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sah den Küchenzettel für den andern Tag durch und trank Kaffee.
Die Depeschen aber, die er unterzeichnet hatte, ließ er gewöhnlich in
seiner Gegenwart siegeln und die Jager, welche sie beförderten,
wußten oft nur allein die Addresse, welche der Kögig eigenhändig
darauf geschrieben hatte.
Darauf erschien der Vorleser, mit welchem er sich bis zur Con-
cert-Zeit (um 6 Uhr) unterhielt. In der Regel ließ er sich entwe-
der aus Einem der alten Klassiker oder aus einem neueren franzö-
sischen Schriftsteller vorlesen. Zuweilen nahm er seinem Vorleser
das Buch aus der Hand und las selbst mit lauter Stimme. Er
verlangte, daß langsam, mit einem immer gleichen, gehaltenen
Tone und ohne alle Declamation gelesen werde.
In den Concerten, die späterhin nicht mehr Statt fanden, spielte
er selbst; sehr selten war ein Zuhörer zugegen, außer den mitspielen-
den Tonkünstlern. ^
_ Bis zum siebenjährigen Kriege liebte er kleine Abendessen im
Kreise gewählter Freunde. Hier überließ sich Friedrich ganz dem
Wonnegefühl der Freundschaft und aller Zwang und alle Etikette
waren hier verbannt. Die Unterhaltung mußte immer munter und
fröhlich sein und die wichtigsten Gegenstände der ernsthaftesten und
erhabensten Wissenschaften wurden hier geistreich und witzig behan-
delt. Entspann sich dann ein Mal, im beflügelten Verkehre des
Gesprächs, ein kleiner, oder wohl auch ernsthafter Streit; so
wurde der König böse und nahm einen gebieterischen Ton an. So
wollt' es g'rade auch ein Mal kommen, da rief Voltaire: „Friede,
meine Herren! jetzt kommt der König von Preußen herein!" — und
Friedrich lachte, wie die Andern.
So wie er in der letztem Zeit seines Lebens auch Mittags al-
lein zu speisen pflegte; so sielen spater die freundschaftlichen, und
fröhlich-traulichen Abendessen ganz weg. Da arbeitete der Uner-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
— 138 —.
bergmännische Studium ergriffen; doch, fuhr er lieber an, als daß
er hinter dem Tintenfasse faß und in den Vorlesungen nachschrieb
oder mathematische Aufgaben lößte*). Für das fleißige mühsame
Studiren und anhaltende Sitzen war er, bei seiner Lebhaftigkeit,
ein Mal durchaus nicht geboren.
Um sich in dem Bergmannsleben, recht heimisch zu machen,
scheuete er kein Hknderniß und keine Beschwerde und späterhin
ging er auch noch gern, auf kleinen Reisen, als Bergmann gekleidet.
Auch sprachen Viele seiner früheren Gedichte seine Liebe für diesen
Stand und dieses Leben aus. Spater lernte er noch an der Che-
mie und Mineralogie Geschmack sind»n, und das letztere Studium
wurde ihm besonders darum lieb, weil er dabei mit einem oder meh-
reren Freunden kleine Streifereien in die Gebirgsgegenden unter-
nehmen konnte, wo sich unser Theodor immer-ganz vorzüglich wohl
und heiter befand und vor allen Andern, durch kühnes Klettern und
Steigen, auszeichnete. Ueberhaupt hatte er durch frühere gymna-
stische Uebungen seinem — von Natur schwächlichen — Körper mehr
Festigkeit und Gewandheit gegeben und Theodor Körner galt als
Jüngling für einen raschen Tänzer, dreisten Reiter, tüchtigen Schwim-
mer und geschickten Fechter.
So gut ihm aber auch der freie und fröhliche Umgang mit fer-
nen lebensfrohen Jugendgenoffen gefiel; so gern kehrte doch auch
der zärtliche Sohn zu jedem Familienfeste in das Vaterhaus zurück.
Hatte er doch nicht weit dahin! Dann genoß er auch mit ganzer Seele
und hoher Wonne den erhebenden Anblick der seltenen Kunstschätze
die das, darin so reiche, Dresden darbietet. Hatte das Auge sich
satt und selig geschau't an den Meistergebilden in Dresdens Bilder,
gallerie und sonstigen Kunstsälen, dann schwelgte sein Ohr in den geist-
lichen Musiken der ausgezeichneten Kapelle und in der italienischen Oper.
*) Er liebte mehr das Leder, als die Feder.
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Extrahierte Personennamen: Bergmann Theodor Theodor_Körner
210
die zweite Violine dabei zu spielen. Der Vater verwies ihm aber diese
kindische Bitte, indem er ihm bemerkbar machte, daß er ja! noch
gar keinen ordentlichen Unterricht auf der Violine erhalten habe;
wie könne da wohl etwas Gescheutes herauskommen? Wolfgang
antwortete aber: „um die zweite Violine zu spielen, lieber Vater!
braucht man doch nicht lange gelernt zu haben." Da wurde der
Vater ordentlich bös und verbot ihm jede weitere Störung. Der
Knabe weinte bitterlich und ging mit seiner kleinen Geige aus dem
Zimmer, der Hoftrompeter Schlachtner aber, der die zweite Violine
spielte und den kleinen Mozart sehr lieb hatte, legte bei'm Vater
ein Vorwort ein, und bat um die Erlaubniß, den kleinen Wolf-
g'ang mit sich spielen lassen zu dürfen.
„„Nun, wenn er ganz leise accompagnirt, daß man ihn nicht
hört; so mag's sein,"" meinte der Vater und der kleine Wolfgang
wurde gerufen und trat mit seiner kleinen Geige an's Notenpult.
Bald aber bemerkte Schlachtner, daß er hier ganz überflüssig sei.
Er legte seine Geige weg, ließ seinen kleinen Gehilfen allein spielen
und sah den Vater an, dem dabei Thranen freudiger Ueberraschung
im Auge glanzten. Wolfgang spielte bis an's Ende und behaup-
tete sogar, von dem erhaltenen Beifall muthig gemacht, daß er auch
die erste Violine spielen könne. Man machte zum Scherz den Ver-
such und mußte herzlich lachen, als er auch diese, obschon mit lauter
unregelmäßigen, sonderbaren Applikaturen (Fingersetzungen), aber
doch so spielte, daß er niemals stecken blieb.
Da nun die Kinder, und besonders der Sohn des alten Mo-
zart so weit vorgeschritten waren; so glaubte der Vater nicht übel
daran zu thun, wenn er mit ihnen eine Kunstreise unternähme.
Diese mußte die Reife und Vollendung früher herbei führen; das
frohe und freie Künstlerleben auf Reisen mußte überhaupt den wohl-
tätigsten Einfluß auf Körper und Seele äußern; der junge Mozart
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211
erhielt Gelegenheit, den berühmtesten Künstlern persönlich bekannt zu
werden, und, wem die Auszeichnungen zu Theil werden, die un-
serem jungen Mozart auf allen Wegen entgegenkamen, der kann
es schon mit ansehen.
In München ließ sich Wolfgang Mozart mit seinerschwesterma«
ria Anna, in seinem sechsten Jahre, vor dem churfürstlichen Hofe auf
dem Clavier hören — und beide Kinder fanden großen Beifall.
Noch im Herbste desselben Jahres (1762) ging die Künstlerfamilie
nach Wien und fand bei dem Kaiser Franz I. eine sehr gute Auf-
nahme. Der ganze Hof nahm das lebhafteste Interesse an dem
kleinen bewundernswürdigen Virtuoscnpaare. Den kleinen Wvlfgang
nannte der Kaiser nur seinen kleinen Hexenmeister und manche Probe
seiner Kunstfertigkeit mußte er ihm ablegen. Am liebsten spielte je-
doch der junge Mozart, wenn Kenner zugegen waren, — weniger
feurig und aufmerksam und mehr Kleinigkeiten, wenn ihm nur Leute
zuhörten, denen er nicht die richtige Beurtheilung seiner Kunst zutrau'te.
Im Junius 1763 unternahm die Mozart'sche -Familie eine
größere musikalische Reise durch die wichtigsten Städte Süd-Teutsch-
lands, über Frankfurt (am Main), Coblenz, Cöln, Aachen und Brüssel
nach Frankreich. Ueberall fanden sie Gewinn und Ehre. Die Kin-
der wurden dem Hofe zu Versailles vorgestellt und dieser, so wie
die Akademie zu Paris staunten über dieselben, wie über eine Wun-
dererscheinung. Ihre Bildnisse wurden in Kupfer gestochen und in
dem leicht bewegten Paris an allen Straßenecken verkauft. Hier
übergab auch Wolfgang seine ersten Compositionen dem Grabstichel.
Er widmete sie der zweiten Schwester des Königs, Madame Victoire.
Im folgenden Jahre (April 1764) ging die Familie nach Eng-
land und auch das ernste, auf ausländische Verdienste so stolz herab-
setzende, Jnselvolk zollte der Kunstfertigkeit und den großen Talen-
ten unsers kleinen Reisenden den schuldigen Tribut. Dagegen lernte
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213
diese Musik dirigirte, an der Spitze der kaiserlichen Kapelle und im
Beisein des Hofes -- Mozart als Knabe von 12 Jahren. Er-
nannte ihn doch auch in seinem 13. Jahre der salzburgische Hof
zu seinem Konzertmeister! —
Als Solcher trat er auch in demselben Jahre (1769) seine wich-
tige Künstlcrreise nach Italien an. Hier, in dem Mutterlande der
Tonkunst, wollte er den Gesang beobachten, und überall zeigte er sich so
reif, so umsichtig und als so vollendeter Künstler, daß ihn die, für Musik
so glühend eingenommenen, und dabei etwas abergläubischen, Ita-
liener für ein Wesen höherer Art — für einen Hexenmeister im
Ernste hielten. Man gab ihm hier und da vertrackt harte Nüsse
zu knacken; aber der junge Mozart biß sich an keiner die Zahne
aus; sein Ruhm wuchs vielmehr von Tage zu Tage. Was das al-
lermeiste Aufsehn machte, war folgender Vorfall.
Er traf mit seinem Vater in Rom zu Anfang der Charwoche
ein, und das erste Meisterstück des erhabenen, feierlichen Kirchenge-
sanges, jenes berühmte Miserere von Gregorio Allegri wurde Mitt-
woch in der Sixtin'schen Kapelle gegeben. Diese herrliche und —
einzige Musik abzuschreiben, war den päpstlichen Musikern, bei der
fürchterlichen Strafe der Ausschließung vom heiligen Abendmahle
verboten; Mozart aber verschaffte sich in keiner andern Absicht den
Zutritt, als diese Musik abzustehlen, denn, was sein Dhr gehört
und treu aufgefaßt hatte, schrieb er zu Hause nieder und am Char-
freitage, wo das Miserere wiederholt wurde, war er wieder zuge-
gen, um das etwa noch Fehlende zu ergänzen, oder das Falsche zu
berichtigen. Wie erstaunte man da, als er einige Tage darauf, in
einer musikalischen Vereinigung (Akademie) jene schwere Chvral-
wusik, die gleichsam bisher in einen heiligen Schleier gehüllt gewesen
war, in einemauszilge für'sclavier so richtig vortrug, daß die anwe-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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— L15 —
mählung des Erzherzogs Ferdinand mit der Prinzessin von Mo-
dena, eine theatralische Scrcnate zu schreiben, rief ihn noch ein Mal
auf einige Monate nach Mailand. Diese Serenate und mehrere an-
dere, bald darauffolgende, Arbeiten für die Kirche sowohl, als für das
Theater, zeugten unverkennbar von den Riesenfortschritten, die Mo-
zarts Genius gemacht hatte. Seine Compositionen wurden immer
runder und voller, huldigten dem guten Geschmacke immer mehr
und mehr. Denn diesen und einen reichen Schatz neuer Kenntnisse
und Ideen verdankte er dem Lande, „wo die Orangen golden glüh'n."
Desto weniger konnte ihm aber die leichte, einseitige Musik der
Franzosen Zusagen, und bald kehrte er daher von seiner zweiten
Wanderung, die er im I. 1771 in das Land der Moden und des
Leichtsinns, mit seiner guten, sanften Mutter unternommen hatte, zu-
rück, in der festen Ueberzeugung, daß sein tiefer, kräftiger Sinn
für die leichte französische Oberflächlichkeit nicht tauge. Hatte man
doch kaum die Tiefe und Stärke der herrlichen Symphonie, die er
für das Concert spirituel in Paris gesetzt hatte, geahnt! Aber auch
das mochte wohl einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht, und die
trübe Stimmung in ihm hervorgerufen haben, daß ihm auf dieser
Reise seine theure Mutter durch den Tod entrissen worden war.
Jetzt stand er einsam da, allein, auf glattem Boden, ohne.kluge
Rathgeberin und Freundin! Und doch sah er sich so oft genöthigt,
in Umgebungen zu verweilen, wo sich auch die höchste und schönste
Kunst nur im gleisenden Gewände höfischer Geschmeidigkeit Achtung
und Eingang verschaffen kann. Das war für unfern graden, die-
dern Mozart ein unleidlicher Zwang, und darum eilte er um so lie-
der nach seinem teutschen Vaterlande zurück.
Hier waren München und Wien die beiden Städte, welche da-
mals die besten Kapellen unterhielten. Die Tonkunst wurde daselbst
allen übrigen Schwestern geschätzt. Wo hätte da Mozart wohl
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Mozart Mozart
217
sie, ihm durch Neid und Kabale zu schaden, wo und wie es sich nur
thun ließ. Sein ganzes Leben lang hat er mit diesen erbitterten
Gegnern zu kämpfen gehabt. Ja! es ging so weit, daß er sie bei
dem Kaiser verklagen'mußte, als sie feine „Hochzeit des Figaro"
durch ihr allzuschlechtes Spiel und nachlässigen Gesang mit einem
Male stürzen wollten. Indessen Mozarts Talent war zu überwie-
gend, und sein Verdienst glanzte zu hell, als daß es dem Neide
und der Verleumdung hatte gelingen können, dasselbe wieder in's
Dunkel und die Vergessenheit herabzuziehen. Mozart erfreu'te sich
der.huld seines Kaisers und dessen Umgebung, der Gunst des ho-
hen Adels und der Hochachtung und Freundschaft der angesehensten
Männer.
Was aber mehr noch gilt, als dieß Alles: es schätzten ihn die
Tonkünstler, die ihm zunächst auf der Leiter des Ruhmes und der
des inneren geistigen Reichthums standen, mit wahrer, ungeheuchel-
ter Liebe und Hochachtung. Mit dem berühmten Schöpfer der Al-
cestc und Iphigenie, dem Ritter von Gluck und mit dem noch be-
rühmteren, unerschöpflichen Joseph Haydn lebte er in den freund-
schaftlichsten Verhältnissen. Diese beiden großen Geister verstanden
am ersten, Mozarts große Verdienste um die Tonkunst zu würdigen,
so wie auch Mozart hinwiederum ihren Werken die größte Gerech-
tigkeit widerfahren ließ und sehr — sehr viel von ihnen gelernt zu
haben, gar oft und gern gestand.
Ihre Freundschaft war daher auf gegenseitige Hochachtung und
Werthschätzung gegründet, wie sie^s überall sein'muß, wenn sie von
Dauer sein soll.
„Könnte ich — so schrieb Haydn an einen seiner Freunde in
Drag: —, „ könnte ich jedem Musikfreunde, besonders aber den
Großen, die unnachahmlichen Arbeiten Mozarts so tief, und mit ei-
nem solchen musikalischen Verstände, mit einer so großen Empsin-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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219
die Schönste und Herrlichste unter allen Opern von Mozart, son-
dern überhaupt die Vollendetste und Gelungenste unter Men sei,
die bis jetzt aus dem tiefen Zauberreiche der Töne hervorgegaugen
sind. Das Ausmalen der Charaktere und Leidenschaften, einzig und
allein durch Töne, grenzt in diesem Meisterstücke an's Wunderbare
und fast Unbegreifliche, aber zuverlässig ist es, daß er die Ouvertüre
zu dieser Oper in der letzten Nacht vor der ersten Aufführung schrieb,
so, daß die Kopisten kaum bis zur Stunde der Aufführung mit dem
Ausschreiben fertig werden konnten und das Orchester ohne Probe
spielen mußte.
Trotz dem Außerordentlichen aber, was Mozart leistete, hatte
er sich doch immer noch nicht einer öffentlichen Anstellung und eines
sichern Gehaltes zu erfreuen. Er lebte von den unsi'chern, oft gar
unordentlich einlaufenden, Belohnungen seiner Kunst und seines Flei-
ßes, und von Geschenken, die ihm seine reichen Gönner hier und
da auf eine edelmüthige — keineswegs drückende — Weise zukom-
men ließen. Das Sparen hatte er eben auch nicht gelernt, und in
Wien ist theu'res Pflaster. Da sah's oft mißlich aus, und nicht zur
Ehre des teutschen Volkes sei es gesagt: der erste und größte Ton-
setzer unseres Volkes und aller Zeit litt — oft Noth.
Freilich hätte er sich eine günstigere und bessere Lage begründen
können, wenn ihm nicht sein schönes, weiches Herz folgenden —
wohl gern zu verzeihenden Streich gespielt hätte.
Im Frühjahre 1789 machte er nämlich eine Reise über Leipzig
und Dresden nach Berlin. Friedrich Ii. (der Große -r- der Ein-
zige!) selbst Virtuos auf der Flöte, wird nicht müde, den her-
lichen Mozart zu hören. Täglich muß er ihm seines Genius lieb-
lich kräftige Phantasien auf die Saiten des Clavkers herabzau-
bern, oder mit einigen Musikern der Kapelle Quartet (vierstimmig)
in des Königs Zimmer spielen.
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Extrahierte Personennamen: Mozart Mozart Friedrich_Ii Friedrich Mozart
— m
Mozart zu fragen, ob er dis Ausarbeitung eines Requiem wohl
Übernehmen wolle?
Mozart fand sich, bei seiner jetzigen Gemüthsstimmung, zu ei-
ner solchen ernstfeierlichen Arbeit aufgelegter denn je und versprach,
den Wünschen nach Kräften Gnüge zu leisten. Da fährt-der Mann
fort: „Sie arbeiten für einen Kenner, der Sie durch keine Zeit be-
schränkt und wegen des Preises nicht handelt! Wann darf ich zum
Abholen der Arbeit wiederkommen, und wie viel verlangen Sie Ho-
norarium?"
Mozart, der Geld und Zeit nicht immer genau berechnete, (wie's
manchen großen Geistern ging, aber auch Manchen geht, die nur das
Tadelnswerthe großer Geister nachzuahmen vermögen,) antwortete
leicht hin: „„Hundert Ducaten! In vier Wochen soll die Arbeit
beendigt sein."" —
„Hier sind sie," sagt der unbekannte Fremde, legt die Rolle
auf den Tisch und geht.
Mozart aber versank von Neuem in tiefes Nachdenken, forderte
dann Schreibmaterialien und begann sogleich, an dem Verlangten
zu arbeiten. Und mit jedem Tacte wird ihm die Arbeit lieber. Er
schreibt Tag und Nacht. Sein zarter, ohnedieß schon zerstörter Kör-
per unterliegt mehr, als ein Mal der Anstrengung. Einige Male
sinkt er bei der Arbeit in Ohnmächten, aber alles Zureden zur Mä-
Btzung ist vergebens. Erst nach Verlauf einiger Tage bringt es
seine liebevolle Gattin dahin, daß er abbricht und mit ihr in den
Prater *) fährt. Er sitzt still und in sich gekehrt, neben dem ge-
liebten Weibe; alles Leben und alle Lust rings umher will sein
Herz zersprengen, denn er soll ja bald von all der Freude scheiden!
Allier großer Garten und Haupt-Versammlungsort der le-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Auch erscheint gar bald der fremde, unbekannte Bote und er-
kundigt sich nach der Arbeit. Sie gefallt ihm so gut, daß er dem
Tonsetzer noch 100 Dukaten Ehrensvld aufdringt und ihn bittet,
nur nach der Stimmung und Laune seines Geistes daran zu arbei-
ten. Nie aber solle er sich vergebliche Mühe geben, den Namen des
Bestellers zu erfahren.
Dadurch wird Mozart nur noch mehr in dem Wahne bestärkt,
)ieser Bote müsse ein ungewöhnlicher Mensch sein, der mit jener
Teisterwclt in näherer Berührung stehe und ihm sein Ende zu mel-
ren gesandt sei. Er arbeitet nun rastlos an dem Werke, oft bis zur
Erschöpfung und gänzlichen Ohnmacht.
Ja! noch am Tage seines Todes — den 5. December 1791
— beschäftigte jene geheimnißyolle Aufgabe, die die Brücke bilden
sollte zwischen Leben und Tod, seine Seele. Er laßt sich noch ein
Mal die, bis auf Weniges vollendete, Partitur *) an sein Bett
bringen, durchsieht die ganze Arbeit noch ein Mal mit aufmerksa-
men Blicken, — indeß das Auge in Thranen schwimmt, und nimmt
Abschied vom Leben — von Liebe und Kunst! —
Sein Andenken blieb nicht ungeehrt. Der hochherzige Kaiser
Leopold trug Sorge, daß die Schulden des Künstlers bezahlt wur-
den und daß seine Wittwe nicht darben durfte. Auch Friedrich Ii.
— der edle Preußen-König — ließ der Wittwe des unsterblichen
Tondichters eine ansehnliche Unterstützung angedeihen.
*) Das Buch, worin alle, zu einem Tonstücke gehörige, Stimmen tactweise
unter einander gestellt sind, damit der Dirigent (Kapellmeister) das Ganze
mit einem Blich übersehen kann.
K 3
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Mozart Leopold Leopold Friedrich_Ii Friedrich