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1. Vaterländisches Lesebuch - S. 78

1857 - Jena : Mauke
78 Da sprach der Geist mit wilder Gier: »Und läßt du sie nicht zu eigen mir, So leihe mir ans ein Jährlein Das schmucke, schmeidige Pärlein.« — »Ein Jährlein ich sie dir gerne leih', So kann ich erproben des Teusels Treu'. Sie werden wohl nicht zerplatzen An deinen dürren Lätzen.« Rechbcrger sprengte von dannen stolz, Er streifte mit seinem Knechte im Holz. Der Dahn hat ferne gerufen, Da hören sie Pferdehusen. Dem Junker hoch das Herze schlug, Des Weges kam ein schwarzer Zug Lermummter Niitersleute; Der Junker wich auf die Seite. Und hinten trabt noch Einer daher, ' Ein ledig Näpplein führet er, Mit Sattel und Zeug stafsiret, Mit schwarzer Decke gezieret. Reclcherger ritt heran und frug: »Sag' an! wer sind die Herren vom Zug? Sag' an, traut lieber Knappe! Wem gehört der ledige Rappe?« — »Dem treuesten Diener meines Herrn, Nechberger nennt man ihn nah und fern. Ein Jährlein, so ist er erschlagen, Dann wird das Rapplein ihn tragen.« Der Schwarze ritt den Andern nach, Der Junker jit seinem Knechte sprach: «Weh' mir": voiu Rotz ich steige, Es geht mit mir zur Neige. Ist dir mein Nößlcin nicht zu wild, Und nicht zu schwer mein Degen und Schild, Nimm's hin dir zum Gewinnste Und brauch'« iu Gottes Dienste!« Rechberger in ein Kloster ging: »Herr Abt, ich bin zum Mönche zu 'ring, Doch möcht' ich. iu tiefer iiicuc Dein Kloster dienen als Laie.« — > Du bist gewesen ein Reilersmann, Ich seh' es dir an den Sporen an, So magst du der Pferde walten, Die wir im Klosterstall halten.«

2. Vaterländisches Lesebuch - S. 125

1857 - Jena : Mauke
125 kommen und fragte ihn, wie er sich's einfallen lassen könnte, das über seine Thür zu schreiben, da er, der König selber, es nicht einmal von sich sagen könne und Niemand wisse, was der Morgen bringe. Der Müller antwortete, es wäre nun einmal so und ließe sich dazu nichts machen. „Nun," sagte der König, „so komm Er morgen früh nur einmal zu mir; dann will ich an Ihn drei Fragen thun, und kann Er die beantworten, will ich's Ihm glauben." Am andern Morgen kam der Müller. „Guten Morgen, lieber Freund," sprach der König, „was meint Er: Wie viel Sterne stehen am Himmel?" Der Müller sagte: „Gebt mir einen groß- ßen Bogen weiß Papier!" und dann machte er mit der Feder so viel feine Punkte darauf, daß sie kaum zu sehen waren und einem die Augen vergingen, wenn man hinblickte. Darauf sprach er: „So viel Sterne stehen am Himmel, als hier Punkte auf dem Papier, zählt sie nur." Aber Niemand war dazu im Stand. „Gut!" sprach der König; aber nun die zweite Frage: „Wie schwer ist wohl der Mond?" „Höchstens," antwortete der Müller, „vier Viertel, und wenn Ihr es nicht glauben wollt, mögt Ihr ihn selbst wiegen." „Und wie tief ist das Meer?" fragte der König wieder, und der Müller antwortete: „Einen Steinwurf!" Da lächelte der König und sagte: „Hör' Er, Müller, Er ist ein Schalk; aber wenn Er mit Allem so schnell fertig werden kann, ist's kein Wun- der, daß Er keine Sorgen hat." Der König beschenkte darauf den Müller reichlich und sind ihr Lebtag gute Freunde geblieben. 104. Geschichte eines Goldstücks. Aus dem Silber der Mansfelder Bergwerke werden Thaler geschlagen, die auf der einen Seite das Bildniß des Königs von Preußen tragen, auf der andern Seite aber steht, aüstatt des preußischen Wappens, die Inschrift: Segen des mansfelder Berg- baues. Und der Erzähler weiß von einem Kaufmdnn des bergischen Landes, der alle diese Segensthaler, wie sie-genannt werden, welche durch seinen Geschäftsverkehr in seine Kasse fließen, sammelt und sie am Jahresschlüsse zur Mission hingibt, und sind einmal vierzig Segensthaler zusammen gekommen und hingegeben mit fröhlichem Herzen. Gott vergelt's. Der Erzähler hat auch wohl je und wann einen der schön- geprägten kremnitzer Dukaten gesehen, die immer seltener werden, jene nämlich, auf denen die Worte stehen: Wohl dem, der Freude an seinen Kindern erlebt. Und er weiß von einem Kinde, das durch den Anblick dieser Inschrift immer und immer wieder an den lieben, längst entschlafenen Vater und seine treuen Ermah-

3. Vaterländisches Lesebuch - S. 197

1857 - Jena : Mauke
197 erschreckt worden, beim sie hatten gehofft, er werbe nicht kommen ititb sie also Gelegenheit haben, mit ihm beste schärfer zu ver fahren." Einfach erzählt Luther selbst: „Ich fuhr in einem offenen Wäglein in Worms ein; bei kamen alle Leute auf bic Gasse und wollten den Mönch Dr. Martin sehen, ittib fuhr also in Herzogs Friedrichs Herberg, mib war auch Herzog Friedrich dabei bange gewesen, daß ich gen Worms kam." Daselbst hatte er von Abend an bis in die späte Nacht von vielen Grafen, Freiherrn, Rittern und anderen Herrn vom Adel, geistlichen und weltlichen Standes, Zuspruch, die seinen unerschrockenen Muth und Fröhlichkeit be- wunderten. Gleich am folgenden Tage, dem 17. April, wurde er vor die Reichsversammlnng geladen, und der Reichsmarschall Ullrich von Pappenheim holte ihn selbst dahin ab. Eh' er dahin ging, stärkte er sich durch ein Gebet.— Um 4 Uhr begab er sich, von dem Reichsmarschall und dem kaiserlichen Herold geleitet, vor die Reichsversammlung; aber sie konnten wegen des zudrängenden Volks, das Lnthern sehen wollte, nicht auf dem gewöhnlichen Wege dahin gelangen, sondern mußten durch Gärten und Häuser gehen; aber Biele fliegen, um zu seinem Anblick zu gelangen, sc gar auf Häuser und Dächer. Als er in den Saal des Rathhanses, wo die Versammlung war, treten wollte, klopfte ihm der berühmte deutsche Feldhauptmann Georg von Freundsberg auf die Schul- ter mit den Worten: „Mönchlein, Mönchleinl du gehst jetzt einen Gang, einen solchen Stand zu thun, dergleichen ich und mancher Oberster auch in unserer allerernstestcn Schlachtordnung nicht ge. thau haben. Bist du aufrechter Meinung und deiner Sache gc wiß, so fahre in Gottes Namen fort und sei nur getrost! Gott wird dich nicht verlassen." Im Saale selbst richteten Manche von den Neichsmitgliedern tröstende und ermuthigende Worte an ihn, und namentlich rief ihm Einer die Worte Christi zu: „Wenn sie euch überantworten werden, so sorget nicht, was oder wie ihr # reden wollet, denn cs wird euch zu derselbigen Stunde gegeben werden, waö ihr reden sollet." — Andere riefen ihm zu, sich nicht zu fürchten vor denen, die nur den Leib tödten können. Der Reichsmarschall aber erinnerte ihn, daß er sich darauf beschränken müsse, nur auf die ihm vorgelegten Fragen zu antworten. Jo- hann von Eck, Ofsieial von Trier, begann die Verhandlung mit der an Luther gerichteten Frage, ob er die aufgehäuft dalie- genden Schriften für die scinigen erkenne und ob er deren Inhalt widerrufen wolle. Die erste Frage hätte Luther, in heldenmüthiger Entschlossenheit unvorsichtig, sofort bejaht, wenn nicht sein Bei- stand, der Rechtsgelchrte Schürf, dazwischen gerufen hätte, man

4. Vaterländisches Lesebuch - S. 172

1857 - Jena : Mauke
„ Aller Anfang ist schwer, sagte ein Dieb und stahl einen Ambos" erwiederte er denen, die ihm Vorstellung machten. Als er wieder frei war und an Leib und Seele immer mehr herabkam, sagte er eines Tages: „Reinlichkeit ist die Hauptsache" und bestrich sich den Stiefel, wo der nackte Fuß heraus sah, mit Mist. (5s fielen nun manche Diebstähle vor, darunter „sehr ausgezeichnete" wie dw Richter sagen; Hans Klepper wurde als Thäter erkannt und strenge bestraft. „Gewohnheit!" sagte er zum Geistlichen, der ihn bekehren wollte. Als Klepper endlich wieder einige Tage frei herumging, aber unter polizeilicher Aufsicht stand, sagte er eines Tages: „Paßt auf!" und zündete dem Nickold das Hans über dem Kopfe an. Man fragte ihn, was ihn zu diesem Verbrechen veranlaßt habe? „Das hilft von den Mäusen" sagte er. Er kam ins Zuchthaus, erschlug dort den Gcfangenwärter und wurde zu Galgen verurtheilt------------- „Ordnung muß sein " sagte er, als er gesenkten Kopse- und mit schlotternden Beinen zkir Nichtstätte ging. 122. Räthsel. i. Ergründe mir dies Fündchen, Wie klug du bist, last schaun! 4-on Knochen ist ein Zaun, Dran« bellt ein rothes Hündchen. Iii. Ein Fastchen ist so weist und klein, Zwiefache Feuchte schließt es ein: Doch wenn man es nicht gar zerbricht, So giebt es fein^Labe nicht. Ii. 'tv. Ein eiserne« Pferdchen — begreife! — Oben eine Seele, Mit einem flächfernen Schweife, Unten eine Seele, Bald hüpft es auf in die Lüfte, Leder in der Mitten: Bald schlüpft es durch Höhlen und Grüfte. So wird in Eile hingefchritten. V. Pou Hen wobl raget ein Haufen, Zehn zarte Schäflein dran raufen. 1*3. Rübezahl und der Glashändler Eines Tages sonnte sich Rübezahl, der schelmische Geist des Riescngebirges, an der Hecke seines Gartens. Da kain ein Weib- lein ihres Wcges daher, in großer Unbefangenheit, iiitb erregte durch ihren sonderbaren Aufzug seine Aufmerksamkeit. Sie hatte ein Kind an der Brust liegen, eines trug sie ans dem Rücken, eines leitete sie an der Hand, und ein etwas größerer Knabe trug

5. Vaterländisches Lesebuch - S. 175

1857 - Jena : Mauke
175 Das Weib: Ei nun, das kümmert mich auch nicht; werden sie erschlagen, so sterben sic für den Kaiser und fürs Baterland in ihrem Berufe, können aber auch Beute machen und der alten Eltern Pflegen. Hierauf erneuerte der Geist den Knabenhandel nochmals; doch das Weib würdigte ihn keiner Antwort, raffte das Laub in den Korb, band oben drauf den kleinen Schreier fest, und Rübezahl wandte sich, als wollte er fürder gehn. Weil aber die Bürde zu schwer war, daß das Weib nicht aufkommen konnte, rief sie ihn zurück: „Ich hab' Euch einmal gerufen," sprach sie, „helft mir nun auch auf, und wenn Ihr ein klebriges thun wollt, so schenkt dem Knaben, der Euch gefallen, ein Gröschel zu einem Paar Semmeln; morgen kommt der Bater heim, der wird uns Weißbrod aus Böhmen mitbringen." Der Geist ant- wertete: „„Aufhelfen will ich Dir wohl, aber gibst Du mir den Knaben nicht, so soll er auch keine Spende haben."" „Auch gut," versetzte das Weib, und ging ihres Weges. Je weiter sie ging, je schwerer wurde der Korb, daß sie un- ter der Last schier erlag und alle zehn Schritte verschnaufen mußte. Das schien ihr nicht mit rechten Dingen zuzugehen; sie wähnte, Rübezahl habe ihr einen Possen gespielt, und eine Last Steine unter das Laub praeticirt; darum setzte sie den Korb ab auf dem nächsten Rande und stürzte ihn um. Doch eö fielen eitel Laubblätter heraus und keine Steine. Also füllte sie ihn wieder zur Hälfte, und raffte noch so viel Laub in'ö Bortuch, alö sie drein fassen konnte, aber bald wurde ihr die Last von Neuem zu schwer, und sie mußte nochmals ausleeren, was die rüstige Frau groß Wunder nahm ; denn sie hatte gar oft hochge- panste Graslasten heimgetragen und solche Mattigkeit noch nie gefühlt. Deß ungeachtet beschickte sie bei ihrer Heimkunft den Haushalt, warf den Ziegen und den jungen Hipplein das Laub vor, gab den Kindern das Abendbrot, brachte sie in Schlaf, be- tete den Abendsegen, und schlief flugs und fröhlich ein. Die frühe Morgenröthe und der wache Säugling, weckten das geschäftige Weib zu ihrem Tagewerke ans dem gesunden Schlafe. Sie ging zuerst mit dem Melkfasse ihrer Gewohnheit nach zum Ziegen- stalle. Welch schreckenvoller Anblick! Das gute nahrhafte Hausthier, die alte Ziege, lag da, rohhart und steif, hatte alle Biere von sich gestreckt und war verschieden; die Hipplein aber, verdrehten die An- gen gräßlich im Kopfe, streckten die Zunge weit von sich, und gewalt- same Zuckungen verriethen, daß sie der Tod ebenfalls schüttele. So

6. Vaterländisches Lesebuch - S. 177

1857 - Jena : Mauke
177 Jetzt wußte sie ihres Reichthums keiu Ende; doch mit der Besitznehmung empfand sie auch die drückenden Sorgen desselben. Sie ward unruhig, scheu, fühlte Herzklopfen, wußte nicht, ob sie den Schatz in die Lade verschließen oder in den Keller vergraben sollte, fürchtete Diebe und Schatzgräber, wollte auch den Knauser Steffen nicht gleich Alles wissen lassen, aus gerechter Besorgniß, daß er, vom Wuchergeiste angetrieben, den Mammon an sich nehmen und sie dennoch nebst den Kindern darben lassen möchte. Sie sann lange, wie sie es klug damit anstellen möchte, und fand keinen Rath. Endlich nahm sie ihre Zuflucht zu dem trostreichen Seelen- pfleger des Dorfes, berichtete ihm unverhohlen das Abenteuer mit Rübezahl, wie er ihr zu großem Reichthume verholfcn und was sie dabei für Anliegen habe. Nachdem er lange nachgesonnen hatte, sagte er': „Hör an, meine Tochter, ich weiß guten Rath für Alles. Wäge mir das Gold zu, daß ich Dirs getreulich aufbe- wahre; dann will ich einen Brief schreiben in welscher Sprache, der soll dahin lauten: Dein Bruder, der vor Jahren in die Fremde ging, sei in der Venediger Dienst nach Indien geschifft und da- selbst gestorben, und hab all sein Gut Dir im Testament ver- macht, mit dem Beding, daß der Pfarrer des Kirchspiels Dich bevormunde, damit es Dir allein, und keinem Andern zu Nutz komme. Ich begehre weder Lohn noch Dank von Dir; nur gedenke, daß Du der heiligen Kirche einen Dank schuldig bist für den Se- gen, den Dir der Himmel bescheeret hat, und gelob ein reiches Meßgewand in die Sakristei." Dieser Rath behagte dem Weibe herrlich; sie gelobte dem Pfarrer das Meßgewand; er wog in ihrem Beisein das Gold gewissenhaft bis auf ein Quentlein ans, legt cs in den Kirchenschatz, und das Weib schied mit frohem und leichtem Herzen von ihm. Rübezahl war nicht minder ein Weiberpatron. So sehr die wackere Dörfcrin mit ihren Gesinnungen und ihrem Benehmen seine Gewogenheit erworben hatte, so ungehalten war er über den barschen Steffen, trug groß Verlangen, das biedere Weib an ihm zu rächen, ihm einen Possen zu spielen, daß ihm Angst und Weh dabei würde, und ihn dadurch so kirre zu machen, daß er der Frau Unterthan würde und sie ihm nach Wunsche den Daumen aufs Angehalten könne. Zu diesem Behufe sattelte er den raschen Morgenwind, saß auf und galophirte über Berg und Thal, spio- nirte wie ein Ausreiter auf allen Landstraßen und Kreuzwegen von Böhmen her, und wo er einen Wandrer erblickte, der eine Bürde trug, war er hinter ihm her, und forschte mit dem Scharfblick eines Korbbeschauerö nach seiner Ladung. Zum Glück führte 12

7. Vaterländisches Lesebuch - S. 187

1857 - Jena : Mauke
187 Die Mutter war nur wie verwirrt; Nun hab' ich wieder meinen Jungen Ich hab'« dem Burschen angesehen, Gesund daheim; deß Lin ich froh!» Wie weit die Reise gehen wird.» — Doch Peter sagte ganz beklommen: «»Hätt ich nur nicht geglaubt es schneit, Die Mutter jnbelte, durchdrungen Und wär der Kreuzweg nicht gekommen, Bon frommem Dank: «'s ist besser so! Ich wäre jetzt, wer weiß, wieweit!»., 128. Dädalus und Ikarus« Dädalus aus Athen war der kunstreichste Mann seiner Zeit, Gaumeister, Bildhauer und Arbeiter in Stein. In den verschieb dcnsten Gegenden der Welt wurden Werke seiner Kunst bewundert und von seinen Bildsäulen sagte man, sie leben, gehen und sehen und seien für kein Bild, sondern für beseelte Geschöpfe zu hal- ten. Aber wegen der Ermordung seines Schülers Talos wurde er vor dem Gerichte angeklagt und schuldig befunden. Er entwich nun und irrte anfangs flüchtig in Attika umher, bis er weiter nach der Insel Kreta floh. Hier fand er bei dem Könige Minos eine Freistätte, ward dessen Freund und als berühmter Künstler hoch angesehen. Er wurde von ihnr ausgewählt, um dem Mino- taurus, einem Ungeheuer von abscheulicher Abkunft, der ein Dop- pelwesen war, das vom Kopfe bis an die Schultern die Gestalt eines Stieres hatte, im Uebrigcn aber einem Menschen glich, einen Aufenthalt zu schaffen, wo das Ungethüm den Augen der Men- schen ganz entrückt würde. Der erfindsamc Geist des Dädalus erbaute zu dem Ende das Labyrinth, ein Gebäude voll gewunde- ner Krümmungen, welche Augen und Füße des Betretenden ver- wirrten. Die unzähligen Gänge schlangen sich ineinander, wie der verworrene Lauf des geschlängelten phrygischen Flusses Mäan- der, der in zweifelndem Gauge bald vorwärts, bald zurück fließt und oft seinen eigenen Wellen entgegenkommt. Als der Bau vollendet war und Dädalus ihn durchmusterte, fand sich der Er- finder selbst mit Mühe zur Schwelle zurück, ein so trügerisches Jrrsal hatte er gegründet. Im Innersten dieses Labyrinthes wurde der Minotaurus gehegt und seine Speise waren 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen, die, vermöge alter Zinsbarkeit, alle Jahre von Athen dem Könige Kreta's zugesandt werden mußten. Indessen wurde dem Dädalus die lange Verbannung aus der geliebten Heimath doch allmälig zur Last und es quälte ihn, bei einem tyrannischen und selbst gegen seinen Freund mißtrauischen Könige sein ganzes Leben auf einem vom Meere rings umschlos- senen Eilande zubringen zu sollen. Sein erfindender Geist sann auf Rettung. . Nachdem er lange gebrütet, rief er endlich ganz freudig aus: ,r Die Rettung ist gefunden! Mag mich Minos

8. Vaterländisches Lesebuch - S. 123

1857 - Jena : Mauke
123 hab ich köstlicher!, edler, theurer und besser Mauer Zeit meines Lebens noch nicht gesehen; das will ich Gott und euch bekennen, lieber Schwäher; habt immer Dank, daß ihr mir solche gezeigt habt." 101. Graf Richard ohne Furcht. Graf Richard von der Normandie Erschrak in seinem Leben nie. Er schweifte Nacht wie Tag umher, Manchem Gespenst begegnet' er; Doch hat ihm nie was Grau'n gemacht Bei Tage noch um Mitternacht. Weil er so viel bei Nacht that reiten, So ging die Sage bei den Leuten: Er seh' in tiefer Nacht so licht, Als mancher wohl am Tage nicht. Er Pflegte, wenn er schweift' im Land, So oft er wo ein Münster fand, Wenn's offen war hineinzntreten, Wo nicht, doch außerhalb zu beten. So traf er in der Nacht einmal Ein Münster an, im öden Thal; Da ging er, fern von seinen Leuten, Nachdenklich, ließ sie fürbaß reiten. Sein Pferd er an die Pforte band, Im Innern einen Leichnam fand. Er ging vorbei hart an der Bahre Und Imete nieder am Altare, Warf aus 'nen Stuhl die Handschuh eilig, Den Boden küßt er, der ihm heilig. Noch hat er nicht gebetet lange, Da rührte hinter ihm in: Gauge Der Leichnam sich auf dem Gestelle. Der Graf sah um und rief: »Geselle, Du seist ein guter oder schlimmer, Leg' dich auf's Ohr und rühr' dich nimmer!« Dann erst er fein Gebet beschloß, Weiß nicht, ob's klein war, oder groß. Sprach dann, sich segnend: «Herr, mein' Seel' Zu deinen Händen ich empfehl'. Sein Schwert er faßt und wollte gehen, - Da sah er das Gespenst aufstehen, Sich drohend ihnp entgegen recken, Die Arme in die Weite strecken, Als wollt' es mit Gewalt ihn fasten Und nicht mehr aus der Kirche lasten. Richard besann sich kurze Weile, Er schlug das Haupt ihm in zwei Theile; , Ich weiß nicht, ob es weh geschrien, Doch mußt'« den Grafen lassen ziehn. Er fand sein Pferd am rechten Orte;

9. Vaterländisches Lesebuch - S. 134

1857 - Jena : Mauke
134 auf den Berg, wo sie den langen, langen Tag unter vergeblichem Warten und Sorgen zubrachte. — Aber als sie Abends hinter der gehörnten Schaar das Dorf hinunter ging, kamen einige Maul- thiere herauf, ihr entgegen. Und ans dem vordersten saß ihr Be- nedict hinter einem Knechte des Fürstbischofs und zwar so munter, daß die Wittfrau sogleich sah, es müsse ihm den Tag über nicht schlecht gegangen sein. Und so war es auch. Der Bischof hatte sich sogleich für die Pflastersteine des Sandbuben entschieden und die fremden Stein- metzen wieder in ihre Heimath entlassen, den Knaben aber mit sich in sein Haus genommen, gespeist und ihm versichert, daß er für ihn und seine Mutter sorgen wolle. Dann hatte er ihn mit dem Baumeister, der das Steinlager untersuchen sollte, nach So- leuhofen zurückgehen lassen. Der Bischof hielt Wort. Nachdem Benedict bei einem Mei- ster Steinmetz in Eichstädt in der Lehre gewesen war, ließ er sich in Solenhofen nieder und hatte fortwährend so viele Bestellungen an Pflaster- und Quadersteinen, daß es ihm und seiner Mutter nie mehr an dem täglichen Brot fehlte. 107. Der reichste Fürst. Preißend mit viel schönen Reden »Kroße Städte, reiche Klöster,« Ihrer Länder Werth und Zahl, Ludwig, Herr zu Baiern, sprach, Saßen viele deutsche Fürsten »Schassen, daß mein Land dein euren Einst zu Worms im Kaisersaal. Wohl nicht steht an Schätzen nach.« »Herrlich,« sprach der Fürst von Sach sen, »Ist mein Land und seine Macht, Silber hegen seine Berge Wohl in manchem tiefen Schacht.« »Seht mein Land in üpp'ger Fülle,« Sprach der Kurfürst von dem Rhein, »Goldne Saaten in den Thälern, Auf den Bergen edlen Wein!« Eberhard, der mir dein Barte, Würtembergö geliebter Herr, Sprach: »Mein Land hat kleine Städte, Trägt nicht Berge, silberschwer; Doch ein Kleinod hält's verborgen: Daß in Wäldern, noch so groß, Ich mein Haupt kann kühnlich legen Jedem Unterthan in Schoß.« Und eö rief der Herr von Sachsen, Der von Baiern, der vom Rhein: »Graf im Bart, Ihr seid der Reichste, Euer Land trägt Edelstein!« 108. Der Ileberfall im Wildbad. In schönen Sommertagen, wann lau die Lüste wehn, Die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn, Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von stolzer Art, Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart.

10. Vaterländisches Lesebuch - S. 67

1857 - Jena : Mauke
67 so stieg er vom Pferde ab, und setzte die drei Gefangnen wieder in's Wasser. Sie zappelten vor Freude und riefen ihrem Erretter zu: „ Wir wollen dirs gedenken und dir's vergelten." Er ritt darauf weiter, und nach einem Weilchen kam es ihm vor, als hörte er zu seinen Füßen in dem Sande eine Stimme. Er horchte, und vernahm, wie sich ein Ameisenkönig beklagte: »»Wenn uns nur die Menschen mit den plumpen Thieren vom Leibe blieben! Da tritt mir das ungeschickte Pferd mit seinen schweren Hufen meine Leute ohne Barmherzigkeit nieder." Er lenkte auf einen Seitenweg ein, und der Ameisenkönig rief ihm zu: „Wir wollen dir's gedenken und dir's vergelten." Da führte ihn der Weg in einen Wald, und er sah zwei Rabenelteru, die stunden bei ihrem Nest, und warfen ihre Jungen heraus. „Fort mit euch, ihr Galgenschwen- gel!" riefen sie, »»wir können euch nicht mehr satt machen, ihr seid groß genug, und könnt euch selbst ernähren." Die armen Jungen lagen ans der Erde, flatterten ünd schlugen mit ihren Fittigen und schrien: »»Wir hilflosen Kinder, wir sollen uns er- nähren, und können noch nicht fliegen! uns bleibt nichts übrig, als hier Hungers zu sterben." Da stieg der gute Jüngling ab, tödtete das Pferd mit seinem Degen und überließ eö den jungen Raben zum Futter. Die kamen herbei gehüpft, sättigten sich und riefen: »»Wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten." Er mußte jetzt zu Fuße weiter gehen, und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine große Stadt, da war großer Lärm und Gedränge in den Straßen, und kam Einer zu Pferd und machte bekannt: Die Königstochter suche einen Gemahl, wer sich aber um sie bewerben wolle, der'müsse eine schwere Aufgabe vollbringen und könne er es nicht glücklich ausführen, so habe er sein Leben verwirkt. Biele hatten cs schon versucht, aber ver- geblich ihr Leben daran gesetzt. Der Jüngling, als er die Königs- tochter in ihrer großen Schönheit sah, vergaß alle Gefahr, trat vor den König und meldete sich als Freier. Er ward hinaus ans Meer geführt und vor seinen Augen ein goldener Ring hineingeworfen; dann ward ihm aufgegeben, den Ring aus dem Grunde herauszuholen, und ihm gedroht, wenn er ohne ihn wieder in die Höhe käme, so würde er aufs neue hin- abgestürzt und müsse in den Wellen umkommen. Alle bedauerten den schönen Jüngling und ließen ihn einsam am Meere zurück. Da stund er unentschlossen am Ufer, und überlegte, was er wohl thun sollte, als er auf einmal drei Fische daher schwimmen sah, und eö waren keine andern als jene, welchen er das Leben ge- rettet hatte. Der mittelste hielt eine Muschel im Munde, die er
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