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zu arbeiten," sagte er sich in der ersten Zeit, und fühlte dann
an seine Brnst, wo er den Dukaten verborgen hatte, „ich habe
.ja Geld und könnte eine ganze Woche lang davon leben, oder
etwas Anderes damit anfangen; aber ich arbeite, weil mir's Ver-
gnügen macht." Dann aber machte er einen Spaß daraus und
sagte oft: „Ich arbeite bloß zu meinem Vergnügen. Ich arbeite,
damit ich was zu essen habe, und das Essen macht mir dann
Vergnügen." Nach und nach aber erkannte er, daß nichts Ent-
würdigendes, ja die Ehre und der Lebenszweck allein darin liege,
für den Genuß seines Daseins und für das, was man von der
Welt hat, auch Etwas für sie zu thun. Früher hatte er gedacht,
durch das Wegrücken eines Stuhls, ja durch jede Thätigkeit seine
Lebenskraft zu schwächen; jetzt erkannte er, daß, je mehr man
seine Kräfte braucht, sie um so mehr wachsen und zunehmen, daß
die Lebenskraft durch Thätigkeit inuner neu erzeugt wird.
So war Adolph, für den die Straßen früher nur dagewesen
waren, um als vergnügungssüchtiger Reisender darauf herum zu
rutschen, ein Bahnmacher und Straßenarbeiter für Andere. Mit
der Zeit aber gelangte er auch zur Stelle eines Aufsehers bei
dem Straßenbau, und er freute sich in dem Gedanken, daß von
seinem Dasein auf der Welt noch andere Spuren hinterblieben,
als die bloßen Kreuze ans dein Gelde, das ihm durch die Hand
gegangen war. Lange Zeit hat er den Dukaten als Andenken
arimwahrt, bis er endlich eingesehen, daß auch dieser nicht ruhen
darf in dem großen Weltverkehr, und er schenkte ihn einer Wittwe,
deren Maim bei dem Straßenbau verunglückt war.
83. Das Glück durch die Gelbwurft.
Der alte Tuchfabrikant Keller pflegte gern folgende Geschichte
zu erzählen:
„Ich war erst kurze Zeit aus der Fremde zurück und hatte
mein eignes kleines Geschäft angefangen. Da war die Leipziger
Ostermesse, und ich reise hin und nehme einen Ereditbrief von
1000 Speeicsthalern mit. Das war, wenn man alle Winkelchen
zusammenkehrt, mein ganzes Vermögen; ich war aber jung und
gesund, und was glaubt man da nicht mit 1000 Speciesthalern
machen zu können! Ich reis' also mit nach Leipzig und geb'
meinen Ereditbrief im Hanse „ Frege uitb Eoiup." ab. Der alte
Frege läßt meinen Namen in sein Buch einschreiben und wünscht
mir gute Geschäfte. Ich seh' aber bald, daß sich mit tausend
Thalern nicht viel machen läßt. Waö thut'ü? Geht nicht Viel,
so geht Wenig; besser leiern, als feiern, sagt das Sprichwort.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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114
gelegten Kräuter und Gesträuche des Waldes zerrüttet und welkend
herumhängen, mancher nicht ganz verbrannte Reisighaufen im
Verwittern begriffen' und der andere am Boden zertreten und ver-
kohlt ist: dann steht eine ganze verlassene Bevölkerung von Strün-
ken da, und es schaut der blaue Himmel und die Wolken auf
das offene Erdreich herein, das sie so viele Jahre nicht zu sehen
bekommen haben. Das Erste, was nach langen Zeiten herbei-
kommt, um die umgewaudelte Stätte zu besetze», ist die kleiue Erd-
beere mit deu kurzen, zurückgeschobenen Blättern. Sie sproßt zu-
erst auf der schwarzen Erde einzeln hervor, siedelt sich daun um
Steine und liegengebliebene Blöcke an, überrankt fleißig den Bo-
den, bis nichts mehr zu sehen ist, und erfreut sich so sehr der
Verlassenheit und der Hitze um die alten, sich abschälenden Stöcke
herum, daß es oft nicht anders ist, als wäre über ganze Flecke
ein brennendes, scharlachrothcö Tuch ausgebreitet worden. Daun,
wann es so ist, sammelt sich unter ihren Blättern die Nässe und
cs erscheint auch schon die größere, langstielige Erdbeere mit den
großen Blättern und den schlanken Früchten; es beeilt sich die
Simbeere, die Einbeere kommt, manche seltsame, fremdäugige Blume,
räser, Gestrüppe und breite Blätter von Kräutern; dann die
Eidechse, die Käfer, Falter und summenden Fliegen; mancher
Schaft schießt empor mit den jungen, fruchtgrünen Blättern; es
ist ein neuer, rauher, hochruthiger Anflug, der unter sich einen
nassen, sumpfigen Boden hat, und endlich nach Jahren wieder die
Pracht des Waldes.
‘ 86. Die Boten des Todes.
Vor alten Zeiten wanderte einmal ein Riese auf der großen
Landstraße, da sprang ihm plötzlich ein unbekannter Mann entge-
gen und rief: „Halt! keinen Schritt weiter!" „Was?" sprach
der Niese, „du Wicht, den ich zwischen zwei Fingern zerdrücken
kann, du willst mir den Weg vertreten? Wer bist du, daß du
so keck reden darfst?" „Ich bin der Tod," erwiederte der Andere,
„mir widersteht Niemand, und auch du mußt meinen Befehlen
gehorchen." Der Riese aber weigerte sich und sing au mit dem
Tode zu ringen. Es war ein langer, heftiger Kampf, zuletzt aber
behielt der Riese die Oberhand und schlug den Tod mit seiner
Faust nieder, daß er neben einem Steine zusammensank. Der
Riese ging seiner Wege und der Tod lag da besiegt und war so kraft-
los, daß er sich nicht chieder erheben konnte. „Was soll daraus
werden," sprach er, „wenn ich da in der Ecke liegen bleibe? Es
stirbt Niemand mehr auf Erden und sie wird so mit Menschen
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335
Thal mit steilen Bergen umschlossen, die höher hinauf als Alpen zum
Himmel streben. Dabei braußt die wilde Salza ins Thal herein,
und theilt die Stadt in zwei ungleiche Hälften. Salzburg ist der
Geburtsort des berühmten Musikers Mio zart. Daß man aus
der Umgegend z. B. vom Geisberg aus, eine entzückende Aus-
sicht hat, läßt sich denken. Wenn inan die Salza aufwärts reist,
kommt man nach Hallein, wo man die Bergwerke befahren kann.
Der schräge Eingang führt auf zwei Balken abwärts in den Berg
hinein. Man rutscht, an der linken Hand mit einem Handschuh
bekleidet, um daö Seil zu halten, in die Tiefe hinunter; mit der
Rechten hält man sich an dem Bergmann, der vor einem sitzt
und das Grubenlicht trägt.
Jl1. Thüringen.
Thüringen ist abgeschlossen südlich und südwestlich durch den
Thüringer Wald, nördlich durch den Harz, westlich und östlich
durch die Thäler der Werra und Saale, die mit ihren felsigen
Ufern und tiefen Einschnitten recht kenntlich als Grenzen hervor-
treten. Der Name Thüringen haftet auch heute noch an dem ersten
Grunde und Boden und an dem Kerne der ehemaligen Landschaf-
ten des Bolksstammes der Thüringer.
Der Thüringer Wald dehnt sich gegen 36 Stunden von
Südosten nach Nordosteu, erfüllt ein etwa 46 □ Meilen großes >
Viereck und scheidet Norddeutschland von Süddeutschland. Seit
uralter Zeit bieten seine beiden Gebirgsseiten einen Natur- und
Völkergcgensatz dar, einen Gegensatz der Sprache, Sitte und Ei-
genthümlichkeit in Haus und Leben.
Etwa in der Mitte, da, wo ein Qucllknoten von Rhein-, Elb-
und Wesergewässern ist, legt er sich in zwei wesentlich verschiedene
Theile auseinander. In der südöstliche n Hälfte nämlich herrscht
daö sogenannte Uebergaugsgebirge oder die Grauwackenformation,
im Nordwesten massiges Gestein vor. Dort ist er von plateau-
förmiger Gestalt und bildet eine 10 bis l4 Stunden breite, im
Mittel 2000 Fuß hohe, gipfclarme Hochfläche, welche durch eine
Menge tiefgespaltener und sehr gewundener Thäler in eine Zahl
Hochrückcn zerschnitten wird. Auf ihnen nehmen die Waldreviere
den größeren Raum ein, während in den Thälern überall saftige
Wiesen zwischen den dunklen Waldwänden sich hinschlingen.
Anders die nord w estlich e zweite Hälfte, deren schöner Bau
den Wanderer überrascht, er mag sich von Nord- oder Süddeutsch-
land ihr nähern: eine schmale, langgestreckte, durch einen hohen
Kamm stetig geschlossene Bergkette in scharfgezeichneten und doch
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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337
üppige Wiesengründe mit stattlichen Waldungen, oder ziehen sich
schlangcnartig zwischen denselben hin.
Bor allem ladet den Wanderer der erquickende Schatten mäch-
tiger Buchen ein, durch deren Laubdach nur einzelne Sonnenstrahlen
hindurchzittern. Während sich hier sein Auge an dem grünen
Teppiche labt, der von dem Dunkel seiner Umgebung bis in jene
lachenden Gründe vor ihm ausgebreitet liegt, sieht er vielleicht
im nächsten Augenblick ans dem dichten Lanbmeere die Rauchsäule
aufwirbeln, welche die einsame Hütte eines Köhlers anzeigt,
und vernimmt zugleich sein Ohr aus einem fernen Thalwinkcl
die harmonisch gestimmten Glocken einer Viehheerde.
Reben diesem stillen Naturleben hat, besonders auf dem
mehr ausgebreiteten Südosttheile, dem Grauwackengebiete, seit
langer Zeit Gewerbfleiß aller Art seine Werkstätte im Thüringer
Walde aufgeschlagen. Der mühsame Kornbau auf der kargen
Ackerkrume der Berglehnen konnte die zahlreiche Bevölkerung nicht
ernähren; das Bedürfnis; schärfte den erfinderischen Sinn, den An-
kömmlinge aus der Ferne, auö Nürnberg, Böhmen, Schwaben und
Käruthen geweckt hatten, und dessen Ausbildung durch nützliche
Produkte, besonders durch reichen Schiefer-, Holz- und Eiseuvorrath
des Gebirges unterstützt wurde. Wir finden in dem Bereiche des
Thüringer Waldes Glashütten, Porzellan-Fabriken und Malereien,
ferner die weitverbreitete Stahlindustrie, die bei Suhl, Schmal-
kalden, Zelle und Mehlis als Gewehrfabrikation, in Ruhla und
Steiubach als Messerfqbrikation einen hohen Grad der Entwicke-
lung erreicht hat;— und vor allem jene allbekannten feinen Holz-
waaren von Sonneberg und Umgegend, welche von da nach
den Hauptorten Europa's und über den Ocean zu allen Völkern
gehen und die Herzen der Kinder erfreuen.
Das Innere Th üringen s besteht hauptsächlich aus: Bund-
sandstein, Muschelkalk und Keuper, gegen welche alle anderen Ge-
steiusbilduugeu in den Hintergrund treten. Die Schichten liegen
im Allgemeinen horizontal.
Wenn man Thüringen durchreist und der landschaftlichen
Physiognomie seine Aufmerksamkeit zuwendet, so wird man bei
dem ersten Anblicke des Landes verleitet, die Hügel für ganz
isolirte Erhöhungen weiter Flächen zu halten. So sehr herrscht die
Ebene in dem Landschaftsbilde vor!
Unter der Menge gesegneter Striche, deren sich Thüringen
erfreut, enthalten eie größeren und kleineren Keuperbecken,
welche mit Lehm und humusreichem Schlamm bedeckt sind, ein höchst
ergiebiges Fruchtland, z. B. einige Theile des Werra- und Saal-
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338
thales, die Gegenden der mittleren Unstrut, die Güldene Au an der
Helme und in der Nachbarschaft des Kiffhäüfers, die mit ihren
Sagen an lebensvolle Zeiten des deutschen Kaiserthums erinnert,
wie denn überhaupt Thüringen reich an Sagen ist, die sich bald
an eine der vielen Bergruinen, bald an ein Dorf oder Schloß, bald
wieder an eine Höhle, einen Denkstein, ja an manchen Baum lehnen.
Auch unfruchtbare Striche enthält Thüringen, unter ihnen be-
sonders die kleinen Hochflächen aus Muschelkalk, z. B. das Eichs-
seld, den Hainich, die sogenannte Ilmplatte und Saalplatte.
In solchen Gegenden darf der Landmann kaum auf einen seiner
Mühe entsprechenden Lohn rechnen; dagegen gedeihen daselbst oft
kräftige Bnchenwaldungen, wie man sie z. B. nördlich von Mühl-
hausen im Eichsfelde antrifft. Die steilen Thalgehänge der
Muschelkalkformation, zwischen welchen theilweise die Unstrut, die
Gera, die Ilm und die Saale, fließen sowie die Südabhänge der
Muschelkalkberge und Thäler sind sogar oft so trocken und unfrucht-
bar, daß kaum Niederholz die nöthige Nahrung findet, und daß,
sind solche Höhen einmal von Wald entblößt, vergebliche Mühe
angewendet wird, sie mit neuem zu bepflanzen. Die« ist
z. B. der Fall bei den schönen, aber kahlen Bergen in der
Umgebung Iena's deren dürre Abhänge man deßhalb, damit
nicht allzusehr das dürftige Kleid einer mageren Schafweidc, womit
der größere Theil derselben bedeckt ist, unerquicklich ins Auge falle,
mit Weinpflanzungen zu versehen sich hat angelegen sein lassen.
Wollen wir uns die Richtung der Straßenzüge Thüringens
und des Verkehrs im Ganzen erklären, so haben wir auf die geo-
graphische Stellung des Landes zu den Nachbargebieten Rücksicht
zu nehmen. In der Mitte Deutschlands gelegen, an der Nord-
und Südseite von höheren Gebirgöwänden eingeschlossen, in der
Richtung von Westen nach Osten überwiegend eben und offen,
mußte das thüringsche Stnfenland als Verbindungsglied zwischen
Westdeutschland und dem wendischen, später germanisirten, Ost-
deutschland eine hohe Wichtigkeit erlangen. Wie eö in Folge der
letztgenannten Nachbarschaft in ethnographischer Beziehung ein
Mischgebiet von alt-germanischen Stämmen und germanisirten
Slaven wurde, so war es von jeher ein Passageland für Völker-
und Waarenzüge.
Erfurt, an diesem großen Verkehrswege, fast in dem natür-
lichem Mittelpunkte, des Landes gelegen, mußte dadurch um so hö-
here Bedeutung erlangen, und auch Eisenach in einer Bucht
des Hörselthales, des Hauptpasses zwischen dem nördlichen und
südwestlichen Deutschland, konnte schon wegen dieser Lage nicht
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Extrahierte Ortsnamen: Gera Niederholz Thüringens Deutschlands Westdeutschland Erfurt Eisenach Deutschland
ein Gebirgsland. Es ist eigentlich die Osttüste des mittländischen
Meeres. Hier dehnt sich das Kalkgebirg Libanon aus, auf
welchem^noch heute einige uralte Cedern stehen, die ans den
Zeiten Salamos stammen sollen. Am Fuße des Libanon lag das
Land der alten Phönizier (darin Tyrus und Sidon am Meer),
welche das Glas erfunden haben. Der südliche Theil von Sy-
rien »enthält das heilige Land, darin Jerusalem, Beth-
lehem, der I o rd a n nnl/ das todte Meer. — e) Mesopo-
tamien, nordwestlich von Iran. Ein langes grünes Weideland,
von zwei Flüssen eingeschlossen, dem ruhigen klaren Euphrat
und dem trüben reißenden Tigris, welehe beide in den persischen
Meerbusen münden. Hier hat Abraham mit seinen zahlreichen
Heerden gewohnt, hier haben Babylon und Ninive gestanden;
hier ist die eigentliche Heimath der Orangen und der Pflau-
men; die Kirschen stammen aber aus Kleinasien, t') Westlich
von Persien liegt die lange Halbinsel Arabien, ein Hochland
vom rothen Meer und dem persischen Meerbusen begränzt. Ein
sandiger Boden ohne Wald und größere Flüsse. Der Südwesten
heißt das glückliche Arabien, fruchtbar, bewaldet und be-
wässert, Kaffeebäume, (in Mokka wächst der beste Kaffee) viele
Dörfer und Städte. Mekka ist der Geburtsort Mnhameds,
Medina sein Begräbnißort; beide den Mnhamedanern heilig.
Der Nordwesten heißt das steinigte Arabien, eine Stein- und
Felsenwüste. — Das Pferd ist in Arabien am edelsten. Es ist
nicht nur Hausthier, sondern Zelt- und Stnbengenosse seines
Herrn. Die arabischen Pferde sind äußerst leicht und schnell und
merken genau aus mannigfaltige Worte und Zeichen. Der persi-
sche Meerbusen rechts ist etwa 30 Meilen breit, hat steile Ufe'r
und Perlenfischerei. Das rothe Meer hat niedre und gefährliche
Küsten aber eine tiefe Mitte.
So hätten wir denn unter dem zweiten Hauptglied Iran,
gleichfalls sechs Rehen gtted er, welche zur Uebersicht noch einmal
zusammengestellt werden sollen.
Ii. Iran oder Persien.
1. Kankasien. - i
2. Armenien.
3. Kleinasien.
4. Syrien.
5. Mesopotamien.
C. Arabien.
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364
El Dorado, wo es ganze Diamantberge, Zwerge, Riesen und Un-
geheuer geben sollte.
An diesem Nordrand wohnen die Caraiben, ein höchst krie-
gerisches Volk, von welchem das Meer im Norden Südamerikas,
das caraibische, seinen Namen hat und — die Ottomaken, welche
einen Theil deö Jahres von einer Thonerde leben, die sie mit
Crocodillfett vermischt zu Kugeln machen und mit großem Wohlbe-
hagen genießen.
3. Der Ostrand.
Ein mächtiger Damm gegen das östliche Meer — ein breites
Hochland von vielen Gebirgen durchzogen. Brasilien, welches
die Hälfte von Südamerika einnimmt. Doch gehört nicht das
Kaiserthum ganz hierher, da die Westküste zum Tiefland gerechnet
werden muß. Man kann auch noch die Staaten von Paraguay
und Uragnay im Süden Brasiliens hierher rechnen.
Hier werden die meisten und schönsten Diamanten gegraben;
sie sind wie Erbsen gestaltet und stecken in einer Kieselerde. Brasilien
ist mit ungeheuern Urwäldern, wo die Axt noch nicht gelichtet hat,
— bedeckt. Es giebt 80 Sorten Bäume, die Farbholz liefern, z. B.
der Fernambuk oder das Brasilienholz. Unter den wilden Ein-
wohnern, die meist Menschenfresser sind, sind die Batokuden zu nennen,
welche Holzklötzchcn in die Ohrlappen und Unterlippen treiben,
wodurch beide sehr erweitert herab hängen.
4. Die Llanos des Ori no co (im Staate Columbien).
Nördlich von diesem in einer Schneckenlinic gewundenen Fluß;
zwischen ihm und dem Meer. Die Llanos sind ein altes Meer-
bett das trocken liegt; wagerecht liegen unübersehbare baumlose
Schlammsteppen; im Sommer wüst und vor Hitze die Erde gcborst«m,
die nach der Regenzeit mit dem schönsten Gras überzogen ist.
5. D i e Llanos deö Mar an non.
Der Marannon geht 730 Meilen lang, dem Acguator fast
gleichlaufend, durch eine große Ebene, theils mit Urwald bedeckt,
theils mit baumlosen Steppen wie die vorigen. Sie liegen in
Niederbrasilien.
6. Die P ampa s des La Plata.
Diese liegen zu beiden Seiten des La Piata und sind baumlose
Strecken von verschiedener Ausdehnung, theilweise mit Flugsand,
theilweise mit Sumpf bedeckt oder mit Gestrüppe. Es finden heftige
Stürme und veränderliches Wetter hier statt. Hier ist das von
den Europäern eingeführte Rindvieh in seinen wilden Zustand
zurückgekehrt und hat sich ins unglaubliche vermehrt. Diese Pam-
pas liegen im Staat Laplata. — Ein Theil der Bewohner der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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lich wahrnehmen könnt. Hier unten haben sie sich in größerer
Menge angesammelt und mit der Zeit die lockere Erdschicht ge-
bildet, welche den steinigen Untergrund überdeckt. Auch gegenwärtig
wird auf diese Weise uoch manche öde Felseniusel- im Meere zu
einer fruchtbaren Erdstelle. Daß nun nach der Bcrschiedenheit
der Gebirgsarten auch der Boden verschieden sein müsse, der
durch die allmählige Verwitterung ihrer Oberflächen entstanden
ist, leuchtet von selbst ein. Nach den drei Hauptgebirgsarten giebt
es aber auch drei Haupterd arten, nämlich: Kieselerde, Thon-
und Kalkerde, wozu man noch als vierte, die Humuserde
hinzu zählen kann, die aber nicht allein aus erdigen Theilen besteht,
sondern zumeist aus Pflanzen- und Thierüberresten gebildet wurde.
Eine sehr weise Einrichtung ist es nun, daß in unserem gewöhn-
lichen Ackerboden keine dieser Erhärten ganz uuvermischt-vorkömmt.
Denn wäre das, so würde die Erdoberfläche eine große Wüste sein,
weil keine dieser Erdarten für sich allein einen fruchtbaren Boden
bilden kann. Wenn wir daher später von Kiesel-, Thon-, Kalk-
und Humusboden reden, so meinen wir damit nur, daß eine die-
ser Erdarten darin vorherrschend ist nnv dem Laude in grö-
ßerem oder geringerem Grade ihre Eigenschaften mittheilt.
Die Kieselerde, welche wir in unserem Huarzsande auf den
Aeckern haben, ist für sich allein von weißlicher Farbe, rauh an-
zufühlen und knirscht zwischen den Zähnen. Sie hängt sehr wenig
zusammen, nimmt nicht viel Feuchtigkeit auf, und giebt solche
schnell wieder von sich. Keine Erdart trocknet daher so leicht aus
als diese, keine hält aber auch die Wärme länger alst sie an.
Sandiger Ackerboden läßt sich darum leicht bearbeiten. Mit zwei
Kühen bringt man auf diesem Boden so viel zu Wege, alö sonst
mit zwei Ochsen. Daneben gewährt diese Erde den Bortheil, daß
sie wegen ihrer Wärme im Frühjahre schnell von Schnee und Eis
befreit wird und zeitig angebaut werden kaun. In nassen Zeiten
widersteht sie auch der Feuchtigkeit viel länger, als Thon- und
Lehmboden.
„Da lob' ich mir den Sandboden," sagt vielleicht jetzt
Mancher von Euch. Aber nur gemach! Ein jedes Ding hat seine
zwei Seiten, und Alles kömmt auf Umstände au. In zu großer
Menge sehen die Landleute den Sand gar nicht gern. Denn erst-
lich ist solcher Sandboden arm an Nahruugsstoffen, weil er zu
träg ist, solche aus der Luft an sich zu ziehen und die in ihn
hineingebrachten festzuhalten. Zweitens trocknet er bei dürrer Wit-
terung so schnell aus und wird so heiß, daß die armen Pflänzchen
auf ihm bald verschmachten und absterben. Sandboden, der nicht
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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253
wenigstens so viel Thon in sich hat, daß er sich in feuchtem Zu-
stande ballen läßt, ist zum Anbau gar nicht zu brauchen. Solch
ganz zusammenhangsloser, seiner, unfruchtbarer Flugsand macht
z. B. die große Sahara in Afrika zur schrecklichen Einöde. Auch
die Leute an der Lüneburger Haide, bei Zelle und Lüneburg, wissen
von solch schlechtem Flugsande ein Stücklein zu erzählen. Darum
aber sollt ihr dein Sande noch nicht ganz abhold werden. Denn
zum Ersten ist er in keinem Boden ganz zu entbehren, weil ihn
die Pflanzen zu ihrer Nahrung bedürfen, zumal unsere Getreide-
arten. Zn der Feuchtigkeit des Bodens nämlich — sollte man es
glauben! —- löst sich immer ein Weniges von der Kiesel- oder
Quarzerde auf, wie sich Salz in Wasser auflöst, und wird in
dieser flüssigen Form von den Gewächsen eingesogen. Zum An-
dern giebt cs kein besseres Mittel, festen Thonboden zu verbessern;
und zum Dritten läßt sich der Sandboden selbst, wo er zu leicht
ist, in vielen Fällen dadurch verbessern, daß man Lehm von alten
Wänden oder sonst her, darüber wirft und darunter mengt.
Niemals können sich zwei Brüder unähnlicher sein, als Sand
und Thon. Dieser ist in allem das gerade Gegentheil von jenem.
Ist der Sand einem wasserscheuen, tollen Hunde zu vergleichen,
so ist der Thon hingegen allezeit so durstig, daß er nie satt werden
kann, mit einer wahren Begierde Wasser in sich sangt und dasselbe
mit den übrigen Nahrungstheilcn sehr lange fest hält. Von Hitze
oder Wärme ist er dagegen kein Freund. Die nimmt er viel lang-
samer auf und giebt sie viel schneller wieder ab, als der Sand.
Im Thonboden herrscht die Thonerde vor. Vorausgesetzt,
daß dieselbe hinlänglich mit den andern Erdarten gemischt ist, so
gehört der Thonboden zu den fruchtbarsten Bodenarten. Er läßt sich
zwar etwas schwerer bearbeiten, widersteht dagegen aber auch der
Trockenheit länger und ist als eine immer gefüllte Vorrathstammer
für die Pflanzennahrnng anzusehen. Eine zu große Menge Thon,
dessen geringere Sorten Lehm heißen, sieht aber der Bauer eben so
ungern, als den lockeren Sand. Denn bei feuchter Witterung nimmt
das Land zu viel Wasser auf und die Gewächse gehen leicht an
Fäulniß zu Grunde. Bei trockn er Witterung dagegen backt er
wieder zu einer so harten Masse zusammen, daß kein Pflug in
denselben eindringen, keine Pflanze darin Wurzel fassen kann. Lehm
ist mit Sand untermischter Thon. Auf ihm gedeihen die meisten
Gewächse. — Wollt ihr bei dieser Gelegenheit zugleich die Ursache
mancher Quellen und nassen Ackerflecke wissen? Die ist der Thon.
Oft nämlich ziehen große Thonschichten stundenweit unter dem Bo-
den hin. Dqs Regenwasser wird durch sie an seinem weiteren
17 *
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
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Eindringen in die Erde gehindert, auf ihnen fortgeleitet und kömmt
sodann an einer niedern Stelle als Quelle zum Borschein.
Kalk hat Jeder schon gesehen, die Stadtkinder wenigstens
an den Wanden ihrer Häuser. Gelöschter Kalk ist reine Kalkerde,
die an der Luft in ein weißliches Pulver zerfällt. Im Ackerboden
kömmt aber die Kalkerde stets mit einem luftigen Körper verbunden
vor, den der Kalkbrenner durch die Glühhitze aus seinen Steinen
austreibt und den man Kohlensäure nennt. Erschreckt nicht vor
dem fremden Wort. Es ist eine Luftart, deren es mehrere giebt,
wie man mehrere Bodenarten hat. Man sieht die Kohlensaure,
welche ein sehr wichtiges Pflanzenuahrungsmittel ist, aus kalkhaltig
ger Erde in kleinen Bläschen entweichen, wenn man ein wenig
starken Essig auf diese Erde gießt.
Die Kalkerde nun ist sehr hitziger Natur, nimmt aber, wie
der Thon auch begierig Wasser auf, und trocknet deswegen lange
nicht so leicht aus, als Saud. ' In purem Kalkboden können die
Pflanzen zwar eben so wenig gedeihen, als in reinem Thon und Sand,
was mau an den weißen kahlen Kreidebergcn auf der Insel Rü-
gen und an andern Orten sieht. Dennoch aber ist sie dem trag-
baren Ackerboden so nothwendig, wie dem Menschen das Salz,
und sie muß an Orte, wo sic fehlt oder nicht in hinreichender
Menge vorhanden ist, hingebracht werden. Warum? Einmal brau-
chen die Pflanzen diese Erde zu ihrer Nahrung, manche sogar
sehr viel davon, z. B. der Klee, die Erbsen und Bohnen. So-
dann bewirkt der Kalk, weil er sehr ätzend ist, daß sich die im
Boden enthaltenen festen Nahrungstheile schneller in flüssige auflösen,
damit sie leichter von den Pflanzen eingesogen werden können. Ge-
löschter Kalk wird aus diesem Grunde von den Landwirthen auf
kalkarmen Aeckern als Düngmittel benutzt. Und daß der Gips, eben-
falls eine Kalkart, besonders auf Kleeäckern so gut düngt, wir
Mancher vielleicht schon weiß, kömmt eben daher. Den Mergel,
das ist eine Kalkart mit etwas Thon, fährt mau in vielen Ge-
genden fuderweise auf die Aecker und erntet dadurch das Doppelte.
Durch den Mist, sowie durch die Stoppeln und Unkräuter
kommen eine Menge Pflanzenüberreste mit in den Boden, welche
darin verwesen, und den vierten Bestandtheil des fruchtbaren
Ackerbodens ausmachen, den Humus. Die dunkle Farbe des
Landes rührt von dieser Bodenart her; mit ihrer Zunahme nimmt
auch die Fruchtbarkeit zu, weil der Humus nicht allein die mei-
sten Nahruttgöstosfe für die Pflanzen enthält, sondern auch den
Sandboden feuchter, den Thonboden lockerer und wärmer macht
und jeden verbessert. In alten Baumstöcken im Walde findet ihr
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