64
Masovien gegen die heidnischen Preußen zu Hülfe. (Her-
mann Balk 1250.) Preußen, durch sie bekehrt, wird ihnen
Unterthan, 1509.
Die Städte, — sie heben sich, erlangen Reichthum und
Macht durch den Handel mit dem Orient — frühere Handels-
wcge im Anfange des Mittelalters. — Wineta (800), Zulin
(1000). Letzteres durch Waldemar zerstört — (§,80.).
D i e H a n sa. — Der Handel mit dem Orient und Ale-
xandrien durch die Ztaliäner (Venedig, Genua, Amalfi) be-
trieben, nimmt seinen Weg durch Deutschland und bewirkt
die Blüthe der Städte, die durch Eifersucht des Adels und
das Faustrecht in kriegerischer Verfassung erhalten werden.
E r st e s B ü n d n i ß z w i s ch c n H a m b u r g und L ü b e ck zu
Sicherung ihrer Landstraßen und Gewässer 1241, welchem
1500 schon 60 Städte beigetreten sind. 1) Wendischer
Bund, Lübeck. 2) Westphä lisch er Bund, Cöln. 5) Säch-
sischer Bund, Braunschweig. 4) Preußischer undlief-
ländischer Bund, Danzig.
Aufblühen der Kunst und Wissenschaft, in
Deutschland besonders unter den schwäbischen Kaisern, durch
den Geist des Rittcrthums und die Kreuzzüge begünstigt. —
Minnesinger.— (Wolfram v.eschenbach, Hartmann von
der Aue, Konrad v. Würzburg, Heinrich von Ofterdingen,
Walter von der Vogelweide, Gottfried von Straßburg u. a.—
Das Nibelungenlied—.)
Die deutsche Baukunst; prächtige Kirchen (Straß-
burger Münster, Cölner Dom).
Entstehung der ersten Universitäten: Bologna, Sa-
lerno, Paris.
Die Kirche. — Ihre Gewalt erlangt den höchsten
Punct unter Znnocenz und seinen Nachfolgern. Einfluß der
Kreuzzüge und des Mönchswesens. Entstehung der
Vettelorden (Franciscaner und Dominicaner), Inquisi-
tion. Znnocenz predigt zuerst das Kreuz gegen die Albigen-
ser und Waldenser (§.61.). Peter Waldus, Vorläufer
der Reformation (Conrad von Marburg).
tz. 63.
rendre europäische Länder im versloßnen
Zeitraum.
Frankreich. — Hier herrschen erst noch schwache
Karolinger, unter welchen die Großen ihre Macht vermehren.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Waldemar Wolfram_v.eschenbach Hartmann Konrad_v Konrad Heinrich_von_Ofterdingen Heinrich Walter_von_der_Vogelweide Gottfried_von_Straßburg Peter_Waldus Conrad_von_Marburg
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Genua Amalfi Deutschland Braunschweig Danzig Deutschland Cölner_Dom Bologna Paris Frankreich
3ö2
Das Viii. Buch, von Teütschland.
Ravensperg 22)Reutllngen. 23) Rotwell. 24°)Schwä-
blfchgemünd. 25 Gchwabischhall. 26) Ueberlmgen. 27)
Ulm. 28) langen. 29) weil Z0)wlmpfen. 31) "Zell.
Es liegen aber selbige sehr zerstreut herum, und zwar:
I. Zwischen dem Lech und der Donau:
1. Augspurg, £at. Auguita Vindelicorum, eine gross,
schöne, reiche und veste Stadt am Flusse Leck.au den bayeri-
schen Grenzen, in einer fruchtbaren Gegend. Die Einwohner
sind theils evangelrschlucherisch, theils römischcatholisch.
Sie ist eine Mutter guter Künste, welche in den Geschichten
ein ewiges Andenken hat, weil das Glaubensbekanntniß
der Protestanten daselbst dem Kayssr Carl-V. im Jahre
1530. überreichet, und der Religionsfriede 1555. zu Stande
gebracht worden ist. Im Jahre ,74.1. war dasvicariars-
gerichte der Hauser Bayern und Pfalz daselbst.
2. Kaufbeuern, Lat. Kaufbyra, eine masige Stadt,
deren Einwohner der römischcatholisch-und evangelischlu-
therischen Religion zugekhan sind. Sie liegt unter Aug-
spurg.
3. Memmingen, Lat. Memminga, eine ansehnliche
und wohibevestigte Stadt nicht weit vomjlerflnsse vonkauft
beuern zur Linken. Der ganze Rath, und die meisten Bür-
ger sind evangelischluthcrisch. Hier blühet ebenfalls die
Handlung.
4. Kempten, Sät.'Campi dunum, eine ansehnliche und
Veste Stadt unter Memmingen an der westlichen Seite des
Jlerstrohms. Die Einwohner sind der evangelischen Re-
ligion zugethan. Im Jahre 1741. hat das Feuer sehr da-
selbst gewütet. Der dasige Abt har mit der Stadt nichts
zu thun.
5. Isny, Lat. Isnea, eine masige Stadt von Kempten
zur Linken am Flasse Jsna. Die Einwohner sind Lutheraner.
6. Lindau, Sät. Lindauia, eine gross, schöne und veste
Stadt unter Jsny zur Linken auf 2. Inseln in der Dodensee,
dahero sie insgemein klein Venedig genenner wird. ^ Sie
treibt gute Handlung. Der Rath und die meisten Bürger
bekennen sich zu der evangelischen Lehre. Die dasige Aeb-
tsssin hat sich mit der Stadt öfters aufgelegt.
7. Buchhorn, Lat. Buchhorniä, eine mäsige. aber gu-
te Handelsstadt über Lindau zur Linken an der Bodensee.
Die Einwohner sind evangelisch.
8. Wan-
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239
Mit seinem Hofgelage
Kam selber Karl zur Schau:
Es war au diesem Tage
Vollbracht des Domes Bau. —
Dabei wurde Karl aber vom „Meister Tancho", dem Glocken-
gießer von St. Gallen, so erzählt die Sage, um gediegene
Silberstufen betrogen. Unter den Sagen, welche die Stadt
nennen, ist Lang bein's „Kirchenbau zu Aachen" bekannt,
wo ein Vertrag mit dem Satan geschlossen, Herr Urian aber
durch eine Wolfsseele abgespeist wurde.
In Aachen ward vor grauer Zeit
Ein Kirchenbau voll Eifer angefangen.
Der Hammer und die Axt erklangen
Sechs Alanden laug mit seltner Thätigkeit.----------
Damit auch der Beweis nicht fehle.
Wird an dem Kirchenthor der Wolf in Erz gezeigt,
Nebst seiner ewiglich verlornen armen Seele,
Die einem Tannenzapfen gleicht. —
Im Münster wurden die deutschen Könige und Kaiser gekrönt.
Zu Aachen in dem Dome, da wogt's in Seid' und Sammt,
In Insu in und in Helmen beim ernsten Krönungsamt,
Da troff vom heil'gen Oele die Stirne Maren's verklärt.
Da trug er in würd'gen Händen des großen Karol's Schwert." —
Bis 1558 war Aachen Krönungsstadt der Kaiser, von da an
wurde es Frankfurt. Im Dome finden sich noch das Grab
Otto s Hi., der marmorne Krönungssitz und viele Reliquien.
In dem hohen Dom zu Aachen, welcher jetzt auf deutschem Grund
Wieder stehet, wo begraben Kaiser Karl's Gebeine ruh'n,
In dem hohen Dom zu Aachen ist gestellt der heil'ge Stuhl,
Wo der Kaiser Karl der Große selbst im Leben einst geruht. —
Auf dem schönen Markte vor dem Rathhause steht mitten in
einem ehernen Wasserbecken Karls des Gr. Bildsäule von
vergoldeter Bronze.
Mein Aachen, wo die Krone
Des Ritterthums geruht,
Bald auf granitnem Throne,
Bald an der warmen Fluth.
Im Rathhause zeigt man noch den unbedeutenden Kaisersaal,
in welchem das Krönungsmahl gehalten wurde.
Zu Aachen in seiner Kaiserpracht,
Im alterthumlichen Saale,
Saß König Rudolf's heilige Macht
Beim festlichen Krönungsmahle.
Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins,
Es schenkte der Böhme des perlenden Weins,
Und alle^die Wähler, die sieben.
Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt,
Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt,
Die Wurde des Amtes zu üben.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Urian Otto Karl's Karl_der_Große Karl Karls
213
fürst Karl Theodor erhielt Barern (S. 193). Mit seinem
Tode 1799 vereinigte die dritte Linie unter dem Herzoge
Max Joseph von Aweibrücken die sämmtlichen Besitzungen
des Hauses Wittelsbach von etwa 800 s^j Meilen, mußte aber
davon die Besitzungen links vom Rheine an Frankreich, so
wie Heidelberg und Mannheim an Baden abtreten. Baiern
erhielt jedoch durch Napoleon, dem es sich anfangs durch den
Rheinbund anschloß, gegen den cs sich aber vor der Schlacht
bei Leipzig erklärte, einen bedeutenden Länderzuwachs, beson-
ders in Franken und Schwaben, und den Königstitel. Nach
dem Sturze Napoleons wurde auch ein rheinischer, meist alt-
pfälzischer Landstrich wieder mit Baiern vereinigt, so daß ganz
Baiern nun 1100 Meilen mit 4^ Million Einw. hat, wo-
von ^ Protestanten und £ Katholiken sind. Jetziger König ist
Maximilian Ii.
Die kleinste Landschaft ist die Rhein Pfalz. Sie ist aber
ein schönes Wein- und Hügelland. Die Hardt und das pfälzi-
sche Gebirge, was zum Donnersberge sich erhebt, durchstreifen
es (S. 154). Die Hauptstadt darin ist die frühere Reichs-
stadt Speier mit 10,000 Einw. Sie ist groß, aber schwach
bevölkert. Sie hat einen ehrwürdigen Dom mit den Gräbern
von acht Kaisern und von drei Kaiserinnen. Das Grab Ru-
dolphs von Habsburg ist das wichtigste, und das von dem
Straßburger Bildhauer Ohnmacht gefertigte Denkmal des
Nassauers Adolf ist das schönste. Den Bau der Domkirche
begann Konrad der Salier 1050, sein Sohn Heinrich Iii.
baute daran fleißig fort, und als er 1056 ch, ward es Hein-
rich Iv. vorbehalten 1097 dies prächtige Werk altdeutscher
Baukunst zu vollenden. Auch dieser Heinrich Iv., wie sein
unnatürlicher Sohn Heinrich V., welcher seinen Vater fünf
Jahre lang in Bann und Acht ließ, ehe er ihn zu Speier
beisetzte, liegen hier begraben. Die Sage „die Glocken zu
Speier" erzählt, daß bei dem Tode vom verbannten Kaiser
Heinrich Iv. die langvcrstummte Kaiserglocke, bei dem Schei-
den Heinrichs V. aber die Sünderglocke erklungen sei.
Zu Speier , im letzte» Hauselein, Die Kaiserglocke, die lange verstummt.
Da liegt ei» Greis i» Todespein. Von selber dumpf und langsam summt.
Zu Speier, der alte» Kaiserstadt, Und als der Tod an's Herze kam,
Da liegt auf gold'ner Lagerstatt, Da tontas auf einmal wundersam:
Mit mattem Aug' und matter Hand, Die kleine Glocke, die lange verstummt.
Derkaiserheinrich der 5te genannt. Die Armesünderglocke summt.
Speier ist also picht ganz mit Unrecht das deutsche Persepolis,
die „Todtepstadt der Kaiser", zu nennen, während Frankfurt
die Wahl- und Aachen die Krönungsstadt war. Hier war
im 16ten u. 17ten Jahrh, bis 1689 der Sitz des von Maxi-
milian I. gestifteten „Reichskammergerichts", welches von
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Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Max_Joseph_von_Aweibrücken Max Napoleon Napoleons Maximilian_Ii Maximilian Adolf Konrad Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs_V. Heinrichs_V.
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Frankreich Heidelberg Mannheim Baden Rheinbund Leipzig Schwaben Napoleons Baiern Rhein_Pfalz Habsburg Hauselein Frankfurt Aachen
233
Die Höhen hinter Kreuznach sind der kahle Hunsrück en,
der gefürchtete Tummelplatz der Räuberbanden von „Schin-
derhannes" und des „schwarzen Peter", welche in den Sa-
gen des Volkes fortleben. Ganz abgesondert liegt die Stadt
Wetzlar a. d. Lahn mit 5400 Einw. Sie liegt an einem
steilen Hügel und ist ein todter Ort, seitdem das „Reichs-
kammergericht" aufgehoben worden ist, welches von 1691 bis
1806 daselbst seinen Sitz hatte. Hier ff Hoche 1797.
Köln mit seinen vielen Thürmen, Schiffsmasten und
schwarzen Mauern liegt in flacher Gegend, halbmondförmig -
am linken Rheinufer hingebaut und zählt gegen 90,000, fast
ganz katholische Einw. Es ist vielleicht die älteste Stadt in
Deutschland. Ein zweites Amsterdam, die größte, aber häß-
lichste aller Reichsstädte. Hier siedelte Agrippa, der Feld-
herr des Kaisers Augustus, zur Vertheidigung des Rheines
die Ubier an, und Agrippina, die hier geboren wurde, die
Tochter des Germanicus und Gemahlin des Claudius,
legte daselbst eine römische Colonie an. Hier weilten auch
Tiberius, Drusus und Germanicus. Die Stadt blühte
bald empor, war die Werkstätte des Gewerbfleißes, wurde
freie Reichsstadt und blieb es bis zum Frieden von Lune-
ville 1801. Sie war im Mittelalter auch die erste Han-
dels- und Hansestadt am Rheine und Mittelpunkt der ka-
tholischen Kirche in Deutschland. Von Außen gewährt das
befestigte Köln einen herrlichen Anblick wegen seiner vielen
Thürme. Man sieht sich aber getäuscht, man findet enge,
krumme und finstere Gaffen, viele kleine, elende Häuser neben
vielen herrlichen Kirchen, und unzählige Bettler. Keine deut-
sche Stadt hat so viele Stifter, Kirchen und Kapellen auf-
zuweisen gehabt als Köln, ein Zeichen ihrer alten Größe und
ihrer Reichthümer, und man sagt, daß in vorigen Jahrh,
der 16te Mensch ein Pfaffe gewesen sei. Deshalb und wegen
der vielen von der katholischen Welt verehrten Reliquien, wie
der „heiligen drei Könige", der „11,000 Jungfrauen" u. s. w.
wurde sie auch die heilige Stadt oder das deutsche Reu-
rom genannt. Ueber die Menge von Thürmen, welche die
Stadt zieren, ragt aber der leider unvollendet gebliebene
majestätische Dom, das erhabenste Meisterstück altdeutscher
Baukunst, wie ein Riese empor. Zu diesem großen Meister-
bau und Riesenwerke wurde 1248 vom Erzbischöfe Konrad
von Hochstedten der Grund gelegt. Bis 1499 wurde daran
gebaut. Doch nur das hohe Chor war der vollendete Theil
und das eine Seitenschiff. Von den beiden herrlichen Thür-
men ist der eine Hauptthurm 250', der andere nur 21' hoch,
während sie die Höhe von 500' erhalten sollen. Das Ganze
ist 400' lang und 230' breit. Die große Domglocke auf dem
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Extrahierte Personennamen: Agrippa Augustus Augustus Agrippina Claudius Tiberius Drusus Germanicus Konrad
von_Hochstedten Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Wetzlar Deutschland Rheine Deutschland
240
Daselbst wurde 1818 der „Aachener Congreß" abgehalten.
Die Stadt war ihrer heißen Schwefelquellen wegen schon zur
Zeit der Römer bekannt und ist noch jetzt deshalb viel besucht.
Auch der nahe blühende und freundliche Flecken Burtscheid
mit über 5000 Einw. wird wegen seiner Bäder sehr besucht.
Von den schönen Umgebungen Aachens ist vorzüglich der nahe,
700' hohe Lousberg zu merken. In der Sage wird der
„Frankenberger See" erwähnt.
Bei Aachen an der Kaiserstadt, Deß geb' ich dir die Kunde gern:
Da liegt ein grüner See. Karl ist's, der Frankenheld,
Wer ist es, den ich früh und spat Der hat am See ein Schloß erbaut,
Dort einsam wandeln seh' ? Und sich zum Haus bestellt. —
An der Roer liegen die Festung Jülich mit 14,200 und
Düren mit 8000 Einw. Bedeutende Manufakturstädte, wo
besonders die Tuchfabrikation erheblich ist, sind in der höchst
traurigen Veen-Gegend Eupen mit 13,000 Einw., Mont-
joie und Malmedy. Stolberg hat bedeutende Messing-
fabriken und Drahtziehereien.
Trier ist eine der ältesten Städte Deutschlands und
zählt gegen 20,000 Einw. Der Sage nach soll sie sogar
300 Jahre vor Rom erbaut sein. Das Klima ist sehr mild,
die Umgegend daher mit Rebhügeln und mit Kastanienwäld-
chen geschmückt. Die Stadt liegt am rechten Ufer der Mosel,
über welche eine alte steinerne, 690' lange Brücke führt, de-
ren Pfeiler von den Römern erbaut sind. Die Stadt ist
besonders wegen der vielen römischen Denkmäler, welche sich
daselbst befinden, merkwürdig. Ueberall Trümmer der ver-
gangenen Pracht und Herrlichkeit. Außer der Brücke ist das
schwarze Thor (porta nigra), das merkwürdigste erhaltene
Römerwerk in Deutschland, zu erwähnen. Das Thor ist 115'
lang, in der Mitte, wo das eigentliche Thor hindurch geht,
etwa 15' breit und an den Seitenflügeln noch breiter. Auch
bedeutende Ueberreste von einem Theater (porta alba), so wie
von einem römischen Amphitheater in der Nähe der Stadt
hat man in neuerer Zeit aus dem Schutte ausgegraben.
Die kleine und alte Domkirche, welche einzelne Theile aus
Constantin's des Gr. Zeit noch enthält, die Moselbrücke,
welche auf römischen Riesenpfeilern von Vasaltblöcken ruht,
der sogenannte Heidenthurm und die schöne Liebfrauen»
kirche sind auch sehenswerth. Man zeigt in Trier verschie-
dene Reliquien, einen Theil der Dornenkrone, Kreuznägel,
die Würfel der Kriegsknechte u. a. Besonders berüchtigt ist
und Anstoß hat die Ausstellung des ungenäheten Rockes des
Heilandes im Jahre 1844 durch den Bischof Arnoldi ge-
geben. Sie veranlaßte einen geharnischten Brief von Ron ge
an den Bischof. Stunde von Aachen im Dorfe Igel,
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Extrahierte Personennamen: Karl_ist's Karl Arnoldi Ron
290
Eisen liefert. Dort liegt auch das Städtchen Cassel mit der
Grabstätte des Ritters Seifried Schweppermann (S. 287)
mit der bekannten Inschrift:
,,Jedem ein Ei,
Dem frommen Schweppermann zwei."
Am Böhmerwalde an der Pfreimt liegt daß Schloß Traus-
nitz, wo Friedrich der Schöne von Oestreich drei Jahre
lang gefangen saß und sich die Zeit mit Pfeilschnitzen vertrieb,
nachdem er in der Scklacht bei Mühldorf 1322 in seines
Gegners Gewalt gerathen war. Schillers „deutsche Treue"
verherrlicht den Edelmuth der beiden Gegner.
Um den Scepter Germaniens stritt mit Ludwig dem Baiern,
Friedrich aus Habsburg's Staunn, beide gerufen zum Thron;
Aber den Austrier fuhrt, den Jüngling, das neidische Kriegsglück,
In die Fesseln des Feindes, der ihn im Kampfe bezwingt. —
Neustadt an d. Waldnaab ist die Geburtsstätte (1700) von
dem berühmtesten Komponisten Gluck.
Schwaben und Neuburg sind meist erst seit 1808
erworben worden. Die Hauptstadt ist Augsburg, zwischen
Lech und Wertach in einer schönen Ebene mit etwa 40,000
Einw. Sie liegt 1520' über dem Meeresspiegel, ist eine der
ältesten Städte, denn sie war schon zur Römerzeit bekannt.
Mit seinen Kirchenhallen
Und südlich schöner Pracht,
Den Deutschen zu gefallen,
Nimm Augsburg wohl in Acht.
Die Stadt war im Mittelalter eine der reichsten und schön-
sten Reichsstädte, und besonders blühte sie, wie überhaupt
alle süddeutschen Handelsorte damals durch den italienischen
Handel, wovon Augsburg den Mittelpunkt bildete, und in
jener Zeit hatte das Sprichwort seine Bedeutung:
Venediger Macht, Nürnberger Witz,
Augsburger Pracht, Straßburger Geschütz,
Ul mer Geld,
Alles das macht zum Herrn der Welt.
Augsburg ist noch heute eine interessante Handels» und Kunst-
stadt, sind auch die Zeiten der Fugger, Welser u. A. vorüber.
Ein Handelsherr Fugger, dessen begüterte Nachkommen im
16ten Jahrh, in den Grafen- und seit 1803 rn den Fürsten-
stand erhoben wurden, konnte an den Kaiser Karl V. große
Summen verborgen, so wie verschenken. An diese Familie
erinnert noch ein eignes Stadtviertel von 50 Häusern, die
Fuggerei, eine Stadt in der Stadt, wo die Häuser gegen
geringen Zins an arme Bürger vermiethet werden.
Zu Augsburg war ein Weber, Hans Fugger zugenannt,
Der war mit seinen Söhnen als Weber wohl bekannt. — — —
Drei Brüder waren ihrer, die reichten sich die Hand,
Ulrich, Georg und Jakob, so waren sie genannt. — —
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Schöne_von_Oestreich Friedrich Schillers Ludwig_dem_Baiern Ludwig Friedrich_aus_Habsburg's_Staunn Friedrich Gluck Welser Fugger Karl_V. Karl_V. Hans_Fugger Ulrich Georg Jakob
201
Zu Augsburg bei St. Jacob da hub ein Graben an.
Ein Zimmern und ein Mauern von manchem Handwerksmari».
Mit hundert kleinen Hausern ein Städtlein stieg empor,
Mit Brunnen und mit Straßen und seinem eignen Thor.
Und als das Werk vollendet, da weihten es die drei,
Daß armen, frommen Bürgern es eine Wohnung sei.---------
Das Glück dreht sich im Kreise, es kommt und geht vorbei,
Der Fugger Name preiset noch heut' die Fugger ei.
Die Welser behaupteten sogar einige Zeit die Herrschaft
über die Landschaft Venezuela in Südamerika. Seitdem aber
der Handelsweg durch die Entdeckung des Seeweges um Süd-
afrika herum nach Ostindien verändert wurde, sanken alle blü-
henden Orte Süddeutschlands, und sie sind jetzt nur noch die
Schatten gegen die frühere reichsstädrische Herrlichkeit, wie
die oft verwitterten Gemälde an den Häusern. Doch in
Augsburg sieht man immer noch viele Zeichen seines ehe-
maligen Wohlstandes, besonders hat es einige herrliche, von
köstlichen Springbrunnen gezierte Straßen, wie die Marimi-
liansstraße. Und an die alte Herrlichkeit erinnert besonders
auch das Rathhaus, eins der prachtvollsten in Deutschland.
Unter den Kirchen zeichnen sich der Dom, die Kirche zu St.
Ulrich, die Barfüßer- und die Kreuzkirche aus. Als Fabriks-
ftadt, besonders in Gold- und Silberwaaren, in Diamant-
schleifereien, Uhren- und Kattunfabricen, ist Augsburg immer
noch bedeutend. Geschichtlich merkwürdig ist Augsburg durch
den Reichstag von 1530, wo auf dem Bischofshofe (Pfalz)
dem Kaiser und Reiche das Glaubensbekenntniß der Luthera-
ner, die von Luther entworfene und von Melanchthon aus-
gefertigte „Augsburgische Confession", übergeben wurde.
„Der Fels (Luther) ist jener, der die Wucht der Wogen
Mit ungeschliffen - scharfer Kante bricht.
Du (Melanchthon) hast mit scharfem Geist die Schrift vollendet,
Laut zu behaupten das gefundne Gut." —
Daselbst fand auch 1518 die Unterredung zwischen Luther und
Kajetan statt, welcher den Felsenmann vielleicht verhaftet
hätte, wenn er nicht durch den wackeren Bürgermeister Lan-
gemantel am „Dahinab", einem Seitenpförtchen, heimlich
entlassen worden wäre. Hier wurde 1555 auch ein Reli-
gionsfrieden geschlossen. Augsburg ist der Geburtsort des
berühmten Malers Hans Holbein. Von da stammt auch
die schöne, aber unglückliche Agnes Bernauerin (S. 288).
Bewahrten Ruf hat die „Augsburger allgemeine Zeitung."
Südlich von Augsburg auf dem „Lechfelde", einer großen
Haide-Ebene zwischen Lech und Wertach, schlug Otto d. Gr.
im I. 955 die wilden Ungarn so aufs Haupt, daß sie nicht
wieder^ als Eroberer nach Deutschland eindrangen. Weiter
rm Süden liegen die gewerbsamen Orte Kaufbeuern an
19 *
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Personennamen: Jacob Ulrich Luther Melanchthon Melanchthon Hans_Holbein Agnes_Bernauerin Otto
Extrahierte Ortsnamen: Südamerika afrika Ostindien Deutschland Gold- Kajetan Wertach Ungarn Deutschland