler, von Weil im Würlembergischen (1571—1630), Keppler
dessen Mutter als Hexe angeklagt wurde und im Kerker starb, fand die 1571-1630.
Gesetze des Planctenlaufs und legte in seinem „Traum" die erhebendsten An-
sichten über den Bau und die Ordnung des Weltganzen nieder. Der
Italiener Galilei aus Pisa (1564—1642), welcher die Gesetze des Galilei
Pendels und des freien Falls entdeckte und das kurz zuvor in Holland 1564-1642.
erfundene Fernrohr zuerst gegen den Himmel richtete, lehrte die Bewegung
der Erde um Re Sonne öffentlich, zog sich aber dadurch die Verfolgung
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Leo_X Leo Angelo_( Bramante Rafael_( Correggio Hans_Holbein Lukas_Kran Paul_Rembrandt Roland Lopez_de_Vega Camoens Nikolaus Nikolaus Keppler
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italiens Rom Italien Europas Nürnberg Palestrina Italien Spanien England Jerusalems England Thorn Würlembergischen Holland
238
Neue Geschichte.
Rechtslehrcr Christian Thomasiuö (ch 1728) an, welcher die deutsche
Sprache auf die Lehrstühle der Universitäten brachte und die öffentliche
Meinung gegen die Herenprozesst gewann. Ein Schüler Frankens war
der Graf von Zinzendors, der Stifter der erneuerten Brüdergemeinde zu
Herrnhut (1722). Allein alle diese einzelnen Bestrebungen waren nicht
im Stande, die französische Aufklärerei vom Gebiete der deutschen und
englischen Kirche fern zu halten, und es zeigte sich bald, welche nachthei-
lige Einwirkung dieselbe auf das kirchliche Leben im Allgemeinen und auf
die Verhältnisse des Familienkreises ausübte.
2. In der Literatur nahm — wie früher schon erwähnt, Frankreich
unter Ludwig Xiv. den ersten Rang ein. Die deutsche Dichtersprache
war in der zweiten schlesischen Dichterschule durch geschmacklose
Nachahmung des französischen Wesens entartet und zeigte die ihr eigen-
thümliche Kraft nur in geistlichen Liedern (Paul Gerhardt, ch 1676).
Auch die deutsche Prosa war durch Aufnahme vieler ausländischen Wörter
verunstaltet und als Ausnahme galt es, wenn Luthers Kraftsprache in einzel-
nen Predigten und Erbauungöschriften erscholl. Um die Mitte des 18.
Jahrhunderts aber nahm die deutsche Literatur einen neuen Aufschwung.
. Gottsched. Für Feststellung der Begriffe vom Schönen war zuerst Gottsched in
Leipzig thätig. Er gerieth jedoch, da er die Poesie in bestimmte Regeln
einschnüren wollte, mit den Schweizern Bodmer und Breitinger in
Streit, welche das freie Walten der Phantasie in Schutz nahmen und auf
Englands Dichter hinwiesen. Unbekümmert um diese literarische Fehde
dichteten Albrecht von Haller, Hagedorn und Geliert. In Göt-
tingen vereinigten sich Hölty, Leisewitz, die beiden Grafen Stol-
Hainbund. berg und Johann Heinrich Voß zum sogenannten Hainbund, um alles
französische Wesen zu bekämpfen und an der Hand der englischen und
altklassischen Dichter eine ächte Poesie zu schaffen. Befreundet mit ihnen
war Gottfried August Bürger, der Verfasser volksthümlicher Balladen.
Die Reihe der großen Dichter eröffnet Klopstock (ch 1803), welcher
durch seinen Messias, seine Oden und Bardieten re. gewaltigen Eindruck
machte. Reben ihm war Lessing (ch 1781) als Dichter und insbesondere
Musenhof als Kritiker thätig. Wieland (1 1813) leitet uns bereits zu dem Mu-
zu Weimar, senhof nach Weimar, wo die bedeutendsten Koryphäen deutscher Dichtkunst:
Wieland selbst, Herder (11803), Schiller (f 1805) und Göthe
(f 1832) um den Herzog Karl August von Weimar versammelt waren
und ihre unsterblichen Dichtungen verfaßten. Hierdurch entstand die zweite
klassische Periode der deutschen Literatur, auf welche unser Volk stets mit
Stolz Hinblicken wird.
blieben der Dichtkunst erreichte in diesem Zeitraume die deutsche Musik
eine hohe Stufe der Vollkommenheit Sebastian Bach (1 1750) hat sich
Musiker, durch sein Orgelspiel, seine Fugen und Passionsmusikcn unsterblich ge-
macht; sein Zeitgenosse Händel (ch 1759) komponirte das Oratorium
„Messias", welches durch seine Erhabenheit noch jetzt als Meisterwerk gilt.
Gluck (1 1787) begründete die deutsche Opernmusik, welche dann durch
Mozart (ch 1792) zur höchsteu Vollendung gebracht wurde. Auch zeich-
nete sich Haydn (ch 1809) durch seine Symphonien und Oratorien aus.
Aus der schönen Literatur der Engländer, die sich des Einflusses der
französischen Nachbarn ebenfalls nicht ganz erwehren konnte, nennen wir
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Christian_Thomasiuö Ludwig_Xiv Ludwig Paul_Gerhardt Luthers_Kraftsprache Gottsched Gottsched Bodmer Breitinger Albrecht_von_Haller Albrecht Hagedorn Hölty Leisewitz Johann_Heinrich_Voß Johann Heinrich Gottfried_August_Bürger August Lessing Schiller Karl_August_von_Weimar Karl August Sebastian_Bach Mozart Haydn
Extrahierte Ortsnamen: Frankens Frankreich Leipzig Englands Weimar Weimar
Die Bildung im 19. Jahrhundert.
273
Verdienste um die Erdkunde; die Oken's, Euvier's und Ehrenberg's um die Natur-
geschichte. Berühmte Mineralogen, Astronomen, Chemiker und Physiker. Erbauung
des Dampfschiffes (1807) und deö Dampfwagens (1829). Erfindung der Daguero-
typie (1838) und des elektrischen-Telegraphen (1844). 3. Gewinn für das Studium
der Geschichte, der Philosophie, der Sprach- und Alterthumskuude. Hoher Stand der
Baukunst, Bildhauerei, Malerei und Musik. 4. Hebung aller materiellen Interessen.
1. Auf die beiden einander befreundeten Dichterheroen, auf Schiller
und Göthe, .folgte die romantische Schule, welche zur Zeit
deö französischen Druckes in den früheren Großthaten des deut-
schen Volkes Trost und Ermulhigung suchte. Die Brüder August Wil-
helm und Friedrich Schlegel, Tieck, Novalis (Fr. v. Harden-Romantiker,
berg), von Arnim und Brentano machten ihre Hauptstärke aus; doch
gehören ihr als Geistesverwandte auch Zacharias Werner, Adalbert
von Ch ami s s o, E r n ft Schulze, und in gewisser Hinsift^ Jean
Paul (Friedrich Richter) zu. Die Romantiker huldigten in Poesie,
Kunst und Religion den Anschauungen des Mittelalters, strebten mit Ab-
streifung alles Irdischen nach idealem Ausschwung und fanden- in phanta-
stischen Träumereien und in weicher Sentimentalität Befriedigung. Fast
alle ihre Erzeugnisse können ein weichliches, oft bis zur Zerflossenheit
schwächliches Wesen nicht verleugnen, aber dennoch gebührt der Schule
das große Verdienst, die Liebe zu den älteren deutschen Dichtungen wieder
angeregt, den Wortschatz unserer Sprache entwickelt und durch gewandte
Behandlung des Rhythmus und des Reimes die Biegsamkeit der Form
gezeigt zu haben.
Unabhängig von den Romantikern erwarben sich Matthisson,
Tiedge, von Salis und Kosegarten als Dichter verdienten Beifall.
Der deutsche Befreiungskampf regte Moritz Arndt, Friedrich von Säuger von
Stägem ann und Theodor Körner zu ernsten Kriegsliedern an. Auch Kriegs-
Max von Schenkendorf und Friedrich Rückert (Freimund Raimar) liederu.
sangen vaterländische Lieder; Letzterer wandte sich später zur Uebertragung
orientalischer Dichtungen und zeigte sich hierein als ein unübertroffener
Meister. Auch Graf August von Platen muß als Meister der dichte-
rischen Form erwähnt werden.
Unter den schwäbischen Dichtern ragt Ludwig Uh land (1787 geb.)
hervor, welcher in seinen lyrischen Gedichten, Balladen und Schauspielen
(Herzog Ernst von Schwaben und Ludwig von Baiern), sowie durch seine Schwäbische
Sammlung deutscher Volkslieder eine ächte vaterländische Gesinnung an Dichler.
den Tag legte. Ihm zur Seite stehen Gustav Schwab und Justinus
Kerner.
Treffliche Gedichte schufen außerdem die Oestreicher Nik. Lenau
(Edler von Strehlenau) und Anastasius Grün (Graf Auersperg).
2. Unter den Wissenschaften nahmen besonders die Naturwissenschaf-
ten einen ungemeinen Aufschwung. Als Reisende zeichneten sich aus: der
Franzose d' Urville, die Russen Krufenstern und von Kotz ebne, Reisende,
die Engländer Parry, Wilkes, Franklin, die Deutschen Alexan-
der v. Humboldt, Pöppig, Rüppel, sowie Schomburgh, Over-
weg und Vogel. Das größte Verdienst um die Erdkunde erwarb sich
Ritter, indem er mit wissenschaftlichem Geiste zusammenstellte, was die
großen Reisenden und Entdecker gefunden hatten. Ebenso hat A. von
Spieß u. Beriet, Weltgeschichte Hl
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Extrahierte Personennamen: Schiller August Friedrich_Schlegel Friedrich Tieck Novalis Arnim Brentano Werner Schulze Jean
Paul Friedrich_Richter Friedrich Matthisson Moritz_Arndt Friedrich_von_Säuger_von
Stägem Friedrich Theodor_Körner Max_von_Schenkendorf Max Friedrich_Rückert Friedrich August Ludwig_Uh Ludwig Ernst_von_Schwaben Ernst Ludwig_von_Baiern) Ludwig Gustav_Schwab Gustav Lenau Engländer_Parry Wilkes Franklin A._von
Spieß
Die Bildung im 19. Jahrhundert.
275
die der Kreuzzüge, Voigt die Gregor's Vh. und des preußischen Staa-
tes, Johannes von Müller die der schweizerischen Eidgenossenschaft.
Außerdem sind noch die Werke von Heeren, Hammer, Hurt er,
Mans o, Leo, Dahlmann und Leopold Ranke zu nennen.
Großer Eifer herrschte ebenfalls auf dem Gebiete der Philosophie, Philoso-
und die Forschungen Kant's, Schelling's, Fichte's und Hegel's phen.
haben der deutschen Nation wiederholt auf diesem Gebiet den ersten Rang
verschafft.
Zur Bereicherung der Alterthumskunde haben sich Bott und Lay-
ard durch Ausgraben in Assyrien, Lepsius und Minatoli in Ae-
gypten große Verdienste erworben. Mit der Entzifferung der Hierogly-
phen hat der Franzose Eh am po llio n einen glücklichen Anfang gemacht.
Zn der klassischen Philologie, in welcher neben anderen Nationen auch die Philologen.
Deutschen (G. Hermann, Eichstädt, Ottfr. Müller, Göttling, Dwderlein,
Thiersch) ihren alten Ruhm bewährt haben, ist in neuerer Zeit besonders
durch die Gebrüder Jakob und Wi Helm Grimm die Erforschung der
altdeutschen Sprache und Literatur hinzugekommen.
Auch auf dem Gebiete der Baukunst, der Bildhauerei, Malerei und
Musik hat das 19. Jahrhundert Bedeutendes geleistet. Alte Dome und Bauwerke,
viele Burgen des Mittelalters wurden glänzend restaurirt. Zur Förde-
rung deö Verkehrs hat man Riesenbauten angelegt, welche sich den größ-
ten aller Zeiten würdig zur Seite stellen können. Außer der herrlichen
Straße über das Wormser Joch erwähnen wir den Schienenweg über
den Sömmering , die Ueberbrückung des Göltzschthals im sächsischen
Voigtlande, den Tunnel in London, die Gitterbrücke bei Dirschau und
die Lagunenüberbrückung bei Venedig.
Von den berühmtesten Bildhauern der neuesten Zeit verdienen der
Italiener Canova, der Däne Thorwaldson, der Franzosen David,
der Engländer Flax mann, die Deutschen Dannccker in Stuttgart, Bildhauer.
Rauch, Schadow, Tieck in Berlin, Schwanthaler in München und
Rietschel in Dresden besondere Erwähnung. Die deutschen Maler Kor- Maler,
nelius und sein Schüler Kaulbach, ferner W. Schadow, Lessing,
Ludwig Schnorr, Schnorr von Karolsfeld, Peter Heß,
Overbeck und M. Rugendas nebst vielen Andern haben mit den an-
gefehnsten Künstlern des Auslandes nicht ohne bedeutenden Erfolg gewett-
eifert. Kunstvereine und wanderde Kunstausstellung wirken vielfach be-
lebend auf Leistungen und Bestrebungen der Künstler. In der Musik Musiker,
haben die Deutschen ihren Ruhm behauptet. Zu den früheren Meistern
kamen noch hinzu: Beethoven (gest. 1827), Mendelssohn-Bar-
tholdy, Karl Maria v. Weber, Spohr, Schneider, Meyer-
beer, Marschner, Lachner, Richard Wagner u. A. Singvereine
und Liedertafeln haben in Deutschland die Liebe zur Tonkunst immer weiter
unter dem Volke verbreitet und Anlaß zu großartigen Gesangs- und Mu-
sikfesten gegeben.
*) Wormser Joch oder Stilfser Joch, Bergrücken über die Ortler - Alpen, au
der lombardisch-lyroler Grenze. — Sömmering, eine Bergmasse auf der Grenze
zwischen Unterösterreich und Steiermark, zu den steiermärkischen Voralpen gehörig.
— Dirschau, Stadt in Westpreußen, am linken Ufer der Weichsel.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Johannes_von_Müller Leo Leo Dahlmann Leopold_Ranke Leopold Bott Lepsius Hermann Jakob Grimm David David Schadow Schwanthaler Schüler_Kaulbach W._Schadow Lessing Ludwig_Schnorr Ludwig Schnorr_von_Karolsfeld Peter_Heß Overbeck Rugendas Karl_Maria_v Karl Maria Weber Schneider Marschner Lachner Richard_Wagner
Extrahierte Ortsnamen: Assyrien London Venedig Stuttgart Berlin München Dresden Deutschland Weichsel
Die Schule im Mittelalter.
181
lichen Abstand nahmen. Die Universitäten konnten Lehrer anstellen, welche
nicht Geistliche waren und standen überhaupt nicht unter der Kirche. Dem
Zeitalter entsprechend, war das Leben auf solchen Hochschulen roh und
wüst. Gewaltthat, Schwelgerei und allerlei Liederlichkeit war auf ihnen
heimisch. Die Studenten trieben gegen sich und die Bürger der Stadt
allerhand Unfug und mißhandelten namentlich ihre jüngeren Genossen. So
dauerte es denn geraume Zeit, ehe diese Anstalten den Segen eintrugen,
welchen man von ihnen erwarten durfte.
Außer den Universitäten bildeten sich in den Städten andere weltliche
Schulanstalten, die, da in ihnen Latein — als die Sprache der Kirche
und Wissenschaft —- gelehrt wurde, lateinische Schulen hießen. Der
Borsteher einer solchen Schule hatte den Titel „Meister", war aber nicht
fest-, sondern auf Kündigung angestellt. Nach seiner Einweisung miethete
er sich Gesellen und Lehrlinge, mit denen er die liebe Jugend traktirte.
Dieselbe lernte Mönchslatein (deutsch sprechen war bei Strafe verboten),
scholastische Begriffserklärungen, Psalmen, Kirchenlieder, biblische Geschichte
und Musik, insbesondere Kirchenmusik. Fertigkeiten und Kenntnisse, welche
das bürgerliche Leben verlangt, lehrte im ganzen Mittelalter keine Schule.
In Privathäusern schrieb man auf hölzerne Tafeln, die mit Wachs über-
zogen, waren weil das Papier damals noch zu theuer war (das Buch kostete
l1/2 Thlr.). Die Lehrweise bestand überall in mechanischem Auswendig-
lernen. Die Schulmeister, großentheils ziemlich ungebildet, blieben wegen
der schlechten Einkünfte nicht lange an einem Ort und trieben allerlei un-
passende Nebenbeschäftigungen.
Im 14. Jahrhundert arteten die Schulen so sehr aus, daß auch die
Schüler von einer Schule zur andern zogen. Davon hießen sie fahrende
Schüler. Sietheilten sich in Bacchanten und Schützen. Jene waren die
älteren, diese die jüngeren. Der Schütze wählte sich einen Bacchanten als
Beschützer und Unterrichter, dem er dafür betteln und stehlen mußte. Schaaren-
weise zogen die Schüler von Ort zu Ort und wurden eine wahre Landplage.
Ein Fortschritt zum Bestern geschah, als bei unseren Vorfahren nach
dem Vorantritte der Italiener das Studium der altklassischen Werke, und
namentlich der griechischen Schriften Eingang fand. Italien war besonders
durch die ausgezeichneten Dichter des 14. Jahrhunderts, durch einen Dante
(1- 1321), welcher die göttliche Komödie, durch einen Petrarka,
welcher wohlklingende Sonette, und durch einen Boccaccio, welcher
gefällige Erzählungen und Novellen schrieb, für höhere Bildung und wissen-
schaftliche Bestrebungen empfänglich gemacht worden. Als daher nach der
Eroberung Konstantinopcls viele gelehrte Griechen sich in Italien nieder-
ließen , so nahm daselbst die schon erwachte Liebe für die alte Literatur
einen namhaften Aufschwung, was der Bildung des Geschmackes, der freieren
Ansicht über Kunst und Natur und darum auch dem Anbau aller Wissen-
schaften sehr zu statten kam. Von Italien aus verbreiteten sich diese Stu-
dien, humanistische Studien genannt, nach Deutschland und bewirkten
hier die Umwandlung vieler lateinischer Schulen in Gymnasien. Die
Humanitätswissenschaften, als deren Vertreter wir Reuchlin ('s 1522),
Erasmus von Rotterdam (f 1536) und Ulrich von Hutten
tl 1523) zu nennen haben, bereiteten der nachfolgenden Reformation den
Weg und trugen so wesentlich zur Herbeiführung der „neuen" Zeit bei.
Latein-
schulen.
Fahrende
Schüler.
Humani-
sten.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]