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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 8

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 8 — sende deinen Sohn her, daß er meinem Enkel Gesellschaft leiste. Zu Mittag sollst du dann wiederkommen, denn ich will ein Freudenmahl halten, weil Kyros wiedergefunden ist." Harpagos war sehr froh, so gelinde abgekommen zu sein. Er schickte seinen Sohn, es war sein einziger, in den Palast und kam später in Festkleidern zum Mahle. Jeder Gast saß an einem besonderen Tischchen, den Übrigen wurde Lammfleisch vorgesetzt, dem Harpagos andere Speise. Als das Mahl beendet war, fragte ihn der König: „Wie hat dir das Mahl geschmeckt?" Er erwiderte: „O vortrefflich." Da gab jener einen Wink und ein Diener brachte Harpagos einen verdeckten Korb und ließ ihn die Hülle abnehmen. Da erblickte er darin den abgeschnittenen Kopf und die Hände und Füße seines Sohnes. Zur Strafe für seinen Ungehorsam hatte der grimmige König den Knaben schlachten, sein Fleisch braten und es dem Vater als Speise vorsetzen lassen. Höhnisch fragte er Harpagos: ,.Was für Fleisch meinst du gespeist zu haben?" Jener aber bezwang sich und sagte: „Ich erkenne es; was der König thut, ist wohlgethan." Die Überreste seines Sohnes legte er in ein Tuch und bestattete sie. Kyros wurde von dem Großvater mit Gesolge zu seinen Eltern nach Persien gesandt, wo er mit großer Freude empfangen wurde; auch er freute sich, doch behielt er die Frau des Hirten, die ihn so liebevoll gepflegt, in treuem Gedächtnis. Als er in Persien zum Mann herangewachsen, war er der tapferste unter allen Altersgenossen und wurde von allen geliebt. Harpagos hatte unterdessen durch seinen Eifer um das Wohl des Königs und feinen unbedingten Gehorsam das vollevertrauen desselben wiedergewonnen, und es schien, als ob er der Greuelthat an seinem Sohn nicht mehr gedächte. Allein es war nicht so, er erwartete nur die Zeit, wo er an dem König die bitterste Vergeltung üben könnte. Astyages hatte sich durch seine Strenge und Grausamkeit den Haß der Großen im ganzen Reiche zugezogen, daher konnte Harpagos einen nach dem andern überreden, sich mit ihm zu verbinden, den König vom Throne zu stoßen und die Herrschaft auf Kyros zu übertragen. Darauf schlitzte er deu Leib eines Hasen ans, und nachdem er einen Brief, hineingelegt, nähte er die Öffnung sorgfältig zu. Dann sandte er einen treuen Sklaven mit dem Hasen zu Kyros und ließ ihm sagen, er solle den Leib des Tieres ganz im Geheimen öffnen. Der Sklave hatte, um allem Verdacht zu entgehen, einen Jägerspieß in der Hand getragen und wurde so für

2. Geschichten aus der Geschichte - S. 9

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 9 — einen Mann gehalten, der den Hasen erlegt hatte. Als er an- gekommen, nahm Kyros den Brief heraus und fand darin die Aufforderung des Harpagos, den Astyages, der ihn habe töten wollen, mit Krieg zu überziehen und selbst König zu werden; die medischen Großen seien schon fast alle für ihn gewonnen. Nun versammelte Kyros die Perser, las einen Brief vor, als wenn er vom König wäre, worin er zum Obersten der Perser ernannt wurde, und befahl, sie sollten sich am folgenden Tage mit Sicheln versehn auf ein großes Feld begeben, das von Disteln starrte, und es bis zum Abeud ganz rein machen. Es war eine gewaltige Arbeit und kostete vielen Schweiß. Abends kam dann Kyros und forderte sie auf, am nächsten Tage sich wieder einzufinden, aber in ihren besten Kleidern, er würde ihnen ein Mahl ausrichten. Das klang schon anders als der erste Befehl. Freudig erschienen sie zum Mahle und es wurden ihnen leckere Speisen und Wein in Fülle gereicht. Das Fest währte bis Sonnenuntergang, dann versammelte sie Kyros um sich und fragte: „Welcher Tag hat euch besser gefallen, der gestrige oder der heutige?" Sie erwiderten: „Wie kauust du nur fragen? Der gestrige war nichts als Arbeit und Mühsal, der heutige voll Lust und Freude." Da sagte Kyros: „Nun, ihr Perser, so schwere Tage wie gestern habt ihr immer, so lange ihr unter der Herrschaft der Meder steht: wollt ihr mir aber folgen und mir helfen den König Astyages vom Throne zu stoßen, so werdet ihr immer solche Tage haben wie heute." Die Perser hatten schon lange die Herrschaft der Meder unwillig ertragen und folgten also gern der Aufforderung und rüsteten sich zum Kriege. Als Astyages es erfuhr, schickte er einen Boten an seinen Enkel mit dem Befehl, sofort zu ihm zu kommen. Kyros antwortete, er würde früher kommen, als es ihm lieb fein möchte. Da zog Astyages ein Heer von Medern zusammen und ohne zu bedenken, welch schweres Herzeleid er Harpagos angethan, stellte er diesen an die Spitze des Heeres. Wie nun die Perser gegen die Meder kämpften, gingen fast alle Vornehmen mit ihren Scharen zu Kyros über und die andern flohen. In seinem Grimm über die Niederlage ließ Astyages die Traumdeuter hinrichten, weil sie ihm geraten hatten, seinen Enkel am Leben zu lassen. Dann sammelte er ein zweites Heer von denen, welche, weil sie zu jung oder zu alt waren, zu Hause geblieben waren; er selbst führte sie. Diesmal wurde der Sieg den Persern noch leichter und Astyages wurde gefangen. Da trat Harpagos zu ihm heran, und wie der

3. Geschichten aus der Geschichte - S. 74

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 74 — gingen ihn abzuholen, doch seine Gemahlin hatte in der Nacht ängstliche Träume gehabt und ihn dringend gebeten, die Versammlung aus einen andern -Lag zu verschieben, was Cäsar auch ihr zuliebe versprach. Indessen einer der Verschworenen stellte ihm vor, daß er dadurch den Senat bitter kränken würde, und so ging er dennoch zu der Versammlung. Hier bat ihn ein Verschworener um die Rückkehr seines verbannten Bruders. Als Cäsar ihn auf eine andere Zeit verwies, zog jener ihm den Mantel von der Schulter. Dies war das Zeichen; während Cäsar sich unwillig zu ihm wandte, erhielt er von einem andern den ersten Dolchstoß. Der Stoß traf nur die Schulter und er rief: „Verruchter, was thust du?" Aber jetzt drangen sie von allen Seiten auf ihn ein; die Mörder waren so hitzig, daß sie sich untereinander selbst verwundeten. Cäsar wehrte sich, doch bald sank er, mit 23 Wunden bedeckt, an der Bildsäule des Pompejus tot nieder. Die Senatoren hatten, vor Überraschung erstarrt, dem Morde zugesehn und eilten hinweg. Die Verschworenen zogen mit ihren blutigen Schwertern durch die Stadt und riesen die Bürger zur Freiheit auf, doch nur wenige schlossen sich ihnen an. Als die Leiche feierlich bestattet werden sollte, hielt Antonius, einer der eifrigsten Anhänger Cäsars, diesem eine Leichenrede, in welcher er seine großen Thaten und Verdienste und seine Liebe für das Volk pries. Dann las er aus Cäsars Testament vor, daß er seine schönen Gärten dem Volke und jedem einzelnen ein Geschenk von 300 Sestertien (45 Mark) vermacht habe, und zum Schluß riß Antonius die Decke vom Leichnam ab und wies den vielfach durchbohrten Purpurmantel vor. Da geriet das Volk außer sich, es errichtete sofort aus allem Holzwerk, das in der Nähe war, einen Scheiterhaufen über der Leiche auf und setzte ihn in Brand, um seine Liebe sür Cäsar zu erweisen. Dann liefen sie durch die Straßen, zündeten mehrere Häuser der Republikaner an und töteten ihre Insassen. Antonius und Octavianus. Länger als zehn Jahre wüteten nun wieder die Bürgerkriege in dem unglücklichen Reiche. Die beiden Männer, welche bald im Bunde miteinander, bald gegeneinander die verzehrende Flamme des Krieges unterhielten, waren Antonius, der Freund, und Octavianus, der Großneffe Cäsars, beide von dem Wunsche erfüllt, das Erbe

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 86

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 86 — Mantel. Seine Gestalt maß sieben seiner Fußlängen und er war von ungewöhnlicher Körperkraft; darin ähnelte er seinem Vater, welcher zwar Pipin der Kleine heißt, aber einem Löwen, der einen Büffel gepackt hatte, mit einem so gewaltigen Hiebe den Kopf abschlug, daß das Schwert noch tief in den Nacken des Büffels fuhr. Karls Augen waren sehr groß und lebhaft, etwa wie die unsers großen Königs, des alten Fritz; die Nase war ein wenig mehr als mittelmäßig, das Haar im Alter glänzend weiß, die ganze Gestalt, stehend und sitzend, von hoher Würde. Der Gaug war fest, die Haltung mannhaft, die Stimme hell. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer glücklichen Gesundheit, nur in den letzten vier Jahren wurde er bisweilen vom Fieber heimgesucht, doch ließ er die Ärzte nicht an sich kommen, er haßte sie sogar, weil sie ihm Gebratenes, seine Lieblingsspeise, verboten. Speise und Trank genoß er müßig, Gastereien sanden selten und nur an Festtagen statt. Während der Mahlzeit ließ er sich aus einem Geschichtsbuch von den Thaten alter Könige vorlesen. Seine beste Erholung bestand in der Jagd, dem Reiten und Schwimmen, worin es ihm keiner zuvorthat. Die lateinische Sprache war ihm ganz geläufig; noch in hohem Alter stand er mehrmals in der Nacht auf und übte sich entweder im Schreiben, das ihm immer noch schwer von der Hand ging, oder in der griechischen Sprache. Im Januar 814 verfiel der zweiundsiebzigjährige Greis in ein heftiges Fieber, er wollte sich nach seiner Gewohnheit durch Fasten helfen, allein seine Kraft war erschöpft. Noch in demselben Monat starb er und wurde in der von ihm erbauten Kirche zu Aachen beigesetzt. Das Andenken an Karl den Großen lebt in vielen anmutigen Sagen fort, überall wird er als ein heldenmütiger, ehrwürdiger und wohlwollender Herrscher gefeiert. In einer alten Schrift heißt es von ihm: Seine Augen leuchteten wie der Morgenstern, den Feinden war er schrecklich, den Armen traulich, im Kriege sieghaft, dem Verbrecher gnädig, ein gerechter Richter. Kaiser Heinrich Iy. (1056—1106.) Das große Reich Karls des Großen löste sich wenige Jahrzehnte nach dessen Tode in die Reiche Deutschland, Frankreich und Italien auf, deren jedes seitdem seinen besonderen Herrscher hatte. Die Kaiserkrone fiel bald Deutschland zu. Als Kaiser Heinrich Iii. 1056 starb, war sein Sohn und

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 52

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 52 — zu ergeben. Die Gallier versprachen abzuziehn, wenn sie tausend Psund Goldes erhielten. Als das Gold ihnen zugewogen wurde, rief ihr König höhnisch aus: „Wehe den Besiegten!" und warf in die Gewichtsschale über die tausend Psund noch sein Schwert hinein, das ihm ebenfalls mit Gold mußte aufgewogen werden. Um diesen Preis verließen die Gallier das römische Gebiet. Die Stadt wurde nun wieder aufgebaut, aber so eilig und unregelmäßig, daß sie noch in der Zeit ihres späteren Glanzes durch die Schiefheit und Enge ihrer Straßen entstellt wurde. Der Krieg mit den Tarentinern. Als die Römer bereits Herren von dem größten Teile Italiens waren, hatten sie einen Krieg mit den Tarentinern zu führen. Tarent war eine sehr reiche Stadt im südlichen Italien, welche von Hellenen gegründet und bewohnt war. Der Anlaß zum Kriege war dieser: Einmal fuhr eine Flotte von zehn römischen Schiffen nach Tarent und sollte da landen. Nun feierten die Tarentiner gerade ein Fest des Weingottes, wobei sie sich zu Ehren des Gottes in Unmassen von Wein berauschten. Sie führten überhaupt, als die reichen Leute, die sie waren, ein lustiges Leben mit häufigen Schmäusen und Trinkgelagen und Possen allerlei Art. Als nun die römischen Schiffe herankamen, fiel es einem von ihnen ein, daß in einem Vertrage aus alter Zeit den Römern das Einlaufen in die Bucht von Tarent verboten fei. Wie die trunkenen Festgenoffen dies hörten, schrieen sie, die Römer, aus die sie sehr erbittert waren, müßten für ihren Vertragsbruch gestraft werden. Die Flotte wurde sogleich angegriffen, vier Schiffe in den Grnnd gebohrt, eines erobert, die Gefangenen getötet oder in die Sklaverei verkauft. Den Römern paßte es nun damals gar nicht mit den Tarentinern Krieg zu führen, denn einige unterworfene Völker Italiens hatten sich, wie es oft geschah, gegen die Römer empört, und jene machten ihnen schon genug Sorge. Sie beschlossen also von den Tarentinern nur eine billige Genugthuung zu fordern und schickten eine friedliche Gesandtschaft an sie. Als aber der Führer derselben zur Volksversammlung sprach, wurde er verhöhnt und ein trunkener Possenreißer hatte sogar die Frechheit den weißen Mantel des Gesandten auf die gemeinste Weise zu besudeln, was von der Versammlung jubelnd belacht wurde. Der Römer aber rief ihnen zu: „Lacht nur, so lange

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 100

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 100 — stürmten die Thore und opferten ihrer Wut alles Lebendige. So mußte jedes Gebiet mehrmals erobert werden, ehe die Ritter ihren Besitz für gesichert halten konnten. Hätten die elf Gaue der Preußen gleich von Anfang gemeinschaftliche Sache unter sich gemacht, so wäre es den Deutschen noch viel schwerer geworden, das mutige Volk zu unterwerfen, aber sie hatten es immer nur mit einem oder einigen Gauen zu thun; die anderm, welchen die Gefahr noch nicht nahe war, ließen ihre Landsleute allein kämpfen. Erst nach vielen Kriegsjahren, als das ganze Land schon mit Ritterburgen bedeckt war, schloß der größte Teil der Gaue heimlich einen Bund. Während es nun schon längst im Volke gürte, beschleunigte die grausame That eines ritterlichen Gebietigers den Ausbruch der Empörung. Der Vogt der Burg Lenzenberg lud einmal mehrere Edele der Preußen zu einem Gastmahl bei sich ein. Plötzlich erlöschen die Fackeln und im Dunkeln wird ein Mordanfall auf den Vogt gemacht, gegen den ihn indessen seine Rüstung schützt. Nachdem wieder Lichter angezündet waren, fragte er seine Gäste, welche Strafe der Missethäter verdiene. Die Preußen antworteten: „Den Feuertod!" Bald darauf lud der Vogt dieselben Gäste und uoch andere preußische Edele auf seiue Burg; während des Gastmahls aber verläßt er den Saal, alle Ausgänge werden geschlossen und die Burg angesteckt; keiner der Gäste entging dem Feuertode. Da leuchteten bald überall brennende Burgen, und bewaffnete Scharen von rachedurstigen Preußen schienen wie aus dem Boden zu wachsen. Der Orden stand in größter Gefahr, um alle Früchte seiner vieljährigen Kämpfe zu kommen, und der Krieg blieb lange unentschieden. Doch schließlich fiel der Sieg dem Orden zu; für die gefallenen Preußen war nicht hinlänglicher Ersatz aufzutreiben, während, wenn die Reihen der Ritter durch eine Niederlage gelichtet waren, alsbald wieder Zuzug kam. Als der Anführer der Preußen sah, daß sie nichts mehr zu hoffen hätten, verwüstete er selbst mit einer Schar von Genossen die Grenzdörser, die bis dahin ihre Heimat gewesen, und traurig zogen sie dann, die letzten Preußen in Waffen, über die Grenze zu den stammverwandten Litauern, um dort bei Glaubensgenossen eine neue Heimat zu finden. Gleich nach den ersten Eroberungen der Ritter waren viele deutsche Bauern nach Preußen übergesiedelt und hatten dort an dem Fuße und unter dem Schutze der Burgen ihren Wohnsitz aufgeschlagen. Der Orden sah es gern, da sie die Erhaltung seiner

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 142

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 142 — Getreuen. Er konnte sich nicht verhehlen, daß er sie seinem Eigensinn zum Opfer gebracht hatte; was er aber auch im Herzen empfand, er zwang sich ein heiteres Gesicht zu zeigen. Den Artilleristen rief er zu: „Kanoniere, wo habt ihr eure Kanonen gelassen?" Einer antwortete: „Der Teufel hat sie bei Nachtzeit geholt." — „So wollen wir sie ihm bei Tage wieder abnehmen, nicht wahr?" — „Jawobl," erwiderten die Artilleristen, „sie sollen uns noch dazu Zinsen geben." 4. Die Schlacht bei Kunersdorf 1759. Die Österreicher und Russen hatten sich vereinigt, um dem König deu Garaus zu machen. Dieser erkannte vollkommen die Größe der Gefahren, welchen er entgegen ging. Vor dem Aufbruch machte er sein Testament und ließ seinen Bruder Heinrich, der im Falle, daß er stürbe, Regent werden mußte, feierlich versprechen, niemals in einen für Preußen schimpflichen Frieden zu willigen. Am 12. August früh zwischen 2 und 3 Uhr setzte er sich zum Angriff gegen die Russen in Bewegung. Sein Heer zählte etwa 43000 Mann, das der Russen 70000. Diese hatten in der Nähe von Frankfurt an der Oder oberhalb des Dorfs Kunersdorf auf einer Hügelreihe eine feste Stellung eingenommen. Als es nun zum Angriff kam, wurden die Preußen scharenweise von den russischen Geschützen niedergeschmettert, doch ungebeugten Mutes stürmten sie die Anhöhen hinauf und eroberten die Batterien, welche dort standen. Die Russen mußten weichen und als sie einen andern Hügel erklommen, wurden sie auch von diesem vertrieben und fast ihr ganzes Geschütz, mehr als 90 Kanonen, fiel in die Hände der Preußen. Die Österreicher konnten ihren Bundesgenossen nicht helfen, denn ihnen gegenüber war Seydlitz mit seinen Reitern ausgestellt. Die Schlacht schien gewonnen und Friedrich sandte einen Eilboten nach Berlin mit der Nachricht an die Königin: „Wir haben die Russen aus ihren Verschanzungen vertrieben. In zwei Stunden erwarten Sie die Nachricht von einem glorreichen Siege." Die freudige Botschaft wurde sofort von Berlin aus überallhin verbreitet und mit Jubel begrüßt. Aber es sollte ganz anders kommen als gehofft wurde. Der König hat selbst gesagt, daß er allein die Schuld davon trage. Hätte er sich mit jenem ersten Siege begnügt, so wäre dieser Tag in der That ein glorreicher geworden, aber da er gewohnt war,

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 143

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 143 — nichts halb zu thun, wollte er durchaus mit den Russen gründlich fertig werden und setzte gegen den Rat seiner Generale den Kampf fort. Er ließ Seydlitz mit der Reiterei herbeirufen, dieser wollte seinen wichtigen Posten nicht verlassen, aber als der König zornig wurde und ihm befahl, „er solle in des Teufels Namen angreifen," gehorchte .er, obwohl er das Unheil voraus fah. Wie nun die Österreicher von dem Banne frei wurden, in dem sie von Seydlitz gehalten waren, halfen sie den Russen und es erfolgte eine vollständige Niederlage der Preußen. Vergebens waren die persönlichen Anstrengungen des Königs, der sich in den dichtesten Kugelregen begab; zwei Pferde wurden ihm unter dem Leibe erschossen, und als er ein drittes bestieg, zerquetschte eine Musketenkugel ein goldenes Etui in seiner Westentasche. Das Heer geriet in greuliche Unordnung. Als die Seinen flohen und d,as Schlachtfeld räumten, blieb er noch immer zurück. Verzweifelt rief er aus: „Giebt es denn heute keine verwünschte Kugel für mich?" Er war nahe daran, gefangen zu werden, doch ein Rittmeister wollte eben mit seinen 200 Husaren den Kosakenschwärmen entkommen, da rief einer von seinen Leuten: „Herr Rittmeister, dort steht der König!" Er stand, nur von einem Pagen begleitet, der sein Pferd hielt, auf einem Sandhaufen. Den Degen hatte er vor sich in die Erde gestoßen und mit verschränkten Armen überschaute er das Unglücksfeld. Er sagte zum Rittmeister mit dumpfer Stimme: „Ich bin verloren!" Dieser aber erwiderte: „Nein, Majestät, das soll nicht geschehn, so lange noch ein Atem in uns ist." Die kleine Schar nahm den König in die Mitte und in beständigem Kampfe brachten sie ihn in Sicherheit. Auf dem Rückeu des Rittmeisters schrieb er einen Zettel mit Bleistift an den Minister von Finkenstein: „Alles ist verloren! retten Sie die königliche Familie. Adieu für immer!" Am späten Abend erreichte er ein elendes Dörfchen, wo sich nach und nach 5000 Mann, der ganze Rest seiner Armee, bei ihm einfanden. Die Preußen hatten 17000 Tote oder Verwundete und 1400 Gefangene verloren; die Russen und Österreicher büßten allerdings auch 16000 Mann ein. Die Nacht brachte der König in einer zerstörten Hütte auf Stroh zu, seine Adjutanten lagen auf dem bloßen Fußboden um ihn her. Die Russen waren trotz ihres Sieges so geschwächt, daß sie zunächst auf weitere Unternehmungen verzichteten. Ein General schrieb an seine Kaiserin: „Noch einen solchen Sieg, und ich muß

9. Geschichten aus der Geschichte - S. 118

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 118 — wesenden. Als der Kurfürst von Sachsen aus der Versammlung kam, sagte er zu einem Vertrauten: „O wie schön und mutig hat Pater Martin geredet vor Kaiser und Reich; er war mutig genug, vielleicht zu mutig." Mehrere hohe Mitglieder der Reichsversammlung, besonders Bischöfe, wollten den Kaiser bewegen, das freie Geleit nicht zu achten, da er doch ein Ketzer und man nicht verbunden sei, Ketzern ein gegebenes Wort zu halten, aber einen solchen Treubruch ließ der Kaiser nicht zu. Gleichwohl fürchtete der Kurfürst für Luthers Sicherheit und schaffte ihn an einen Ort, wo er verborgen leben konnte. In der Nähe des Schlosses Altenstein ward Luthers Wagen plötzlich von fünf verkappten Reitern angehalten, welche ihn herausrissen und mit ihm waldeinwärts jagten. Nachdem er eine Weile neben ihren Pserden hatte mitlaufen müssen, setzten sie ihn auf ein Pferd und trabten mehrere Stunden auf allerlei Holzwegen mit ihm umher, bis sie an das Bergschloß Wartburg bei Eisenach kamen. Hier wurde ihm ein Zimmer angewiesen, das mit allen Bequemlichkeiten, auch Büchern und Schreibmaterialien wohl versehen war, und ein zuverlässiger Diener besorgte seine Aufwartung. Die Leute in der Nachbarschaft erfuhren nicht, wer er sei, und wenn er aus-ritt oder sich sonst sehn ließ, wurde er für einen „Junker Georg" ausgegeben. Diesem Titel gemäß hatte er eine ritterliche Kleidung angelegt und sich nach Kriegsmannssitte den Bart wachsen lassen. Freunde und Feinde glaubten, er sei gestorben. Doch bald erfuhren sie, daß er noch lebe, denn er wurde nicht müde, seine Anhänger durch immer neue Schriften, welche im Druck erschienen, aufzurichten. Etwa ein Jahr verweilte er auf der- Wartburg. Als er erfuhr, daß einer von seinen Anhängern, der unverständige und eitle Karlstadt, es noch besser als Luther zu machen meinte, wenn er nicht bloß die Mißbräuche der alten Kirche abschaffe, sondern auch alle heiligen Gebräuche der Christenheit ausrotte, und daß er schon einen Teil des Volks mit wüsten Reden auf seine Seite gebracht hätte, da verließ er sofort sein sicheres Versteck, begab sich wieder nach Wittenberg und predigte gegen das eingerissene Unwesen acht Tage hintereinander mit solcher Kraft und Wirkung, daß die Verführten wieder auf den richtigen Weg zurückkehrten. Luthers Kampf gegen den Ablaßkram hatte ihm die ersten Anhänger gewonnen und wenige Jahre reichten hin, mehr und mehr Fürsten und einen immer größeren Teil des Volkes für seine Sache

10. Geschichten aus der Geschichte - S. 126

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 126 — zwei Geistliche die Salbung, und das Königspaar schmückte sich vorder dichtgedrängten Menge noch einmal mit der Krone. Auf dem Schloßhof wurde der sogenannte Königsochse am Spieße gebraten, und es waren da eherne Adler aufgestellt, die beständig weißen und roten Wein spieen. Braten und Wein wurden der Menge preisgegeben. Auch jagten Reiter durch die Straßen und streuten Geld unter das Volk. Die Festlichkeiten auf dem Schlosse wurden noch fast ununterbrochen bis zum 8. März fortgesetzt. Im Mai hielt der König seinen Einzug in die Hauptstadt Berlin, die Straße des Einzugs heißt seitdem Königsstraße. Friedrich liebte die Pracht und freute sich jeder Gelegenheit kostspielige Feste zu veranstalten. Seine Residenzstadt Berlin schmückte er mit großartigen Bauten, er ließ das königliche Schloß und das Zeughaus errichten, welche noch immer zu den Zierden der Stadt gehören. Auf der Brücke der Königsstraße wurde ein herrliches Erzbild seines großen Vaters aufgestellt. Die schöne und geistreiche Königin Sophie Charlotte gefiel sich am meisten in der Gesellschaft von geistvollen Gelehrten und in der Stille des Landlebens. Besonders gern weilte sie in dem Landschlößchen Lützow, und um dieses bildete sich die nach dem Namen der Königin benannte Stadt Charlottenburg. — In dieser Zeit erstand durch einen gar schlichten Mann das große Waisenhaus in Halle. Den Prediger Hermann Francke jammerte die Not der Armen, die er bei seinen täglichen Besuchen in ihren Häusern kennen lernte. Er unterrichtete daher ihre Kinder unentgeltlich im Christentum und stellte in seiner Kirche eine Büchse für sie aus. Einmal fand er zu feiner Überraschung eine Gabe von sieben Gulden darin, da sagte er: „Das ist ein schönes Kapital! Davon muß man was Rechtes stiften, ich will eine Armenschule einrichten." Er bestellte einen armen Studenten für wöchentlich sechs Groschen zum Lehrer, kaufte von den kleinen Beiträgen in der Armenbüchse Schulbücher und unternahm Reisen, um auch an andern Orten zum Besten seiner Anstalt zu sammeln. Jedes Scherflein entlockte ihm Frendenthränen, und um seines edlen Eifers willen trug jedermann gern zu dem guten Werke bei. Bald war Francke imstande auf die Herstellung eines eigenen Hauses auszugehn; während des Baus war er oft ohne Pfennig, aber er verzagte nicht und sein festes Gott-vertrauen wurde nie getäuscht, es kam oft Geld ein, von wo er es nicht geahnt. Nach zehn Jahren konnten schon 125 Waisenknaben
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