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Ii. Die kreisständischen Versammlungen
sollen zur Anordnung der Communalangelegenheiten dienen.
Es wird jährlich wenigstens einmal ein Kreistag unter dem
Vorsitze des Landraths gehalten. Die Beschlüsse werden
der Negierung zur Bestätigung vorgelegt.
§.50. D i e L a n d s ch a f t.
Als nach dem 7jährigen Kriege die adeligen Güter so
heruntergekommen waren, dass ihre Besitzer sich nicht hal-
ten konnten, traf der Staat die Einrichtung, dass der ge-
sammte Adel einer Provinz gemeinschaftlich für alle auf
den adeligen Gütern stehenden und noch zu machenden
Schulden haften sollte, so lange die Schulden nicht die
Hälfte des Werthes überstiegen. Jeder Gläubiger erhielt
statt seiner alten Schuldverschreibung, eine neue unter dem
Namen Pfandbrief, und bekam nun die Zinsen nicht
mehr von seinem Schuldner, sondern von der Landschaft
(so heißt der Verband der Gutsbesitzer), während die Land-
schaft die Einziehung von den Schuldnern übernahm. Aus
diese Weise kann jemand auch jetzt auf sein Gut (wenn
dasselbe nicht unter 500 Rthlr. abgeschätzt ist) bis % des
Werthes Geld aufnehmen, und zahlt dafür an die Land-
schaft 4% p. C. Zinsen. Die Landschaft dagegen zahlt den
Pfandbriefinhabcrn nur 4 p. C.
Mit diesen Angelegenheiten haben folgende Behörden
zu thun:
1) Die ostpreuß. General-Landschafts-Direction zu Kö-
nigsberg. Unter dieser stehen 3 Landschafts -Departements-
Directionen zu Königsberg, Morungen und Angerburg.
2) Die westpreuß. Gcneral-Landschafts-Direction zu
Marienwcrder Unter dieser stehen 4 Provincial-Land-
schafts-Dircctionen zu Marienwerder, Danzig, Bromberg
und Schneidemühl.
§. 51. Kirchen- und Schulwesen.
Die evangelische Kirche steht in Bezug auf die innern
Angelegenheiten (Lehre, Amtsführung her Geistlichen)
unter dem Konsiftvrium zu Königsberg; in Absicht der
äußern Angelegenheiten aber (Vermögen, Besetzung der
Stellen, Einkünfte) unter derjenigen Äbtheilung jeder Ne-
gierung, welche die Kirchenverwaltung und das Schul-
wesen besorgt.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
59
des Ackerbaus, meist aber Nachlässigkeit und Trägheit und
das langen am Alten. Auf Gütern findet man Wechsel-
wirthschaft, sonst gemeinhin die Dreifelderwirthschaft.
Der Gartenbau wird zwar hie und da ziemlich aus-
gedehnt und mit gutem Erfolge betrieben, fo in und bei
größer« Städten, bei Königsberg (nasser und alter Gar-
ten), bei Elbing (Grubenhagen), bei Danzig (Ohra und
Borgfeld), Tilse> Ragnit; im Allgemeinen aber steht er
noch keineswegs auf der Stufe, auf welcher er ohne bedeu-
tenden Kostenaufwand bei uns stehen könnte, wenn im
Volke mehr Sinn dafür da wäre. — Außer der durch die
Salzburger bei uns allgemein bekannt gewordenen Kar-
toffel (1586 brachte chie der Engländer Franz Drake aus
Amerika nach England), baut man in der Provinz: Kohl
in verschiednen Arten (Weißkohl bei Balga); Rüben und
zwar Wasserrüben, Steckrüben (Passenheim, Fischau, Lö,
wenhagen bei Königsb.), rothe Rüben, Möhren, Pastinake,
Karotten, Sellerie, Bohnen, Kürbisse, Gurken, Zuckcrerbsen,
Zwiebeln, Wruken, Kohlrabi, Spargel, Melonen. Die Bau-
ern beschränken sich auf Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln, Möh-
ren, Bohnen.— Der Hopfenbau noch zu wenig getrieben,
daher immer Zufuhr (braunschweiger und polnischer Hopf.)
nöthig. Die größesten Hopfengärten finden sich in den
dessauischen Gütern, im Ermelande, Oberlande...
Der Obstbau ist erst durch Friedrich Wilhelm!, und
Friedrich Ii. bei uns einheimisch gemacht. Am günstigsten
steht er jetzt in den Gegenden von Elbing (der größefie.qbst-
garten in Johannsdorf oder Hansdorf), im ganzen Weich-
si'lthale, bei Tilse, Rügnit. Es werden gute Arten gebaut
und selbst auswärts verschickt z. B. nach Petersburg, Ri-
ga. — In früheren Zeiten soll auch ein ziemlich ausgedehn-
ter Weinbau bei uns betrieben worden sein.
.. §.24. Fortsetzung,
Viehzucht. Die Zucht der Pferde blüht vor-
züglich in Littbauen, wo das große Hauptgestüt zu Trakeh-
ncn und die Marställe zu Insterburg und Gudwallen viel
zur Veredlung der Pferderassen im Lande beitragen. In
Westpreußcn wird dies durch das Landgestüt zu Marien-
werder bewirkt. Der Staat kauft die meisten Pferde für
die Armee aus Preußen, und zwar vorzugsweise aus Lit-
thaucn (Remonte). In diesem Jahre ist ein Verein für
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Ohra Franz_Drake Franz Hopf Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Elbing Danzig Amerika England Balga Passenheim Oberlande Elbing Johannsdorf Petersburg Littbauen Insterburg Westpreußcn
64
sicht auf ihre Tauglichkeit nach eigenem Ermessen zu treffen. Unser
Mann ging also hin zum Sklavenmarkte und fing an zu untersuchen.
Kaum hatte er indess seine Untersuchung begonnen, als seine
Augen auf einen alten, abgelebten Sklaven sielen, dessen Kauf er seinem
Herrn augenblicklich vorschlug. Dieser aber war über seine Wahl höch-
lich erstaunt und protestirte dagegen. Der arme Mann bat ganz in-
ständig, sein Herr möge doch zugeben, dass dieser mitgekauft würde.
Während er noch bat, erbot sich der Sklaven-Verkäufer, dass, wenn
sie zwanzig kaufen würden, er ihnen den alten Mann noch mit in den
Kauf geben wollte. Der Handel wurde demnach abgeschlossen, und
die Sklaven nach der Besitzung ihres neuen Herrn geführt. Keinem
jedoch widmete der Auswähler so viel Sorgfalt, als dem alten abge-
lebten Afrikaner. Er nahm ihn mit nach seiner eigenen Wohnung,
legte ihn auf sein eigenes Bett, speiste ihn von seinem Tische und
tränkte ihn aus seinem Becher. Wenn es kalt war, trug er ihn in
die Sonne, und wenn es heiß war, in den Schatten des Kokosnuss-
Baumes. Erstaunt über die Sorgfalt, die sein vertrauter Sklave
dem Mitknechte widmete, äußerte der Herr ihm darüber seine Ver-
wunderung. „Unmöglich", sagte er, „könntest du so viel Theil an dem
Ergehn des alten Mannes nehmen, wenn du nicht einen ganz be-
sondern Grund dazu hättest; vermuthlich ist er dein Verwandter oder
wohl gar dein Vater?" — „Nein, Herr, nicht mein Vater!" ant-
wortete der arme Gesell. — „Dann ist er dein älterer Bruder?"
„Nein, Herr, nicht mein Bruder!" „Nun denn dein Vetter oder sonst
irgend ein Verwandter von dir?" „Nein, Herr, er ist nichts von allem
dem, er ist nicht einmal mein Freund." „Nun denn in aller Welt,
was bewegt dich denn zu solcher Theilnahme für ihn?" — „Er ist
mein Feind, Herr, er verkaufte mich dem Sklavenhändler, und meine
Bibel sagt mir: Wenn deinen Feind hungert, so speise ihn, und wenn
ihn dürstet, so sollst du ihn tränken."
Liede da, lieber Leser! das Christenthum eines armen
schwarzen afrikanischen Sklaven! Königsb. Mssionsblatt.
117. Aus der Jugend Friedrich Willielm’s Iii.
Als der König ein Knabe von 10 Jahren war, so erzählt
sein Kammerdiener und nachheriger geheimer Kämmerer Wolter,
und ich die Aufwartung bei ihm hatte, brachte eines Tages im
Monat Januar bei strenger Kälte ein Gärtnerbursche ein Körb-
chen mit schönen reifen, im Treibhause gezogenen Kirschen.
Beim Anblicke derselben freute sich der junge Prinz und wünschte
die in dieser Jahreszeit seltene Frucht zu gemessen. Als ihm
aber bemerklich gemacht wurde, dass sie 5 Thaler kosten sollten,
fragte er verwundert: „Wie, für eine Hand voll Kirschen
5 Thaler?“ und drehte sich daun fest um mit den entschiedenen
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Willielm’s Friedrich Wolter
— 84 —
ganz gelang. Kaum kamen die Letzten in sichern Port, so rollte
das letzte Getrümmer fort.
„Hier“, rief der Graf, „mein wack’rer Freund! hier ist der Preis!
komm her, nimm hin!“ Sag’ an, war das nicht brav gemeint? Bei
Gott, ^ der Graf trug hohen Sinn. Doch höher und himmlischer,
wahrlich, schlug das Herz, das der Bauer im Kittel trug.
„Mein Leben ist für Gold nicht feil. Arm bin ich zwar, doch
hab’ ich satt; dem Zöllner werde das Geld zu Theil, der Hab’ und Gut
verloren hat!“ So rief er mit herzlichem Biederton, und wandte den
Rücken und ging davon. Bürger.
140. Der kleine Börsenhändler.
Es traf einmal ein kleiner Knabe einen stattlichen Herrn in Offi-
zierkleidung an, der mit einer jungen Dame an einem schönen Morgen
im Thiergarten bei Berlin lustwandelte. Der Thiergarten ist aber ein
schöner, schattiger Wald mit lieblichen Gängen dicht bei Berlin, der
großen Stadt, in welcher der König wohnt. Der Kleine bat, ihm
eine von den kleinen Börsen (oder Geldbeuteln) abzukaufen, wovon er
einen ganzen Vorrath in einem Kästchen vorzeigte. Der Herr ent-
gegnete: „Ich bedarf der Waare nicht", und ging weiter. „Lieber
Herr Lieutenant", begann der Kleine, neben dem Herrn herlaufend,
„so kaufen Sie doch Etwas für die Mamsell da; meine arme Mutter
strickt diese Börsen, und wenn ich kein Geld mitbringe, so haben wir
diesen Abend Nichts zu essen". Er erzählte hieraus, der Vater sei
Soldat gewesen, bei Leipzig geblieben, und er habe noch zwei kleinere
Geschwister. Der Herr sah dem Kinde in das offene, ehrliche Gesicht,
fragte nach dem Preise, nahm, da der Knabe zwei Silbergroschen für
das Stück forderte, ein Dutzend, und gab ihm ein großes Goldstück,
zehn Thaler an Werth. „Ja, lieber Herr Lieutenant", sagte der
Junge, und besah das große, blanke Goldstück, „daraus kann ich nicht
herausgeben." Der Herr meinte darauf, er sollte es nur behalten
und seiner Mutter bringen, erkundigte sich nach deren Namen und
Wohnung, setzte seinen Spaziergang fort und überließ den Kleinen
seinem Staunen und Entzücken. Nach Verlauf einer guten Stunde
trat ein Adjutant des Königs in die ärmliche Hütte der Mutter und
erkundigte sich nach der Wahrheit der Aussage des Knaben. Der
edle König und dessen liebenswürdige Tochter, damalige Prinzessin
Alexandrine, waren es gewesen, denen Gott, der Vater der Armen,
das Kind gesandt hatte, um der Mutter Noth zu lindern und ihr die
Thränen über den Verlust des gefallenen Gatten und Vaters zu trocknen.
Die eingeholten Zeugnisse über das Betragen und die Aufführung der
Frau lauteten zu ihrem Lobe; und die Ertheilung eines lebensläng-
lichen Jahrgeldes von hundert Thalern und die Unterbringung des
kleinen Börsenhändlers in eine Erziehungsanstalt waren die Folgen
jenes Gott wohlgefälligen Morgenganges. Lunker.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: Offi- Berlin Berlin Leipzig
97
Arznei. Sein tröstendes Wort beruhigte die Verzweifelnden, seine
Hülfe rettete Manche vom Tode.
Indessen vermochte er doch nicht, die große Anzahl von Kranken
aus der arbeitenden Klasse, von denen die meisten in gesunden Tagen
sich und ihre Familien nur durch ihrer Hände Arbeit ernährten, mit
allen erforderlichen Bedürfnissen zu versehen. Was that der edle Mann?
Sich selbst vergessend, verkaufte er seine besten Habseligkeiten, selbst
sein entbehrlichstes Kirchengeräthe, um den Nothleidenden mit denk
Ertrage zu helfen, und der siegreichen Gewalt, welche die einfache,
schmucklose Tugend nie ohne glücklichen Erfolg ausübt, verdankte er
ansehnliche Beisteuern seiner bemittelten Mitbürger. Wo aber die
Noth von Dauer ist, da pflegt die Mildthätigkeit bald zu erkalten.
Auch hier nahm sie täglich ab, während die ansteckende Krankheit
immer fort wüthete.
Schon wusste der unermüdete Pfarrer, den ein sichtbarer Schutz
bisher vor Ansteckung bewahrt hatte, in seiner Noth nicht mehr zu
helfen; erschöpft waren alle seine Hilfsquellen; ihm selbst blieb Nichts
mehr, als das nackte Leben und sein Vertrauen auf Gottes Hülfe.
Da erfuhr er zufällig, dass ein in der Nähe wohnender reicher Mann,
der sich durch Lieferungen bereichert hatte, eben jetzt auch im Spiele
eine große Summe gewonnen hätte. Ungeachtet der gute Pfarrer
diesen Mann nur dem Namen nach kannte, besann er sich doch keinen
Augenblick und eilte am folgenden Morgen nach seiner Wohnung hin.
Er lässt sich melden; aber der Zutritt wird ihm verweigert. Er bittet,
siehet und bettelt; nach langem Widerstande wird er endlich vorgelassen.
Er findet den glücklichen Spieler von der nächtlichen Anstrengung er-
schöpft und im Begriffe, sich zu Bette zu legen. Nun beginnt der
beredte Menschenfreund ihm in einem rührenden Gemälde das Elend
und die Verzweiflung zu schildern, worin so viele seiner von der Seuche
heimgesuchten Pfarrkinder hilflos schmachten; er beschließt dieses ergrei-
fende Gemälde mit einer Bitte um kräftige Unterstützung, und die
Thränen des Greises besiegeln die Wahrheit seiner Worte, die Dringlich-
keit der erbetenen Hülfe. Kalt und stumm blieb der schlaflustige Reiche
einige Augenblicke, während er den Bittenden mit unwilligem Blicke von
oben bis unten maß. Endlich holte er aus seiner Börse e n Frankenstück
(etwa 8 Sgr.) und reichte es dem Pfarrer hin, den er, ohne Achtung für
seine weißen Haare, für sein geheiligtes Amt und den ehrwürdigen Grund
seines Besuches, ausschalt, weil er so zudringlich sei und zu einer so un-
gelegenen Stunde gekommen. Doch so leicht lässt der Edle auf halbem
Wege sich nicht abfinden. Der Pfarrer bittet um die Gunst, weiter reden
zu dürfen, und ohne des Grollenden Antwort zu erwarten, spricht er
noch weit nachdrücklicher, beweglicher, als zuvor; er bietet alle Hülfs-
mittel der Beredtsamkeit auf und flehet um eine beträchtlichere Unter-
stützung für seine Armen, denen ein Frank — Nichts helfen könne.
Preuß. Kindersreund. Neue Ausg. 7
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
101
Eine, daß 800 Piaster seien eingenäht gewesen, der Andere, dass er
von dem Gefundenen Nichts genommen, und das Päcklein nicht ver-
sehrt habe. Da war guter Rath theuer; aber der kluge Richter, der
die Ehrlichkeit des Einen und die schlechte Gesinnung des Andern
schon voraus zu kennen schien, griff die Sache so an. Er ließ sich
von Beiden über das, was sie aussagten, eine feste, feierliche Ver-
sicherung geben und that hierauf folgenden Ausspruch: „Demnach,
und wenn der Eine von euch 800 Piaster verloren, der Andere aber
nur ein Päcklein mit 700 Piastern gefunden hat, so kann auch das
Geld des Letzteren nicht das nämliche sein, aus welches der Erstere
ein Recht hat. Du, ehrlicher Finder, nimmst also das Geld, wel-
ches du gefunden hast, wieder zurück und behältst es in guter Ver-
wahrung, bis der kommt, welcher nur 700 Piaster verloren hat; und
dir da weiß ich keinen Rath, als du geduldest dich, bis derjenige sich
meldet, der deine 800 Piaster findet". So sprach der Richter und
dabei blieb es. Hebel.
159. Kindesliebe.
Ein preußischer Offizier, der sehr reich und aus vornehmer Fa-
milie war, hielt sich eine Zeit lang als Werber zu Ulm in Schwaben
auf. Endlich bekam er Befehl, zu seinem Regimente zurückzukehren,
und machte sich reisefertig.
Am Abende vor seiner Abreise meldete sich bei ihm ein junger
Mann, um sich anwerben zu lassen. Er war sehr schön gewachsen,
schien wohlerzogen und brav; aber wie er vor den Offizier trat, zit-
terte er an allen Gliedern. Der Offizier schrieb dieses der jugend-
lichen Furchtsamkeit zu und fragte, was er besorge? „Ich fürchte, dass
sie mich abweisen", versetzte der junge Mensch; und indem er dieses
sagte, rollte eine Thräne über seine Wangen. „Nicht doch", antwor-
tete der Offizier, „sie sind mir vielmehr außerordentlich willkommen.
Wie konnten sie so etwas fürchten?"
„Weil ihnen das Handgeld, welches ich fordern muss, vermuthlich
zu hoch vorkommen wird."
„Wie viel verlangen sie denn?"
„Eine dringende Nothwendigkeit zwingt mich, hundert Gulden zu
fordern, und ich bin der unglücklichste Mensch auf der Welt, wenn
sie sich weigern, mir so viel zu geben."
„Hundert Gulden ist freilich viel; aber sie gefallen mir; ich
glaube, dass sie ihre Pflicht thun werden, und ich will nicht mit ihnen
handeln. Hier ist das Geld; morgen reisen wir von hier ab."
Er zahlte die hundert Gulden aus; der junge Mensch war ent-
zückt. Er bat darauf den Offizier um die Erlaubniss, noch einmal
nach Hause zu gehen, um eine heilige Pflicht zu erfüllen; in einer
Stunde versprach er wieder da zu sein. Der Offizier traute seinem
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
— 290 —
7. Friedrich der Große als Landesvater.
Durch den Krieg war ein großer Theil des Landes verheert. Hunderte
vo-n Dörfern lagen in Trümmern, viele Aecker waren unbebaut, und^die Be-
völkerung verarmt. Darum war des Königs erste Sorge, die Wunden des
Krieges zu heilen-, die andere aber nicht minder groß, das Heer allmählig
auf die Stärke von 200,000 Mann zu bringen. — Den Landestheilen, welche
vom Kriege am meisten mitgenommen waren, erließ er auf längere Zeit die
Abgaben, und schenkte außerdem Schlesien 3 Millionen, Pommern und
der Neumark 1,400,000, Preußen 800,000 und der Kurmark 100,000
Thaler. An die Landleute ließ er 35,000 Pferde zur Bestellung ihrer Aecker
und 40,000 Scheffel Getreide zur Aussaat vertheilen. Viele nützliche Bauten
unterstützte er, und sprach einst: „Ich habe kein größeres Vergnügen, als
wenn ich einem ehrlichen Manne ein Haus bauen kann." Der König war
ein großer Heerführer aber auch ein weiser Landesvater. Durch Ordnung
und Sparsamkeit konnte er nicht blos einen Staatsschatz von 70 Millionen
Thalern sammeln, sondern ungeheure Summen zum Besten des Landes ver-
wenden. „Mein Volk wird reich, aber ich bin arm," sagte er und sprach auch
einst: „Ob ich ein paar Millionen mehr im Schatze lasse oder nicht, das
ist gleichgültig: es ist bester, wenn ich noch in meinem Leben Gutes damit
stifte." Den Ackerbau beschützte er besonders; auf seinen jährlichen Reisen
prüfte er den Zustand der Güter und ihre Bewirthschaftung genau, bereit
zu helfen, wo er sie für gut erkannte, und unterstützte gern junge strebsame
Landwirthe. Der wirklichen Armuth stand er immer bei- Als 1771/72 die
Hungersnoth in den Nachbarländern Hunderttausende wegraffte, öffnete er
seine vollen Magazine und vertheilte Getreide; er förderte nun um so drin-
gender, ja an vielen Orten mit Gewalt, den Kartoffelbau. „Ich will
ein rechter König der Armen sein." Das bezog er nicht nur auf die Noth,
sondern auch auf die unparteiische Justiz. Er führte eine neue vielfach bewun-
derte Gerichtsordnung ein. Unter ihm wurde auch das Gesetzbuch „All-
gemeines Landrecht" begonnen, aber erst unter seinem Nachfolger vollendet.
Er begünstigte Spinnereien, Kattunfabriken, Leinwand- und Tuchwebereien,
unterstützte die Anlagen von Eisenbergwerken in Schlesien und gründete
die Porzellan fab rik in Berlin. Aus Schlesien kommend äußerte er einst
froh: „Ich bin zufrieden, wir haben für 5 Millionen Thaler Leinwand und
für 1,200,000 Thaler Tuch an Ausländer verkauft". Auch Seidenzucht
wurde durch Maulbeerbaum-Pflanzungen gepflegt. Im Jahre 1772 erwarb
er bei der Theilung Polens den^Theil, den früher der deutsche Ritterorden
besessen, und legte bald darauf zur Verbindung der Weichsel mit der Oder
den Bromberger Kanal an, wie er denn den Handel auf alle Weise zu
beleben suchte; auch die Bank und die Seehandlung in Berlin, das
bei seinem Tode schon 147,000 Einwohner hatte, gründete er und das für
die Rittergüter so wichtige Geldcredit-Jnstitut, die Landschaft. Nach Hahn.
8. Friedrich's des Großen Tod.
Der heitere Kreis, der in Sanssouci die Muse des Königs verschö-
nerte, war verschwunden, einsamer wurde es um ihn, und nur die dankbare
Liebe des Volkes war ihm Ersatz Er war inmitten seines Volkes , und je
älter er wurde, auch den äußeren Erscheinungen nach, wie ein Vater unter
seinen Kindern. Kam er nach Berlin, so traten die Bürger aus den Thüren,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Pommern Neumark Schlesien Berlin Polens Berlin Sanssouci Berlin
365
Gras, Kräutern, Stauden und Buschwerk besetzt. Das sieht man oft und
achtet's nicht, eben weil man es von Kindheit an so oft sieht: die größte
Weisheit verräth sich in der einfachen und natürlichen Einrichtung der Dinge,
und man erkennt sie nicht, eben weil Alles so einfach und natürlich ist. .
Die meisten Pflanzen haben eine wunderbare Vermehrungskraft, wie jeder
aufmerksame Landwirth wohl weiß. Tausend Samenkerne von einer einzigen
Pflanze, so lange sie lebt, ist zwar schon viel gesagt, nicht jede trägt's, aber es
ist auch noch lange nicht das Höchste. Man hat schon an einer einzigen Ta-
backspflanze 40,000 Körnlein gezählt, die sie in einem Jahre zur Reife brachte.
Man schätzt eine Eiche, dass sie 500 Jahre leben könne. Aber wenn wir uns
nun vorstellen, dass sie in dieser langen Zeit nur 50mal Früchte trage und
jedesmal in ihren weit verbreiteten Aesten und Zweigen nur 500 Eicheln, so
liefert sie doch 25,000, wovon jede die Anlage hat, wieder ein solcher Baum
zu werden. Gesetzt, dass dieses geschehe, und es geschehe bei jeder von diesen
wieder, so hätte sich die einzige Eiche in der zweiten Abstammung schon zu
einem Walde von 625 Millionen Bäumen vermehrt. Wie viel aber eine
Million oder 1000 mal iooo sei, glaubt man zu wissen, und doch erkennt es
nicht jeder. Denn wenn ihr ein ganzes Jahr lang vom 1. Januar bis zum
31. Dezember alle Tage 1000 Striche an eine große Wand schreibt, so habt
ihr am Ende des Jahres noch keine Million, sondern erst 365,000 Striche
und das zweite Jahr noch keine Million, sondern erst 730,000 Striche, und
erst am 26. September des dritten Jahres würdet ihr zu Ende kommen.
Aber unser Eichenwald hätte 625 solcher Millionen, und so wäre es bei jeder
andern Art von Pflanzen nach Verhältniss in noch viel kürzerer Zeit, ohne an
die zahlreiche Vermehrung durch Augen, Wurzelsprossen und Knollen zu gedenken.
Wenn man sich also einmal üher diese große Kraft in der Natur gewundert
hat, so hat man sich über den Reichthum an Pflanzen aller Art nicht mehr zu
verwundern. Obgleich viele iooo Kerne und Körnlein alle Jahre von Mön-
chen und Thieren verbraucht werden, viel tausend im Boden ersticken, oder im
Aufkeimen durch ungünstige Witterung und andere Zufälle wieder zu Grunde
gehen, so bleibt doch Jahr aus Jahr ein ein freudiger und unzerstörbarer Ueber-
fluss vorhanden. Auf der ganzen weiten Erde fehlt es nirgends an Gesäme
überall nur an Platz und Raum.
Aber wenn jeder reife Kern, der sich von seiner Mutterpflanze ablöset,
unter ihr zur Erde siele und liegen bliebe, alle lägen auf einander, keiner könnte
gedeihen, und wo vorher keine Pflanze war, käme doch keine hin. Das hat
der liebe Gott vor uns bedacht und nicht auf unsern guten Rath gewartet.
Denn einige Kerne, wenn sie reif sind, fliegen selbst durch eine verborgene Kraft
weit auseinander, die meisten sind klein und leicht und werden durch jede Be-
wegung der Luft davon getragen, manche sind noch mit kleinen Federlein besetzt,
wie der Löwenzahn, Kinder blasen sie zumvergnügen auseinander und thun
damit der Natur auch einen kleinen Dienst, ohne es zu wissen, andere gehen
in zarte breite Flügel aus, wie die Samenkerne von Nadelholzbäumen. Wenn
die Sturmwinde wehen, wenn die Wirbelwinde, die im Sommer vor den Ge-
wittern hergehen, Alles von der Erde aufwühlen und in die Höhe führen, dann
säet die Natur aus und ist mit einer Wohlthat beschäftigt, während wir uns
fürchten, oder über sie klagen und zürnen; dann fliegen und schwimmen und
wogen eine Menge von unsichtbaren Keimen in der bewegten Luft umher und
fallen nieder weit und breit, und der nachfolgende Staub bedeckt sie.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
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Holland geht, wo es zum Bauen und Brennen dient. Aber an dem, das
im Lande bleibt, wie viele Mühlen haben daran ihre Arbeit, es zu Brettern
zu schneiden, und wie viele Hände haben damit zu thun, es zum Bau zu
zimmern, und wie viele Köhler sind geschäftig Tag und Nacht, es zu Koh-
len zu brennen in ihren Meilern, die sie dann in die Schmelzhütten
und Fabriken liefern. Weiter sinden im Wald auch dadurch viele ihr
Brot, daff sie die Bäume abschälen und aus dem hervorquellenden Harze
Kien ruß bereiten und Pech; andre, indem sie aus dem Holz, besonders
zur Winterszeit, wo im Freien nicht viel zu verdienen ist, allerhand Geräthe
schnitzen, wie Quirle, Mulden, Schachteln, Teller, Flaschen,
Stiefelknechte, geflochtene Körbe; die wandern dann in alle Welt hin-
aus. Und die's recht aus dem Grunde verstehen, die bereiten auch feinere
Sachen, wie die Sonneberger, die die schönen, bunten Waaren machen
den Kindern zu fröhlichem Spiel; und die sind nicht allein bei und zw-Lande
gern gesehen und viel gebraucht, auch in Ohio und auf St. Domingo
ist große Freude unter den Kindern, wenn die Schachteln auf den Schissen
ankommen mit den schönen bunten Sonneberger Spielwaaren. Es
ist aber nicht der eine Ort Sonneberg allein, der solche Waaren verfertigt,
es nehmen an 30 Ortschaften um die Stadt her an der Arbeit Antheil und
an dem Handel und Verdunst, und es werden von den Sonneberger Han-
dels- und Fabrikherren jährlich an 200,000 Centner solcher Waaren nach
aller Welt Ländern versandt. Aber nicht blos die Bäume, auch die Erden
und Erze geben den Menschenhänden Arbeit die Fülle. Das Thüringer
Porzellan geht gar weit in den Handel und mehr als tausend Menschen
auf dem Walde (wie z. B. in Ilmenau, Ruhla, Volkstedt) leben
Jahr aus Jahr ein davon, dass sie Pfeifentöpfe, Teller, Tassen und
anderes Geräth mit bunten Blumen und Bildern bemalen. Hunderte (in
Gräfenthal und Lehesten, südlich von Saatfeld) sinden ihrenerwerb
in dem Zubereiten der Schiefertafeln und dem Schneiden der Schiefer-
stifte, und zum Einrahmen der Tafeln allein werden jährlich an 600 Klaf-
tern Holz verbraucht. Eisen bringen die Berge jährlich an 120,000 Cent-
ner und in besonderer Güte hervor, vornämlich die Werke bei Suhl,
Saalfeld, Lobenstein und an anderen Orten. In Suhl allein werden
jährlich 7000 Centner Eisen und Stahl verarbeitet zu Flinten, Beilen,
Bohrern, Messern, Scheeren u. a., und in dem Dorfe Steinbach
bei Liebenstein leben an 150 Messerschmiede, die in mancher Woche mehr
als 1000 Messer fertigen. Auch Glashütten gibt's auf dem Thüringer
Walde viele, wovon die größte ist zu Lauscha, südwestlich von Saalfeld.
Ein andrer, wenn auch minder einträglicher Erwerbszweig sind die Sing-
vögel, besonders die Finken. Die werden in großer Zahl und auf man-
cherlei Weise gefangen und mit größter Sorgfalt gepflegt und Monate lang
geübt, dass sie einen recht schönen, hellen, gleichmäßigen, langen Schlag be-
kommen. Die besten Sänger werden oft mit 12—14 Thalern bezahlt, gerin-
gere mit anderthalb Thalern. Doch sind auch viele darunter, an densn
ist — zwar nicht Hopfen und Malz — doch Semmel und Rübsamen und
Ameisenpuppen und Mehlwürmer und Alles verloren, sie lernen nur einen
ganz gewöhnlichen Schlag und sind um etliche Groschen fell. Aber nicht
alle kommen so in den Handel. Viele behalten die Wäldner, zumal die
ihr Tagewerk zu Hause treiben, auch für sich, und es ist eine wahre Lust,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
Jedem Exemplare wird ein Anhang, die Heimathskunde der betreffenden
Provinz enthaltend, gratis beigegeben.
Zum Anschluß an den Preußischen Kinderfreund erschien:
Detter, Ä. 2t.» Begebenheiten aus der vaterländischen Geschichte
von 1861 bis 1871. Preis 20 Pf.
Druck von Graichen & Riehl in Leipzig.
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TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]