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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 18

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 18 — In der Nacht vor dem ersten Tage wurden den Göttern Opfer gebracht und Lieder zu ihrem Preise gesungen, mit Sonnenaufgang begannen die Spiele. Die Höhen bei Olympia waren von zahllosen Zuschauern eingenommen; aus dem inneren Raume ließen sich die Kampsrichter, durch Purpurgewänder ausgezeichnet, aus ihrem Ehrensitze nieder; sie hatten über den Sieg zu entscheiden. Nun traten die Wettstreiter hervor, ganz nackt. Ein Herold rief mit weithin schallender Stimme: „Kann jemand dielen Männern vorwerfen, die Fesseln getragen oder ein unanständiges Leben geführt zu haben?" Wenn alles still blieb, so begann der erste Kampf, der Wettlans in der Rennbahn. Wer das Ziel zuerst erreichte, dessen Name und Vaterstadt wurde vom Herold ausgerusen, woraus der ganze Kreis der Zuschauer in Jubelgeschrei ausbrach. Der ehrenvollste Sieg aber war der im Wagenrennen mit vier Rossen. Die Bahn für dasselbe war länger als die für die Wettläufer, und die Streiter mußten sie zwölfmal von und nach dem Ziele zurücklegen. Der Lenker stand in einem zweirüderigen Wagen und die angetriebenen Rosse jagten in wildem Laus über den Sand. Da galt es nicht bloß schnell, sondern auch mit größter Vorsicht zu fahren, sonst wurde der Wagen leicht durch das Gefährte eines Mitstreiters umgeworfen und der Lenker über den Boden geschleift, wobei mancher den Tod fand. Andere Kampfspiele waren das Ringen und der Faustkamps. Der Ringer hatte gesiegt, wenn er seinen Gegner wenigstens zweimal niedergeworfen und dieser sich für überwunden erklärt hatte. Zum Faustkampf umwanden die Streiter ihre Hände mit derben Riemen von Ochfenleder und versetzten sich gegenseitig mächtige Schläge, bis einer von ihnen den Kamps aufgab. Oft ging der Besiegte mit weniger Zähnen sort, als er vorher gehabt, oder mußte auch vom Kampfplatz weggetragen werden. Am letzten Tage wurden die Sieger gekrönt. Nachdem wieder den Göttern Opfer gebracht waren, begaben sich Streiter und Zuschauer, von Flötenspielern begleitet, in den heiligen Wald von Olympia. Der Preis der Sieger war ein einfacher Kranz von Olivenzweigen, welchen ihnen die Kampfrichter aufs Haupt setzten, aber er erwarb ihnen hohen Ruhm in ganz Hellas und die Verehrung ihrer Vaterstadt. Die Bürger derselben holten sie bei ihrem Einzuge feierlich ein, sangen ihnen Loblieder und stellten sogar ost ihre Bildsäulen, aus Marmor gefertigt, zu Olympia auf.

2. Geschichten aus der Geschichte - S. 22

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 22 — schließen. Ohne den Athenern geholfen zu haben, zogen die Spartaner bald wieder ab, und Hipparchos blieb zwar in der Burg, hoffte aber seine Herrschaft bald wieder zu erlangen. Nun hatte er seine Kinder bei sich und wollte sie für den schlimmsten Fall außerhalb Athens in Sicherheit bringen. Doch sie wurden aufgefangen und ihm die Wahl gelassen, ob er die Herrschaft aufgeben oder seine Kinder verlieren wollte. Aus Liebe zu den Kindern entschloß er sich zu dem ersteren und verließ Athen. Iie Schlacht bei Marathon. Die Hellenen hatten viele Ansiedelungen am Meere außerhalb von Hellas gegründet, um von dort aus gewinnbringenden Handel zu betreiben. Mit Hellas blieben sie stets in freundlicher Verbindung; die Stadt, aus der die Ansiedler stammten, wurde die Mutterstadt, die Kolonie die Tochterstadt genannt. Manchmal, wenn eine neue Kolonie gestiftet werden sollte, zündeten die Auswanderer an der Flamme eines Altars der Mutterstadt eine Fackel an; während der Fahrt über das Meer wurde das Feuer von einer Fackel auf die andere übertragen, und sobald sie in dem fremden Lande einen Altar errichtet hatten, zündeten sie an der letzten Fackel die erste Opserflamme an und meinten so vaterländisches Feuer mitgebracht zu haben. Besonders dicht war die Westküste Kleinasiens von hellenischen wohlhabenden Kolonieen bevölkert. Eine Zeit lang lebten sie da in Freiheit, aber später gelang es den Persern, si^ unter ihre Herrschaft zu bringen. Die Ansiedler ertrugen dies Joch fehr ungern, und als sie die Gelegenheit günstig glaubten, empörten sie sich gegen den König Dareios, der damals über Persien herrschte. Bevor der Ausstand ausbrach, schickten sie Gesandte an die Spartaner und Athener mit der Bitte, sie bei ihrem Unternehmen zu unterstützen. Die Spartaner ließen sich nicht darauf ein, aber die Athener, deren lebhafter Sinn sich leicht für große Thaten begeisterte, sandten den Landsleuten zwanzig wohlbemannte Schiffe zu Hilfe. Doch der Aufstand nahm sehr bald einen ungünstigen Verlaus, die Kolonisten wurden besiegt. Als dieser Ausgang nicht mehr zu bezweifeln war, segelten die Athener wieder zurück, ohne auch nur einen Perser gesehen zu haben. Wie dem König Dareios berichtet wurde, daß die Athener, von denen er bis dahin nichts gehört, ihren Stammgenossen in Asien hatten helfen wollen, rief er zornig aus: „Wer sind denn diese Athener?"

3. Geschichten aus der Geschichte - S. 26

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 26 — Jahr, bis es Sardes erreichte. Hier blieb es den Winter über. Lerxes schickte wieder Herolde uack> den hellenischen Städten, um Erde und Wasser zu fordern, nur Athen und Sparta wurden nicht beschickt. Auch diesmal fügte sich ein Teil der Städte dem Gebote des Königs. Der erste Heereszug der Perser, vor zehn Jahren, war auf Schiffen nach Hellas befördert, jetzt befahl Xerxes für die Landtruppen zwei Brücken über den Hellespont zu bauen. Das Werk erforderte viele Zeit, denn es war eine Strecke von über 2000 Schritt zu überbrücken, und wie endlich die Arbeit vollendet war, wurde sie durch einen heftigen Sturm in wenigen Stunden wieder zerstört. Der König, ergrimmt über den Ungehorsam des Meeres, solldamals den Wellen zur Strafe 300peitschenhiebe haben geben und ein paar Fußeifen darin versenken lassen. Es mußten nun neue Brücken gebaut werden. Viele hundert große Schiffe, durch Anker und Stricke befestigt und mit Balken und Brettern überdeckt, auch der Pferde wegen auf beiden Seiten verzännt, boten endlich dem Landheer einen Weg über die Flut. Als die letzte asiatische Stadt, Abydos, erreicht war, hielt der König von seinem Sitze aus einem dazu errichteten Steinthron eine Heerschau über Landtruppen und Flotte. Sein Herz war der Freude voll, denn es dünkte ihm unmöglich, daß einer solchen Kriegsmacht, aus 56 Völkern gemischt, irgend ein Land widerstehn könnte. Nun wurde der Übergang über die Brücken angetreten. Der Weg war vorher mit Myrten bestreut und Räucherwerk angezündet. Mit Aufgang der Sonne goß der König aus goldener Schale ein Trankopfer in das Meer und warf die Schale nebst einem goldenen Becher und persischen Säbel hinein. Der Zug begann. Voran gingen die Lastträger und das Zugvieh, dann hinter mancherlei Truppen, 1000 Reiter und 1000 Lanzenträger, alles erlesene Perser, darauf zehn heilige Pferde und der heilige Wagen mit acht weißen Pferden bespannt, aber leer, hierauf kam der Wagen mit dem König. Ihm folgten wieder 10000 auserlesene Perser zu Fuß und ebenso viele zu Pferde. Dies war der Vortrab, im ganzen brauchte das Heer, wie man erzählt, sieben Tage und Nächte, ehe der letzte Mann jenseits der Brücke war. Von da aus zogen sie nun gegen Hellas. Das erste Zusammentreffen der Perser mit den Hellenen fand bei Thermopylä statt. Hier führte ein schmaler Weg in das Land der Hellenen, der Weg war an manchen Stellen so schmal, daß er nur für einen Wagen Raum darbot. Im Westeft von ihm waren hohe und schwer zu

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 29

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 29 — an das Meeresufer und erhoben ein jämmerliches Geheul, als sie sie fortfahren sahen. Ein Hund schwamm dem Schiffe, auf dem sein Herr war, den weiten Weg bis Salamis nach, erreichte auch die Insel, fiel dann aber tot nieder. Die hellenische Flotte zählte 370 Schiffe, die Persische 1500. Es war also nötig, die bevorstehende Seeschlacht an einem für die Hellenen möglichst günstigen Orte zu liefern; als einen solchen bezeichnete Themistokles das enge Gewässer zwischen Salamis und dem Festlande, wo den persischen Schiffen ebenso viele hellenische gegenüber gestellt werden konnten. Die Flottenführer der andern Ländchen mußten Themistokles darin recht geben, aber sie dachten weniger an den Vorteil des Ganzen als an den ihrer einzelnen Staaten und wollten zum Schutze derselben nach Hanse fahren. Da brauchte Themistokles eine List, um sie zum Kampfe an jener Stelle zu zwingen. Er sandte in der Nacht einen Boten an Xerxes und ließ ihm sagen: „Themistokles ist dein Freund, die Hellenen sind uneinig und wollen nach Hause fahren; hindere sie daran, damit du die ganze Flotte mit einem Schlage vernichten kannst." Der König war thöricht genug, an die Aufrichtigkeit dieses Rats zu glauben und ließ noch in derselben Nacht die Meerenge durch seine Flotte auf beiden Seiten einschließen. In dieser Zeit der Not gedachte der redliche Aristides nicht des Unrechts, das ihm von seiner Vaterstadt angethan war; er kam aus der Verbannung, um mitzuhelfen, und unterrichtete Themistokles von der Stellung der Perser. Themistokles vertraute ihm seine List und bat ihn, auch den andern Führern zu sagen, was er gesehen. Nun blieb diesen nichts übrig, als den Kamps bei Salamis aufzunehmen. Es kam fo, wie Themistokles vorausgesehen. Schiff stand gegen Schiff und dazu waren die Hellenen in der Lenkung der Schiffe geschickter als ihre Gegner. Xerxes hatte seinen Sitz aus einem hohen Berge genommen, damit die Perser unter den Augen ihres Königs um so tapferer wären. Zu Anfang wurde auf beiden Seiten gleich wacker gestritten, doch bald hatten die Perser infolge ihres Eifers mit den Schiffen in die vorderste Reihe zu gelangen, sich so zusammengedrängt, daß sie keine freie Bewegung hatten. Damals ging man im Seekampf vornehmlich darauf aus, die feindlichen Schiffe mit dem am Schiffsbauch hervorragenden fcharfen metallenen Schnabel zu durchbohren und sie so zum Versinken zu bringen. Die Hellenen waren frei genug, um bald hier, bald dort gegen ein feindliches

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 47

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 47 — der Verschworenen gestanden hatten; der Vater sollte also seine eigenen Kinder hinrichten lassen. Aber wie er selbst sein Leben mit Freuden für das Wohl der Vaterstadt hingegeben hätte, so schonte er auch das seiner Söhne nicht. Er sprach das Todesurteil über sie wie über die andern aus und brachte es über sich, als ein echter, strenger und gerechter Römer mit unverwandtem Blicke die Köpse der Söhne fallen zu sehen. Tarquinius wandte sich in Etrurien an den König Porsena um Hilfe und dieser zog mit einem großen Heere gegen Rom. Es kam zu einer Schlacht, in welcher die Römer geschlagen wurden und auf der Brücke über den Tiber in die Stadt fliehen mußten. Ein heldenmütiger Mann, Horatius Cocles, beschwor ferne Genossen die Brücke zu verteidigen, unterdessen sollten andere sie« abbrechen, doch nur zwei hatten den Mut bei ihm zu bleiben. Die Feinde drangen an, aber die drei Römer leisteten Widerstand und hielten sie auf. Als fast alle Pfähle der Brücke unter Beilhieben gefallen waren, retteten sich die zwei Genossen über die letzten zusammenhängenden Bretter nach dem anderen User, Horatius aber blieb auf seinem Posten, bis die Brücke völlig eingestürzt war. Dann ries er: „Heiliger Flußgott, nimm mich günstig aus!" und schwamm unter einem Hagel von feindlichen Geschossen glücklich zu den Seinigen. Für den Augenblick war Rom gerettet, aber es wurde belagert und bald stellte sich Hungersnot ein. Da entschloß sich ein junger Mann, Mueius Scaevola, sich für die Stadt zu opfern, indem er in das Lager der Feinde ginge und den König Porsena umbrächte. Es wurde gerade den Soldaten die Löhnung ausgeteilt, der König saß neben seinem Schreiber, beide gleich gekleidet. Mit einem Dolche unter dem Mantel drängte sich Mucius heran und erstach den, welchen er für den König hielt. Er traf aber den Schreiber, wurde ergriffen und gefragt, wer er sei. Unerschrocken sagte er: „Ich bin ein Römer, mein Name ist Mucius. Ich habe als Feind den Feind ermorden wollen und scheue weder Tod noch Qual." Der König drohte, ihn ins Feuer werfen zu lassen. Mucius steckte aber freiwillig seine rechte Hand in die Flamnie eines nahen Opferherdes und ließ sie verbrennen. Der König bewunderte seine Furchtlosigkeit und schenkte ihm die Freiheit. Da sagte Mucius: „Zum Dank sür dein Geschenk will ich dir verraten, daß dreihundert römische Jünglinge sich gegen dich verschworen haben.

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 50

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 50 — Frieden zu unterhandeln. Es wurden Gesandte an ihn geschickt, er wies sie aber ab. Die Priester zogen mit ihren Ehrenzeichen aus, doch auch ihre Bitten waren vergebens. Nun wandte man sich an seine Mutter und beschwor sie ihren Sohn um Frieden anzugehn, denn es war bekannt, daß er für sie die höchste Ehrfurcht, fast wie vor einer Göttin hegte. Die Mutter, Veturia hieß sie, machte sich mit der Frau und den Kindern Coriolans und anderen vornehmen Frauen, alle in Trauerkleidern, nach dem Lager der Volsker auf. Als er hörte, daß Frauen zu ihm kämen, wollte er sie abweisen lassen, doch da ihm von einem Vertrauten gesagt wurde, in dem Zuge seien seine Mutter, Frau und Kinder, ging er ihnen entgegen und begrüßte sie. Die greise Mutter sprach zu ihm: „Mein ©olfri, du siehst an unseren Kleidern, in welcher Trauer wir zu dir kommen. Alle andern Frauen können sich im Gebet von den Göttern Trost holen, aber wie soll ich beten? Bete ich für das Heil der Vaterstadt, so wünsche ich dir damit Verderben, und bete ich für dein Heil, fo muß die Vaterstadt leiden. Aber glaube mir, ich werde den Tag deines Triumphes nicht erleben, über meine Leiche mußt du als Sieger in Rom einziehn." Diesen und ähnlichen Worten der verehrten Mutter konnte der Sohn nicht widerstehn, mit Thränen in den Augen umarmte er sie und rief: „O Mutter, Mutter! Rom hast du gerettet, aber ich bin verloren." Und er schloß Frieden zwischen beiden Völkern, doch einen für die Volsker nicht so günstigen, als sie gehofft hatten. Einige erzählen, er sei nach seiner Rückkehr dem Zorne der Volsker zum Opfer gefallen; andere, daß er noch als Greis unter ihnen gelebt und oft gesagt habe, für einen Greis sei die Verbannung erst recht jammervoll. Rom sah er nie wieder. Der Krieg mit den Galliern. Es war ein großes, sehr tapferes Volk, die Gallier genannt, das seine alten Wohnsitze aufgegeben hatte, um sich in fruchtbareren Gegenden niederzulassen. Unterwegs teilten sie sich in mehrere Schwärme, der eine Schwarm fiel in dieses Land, der andere in jenes. Da kam einer derselben auch an die Alpen, welche die Nordgrenze von Italien bilden, und als die Gallier das schöne sonnige Italien zu sehn bekamen, beschlossen sie da Wohnsitz zu nehmen. So rückten sie denn in die Landschaft Etrurien ein. Die Etrnrier konnten sich ihrer nicht erwehren und baten die Römer ihnen zu

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 54

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 54 — geflohen waren, ließ der Senat zur Strafe dafür den Winter hindurch unter Felldächern im Schnee der Gebirge zubringen. Den gefangenen Römern erlaubte Pyrrhos zum Feste der Saturnalien, welche zur Zeit unserer Weihnachten gefeiert wurden, nach Haufe zu gehen, unter der Bedingung, daß sie nach dem Feste wieder in die Gefangenschaft zurückkämen, und sie stellten sich nach dem Feste alle ohne Ausnahme wieder ein. Die zweite Schlacht fand im folgenden Jahre bei Asculum statt. Auch diese fiel für die Römer unglücklich aus, obwohl sie Wagen ersonnen hatten, durch welche die Elefanten verscheucht und in die Reihen der Ihrigen getrieben werden sollten. Doch der Mut der Römer wurde auch durch die zweite Niederlage nicht erschüttert, vielmehr hatten sie die feste Zuversicht, daß sie endlich doch den Sieg über die Feinde davon tragen würden. Der König bot ihnen zum zweiten Mal Frieden an, aber er erhielt dieselbe Antwort wie früher. Als der Leibarzt des Pyrrhos an den Konsul Fabricius einen Bries schickte, worin er sich erbot gegen hohen Lohn den König zu vergiften, war er weit entfernt, von diesem feigen Mittel Gebrauch zu machen, er sandte den Bries an Pyrrhos und der Arzt erhielt seine verdiente Strafe. Da soll Pyrrhos ausgerufen haben: „Eher könnte die Sonne von ihrer Bahn abgelenkt werden, als Fabricius vom Wege der Rechtschaffenheit!" Pyrrhos fing nun an besorgt zu werden, daß er mit dem tapferen Römervolke nicht würde fertig werden, denn feine besten Soldaten waren in den beiden früheren Schlachten gefallen und es war kein Ersatz für sie zu erlangen, während die Verluste der Römer alsbald durch den Nachwuchs der für ihr Vaterland begeisterten Jugend ersetzt wurden. Bei Beneventum wurde die dritte und letzte Schlacht ausgesochten, und diesmal gewannen die Römer einen entschiedenen Sieg. Auch die Elefanten konnten die Niederlage des Königs nicht aufhalten, sie wurden vielmehr den Ihrigen zum Verderben, denn die Römer hatten starke Pfeile mit Flachs und Hans umwickelt und mit Teer bestrichen, und als die Elefanten gegen sie anrückten, zündeten sie die Pfeile an und schlenderten sie auf die Tiere, und da an den Pfeilen scharfe Widerhaken angebracht waren, blieben sie an dem dicken Felle hängen. In ihrem Schmerz machten die Elefanten Kehrt und traten die Soldaten des eigenen Heeres nieder. Der König gab nun den Krieg auf und begab sich in seine Heimat zurück. Die Tarentiner mußten

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 62

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 62 — ihre Minen durch andere Minen, die sie selbst gruben, und jagten sie wieder an das Tageslicht, und die Türme konnten ihnen auch nicht viel anhaben. Unterdessen war die Kälte eingetreten und Hannibal zog in die Winterquartiere, seine Soldaten sollten die Römer bis zur Frühlingszeit überwachen. Die Vorräte in Casilinum waren mit der Zeit säst ganz aufgebraucht und es drohte eine arge Hungersnot. Da schickten die Belagerten einen von den Ihrigen zu einem römischen Heerhausen, der sich nicht gar weit von Casilinum besand, und es wurde verabredet, wie ihnen die Landsleute zu Nahrung verhelfen könnten. Der Fluß Volturnns floß durch Casilinum und die Landsleute standen flußaufwärts. Diese warfen nun in jeder Nacht eine genügende Zahl von Fässern mit Mehl gefüllt in den Fluß, und wenn sie angeschwommen kamen, fischten die Römer in Casilinum sie auf. Es glückte eine Zeit lang ganz wohl, doch als im beginnenden Frühling das Wasser hoch anschwoll, verfing sich einmal ein Faß int Ufergesträuch, und wie die Feinde die List wahrnahmen, verhinderten sie die Zufuhr. Jetzt konnten nur noch Massen von Nüssen den Fluß hiuabgefaudt werden, die mit engmaschigen Netzen herausgeholt wurden. Es war ein höchst kärglicher Unterhalt. Glücklich priesen sich die, welche mit gekochten Riemen oder Mäusen oder irgend eßbaren Kräutern ihren Heißhunger zu stillen vermochten, und mancher nahm sich das Leben, weil er die Qual nicht mehr ertragen konnte. Als Hannibal wieder vor die Stadt kam, bemerkte er, wie die Römer, wo irgend an der Außenseite der Mauer tragbare Erde zu finden war, Samen von Rüben aussäeten. Da rief er aus: „Soll ich etwa hier liegen, bis die Rüben ausgewachsen sind?" und ließ ihnen sagen, wieviel Lösegeld er für sie haben wollte — es war nicht eben viel. Darauf gingen sie ein, und als das Geld bezahlt war, durften sie in Frieden abziehn. Doch nur die Hälfte von ihnen hatte die Not überstanden. Nach der Schlacht bei Cannä wandte sich das Kriegsglück. Der römische Senat stellte seitdem nur die tüchtigsten und erfahrensten Feldherren an die Spitze der Heere, Hannibal aber wurde von dem karthagischen Rate nicht so unterstützt, daß die großen Verluste an Mannschaft, die auch er erlitten hatte, durch neuen Zuschub von Haufe gedeckt wurden. Syrakus, die bedeutendste Stadt Sieiliens, hatte bisher im Kriege stets auf Seiten der Römer gestanden, jetzt aber ging es zu

9. Geschichten aus der Geschichte - S. 104

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 104 — Ein solches Unglück wie diese Niederlage hatte der Orden nicht für möglich gehalten, daher waren das Haupthaus Marienburg und die anderen Burgen fast ohne Besatzung geblieben. Allgemeine Verzweiflung bemächtigte sich der Ritter, sie hielten den völligen Untergang des Ordens für unabwendbar, zumal da es ihm nach dem Tode des Hochmeisters an einem leitenden Haupte fehlte. Nur einer verlor nicht die Besonnenheit; dies war der Komtur der kleinen Burg Schwetz, der junge Heinrich Reuß von Plauen. Er machte sich sogleich mit seinen Rittern auf den Weg nach Marienburg und sandte von hier aus Eilboten in die Nähe und Ferne, um so viel Streitkräfte als möglich in dem Haupthause zu versammeln, doch vermochte er die Besatzung nicht auf mehr als 4000 Mann zu bringen, welche nun die ausgedehnte Burg gegen die großen Heeresmassen des sich langsam heranwälzenden Feindes verteidigen sollten. Damit nun die Polen sich nicht in der Stadt festsetzen und durch die Häuser gedeckt die Burg aus größter Nähe bestürmen könnten, ließ Planen die Bürger mit Weib und Kind, mit ihrem Vieh und allen vorhandenen Lebensmitteln in die Burg ziehu und die Stadt einäschern. Zehn Tage nach der Schlacht erschien der Feind vor den rauchenden Trümmern. Damals gab es schon Kriegsgeschütz von ähnlicher Art wie jetzt. In der Schlacht bei Tannenberg hatten die „Büchsen" des Ordens, wie man die Kanonen damals nannte, schon wacker mitgebrnmmt. Sie waren meistenteils von Eisen und schleuderten entweder Steine oder Bleimassen oder Pfeile; die größeren Büchsen warfen Steine von der Größe eines Mannskopfes, die kleineren faustgroße. Leider waren die Büchsen des Ordens großenteils dem Sieger in die Hände gefallen, der sie jetzt gegen die Mauern der Marienburg spielen ließ. Die Ritter sahen ein, daß das Heil des Ordens keinem besseren als Plauen au-anvertrant werden konnte, und wählten ihn zum Vertreter des Hochmeisters. Einige Wochen vergingen, ohne daß der König Fortschritte machte. Aber die Lebensmittel in der Burg mußten bald verzehrt sein, darum ließ sich Planen von den Polen sicheres Geleit zusagen, kam in das Zelt Jagellos und erbot sich zur Abtretung einiger wertvollen Landschaften des Ordensgebiets, wenn er Frieden machen wollte. Aber der König erwiderte höhnisch: „Mit Nichten; euer Land ist ohnedies schon mein, euch bleibt nichts übrig als die Burg auszuliefern und um Gnade zu bitten." Nach diesem erfolglosen Versuch kehrte Plauen in die Burg zurück, fest entschlossen, sich

10. Geschichten aus der Geschichte - S. 130

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 130 — enganliegende Uniform haßte er; wenn er sich vor dem Vater sicher glaubte, zog er einen schönen Schlafrock von Goldbrokat an, warf den steifen Soldatenzopf ab und ließ sich nach der Mode frisieren. In solchem Auszug gab er sich dann mit Wonne dem Flötenspiel oder seinen geliebten französischen Büchern hin. Aber einmal trat unvermutet der Vater ein, da war der Schrecken groß. Der König geriet in Wut, warf den Schlafrock in die Flammen des Kamins, befahl die Bücher in den Laden zurückzubringen und hielt dem Sohn eine stundenlange Strafpredigt. Daß der lebhafte Jüngling sich unter so hartem Druck äußerst unbehaglich fühlte, war ihm nicht zu verargen, aber er faßte infolge solcher Stimmung einen abenteuerlichen Plan, den man nur mit seiner Jugend entschuldigen kann; er war damals 18 Jahre alt. Er beschloß nach England zu seinem Oheim zu fliehu. Zwei Freunde, die ihn fast vergötterten, die Lieutenants von Katte und von Keith und seine Schwester Wilhelmine wurden ins Geheimnis gezogen. Auf einer weiteren Reise mit dem Vater, die nach den Rheingegenden und nahe dem Meer führte, sollte der Plan ausgeführt werden. Da kam zufällig ein Brief des Kronprinzen an Katte, worin von der Verschwörung die Rede war, in die Hände des Königs. Sosort ließ dieser den Prinzen auf ein Schiff bringen und als Gefangenen nach Wesel führen. Sein Zorn war so heftig, daß er den Sohn bei den Haaren riß und ihm mit dem Stockknopf die Nase blutig stieß. In Wesel ließ er ihn vor sich bringen und wenig fehlte, daß er ihn mit dem Degen durchstoßen hätte, doch ein anwesender General fiel ihm in den Arm und rief: „Töten sie mich, aber verschonen Sie Ihren Sohn!" Der König sandte nach Berlin Befehl, den Lieutenant Katte zu verhaften; auch Keith schwebte in großer Gefahr, aber der Kronprinz hatte Gelegenheit gefunden ihn bei Zeiten zu warnen. Er selbst wurde nach der Festung Küstrin gebracht, wo er auf einem hölzernen Schemel seine magere Kost ohne Messer und Gabel verzehren mußte, doch blieb er ungebeugt. Nun berief der König ein Kriegsgericht und verlangte, daß der Prinz ganz ebenso wie ein anderer Deserteur behandelt, d. h. zum Tode verurteilt werden sollte. Doch das Kriegsgericht lehnte einstimmig diese höchste Strafe ab. Trotzdem wollte der König seinen Willen durchsetzen, da riß der Generalmajor von Buddenbrock seine Weste auf und sprach unerschrocken: „Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen Sie meines, jenes bekommen Sie nicht, so lange ich noch
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