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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 18

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 18 — In der Nacht vor dem ersten Tage wurden den Göttern Opfer gebracht und Lieder zu ihrem Preise gesungen, mit Sonnenaufgang begannen die Spiele. Die Höhen bei Olympia waren von zahllosen Zuschauern eingenommen; aus dem inneren Raume ließen sich die Kampsrichter, durch Purpurgewänder ausgezeichnet, aus ihrem Ehrensitze nieder; sie hatten über den Sieg zu entscheiden. Nun traten die Wettstreiter hervor, ganz nackt. Ein Herold rief mit weithin schallender Stimme: „Kann jemand dielen Männern vorwerfen, die Fesseln getragen oder ein unanständiges Leben geführt zu haben?" Wenn alles still blieb, so begann der erste Kampf, der Wettlans in der Rennbahn. Wer das Ziel zuerst erreichte, dessen Name und Vaterstadt wurde vom Herold ausgerusen, woraus der ganze Kreis der Zuschauer in Jubelgeschrei ausbrach. Der ehrenvollste Sieg aber war der im Wagenrennen mit vier Rossen. Die Bahn für dasselbe war länger als die für die Wettläufer, und die Streiter mußten sie zwölfmal von und nach dem Ziele zurücklegen. Der Lenker stand in einem zweirüderigen Wagen und die angetriebenen Rosse jagten in wildem Laus über den Sand. Da galt es nicht bloß schnell, sondern auch mit größter Vorsicht zu fahren, sonst wurde der Wagen leicht durch das Gefährte eines Mitstreiters umgeworfen und der Lenker über den Boden geschleift, wobei mancher den Tod fand. Andere Kampfspiele waren das Ringen und der Faustkamps. Der Ringer hatte gesiegt, wenn er seinen Gegner wenigstens zweimal niedergeworfen und dieser sich für überwunden erklärt hatte. Zum Faustkampf umwanden die Streiter ihre Hände mit derben Riemen von Ochfenleder und versetzten sich gegenseitig mächtige Schläge, bis einer von ihnen den Kamps aufgab. Oft ging der Besiegte mit weniger Zähnen sort, als er vorher gehabt, oder mußte auch vom Kampfplatz weggetragen werden. Am letzten Tage wurden die Sieger gekrönt. Nachdem wieder den Göttern Opfer gebracht waren, begaben sich Streiter und Zuschauer, von Flötenspielern begleitet, in den heiligen Wald von Olympia. Der Preis der Sieger war ein einfacher Kranz von Olivenzweigen, welchen ihnen die Kampfrichter aufs Haupt setzten, aber er erwarb ihnen hohen Ruhm in ganz Hellas und die Verehrung ihrer Vaterstadt. Die Bürger derselben holten sie bei ihrem Einzuge feierlich ein, sangen ihnen Loblieder und stellten sogar ost ihre Bildsäulen, aus Marmor gefertigt, zu Olympia auf.

2. Geschichten aus der Geschichte - S. 21

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 21 — der den Hader für seine selbstsüchtigen Zwecke ausbeutet, und so geschah es auch in diesem Falle. In Athen war ein vornehmer und reicher Mann, Peisistratos, der im Trüben fischen upd die Regierung an sich bringen wollte. Er stellte sich auf die Seite der bedrängten Armen und schürte noch ihren Haß gegen die Reichen. Und nachdem er durch sein Reden und Thun die Armen ganz für sich gewonnen hatte, brauchte er eine List. Als seine Partei wieder einmal versammelt war, brachte er sich selbst zu Hause eine leichte Wunde bei, eilte dann auf den Markt, wo die Versammlung stattfand, und sagte mit erheucheltem Zorn, er sei von der anderen Partei überfallen und nicht mehr feines Lebens sicher Das entrüstete Volk beschloß daher, ihm zu seinem Schutze eine Leibwache von 50 Keulenträgern zu geben; aus den fünfzig wurden bald hundert und mehr, und als er eine ausreichende Schar von bewaffneten Anhängern hatte, besetzte er die Bnrg der Stadt und erklärte sich zum Herrscher. Er regierte mit Mäßigung, Milde und Gerechtigkeit und that viel für die Hebung der geistigen Bildung. Die Reichen blieben ihm aber feinb, und es gelang ihnen, zweimal den Tyrannen aus der Stadt zu vertreiben, doch er kehrte bald wieder zurück und in den letzten zehn Jahren blieb er ungestört im Besitze seiner Macht. Als er starb, ging die Herrschaft auf seine Söhne, Hippias und Hipparchos, über und sie regierten ganz in der Weise ihres Vaters. Allein die Athener wünschten die Republik zurück und es bildete sich eine Verschwörung, die Regenten zu ermorden; an ihrer Spitze standen Harmodios und Aristogeiton. Als einmal das größte Fest der Athener, die Panathenäen, gefeiert wurde, wobei ein feierlicher Zug nach der Burg stattfand, fielen die Verschworenen über die Tyrannen her und erdolchten Hipparchos, doch Hippias rettete sein Leben. Harmodios wurde von der Leibwache niedergestoßen, Aristogeiton gefangen und dann gefoltert, er sollte seine Mitschuldigen angeben, aber er blieb unter den heftigsten Schmerzen standhaft und verriet keinen der Freunde; er starb unter dem Beil des Scharfrichters. Seitdem fürchtete Hippias die Athener, umgab sich mit Bewaffneten aus der Fremde und verhängte über alle, die ihm verdächtig waren, strenge Strafen. Dadurch aber verschärfte er den Haß seiner Feinde und verlor alle früheren Anhänger. Da riefen die Athener die Spartaner zu Hilfe, und Hipparchos mußte sich mit seinen Mietlingen in die Burg ein-

3. Geschichten aus der Geschichte - S. 22

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 22 — schließen. Ohne den Athenern geholfen zu haben, zogen die Spartaner bald wieder ab, und Hipparchos blieb zwar in der Burg, hoffte aber seine Herrschaft bald wieder zu erlangen. Nun hatte er seine Kinder bei sich und wollte sie für den schlimmsten Fall außerhalb Athens in Sicherheit bringen. Doch sie wurden aufgefangen und ihm die Wahl gelassen, ob er die Herrschaft aufgeben oder seine Kinder verlieren wollte. Aus Liebe zu den Kindern entschloß er sich zu dem ersteren und verließ Athen. Iie Schlacht bei Marathon. Die Hellenen hatten viele Ansiedelungen am Meere außerhalb von Hellas gegründet, um von dort aus gewinnbringenden Handel zu betreiben. Mit Hellas blieben sie stets in freundlicher Verbindung; die Stadt, aus der die Ansiedler stammten, wurde die Mutterstadt, die Kolonie die Tochterstadt genannt. Manchmal, wenn eine neue Kolonie gestiftet werden sollte, zündeten die Auswanderer an der Flamme eines Altars der Mutterstadt eine Fackel an; während der Fahrt über das Meer wurde das Feuer von einer Fackel auf die andere übertragen, und sobald sie in dem fremden Lande einen Altar errichtet hatten, zündeten sie an der letzten Fackel die erste Opserflamme an und meinten so vaterländisches Feuer mitgebracht zu haben. Besonders dicht war die Westküste Kleinasiens von hellenischen wohlhabenden Kolonieen bevölkert. Eine Zeit lang lebten sie da in Freiheit, aber später gelang es den Persern, si^ unter ihre Herrschaft zu bringen. Die Ansiedler ertrugen dies Joch fehr ungern, und als sie die Gelegenheit günstig glaubten, empörten sie sich gegen den König Dareios, der damals über Persien herrschte. Bevor der Ausstand ausbrach, schickten sie Gesandte an die Spartaner und Athener mit der Bitte, sie bei ihrem Unternehmen zu unterstützen. Die Spartaner ließen sich nicht darauf ein, aber die Athener, deren lebhafter Sinn sich leicht für große Thaten begeisterte, sandten den Landsleuten zwanzig wohlbemannte Schiffe zu Hilfe. Doch der Aufstand nahm sehr bald einen ungünstigen Verlaus, die Kolonisten wurden besiegt. Als dieser Ausgang nicht mehr zu bezweifeln war, segelten die Athener wieder zurück, ohne auch nur einen Perser gesehen zu haben. Wie dem König Dareios berichtet wurde, daß die Athener, von denen er bis dahin nichts gehört, ihren Stammgenossen in Asien hatten helfen wollen, rief er zornig aus: „Wer sind denn diese Athener?"

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 6

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 6 — Sohn zur Welt bringen, bcr feinen Großvater vom Throne stürzen und über ganz Asien herrschen würde. Der König erschrak und gab Manbane nicht einem Meber, fonbcrn einem Perser zur Frau, benn bic Meber waren das herrfchenbe Volk, die Perser aber ein unterworfenes, und er meinte, die Meber würden sich dem Sohn eines Persers nie unterwerfen. Doch als nun Manbane einen Sohn bekam, wollte er noch sicherer gehn und den Enkel töten lassen. Er hatte einen Vertrauten, der mit dem Königsgcfchlccht verwanbt und ihm ganz ergeben war, er hieß Harpagos. Diesem trug er auf, den Knaben in der Wilbnis auszusetzen und, wenn er tot wäre, ihn zu begraben. Er bürste nicht wiberfprechen, benn der König verlangte stets den strengsten Gehorsam. Harpagos nahm das Kind, das königlich geschmückt in einem Korbe lag, mit sich, boch auf dem Wege nach Haufe vergoß er bittere Thränen. Als er feiner Frau den Befehl des Königs mitteilte, fragte sie: „Was wirst bu thun?" Er erwiberte: „Ich werbe das Kind nicht umbringen; cs ist mit mir verwanbt, und der König ist alt, und wenn er stirbt, wirb Manbane zur Regierung kommen und für den Morb ihres Sohnes an mir Rache nehmen." Er schickte nach einem Hirten des Königs, der in der Wilbnis Rinber hütete und sprach zu dem: „Der König befiehlt bir, bies Kind zu töten; wenn bu es nicht thust, haft bu die grausamste Strafe zu erwarten. Ich werbe nach einigen Tagen nachfehn lassen, ob bu den Befehl des Königs vollzogen haft." Am Hofe des Astyages hieß es, das Kind fei von einer Sklavin geboren, aber der Hirte erfuhr, es fei das bcr Manbane, und er war sehr bekümmert. In feiner Hütte angelangt, klagte er bcr Frau fein Leid und zeigte ihr das Kind. Als sie den kräftigen und schönen Knaben sah, warf sic sich dem Mann zu Füßen und beschwor ihn, das Kind nicht auszusetzen. Nun traf es sich, daß Tags vorher auch in der Hütte des Hirten ein Knäblein geboren war, aber ein totes. Und die Frau sagte: „Ziehe unserem Kind die königlichen Kleiber an und fetze es aus, den Knaben bcr Manbane aber geben wir für unsern Sohn aus." Dies geschah benn auch, und als einige Diener des Harpagos kamen und den Leichnam sahen, würde das Kind des Hirten begraben und das bcr Manbane war gerettet. Es erhielt den Namen Kyros. So wuchs der Knabe aus Königsgefchlecht unter der mütterlichen Pflege der Hirtin in einer Hütte auf. Als er zehn Jahre alt war, spielte er einmal mit feinen Genoffen, den Dorfkinbern, König und

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 26

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 26 — Jahr, bis es Sardes erreichte. Hier blieb es den Winter über. Lerxes schickte wieder Herolde uack> den hellenischen Städten, um Erde und Wasser zu fordern, nur Athen und Sparta wurden nicht beschickt. Auch diesmal fügte sich ein Teil der Städte dem Gebote des Königs. Der erste Heereszug der Perser, vor zehn Jahren, war auf Schiffen nach Hellas befördert, jetzt befahl Xerxes für die Landtruppen zwei Brücken über den Hellespont zu bauen. Das Werk erforderte viele Zeit, denn es war eine Strecke von über 2000 Schritt zu überbrücken, und wie endlich die Arbeit vollendet war, wurde sie durch einen heftigen Sturm in wenigen Stunden wieder zerstört. Der König, ergrimmt über den Ungehorsam des Meeres, solldamals den Wellen zur Strafe 300peitschenhiebe haben geben und ein paar Fußeifen darin versenken lassen. Es mußten nun neue Brücken gebaut werden. Viele hundert große Schiffe, durch Anker und Stricke befestigt und mit Balken und Brettern überdeckt, auch der Pferde wegen auf beiden Seiten verzännt, boten endlich dem Landheer einen Weg über die Flut. Als die letzte asiatische Stadt, Abydos, erreicht war, hielt der König von seinem Sitze aus einem dazu errichteten Steinthron eine Heerschau über Landtruppen und Flotte. Sein Herz war der Freude voll, denn es dünkte ihm unmöglich, daß einer solchen Kriegsmacht, aus 56 Völkern gemischt, irgend ein Land widerstehn könnte. Nun wurde der Übergang über die Brücken angetreten. Der Weg war vorher mit Myrten bestreut und Räucherwerk angezündet. Mit Aufgang der Sonne goß der König aus goldener Schale ein Trankopfer in das Meer und warf die Schale nebst einem goldenen Becher und persischen Säbel hinein. Der Zug begann. Voran gingen die Lastträger und das Zugvieh, dann hinter mancherlei Truppen, 1000 Reiter und 1000 Lanzenträger, alles erlesene Perser, darauf zehn heilige Pferde und der heilige Wagen mit acht weißen Pferden bespannt, aber leer, hierauf kam der Wagen mit dem König. Ihm folgten wieder 10000 auserlesene Perser zu Fuß und ebenso viele zu Pferde. Dies war der Vortrab, im ganzen brauchte das Heer, wie man erzählt, sieben Tage und Nächte, ehe der letzte Mann jenseits der Brücke war. Von da aus zogen sie nun gegen Hellas. Das erste Zusammentreffen der Perser mit den Hellenen fand bei Thermopylä statt. Hier führte ein schmaler Weg in das Land der Hellenen, der Weg war an manchen Stellen so schmal, daß er nur für einen Wagen Raum darbot. Im Westeft von ihm waren hohe und schwer zu

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 8

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 8 — sende deinen Sohn her, daß er meinem Enkel Gesellschaft leiste. Zu Mittag sollst du dann wiederkommen, denn ich will ein Freudenmahl halten, weil Kyros wiedergefunden ist." Harpagos war sehr froh, so gelinde abgekommen zu sein. Er schickte seinen Sohn, es war sein einziger, in den Palast und kam später in Festkleidern zum Mahle. Jeder Gast saß an einem besonderen Tischchen, den Übrigen wurde Lammfleisch vorgesetzt, dem Harpagos andere Speise. Als das Mahl beendet war, fragte ihn der König: „Wie hat dir das Mahl geschmeckt?" Er erwiderte: „O vortrefflich." Da gab jener einen Wink und ein Diener brachte Harpagos einen verdeckten Korb und ließ ihn die Hülle abnehmen. Da erblickte er darin den abgeschnittenen Kopf und die Hände und Füße seines Sohnes. Zur Strafe für seinen Ungehorsam hatte der grimmige König den Knaben schlachten, sein Fleisch braten und es dem Vater als Speise vorsetzen lassen. Höhnisch fragte er Harpagos: ,.Was für Fleisch meinst du gespeist zu haben?" Jener aber bezwang sich und sagte: „Ich erkenne es; was der König thut, ist wohlgethan." Die Überreste seines Sohnes legte er in ein Tuch und bestattete sie. Kyros wurde von dem Großvater mit Gesolge zu seinen Eltern nach Persien gesandt, wo er mit großer Freude empfangen wurde; auch er freute sich, doch behielt er die Frau des Hirten, die ihn so liebevoll gepflegt, in treuem Gedächtnis. Als er in Persien zum Mann herangewachsen, war er der tapferste unter allen Altersgenossen und wurde von allen geliebt. Harpagos hatte unterdessen durch seinen Eifer um das Wohl des Königs und feinen unbedingten Gehorsam das vollevertrauen desselben wiedergewonnen, und es schien, als ob er der Greuelthat an seinem Sohn nicht mehr gedächte. Allein es war nicht so, er erwartete nur die Zeit, wo er an dem König die bitterste Vergeltung üben könnte. Astyages hatte sich durch seine Strenge und Grausamkeit den Haß der Großen im ganzen Reiche zugezogen, daher konnte Harpagos einen nach dem andern überreden, sich mit ihm zu verbinden, den König vom Throne zu stoßen und die Herrschaft auf Kyros zu übertragen. Darauf schlitzte er deu Leib eines Hasen ans, und nachdem er einen Brief, hineingelegt, nähte er die Öffnung sorgfältig zu. Dann sandte er einen treuen Sklaven mit dem Hasen zu Kyros und ließ ihm sagen, er solle den Leib des Tieres ganz im Geheimen öffnen. Der Sklave hatte, um allem Verdacht zu entgehen, einen Jägerspieß in der Hand getragen und wurde so für

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 9

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 9 — einen Mann gehalten, der den Hasen erlegt hatte. Als er an- gekommen, nahm Kyros den Brief heraus und fand darin die Aufforderung des Harpagos, den Astyages, der ihn habe töten wollen, mit Krieg zu überziehen und selbst König zu werden; die medischen Großen seien schon fast alle für ihn gewonnen. Nun versammelte Kyros die Perser, las einen Brief vor, als wenn er vom König wäre, worin er zum Obersten der Perser ernannt wurde, und befahl, sie sollten sich am folgenden Tage mit Sicheln versehn auf ein großes Feld begeben, das von Disteln starrte, und es bis zum Abeud ganz rein machen. Es war eine gewaltige Arbeit und kostete vielen Schweiß. Abends kam dann Kyros und forderte sie auf, am nächsten Tage sich wieder einzufinden, aber in ihren besten Kleidern, er würde ihnen ein Mahl ausrichten. Das klang schon anders als der erste Befehl. Freudig erschienen sie zum Mahle und es wurden ihnen leckere Speisen und Wein in Fülle gereicht. Das Fest währte bis Sonnenuntergang, dann versammelte sie Kyros um sich und fragte: „Welcher Tag hat euch besser gefallen, der gestrige oder der heutige?" Sie erwiderten: „Wie kauust du nur fragen? Der gestrige war nichts als Arbeit und Mühsal, der heutige voll Lust und Freude." Da sagte Kyros: „Nun, ihr Perser, so schwere Tage wie gestern habt ihr immer, so lange ihr unter der Herrschaft der Meder steht: wollt ihr mir aber folgen und mir helfen den König Astyages vom Throne zu stoßen, so werdet ihr immer solche Tage haben wie heute." Die Perser hatten schon lange die Herrschaft der Meder unwillig ertragen und folgten also gern der Aufforderung und rüsteten sich zum Kriege. Als Astyages es erfuhr, schickte er einen Boten an seinen Enkel mit dem Befehl, sofort zu ihm zu kommen. Kyros antwortete, er würde früher kommen, als es ihm lieb fein möchte. Da zog Astyages ein Heer von Medern zusammen und ohne zu bedenken, welch schweres Herzeleid er Harpagos angethan, stellte er diesen an die Spitze des Heeres. Wie nun die Perser gegen die Meder kämpften, gingen fast alle Vornehmen mit ihren Scharen zu Kyros über und die andern flohen. In seinem Grimm über die Niederlage ließ Astyages die Traumdeuter hinrichten, weil sie ihm geraten hatten, seinen Enkel am Leben zu lassen. Dann sammelte er ein zweites Heer von denen, welche, weil sie zu jung oder zu alt waren, zu Hause geblieben waren; er selbst führte sie. Diesmal wurde der Sieg den Persern noch leichter und Astyages wurde gefangen. Da trat Harpagos zu ihm heran, und wie der

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 29

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 29 — an das Meeresufer und erhoben ein jämmerliches Geheul, als sie sie fortfahren sahen. Ein Hund schwamm dem Schiffe, auf dem sein Herr war, den weiten Weg bis Salamis nach, erreichte auch die Insel, fiel dann aber tot nieder. Die hellenische Flotte zählte 370 Schiffe, die Persische 1500. Es war also nötig, die bevorstehende Seeschlacht an einem für die Hellenen möglichst günstigen Orte zu liefern; als einen solchen bezeichnete Themistokles das enge Gewässer zwischen Salamis und dem Festlande, wo den persischen Schiffen ebenso viele hellenische gegenüber gestellt werden konnten. Die Flottenführer der andern Ländchen mußten Themistokles darin recht geben, aber sie dachten weniger an den Vorteil des Ganzen als an den ihrer einzelnen Staaten und wollten zum Schutze derselben nach Hanse fahren. Da brauchte Themistokles eine List, um sie zum Kampfe an jener Stelle zu zwingen. Er sandte in der Nacht einen Boten an Xerxes und ließ ihm sagen: „Themistokles ist dein Freund, die Hellenen sind uneinig und wollen nach Hause fahren; hindere sie daran, damit du die ganze Flotte mit einem Schlage vernichten kannst." Der König war thöricht genug, an die Aufrichtigkeit dieses Rats zu glauben und ließ noch in derselben Nacht die Meerenge durch seine Flotte auf beiden Seiten einschließen. In dieser Zeit der Not gedachte der redliche Aristides nicht des Unrechts, das ihm von seiner Vaterstadt angethan war; er kam aus der Verbannung, um mitzuhelfen, und unterrichtete Themistokles von der Stellung der Perser. Themistokles vertraute ihm seine List und bat ihn, auch den andern Führern zu sagen, was er gesehen. Nun blieb diesen nichts übrig, als den Kamps bei Salamis aufzunehmen. Es kam fo, wie Themistokles vorausgesehen. Schiff stand gegen Schiff und dazu waren die Hellenen in der Lenkung der Schiffe geschickter als ihre Gegner. Xerxes hatte seinen Sitz aus einem hohen Berge genommen, damit die Perser unter den Augen ihres Königs um so tapferer wären. Zu Anfang wurde auf beiden Seiten gleich wacker gestritten, doch bald hatten die Perser infolge ihres Eifers mit den Schiffen in die vorderste Reihe zu gelangen, sich so zusammengedrängt, daß sie keine freie Bewegung hatten. Damals ging man im Seekampf vornehmlich darauf aus, die feindlichen Schiffe mit dem am Schiffsbauch hervorragenden fcharfen metallenen Schnabel zu durchbohren und sie so zum Versinken zu bringen. Die Hellenen waren frei genug, um bald hier, bald dort gegen ein feindliches

9. Geschichten aus der Geschichte - S. 74

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 74 — gingen ihn abzuholen, doch seine Gemahlin hatte in der Nacht ängstliche Träume gehabt und ihn dringend gebeten, die Versammlung aus einen andern -Lag zu verschieben, was Cäsar auch ihr zuliebe versprach. Indessen einer der Verschworenen stellte ihm vor, daß er dadurch den Senat bitter kränken würde, und so ging er dennoch zu der Versammlung. Hier bat ihn ein Verschworener um die Rückkehr seines verbannten Bruders. Als Cäsar ihn auf eine andere Zeit verwies, zog jener ihm den Mantel von der Schulter. Dies war das Zeichen; während Cäsar sich unwillig zu ihm wandte, erhielt er von einem andern den ersten Dolchstoß. Der Stoß traf nur die Schulter und er rief: „Verruchter, was thust du?" Aber jetzt drangen sie von allen Seiten auf ihn ein; die Mörder waren so hitzig, daß sie sich untereinander selbst verwundeten. Cäsar wehrte sich, doch bald sank er, mit 23 Wunden bedeckt, an der Bildsäule des Pompejus tot nieder. Die Senatoren hatten, vor Überraschung erstarrt, dem Morde zugesehn und eilten hinweg. Die Verschworenen zogen mit ihren blutigen Schwertern durch die Stadt und riesen die Bürger zur Freiheit auf, doch nur wenige schlossen sich ihnen an. Als die Leiche feierlich bestattet werden sollte, hielt Antonius, einer der eifrigsten Anhänger Cäsars, diesem eine Leichenrede, in welcher er seine großen Thaten und Verdienste und seine Liebe für das Volk pries. Dann las er aus Cäsars Testament vor, daß er seine schönen Gärten dem Volke und jedem einzelnen ein Geschenk von 300 Sestertien (45 Mark) vermacht habe, und zum Schluß riß Antonius die Decke vom Leichnam ab und wies den vielfach durchbohrten Purpurmantel vor. Da geriet das Volk außer sich, es errichtete sofort aus allem Holzwerk, das in der Nähe war, einen Scheiterhaufen über der Leiche auf und setzte ihn in Brand, um seine Liebe sür Cäsar zu erweisen. Dann liefen sie durch die Straßen, zündeten mehrere Häuser der Republikaner an und töteten ihre Insassen. Antonius und Octavianus. Länger als zehn Jahre wüteten nun wieder die Bürgerkriege in dem unglücklichen Reiche. Die beiden Männer, welche bald im Bunde miteinander, bald gegeneinander die verzehrende Flamme des Krieges unterhielten, waren Antonius, der Freund, und Octavianus, der Großneffe Cäsars, beide von dem Wunsche erfüllt, das Erbe

10. Geschichten aus der Geschichte - S. 42

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 42 — die Mauer erstieg und die Feinde verjagte. Bleich und blutig ward Alexander aus seinem Schilde fortgetragen, er schien dem Tode nah zu sein. Als die Makedonier mehrere Wochen lang ihren König nicht zu sehn bekamen, glaubten sie, er sei tot und man verheimliche es ihnen nur. Aber er war bereits in der Genesung, und da er von der Besorgnis seines Heeres hörte, ließ er sich, obwohl noch schwach, auf einem unbedeckten Schiffe an den Ort fahren, wo seine treuen Krieger lagerten. So lange er still lag, wollten sie noch nicht an sein Leben glauben; als er aber die Hand ausstreckte, waren sie vor Freude außer sich, und wie er gar ans Land stieg, sich zu Pferde setzte und dann eine Strecke zu Fuß ging, stürzte alles hinzu, streute Blumen vor ihm her und suchte seine Hände, Kniee oder Kleider zu berühren. Einige Zeit darauf hatte er den Schmerz, in der Stadt Babylon seinen vertrautesten und geliebtesten Freund Hephästion durch den Tod zu verlieren. Er kam sich nun wie verwaist vor, mochte nicht essen noch trinken. Zur Verbrennung des Leichnams ließ er einen Scheiterhaufen errichten, auf welchen die ungeheure Summe von 10000 Talenten (nach unserem Gelde etwa 42 Millionen Mark) verwandt wurde. Alexander folgte dem Freunde bald nach, er wurde nur dreiunddreißig Jahre alt, zwölf Jahre und acht Monate hatte er regiert. Er starb nicht auf dem Schlachtfelde, wo er so oft sein Leben preisgegeben hatte, eine verzehrende Krankheit ergriff und tötete ihn, sie war die Folge seiner rastlosen, höchst aufregenden und gefahrvollen Thätigkeit. An seinem Sterbetage wurden seine Getreuen noch durch das Krankenzelt geführt und durften ihm Mann für Mann ihre Hand zum Abschied reichen. Die Ilömer. Sagen aus der Zeit der Röntge. 753 Jahre vor Christi Geburt soll die Stadt Rom gegründet sein. Der König der Stadt Alba in Italien war gestorben und sein Sohn Numitor folgte ihm in der Regierung, aber der jüngere Bruder Amulius stieß ihn vom Throne. Da dieser fürchtete, daß die Kinder Nnmitors Rache an ihm nehmen würden, ließ er den Sohn töten, und die Tochter, Rhea Silvia, zwang er, Priesterin der Göttin
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