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1. Gedrängte Uebersicht der Landes- und Volkskunde von Preußen - S. 105

1835 - Königsberg : Bornträger
105 Ii. Die kreisständischen Versammlungen sollen zur Anordnung der Communalangelegenheiten dienen. Es wird jährlich wenigstens einmal ein Kreistag unter dem Vorsitze des Landraths gehalten. Die Beschlüsse werden der Negierung zur Bestätigung vorgelegt. §.50. D i e L a n d s ch a f t. Als nach dem 7jährigen Kriege die adeligen Güter so heruntergekommen waren, dass ihre Besitzer sich nicht hal- ten konnten, traf der Staat die Einrichtung, dass der ge- sammte Adel einer Provinz gemeinschaftlich für alle auf den adeligen Gütern stehenden und noch zu machenden Schulden haften sollte, so lange die Schulden nicht die Hälfte des Werthes überstiegen. Jeder Gläubiger erhielt statt seiner alten Schuldverschreibung, eine neue unter dem Namen Pfandbrief, und bekam nun die Zinsen nicht mehr von seinem Schuldner, sondern von der Landschaft (so heißt der Verband der Gutsbesitzer), während die Land- schaft die Einziehung von den Schuldnern übernahm. Aus diese Weise kann jemand auch jetzt auf sein Gut (wenn dasselbe nicht unter 500 Rthlr. abgeschätzt ist) bis % des Werthes Geld aufnehmen, und zahlt dafür an die Land- schaft 4% p. C. Zinsen. Die Landschaft dagegen zahlt den Pfandbriefinhabcrn nur 4 p. C. Mit diesen Angelegenheiten haben folgende Behörden zu thun: 1) Die ostpreuß. General-Landschafts-Direction zu Kö- nigsberg. Unter dieser stehen 3 Landschafts -Departements- Directionen zu Königsberg, Morungen und Angerburg. 2) Die westpreuß. Gcneral-Landschafts-Direction zu Marienwcrder Unter dieser stehen 4 Provincial-Land- schafts-Dircctionen zu Marienwerder, Danzig, Bromberg und Schneidemühl. §. 51. Kirchen- und Schulwesen. Die evangelische Kirche steht in Bezug auf die innern Angelegenheiten (Lehre, Amtsführung her Geistlichen) unter dem Konsiftvrium zu Königsberg; in Absicht der äußern Angelegenheiten aber (Vermögen, Besetzung der Stellen, Einkünfte) unter derjenigen Äbtheilung jeder Ne- gierung, welche die Kirchenverwaltung und das Schul- wesen besorgt.

2. Gedrängte Uebersicht der Landes- und Volkskunde von Preußen - S. 59

1835 - Königsberg : Bornträger
59 des Ackerbaus, meist aber Nachlässigkeit und Trägheit und das langen am Alten. Auf Gütern findet man Wechsel- wirthschaft, sonst gemeinhin die Dreifelderwirthschaft. Der Gartenbau wird zwar hie und da ziemlich aus- gedehnt und mit gutem Erfolge betrieben, fo in und bei größer« Städten, bei Königsberg (nasser und alter Gar- ten), bei Elbing (Grubenhagen), bei Danzig (Ohra und Borgfeld), Tilse> Ragnit; im Allgemeinen aber steht er noch keineswegs auf der Stufe, auf welcher er ohne bedeu- tenden Kostenaufwand bei uns stehen könnte, wenn im Volke mehr Sinn dafür da wäre. — Außer der durch die Salzburger bei uns allgemein bekannt gewordenen Kar- toffel (1586 brachte chie der Engländer Franz Drake aus Amerika nach England), baut man in der Provinz: Kohl in verschiednen Arten (Weißkohl bei Balga); Rüben und zwar Wasserrüben, Steckrüben (Passenheim, Fischau, Lö, wenhagen bei Königsb.), rothe Rüben, Möhren, Pastinake, Karotten, Sellerie, Bohnen, Kürbisse, Gurken, Zuckcrerbsen, Zwiebeln, Wruken, Kohlrabi, Spargel, Melonen. Die Bau- ern beschränken sich auf Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln, Möh- ren, Bohnen.— Der Hopfenbau noch zu wenig getrieben, daher immer Zufuhr (braunschweiger und polnischer Hopf.) nöthig. Die größesten Hopfengärten finden sich in den dessauischen Gütern, im Ermelande, Oberlande... Der Obstbau ist erst durch Friedrich Wilhelm!, und Friedrich Ii. bei uns einheimisch gemacht. Am günstigsten steht er jetzt in den Gegenden von Elbing (der größefie.qbst- garten in Johannsdorf oder Hansdorf), im ganzen Weich- si'lthale, bei Tilse, Rügnit. Es werden gute Arten gebaut und selbst auswärts verschickt z. B. nach Petersburg, Ri- ga. — In früheren Zeiten soll auch ein ziemlich ausgedehn- ter Weinbau bei uns betrieben worden sein. .. §.24. Fortsetzung, Viehzucht. Die Zucht der Pferde blüht vor- züglich in Littbauen, wo das große Hauptgestüt zu Trakeh- ncn und die Marställe zu Insterburg und Gudwallen viel zur Veredlung der Pferderassen im Lande beitragen. In Westpreußcn wird dies durch das Landgestüt zu Marien- werder bewirkt. Der Staat kauft die meisten Pferde für die Armee aus Preußen, und zwar vorzugsweise aus Lit- thaucn (Remonte). In diesem Jahre ist ein Verein für

3. Preußischer Kinderfreund - S. 64

1876 - Königsberg : Bon
64 sicht auf ihre Tauglichkeit nach eigenem Ermessen zu treffen. Unser Mann ging also hin zum Sklavenmarkte und fing an zu untersuchen. Kaum hatte er indess seine Untersuchung begonnen, als seine Augen auf einen alten, abgelebten Sklaven sielen, dessen Kauf er seinem Herrn augenblicklich vorschlug. Dieser aber war über seine Wahl höch- lich erstaunt und protestirte dagegen. Der arme Mann bat ganz in- ständig, sein Herr möge doch zugeben, dass dieser mitgekauft würde. Während er noch bat, erbot sich der Sklaven-Verkäufer, dass, wenn sie zwanzig kaufen würden, er ihnen den alten Mann noch mit in den Kauf geben wollte. Der Handel wurde demnach abgeschlossen, und die Sklaven nach der Besitzung ihres neuen Herrn geführt. Keinem jedoch widmete der Auswähler so viel Sorgfalt, als dem alten abge- lebten Afrikaner. Er nahm ihn mit nach seiner eigenen Wohnung, legte ihn auf sein eigenes Bett, speiste ihn von seinem Tische und tränkte ihn aus seinem Becher. Wenn es kalt war, trug er ihn in die Sonne, und wenn es heiß war, in den Schatten des Kokosnuss- Baumes. Erstaunt über die Sorgfalt, die sein vertrauter Sklave dem Mitknechte widmete, äußerte der Herr ihm darüber seine Ver- wunderung. „Unmöglich", sagte er, „könntest du so viel Theil an dem Ergehn des alten Mannes nehmen, wenn du nicht einen ganz be- sondern Grund dazu hättest; vermuthlich ist er dein Verwandter oder wohl gar dein Vater?" — „Nein, Herr, nicht mein Vater!" ant- wortete der arme Gesell. — „Dann ist er dein älterer Bruder?" „Nein, Herr, nicht mein Bruder!" „Nun denn dein Vetter oder sonst irgend ein Verwandter von dir?" „Nein, Herr, er ist nichts von allem dem, er ist nicht einmal mein Freund." „Nun denn in aller Welt, was bewegt dich denn zu solcher Theilnahme für ihn?" — „Er ist mein Feind, Herr, er verkaufte mich dem Sklavenhändler, und meine Bibel sagt mir: Wenn deinen Feind hungert, so speise ihn, und wenn ihn dürstet, so sollst du ihn tränken." Liede da, lieber Leser! das Christenthum eines armen schwarzen afrikanischen Sklaven! Königsb. Mssionsblatt. 117. Aus der Jugend Friedrich Willielm’s Iii. Als der König ein Knabe von 10 Jahren war, so erzählt sein Kammerdiener und nachheriger geheimer Kämmerer Wolter, und ich die Aufwartung bei ihm hatte, brachte eines Tages im Monat Januar bei strenger Kälte ein Gärtnerbursche ein Körb- chen mit schönen reifen, im Treibhause gezogenen Kirschen. Beim Anblicke derselben freute sich der junge Prinz und wünschte die in dieser Jahreszeit seltene Frucht zu gemessen. Als ihm aber bemerklich gemacht wurde, dass sie 5 Thaler kosten sollten, fragte er verwundert: „Wie, für eine Hand voll Kirschen 5 Thaler?“ und drehte sich daun fest um mit den entschiedenen

4. Preußischer Kinderfreund - S. 84

1876 - Königsberg : Bon
— 84 — ganz gelang. Kaum kamen die Letzten in sichern Port, so rollte das letzte Getrümmer fort. „Hier“, rief der Graf, „mein wack’rer Freund! hier ist der Preis! komm her, nimm hin!“ Sag’ an, war das nicht brav gemeint? Bei Gott, ^ der Graf trug hohen Sinn. Doch höher und himmlischer, wahrlich, schlug das Herz, das der Bauer im Kittel trug. „Mein Leben ist für Gold nicht feil. Arm bin ich zwar, doch hab’ ich satt; dem Zöllner werde das Geld zu Theil, der Hab’ und Gut verloren hat!“ So rief er mit herzlichem Biederton, und wandte den Rücken und ging davon. Bürger. 140. Der kleine Börsenhändler. Es traf einmal ein kleiner Knabe einen stattlichen Herrn in Offi- zierkleidung an, der mit einer jungen Dame an einem schönen Morgen im Thiergarten bei Berlin lustwandelte. Der Thiergarten ist aber ein schöner, schattiger Wald mit lieblichen Gängen dicht bei Berlin, der großen Stadt, in welcher der König wohnt. Der Kleine bat, ihm eine von den kleinen Börsen (oder Geldbeuteln) abzukaufen, wovon er einen ganzen Vorrath in einem Kästchen vorzeigte. Der Herr ent- gegnete: „Ich bedarf der Waare nicht", und ging weiter. „Lieber Herr Lieutenant", begann der Kleine, neben dem Herrn herlaufend, „so kaufen Sie doch Etwas für die Mamsell da; meine arme Mutter strickt diese Börsen, und wenn ich kein Geld mitbringe, so haben wir diesen Abend Nichts zu essen". Er erzählte hieraus, der Vater sei Soldat gewesen, bei Leipzig geblieben, und er habe noch zwei kleinere Geschwister. Der Herr sah dem Kinde in das offene, ehrliche Gesicht, fragte nach dem Preise, nahm, da der Knabe zwei Silbergroschen für das Stück forderte, ein Dutzend, und gab ihm ein großes Goldstück, zehn Thaler an Werth. „Ja, lieber Herr Lieutenant", sagte der Junge, und besah das große, blanke Goldstück, „daraus kann ich nicht herausgeben." Der Herr meinte darauf, er sollte es nur behalten und seiner Mutter bringen, erkundigte sich nach deren Namen und Wohnung, setzte seinen Spaziergang fort und überließ den Kleinen seinem Staunen und Entzücken. Nach Verlauf einer guten Stunde trat ein Adjutant des Königs in die ärmliche Hütte der Mutter und erkundigte sich nach der Wahrheit der Aussage des Knaben. Der edle König und dessen liebenswürdige Tochter, damalige Prinzessin Alexandrine, waren es gewesen, denen Gott, der Vater der Armen, das Kind gesandt hatte, um der Mutter Noth zu lindern und ihr die Thränen über den Verlust des gefallenen Gatten und Vaters zu trocknen. Die eingeholten Zeugnisse über das Betragen und die Aufführung der Frau lauteten zu ihrem Lobe; und die Ertheilung eines lebensläng- lichen Jahrgeldes von hundert Thalern und die Unterbringung des kleinen Börsenhändlers in eine Erziehungsanstalt waren die Folgen jenes Gott wohlgefälligen Morgenganges. Lunker.

5. Preußischer Kinderfreund - S. 97

1876 - Königsberg : Bon
97 Arznei. Sein tröstendes Wort beruhigte die Verzweifelnden, seine Hülfe rettete Manche vom Tode. Indessen vermochte er doch nicht, die große Anzahl von Kranken aus der arbeitenden Klasse, von denen die meisten in gesunden Tagen sich und ihre Familien nur durch ihrer Hände Arbeit ernährten, mit allen erforderlichen Bedürfnissen zu versehen. Was that der edle Mann? Sich selbst vergessend, verkaufte er seine besten Habseligkeiten, selbst sein entbehrlichstes Kirchengeräthe, um den Nothleidenden mit denk Ertrage zu helfen, und der siegreichen Gewalt, welche die einfache, schmucklose Tugend nie ohne glücklichen Erfolg ausübt, verdankte er ansehnliche Beisteuern seiner bemittelten Mitbürger. Wo aber die Noth von Dauer ist, da pflegt die Mildthätigkeit bald zu erkalten. Auch hier nahm sie täglich ab, während die ansteckende Krankheit immer fort wüthete. Schon wusste der unermüdete Pfarrer, den ein sichtbarer Schutz bisher vor Ansteckung bewahrt hatte, in seiner Noth nicht mehr zu helfen; erschöpft waren alle seine Hilfsquellen; ihm selbst blieb Nichts mehr, als das nackte Leben und sein Vertrauen auf Gottes Hülfe. Da erfuhr er zufällig, dass ein in der Nähe wohnender reicher Mann, der sich durch Lieferungen bereichert hatte, eben jetzt auch im Spiele eine große Summe gewonnen hätte. Ungeachtet der gute Pfarrer diesen Mann nur dem Namen nach kannte, besann er sich doch keinen Augenblick und eilte am folgenden Morgen nach seiner Wohnung hin. Er lässt sich melden; aber der Zutritt wird ihm verweigert. Er bittet, siehet und bettelt; nach langem Widerstande wird er endlich vorgelassen. Er findet den glücklichen Spieler von der nächtlichen Anstrengung er- schöpft und im Begriffe, sich zu Bette zu legen. Nun beginnt der beredte Menschenfreund ihm in einem rührenden Gemälde das Elend und die Verzweiflung zu schildern, worin so viele seiner von der Seuche heimgesuchten Pfarrkinder hilflos schmachten; er beschließt dieses ergrei- fende Gemälde mit einer Bitte um kräftige Unterstützung, und die Thränen des Greises besiegeln die Wahrheit seiner Worte, die Dringlich- keit der erbetenen Hülfe. Kalt und stumm blieb der schlaflustige Reiche einige Augenblicke, während er den Bittenden mit unwilligem Blicke von oben bis unten maß. Endlich holte er aus seiner Börse e n Frankenstück (etwa 8 Sgr.) und reichte es dem Pfarrer hin, den er, ohne Achtung für seine weißen Haare, für sein geheiligtes Amt und den ehrwürdigen Grund seines Besuches, ausschalt, weil er so zudringlich sei und zu einer so un- gelegenen Stunde gekommen. Doch so leicht lässt der Edle auf halbem Wege sich nicht abfinden. Der Pfarrer bittet um die Gunst, weiter reden zu dürfen, und ohne des Grollenden Antwort zu erwarten, spricht er noch weit nachdrücklicher, beweglicher, als zuvor; er bietet alle Hülfs- mittel der Beredtsamkeit auf und flehet um eine beträchtlichere Unter- stützung für seine Armen, denen ein Frank — Nichts helfen könne. Preuß. Kindersreund. Neue Ausg. 7

6. Preußischer Kinderfreund - S. 101

1876 - Königsberg : Bon
101 Eine, daß 800 Piaster seien eingenäht gewesen, der Andere, dass er von dem Gefundenen Nichts genommen, und das Päcklein nicht ver- sehrt habe. Da war guter Rath theuer; aber der kluge Richter, der die Ehrlichkeit des Einen und die schlechte Gesinnung des Andern schon voraus zu kennen schien, griff die Sache so an. Er ließ sich von Beiden über das, was sie aussagten, eine feste, feierliche Ver- sicherung geben und that hierauf folgenden Ausspruch: „Demnach, und wenn der Eine von euch 800 Piaster verloren, der Andere aber nur ein Päcklein mit 700 Piastern gefunden hat, so kann auch das Geld des Letzteren nicht das nämliche sein, aus welches der Erstere ein Recht hat. Du, ehrlicher Finder, nimmst also das Geld, wel- ches du gefunden hast, wieder zurück und behältst es in guter Ver- wahrung, bis der kommt, welcher nur 700 Piaster verloren hat; und dir da weiß ich keinen Rath, als du geduldest dich, bis derjenige sich meldet, der deine 800 Piaster findet". So sprach der Richter und dabei blieb es. Hebel. 159. Kindesliebe. Ein preußischer Offizier, der sehr reich und aus vornehmer Fa- milie war, hielt sich eine Zeit lang als Werber zu Ulm in Schwaben auf. Endlich bekam er Befehl, zu seinem Regimente zurückzukehren, und machte sich reisefertig. Am Abende vor seiner Abreise meldete sich bei ihm ein junger Mann, um sich anwerben zu lassen. Er war sehr schön gewachsen, schien wohlerzogen und brav; aber wie er vor den Offizier trat, zit- terte er an allen Gliedern. Der Offizier schrieb dieses der jugend- lichen Furchtsamkeit zu und fragte, was er besorge? „Ich fürchte, dass sie mich abweisen", versetzte der junge Mensch; und indem er dieses sagte, rollte eine Thräne über seine Wangen. „Nicht doch", antwor- tete der Offizier, „sie sind mir vielmehr außerordentlich willkommen. Wie konnten sie so etwas fürchten?" „Weil ihnen das Handgeld, welches ich fordern muss, vermuthlich zu hoch vorkommen wird." „Wie viel verlangen sie denn?" „Eine dringende Nothwendigkeit zwingt mich, hundert Gulden zu fordern, und ich bin der unglücklichste Mensch auf der Welt, wenn sie sich weigern, mir so viel zu geben." „Hundert Gulden ist freilich viel; aber sie gefallen mir; ich glaube, dass sie ihre Pflicht thun werden, und ich will nicht mit ihnen handeln. Hier ist das Geld; morgen reisen wir von hier ab." Er zahlte die hundert Gulden aus; der junge Mensch war ent- zückt. Er bat darauf den Offizier um die Erlaubniss, noch einmal nach Hause zu gehen, um eine heilige Pflicht zu erfüllen; in einer Stunde versprach er wieder da zu sein. Der Offizier traute seinem

7. Preußischer Kinderfreund - S. 290

1876 - Königsberg : Bon
— 290 — 7. Friedrich der Große als Landesvater. Durch den Krieg war ein großer Theil des Landes verheert. Hunderte vo-n Dörfern lagen in Trümmern, viele Aecker waren unbebaut, und^die Be- völkerung verarmt. Darum war des Königs erste Sorge, die Wunden des Krieges zu heilen-, die andere aber nicht minder groß, das Heer allmählig auf die Stärke von 200,000 Mann zu bringen. — Den Landestheilen, welche vom Kriege am meisten mitgenommen waren, erließ er auf längere Zeit die Abgaben, und schenkte außerdem Schlesien 3 Millionen, Pommern und der Neumark 1,400,000, Preußen 800,000 und der Kurmark 100,000 Thaler. An die Landleute ließ er 35,000 Pferde zur Bestellung ihrer Aecker und 40,000 Scheffel Getreide zur Aussaat vertheilen. Viele nützliche Bauten unterstützte er, und sprach einst: „Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem ehrlichen Manne ein Haus bauen kann." Der König war ein großer Heerführer aber auch ein weiser Landesvater. Durch Ordnung und Sparsamkeit konnte er nicht blos einen Staatsschatz von 70 Millionen Thalern sammeln, sondern ungeheure Summen zum Besten des Landes ver- wenden. „Mein Volk wird reich, aber ich bin arm," sagte er und sprach auch einst: „Ob ich ein paar Millionen mehr im Schatze lasse oder nicht, das ist gleichgültig: es ist bester, wenn ich noch in meinem Leben Gutes damit stifte." Den Ackerbau beschützte er besonders; auf seinen jährlichen Reisen prüfte er den Zustand der Güter und ihre Bewirthschaftung genau, bereit zu helfen, wo er sie für gut erkannte, und unterstützte gern junge strebsame Landwirthe. Der wirklichen Armuth stand er immer bei- Als 1771/72 die Hungersnoth in den Nachbarländern Hunderttausende wegraffte, öffnete er seine vollen Magazine und vertheilte Getreide; er förderte nun um so drin- gender, ja an vielen Orten mit Gewalt, den Kartoffelbau. „Ich will ein rechter König der Armen sein." Das bezog er nicht nur auf die Noth, sondern auch auf die unparteiische Justiz. Er führte eine neue vielfach bewun- derte Gerichtsordnung ein. Unter ihm wurde auch das Gesetzbuch „All- gemeines Landrecht" begonnen, aber erst unter seinem Nachfolger vollendet. Er begünstigte Spinnereien, Kattunfabriken, Leinwand- und Tuchwebereien, unterstützte die Anlagen von Eisenbergwerken in Schlesien und gründete die Porzellan fab rik in Berlin. Aus Schlesien kommend äußerte er einst froh: „Ich bin zufrieden, wir haben für 5 Millionen Thaler Leinwand und für 1,200,000 Thaler Tuch an Ausländer verkauft". Auch Seidenzucht wurde durch Maulbeerbaum-Pflanzungen gepflegt. Im Jahre 1772 erwarb er bei der Theilung Polens den^Theil, den früher der deutsche Ritterorden besessen, und legte bald darauf zur Verbindung der Weichsel mit der Oder den Bromberger Kanal an, wie er denn den Handel auf alle Weise zu beleben suchte; auch die Bank und die Seehandlung in Berlin, das bei seinem Tode schon 147,000 Einwohner hatte, gründete er und das für die Rittergüter so wichtige Geldcredit-Jnstitut, die Landschaft. Nach Hahn. 8. Friedrich's des Großen Tod. Der heitere Kreis, der in Sanssouci die Muse des Königs verschö- nerte, war verschwunden, einsamer wurde es um ihn, und nur die dankbare Liebe des Volkes war ihm Ersatz Er war inmitten seines Volkes , und je älter er wurde, auch den äußeren Erscheinungen nach, wie ein Vater unter seinen Kindern. Kam er nach Berlin, so traten die Bürger aus den Thüren,

8. Preußischer Kinderfreund - S. 365

1876 - Königsberg : Bon
365 Gras, Kräutern, Stauden und Buschwerk besetzt. Das sieht man oft und achtet's nicht, eben weil man es von Kindheit an so oft sieht: die größte Weisheit verräth sich in der einfachen und natürlichen Einrichtung der Dinge, und man erkennt sie nicht, eben weil Alles so einfach und natürlich ist. . Die meisten Pflanzen haben eine wunderbare Vermehrungskraft, wie jeder aufmerksame Landwirth wohl weiß. Tausend Samenkerne von einer einzigen Pflanze, so lange sie lebt, ist zwar schon viel gesagt, nicht jede trägt's, aber es ist auch noch lange nicht das Höchste. Man hat schon an einer einzigen Ta- backspflanze 40,000 Körnlein gezählt, die sie in einem Jahre zur Reife brachte. Man schätzt eine Eiche, dass sie 500 Jahre leben könne. Aber wenn wir uns nun vorstellen, dass sie in dieser langen Zeit nur 50mal Früchte trage und jedesmal in ihren weit verbreiteten Aesten und Zweigen nur 500 Eicheln, so liefert sie doch 25,000, wovon jede die Anlage hat, wieder ein solcher Baum zu werden. Gesetzt, dass dieses geschehe, und es geschehe bei jeder von diesen wieder, so hätte sich die einzige Eiche in der zweiten Abstammung schon zu einem Walde von 625 Millionen Bäumen vermehrt. Wie viel aber eine Million oder 1000 mal iooo sei, glaubt man zu wissen, und doch erkennt es nicht jeder. Denn wenn ihr ein ganzes Jahr lang vom 1. Januar bis zum 31. Dezember alle Tage 1000 Striche an eine große Wand schreibt, so habt ihr am Ende des Jahres noch keine Million, sondern erst 365,000 Striche und das zweite Jahr noch keine Million, sondern erst 730,000 Striche, und erst am 26. September des dritten Jahres würdet ihr zu Ende kommen. Aber unser Eichenwald hätte 625 solcher Millionen, und so wäre es bei jeder andern Art von Pflanzen nach Verhältniss in noch viel kürzerer Zeit, ohne an die zahlreiche Vermehrung durch Augen, Wurzelsprossen und Knollen zu gedenken. Wenn man sich also einmal üher diese große Kraft in der Natur gewundert hat, so hat man sich über den Reichthum an Pflanzen aller Art nicht mehr zu verwundern. Obgleich viele iooo Kerne und Körnlein alle Jahre von Mön- chen und Thieren verbraucht werden, viel tausend im Boden ersticken, oder im Aufkeimen durch ungünstige Witterung und andere Zufälle wieder zu Grunde gehen, so bleibt doch Jahr aus Jahr ein ein freudiger und unzerstörbarer Ueber- fluss vorhanden. Auf der ganzen weiten Erde fehlt es nirgends an Gesäme überall nur an Platz und Raum. Aber wenn jeder reife Kern, der sich von seiner Mutterpflanze ablöset, unter ihr zur Erde siele und liegen bliebe, alle lägen auf einander, keiner könnte gedeihen, und wo vorher keine Pflanze war, käme doch keine hin. Das hat der liebe Gott vor uns bedacht und nicht auf unsern guten Rath gewartet. Denn einige Kerne, wenn sie reif sind, fliegen selbst durch eine verborgene Kraft weit auseinander, die meisten sind klein und leicht und werden durch jede Be- wegung der Luft davon getragen, manche sind noch mit kleinen Federlein besetzt, wie der Löwenzahn, Kinder blasen sie zumvergnügen auseinander und thun damit der Natur auch einen kleinen Dienst, ohne es zu wissen, andere gehen in zarte breite Flügel aus, wie die Samenkerne von Nadelholzbäumen. Wenn die Sturmwinde wehen, wenn die Wirbelwinde, die im Sommer vor den Ge- wittern hergehen, Alles von der Erde aufwühlen und in die Höhe führen, dann säet die Natur aus und ist mit einer Wohlthat beschäftigt, während wir uns fürchten, oder über sie klagen und zürnen; dann fliegen und schwimmen und wogen eine Menge von unsichtbaren Keimen in der bewegten Luft umher und fallen nieder weit und breit, und der nachfolgende Staub bedeckt sie.

9. Preußischer Kinderfreund - S. 418

1876 - Königsberg : Bon
28 (418) Holland geht, wo es zum Bauen und Brennen dient. Aber an dem, das im Lande bleibt, wie viele Mühlen haben daran ihre Arbeit, es zu Brettern zu schneiden, und wie viele Hände haben damit zu thun, es zum Bau zu zimmern, und wie viele Köhler sind geschäftig Tag und Nacht, es zu Koh- len zu brennen in ihren Meilern, die sie dann in die Schmelzhütten und Fabriken liefern. Weiter sinden im Wald auch dadurch viele ihr Brot, daff sie die Bäume abschälen und aus dem hervorquellenden Harze Kien ruß bereiten und Pech; andre, indem sie aus dem Holz, besonders zur Winterszeit, wo im Freien nicht viel zu verdienen ist, allerhand Geräthe schnitzen, wie Quirle, Mulden, Schachteln, Teller, Flaschen, Stiefelknechte, geflochtene Körbe; die wandern dann in alle Welt hin- aus. Und die's recht aus dem Grunde verstehen, die bereiten auch feinere Sachen, wie die Sonneberger, die die schönen, bunten Waaren machen den Kindern zu fröhlichem Spiel; und die sind nicht allein bei und zw-Lande gern gesehen und viel gebraucht, auch in Ohio und auf St. Domingo ist große Freude unter den Kindern, wenn die Schachteln auf den Schissen ankommen mit den schönen bunten Sonneberger Spielwaaren. Es ist aber nicht der eine Ort Sonneberg allein, der solche Waaren verfertigt, es nehmen an 30 Ortschaften um die Stadt her an der Arbeit Antheil und an dem Handel und Verdunst, und es werden von den Sonneberger Han- dels- und Fabrikherren jährlich an 200,000 Centner solcher Waaren nach aller Welt Ländern versandt. Aber nicht blos die Bäume, auch die Erden und Erze geben den Menschenhänden Arbeit die Fülle. Das Thüringer Porzellan geht gar weit in den Handel und mehr als tausend Menschen auf dem Walde (wie z. B. in Ilmenau, Ruhla, Volkstedt) leben Jahr aus Jahr ein davon, dass sie Pfeifentöpfe, Teller, Tassen und anderes Geräth mit bunten Blumen und Bildern bemalen. Hunderte (in Gräfenthal und Lehesten, südlich von Saatfeld) sinden ihrenerwerb in dem Zubereiten der Schiefertafeln und dem Schneiden der Schiefer- stifte, und zum Einrahmen der Tafeln allein werden jährlich an 600 Klaf- tern Holz verbraucht. Eisen bringen die Berge jährlich an 120,000 Cent- ner und in besonderer Güte hervor, vornämlich die Werke bei Suhl, Saalfeld, Lobenstein und an anderen Orten. In Suhl allein werden jährlich 7000 Centner Eisen und Stahl verarbeitet zu Flinten, Beilen, Bohrern, Messern, Scheeren u. a., und in dem Dorfe Steinbach bei Liebenstein leben an 150 Messerschmiede, die in mancher Woche mehr als 1000 Messer fertigen. Auch Glashütten gibt's auf dem Thüringer Walde viele, wovon die größte ist zu Lauscha, südwestlich von Saalfeld. Ein andrer, wenn auch minder einträglicher Erwerbszweig sind die Sing- vögel, besonders die Finken. Die werden in großer Zahl und auf man- cherlei Weise gefangen und mit größter Sorgfalt gepflegt und Monate lang geübt, dass sie einen recht schönen, hellen, gleichmäßigen, langen Schlag be- kommen. Die besten Sänger werden oft mit 12—14 Thalern bezahlt, gerin- gere mit anderthalb Thalern. Doch sind auch viele darunter, an densn ist — zwar nicht Hopfen und Malz — doch Semmel und Rübsamen und Ameisenpuppen und Mehlwürmer und Alles verloren, sie lernen nur einen ganz gewöhnlichen Schlag und sind um etliche Groschen fell. Aber nicht alle kommen so in den Handel. Viele behalten die Wäldner, zumal die ihr Tagewerk zu Hause treiben, auch für sich, und es ist eine wahre Lust,

10. Preußischer Kinderfreund - S. II

1876 - Königsberg : Bon
Jedem Exemplare wird ein Anhang, die Heimathskunde der betreffenden Provinz enthaltend, gratis beigegeben. Zum Anschluß an den Preußischen Kinderfreund erschien: Detter, Ä. 2t.» Begebenheiten aus der vaterländischen Geschichte von 1861 bis 1871. Preis 20 Pf. Druck von Graichen & Riehl in Leipzig. f Rch -I 2u#t, E
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