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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 95

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 95 — Da wurde er als ungehorsamer Unterthan in die Reichsacht und seiner Herzogtümer verlustig erklärt. Über wen die Reichsacht verhängt wurde, der war vogelfrei, d. h. wer da wollte, konnte ihn straflos umbringen. Es kam zum Kriege gegen ihn. Heinrich leistete eine Zeit lang tapfere Gegenwehr, aber endlich blieb ihm nichts übrig als den Kaiser um Gnade zu bitten. Es wurde wieder eine Reichsversammlung ausgeschrieben, hier warf sich der gebändigte Löwe dem Kaiser zu Füßen. Dieser war in der Erinnerung an ihre frühere Freundschaft und an den jähen Umschlag von Heinrichs Schicksal tief ergriffen, hob ihn gütig auf und umarmte ihn unter Thränen. „Du bist das eigene Werkzeug deines Falles," fprach der Kaiser. Aber die Strafe wurde ihm nicht erlassen. Er verlor seine Herzogtümer und wurde auf drei Jahre aus dem Reiche verwiesen, doch ein Teil der früher von ihm eroberten Lande sollte ihm und seiner Familie verbleiben. Wenn der nunmehr alte Kaiser auf sein Leben zurückblickte, so durfte er sich sagen, daß es nach dem Worte der heiligen Schrift Mühe und Arbeit gewesen. Jetzt endlich war rings um ihn Frieden geworden. Dieses freudige Gefühl bewog ihn ein Reichsfest zu feiern, wie es noch nie stattgefunden hatte. Zu Pfingsten versammelten sich auf feine Einladung in Mainz alle Großen mit zahllosem Gefolge; der Erzbischof von Köln allein hatte ein Gefolge von 4000 Mann. Der hinzuströmenden Fremden waren so viele, daß die Stadt sie nicht faßte, es mußte eine große Ebeue vor den Thoren aushelfen, wo beinahe eine zweite Stadt von Zelten errichtet ward. Nicht nur sämtliche Fürsten und Edelen, sondern auch das Volk wurde drei Tage lang vom Kaiser trefflich bewirtet, wozu eine unsägliche Menge Lebensmittel und Wein herbeigeschafft war. Das Fest begann damit, daß der Kaiser seinen beiden älteren Söhnen den Ritterschlag erteilte, dann folgten mannigfache Ritterspiele und andere Ergötzlichsten. Der Überfluß bei den Festmahlen, die Pracht der Kleider, Waffen und Pferde der unzähligen Ritter, die reichgeschmückten schönen Frauen wirkten zusammen, daß keiner der Anwesenden, wenn er auch noch so lange lebte, den Eindruck, welchen diese Freudentage hinterließen, vergessen konnte. Der Kaiser aber, von dessen Antlitz Hoheit und Milde leuchtete, war der Glanzpunkt dieser Herrlichkeit. Damals war es nicht selten, daß fromme Helden ihr thaten-reiches Leben mit der Teilnahme an einem Kreit^uge beschließen wollten.

2. Geschichten aus der Geschichte - S. 102

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 102 — tum außer was ihm der Orden gab, Kleider und drei tüchtige Pferde, und auch diese durste er nur als geliehen ansehn. Er hatte kein besonderes Zimmer, keinen verschließbaren Kasten, denn er sollte nichts besitzen, was vor andern zu verbergen war. Die Briefe an die ©einigen mußten dem Komtur offen übergeben werden, denn der Ritter sollte kein Geheimnis vor den Brüdern haben. Mit andern als Rittern und Priestern kam der Ordensbruder wenig in Berührung. Auf keiner Burg gab es ein weibliches Wesen, alle Geschäfte wurden von den Rittern oder dienenden Brüdern besorgt. Einer war Küchmeister, ein anderer Kellermeister, und so gab es Backmeister, Schmiedemeister, Schuhmeister, Schnitzmeister, Fischmeister, Viehmeister. Auf jeder Burg war ein Spital für arme Kranke, der Vorsteher hieß Spittler. Auch wurde außerdem für die Armen gesorgt. Jedes zehnte Brot, das in der Burg gebacken war, und jedes bei der Mahlzeit nicht aufgebrauchte Brot erhielten sie. Alle Ritter waren ohne Besitz, aber der Orden wurde durch die Steuern der Unterthanen und fromme Geschenke von Deutschland her bald reich und das Geld wurde sorgsam und klug verwaltet. Der Orden betrieb auch einen weit ausgebreiteten Handel mit den Erzeugnissen des Landes. Nach der Eroberung Preußens begannen die Kriege mit den heidnischen Litauern, die im Osten von Preußen wohnten. Es war ein wildes, kriegerisches Volk, daher währten die Kriege mit kurzen Unterbrechungen länger als hundert Jahre; bald machten die Litauer in Preußen, bald der Orden in Litauen feindliche Einfälle. Der Orden pflegte jährlich zwei „Reifen", wie man es nannte, gegen die Litauer zu unternehmen, die eine im Februar, wo die vielen großen Sümpfe in Litauen tief zugefroren waren, die andere im August, wo sie ausgetrocknet waren. Wenn es einen flauen Winter oder einen regnerischen Sommer gab, mußte die Heidenfahrt unterbleiben. Der Orden geriet einmalmit den Polen in Streit über einen Streifen Landes an der Grenze und nach langen vergeblichen Unterhandlungen brach 1410 ein Krieg darüber aus. Der Großfürst Jagello war nicht bloß König von Polen, er herrschte jetzt auch über die Litauer, die er zur Annahme des Christentums bewogen hatte. Als er den Krieg mit der Zerstörung des Städtchens Gilgenburg begonnen hatte, eilte ihm das Ordensheer entgegen und sie trafen bei dem Dorfe Tannenberg zusammen. Vor dem Dorse zieht sich eine weite, unfruchtbare Ebene hin, in der Ferne von Wald be-

3. Geschichten aus der Geschichte - S. 121

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 121 — scharfem Blick beobachtete er die Zustände in Holland, wo ein kleiner Staat durch Ordnung, gute Gesetze und blühenden Handel gar mächtig geworden war, und bedauerte tief, daß der Staat, über den er dereinst herrschen sollte, sich in einer höchst elenden Lage befand. Als der Vater starb, war der Prinz 20 Jahre alt. Es war damals die trübste Zeit für Deutschland. Infolge des heillofen dreißigjährigen Krieges, welcher zwischen den Katholiken und Evangelischen entbrannt war, lag der größte Teil Deutschlands verwüstet und verödet da, Städte und Dörfer waren so entvölkert, daß man am Ende des Kriegs nicht halb soviel Bewohner zählte als vorher, und die Mark Brandenburg war ganz besonders heruntergekommen. Berlin, die Hauptstadt derselben, die jetzt anderthalb Millionen Einwohner umschließt, hatte damals nur 8000, ein großer Teil der Häuser war unbewohnt, die Straßen, auf denen sich Herden vouschwei-nen tummelten, glichen schmutzigen Pfützen, Straßenbeleuchtung war unbekannt. Der junge Kurfürst erbte von seinem Vater fünf Gebiete, aber sie lagen nicht nebeneinander, sondern durch weite Strecken getrennt, daher sahen sich die Unterthanen derselben gar nicht als Landsleute an; überdies stand Ostpreußen, eines der Gebiete, unter polnischer Oberhoheit. Dennoch hoffte der thatkräftige Friedrich Wilhelm sein Land mit der Zeit zu Ansehn und Wohlstand zu bringen; erfühlte sich stark genug, jede Schwierigkeit zu besiegen und jeden Widerstand zu brechen. Und durch eiserne Beharrlichkeit und große Klugheit hat er sein Ziel erreicht. In jener Zeit herrschte unter den deutschen Fürsten eine unglaubliche Treulosigkeit; sie schlossen oft Bündnisse, aber sobald sie von einer andern Verbindung größeren Vorteil erwarten konnten, ließen sie die bisherigen Bundesgenossen ohne weiteres fallen. Rücksichtslose Schlauheit erschien ihnen als eine fürstliche Tugend. Auch der Kurfürst konnte manchmal nicht einen schnellen Wechsel seiner Freunde vermeiden, und da er einer der klügsten und schlausten war, so hat er manchen Vorteil dadurch gewonnen. Auf diese Weise gelang es ihm unter anderm, bei Gelegenheit eines Krieges zwischen Schweden und Polen durch seinen Übertritt von einer Macht zur andern beide zu bestimmen, daß sie ihre Ansprüche auf die Oberherrschaft über Ostpreußen zu Gunsten des Kurfürsten aufgaben. Sobald die andern Fürsten seine Pläne für die Vergrößerung seiner kleinen Herrschaft erkannten, traten sie ihm, wo sie nur

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 43

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 43 — Vesta zu werden, weil keine Vestalin heiraten durfte. Doch der Kriegsgott Mars verband sich mit ihr und sie brachte zwei Knäblein zur Welt. Da befahl der König, diese in einen Korb zu legen und im Flusse Tiber auszusetzen, der gerade durch heftige Regengüsse stark angeschwollen war. Als das Wasser wieder sank, blieb der Korb an den Wurzeln eines wilden Feigenbaums hängen. Da kam Fanstulus, ein Hirte des verstoßenen Königs, und sah die Kinder und eine Wölfin, die sie mit ihrer Milch nährte. Er trug die Kinder in seine Hütte und zeigte sie seiner Frau, und Mann und Frau beschlossen sie für ihre Kinder auszugeben und zu pflegen. Sie erhielten die Namen Romnlus und Remus und wurden groß und stark; wenn ein Wolf in die Herde fiel oder Räuber kamen, mußten sie stets vor den Jünglingen die Flucht nehmen. Die Hirten des Numitor und des Amulius gerieten einmal über einen Weideplatz in Streit und kämpften miteinander. Die Hirten des Numitor wurden besiegt, aber sie hatten Remus gefangen und brachten ihn vor ihren Herrn. Dieser war erstaunt, daß der Jüngling sich ganz furchtlos benahm, wie es einem armen Hirten nicht zuzutrauen war. Als Faustulus von Remus Gefangenschaft hörte, eilte er mit Romulus zu Numitor und entdeckte ihm, daß sie seine Enkel seien. Numitor war hoch erfreut und erzählte ihnen, wie ruchlos Amulius an ihm und an ihnen gehandelt hatte, und die Jünglinge, welche unter den Hirten großes Ansehn hatten, versammelten ihre Genossen um sich, drangen in den Königspalast, töteten Amulius und setzten ihren Großvater in sein Recht ein; so ward er wieder König. Zum Lohne dafür schenkte er den Enkeln das Land um den Ort, wo sie einst ausgesetzt waren, dort sollten sie eine neue Stadt gründen. Doch welcher von den Zwillingen sollte König über sie werden? Sie kamen überein, die Entscheidung den Göttern zu überlassen, und begaben sich auf zwei Hügel und warteten, welchem von ihnen die Götter ein glückliches Zeichen senden würden. Dem Remus erschienen zuerst sechs Geier, und er und seine Freunde erhoben ein Siegesgeschrei, aber alsbald erscholl ein gleiches von dem andern Hügel, denn dem Romulus waren zwölf Geier erschienen. Da entspann sich ein heftiger Streit, es kam zwischen den beiden Parteien zum Kampfe und in diesem fiel Remus. Romulus weihte nun den Platz sür die Stadt; er spannte einen Stier und eine Kuh, beide von weißer Farbe, vor den Pflug und zog ringsumher, wo die Mauern der Stadt aufgerichtet werden sollten, eine Furche, nur

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 108

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
- 108 — verbleiben, aber nur unter der Oberherrschaft des Königs. Die einstige Macht des Ordens war nun vollkommen gebrochen, er fristete nur fein Dasein im Gehorsam gegen den Polenkönig. Noch folgte einander eine Reihe von Hochmeistern, aber als Albrecht von Brandenburg Hochmeister war, löste er den Orden aus und wurde Herzog von Preußen, doch nur unter polnischer Oberherrschaft, wie es das Ordensland gewesen war. Als später der herzogliche Stamm ausgestorben war, wurde der Kurfürst von Brandenburg als nächster Verwandter desselben zugleich Herzog von Preußen.

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 147

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 147 — Verachtung klommen die Preußen die Bergwände hinan; wo die Pferde nicht fest auftreten konnten, trugen die Soldaten die Kanonen auf den Schultern hinauf. Trotz des heftigen Kanonendonners drängten sie die Österreicher unaufhaltsam zurück. Es wurde ein vollständiger Sieg erfochten und Friedrich konnte nun die wichtige Stadt Schweidnitz wiedergewinnen. Katharina ließ bald darauf dem König erklären, sie wolle den von Peter geschlossenen Frieden treulich aufrecht erhalten, aber ihre Truppen aus Deutschland abberufen. Und endlich war auch Maria Theresia des Krieges müde geworden und gab zu verstehn, daß sie zum Frieden bereit sei. Dieser wurde denn auch bald abgeschlossen und in Hubertsburg, nicht weit von Leipzig, unterzeichnet. Friedrich ging als allseitig anerkannter Besitzer Schlesiens aus dem Kriege hervor. — Am 30. Mai 1763 sah der König seine Residenz nach sieben Jahren wieder. Um dem feierlichen Empfange, den man dort vorbereitet hatte, auszuweichen, fuhr er im Dunkel des Abends in die Stadt. Und wie die Einwohner, die den ganzen Tag ihn vergebens auf den Straßen erwartet hatten, mit schnell herbeigeschafften Fackeln den Wagen begleiten wollten, befahl er schnell zu fahren und begab sich auf einem Umwege in das Schloß. Friedrich war kein Freund von rauschenden Huldigungen. Die Kriegsarbeit war nun vollendet, doch mit demselben rastlosen Eifer wie jene betrieb er die nicht minder schwere Arbeit, die Wunden zu heilen, die der lange Krieg geschlagen. Ackerbau und Gewerbe lagen schwer darnieder. Er öffnete sogleich nach seiner Rückkehr seine Magazine und ließ unter die Bauern Saatkorn verteilen; auch was in der Artillerie und Kavallerie an Pferden entbehrlich war, gab er hin, damit die Landleute ihre Felder pflügen könnten. Andererseits füllte er auch wieder durch weise Sparsamkeit den Staatsschatz. Bei sich selbst fing er an, indem er von der Million Thaler, auf die er alljährlich Anspruch hatte, nur 200000 für die Hofverwaltung nahm. So konnte er nach und nach hilfsbedürftigen Gemeinden mit mehr als 24 Millionen Thaler unterstützen und hinterließ bei feinem Tode einen Staatsschatz von mehr als 60 Millionen. Nach dem Kriege lebte er noch 23 Jahre in steter angestrengter Arbeit für fein Volk, doch endlich war feine gewaltige Kraft aufgerieben. Im Frühling feines Todesjahres begab er sich nach 10*

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 25

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 25 — Zu diesen gehörte der junge ehrgeizige Themistokles. Seine Freunde fragten ihn einmal, warum er seit einiger Zeit so blaß aussehe. Er sagte: „Das Siegesmal des Miltiades läßt mich nicht schlafen." Er wünschte nichts mehr, als daß die Perser wiederkämen, damit er als Feldherr der Hellenen sich ebenso großen Ruhm wie der bereits verstorbene Miltiades erwerben könne. Bald nach dem Siege von Marathon begann er aus Pläne zu sinnen, wie Athen sich für einen neuen Krieg zu rüsten habe. Die Athener hatten bis dahin nur eine kleine Flotte, Themistokles aber war überzeugt, daß sie beträchtlich vergrößert werden müsse, wenn die Hellenen gegen die Perser aufkommen wollten, und er benutzte jede Gelegenheit, das Volk zum Bau von zahlreichen neuen Schiffen zu bewegen. Nun war unter seinen Gegnern ein sehr redlicher Mann, Aristides, welcher in vielen Dingen anders dachte als Themistokles und seinen Vorschlägen meistens widersprach. Da wußte es Themistokles dahin zu bringen, daß das Volk Aristides aus Athen verbannte. Es war da nämlich ein Gericht, durch welches jeder Bürger, auch ohne ein Verbrechen begangen zu haben, in die Verbannung geschickt werden konnte, wenn die Mehrzahl des Volkes seinen Namen auf eine kleine Scherbe schrieb, wovon der Narrte Scherbengericht herrührt. Dieses entschied nun gegen ihn, und Aristides mußte seine Vaterstadt verlassen. Von jetzt an hatte es Themistokles leichter, seine Pläne durchzusetzen, und die Folgezeit erwies, wie richtig diese waren. Der König Xerxes hatte inzwischen Heeresmassen versammelt, wie sie sich vielleicht noch nie zusammengefunden hatten. Um die Zahl der Streiter zu ermitteln, machte es der König wie ein Kaufmann, der sein Getreide nicht Korn für Korn zählt, sondern nach Scheffeln mißt. Es wurden zunächst tausend Mann aufgestellt und um sie ein Gehege gezogen, dies bildete das Maß, welches man dann so lange mit neuen Tausenden füllte, bis das ganze Heer durchmessen war. Es wird erzählt, das Landheer habe sich auf drittehalb Millionen belaufen, und dazu kam noch eine Flotte von 1500 Schiffen. So mancher kleine Fluß wurde auf dem Zuge von den nach Erfrischung lechzenden Soldaten ausgetrunken, ohne daß alle ihren Durst.gelöscht hatten. Und es mußte eine unübersehbare Menge von Lasttieren mit Getreide beladen mitgeführt werden, um die Krieger vor Hungersnot zu schützen. Ein so gewaltiges Heer konnte sich nur langsam bewegen, daher' brauchte es mehr als ein

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 93

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 93 — auch den besten Teil seines Heeres, und als er sich auf den Rückzug begab, wäre er beinahe selbst mns Leben gekommen. Er hatte in der Stadt Pisa Nachtquartier genommen; da beschlossen einige Bürger d-s Haus zu umstellen und ihn am frühen Morgen im Schlafe zu ermorden. Zum Glück wurde der Anschlag verraten und ein Ritter, Hermann von Siebeneichen, dem Kaiser an Gestalt ähnlich, erbot sich statt seiner sich ins Bett zu legen. Da die Verschworenen nun durch ein Fenster sahen, wie der vermeintliche Kaiser zu Bette ging, achteten sie nicht darauf, daß der wirkliche in einer Verkleidung mit fünf Begleitern das Haus verließ. Am Morgen wurde die Täuschung offenbar, doch die Italiener waren edeldenkend genug, die Treue des Ritters zu belohnen und ihn unversehrt zu entlassen. Nun blieb Friedrich längere Zeit in Deutschland, denn er sah ein, daß er ohne ein sehr bedeutendes Heer den Trotz der Lombarden nicht brechen würde; wagten die Mailänder doch wieder ihre Stadt aufzubauen. Endlich meinte er hinlänglich gerüstet zu sein und schickte eine Truppe unter Führung des Erzbischofs von Mainz voraus; er selbst folgte bald mit dem Hauptheer uach. Es erscheint wunderlich, daß ein Mann des heiligen Friedens sich in das Getümmel blutiger Schlachten stürzen sollte, aber damals war es keineswegs ungewöhnlich. Der Erzbischof war ein ritterlicher Herr; in blauem Waffenrock und mit goldenem Helm war er überall zu sehn, wo es Gefahr gab, und schmetterte mit seinem gewaltigen Streitkolben die Feinde zu Boden. Als der neue Krieg mit den Lombarden eine Zeit lang gedauert hatte, überzeugte sich der Kaiser, daß seine Streitmacht noch immer nicht den Lombarden gewachsen sei, und schrieb nach Deutschland um Zuzug. Besonders hoffte er auf die Hilfe des angesehensten deutschen Fürsten, Heinrichs des Löwen. Er war aus der Familie der Welfen. Die Hohenstaufen und Welfen waren bis zur Regierung Friedrichs in Hader miteinander gewesen, aber als. Kaiser übertrug Friedrich an Heinrich die Verwaltung zweier Herzogtümer und versöhnte ihn dadurch. Seitdem hatte Heinrich seine Macht durch Eroberungen in den von Heiden bewohnten Nachbarländern noch bedeutend vermehrt. Seine Residenz war die Stadt Braunschweig; vor der Burg derselben stand ein großer eherner Löwe als Sinnbild seiner Tapferkeit. Friedrich war fehr erstaunt, als Heinrich die gewünschte Unterstützung unter dem Vorwand seines Alters versagte, da er doch

9. Gedrängte Uebersicht der Landes- und Volkskunde von Preußen - S. 12

1835 - Königsberg : Bornträger
12 wärmere Gegenden und kommen im Frühlinge wieder (Storch, Lerche, Schwalbe, Droßel rc. :c.) Viii. Bewohner des Landes. Der Mensch, das edelste der Erdengeschöpfe, bewohnt, bebaut, benutzt, verschönert die Erde. Wo Menschen wohnen sollen, müssen Pflanzen und Thiere sein. Ein Land, in desir viele Menschen dicht neben einander gedrängt wohnen, heißt ein bevölkertes Land, im Gcgenthcilc: ein schlecht be- völkertes. — Die Menschen leben in Gesellschaft und bilden so Familien, Gemeinden, Völker. — Sie treiben Ackerbau, Gartenbau, Viehzucht, Fische- rei, Jagerei. In jedem Lande, wo mehr Menschen wohnen, als der Boden ernähren kann, muss.-der.kunst- fleiß (Industrie) aushelfen (Fabriken, Manufakturen).— Hat ein Land Ueberfluss an Natur - und Kunsterzeugnissen, so kann es davon an andere Lander verkaufen, wogegen es voni Auslande kauft, was ihm fehlt. So entsteht der Handel (Tauschhandel— Geld das gewöhnliche Mittel des Austausches). Der Handel durch Ausfuhr heißt Aus- fuhrhandel oder Aetivhandel (thatiger), der Handel durch Einfuhr: Einfuhr- oder Passivhandel (das Land lasst fremde Erzeugnisse einsühren). Die Produkte, welche gekauft und verkauft werden, heißen Waaren. Landhandel — Seehandel — Binnenhandel (zwischen den einzelnen Ortschaften eines Landes). — Die Menschen unterscheiden sich durch ihre Gestalt, Farbe, Bildung, (gebildete oder kultivirte, rohe oder unkulti- virte Völker), Religion (die Art, den lieben Gott zu verehren), Sprache (die Sprache, welche jeder redet, ist seine Muttersprache), Lebensart (versch. Gewer- be, wodurch sie sich ihren Unterhalt erwerben: Ackerbauer oder Landleute, Hirten, Jager, Fischer, Handwerker, Kauflcute, Künstler, Gelehrte), Sitten und Gebräuche (sie wohnen in Hütten, Kathen, Hausern, Schlössern, Pallasten.) Gewöhnlich wohnen die Menschen zusammen. Daher giebts Dörfer (eine Anzahl nahe bei einander lie- gender Wohnungen von Leuten, welche Ackerbau und Vieh- zucht, zuweilen auch Gewerbe treiben, heißt Dorf; mit einer Kirche: Kirchdorf). Sehr große Dörfer,^ deren Einwohner nicht bloß Ackerbau und Viehzucht, sondern auch Handwerke, Handel :e. treiben, heißen Flecken (Marktflecken, wenn Märkte darin gehalten werden).

10. Gedrängte Uebersicht der Landes- und Volkskunde von Preußen - S. 19

1835 - Königsberg : Bornträger
19 breit — eigentlich eine Insel, von der Ostsee, Weichsel und dem frischen Haffe bespült — trennt See und Haff, am pillauer Tief durchbrochen. Früher andre Tiefe, die aber versandet sind (Tief bei Lochstädt 1311 versandet — balgaer Tief, 1456 vers. — Tief bei Alt Pillau, seit 1479, nahm 1510 die heutige Richtung). Früher war die Ne- rung mit Wald bedeckt. Dieser ist aber theils durch Stür- me, theils von Menschen zerstört, und ffndet sich nur noch im westlichen Theile. Meist Dünen, nur das südwestl. Stück fruchtbare Niederung. 3) Die kur ische Nerung, 2-/- sijm. große, 14 M. lange, Vio bis % M. breite, von S. W. nach N. O. ge- hende Landzunge, in alter Zeit mit Wald bedeckt, in dem nur 2 offne Plätze waren: Kahlland und Falken Heide (Falkenzucht). Die Einwohner trieben Viehzucht, was seit dem Aushaucn der Wälder aufhörcn musste, da die Versandung Ueberhand nahm. Ganze Dörfer z. B. Alt- und Neu-Lattcnwalde, Kunzen, Karwaiten sind versan- det. Anpflanzungen vom sarkaucr Walde aus nach beiden Seiten, um der Versandung zu steuern. Die hohen (über 100 Fß.) Sandhügel rücken immer weiter vor. Das Dorf Rossitten liegt wie eine Insel im Sandmeere, und hat guten Boden für Getreidebau, Wiesen :c. Bei Nid- den erheben sich die Sandhügel zu einer Höhe von 178 Fß., bei Schwarzort bis 157 Fß. An der Nordspitze verflachen sich die Sandhügel zu einer kleinen Ebne, die man zum Schutz des memler Hafens durch Bepflanzungen fest zu machen gesucht hat. Zwischen dem östlichen und westlichen Theile Preußens zieht das Weichselthal von S. nach N., von hohen Rändern begränzt, etwa 30 M. lang, 1 bis 1% M. breit, mit sehr fruchtbarem Boden. — Das Memelthal, von O. nach W. gehend, schmal, breitet sich 7 M. vor der Mündung der Memel zu einem fruchtbaren Delta aus (7 M. von O. nach W. — 10 M. von S. nach N.) §.5. Gewässer. Preußen wird theils von Gewässern begränzt, theils durchjchnitten. Diese sind: A. Die Ostsee. — k. Die Flüsse mit ihren Mündungssee'n, den Hassen. — C. Die Landsee'n. — Das Land ist im Ganzen sehr wasserreich. 2 -
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