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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 107

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 107 — Kasimir von Polen ins Land, er sollte sie unter seinen Schutz nehmen. Dazu war er gern bereit, er kam der Landpartei mit einem Heere zu Hilfe und sie huldigte ihm als ihrem Landesherrn. Der Orden war nun fast ganz auf die Hilfe von Söldnern angewiesen, da bei weitem der größte Teil des Landes, woher er sonst seine Streiter berief, von ihm abgefallen war. Die Söldner wollten aber auch bezahlt werden und leider waren die Ordenskassen bereits leer. Die Schuld wurde mit jedem Tage größer und die Söldner drangen immer ungestümer auf ihre Löhnung. Der Hochmeister Ludwig von Erlichshansen hoffte, daß er in seiner Not von Deutschland würde unterstützt werden, doch statt des Geldes wurden ihm von dort her nur Ermahnungen gesandt, sich tapfer zu halten. In seiner Verzweiflung stellte er den Söldnern einen Schein aus, worin er ihnen für einen nahen Termin Zahlung versprach, mit dem Zusatz, daß sie, wenn er nicht Wort halte, das Recht haben sollten, die Städte und Burgen zu verpfänden oder zu verkaufen, an wen sie wollten. Der Termin verlief, ohne daß Zahlung erfolgte; noch einige Male ließen sich die Söldner vertrösten, dann boten sie die Burgen, welche sie besetzt hielten, worunter auch das Haupthaus Marienburg, dem polnischen König zu Kauf an, der die verlangte Kaufsumme auch nach einiger Zeit aufbrachte. Der Hochmeister und die wenigen Ritter, die sich mit ihm in der Marienburg befanden, waren nun dem rohsten Übermut der Sölduer ausgesetzt; wo sie in den Gängen des Schlosses auf einen Ritter trafen, verhöhnten sie ihn, schnitten ihm den Bart und wohl auch Stücke der Lippen ab. Sie wollten die Ritter nicht abziehn lassen, aber diese schlichen sich bei Nacht und Nebel einzeln heraus. Nun war der Hochmeister allein zurückgeblieben und schwebte in beständiger Lebensgefahr. Endlich kündigten ihm die Hauptleute an, ant folgenden Tage würde der König von Polen einziehn und er solle die Burg verlassen. Es war ihm zugesagt, daß er die Heiligtümer und seine kostbaren Geräte mitnehmen dürfe. Doch als sie aufgepackt waren, fielen die Polen darüber her und raubten sie. Der Hochmeister fuhr im Boote eines armen Fischers die Weichsel hinab und kam einsam und verlassen über das frische Haff in Königsberg an, wo die Burg noch im Besitze des Ordens war. Der Krieg zog sich noch Jahre lang hin und schloß dann mit einem Frieden zwischen dem König und dem Orden, worin der letztere einwilligte, Westpreußen ganz und gar dem König abzutreten; Ostpreußen sollte zwar dem Ordert

2. Geschichten aus der Geschichte - S. 139

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 139 — Das Schlachtfeld war überall mit Leichen bedeckt, bei jedem Schritte stieß man auf Verwundete und Sterbende, deren schmerzliches Stöhnen schauerlich die Stille der dunkeln Winternacht unterbrach. Aber auch die Unverletzten waren vor Ermattung und Frost niedergesunken. Da stimmte Plötzlich ein Grenadier laut und feierlich den Choral „Nun danket alle Gott" an, andere sangen mit, die Spielleute begleiteten sie und bald erscholl der Choral über das ganze Schlachtfeld hin. — Als ein Freund in Berlin dem Könige brieflich seine höchste Bewunderung für den Sieg bei Leuthen ausdrückte und ihn den allerberühmtesten Feldherren gleich stellte, schrieb er zurück: „Ihre Freundschaft verleitet Sie zu Übertreibungen. Mit dem großen Alexander verglichen bin ich nur ein alberner Knabe und fühle mich nicht wert, Cäsars Schuhriemen aufzulösen. Die Not, die Mutter der Erfindungen, hat mich gelehrt, verzweifelte Mittel gegen verzweifelte Gefahren zu ersinnen." Doch Napoleon I., der selbst einer der größten Schlachtenlenker war, fällte später ein anderes Urteil über ihn. Er sagte: „Die Schlacht bei Leuthen war ein Meisterstück von Bewegungen, Manövern und Entschlossenheit. Sie allein würde hinreichen, Friedrich unsterblich zu machen und ihm seinen Rang unter den größten Feldherren aller Zeiten anzuweisen." Die geistigen und körperlichen Anstrengungen, welchen sich Friedrich während des letzten Jahres hatte unterziehn müssen, waren fast übermenschlich gewesen, und er bedurfte dringend der Ruhe, die aber bei ihm niemals soviel wie Unthätigfeit war. Diese Ruhe konnte er nun bis zum Frühling in dem wieder befreiten Breslau genießen. 3. Schlacht bei Zorndorf 1758. Die Russen waren unter ihrem General Fermor in die Mark Brandenburg eingefallen, hatten Küftriu mit glühenden Kugeln beschossen und die Stadt in einen Aschenhaufen verwandelt, womit sie nur ihre Zerstörungswut befriedigten, denn sie hatten keinen Vorteil davon. Auf diese Nachricht begab sich der König in größter Eile auf den Kriegsschauplatz. Die Russen waren damals noch sehr roh und schmutzig. Als Friedrich einige gefangene Kosaken zu sehn bekam, wandte er sich mit Ekel von den wilden, mit struppigem Haar und Bart bedeckten Gesichtern ab und sagte zu seiner Umgebung: „Mit solchem Gesindel muß ich mich herumschlagen!" Doch

3. Geschichten aus der Geschichte - S. 154

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 154 — folgenden Tage zu der vorbereiteten Festoper im Theater zu erscheinen, aber Friedrich Wilhelm sagte: „Mein erster Gang ist in die Kirche." Am nächsten Sonntag wohnte er mit seiner Gemahlin der Dankfeier im Dome bei, auch in allen andern Kirchen fand eine Dankfeier statt. Seit Jahren hatte Luise gewünscht, ihren Vater in Strelitz zu besuchen. Seitdem sie Preußen angehörte, hatte sie nur einmal „unter dem väterlichen Dache" geschlafen. Jetzt unternahm sie die Reise; sie wollte dort acht Tage bleiben und der König versprach ihr nach wenigen Tagen dahin zu folgen. Als er eintraf, äußerte Luise, wie glücklich sie sich fühle, ihren Mann im Hause des Vaters als Tochter vom Hause zu empfangen. Und zum Vater sagte sie: „Ich bin heute sehr glücklich als Ihre Tochter und als die Frau des besten der Männer." Doch am folgenden Tage fühlte sie sich unwohl, ließ es sich aber nicht merken. Nach der Abreise des Königs nahm die Krankheit zu, Ärzte wurden zu Rate gezogen und gaben Hoffnung auf baldige Genesung. Doch nicht lange, so erklärten sie ihren Zustand für hoffnungslos. Der König beeilte sich nach Strelitz zurückzukehren. Mit ihm kamen der Kronprinz und Prinz Wilhelm. Als sie an ihrem Lager standen, sagte sie erfreut: „Ach, lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ihr da?" Doch bald darauf hörte man, wie sie mit matter Stimme sprach: „Ach, mir hilft nichts als der Tod." Und bald hauchte sie ihre edele Seele aus. Der König hatte ihre rechte Hand mit der feinigen umfaßt und die Schwester kniete auf der anderen Seite und hielt die linke. Er fiel vor Schmerz zusammen, dann drückte er der Heißgeliebten unter Thränen und Küssen die Augen zu. Die Söhne waren aus dem Sterbezimmer hinausgeschickt, jetzt fand er sie weinend auf der Schloßtreppe stehn und rief ihnen zu: „Es ist zu Ende. Kommt herein!" Es war der härteste Schlag, der ihn treffen konnte, und das ganze Volk trauerte mit ihm um die Königin, die stets im vollsten Sinne eine Landesmutter gewesen. — Sie starb am 19. Juli 1810, erst 34 Jahre alt. Einen Trost wenigstens nahm die verklärte Königin in das Jenseits mit. Sie hatte noch erlebt, daß das niedergeschmetterte Preußen wieder frischen Mut faßte und sich bemühte zu der Höhe der Macht und des Ansehns zu gelangen, von der es herabgestürzt war. Viele Einrichtungen, welche für die Zeit Friedrichs des Großen gepaßt hatten, eigneten sich nicht mehr für die neue Zeit,

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 4

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 4 — König Rhampsinit besaß soviel Silber wie nie ein anderer König vor oder nach ihm. Darum ließ er von einem geschickten Baumeister aus glatt behauenen Quadersteinen ein mächtiges Schatz-hans errichten, worin das Silber in großen Fässern bewahrt wurde. Als der Baumeister seinen Tod nahe fühlte, sprach er zu seinen zwei Söhnen: „Damit ihr als reiche Leute leben könnt, habe ich einen Stein des Schatzhauses so lose eingefügt, daß ihr ihn herausnehmen und durch die Öffnung einsteigen könnt." Und er beschrieb genau die Lage des Steins. Als der Vater gestorben war, gingen die Söhne bei dunkler Nacht hin und nahmen sich aus den Fässern soviel Silber, als sie tragen konnten. Der König Pflegte aber von Zeit zu Zeit in das Schatzhaus zu kommen und sich an dem Anblick der vollen Fässer zu weiden. Wie er nun wieder einmal kam, bemerkte er, daß einige Fässer beraubt waren und doch waren die Schlösser an der Thüre nicht aufgebrochen und die Siegel daran unversehrt. Er konnte es sich nicht erklären, und als er noch mehrmals dieselbe Entdeckung machte, umgab er sämtliche Fässer mit Fallen, welche zufielen, wenn sie berührt wurden. Als nun die beiden Brüder wieder den Stein herausnahmen und einer von ihnen hineinstieg, wurde er von der Falle festgehalten. Da rief er dem Bruder zu: „Mein Leben ist hin; damit ich nnn nicht erkannt und du auch getötet werdest, schneide mir den Kopf ab und nimm ihn mit dir." Der Bruder folgte seinem Rat und am nächsten Tage fand der König den Dieb, aber ohne Kopf. Da ließ er den verstümmelten Leichnam an der äußeren Mauer aufhängen und stellte Wächter hin, die auf die Vorübergehenden aufpassen, und wo einer beim Anblick des Leichnams weine oder jammere, ihn ergreifen sollten, denn der müßte ein Angehöriger des Toten sein. Die Mutter der beiden Brüder war über die Schmach, die ihrem Sohn widerfuhr, untröstlich und drohte dem Bruder, wenn er den Leichnam nicht herabhole, würde sie ihn dem König angeben. Da ersann der Sohn eine List; er belud mehrere Esel mit vollen Weinschläuchen und trieb sie nach dem Schatzhaus hin. Als er in der Nähe war, öffnete er zwei Schläuche, so daß der Wein herausströmte, und dabei jammerte er, als ob es zufällig geschehen und er einen großen Verlust zu beklagen hätte. Die Wächter lachten darüber, holten sich Töpfe und ließen sich den Wein gut schmecken. Der Eseltreiber brach in Schimpfreden aus und wehrte sie ab, aber allmählich ließ er sich begütigen und gab ihnen sogar noch einen

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 40

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 40 — donier übermäßig viel Wein getrunken. Einige Gäste überschütteten ihn mit heuchlerischen Lobpreisungen, und einer verglich ihn mit dem Halbgott Herakles, der von den Hellenen als das Muster der höchsten Kraft und Tapferkeit verehrt wurde, und sagte, Alexander-habe den Herakles durch seine Thaten noch übertreffen. Bei dem Mahle war auch Kleitos, welcher in der Schlacht am Granikos Alexander das Leben gerettet hatte; dem mißfielen die maßlosen Schmeicheleien, und da er bereits trunken war, hatte er den Mut, Alexanders Thaten in rauher Weise herabzusetzen. Er sagte: „Alexander hat seine Thaten nicht allein verrichtet, das meiste haben die Makedonier gethan. Lebte er wohl noch, wenn ich ihm nicht zu Hilfe gekommen wäre? Sein Vater Philippos war viel größer als er, und da wollt ihr ihn dem Herakles gleichstellen?" Den König, der auch dem Wein reichlich zugesprochen, erzürnte dies, aber Kleitos sprach nur um so heftiger. Als nun Alexander von Zorn glühend von seinem Sitze aufsprang, beeilten sich seine Freunde Kleitos hinauszuführen. Doch er kam durch eine andere Thüre wieder in den Saal und fetzte feine Schmähreden fort. Da war Alexander nicht mehr feiner mächtig, er riß einem feiner Leibwächter die Lanze fort und durchbohrte Kleitos. Als dieser niederfiel, schwand Rausch und Zorn und der König erschrak vor feiner That. Drei Tage lang wies er Speise und Trank ab, lag weinend und feufzend auf feinem Lager und rief unaufhörlich Kleitos' Namen. — Seine Thatenlnst trieb ihn zu neuen Eroberungen, er wollte auch Indien unter feine Herrschaft bringen. Von diesem großen Lande wußte man damals in Hellas und Makedonien nicht viel mehr, als daß es sehr fern und sehr reich war. Das Unternehmen war noch schwieriger als die Eroberung des Perferreichs, denn die Indier waren mannhafter als die Perser. Doch das tapfere Heer erfocht auch hier Sieg auf Sieg. Schon früher hatte Alexander große Städte gegründet, die er nach feinem Namen Alexandreia nannte. In Indien ftiftete er zwei Städte, von welchen eine Nikäa, d. h. Siegesstadt, die andere nach dem Namen feines Lieblingspferdes Bukephala genannt wurde. Der Bukephalos hatte alle Feldzüge feines Herrn mitgemacht, und nur wenn eine bevorstehende Schlacht sehr gefährlich zu werden drohte, bediente sich Alexander eines anderen Pferdes, um feinen Liebling nicht zu verlieren. In Persien war einmal der Bnkephalos den Dienern, die ihn zur Tränke führten, von Feinden entrissen. Alexander sandte fofort

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 48

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 48 — einem von ihnen wird es sicherlich gelingen, dich zu töten." Dieses schlau ersonnene Vorgeben setzte den König in Schrecken, und statt den Krieg fortzusetzen, schloß er mit den Römern einen billigen Frieden und verlangte nicht mehr, daß sie den vertriebenen Tar-quinius wieder über sich herrschen ließen. Patrizier und Plebejer. In Rom waren zwei Stände, die Patrizier und die Plebejer; jene waren die reichen Adeligen, diese meistens arme Bauern. Brach Krieg aus, so mußten die Bauern in das Heer eintreten, dessen Hauptmasse sie bildeten; und wenn dann wieder Frieden war, befanden sie sich in großer Not, weil sie ihren Acker nicht hatten bestellen können, und waren genötigt die Patrizier um ein Darlehn anzusprechen. Das erhielten sie denn auch, aber wehe ihnen, wenn sie nicht zur rechten Zeit die Schuld zurückzahlten. Denn es war das Gesetz gegeben, daß der Gläubiger den Schuldner, der nicht zu zahlen im stände war, zu seinem Knecht machen oder in die Sklaverei verkaufen durfte, was denn auch oft in unbarmherziger Weise geschah. Als daher wieder einmal ein Krieg auszufechten war, versagten die Plebejer ihre Hilfe. In ihrer Not versprachen ihnen die Patrizier eine mildere Behandlung, und aus diese Bedingung gingen sie ein. Doch als der Krieg zu Ende war, wurde ihnen nicht das gegebene Wort gehalten. Da beschloß das arme Volk mit Weib und Kind Rom zu verlassen und sich auf einem nahen Berge eine neue Stadt zu bauen. Nun waren die Patrizier in großer Verlegenheit, die meisten Häuser waren leer und wer sollte ihnen helfen, wenn wieber Feinde kämen? Sie berieten unter sich und beschlossen an die ausgewanberten Plebejer Ge-sanbte zu schicken, die eine Aussöhnung herbeiführen sollten. Unter den Gesanbten war Menenius Agrippa, ein Patrizier, der sich immer dem Volke freunblich erwiesen hatte. Die Ausgewanberten trugen ihm ihre gerechten Beschwerben vor, und er hörte sie aufmerksam an. Dann sprach er: „Ich will euch eine kleine Geschichte erzählen. Einstmals empörten sich die Gliebmaßen gegen den Magen, weil sie alle schwer arbeiten müßten, die Füße den Körper forttragen, die Hänbe greifen, hämmern, nähen, die Zähne die Speise zermalmen, währenb der Magen die Speisen für sich allein nehme. Sie wollten also nicht mehr für ihn arbeiten. Aber was geschah? Nach kurzer Zeit merkten sie, daß sie samt und sonbers

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 119

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 119 — zu entzünden. Dazu kam nun, daß er mit Hilfe mehrerer Freunde die Bibel ins Deutsche übersetzte, und zwar in solcher Sprache, wie die Mutter sie im Hause redet, die Kinder auf der Gasse, der gemeine Mann auf dem Markt. Das Alte Testament ist in hebräischer Sprache geschrieben, das Neue in griechischer, so daß die Bibel für das ungelehrte Volk wie ein verschlossenes Buch war; durch die Übersetzung wurde sie für jeden, der lesen gelernt, geöffnet, und nun vermochte das Volk, reich und arm, mit eigenen Augen zu erfahren, was in der Bibel steht, und sich daran zu erbauen. Luther hatte dieses schwierige Werk auf der Wartburg begonnen, nach sieben Jahren war es vollendet. Sein tüchtigster Gehilfe dabei und zugleich ein wertvoller Ratgeber für ihn in allen wichtigen Dingen war sein Freund Philipp Melanchthon, einer der bedeutendsten Gelehrten damaliger Zeit. Luther war hitzig und aufbrausend, er bedauerte selbst, daß ihm der liebliche, sriebsame und ruhige Geist mangele, boch er sagte: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit den Rotten und Teufeln muß kriegen und zu Felbe liegen, barum meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sinb." So würde beim sein Ungestüm durch des Frennbes ratenbes Wort oft heilsam gemäßigt. Sein Familienleben warsehr glücklich; seine „liebe Käthe" war ihm eine getreue Hausfrau und im Laufe der Zeit sah er sich von fünf Kinbern umgeben, bte von Vater und Mutter sorgsam und liebreich erzogen würden. So ernst er war, wenn es sich um ernste und große Dinge hanbelte, so war er boch auch ein. heitrer Gesellschafter, zu Scherz geneigt und an brolligen Einfällen reich. Seine Zeit war durch feinen unermüblichen Fleiß in Geschäften mancherlei Art, befonbers in Abfassung zahlloser großer und kleiner Schriften fast ganz ausgefüllt, boch versäumte er barüber nicht feine Familie und fanb auch Muße sich mit Gartenbau, Drechseln uttb ähnlichem zu vergnügen. Eine seiner höchsten Frenben war die Musik, von der er sagte, sie sei eine so herrliche und eble Kunst, daß er nicht wisse, wo er biefelbe zu loben anfangen ober aufhören solle. Er war in bett letzten 20 Jahren feines Lebens beftänbig von schmerzhaften Krankheiten geplagt und mußte bisweilen mitten in einer Prebigt fast ohnmächtig die Kanzel verlassen, boch meistens siegte fein kräftiger Geist über die leiblichen Qualen. Seine letzte Reife war eine nach feinem Geburtsort Eisleben. Zwei Grafen von Mansfelb hatten einen Streit unter sich und baten ihn, bett Streit schlichten zu helfen. Es war Winter und er kam schon in Halle

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 5

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 5 — vollen Schlauch Preis, und als dieser geleert war, noch einen. Darüber brach die Nacht ein, den Wächtern war der Wein in den Kopf gestiegen und sie schliefen ein. Da nahm jener den Leichnam herab und verhöhnte noch die Wächter, indem er ihnen den Bart auf einer Seite abschor, auf der andern stehn ließ. Wie dieser Vorgang dem König berichtet wurde, war er noch mehr als vorher begierig, den dreisten Missethäter in seine Gewalt zu bringen. Ausrufer wurden durch die Straßen geschickt, welche ansagten, wer da wolle, könne zu des Königs Tochter kommen und ihr seine schlaueste und seine schändlichste That nennen. Die Prinzessin saß in einem dunkeln Saal und sollte, wenn sich der Schuldige verriete, ihn festhalten und nach der Wache rufen. Es kamen manche andere zur Prinzessin und endlich auch der Sohn der Witwe. Er sagte: „Meine schlauste That ist, daß ich die Wächter überlistet und den Leichnam geraubt habe, die schändlichste, daß ich meinem Bruder den Kopf abschnitt." Da faßte die Prinzessin nach seiner Hand und rief zugleich nach der Wache. Doch als diese kam, sah man, daß sie nur eine Hand ergriffen hatte und der Mann entkommen war. Er hatte nämlich eine Hand des Brnders abgeschnitten und diese ihr hingehalten. Da bewunderte Rhampsinit die Kühnheit und Erfindsamkeit des Unbekannten und sandle Boten in alle Städte und sicherte ihm Straflosigkeit zu, wenn er zu ihm käme. Dieser traute dem König und kam, und der König gab ihm seine Tochter zur Frau. „Denn," sagte er, „die Ägypter sind klüger als alle andern Völker und mein Schwiegersohn klüger als alle andern Ägypter, also ist er der klügste unter allen Menschen." Die Meder und Perser. König Ryros. Vor mehr als zweitausend Jahren lebte in Asien, im Reiche Medien, ein König mit Namen Astyages. Das Reich war groß und von verschiedenen Völkern bewohnt. Der König hatte eine Tochter, Mandane, aber keinen Sohn. Als die Tochter erwachsen war, träumte er einmal, daß aus dem Leibe der Mandane ein Weinstock aufwachse, fo hoch und breit, daß er ganz Asien überschatte. Astyages ließ feine Traumdeuter rufen und fragte, was der Traum bedeute. Sie sagten, Mandane werde dereinst einen

9. Theil 3 - S. 327

1834 - Königsberg : Bornträger
Nord-Amerika. 327 je darüber zu klagen, daß der Gast bewirthet werden müßte. Ein Hauptzug im Charakter der Indianer ist Ruhe des Gemüths und Kaltblütigkeit; sie wissen die Gemüthsbewegungen ganz zu verbergen, nur nicht den Haß gegen ihre Feinde. Kehrt der Indianer vielleicht nach monatlicher Abwesenheit in seine Hütte zurück, so zeigt er sich gegen Frau und Kinder ganz gleichgültig. Erst wird in aller Ruhe die Pfeife geraucht, und nichts gespro- chen, selbst wenn in der Zeit wichtige Dinge vorgefallen sind, ein Vater, ein Bruder oder Sohn gestorben ist. Erst nachher wird erzählt. Hat ein Indianer auf der Jagd lange Zeit Hun- ger gelitten, und kommt endlich zu der Hütte eines Andern, so läßt er seinen Hunger nicht im geringsten merken, sondern setzt sich ruhig hin und raucht, als wenn er kein Bedürfniß fühlte. Er glaubt, man würde sonst seine Standhaftigkeit in Zweifel zie- hen, und ihn zu den alten Weibern rechnen. Sagt man ihm, daß seine Kinder im Kampfe gegen die Feinde sich besonders aus- gezeichnet hätten, so scheint er das gleichgültig anzuhören, und sagt etwa bloß: „Es ist gut!" Sagt man ihm, daß seine Kin- der erschlagen oder gefangen genommen worden sind, so klagt er nicht, sondern sagt: „Es thut nichts," und erst nach einiger Zeit fragt er, wie beiläufig, wie das zugegangen sey? Das ist kein Mangel an Gefühl, sondern Beherrschung desselben. Eine Indianerin verlor ihr vierjähriges Kind, und war darüber ganz trostlos. Als aber bald darauf auch ihr Mann starb, beruhigte sie sich sogleich; denn nun wisse sie doch, sagte sie, daß ihr ar- mes Kind in der Geisterwelt keinen Mangel leiden werde, da sein liebender Vater bei ihm wäre, und für seine Bedürfnisse sorgen würde. Die Eingewanderten sind theils Europäer, theils Ne- ger. Unter den Europäern leben hier besonders: Britten, Deutsche, Schweizer, Niederländer. Franzosen, Spa- nier, Russen und Dänen, die aber größtentheils Kinder oder Nachkommen von Eingewanderten, und also schon in Amerika geboren sind, aber ganz die Sprache und die Sitten ihres Va- terlandes, Europa's, beibehalten haben. Die Sklaverei ist in den englischen Besitzungen und im nordamerikanischen Freistaate zwar aufgehoben, aber in den Gegenden, wo man Plantagenbau treibt, wird sie noch geduldet. Viele Neger und Mulatten leben auch als Freie.

10. Theil 3 - S. 498

1834 - Königsberg : Bornträger
49s Australien. mgen Bewohnern von Tahiti nach Pitcairn, wurden aber von den Eingebornen erschlagen bis auf einen englischen Matrosen. Dieser Mannsctzte mit den übriggebliebenen Tahiterinnen den Stamm fort, und so entstand eine halb europäische halb tahitische Colo- nie. Als 20 Jahre darnach ein amerikanisches Schiff zufällig dahin kam, wunderten sich die darauf befindlichen Leute nicht wenig, da man Menschen vorfand, die sie englisch anredeten. Jetzt mag die Colonie vielleicht 100 Köpfe stark sein. Sie kleiden sich nach Art der Südseeinsulaner, d. i. sie gehen meist nackt, und sind in neuester Zeit von den Engländern mit Vieh, Acker- und Baugeräthschaften versehen worden. 12. Die Marquesas-Inseln. Sie liegen von den vorigen nördlich, und esnkge derselben, nämlich die nördlicheren, »verden auch wohl die Washingtons- Inseln genannt. Die Marquesen gehören zu den höheren In- seln, die also Berge haben. Die Einwohner sind auch von der Malaienrace, aber weit roher als die der Gesellschaftsinseln. Als vor 15 Jahren ein europäisches Schiff dahin kam, wurden die Ankommenden von mehreren Hundert nackten Männern, Weibern und Mädchen empfangen, die um das Schiff schwammen, und Ba- nanen, Kokosnüsse und Brotfrüchte zum Verkauf brachten. Das Geschrei, Toben und Gelächter dieser immer frohsinnigen Men- schen war unbeschreiblich, und machte auf jeden einen sonderbaren Eindruck. Besonders laut und schwatzhaft waren die jungen Mädchen und Weiber, die schwimmend ihre Geschicklichkeit zeig- ten, im Wasser Burzelbäume machten, auf dem Rücken schwam- men, und außer sich vor Freude waren, wenn sie bemerkten, daß ihre Possen die Aufmerksamkeit der Fremden erregten. Nur We- nige, welche die Vornehmsten schienen, erhielten die Erlaubniß, auf das Schiff zu kommen. Die Uebrigen jubelten im Wasser so laut, daß man bei Tische kaum sein eigenes Wort hören konnte. Diese Insulaner übertreffen alle andere Südseebewohner durch Schönheit des Wuchses, Regelmäßigkeit der Züge und Weiße der Farbe. Ihre Haare sind lang, lockig und schwarz ihr Bart ist dünn aber, glänzend schwarz. Ihre Züge sind gefällig, offen und voll Lebhaf- tigkeit, ihre schwarzen Augen nicht ohne Ausdruck. Die Frauen sind kleiner haben ein rundes, volles Gesicht, große funkelnde Augen blühende Gesichtsfarbe, schönczähne, schwarzes, lockiges Haar und eine fast so »veiße Haut wie die der Europäer. Das Tättowiren ist überall auf den Südseeinseln gebräuchlich, hier aber besonders. Diese Verzierungen, mit denen der Körper vom Kopf bis zu
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