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Haut dann in der Form eines Sackes mit sich durchs Leben,
als seine Stärke in der Schlacht, als seinen Trost und seinen
Schutzgeist im Tode, der ihn hinführen soll nach den ewigen
Jagdgründen. Der Indianer schätzt diesen vermeintlichen Talis-
man über Alles; er kavn niemals verleitet werden, denselben zu
verkaufen, und hat er das Unglück, ihn in einem Gefecht zu ver-
lieren, so kann er denselben nur durch den Medicinsack eines
Andern ersetzen, den er mit eigner Hand todt schlägt.
Was die religiösen Vorstellungen der Indianer betrifft,
so kann man nicht sagen, daß die amerikanischen Urbewohner
keine Religion haben; denn sie glauben an einen guten und an
einen bösen Geist, sie können sich weder einen Wasserfall, noch
einen Berg, noch einen Stein vorstellen, dem nicht irgend ein
Geist innewohnte. Im Blitz und Donner machen sie sich eine
Vorstellung von dessen Gewalt, im Wachsthum der Lebensmittel
erblicken sie seine Güte. Dabei besitzen die Indianer viele Wnn-
dersagen und mystische Gebräuche und sind unendlich abergläu-
bisch. Aber ihr Begriff von einem künftigen Leben beschränkt sich
darauf, daß die Bösen zum ewigen Tragen von eisernen Ketten
verurtheilt sein werden, während die Braven in ein Land gelangen,
wo die Bäume beständig grün, die Jagdgründe immer thierreich,
die Wasser immer fischgefüllt sind; wo die Sonne niemals unter-
geht und das ganze Dasein einem nie endenden Feste der Freude
und des Tanzes gleicht.
Australien.
29. S i d n e y.
Vor etwas mehr als 60 Jahren wuchsen da noch Bäume
und hauste Wild, wo jetzt eine der blühendsten Städte der Welt
steht. Ein Gang durch ihre Straßen zeigt uns Häuser und reich-
gefüllte Läden wie in Europa, und nur die vielen fremden Phy-
siognomien lassen auf eine Welthafenstadt schließen. Gleich zahl-
reich wie die Läden sind auch die Kaffeehäuser und Trinkstuben,
denn fast jedes zweite Haus enthält eine solche Wirthschaft. Un-
ter den arbeitenden Klassen bemerkt man keine halbverhungerten
Elenden, und nach Bettlern sieht man sich vergeblich um.
Sidney hat bereits eine Bevölkerung von 100,000 Einwoh-
nern, und noch immer ist die nach einem regelmäßigen Plane
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lig und schlammig sein darf. Außerdem trinken sie Bier, das sie
vortrefflich zu brauen verstehen, und Palmwein; am liebsten ist
ihnen aber der Branntwein, ein Geschenk der Europäer! Für
Branntwein verhandeln sie Brüder und Schwestern, selbst die
eignen Kinder in die Sklaverei.
Ihre Beschäftigungen bestehen in wenig Ackerbau. Der
üppige Boden und die heiße Sonne hat sie äußerst träge gemacht.
Um doch das Allernothwendigste zu erringen, wird mit einem
Stock, der unten ein krummes Eisens-Hat (dem Pflug der Neger),
das Erdreich aufgeritzt, eine^Frau wirft den Samen hinein und
ein hinterdrein gehendes Kind scharrt die kleinen Furchen wieder
zu. In Handwerken sind sie ziemlich geschickt: sie brauen Bier,
weben, gerben und schmieden. Die Weber und Schmiede reisen
von einem Dorfe zum andern, um da zu arbeiten.
Die Religion der Neger ist entweder der Islam mit altem
Aberglauben vermehrt, oder das Heidenthum. Die Heiden, de-
ren Priester Marabnten heißen, tragen Grisgris, d. h. Zauber-
sprüche ans Papierstreifchen geschrieben, am Leibe und beten Fe-
tische an. Ein Fetisch ist irgend ein Gegenstand, wie er dem
Neger ausstößt, ein Fels, ein Berg, ein Baum, ein Knochen, ein
Korkstopfen, eine Fischgräte, ein Dattelkern, den er zu seinem
Götzen erhebt und verehrt. Wenn der Fetisch nicht mehr thun
will, was man verlangt, so wird er weggeworfen und ein ande-
rer gewählt. Lächerlich sind die kindischen Begriffe, welche die
Negerkönige von ihrer Macht haben.
Ein Negerfürst, der sich den Feuerfarbigen nannte, ließ einst
einen dänischen Gesandten vor seinen Thron kommen. Der Fen-
erfarbige war über und über mit Fett beschmiert und mit Gold-
staub bestreut. Neben ihm standen zwanzig Scharfrichter mit
blanken Säbeln und vor ihm lag ein Hanfe Menscheizschädel.
„Hast du," fragte er^ den Gesandten „Jemals meines-Gleichen
auf Erden gesehen?""— „Nie," sagte der Gesandte. —
,»Ganz recht, denn selbst Gott im Himmel ist nur ein wenig
größer als ich." Darauf ließ er den Gesandten ans seiner eig-
nen Flasche Bier trinken und fragte: „ Warum trinkst du so
wenig?" — „Ich fürchte berauscht zu werden," sagte der Ge-
sandte." — „ Ganz recht,." sagte der König, „Du wirst aber
nicht vom Bier berauscht, sondern vom Anschauen meines Ange-
sichts, das alle Menschen trunken macht." Dieser große König
hieß Opokku.
Mit den armen Negern ist lange Zeit ein abscheulicher
Menschenhandel getrieben worden, der noch nicht ganz aufgehört
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zusammenhängt; es ist nur halb so hoch (4000 Fuß). Iran ist
eine Steppenhochebene, auf welcher die Lust so außerordentlich rein
ist, daß man behauptet, in Persien seien alle Farben am leb-
haftesten. Es ist das Land der Blumen (viel Rosen), der
starten Weine und des giftigen kleinen Gethiers. Die
P e rs er sind tapfere, lebbafte, gesunde Menschen. Ihre Sprache
hat viele Wörter mit unserer deutschen gemein; hieraus und-noch
aus andern Gründen, ist gewiß, daß unsere Borfahren mit
den Persern früher ein Volk waren. Beide stammen vielleicht
von den Hindus ab. — Iran ist der Schauplatz der Thaten
und Kriege der berühmten Perserkönige.
Auch um Persien herum liegen wieder 0 Länder, die wir
als Unterglieder betrachten. Aber es sind nicht lauter Tiefländer,
sondern nur eins, Mesopotamien; 2 Hochländer, Arabien
und Armenien und 3 Gebirgsländer, Syrien, Kleinasien
und Kaukasien.
Im Norden a) Kaukasien. Ein Gebirgsland zwischen
dem schwarzen und Kaspischen Meer, von drei parallelen Ge-
birgsketten durchzogen, waldig und wasserreich. Es ist
russisches Gebiet, von vielen kräftigen Bergvökern bewohnt, z. B.
den Tscherkessen, welche den Russen viel zu schaffen machen.
Die Tscherkessen sollen die schönsten Menschen auf der Erde sein.
Kaukasien war die Pforte, durch welche die Völker aus Asien
sich in die nordeuropäische Ebene ausbreiteten. Von dort her
sind viele Eolonien hier zurückgeblieben. Es wohnen 7 verschie-
dene Völker hier, und werden eine Menge Sprachen daselbst ge-
sprochen. b) Armenien, westlich vom vorigen, jedoch auch noch
im Norden Persiens, ein Hochland mit einer baumlosen Ober-
fläche. Hier ist der 10,000 Fuß hohe Ararat, auf dessen Gi-
pfel die Arche Noahs sich niedersenkte. Die Armenier sind Chri-
sten; durch ihr Laud, in welchem Euphrat und Tigris entsprin-
gen, ziehen beständig Handelskarawanen; es ist ein Heerstraßen-
land. c) Klein asien, noch weiter nach Westen, als die vori
gen. Es ist ein Kalk-Gebirgsland, im Süden von dem
langen Arm des Taurus durchzogen. Kleinasien ist eine nach
Europa vorgestreckte Halbinsel, im Süden vom Mittelmeer, im
Norden vom schwarzen Meer bespült. Man kann Kleinasien in
der Geschichte der Völker als die Brücke betrachten, über welche
die Cultur Asiens nach Europa herüberging. Es ist eines der
fruchtbarsten Länder der Erde, aber unter der Herrschaft der Tür-
ken liegt es verödet. Am Wasserrand finden sich eine Menge
Ruinen; nördlich lag die berühmte Stadt Troja. 6) Syrien,
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Extrahierte Ortsnamen: Persien Mesopotamien Armenien Syrien Kleinasien Kaukasien Kaukasien Asien Armenien Persiens Noahs Kleinasien Europa Kleinasien Europa Troja Syrien