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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 1

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
I. Aus dem Altertum. Die Ägypter. Land und Leute. Ägypten ist ein gar sonderbares Land, einzig in seiner Art. Nur der sechste Teil desselben ist bewohnbar, alles übrige ist Sandwüste; Regen fällt äußerst selten, der Himmel ist fast immer wolkenlos und die Hitze groß. Man sollte glauben, da könnten nicht viele Menschen leben und der Boden nur kärgliche Frucht tragen. Aber das Gegenteil findet statt. Die Bevölkerung war tu alten Zeiten sehr zahlreich und die Fruchtbarkeit so groß, daß die Ägypter noch andere Völker mit ihren Ernten nähren konnten. Jetzt ist zwar die Bevölkerung geringer, aber der Boden ebenso fruchtbar wie früher. Dies ist allein dem einzigen, aber mächtigen Strom des Landes, dem Nil, zu verdanken. Nur wo er das Land bewässert, wohnen Menschen und gedeihen Ernten. Der Nil strömt durch ein anderthalb bis zwei Meilen breites Thal, fließt von Süden nach Norden und mündet in das Mittelmeer. Er bezieht sein Wasser von weit südwärts, unter dem Äquator gelegenen Gegenden, wo vom Juli bis Oktober unglaublich große Regenmassen fallen, die dem Nilthal zuströmen. Dann ist das Flußthal für das Wasser viel zu enge, tritt weit über seine Ufer und düngt das Laud mit fettem Schlamm. Erst mit dem Oktober hört die Flut ans. Von diesem Monat bis zum Juli des nächsten Jahres hat Ägypten trocknen Boden und kann man zu Fuß oder auf Wagen reisen, in den drei Monaten der Überschwemmung ist es ein See; alle Städte sind daher auf Hügeln erbaut und der Verkehr zwischen ihnen ist in der Zeit der Flut uur auf Kähnen möglich. Die Ackerarbeit ist sehr leicht und ergiebig, der Bauer kann in einem Jahre dreimal säen und so drei Ernten gewinnen. Schon in den ältesten

2. Geschichten aus der Geschichte - S. 86

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 86 — Mantel. Seine Gestalt maß sieben seiner Fußlängen und er war von ungewöhnlicher Körperkraft; darin ähnelte er seinem Vater, welcher zwar Pipin der Kleine heißt, aber einem Löwen, der einen Büffel gepackt hatte, mit einem so gewaltigen Hiebe den Kopf abschlug, daß das Schwert noch tief in den Nacken des Büffels fuhr. Karls Augen waren sehr groß und lebhaft, etwa wie die unsers großen Königs, des alten Fritz; die Nase war ein wenig mehr als mittelmäßig, das Haar im Alter glänzend weiß, die ganze Gestalt, stehend und sitzend, von hoher Würde. Der Gaug war fest, die Haltung mannhaft, die Stimme hell. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer glücklichen Gesundheit, nur in den letzten vier Jahren wurde er bisweilen vom Fieber heimgesucht, doch ließ er die Ärzte nicht an sich kommen, er haßte sie sogar, weil sie ihm Gebratenes, seine Lieblingsspeise, verboten. Speise und Trank genoß er müßig, Gastereien sanden selten und nur an Festtagen statt. Während der Mahlzeit ließ er sich aus einem Geschichtsbuch von den Thaten alter Könige vorlesen. Seine beste Erholung bestand in der Jagd, dem Reiten und Schwimmen, worin es ihm keiner zuvorthat. Die lateinische Sprache war ihm ganz geläufig; noch in hohem Alter stand er mehrmals in der Nacht auf und übte sich entweder im Schreiben, das ihm immer noch schwer von der Hand ging, oder in der griechischen Sprache. Im Januar 814 verfiel der zweiundsiebzigjährige Greis in ein heftiges Fieber, er wollte sich nach seiner Gewohnheit durch Fasten helfen, allein seine Kraft war erschöpft. Noch in demselben Monat starb er und wurde in der von ihm erbauten Kirche zu Aachen beigesetzt. Das Andenken an Karl den Großen lebt in vielen anmutigen Sagen fort, überall wird er als ein heldenmütiger, ehrwürdiger und wohlwollender Herrscher gefeiert. In einer alten Schrift heißt es von ihm: Seine Augen leuchteten wie der Morgenstern, den Feinden war er schrecklich, den Armen traulich, im Kriege sieghaft, dem Verbrecher gnädig, ein gerechter Richter. Kaiser Heinrich Iy. (1056—1106.) Das große Reich Karls des Großen löste sich wenige Jahrzehnte nach dessen Tode in die Reiche Deutschland, Frankreich und Italien auf, deren jedes seitdem seinen besonderen Herrscher hatte. Die Kaiserkrone fiel bald Deutschland zu. Als Kaiser Heinrich Iii. 1056 starb, war sein Sohn und

3. Geschichten aus der Geschichte - S. 102

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 102 — tum außer was ihm der Orden gab, Kleider und drei tüchtige Pferde, und auch diese durste er nur als geliehen ansehn. Er hatte kein besonderes Zimmer, keinen verschließbaren Kasten, denn er sollte nichts besitzen, was vor andern zu verbergen war. Die Briefe an die ©einigen mußten dem Komtur offen übergeben werden, denn der Ritter sollte kein Geheimnis vor den Brüdern haben. Mit andern als Rittern und Priestern kam der Ordensbruder wenig in Berührung. Auf keiner Burg gab es ein weibliches Wesen, alle Geschäfte wurden von den Rittern oder dienenden Brüdern besorgt. Einer war Küchmeister, ein anderer Kellermeister, und so gab es Backmeister, Schmiedemeister, Schuhmeister, Schnitzmeister, Fischmeister, Viehmeister. Auf jeder Burg war ein Spital für arme Kranke, der Vorsteher hieß Spittler. Auch wurde außerdem für die Armen gesorgt. Jedes zehnte Brot, das in der Burg gebacken war, und jedes bei der Mahlzeit nicht aufgebrauchte Brot erhielten sie. Alle Ritter waren ohne Besitz, aber der Orden wurde durch die Steuern der Unterthanen und fromme Geschenke von Deutschland her bald reich und das Geld wurde sorgsam und klug verwaltet. Der Orden betrieb auch einen weit ausgebreiteten Handel mit den Erzeugnissen des Landes. Nach der Eroberung Preußens begannen die Kriege mit den heidnischen Litauern, die im Osten von Preußen wohnten. Es war ein wildes, kriegerisches Volk, daher währten die Kriege mit kurzen Unterbrechungen länger als hundert Jahre; bald machten die Litauer in Preußen, bald der Orden in Litauen feindliche Einfälle. Der Orden pflegte jährlich zwei „Reifen", wie man es nannte, gegen die Litauer zu unternehmen, die eine im Februar, wo die vielen großen Sümpfe in Litauen tief zugefroren waren, die andere im August, wo sie ausgetrocknet waren. Wenn es einen flauen Winter oder einen regnerischen Sommer gab, mußte die Heidenfahrt unterbleiben. Der Orden geriet einmalmit den Polen in Streit über einen Streifen Landes an der Grenze und nach langen vergeblichen Unterhandlungen brach 1410 ein Krieg darüber aus. Der Großfürst Jagello war nicht bloß König von Polen, er herrschte jetzt auch über die Litauer, die er zur Annahme des Christentums bewogen hatte. Als er den Krieg mit der Zerstörung des Städtchens Gilgenburg begonnen hatte, eilte ihm das Ordensheer entgegen und sie trafen bei dem Dorfe Tannenberg zusammen. Vor dem Dorse zieht sich eine weite, unfruchtbare Ebene hin, in der Ferne von Wald be-

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 139

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 139 — Das Schlachtfeld war überall mit Leichen bedeckt, bei jedem Schritte stieß man auf Verwundete und Sterbende, deren schmerzliches Stöhnen schauerlich die Stille der dunkeln Winternacht unterbrach. Aber auch die Unverletzten waren vor Ermattung und Frost niedergesunken. Da stimmte Plötzlich ein Grenadier laut und feierlich den Choral „Nun danket alle Gott" an, andere sangen mit, die Spielleute begleiteten sie und bald erscholl der Choral über das ganze Schlachtfeld hin. — Als ein Freund in Berlin dem Könige brieflich seine höchste Bewunderung für den Sieg bei Leuthen ausdrückte und ihn den allerberühmtesten Feldherren gleich stellte, schrieb er zurück: „Ihre Freundschaft verleitet Sie zu Übertreibungen. Mit dem großen Alexander verglichen bin ich nur ein alberner Knabe und fühle mich nicht wert, Cäsars Schuhriemen aufzulösen. Die Not, die Mutter der Erfindungen, hat mich gelehrt, verzweifelte Mittel gegen verzweifelte Gefahren zu ersinnen." Doch Napoleon I., der selbst einer der größten Schlachtenlenker war, fällte später ein anderes Urteil über ihn. Er sagte: „Die Schlacht bei Leuthen war ein Meisterstück von Bewegungen, Manövern und Entschlossenheit. Sie allein würde hinreichen, Friedrich unsterblich zu machen und ihm seinen Rang unter den größten Feldherren aller Zeiten anzuweisen." Die geistigen und körperlichen Anstrengungen, welchen sich Friedrich während des letzten Jahres hatte unterziehn müssen, waren fast übermenschlich gewesen, und er bedurfte dringend der Ruhe, die aber bei ihm niemals soviel wie Unthätigfeit war. Diese Ruhe konnte er nun bis zum Frühling in dem wieder befreiten Breslau genießen. 3. Schlacht bei Zorndorf 1758. Die Russen waren unter ihrem General Fermor in die Mark Brandenburg eingefallen, hatten Küftriu mit glühenden Kugeln beschossen und die Stadt in einen Aschenhaufen verwandelt, womit sie nur ihre Zerstörungswut befriedigten, denn sie hatten keinen Vorteil davon. Auf diese Nachricht begab sich der König in größter Eile auf den Kriegsschauplatz. Die Russen waren damals noch sehr roh und schmutzig. Als Friedrich einige gefangene Kosaken zu sehn bekam, wandte er sich mit Ekel von den wilden, mit struppigem Haar und Bart bedeckten Gesichtern ab und sagte zu seiner Umgebung: „Mit solchem Gesindel muß ich mich herumschlagen!" Doch

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 112

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 112 — alle warfen sich nieder und küßten mit Inbrunst die Erde, nach der sie so lange geseufzt hatten, errichteten ein Kreuz und beteten. In ihrer Freude drängten sie sich um den Admiral und küßten ihm die Hände, ihm, den sie beinahe in die Fluten gestürzt hätten. Unter feierlichen Gebräuchen nahm er die Insel für die castilische Königin in Besitz. Die zuschauenden Eingeborenen wähnten, die Spanier seien vom Himmel herabgekommen, während diese zweifelten, ob sie Menschen vor sich hätten. Die Unterschiede zwischen beiden Völkern waren auch sehr groß. Die Fremden hatten weiße Hautfarbe, die Insulaner eine kupferrote; im Gesicht hatten jene einen Bart, der diesen ganz fehlte; jene trugen auf dem Leibe eine zweite bunte Haut, die Kleider, während diese in dem warmen Klima das Bedürfnis, sich zu bekleiden, nicht fühlten. Das Leben der Insulaner war überhaupt sehr einfach. Da das fruchtbare Laud ihnen Mais und Maniokwurzel ohne alle Arbeit in Überfluß bot, kauuten sie nicht den Ackerbau, und große Tiere, die ihre Stärke und List hätten üben können, gab es hier nicht; daher konnte ein großer europäischer Hund einen ganzen Haufen von Insulanern in die Flucht treiben. Die Einwohner nannten ihre Insel Guauahani, aber der fromme Colnmbns gab ihr den Namen Erlöserinsel (San Salvador) und das Völkchen wurde Indianer genannt, iveil er nur eine indische Insel erreicht zu haben meinte, während er in Wahrheit einen ganzen den Europäern bisher unbekannten Erdteil entdeckt hatte. Er fuhr nun auf weitere Untersuchungen aus und sand zunächst Cuba, dann Hayti. In Hayti beschloß er eine Niederlassung zu gründen. Als er die Sprache der dortigen Indianer einigermaßen verstand, erfuhr er von ihnen, daß von den benachbarten Insulanern zuweilen Feinde herüberkämen und viele Einwohner fortschleppten, um sie zu Hause zu schlachten und zu verzehren. Colnmbns versprach ihnen zu ihrem Schutze einen Teil seiner Genossen zurückzulassen, was jenen zu großer Freude gereichte und für ihn ein guter Vorwand war, sich den Besitz der Insel zu sichern. Colnmbns wollte nun dem Königspaar von seinen Entdeckungen Nachricht bringen und fuhr in den ersten Tagen des Jahres 1493 nach Spanien zurück, nahm auch einige Eingeborene mit sich. Unterwegs wurde Columbus von einem überaus heftigen Sturm überfallen. Da schrieb er eine Nachricht von seinen Entdeckungen auf Pergament, steckte das Blatt in eine Tonne und warf sie in den Ocean, damit, falls das Schiff unterginge, die Tonne irgendwo an-

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 117

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 117 — Person nichts zu fürchten haben. Luther war infolge eines schleichenden Fiebers so entkräftet, daß er die Reise kaum ertrug, doch freute er sich auf die Gelegenheit, feine Überzeugungen vor dem Reichstag zu verfechten. Auf der Fahrt von Wittenberg nach Worms war er überall vom Volke umdrängt, das ihn sehn wollte. Als er seinem Ziele nahe war, ließ ihm ein Freund die Warnung zugehn, er möchte ja nicht nach Worms kommen, es würde sein Verderben sein. Aber Luther antwortete: ,,Jch werde kommen, und wären so viel Teufel in der Stadt als Ziegel auf den Dächern." Am folgenden Tage holte ihn der Reichsmarschall aus seiner Herberge in die Versammlung ab, er mußte ihn des Gedränges wegen durch Gärten und Hinterhäuser führen. Vor der Thüre des Saales stand ein berühmter Kriegshauptmann, Georg von Frunds-berg; der klopfte ihn auf die Schulter und sagte: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, dergleichen ich und mancher Oberster auch in unserer allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist du aber auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes'mamen fort, und sei nur getrost, Gott wird dich nicht verlassen." So bleich und abgemattet, wie er von der Krankheit war, machte er auf die Versammlung einen eben nicht vorteilhaften Eindruck. Der Kaiser soll zu seinem Nachbar gesagt haben: „Der würde mich nicht bewegen ein Ketzer zu werden." Ketzer wurden alle die genannt, welche von den Lehren des Papstes abwichen. Aus die Frage, ob er den Inhalt seiner Schriften widerrufen wolle, antwortete Luther noch etwas befangen und sehr ehrfurchtsvoll, die Frage fei so wichtig, daß er sich darüber eine Bedenkzeit ausbitten müsse. Man beschied ihn auf den folgenden Tag, und wie er nun wieder vor der Versammlung stand, sprach er mutig und ohne Rückhalt. Er wurde unterbrochen und ihm gesagt, man wolle nicht mit ihm streiten, es werde nur eine runde und klare Antwort verlangt, ob er widerrufen wolle oder nicht. Da erwiderte er: „Wohl, weil denn eine schlichte, einfältige Antwort von mir verlangt wird, so will ich eine geben, die weder Hörner noch Zähne haben soll, nämlich also: Es sei denn, daß ich mit Zeugnissen der heiligen Schrift oder mit klaren Gründen überwunden werde, so kann und will ich nichts widerrufen, weil weder sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen!" Der edle, würdevolle Ton, in dem er diese Worte sprach, gewannen ihm die Herzen vieler An-

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 122

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 122 — konnten, in den Weg. Da sah er ein, daß ihm alle Staatsklugheit, die er besaß, zu seinem Ziele nicht verhelfen würde, wenn er ihr nicht durch ein stehendes Heer kräftigen Nachdruck geben könnte. Früher hatten die Fürsten bei Annäherung einer Kriegsgefahr ihre Unterthanen und Söldner zum Schutze des Landes einberufen und sie wieder in ihre Heimat entlassen, wenn der Krieg beendet war. Aber schon waren in einigen Staaten stehende Heere gebildet, d. h. solche, welche auch im Frieden unter den Waffen blieben. Es war freilich sehr teuer, und das Volk murrte, als der Kurfürst zu dieser Einrichtung überging, aber man erkannte bald, daß die Sicherheit des Landes, dessen Truppen auch in der Friedenszeit geübt wurden, um vieles größer war. Anfangs zählte das Heer des Kurfürsten nur 8000 Mann, gegen das Ende seines Lebens war es bis auf 25000 Mann angewachsen. Unter dem Oberbefehl des Kurfürsten standen zunächst die Feldmarschälle von Sparr und Dersfliuger. Der letztere war von niedriger Geburt und soll früher Schneidergeselle gewesen sein. Als einst bei Hose in feiner Gegenwart darauf angespielt wurde, schlug er an seinen Degen und sagte: „Ich führe hier die Elle bei mir, mit der ich schon manchem Vorwitzigen das Maß genommen habe." Der Kurfürst wurde allgemein als einer der größten Feldherrn seiner Zeit anerkannt. Folgende zwei berühmte Feldzüge mögen eine Probe von seiner Kriegsführung geben. Die Schweden galten damals für die erste Kriegsmacht im Norden. Nun fielen sie im Jahre 1675 in die Mark Brandenburg ein und hausten da so, daß sogar ein schwedischer General sagte, so lange er Soldat sei, habe er dergleichen Greuel von Christen nicht gehört. Die Bauern rotteten sich in ihrer Verzweiflung zu kleinen bewaffneten Banden zusammen und thaten den Schweden so viel Schaden wie sie konnten. Grausam rächten sie sich, wo sie über einzelne Haufen der Feinde Meister wurden, und grausam mußten sie büßen, wenn sie einer größeren Schar begegneten. Auf ihren Fahnen stand mit roter Farbe geschrieben: Wir sind Bauern von geringem Gut Und dienen unserm gnädigen Kurfürsten mit unserm Blut. Der Kurfürst war gerade im südlichen Deutschland mit einem andern schwedischen Heere im Kriege, als die Brandenburger ihn flehentlich bitten ließen, sie aus ihrer Not zu befreien. Er brach sofort ans und in Eilmärschen ging es nach Magdeburg. Während

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 154

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 154 — folgenden Tage zu der vorbereiteten Festoper im Theater zu erscheinen, aber Friedrich Wilhelm sagte: „Mein erster Gang ist in die Kirche." Am nächsten Sonntag wohnte er mit seiner Gemahlin der Dankfeier im Dome bei, auch in allen andern Kirchen fand eine Dankfeier statt. Seit Jahren hatte Luise gewünscht, ihren Vater in Strelitz zu besuchen. Seitdem sie Preußen angehörte, hatte sie nur einmal „unter dem väterlichen Dache" geschlafen. Jetzt unternahm sie die Reise; sie wollte dort acht Tage bleiben und der König versprach ihr nach wenigen Tagen dahin zu folgen. Als er eintraf, äußerte Luise, wie glücklich sie sich fühle, ihren Mann im Hause des Vaters als Tochter vom Hause zu empfangen. Und zum Vater sagte sie: „Ich bin heute sehr glücklich als Ihre Tochter und als die Frau des besten der Männer." Doch am folgenden Tage fühlte sie sich unwohl, ließ es sich aber nicht merken. Nach der Abreise des Königs nahm die Krankheit zu, Ärzte wurden zu Rate gezogen und gaben Hoffnung auf baldige Genesung. Doch nicht lange, so erklärten sie ihren Zustand für hoffnungslos. Der König beeilte sich nach Strelitz zurückzukehren. Mit ihm kamen der Kronprinz und Prinz Wilhelm. Als sie an ihrem Lager standen, sagte sie erfreut: „Ach, lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ihr da?" Doch bald darauf hörte man, wie sie mit matter Stimme sprach: „Ach, mir hilft nichts als der Tod." Und bald hauchte sie ihre edele Seele aus. Der König hatte ihre rechte Hand mit der feinigen umfaßt und die Schwester kniete auf der anderen Seite und hielt die linke. Er fiel vor Schmerz zusammen, dann drückte er der Heißgeliebten unter Thränen und Küssen die Augen zu. Die Söhne waren aus dem Sterbezimmer hinausgeschickt, jetzt fand er sie weinend auf der Schloßtreppe stehn und rief ihnen zu: „Es ist zu Ende. Kommt herein!" Es war der härteste Schlag, der ihn treffen konnte, und das ganze Volk trauerte mit ihm um die Königin, die stets im vollsten Sinne eine Landesmutter gewesen. — Sie starb am 19. Juli 1810, erst 34 Jahre alt. Einen Trost wenigstens nahm die verklärte Königin in das Jenseits mit. Sie hatte noch erlebt, daß das niedergeschmetterte Preußen wieder frischen Mut faßte und sich bemühte zu der Höhe der Macht und des Ansehns zu gelangen, von der es herabgestürzt war. Viele Einrichtungen, welche für die Zeit Friedrichs des Großen gepaßt hatten, eigneten sich nicht mehr für die neue Zeit,

9. Geschichten aus der Geschichte - S. 132

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
- 132 — dienst aufzunehmen. Die Bitte wurde gewährt und der König umarmte den Sohn unter väterlichen Ermahnungen. Der Friede war nun völlig hergestellt. Der Prinz wurde Oberst eines Regiments und setzte seine Ehre darin, dem Vater Ergebenheit und Gehorsanl zu bezeigen; seine militärischen Dienstpflichten erfüllte er mit der äußersten Pünktlichkeit. Der Vater kaufte für ihn das Schloß Rheinsberg, und da hat Friedrich eine Reihe der schönsten Jahre verlebt. Er versammelte bei den Mahlzeiten die tüchtigsten und geistreichsten Männer um sich und ihre ernsten sowohl als heitern und witzigen Gespräche, von seinem Feuergeist belebt, waren ihm die herrlichste Würze dieser Stunden. Unersättlich war er im Studium der besten Schriften und wurde selbst ein trefflicher Schriftsteller. Der Tag war ihm immer zu kurz; obwohl er nur wenige Stunden zur Nachtruhe brauchte, bedauerte er doch, daß diese ohne Beschäftigung hingingen, und kam auf den wunderlichen Gedanken, ob man nicht auch ohne Schlaf leben könne. Mit Hilfe starken Kaffees gelang es ihm vier Tage und Nächte lang wach zu bleiben, aber dann machte die Natur ihre Rechte geltend, er mußte den versäumten Schlaf nachholen und fchlief sogar bei der Tafel ein. Friedrich Wilhelm war wie mit hellem Verstände, so auch mit einem überaus kräftigen Körper ausgestattet. Aber seine unablässige Thätigkeit und die Gicht rieben seine Kraft früh auf; er erreichte nur ein Alter von 52 Jahren. Als er dem Tode nahe war, ließ die Königin den Kronprinzen nach Potsdam berufen. Er fand seinen Vater im Garten in einem Rollstuhl und wars sich ihm in die Arme. Der König nannte ihn seinen „lieben Fritz" und unterhielt sich an diesem und dem folgenden Tage mit ihm mehrere Stunden lang ohne Zeugen; es waren sicherlich weise Ratschläge, die er seinem Sohn und Nachfolger ans Herz legte. Er blieb sich bis zum Tode ganz gleich, auch in seiner Rauheit. Als er an seinem letzten Tage durch das Fenster bemerkte, daß die Stallknechte einigen Pferden falsche Sättel aufgelegt hatten, rief er: „Ach, wenn ich gesund wäre! ich wollte die Schurken derb abprügeln. Geh' doch einer hinunter und haue sie tüchtig zusammen." Seinem Nachfolger hinterließ er als Frucht seiner weisen Sparsamkeit nicht bloß viel bares Geld — nahe an acht Millionen Thaler — er hatte auch große Summen in silbernem Hausrat angelegt. Im weißen Saale des Berliner Schlosses sah man silberne

10. Geschichten aus der Geschichte - S. 184

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 184 — schenk der englischen Königin, fand sich eines Tages zerbrochen vor. Die beiden Diener, von denen einer daran Schuld sein mußte, kamen vor den Kaiser und beteuerten ihre Unschuld. „Nun, nun," sagte er, „es ist ja wohl möglich — ich werde die Tasse wohl selbst zerbrochen haben — ja, ja, so ist es." Einst litt der Kaiser an starker Erkältung und sein Leibarzt verordnete für die Nacht, wenn der Kranke huste, sich durch den Kammerdiener warmen Thee kochen zu lassen. Am folgenden Morgen fragt der Arzt den Diener, wie die Nacht gewesen, und dieser berichtet: „Siene Majestät haben eine ruhige Nacht gehabt." Aber vom Kaiser hört der Arzt, er habe viel gehustet und wenig geschlafen. Wie jener sein Erstaunen zu erkennen giebt, sagt der Kaiser: „Ich habe mehrmals den Thee genommen, aber ich mochte nicht klingeln, der alte Mann sollte auch seine Ruhe haben, ich habe den Trank auf der Spirituslampe selbst gewärmt." Noch in den letzten Krankheitstagen hat er sich vielleicht Schaden gethan, indem er während der Nacht den Diener nicht wecken wollte, sondern allein aus dem Bette stieg und dabei hinfiel. Morgens sagte er zum Diener: „Sage nur den Ärzten nichts von der Nacht, du weißt schon, sie haben gleich solche Sorge." Von jeder Badereise brachte er seinen Dienern etwas mit. Zur Weihnachtszeit kaufte er selbst wie für seine Familie, so auch für die Dienerschaft ein. Gewöhnlich machte er seine Einkäufe in den Tagen vor dem Fest frühmorgens und stellte dann am Weihnachtsabend die Geschenke selbst auf die Tische. Nach den Kriegsjahren erlebte der Kaiser noch 17 Friedensjahre, in welchen der Bund der deutschen Fürsten und Völker, dank dem segensreichen Mitwirken des Kaisers, sich mehr und mehr befestigte. Doch leider sollte noch, ehe er die Augen für immer schloß, sich ein dunkles, sehr dunkles Blatt in den schönen Kranz seines Lebens verflechten. Sein Sohn, der allgeliebte, edle Kronprinz, „unser Fritz", wie ihn das Volk in seiner Liebe nannte, verfiel in eine schwere Krankheit, die ihn nötigte, das nordische Klima mit der lauen Luft Italiens zu vertauschen. Von dort kamen mit der Zeit Nachrichten über sein Befinden, die wenig hoffen ließen, und sie mögen wohl mit beigetragen haben, die letzte Kraft des fast 91jährigen Greises aufzureiben. Nach kurzer Krankheit verschied der große Kaiser am 9. März morgens 8 Uhr und 30 Minuten. Weit verbreitet ist ein wohlgelungenes Bild, welches alsbald, nachdem er dahingegangen, abgenommen ist.
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