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1. Die Entwickelung Preußens - S. 6

1891 - Königsberg i. Pr. : Bon
— 6 — Kapitel I. Die Vorzeit. §. 1. In den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt wohnten Deutsche an der Havel und Spree, das Volk der Semnonen, ein Zweig des sue-vischen Stammes. Die Semnonen waren riesig an Gestalt und Körperkraft, mit blauen Angen und blonden Haaren, tapfer, gastfreundlich, sittenstrenge und bieder. Die Männer verachteten Handel und Handwerk, sie liebten dagegen Jagd, Krieg und Zechgelage. Die Frauen waren den Männern gleichberechtigt und wurden geehrt. Das Land, ohne Städte, war mit Sümpfen und Wäldern bedeckt. Dem freien Grundbesitzer bebauten Knechte, Unfreie und Leibeigene den Acker. 100 Hofbesitzer bildeten eine Hundertschaft, mehrere Hundertschaften den Gau. § 2. Im vierten und fünften Jahrhundert verlassen die Sueveu ihre Wohnsitze; an ihre Stelle treten slavische Völker, von ihren westlichen Nachbarn, den Sachsen, Wenden genannt. Die Wenden waren von kräftigem, gedrungenem Körperbau, mit dunkeln Augen und Haaren, kriegerisch, gastfreundschaftlich, milde und wohlthätig, strenge und ehrlich; Lüge und Diebstahl verabscheuten sie. Die Männer betrieben Landwirtschaft, Bienenzucht, Jagd und Fischfang, einige Gewerbe (Weberei) und Handel. Die Frauen waren Sklaven der Männer. Jul in (Wollin), der Hauptsitz des Seehandels, blühte im 10. und 11. Jahrhundert. Haupthandelsartikel waren: Wendische Leinwand, preußischer Bernstein, russisches Pelzwerk. § 3. Zwischen den Wenden und ihren westlichen Nachbarn jenseits der Elbe, den Sachsen, bestand über 200 Jahre lang ein freundschaftliches Verhältnis. Nachdem aber die Sachsen durch Karl den Großen (768 — 814) Christen geworden waren, entspann sich zwischen beiden Völkern ein Jahrhunderte dauernder Vernichtungskampf. — Das Lehnswesen. —

2. Preußischer Kinderfreund - S. 232

1876 - Königsberg : Bon
232 hinter den Römern her und fiel Plötzlich deren Nachhut an. Noch ahnte Varus nicht den ganzen Umfang der Gefahr und hielt für Uebermuth Einzelner, was Plan und gute Vorsicht war. Es kamen und schwanden die Deutschen wie Schatten der Nacht. Jetzt hier, jetzt dort, fiel ein Römer im Engpässe. Da befahl er, geschlossenen Marsch zu machen, doch war's in der Wildniss unmöglich. Endlich neigte sich der Tag und er gebot dem Heere Halt und sich zu verschanzen, so gut es ginge, und zu verbrennen, was vom Gepäck überflüssig sei und den Zug hin- dere. Am andern Tage rückte das Heer, immer von Deutschen umschwärmt, doch in besserer Ordnung, in der Ebene weiter, die sich an der Werra ausbreitet, und kam in ein dichtbewaldetes, sumpfiges Thal, in der Gegend von Detmold, wo die hohe Teutobnrg ragte. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig und Pfeile ohne Zahl flogen auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unter- wühlt, sank die Erde unter des Römers Füßen. Pfeil an Pfeil! Fall an Fall! Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum , um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Athem, als bis die Nacht hereinbricht. Da lässt Varus abermals Lager schlagen, und er- mattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblicke scheucht der De u ts ch en Kriegs- geheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Als der dritte Tag sich lichtet, ent- decken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen auf's offene Land, das die Senne heißt. Da sahen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen vor sich entfaltet. Ringsum Deutsche! Nirgends ein Ausweg! Für alle Tapferkeit ist Nichts mehr feil, als der Tod! Jauchzend stürzen nun die Deutschen in der verzweifelten Römer starre Reihen! „Die Freiheit!" schallt's wie Donner des Himmels in der Römer Ohren. Hermann selbst ist überall. Hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn, kein Eidgenosse, der nicht mit ihm um den Preis wetteifert. Des Feindes Schaaren sind zersprengt, nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt in die Spieße Her Deutschen. Da fafft den Varus Verzweiflung, und um sein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzte er sich in sein eigenes Schwert. Nur wenige von dem großen Römerheere retten sich. Wer in Gefangen- schaft kam, ward entweder zum Danke für die wiedererrungene Freiheit den Göttern geopfert, oder folgte den Eidgenossen in ihre Gaue zu gemeinem Frohndienst. 4. Die Völkerwanderung; die Hunnenschlacht 451 n. Chr. Um das Jahr 375 n. Chr. kam von Morgen her ein wildes Volk, die Hunnen, Leute mit schwarzen, struppigen Haaren, schmutzig gelber Gesichtsfarbe, schiefen Angen, breitschulterig und klein von Leibe, und so fürchterlich wild, als sie hässlich von Ansehen waren. Von ihren Pferden waren sie unzertrennlich, sie aßen, tranken und schliefen darauf. Wurzeln und rohes Fleisch waren ihre Speise. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führten sie in Karren mit sich. So jagten sie durch die Welt von Land zu Land, raubten, sengten und mordeten und jagten die Völker vor sich her, wie ein Wolf die Heerde. Zuerst stießen sie auf die Gothen. Ein Theil derselben, die Westgothen, floh in's römische Reich, durchzog einige Zeit nachher das schöne Italien und ließ sich endlich in Spanien und dem südlichen Theile des heutigen Frankreich nieder. Ein wilder Haufe nach dem andern drang plündernd in Italien ein, das so manches Jahr- hundert die ganze gebildete Welt beherrscht hatte, und die schwachen Kaiser konnten es nicht hindern. Ja, am Ende setzten deutsche Völker — die Heruler und Rugier — gar den letzten römischen Kaiser Romulus Augustulus ab und machten ihren Fürsten Odoaker zum Könige von Rom. Der wollte aber nicht einmal in der armen, fast ganz verwüsteten Stadt wohnen, so verachtet, so ver-

3. Preußischer Kinderfreund - S. 230

1876 - Königsberg : Bon
230 auf diesen Landstrecken als auf ihrem Eigenthume, und jeder einzelne Haus- vater baute sich, fern von den andern, aus gewaltigen Stammen schlicht und recht das Jjau§ und umgab den Hosraum mit Pfahlwerk. Das war nun sein und der Seinigen unverletzliches Heiligthum, und er waltete nach alter Sitte darin wie ein Priester, Richter und Fürst seiner Familie. Groß , stark, schön waren die Deutschen in alter Zeit; Keuschheit, Einfach- heit der Sitten und Freiheit erhielten den Kindern die Kernkraft und Eigenthüm- lichkeit der Eltern. Wie Riesen blickten sie hoch über andere Menschen. Weiß und rein war die Farbe ihrer Haut, in üppiger Fülle floß das goldgelbe Haar bei Männern und Frauen hernieder, und aus den großen blauen Augen blickten Muth und Freiheitsstolz. Die Kraft des Leibes wurde frühzeitig gestählt. Das neugeborene Kind wurde in kaltes Wasser getaucht, das heranwachsende durch jede Leibesübung abgehärtet. Der Knabe ging mit dem Vater auf die Jagd, oder warf sich bei Sturm und Wetter in den Strom und rang mit den Wellen. Der Jüngling sprang nackt zwischen Schwertern und Lanzenspitzen ein- her. Ein solcher Schwerttanz war das einzige Schauspiel, woran das Volk Ge- fallen fand, und sein Beifall lohnte die Kecksten und Geschicktesten reichlich. Duller. 2. Freiheitsgefahr der Deutschen nach ihrem kriegerischen Zusammenstoß mit den Römern. Im Laufe von Jahrhunderten wuchsen die deutschen Volksstämme zu großen Völkerschaften heran. Viele derselben hauseten am Meere, das damals noch tief in das Land hineinstuthete, es überschwemmte und die Anwohner zur Auswan- derung nöthigte. So mag es geschehen sein, dass die Kimbern, von ihren un- wirthlichen Meeresgestaden vertrieben, sich nach Süden wendeten, wo sie mit Weib und Kind und Heerden im Jahre 113 vor Christo an den steirischen Bergen erschienen. Sie flößten durch ihre riesenmäßige Höhe und Stärke, ihren wilden Muth, ihre ungewöhnlichen Waffen allgemeines Schrecken ein. Die Römer traten ihnen mit einem Heere entgegen, erlitten aber eine fürchterliche Niederlage. Dennoch zogen die Sieger ab, vereinigten sich unterwegs mit den ihnen befreundeten von der Ostsee herkommenden Teutonen, gingen nach Gallien, dem heutigen Frankreich, und forderten Wohnsitze. Auch hier begegneten ihnen die Römer feindlich, aber die Deutschen schlugen sich tapfer durch und erlegten endlich ein großes Heer von 80,000 Mann, so dass nur wenige Flüchtlinge als Uuglücks- boten ihre Heimath wieder sahen. Rom zitterte und fürchtete schon das Heran- nahen der furchtbaren Kämpfer; die aber zogen weiter gen Westen und kehrten erst nach Jahresfrist zurück. Aber nun hatte auch ihre Wehestunde geschlagen, denn die Kimbern trennten sich von den Teutonen, ließen am Rhein ihr Gepäck zurück und stiegen von den östlichen Alpen nach Italien hinab. Inzwischen hatten die Römer ihren bewährten Feldherrn, den ernsten und nach Gestalt und kriegerischem Wesen furchtbaren Marius an die spitze ihrer Heere gestellt, der seinen Kriegern wieder Muth und Vertrauen gab. Aus ihrem festen Standlager sahen sie auf die erfolglos anstürmenden Teutonen herab. Diese zogen endlich voll Verachtung gegen ihre Feinde und unter Spott und Hohn an ihrem Lager vorbei. Marius folgte ihnen, erreichte aber auf wohl- bekannten kürzeren Wegen früher des Kampfes Wahlstatt. Er lagerte auf einer Anhöhe jenseit der Rhone; ein Fluss schied die feindlichen Heere. Als die Römer über Wassermangel klagten, wies ihr Feldherr auf den von den Deutschen um- schwärmten Fluss mit den Worten: ,,Da ist Wasser um Blut feil. Seid ihr Männer, so holt es!" Darüber begann die Schlacht, aus der die Bundes- genossen der Teutonen, 30,0ä0 an der Zahl, ins Lager zurückwichen.

4. Preußischer Kinderfreund - S. 231

1876 - Königsberg : Bon
231 Furchtbar war die Nacht. Weh- und Wuthgeheul der Deutschen durchhallte dañ römische Lager. Furchtbarer in seinem grässlichen Kampfe war der Tag, denn am Abend desselben beschienen die Strahlen der Sonne 100,000 t e utonische Leichen; der Rest des Volkes gerieth in Gefangenschaft, dazu der König Teutoboch, der so groß und gewandt war, dass er über vier Pferde hinweg springen konnte. So erzählen die Feinde. — Im folgenden Jahre hatten die Kimbern in den Gefilden am P o dasselbe Schicksal. Es half ihnen nicht, dass sie mit Eisenketten in vor- derster Linie sich einander schlossen, den Durchbruch der Römer zu hindern. Als die Männer gefallen waren, stürzten die Weiber mit Beilen aus der Wagen- burg den Feinden entgegen. So freiheitsliebend waren sie, dafi sie ihren und ihrer Kinder Tod der schmachvollen Gefangenschaft vorzogen. Fünfzig Jahre später drang der in seiner Kriegskunst größte Römer, Cäsar, der Stammvater des ersten römischen Kaisergeschlechtes, schon bis an den Rhein und vernichtete mehr durch Arglist als durch Kunst der Waffen viele deutsche Völkerschaften, oder machte sie den Römern Unterthan. Von nun an fochten deutsche Männer in römischen Legionen und erfochten Cäsars Siege in fernen Landen und Erdtheilen. Deutsche Fürstensöhne lernten in Rom römische Waffen- kunst, Sprache und Sitte. Wie gegen den Rhein drangen die Feinde auch bald unter fürchterlichen Kämpfen, oft auf den höchsten Gebirgen über den Wolken des Himmels, gegen die Donau vor und legten das Joch ihrer Einrichtungen auf die unterworfenen deutschen Völkerschaften. Als zuletzt um die Zeit der Geburt Christi Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, sogar bis zur Elbe vordrang, und an der Weser schon römische Festungen drohten, schien es, als sollte das deutsche Volk in dem Römerthume untergehen. 3. Hermann, der Befreier Deutschlands, und die Hermannsschlacht im Teutoburger Walde im Jahre 9 nach Chr. Wenige Jahre nach Christi Geburt waltete diesseit und jenseit des Rheines als römischer Statthalter Quintilius Varus Die Deutschen hassten ihn; denn er nahm ihnen nicht blos Hab und Gut, sondern hatte sich auch vorgesetzt, ihnen das alte gute Recht aus der Hand zu winden und die theure Sprache der Väter zu verdrängen. Von allen Deutschen empfand keiner die Unterdrückung mit größerer Scham und mit heißerem Grimme, alsein edler Cherusker-Jüng- ling, Hermann. Er hatte sein deutsches Herz rein und unverderbt aus Rom heimgebracht. Varus, von Stolz verblendet, hielt die Kraft der Deutschen schon gebrochen und zog Hermann, der vermeintlich ganz römisch geworden, sogar in's Vertrauen. Dieser ließ ihn beim Glauben, bis das Werk der Befreiung, das er im Herzen trug, reif sei. Denn heimlich hatte er indess die Besten seines Stammes, die er treu und freiherzig erfunden, zusammenberufen und mit ihnen in Killer, heiligerwaldeinsamkeitrath gepflogen. Vielegauvölkerschaften schloffen Mit den Cheruskern etttd Eidgenossenschaft aus Noth und Tod. In seinem Sommerlager an der Weser saß Varus, als er die Kunde er- hielt, ein deutscher Stamm habe sich erhoben und alle Römer, die in seinen Marken wohnten, erschlagen. Also war's verabredet worden zwischen den Eid- genossen; denn Hermann, die Seele des Bundes, hatte zuvor bedacht, dass Varus in solchem Falle nicht säumen werde mit aller Macht in's Feld zu ziehen. Und so kam es auch. Der Römer beschloss, ohne Verzug aufzubrechen und die Schul- digen zu vernichten. Beim Abschiedsmale im Lager waren Hermann und dessen Schwiegervater Segest zu Gaste. Segest warnte noch einmal; doch Varus glaubte ihm abermals nicht und gebot vielmehr dem Hermann, dass dieser den Heerbann der Deutschen aufbiete und die Bundesgenossen schleunig den Römern zuführe. Dann brach er stolzen Muthes mit drei erprobten Legionen auf und zog in die Berge der Weser. Nun war die rechte Stunde da. Rasch bot Her- mann den Heerbann auf, und freudig hoben die Eidgenossen ihre Schwerter, die Freiheit zu erkämpfen. Auf wohlbekannten kürzeren Wegen führte Hermann sie

5. Preußischer Kinderfreund - S. 233

1876 - Königsberg : Bon
— 233 - fallen war das einst so mächtige Rom. So ging das weströmische Reich unter 476 n. Chr. Jndess waren die deutschen Völker in immerwährender Bewegung gewesen. Die Franken hatten das nördliche Gallien eingenommen. Von ihnen heißt das Land Frankreich. Die Burgunder besaßen die Gegenden um den Rhonefluss. Die Angeln waren vom Ufer der Nordsee nach Britanien gezogen, das von ihnen England (Angelnland) heißt. Die Longo bar den setzten sich endlich in Oberitalien fest, nach ihnen die Lombardei genannt. Die Hauptvölker Deutsch- lands waren nun: die Allemannen und Baiern in Oberdeutschland, in Mittel- deutschland die Thüringer und ein Theil der Franken, und im Norden die Sachsen; von Osten her waren die den Deutschen fremden Wenden bis an die Elbe und Saale nachgezogen. Diejenigen Völker, welche in das ehemalige römische Gebiet gedrungen waren, nahmen sehr bald des Landes Sprache und Sitten und auch das Christenthum an; die Völker in Deutschsand aber blieben noch eine Zeitlang Heiden. Mitten unter den Völkerzügen setzten sich die Hunnen noch einmal in Be- wegung. Sie hatten einen König über sich, der hieß Attila; vor dem zitterten d-ie Völker, denn er war ein gewaltiger Herrscher. Er nannte sich aber am liebsten Gottesgeißel. Hinter seinem Völkerzuge über den Rhein und nach Italien blieben nur Trümmer, Asche und Staub. Was nicht mit ihm war, stand wider ihn in der Völkerschlacht bei Chalons (Schalong). Wer hat die Hunderttausende gezählt, aus deren Wunden hier das Blut in Strömen floss! Die Hunnen zogen zurück. Attila ist nach zwei Jahren in Ungarn gestorben und in einem goldenen Sarge begraben. Man weiß aber nicht wo, denn die Sklaven, die ihn begraben hatten, wurden gleich nach der That umgebracht, damit Keiner das Grab des Helden erführe. Die Macht der Hunnen hat aber nachher aufgehört, und die Völker nah- men in Freiheit wieder ihren eigenen Lauf. 5. Das Volk der Franken und seine Rettungsthat durch Karl Märtel. In dem Gallierlande wurde nach dem Untergange der römischen Herr- schaft das Volk der Franken sehr mächtig. Im Jahre 496 ließ sich ihr König Klodwig (Ludwig) zugleich mit 3000 seiner Krieger taufen, und zehn Jahre später beherrschte er mit eiserner Gewalt ganz Gallien von einer Grenze bis zur andern und nannte es nach seinem Volke Frankreich. Aber seine Söhne und Enkel verloren ihre Kraft in sündigem Bruderzwist über den getheilten Besitz ihrer Länder, und ließen die Macht in ihrer Diener Hände fallen. Da wurde unter diesen ein anderes Herrschergeschlecht groß, dem das Volk vertraute und folgte in Noth und Tod. Die Noth war aber in jenen Zeiten oft das tägliche Brot, und darum ein starker Helfer hoch gepriesen. Einst kamen die kriegswilden Muh am ed an er, Saracen en genannt, von Afrika nach Spanien herüber. Heilloser Zwist der Völker hatte sie gerufen, und eine achttägige Würgeschlacht vermochte sie nicht aufzuhalten. Sie durchzogen ganz Spanien; bald erschienen ihre zahllosen Schaaren auch in Frankreich und überslutheten das Land. Da war im Volke große Drangsal; aber auch ein Held wurde durch Gottes Hülfe erweckt. Er kam mit dem Aufgebot aller Franken und setzte als ein Hort der Christenheit den wilden Feinden in einem Helden- kampfe von sieben Tagen ihr Ziel: Halt und Umkehr. Das ist geschehen 732 nach Christo und soll unter uns in dankbarer Erinnerung bleiben. Der Held aber hieß Karl, und ist nach jener großen That der Hammer (Märtel) zu- benannt, weil er mit seinem Streithammer das scharfe Schwert der Saracenen stumpf gemacht hat. — Nach ihm führte Pipin des Vaters Heldenschwert mit starkem Arm. Mächtig schirmte er auch das Chistenthum, war aber nicht in allen Dingen gerecht. Dessen Sohn war Karl der Große.

6. Preußischer Kinderfreund - S. 234

1876 - Königsberg : Bon
234 6. König Pipin.1 Das war Pipin der Kleine, der stald dem König die Krön er setzt sie auf seine Stirne und setzt sich auf den Thron. Da sprach er: „Ich hab im Reiche der edlen Grafen viel, zu Hofe sollen sie kommen, zu Kampf und Ritterspiel.“ Da zogen zu Königs Schlosse die Grafen fern und nah'/ es sass Pipin der Kleine mit Krön’ und Scepter da. Das that’ die Herr’n verdriessen; sie sprachen’s voller Hohn: ,, „Ist er nicht unser Einer und trägt eine güldene Krön’?““ Das hört der König und winket; da öffnet sich das Thor; cs treten aus dem Zwinger ein Stier, ein Leu hervor. Uud brüllend sprang der Leue da auf den Stier zuband; er greift ihn mit den Klauen, er reisst ihn in den Sand. Da rief Pipin der Kleine: „Ihr Herren jung oder alt, wer wagt’s, den Stier zu retten da aus des Leuen Gewalt?“ Da sprachen die Grafen: ,, „Herr König, gereuen würd’ es uns schier.: es hat so grimmen Rachen das ungethüme Thier.“ “ Und auf sprang da im Zorne Pipin von seinem Thron, warf hin den Königsmantel, warf hin die gold’ne Krön’. Kühn trat er in die Schranken, nicht achtend des Leuen Wuth; er führte so scharfe Klinge, er hegte so grimmen Muth. Und mit dem ersten Streiche lag da der wilde Leu; er lag zerspaltet am Boden, als wären’s ihrer zwei. Und: „Bin ich euer Einer?“ so schaut der König um. Wie waren da im Kreise die edlen Grafen so stumm! Da schritt zurück 4er König nahm wieder die goldne Krön'. es war Pipin der Kleine; er setzte sich auf den Thron. Baar. k 7. Kaiser Karl der Große. Durch die Macht seines Geistes schuf Karl der Große eine neue Zeit und herrschte über Frankreich, Deutschland, Ungarn, Spanien, die Schweiz und einen großen Theil von Italien von 771 bis 814. Alle Völker des Abendlandes zu einem christlichen Reiche zu vereinigen, das war der Zweck seines Lebens. Mit festem Willen, mit dem Beistand der Kirche und mit der Kraft seines Schwertes führte er das Werk aus; so daß er nicht nur der große Eroberer wurde, sondern auch der weise Gesetzgeber und das leuchtende Vorbild der Frömmigkeit und Gerechtigkeit. Zuerst unterwarf er sich das Reich der Longobarden in Nordita- lien, daun ging er an sein schwerstes Werk: die Unterwerfung der Sach- sen und ihre Bekehrung zum Christenthum; sie wohnten vom Nied er - rhein bis an die Elbe und von der Nordsee bis nach Hessen und Thüringen hinein und fochten heldenmüthig für ihre Götzen und für ihre Freiheit. 30 Jahre führte Karl gegen sie den Krieg von 772 bis 803; mehrmals unterworfen, brachen sie immer von Neuem los; er eroberte gleich bei Beginn des Kampfes ihre starke Feste Eresburg und zerstörte ihr Heilig- thum, die Jrmensäule; aber erst 20 Jahre, nachdem sich im Jahre 734 der heldenmüthige Sachsenherzog Wittikind in Attigny taufen ließ, bezwang er die Sachsen gänzlich. In den Zwischenräumen dieser Feldzüge kehrte der große König gegen andere Völker, seine Heerzüge mit Blitzesschnelle vollführend, sein Schwert. Die Mauren in Spanien bis an den Ebro, die Baiern und Avaren

7. Preußischer Kinderfreund - S. 241

1876 - Königsberg : Bon
241 Schleswig heimsuchten; er unterwarf sich Böhmen; er schlug die Ungarn auf dem Lechfelde (955), dass ihnen auf immer die Lust verging, nach Deutschland zu streifen; er hatte viele Kämpfe mit den Italienern, die seine Herrschaft lange nicht anerkennen wollten; sein eigener Bruder Heinrich und sein Sohn Ludolf hatten sich gegen ihn empört; aber alle diese Kämpfe und Trübsale dienten nur zur Verherrlichung seines Namens. Die Geschichte nennt ihn den Großen, und Magdeburg, seine vielgetreue Stadt, bewahrt seine Gebeine und hat ihm auf dem Markte ein Denkmal errichtet. 12. Das Walten der Kaiser in dem deutschen Reiche. Das deutsche Reich umfasste in den ersten Jahrhunderten das Herzog-, ihum Sachsen, Franken, Schwaben, Baiern und Lothringen. Hier war der Kern des deutschen Lebens, und es gestalteten sich allmählig die Ordnungen des friedlichen Verkehrs. An den Grenzen aber waltete noch viele Menschenalter hindurch der Krieg. Die vorgedrungenen Dänen in Schles- wig, die Wenden an der Elbe und Saale, im Süden und Südosten die Slaven und Ungarn mufften zurückgedrängt und zur Ruhe gebracht werden. Dadurch bildete sich um Deutschland allmählig ein sich immer weiter aus- dehnender Ring von Grenzlanden fremder Zunge unter Verwaltung kaiserlicher Markgrafen. Diese riefen deutsche Einwanderer in die verödeten Gebiete, verpflanzten deutsche Sprache und Sitte mitten unter die Fremden und gaben dadurch auch einen festen Anhalt für die Verbreitung des Christensthums. So ist die Mark Brandenburg zwischen Elbe und Oder, so Pommern bis zur Weichsel, so sind die Meißnischen Lande, zum Theil auch Böhmen und Oestreich deutsch geworden und fern im Osten in ähnlicher Weise auch Preußen. In diesen Zeiten brachte kriegerische Tapferkeit die größte Ehre. Nur wer die Waffen führte, galt der Achtung werth; selbst Bischöfe erschienen gehar- nischt mit der Streitaxt in der Faust und waren oft Vorkämpfer in der Schlacht. Sich in Waffenrüstung zu tummeln, war die höchste Freude der Ritter; und gab es keinen auswärtigen Feind zu bekämpfen, so sagten Fürsten Grafen und Herren sich einander Fehde (Krieg) an. An Veranlassung zu Streit aber fehlt es nie unter denen, die ihn suchen. Dann zogen die Ritter mit reisiger Mannschaft von ihrer Felsenburg, suchten einander im Kampfe zu begegnen und zu überwinden: sie brachen die Burgen, verwüsteten das Land und kehrten mit reicherbeute zurück, oder erlitten, was dem Andern zugedacht war. So tobten oft Hunderte einzelner Kriegsfehden innerhalb der deutschen Grenze. Aber wenn auch die Fehden erlaubt waren, so geschah doch schreiendes Unrecht. Da hatten denn die Kaiser viel zu thun. Ueberall mussten sie gegen- wärtig sein, hier Widerspänftige zu bestrafen, dort Träge zu ermuntern, Strei- tende zu versöhnen, oder Angegriffenen beizustehen. Nicht Gesetze oder Beamte, nicht Heere waren ihre Stütze: allein ihre Festigkeit und Kraft. Nur die That bändigte die That; nur das gezückte Schwert in des Kaisers Hand hielt das Schwert der Großen in der Scheide. Darum hatten sie auch keinen festen Wohnsitz, sondern in den Gauen des Landes nur einzelne Schlösser, Pfalzen genannt, zu zeitweiligem Aufenthalte. Da hielten sie Gericht oder versammelten die Stände um sich auf Reichstagen. Um aber in jener eisernen Zeit einiger- maßen Ordnung zu halten, verschaffte Kaiser Konrad Ii. im elften Jahr- hundert deir>Gottesfrieden im ganzen Reiche Geltung, nach welchem vom Preuß. Kinderfreund. Nelle Ausg. lg

8. Preußischer Kinderfreund - S. 230

1876 - Königsberg : Bon
230 auf diesen Landstrecken als auf ihrem Eigenthume, und jeder einzelne Haus« Vater baute sich, fern von den andern, aus gewaltigen Stämmen schlicht und recht das Haus und umgab den Hofraum mit Pfahlwerk. Das war nun sein und der Seinigen unverletzliches Heiligthum, und er waltete nach alter Sitte darin wie ein Priester, Richter und Fürst seiner Familie. Groß, stark, schön waren die Deutschen in alter Zeit: Keuschheit, Einfach« heit der Sitten und Freiheit erhielten den Kindern die Kernkraft und Eigenthüm- lichkeit der Eltern. Wie Riesen blickten sie hoch über andere Menschen. Weiß und rein war die Farbe ihrer Haut, in üppiger Fülle stoß das goldgelbe Haar bei Männern und Frauen hernieder, und aus den großen blauen Augen blickten Muth und Freiheitsstolz. Die Kraft des Leibes wurde frühzeitig gestählt. Das neugeborene Kind wurde in kaltes Wasser getaucht, vas Heranwachsende durch jede Leibesübung abgehärtet. Der Knabe ging mit dem Vater auf die Jagd, oder warf sich bei Sturm und Wetter in den Strom und rang mit den Wellen. Der Jüngling sprang nackt zwischen Schwertern und Lanzenspitzen ein- her. Ein solcher Schwerttanz war das einzige Schauspiel, woran das Volk Ge- fallen fand, und sein Beifall lohnte die Kecksten und Geschicktesten reichlich. Duller. 2. Freiheitsgefahr der Deutschen nach ihrem kriegerischen Zusammenstoß mit den Römern. Im Laufe von Jahrhunderten wuchsen die deutschen Volksstämme zu großen Völkerschaften heran. Viele derselben hauseten am Meere, das damals noch tief in das Land hineinfluthete, es überschwemmte und die Anwohner zur Auswan- derung nöthigte. So mag es geschehen .sein, dass die Kimbern, von ihren un- wirthlichen Meeresgestaden vertrieben, sich nach Süden wendeten, wo sie mit Weib und Kind und Heerden im Jahre 113 vor Christo an den steirischen Bergen erschienen. Sie flößten durch ihre riesenmäßige Höhe und Stärke, ihren wilden Muth, ihre ungewöhnlichen Waffen allgemeines Schrecken ein. Die Römer traten ihnen mit einem Heere entgegen, erlitten aber eine fürchterliche Niederlage. Dennoch zogen die Sieger ab, vereinigten sich unterwegs mit den ihnen befreundeten von der Ostsee herkommenden Teutonen, gingen nach Gallien, dem heutigen Frankreich, und forderten Wohnsitze. Auch hier begegneten ihnen die Römer feindlich, aber die Deutschen schlugen sich tapfer durch und erlegten endlich ein großes Heer von 30,000 Mann, so dass nur wenige Flüchtlinge als Unglücks- boten ihre Heimath wieder sahen. Nom zitterte und fürchtete schon das Heran- nahen der furchtbaren Kämpfer; die aber zogen weiter gen Westen und kehrten erst nach Jahresfrist zurück. Aber nun hatte auch ihre Wehestunde geschlagen, denn die Kimbern trennten sich von den Teutonen, ließen am Rhein ihr Gepäck zurück und stiegen von den östlichen Alpen nach Italien hinab. Inzwischen hatten die Römer ihren bewährten Feldherrn, den ernsten und nach Gestalt und kriegerischem Wesen furchtbaren Marius an die Spitze ihrer Heere gestellt, der seinen Kriegern wieder Muth und Vertrauen gab. Ans ihrem festen Standlager sahen sie auf die erfolglos anstürmenden Teutonen herab. Diese zogen endlich voll Verachtung gegen ihre Feinde und unter Spott und Hohn an ihrem Lager vorbei. Marius folgte ihnen, erreichte aber auf wohl- bekannten kürzeren Wegen früher des Kampfes Wahlstatt. Er lagerte auf einer Anhöhe jenseit der Rhone; ein Fluss schied die feindlichen Heere. Als die Römer über Wassermangel klagten, wies ihr Feldherr auf den von den Deutschen um- schwärmten Fluss mit den Worten: „Da ist Wasser um Blut feil. Seid ihr Männer, so holt es!" Darüber begann die Schlacht, aus der die Bundes- genossen der Teutonen, 30,000 an der Zahl, ins Lager zurückwichen.

9. Preußischer Kinderfreund - S. 231

1876 - Königsberg : Bon
231 Furchtbar war die Nacht. Weh- und Wuthgeheul der Deutschen durchhallte da? römische Lager. Furchtbarer in seinem grässlichen Kampfe war der Tag, denn am Abend desselben beschienen die Strahlender Sonne100,000t eutonis che Leichen; der Rest des Volkes gerieth in Gefangenschaft, dazu der König Teutoboch, der so groß und gewandt war, dass er über vier Pferde hinweg springen konnte. So erzählen die Feinde. — Im folgenden Jahre hatten die Kimbern in den Gefilden am Po dasselbe Schicksal. Es half ihnen nicht, dass sie mit Eisenketten in vor- derster Linie sich einander schlossen, den Durchbruch der Römer zu hindern. Als die Männer gefallen waren, stürzten die Weiber mit Beilen aus der Wagen- burg den Feinden entgegen. So freiheitsliebend waren sie, dass sie ihren und ihrer Kinder Tod der schmachvollen Gefangenschaft vorzogen. Fünfzig Jahre später drang der in seiner Kriegskunst größte Römer, Cäsar, der Stammvater des ersten römischen Kaisergeschlechtes, schon bis an den Rhein und vernichtete mehr durch Arglist als durch Kunst der Waffen viele deutsche Völkerschaften, oder machte sie den Römern Unterthan. Von nun an fochten deutsche Männer in römischen Legionen und erfochten Cäsars Siege in fernen Landen und Erdtheilen. Deutsche Fürstensöhne lernten in Rom römische Waffen- kunst, Sprache und Sitte. Wie gegen den Rhein drangen die Feinde auch bald unter fürchterlichen Kämpfen, oft auf den höchsten Gebirgen über den Wolken des Himmels, gegen die Donau vor und legten das Joch ihrer Einrichtungen auf die unterworfenen deutschen Völkerschaften. .Als zuletzt um die Zeit der Geburt Christi Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, sogar bis zur Elbe vordrang, und an der Weser schon römische Festungen drohten, schien es, als sollte das deutsche Volk in dem Römerthume untergehen. 3. Hermann, der Befreier Deutschlands, und die Hermannsschlacht im Teutoburger Walde im Jahre 9 nach Chr. Wenige Jahre nach Christi Geburt waltete diesseit und jenseit des Rheines als römischer Statthalter Quintil ius Varus Die Deutschen hassten ihn; denn er nahm ihnen nicht blos Hab und Gut, sondern hatte sich auch vorgesetzt, ihnen das alte gute Recht aus der Hand zu winden und die theure Sprache der Väter zu verdrängen. Von allen Deutschen empfand keiner die Unterdrückung mitgrößererscham und mit heißerem Grimme, alsein edlercherusker-Jüng- ling, Hermann. Er hatte sein deutsches Herz rein und unverderbt aus Rom heimgebracht. Varus, von Stolz verblendet, hielt die Kraft der Deutschen schon gebrochen und zog Hermann, der vermeintlich ganz römisch geworden, sogar in's Vertrauen. Dieser ließ ihn beim Glauben, bis das Werk der Befreiung, das er im Herzen trug, reif sei. Denn heimlich hatteer indefs die Besten seines Stammes, die er treu und freiherzig erfunden, zusammenberufen und mit ihnen in stiller, heiligerwaldeinsamkeitrath gepflogen. Viele Gauvölkerschaften schloffen mit den Cheruskern eine Eidgenossenschaft auf Noth und Tod. In seinem Sommerlager an der Weser saß Varus, als er die Kunde er- hielt, ein deutscher Stamm habe sich erhoben und alle Römer, die in seinen Marken wohnten, erschlagen. Also war's verabredet worden zwischen den Eid- genossen; denn Hermann, die Seele des Bundes, hatte zuvor bedacht, dass Varus in solchem Falle nicht säumen werde mit aller Macht in's Feld zu ziehen. Und so kam es auch. Der Römer beschloff, ohne Verzug aufzubrechen und die Schul- digen zu vernichten. Beim Abschiedsmale im Lager waren Hermann und dessen Schwiegervater Segest zu Gaste. Segest warnte noch einmal; doch Varus glaubte ihm abermals nicht und gebot vielmehr dem Hermann, dass dieser den Heerbann der Deutschen aufbiete und die Bundesgenossen schleunig den Römern zuführe. Dann brach er stolzen Muthes mit drei erprobten Legionen auf und zog in die Berge der Weser. Nun war die rechte Stunde da. Rasch bot Her- mann den Heerbann auf, und freudig hoben die Eidgenossen ihre Schwerter, die Freiheit zu erkämpfen. Auf wohlbekannten kürzeren Wegen führte Hermann sie

10. Preußischer Kinderfreund - S. 232

1876 - Königsberg : Bon
232 hinter den Römern her und fiel plötzlich deren Nachhut an. Noch ahnte Varus nicht den ganzen Umfang der Gefahr und hielt für Uebermuth Einzelner, was Plan und gute Vorsicht war. Es kamen und schwanden die Deutschen wie Schatten der Nacht. Jetzt hier, jetzt dort, fiel ein Römer im Engpässe. Da befahl er, geschlossenen Marsch zu machen, doch war's in der Wildniss unmöglich. Endlich neigte sich der Tag und er gebot dem Heere Halt und sich zu verschanzen, so gut es ginge, und zu verbrennen, was vom Gepäck überflüssig sei und den Zug hin- dere. Am andern Tage rückte das Heer, immer von Deutschen umschwärmt, doch in besserer Ordnung, in der Ebene weiter, die sich an der Werra ausbreitet, und kam in ein dichtbewaldetes, sumpfiges Thal, in der Gegend von Detmolds wo die hohe Teutoburg ragte. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig und Pfeile ohne Zahl flogen auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unter- wühlt, sank die Erde unter des Römers Füßen. Pfeil an Pfeil! Fall an Fall! Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum , um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Athem, als bis die Nacht hereinbricht. Da läfit Barns abermals Lager schlagen, und er- mattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblicke scheucht der D e u ts ch en Kriegs- geheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Als der dritte Tag sich lichtet, ent- decken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen,, brechen sie auf und kommen auf's offene Land, das die Senne heißt. Da sahen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen vor sich entfaltet. Ringsum Deutsche! Nirgends ein Ausweg! Für alle Tapferkeit ist Nichts mehr feil, als der Tod! Jauchzend stürzen nun die Deutschen in der verzweifelten Römer starre Reihen! ,,Die Freiheit!" schallt's wie Donner des Himmels in der Römer Ohren. Hermann selbst ist überall. Hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: ,,Drauf, Brüder drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn, kein Eidgenosse, der nicht mit ihm um den Preis wetteifert. Des Feindes Schaaren sind zersprengt, nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt in die Spieße der Deutschen. Da fasst den Barus Verzweiflung, und um sein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzte er sich in sein eigenes Schwert. Nur wenige von dem großen Römerheere retten sich. Wer in Gefangen- schaft kam, ward entweder zum Danke für die wiedererrungene Freiheit den Göttern geopfert, oder folgte den Eidgenossen in ihre Gaue zu gemeinem Frohndienst. 4. Die Völkerwanderung; die Hunnenschlacht 451 n. Chr. Um das Jahr 375 n. Chr. kam von Morgen her ein wildes Volk, die Hunnen, Leute mit schwarzen, struppigen Haaren, schmutzig gelber Gesichtsfarbe, schiefen Augen, breitschulterig und klein von Leibe, und so ssi-chterlich wild, als sie hässlich von Ansehen waren. Von ihren Pferd"" sie unzertrennlich, sie aßen, tranken und schliefen darauf. Wurzeln und rohes Fleisch,sparen ihre Speise. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führten sie^ in mit sich. So jagten sie durch die Welt von Land zu Land, raubtest, selchten und mordeten und jagten die Völker vor sich her, wie ein Wolf die Heerde. Zuerst stießen sie auf die Gothen. Ein. Theil derselben, die Westgothen, floh in's römische Reich, durchzog einige Zeit nachher das schöne Italien und ließ sich endlich in Spanien und dem südlichen Theile des heutigen Frankreich nieder. Ein wilder Haufe nach dem andern drang plündernd in Italien ein, das so manches Jahr- hundert die ganze gebildete Welt beherrscht hatte, und die schwachen Kaiser konnten es nicht hindern. Ja, am Ende setzten deutsche Völker — die Heruler und Rugier — gar den letzten römischen Kaiser Romulus Augustulus ab und machten ihren Fürsten Odoaker zum Könige von Rom. Der wollte aber nicht einmal in der armen, fast ganz verwüsteten Stadt wohnen, so verachtet, so ver--
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