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1. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 149

1874 - Jena : Costenoble
— 149 — folgten, und schon stand man dem Militär gegenüber, da sprengte eine Ordonnanz heran und meldete: Preßfreiheit sei bewillig!. Auch der Plan des Stadtkommandanten Windischgrätz, die Studenten in die Vorstädte zu locken und dann zum Niederlegen der Waffen zu zwingen, ward vereitelt, und als Erzherzog Stephan und Kosfuth die Forderungen der Ungarn überbrachten, bewilligte der Kaiser die Verleihung einer Constitution. Als er hieraus Wien durchfuhr, wurde er überall mit Jubel empfangen und weinte darüber vor Freuden. In Wien gab es wieder Jubel, Illumination und Fackelzug, und mißliebige Personen (drei Erzherzöge, der Polizeiminister u. A.) flohen. Am 17. März wurden die 13 Todten feierlich zu Grabe geleitet nach dem Schmelzer Friedhof, Bürger und Studenten legten die Waffen ab, Pillersdorf übernahm das Ministerium und verkündigte allgemeine Amnestie. Im Ganzen fiel diese Märzrevolution sehr gemüthlich aus, die tragische Ungemüthlichkeit folgte aber gar zu bald. Die Revolution in Wien war von unreifen Studenten erzwungen, konnte also keinen wirklichen Werth haben in einem Lande, wo der bei Weitem größte Theil der Bevölkerung kaum lesen und schreiben kann, vom Staatswesen nichts versteht. Gegen diese Ueberschwänglichkeit mußte nothwendig eine herbe Reaktion eintreten, da sich so ein alter Staat nicht in wenig Tagen umformen läßt. Ist es ja doch bis heute nicht ganz gelungen. Dazu kam, daß mit der Preßfreiheit auch sogleich deren Mißbrauch eintrat: Schmutz- und Schandblätter erschienen, und selbst den besseren Zeitungen fehlte es an befähigten Männern. Ein Blatt sucbte das andere zu überbieten im Schmähen und Schimpfen auf hohe und niedere Beamte, und der Wiener Spießbürger freute sich, wenn diese recht heruntergerissen wurden. Die Preffe gerieth in die Hände kecker jüdischer Literalen, die nach Abonnenten fischten und einen Preßprozeß als Reklame benutzten. Der Minister benahm sich trotzdem so gemüthlich, daß er mit dem Centralverein der Nationalgarde und akademischen Legion wie mit einer Behörde correspondirte. Dieser Verein verwarf ministerielle Verfügungen, welche der Weisheit der Stndenten nicht gefielen, und der Minister nahm dieje dann zurück. Dieser Carneval konnte nicht lange währen, die Zeiten waren zu eruft dazu. Als man in Wien den Znsammenhalt mit Deutschland beschloß^ und die Wahlen zum Reichstag ausschrieb, widersetzten sich die Slaven, Magyaren und Italiener und verlangten für sich nationale Selbständigkeit. Die Tschechen sprachen unverhohlen ihren Haß gegen die Deutschen ans und verlangten Mähren und Schlesien als urlschechisches Reich, die Kroaten wollten das drei-einige Kroatien-Slavonien-Dalmatien herstellen und beiläufig die Militärgrenze, Kärnthen, Krain und Istrien annektiren, und die

2. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 227

1874 - Jena : Costenoble
— 227 — von Paris an: „Es lebe Polen!", und den König von Preußen belehrte eine Zeitung, daß das linke Rheinufer zu Frankreich gehöre. So achtete man in Paris das Gastrecht! Eigenmächtig übernahm Napoleon den Schutz des Papstes, indem er zwei Divisionen nach Rom sandte (1867) und Garibaldi's Freischaaren zusammenschießen ließ, aber um so mehr haßten die Italiener diesen „Befreier Italiens bis zur 2ibria". Zwar sagte sein Sprachrohr Rouher : „Niemals, niemals, niemals wird sich Italien Roms bemächtigen!", aber bald war Napoleon Gefangener und Rouher eine gefallene Größe. Napoleon, einen Krieg gegen König Wilhelm im Sinne, reorganifirte fein Heer, aber feine Kreaturen betrogen den Betrüger; sie steckten das Geld ein, die Regimenter, Kanonen, Waffen u. s. w. standen auf dem Papier, aber nicht in den Kasernen, wie sich zeigte, als es zur That kam: statt 800,000 Mann hatte man kaum 350,000 Mann, und die Festungen waren nicht ausreichend versorgt. Es fehlte an Allem; denn die Minister und Lieferanten brauchten Geld, um ein großes Haus zu führen. So war es möglich, daß ein Schmutzblatt wie Rochefort’e „Laterne" für Frankreich geschichtliche Bedeutung erhielt. Frankreich erwachte ; es rechnete dem Kaiferthum nach, was die Knebelung Frankreichs kostete, und das war unerfreulich. Aber Zahlen sind gemüthlos. Die „Verschönerung von Paris" kosteie an 900 Mill. Francs, das war viel, aber man konnte keine Barrikaden mehr bauen — das war ein Gewinn für die Dynastie bis Sedan! Dort fiel sie in ihr Nichts zurück vor deutscher Kraft und Ehrlichkeit. Wie ein Bankrotteur fing Napoleon an zu schwindeln. Er hatte Jahre lang fein Volk belogen und betrogen, jetzt sing man an, ihm nachzurechnen, und da brauchte er einen Eroberungskrieg, um unter dem Pulverdampf der Siegesfchlachten gefälschte Rechnungen zu verdunkeln. Napoleon brauchte einen Krieg, um feinen erftohlenen Thron Zu retten, dazu ersah er die Deutschen. Die Opposition in seinem Lande wuchs mit jedem Jahre, und wenn er auch seine Söldlingskammer mit schönen Redensarten einschläferte, so rief ihm doch das Volk auf_ der Straße nach: „Nieder die Großmäuler!" Dazu kam noch, daß der Wüstling Peter Napoleon einen Journalisten auf seinem Zimmer erschoß — und frei ausging. Das gefiel den Franzosen nicht, und dafür sollte Preußen büßen. Um sich zu behaupten, ward die Volksabstimmungsmaschine in Bewegung gesetzt, man kannte aber in Frankreich deren Mechanismus und achtete sie nicht, mußte aber natürlich die Kosten für diese „Rettung der Gesellschaft'' bezahlen. Napoleon brauchte einen Krieg uni) suchte mit Preußen Händel. Einsichtige Männer riethen ab, aber ihm blieb keine Wahl. Er stand vor dem Bankerott des 15*

3. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 81

1874 - Jena : Costenoble
— 81 — Die Vertreibung der Bourbonen durch die Julirevolution (1830). Ganz Frankreich stieß einen Schrei der Entrüstung aus, daß man es wagte, einen so verrufenen Namen wie den des Polignac an die Spitze der Regierung zu stellen. Selbst gemäßigte Zeitungen schrieben: „Es ist unsere Pflicht, ein solches Ministerium niederzuschmettern. Wir haben nur eine düstere Zukunft zu erwarten, da die Namen dre Gewaltträger auf traurige Weise berüchtigt sind. Wir haben den Hof mit seinem alten Groll, die Auswanderung mit ihren Vorurtheilen, das Priesterthnm mit seinem Freiheitshasse. Sie werden ihre Stütze in den Bajonetten suchen, aber die Soldaten kennen und achten das Gesetz." Alle höheren Beamten, die auf ihren Namen etwas hielten, legten ihre Stelle nieder, Vereine aller Art entstanden gegen die Regierung, Lafayette hielt einen Triumphzug durch Frankreich, die Wahlen sielen liberal aus, und die Pairskammer, welche Polignac durch Versprechungen ködern wollte, antwortete höhnisch, sie verlange nichts weiter, als daß die ältesten Söhne der Pairs im Thronsaale im apselgrünen Frack erscheinen dürften. Die Kammer ward aufgelöst, und im ganzen Lande beschloß man Steuerverweigerung. Die Kammer hatte nämlich Verwahrung gegen das Ministerium eingelegt, woraus Karl erwiederte: ,,Die Kammer spielt ein hohes Spiel, es kann ihr ein theurer Spaß werden, daß sie sich gegen meine Krone vergeht." Gerade an dem Tage, als französische Truppen nach geringem Widerstand Algier erobert hatten, wurde bekannt, daß die liberalen Abgeordneten wieder gewählt waren. Da beschloß Karl einen Staatsstreich. Metternich warnte, Nikolaus erklärte, er werde nichts für Karl thun, wenn man ihn verjage, England mahnte ab, Alles half nichts. Heimlich faßte man Beschlüsse und ließ dann die berüchtigten Ordonnanzen drucken, daß die Preßfreiheit aufgehoben, das Wahlgesetz abgeändert, die Kammer im Voraus ausgelöst sei (Juli 1830). Karl war ebenso unverbesserlich wie die Stuarts. Er hatte kaum 11—17,000 Mann bei der Hand und ließ nicht die geringste Vorkehrung treffen gegen eine etwaige Revolution, sondern spielte Karte und meinte, sein Wort sei mächtig genug, Alles durchzusetzen. Es fehlte an Schießbedarf und Lebensmitteln für die Soldaten, die hohen Beamten waren nicht unterrichtet von dem, was mau Körner, Weltgeschichte. Iv. 6

4. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 88

1874 - Jena : Costenoble
aber als Ludwig zum König ausgerufen war, mußte Karl nach England hinüberfahren. Die Emigranten, die ihn durch ihren Fanatismus rns Unglück gestürzt hatten, ließen ihn im Stich und luchten sich bei dem neuen Könige Aemter und Gnade ;u sichern um ihm als Stützen des Thrones zu dienen. ' Ludwig hatte nun zwei Pflichten. Er mußte sich die Zustimmung und das Vertrauen der Großmächte erwerben, die Revolution eindämmen, indem er den Mittelstand (bourgeoisie) begünstigte und die Verfassung so sthlisiren ließ, daß er für deren Auslegung Spielraum hatte, ohne sie dem Wortlaute nach m verletzen, bedrängter Lage mußte ein Krieg mit seiner gloire helfen, wenn er auch manchmal kostspielig und ohne Erfolg war. Louis Philipps Regierung (1830—48). Ludwig verdankte seine Krone einer Revolution und mußte dieser Zugeständnisse machen. Er nahm den Titel an: Ludwig tpop - Äönig ^er Franzosen, und die Großmächte hatten nicht Lust, ihm die Anerkennung zu versagen, als er die Revolution zu bändigen versprach. Er ließ sonst Verfassung und Verwaltung so ziemlich beim Alten, ging mit dem Regenschirm unter dem Arme spazieren, drückte Arbeitern, die ihn grüßten, die Hand, ließ unter seinem Schlosse die Marsellaise spielen, begnadigte politische Verbrecher, hielt Revue über die Rationalgarde, ote Lafayette geschaffen hatte, machte diesen zum Oberkomman-d einten bet selben und hielt die Tumulte nieder, welche in Folge der Handelsstockung eintraten. Dem Minister Gnizot gelang es, beim Gericht die Verurtheilnng der Volksfreunde durchzusehen, auch verhaftete er Karls Minister, um ihnen den Prozeß zu tna= chert. Zuvor setzte er aber in der Kammer zum Schutze der Angeklagten die Abschaffung der Todesstrafe durch, obschon tobende Hausen Tage lang Paris durchzogen und den Tod der Minister verlangten. Tann entzweite Louis die Minister, daß sie abtraten, entledigte sich durch List Lasayette's und spielte diesem gegenüber den Überraschten und Betrübten, half Lafitte aus Geldverlegenheit, wodurch er denselben aus dem Ministerium los wurde, und legte den Kammern ein erweitertes Wahlgesetz vor zu Gunsten des Mittelstands. lim einem befürchteten Aufstande bei den Gerichtsverhandlungen der Pairs über die verhafteten Minister vorzubeugen, ließ er angeblich gegen Rußland und für Polen rüsten, dann alle Plätze und Hauptstraßen von Paris besetzen und Patrouillen die

5. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 213

1874 - Jena : Costenoble
- 213 — fort; endlich mußte Grant weichen, und die Heere der Südstaaten drangen plündernd nach Washington und Baltimore vor. Petersburg wies alle Angriffe blutig ab, welche Grant gegen diese Stadt unternahm, und nun ließ Grant für sein H?er eine Eisenbahn bauen, daß die einzelnen Corps schneller sich vereinigen und gegenseitig unterstützen formten. Während Grant in Virginien Krieg führte, drang Sherman kühn mit 100,000 Mann, darunter viel Deutsche, tief in die Südstaaten ein, griff beherzt feinen Gegner Iohnston an, trieb ihn unter steten Gefechten zurück und eroberte Atlanta. Hierauf schlug er in vielen Gefechten feine Gegner, vernichtete Borräthe, die für Richmond hier und da aufgehäuft waren, und Admiral ?yarragut nahm Mobile sowie das gefährliche Kaperschiff Florida. Nun eroberte Sherman Savannah, Charleston und andere Städte (1865), um sich endlich mit Grant zu vereinigen. Täglich gab es Gefechte um Richmond und Petersburg herum. Erst Anfang April ward ein Theil der Befestigungen erstürmt, Davis verließ Richmond, und die Sieger, voran Negerregimenter, zogen in die Stadt ein. Lee ward verfolgt und mußte mit 26,000 Mann und 160 Kanonen kapituliren. Seine Truppen hatten in 36 Stunden nichts gen offen und wurden von den Siegern gespeist, ehe man sie in die Heimat entließ. Die Sclavenhalter griffen nun zum Meuchelmord. Lincoln ward im Theater von Booth erschossen, Seward in seiner Wohnung, wo er krank lag, tödttich verwundet (April 1865). Auch Grant und Stanton sollten ermordet werden. Trotzdem musste Iohnston in demselben Monat kapituliren mit 27,000 Mann, und Davis, auf der Flucht nach und nach von feinen Anhängern verlassen, ward erwischt, als er in Frauentracht entschlüpfen wollte aus einem Gehölz, wo man ihn suchte. Die Südstaaten mußten sich unterwerfen. Die Nordstaaten hatten in 4 Jahren 2 Mill. Freiwillige gestellt, von denen 330,000 ihr Leben verloren, von den 186,000 Negern fielen 68,000 Mann; man hatte 671 Kriegsschiffe und 1318 Transportschiffe aufgestellt und 2740 Mill. Thaler Schulden gemacht. Trotzdem nahm Lincoln's Stellvertreter Partei für die Sclavenstaaien und gerieth in heftige Streitigkeiten mit dem Parlament, welchem er geradezu trotzte. Zur Ruhe kam die Union erst unter seinem Nachfolger Grant.

6. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 48

1874 - Jena : Costenoble
— 43 - bei vielen Moslemin als rechtmäßiger Khalif. Da rüstete sich Mahmud gegen ihn (1838), angeregt von England und Rußland, welche ihre besonderen Vortheile dabei im Auge hatten. England hatte sich Adeu genommen, wo ihm Mehmeds Nachbarschaft unbequem wurde, der sogar Maskat und Bassora an sich zu bringen suchte. Unterdessen kam es bei Nisib (1839) zu einer Schlacht zwischen Türken und Egyptern, welche Ibrahim gewann, und dazu ging noch die türkische Flotte zur egyptischen über. Da starb Mahmud, worauf der 16jährige Abdul Medschid folgte, und die europäischen Großmächte gegen Mehemed Flotten aussandten und den Sieger zum bescheidenen Frieden zwangen. Die Hinfälligkeit der Türkei lag ebenso handgreiflich vor Augen wie ihre barbarische Verwaltungsart. Die Westmächte fürchteten indeß, Rußland werbe sich Konstantinopels bemächtigen, wenn bte Türkei zerfällt, weshalb England und Oesterreich die-selbe unterstützten, Frankreich bagegen ein starkes egyptisches Reich bert Russen als Abwehr entgegen stellen wollte. Dies ist bte sogenannte orientalische Frage, welche den Ministern so viel Kopfzerbrechens macht. England hält Malta besetzt als Festung gegen die Türkei, wie Toulon den Franzosen als Kriegshafen gegen den Orient dient. Louis Philipp und seine intrignante Politik war damals den europäischen Mächten unangenehm, weshalb sie ohne Frankreich zu London den Vertrag schlossen (1840), daß der Vice-könig von Egypten erblicher Herrscher über das Nilland sein, aber unter der Oberherrschaft des Sultans verbleiben solle. Seine Eroberungen mußte er herausgeben, durste aber einen j£heil Syriens auf Lebenszeit verwalten. Man nennt dieses Bündniß den Vierbundvertrag, durch welchen Frankreich ties gedemüthigt war, weil man es nicht zur Theilnahme eingeladen hatte. Es gab in Frankreich ungeheuren Lärm, Thiers ließ rüsten, als ob er gegen Europa Krieg führen wolle des Vicekönigs von Egypten wegen. Indessen so ernst war es nicht gemeint, Louis Philipp benutzte vielmehr den Lärm, um Paris zu befestigen — gegen die Pariser. Unterdessen erschien eine englisch-österreichische Flotte vor der Küste Syriens, nahm eine Stadt nach der andern (1840). Akre eroberten die Verbündeten mit Sturm. Napier bombardirte Alexandrien, und Mehmed Ali mußte sich fügen, als ihm England einen vortheilhaften Frieden verschaffte. Um diese Zeit bereisten russische Agenten die Länder der Slaven, die in der Türkei und Oesterreich wohnen, und verbreiteten bett Glauben, btefe Slaven seien an Rußlanb als sprach- und glaubensverwandtes Volk gewiesen und müßten sich mit bemselben zu einem überwältigenden Slavenreiche vereinigen. Man nennt diesen Grundsatz den Panslavismns. Die Regierung gründete in diesen Slavenländern griechisch-katholische Kirchen und Schulen,

7. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 105

1874 - Jena : Costenoble
— 105 — lang reden mußte. Ein Drechslergeselle, barhaupt und mit aufgestreiften Aermeln, verlangte zu wissen, was man für das Volk thun wolle. Alle schönen Redensarten Lamartine's halfen nichts, seine Decrete wurden zerrissen, bis ,,die Regierung durch Unterschrift sich verpflichtete, allen Bürgern Arbeit zu verschaffen". Kaum hatte sich dieser begehrliche Haufen entfernt, so erschienen andere, welche den Lamartine aufhängen wollten. Er entwaffnete diese Meuterer durch einen Witz, Andere durch den Beweis, daß er seinen Kopf wage, wenn die feinde der Republik siegen würden. Nachmittags erschienen an 4000 Andere mit einer rothen Fahne, schossen ihre Gewehre gegen die Fenster des Rathhauses ab, und erzwangen den Eingang. Es war zerlumpter Pöbel, ohne Schuhe, betrunken, Einzelne verwundet und mit Lappen um den Kopf. Diese Bürger schwangen drohend Säbel und Gewehre, schrieen, schossen Gew hre ab, drängten Lamartine in eine Ecke, brachten dann einen zerbrochenen Strohstuhl, von welchem herab er eine Rede hielt. Er verwarf in gewandter Rede die rothe Fahne, und der Haufeu rief: ,,Es lebe die dreifarbige Fahne!" indem er abzog. Doch schon erschien noch wilderes Gesindel, verlangte die rothe Fahrte und wollte Lamartine aufhängen, der wieder auf den Strohstuhl stieg, als die Masse mit geschwungener Waffe auf ihn eindrang. Er schien verloren. Zum Glück stand ein Freund neben ihm, ein riesiger Proletarier, in Lumpen gehüllt und ohne Kopfbedeckung. Hals und Brust waren offen, aus einer Schmarre im Gesicht lief Blut herab, welches er mit der Hand von Zeit zu Zeit abwischte. Dieser Arme begrüßte den Lamartine als Bruder und Vater des Volkes, empfahl ihn seinen Kameraden, umarmte ihn und drückte ihn an sich, wobei das Blut auf Lamartine herabrieselte, und stellte sich als Schirmer neben den Redner. Lamartine bewog auch diesen Haufen, die dreifarbige Fahne als die des siegberühmten Frankreichs anzunehmen. Ehe er seine Rede beendete, war der kleine L. Blanc und der schützende Bettler ohnmächtig geworden, die Menge jubelte und warf dabei den Strohstuhl um, ans welchem Lamartine stand, der seinen umstehenden Freunden in die Arme stürzte. Der Muth und die Redegewandtheit Lamartine’5 besiegten die rohsten Massen, und nun konnte die Regierung daran denken, etwas Ordnung und eine zuverlässige bewaffnete Macht zu schaffen. Viele Soldaten waren nach Hanse gewandert, die übrigen rnnth-los, da sie nicht recht wußten, wem sie gehorchen sollten. Da warb der kluge Subervie 25—30,000 Gassenbuben an, die eigentlich alle Meutereien anzettelten, nannte sie mobile Rationalgarde, Iva M'ancs tägliche Löhnung und nahm sie unter militärische Disciplin. Nebenbei gab man eine Menge von Bekanntmachungen, sicherte Paläste und öffentliche Gebäude gegen Zerstörung und

8. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 61

1874 - Jena : Costenoble
— 61 — nach Herr war. Der König versuchte fast jährlich, die Verfassung zu ändern, er sandte seinen Sohn, der in Christiania Hof halten mußte, aber die Bauern wiesen alle seine Anträge ab, und nach Landesgesetz galt das Gesetz, was der Landtag (Storthing) beschlossen hatte, auch wenn der König dagegen war. Er durste zweimal Vorschläge verwerfen, blieb der Landtag aber bei seinem Beschluß, so galt des Königs Widerspruch nichts. Ungern sah man es, daß der König stets schwedische Statthalter schickte, und feierte trotz königlichen Verbots jährlich den Tag der Verfassung. Als nun bei einem solchen Feste das Volk unter Hurrah durch die Straßen Christiauia's zog, ließ der Gouverneur die Haufen durch Soldaten sprengen. Darüber entstand solche Aufregung, daß der König den voreiligen Statthalter abberufen und den Norwegern manche Rechte einräumen mußte. Diese Bauern wirthschafteten so brav mit dem Staatshaushalte, daß sie nicht nur die Schulden aus der dänischen Zeit abtrugen, sondern Ueberschuß erzielten, also die Steuern herabsetzen konnten (1833) und die Grundsteuer ganz aufhoben (1839). König Johann nahm sich der materiellen Entwickelung Schwedens mit großem Eifer an, ließ aber die veralteten politischen Einrichtungen bestehen. Er konnte (1840) den Ständen als seine Verdienste aufzählen, daß er die auswärtige Schul) getilgt, die einheimische vermindert, statt der früheren Deficits einen Ueberschuß von 700,000 Bankthalern erzielt habe, daß er viel Kanäle anlegen, Flüsse schiffbar machen, Straßen erbauen, Häfen und Zeughäuser herstellen ließ, die Land- und Seemacht vermehrte. Doch fiel dem Lande die Abhängigkeit von Rußland schwer. Im Jahre 1844 folgte ihm sein beliebter Sohn Oskar I., welcher sich schon früher eifrig mit der Verwaltung beschäftigt hatte und mit den Norwegern auf gutem Fuße stand, so daß sie die Gründung des Olafordens gestatteten. Bei der Vereinsamung, in welche sich die nordgermanischen Völker versetzt sehen gegenüber Rußland und dem mächtigen Deutschland, hat sich eine literarische Partei gebildet, welche sich die skandinavische nennt und die Vereinigung Norwegens, Schwedens und Dänemarks anstrebt. Bis jetzt blieb dieser Verein ohne Einstuß, vielleicht aber dringt er durch und bereitet auch wohl einen Anschluß an Deutschland vor, welchem Holland und Deutsch-Belgien folgen würden, um eine große evangelisch-germanische Macht zu bilden zwischen Slaven und Romanen. Die größten Verluste erlitt Dänemark, deren Könige bisher absolutistisch regierten. Friedrich Vi. regierte von 1784 an für seinen Vater, feit 1808 als König und starb 1839. Ihm lag daran, Dänemark zu vergrößern, und da Holstein zum deutschen Bunde -gehörte, wollte er Schleswig zu einer dänischen Provinz machen.
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