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128. Die goldene Aue und der Kyffhäuser.
In Thüringen gibt es ein schönes, weites und langes Tal, das
wegen der Fruchtbarkeit seines Bodens die goldene Aue heißt und von
der Helme und der Unstrut durchflossen wird. Bei der Stadt Nordhausen
fängt die Aue an und zieht sich hinab bis nach Sangerhausen, Artern und
Sachsenburg. Mit kleinen Städten und Dörfern reichlich bebaut, mit den
üppigsten, unabsehbaren Wiesen geschmückt, ist sie aus der einen Seite von
der hohen Bergwand des Harzgebirges gegen die kalten Nordwinde geschützt,
und auf der andern lagern sich minder hohe, mit Wald oder Fruchtäckern
bedeckte Bergzüge um sie her. Auf einem derselben, dem Kyffhäuserberge,
erblickt man die Ruinen der Burg Kyffhausen.
Die alten deutschen Könige und Kaiser hatten bis in das dreizehnte
Jahrhundert keine ständigen Residenzen. Sie zogen in ihrem Reiche umher
und wohnten bald hier, bald da, wo es ihnen eben gefiel, oder wo es
ihre Geschäfte erheischten. Ein solcher Aufenthaltsort deutscher Könige und
Kaiser war auch das jetzige Dorf Tilleda am^uße des Kyffhäusers. Hier
stand ein königlicher Palast, in welchem Heinrich I. besonders gern Hof
hielt. Zum Schutze des Palastes diente die Burg Kyffhausen auf der Höhe
des darüber sich erhebenden Berges.
Still und schauerlich ist es jetzt auf dieser Höhe, wo einst die Ober-
häupter unseres Vaterlandes in fürstlicher Pracht wohnten. In der Ein-
bildung der Einwohner der umliegenden Dörfer aber wanken und wirken
hier noch Geister aus entflohenen Jahrhunderten. Nicht leicht möchte es
eine zweite Burgruine geben, welche mit so vielen Sagen umrankt ist wie
Kyffhausen und der Kyffhäuserberg. Noch jetzt erzählt sie das alte
Mütterchen dem aufmerksamen Kinde und läßt es sich nicht nehmen, daß
Schätze ohne Zahl in und auf dem Kyffhäuser verborgen liegen, daß be-
zauberte Kaiser und Prinzessinnen hier ihr Wesen treiben, daß sie reichlich
beschenken, wer ihnen freundlich und vertrauungsvoll naht, und züchtigen,
wer ihrer spottet. Die Hauptrolle bei diesen Sagen hat Kaiser Friedrich I.,
Barbarossa oder Rotbart, übernehmen müssen. — Bergt. Nr. 29. Seit
dem Jahre 1896 ziert den Kyffhäuser ein Reiterdenkmal des Kaisers
Wilhelm I. und ist damit neues Leben in die alte Burg eingezogen.
139. Ludwig mit dem Barte.
Zu der Zeit, da Konrad Ii. das deutsche Reich beherrschte (1024 bis
1039 n. Chr.), kam Ludwig mit dem Barte, ein Berwandter des Königs,
aus Franken nach Thüringen. Er erkaufte von den Grasen von Gleichen
und von Käfernburg die Dörfer Altenberga (im Georgentaler Amte des
jetzigen Herzogtums Gotha) und Reginherisbrunn (Reinhardsbrunn) nebst
einigen andern Walddörschen. Konrad aber schenkte seinem Vetter einen
großen unangebauten Teil der Laibe (Läube, Laubwald, so,hieß ein Strich
des nordwestlichen Thüringerwaldes), welcher zu den königlichen Gütern
gehörte und das Gebiet von Schmalkalden, Tambach, den Jnselsberg mir
andere benachbarte Berge im jetzigen Herzogtum Gotha umfaßte. So kle:1
war der Anfang des Mannes, der als Fremdling in das Land kam und
nilr wenige Dörfer in einem Wilsten Landstrich zum Eigentum hatte, dessen
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