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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 42

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 42 — die Mauer erstieg und die Feinde verjagte. Bleich und blutig ward Alexander aus seinem Schilde fortgetragen, er schien dem Tode nah zu sein. Als die Makedonier mehrere Wochen lang ihren König nicht zu sehn bekamen, glaubten sie, er sei tot und man verheimliche es ihnen nur. Aber er war bereits in der Genesung, und da er von der Besorgnis seines Heeres hörte, ließ er sich, obwohl noch schwach, auf einem unbedeckten Schiffe an den Ort fahren, wo seine treuen Krieger lagerten. So lange er still lag, wollten sie noch nicht an sein Leben glauben; als er aber die Hand ausstreckte, waren sie vor Freude außer sich, und wie er gar ans Land stieg, sich zu Pferde setzte und dann eine Strecke zu Fuß ging, stürzte alles hinzu, streute Blumen vor ihm her und suchte seine Hände, Kniee oder Kleider zu berühren. Einige Zeit darauf hatte er den Schmerz, in der Stadt Babylon seinen vertrautesten und geliebtesten Freund Hephästion durch den Tod zu verlieren. Er kam sich nun wie verwaist vor, mochte nicht essen noch trinken. Zur Verbrennung des Leichnams ließ er einen Scheiterhaufen errichten, auf welchen die ungeheure Summe von 10000 Talenten (nach unserem Gelde etwa 42 Millionen Mark) verwandt wurde. Alexander folgte dem Freunde bald nach, er wurde nur dreiunddreißig Jahre alt, zwölf Jahre und acht Monate hatte er regiert. Er starb nicht auf dem Schlachtfelde, wo er so oft sein Leben preisgegeben hatte, eine verzehrende Krankheit ergriff und tötete ihn, sie war die Folge seiner rastlosen, höchst aufregenden und gefahrvollen Thätigkeit. An seinem Sterbetage wurden seine Getreuen noch durch das Krankenzelt geführt und durften ihm Mann für Mann ihre Hand zum Abschied reichen. Die Ilömer. Sagen aus der Zeit der Röntge. 753 Jahre vor Christi Geburt soll die Stadt Rom gegründet sein. Der König der Stadt Alba in Italien war gestorben und sein Sohn Numitor folgte ihm in der Regierung, aber der jüngere Bruder Amulius stieß ihn vom Throne. Da dieser fürchtete, daß die Kinder Nnmitors Rache an ihm nehmen würden, ließ er den Sohn töten, und die Tochter, Rhea Silvia, zwang er, Priesterin der Göttin

2. Geschichten aus der Geschichte - S. 50

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 50 — Frieden zu unterhandeln. Es wurden Gesandte an ihn geschickt, er wies sie aber ab. Die Priester zogen mit ihren Ehrenzeichen aus, doch auch ihre Bitten waren vergebens. Nun wandte man sich an seine Mutter und beschwor sie ihren Sohn um Frieden anzugehn, denn es war bekannt, daß er für sie die höchste Ehrfurcht, fast wie vor einer Göttin hegte. Die Mutter, Veturia hieß sie, machte sich mit der Frau und den Kindern Coriolans und anderen vornehmen Frauen, alle in Trauerkleidern, nach dem Lager der Volsker auf. Als er hörte, daß Frauen zu ihm kämen, wollte er sie abweisen lassen, doch da ihm von einem Vertrauten gesagt wurde, in dem Zuge seien seine Mutter, Frau und Kinder, ging er ihnen entgegen und begrüßte sie. Die greise Mutter sprach zu ihm: „Mein ©olfri, du siehst an unseren Kleidern, in welcher Trauer wir zu dir kommen. Alle andern Frauen können sich im Gebet von den Göttern Trost holen, aber wie soll ich beten? Bete ich für das Heil der Vaterstadt, so wünsche ich dir damit Verderben, und bete ich für dein Heil, fo muß die Vaterstadt leiden. Aber glaube mir, ich werde den Tag deines Triumphes nicht erleben, über meine Leiche mußt du als Sieger in Rom einziehn." Diesen und ähnlichen Worten der verehrten Mutter konnte der Sohn nicht widerstehn, mit Thränen in den Augen umarmte er sie und rief: „O Mutter, Mutter! Rom hast du gerettet, aber ich bin verloren." Und er schloß Frieden zwischen beiden Völkern, doch einen für die Volsker nicht so günstigen, als sie gehofft hatten. Einige erzählen, er sei nach seiner Rückkehr dem Zorne der Volsker zum Opfer gefallen; andere, daß er noch als Greis unter ihnen gelebt und oft gesagt habe, für einen Greis sei die Verbannung erst recht jammervoll. Rom sah er nie wieder. Der Krieg mit den Galliern. Es war ein großes, sehr tapferes Volk, die Gallier genannt, das seine alten Wohnsitze aufgegeben hatte, um sich in fruchtbareren Gegenden niederzulassen. Unterwegs teilten sie sich in mehrere Schwärme, der eine Schwarm fiel in dieses Land, der andere in jenes. Da kam einer derselben auch an die Alpen, welche die Nordgrenze von Italien bilden, und als die Gallier das schöne sonnige Italien zu sehn bekamen, beschlossen sie da Wohnsitz zu nehmen. So rückten sie denn in die Landschaft Etrurien ein. Die Etrnrier konnten sich ihrer nicht erwehren und baten die Römer ihnen zu

3. Geschichten aus der Geschichte - S. 62

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 62 — ihre Minen durch andere Minen, die sie selbst gruben, und jagten sie wieder an das Tageslicht, und die Türme konnten ihnen auch nicht viel anhaben. Unterdessen war die Kälte eingetreten und Hannibal zog in die Winterquartiere, seine Soldaten sollten die Römer bis zur Frühlingszeit überwachen. Die Vorräte in Casilinum waren mit der Zeit säst ganz aufgebraucht und es drohte eine arge Hungersnot. Da schickten die Belagerten einen von den Ihrigen zu einem römischen Heerhausen, der sich nicht gar weit von Casilinum besand, und es wurde verabredet, wie ihnen die Landsleute zu Nahrung verhelfen könnten. Der Fluß Volturnns floß durch Casilinum und die Landsleute standen flußaufwärts. Diese warfen nun in jeder Nacht eine genügende Zahl von Fässern mit Mehl gefüllt in den Fluß, und wenn sie angeschwommen kamen, fischten die Römer in Casilinum sie auf. Es glückte eine Zeit lang ganz wohl, doch als im beginnenden Frühling das Wasser hoch anschwoll, verfing sich einmal ein Faß int Ufergesträuch, und wie die Feinde die List wahrnahmen, verhinderten sie die Zufuhr. Jetzt konnten nur noch Massen von Nüssen den Fluß hiuabgefaudt werden, die mit engmaschigen Netzen herausgeholt wurden. Es war ein höchst kärglicher Unterhalt. Glücklich priesen sich die, welche mit gekochten Riemen oder Mäusen oder irgend eßbaren Kräutern ihren Heißhunger zu stillen vermochten, und mancher nahm sich das Leben, weil er die Qual nicht mehr ertragen konnte. Als Hannibal wieder vor die Stadt kam, bemerkte er, wie die Römer, wo irgend an der Außenseite der Mauer tragbare Erde zu finden war, Samen von Rüben aussäeten. Da rief er aus: „Soll ich etwa hier liegen, bis die Rüben ausgewachsen sind?" und ließ ihnen sagen, wieviel Lösegeld er für sie haben wollte — es war nicht eben viel. Darauf gingen sie ein, und als das Geld bezahlt war, durften sie in Frieden abziehn. Doch nur die Hälfte von ihnen hatte die Not überstanden. Nach der Schlacht bei Cannä wandte sich das Kriegsglück. Der römische Senat stellte seitdem nur die tüchtigsten und erfahrensten Feldherren an die Spitze der Heere, Hannibal aber wurde von dem karthagischen Rate nicht so unterstützt, daß die großen Verluste an Mannschaft, die auch er erlitten hatte, durch neuen Zuschub von Haufe gedeckt wurden. Syrakus, die bedeutendste Stadt Sieiliens, hatte bisher im Kriege stets auf Seiten der Römer gestanden, jetzt aber ging es zu

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 137

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 137 — alle Regeln der Kunst die zweimal stärkere Armee des Feindes angreifen, wo ich sie finde. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde noch von der Wichtigkeit ihres gewählten Postens. Alles dies, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung meiner Anordnungen zu überwinden suchen. Meine Herren, die Feinde stehen bis an die Zähne in ihren Verschanzungen; hier müssen wir sie angreifen, entweder sie schlagen oder alle sterben. Keiner muß denken anders durchzukommen, und wem dies nicht ansteht, der kann gleich seinen Abschied bekommen und nach Hause gehn." Des Königs großes Auge überlief den Kreis seiner Umgebung, und als er auf jedem Gesichte den Ausdruck unbedingtester Entschlossenheit las, sprach er weiter: „Das Regiment Kavallerie, das nicht gleich, wenn es befohlen wird, sich unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich gleich nach der Schlacht absitzen und mache es zu einem Garnisonregiment. Das Bataillon, das, es treffe, worauf es wolle, nur zu stocken anfängt, verliert die Fahne und die Säbel, und ich lasse ihm die Borten von der Montierung abschneiden. Nun leben Sie wohl, meine Herren, in kurzem haben wir den Feind geschlagen oder wir sehen uns nie wieder." Er rief noch seinen getreuen Husarengeneral von Ziethen heran und verlangte einen Offizier mit 50 Mann zu seiner Bedeckung. „Denn," sagte er, „ich muß mich heute mehr aussetzen als gewöhnlich. Falle ich, so bedecke Er den Körper sogleich mit Seinem Mantel und sagt keinem ein Wort. Die Schlacht geht fort und der Feind — der wird geschlagen." Am Abend ritt der König durch das Lager und ließ sich mit einzelnen Soldaten in Gespräche über die bevorstehende Schlacht ein. Er fand sie alle vom tapfersten Mut beseelt. Einem Haufen von Pommern, die um ein Wachtfeuer faßeu, rief er zu: „Nun, Kinder, wie wird es morgen aussehn? Der Feind ist noch einmal so stark als wir!" „Das laß du gut sein," erwiderte ein Soldat, „sie haben keine Pommern unter sich, du weißt ja, was die können." — „Ja freilich weiß ich das, sonst könnte ich die Bataille nicht liefern wollen. Nun schlaft wohl, morgen haben wir also den Feind geschlagen oder sind alle tot." Am nächsten Tage kam es noch nicht zur Schlacht, aber Friedrich erfuhr, daß der Prinz von Lothringen wider den Rat seiner erfahrensten Generale mit den Österreichern ihm auf ein Terrain entgegenrückte, das er von früher her so genau wie seine Hand kannte. Friedrich war darüber ent--

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 112

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 112 — alle warfen sich nieder und küßten mit Inbrunst die Erde, nach der sie so lange geseufzt hatten, errichteten ein Kreuz und beteten. In ihrer Freude drängten sie sich um den Admiral und küßten ihm die Hände, ihm, den sie beinahe in die Fluten gestürzt hätten. Unter feierlichen Gebräuchen nahm er die Insel für die castilische Königin in Besitz. Die zuschauenden Eingeborenen wähnten, die Spanier seien vom Himmel herabgekommen, während diese zweifelten, ob sie Menschen vor sich hätten. Die Unterschiede zwischen beiden Völkern waren auch sehr groß. Die Fremden hatten weiße Hautfarbe, die Insulaner eine kupferrote; im Gesicht hatten jene einen Bart, der diesen ganz fehlte; jene trugen auf dem Leibe eine zweite bunte Haut, die Kleider, während diese in dem warmen Klima das Bedürfnis, sich zu bekleiden, nicht fühlten. Das Leben der Insulaner war überhaupt sehr einfach. Da das fruchtbare Laud ihnen Mais und Maniokwurzel ohne alle Arbeit in Überfluß bot, kauuten sie nicht den Ackerbau, und große Tiere, die ihre Stärke und List hätten üben können, gab es hier nicht; daher konnte ein großer europäischer Hund einen ganzen Haufen von Insulanern in die Flucht treiben. Die Einwohner nannten ihre Insel Guauahani, aber der fromme Colnmbns gab ihr den Namen Erlöserinsel (San Salvador) und das Völkchen wurde Indianer genannt, iveil er nur eine indische Insel erreicht zu haben meinte, während er in Wahrheit einen ganzen den Europäern bisher unbekannten Erdteil entdeckt hatte. Er fuhr nun auf weitere Untersuchungen aus und sand zunächst Cuba, dann Hayti. In Hayti beschloß er eine Niederlassung zu gründen. Als er die Sprache der dortigen Indianer einigermaßen verstand, erfuhr er von ihnen, daß von den benachbarten Insulanern zuweilen Feinde herüberkämen und viele Einwohner fortschleppten, um sie zu Hause zu schlachten und zu verzehren. Colnmbns versprach ihnen zu ihrem Schutze einen Teil seiner Genossen zurückzulassen, was jenen zu großer Freude gereichte und für ihn ein guter Vorwand war, sich den Besitz der Insel zu sichern. Colnmbns wollte nun dem Königspaar von seinen Entdeckungen Nachricht bringen und fuhr in den ersten Tagen des Jahres 1493 nach Spanien zurück, nahm auch einige Eingeborene mit sich. Unterwegs wurde Columbus von einem überaus heftigen Sturm überfallen. Da schrieb er eine Nachricht von seinen Entdeckungen auf Pergament, steckte das Blatt in eine Tonne und warf sie in den Ocean, damit, falls das Schiff unterginge, die Tonne irgendwo an-

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 143

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 143 — nichts halb zu thun, wollte er durchaus mit den Russen gründlich fertig werden und setzte gegen den Rat seiner Generale den Kampf fort. Er ließ Seydlitz mit der Reiterei herbeirufen, dieser wollte seinen wichtigen Posten nicht verlassen, aber als der König zornig wurde und ihm befahl, „er solle in des Teufels Namen angreifen," gehorchte .er, obwohl er das Unheil voraus fah. Wie nun die Österreicher von dem Banne frei wurden, in dem sie von Seydlitz gehalten waren, halfen sie den Russen und es erfolgte eine vollständige Niederlage der Preußen. Vergebens waren die persönlichen Anstrengungen des Königs, der sich in den dichtesten Kugelregen begab; zwei Pferde wurden ihm unter dem Leibe erschossen, und als er ein drittes bestieg, zerquetschte eine Musketenkugel ein goldenes Etui in seiner Westentasche. Das Heer geriet in greuliche Unordnung. Als die Seinen flohen und d,as Schlachtfeld räumten, blieb er noch immer zurück. Verzweifelt rief er aus: „Giebt es denn heute keine verwünschte Kugel für mich?" Er war nahe daran, gefangen zu werden, doch ein Rittmeister wollte eben mit seinen 200 Husaren den Kosakenschwärmen entkommen, da rief einer von seinen Leuten: „Herr Rittmeister, dort steht der König!" Er stand, nur von einem Pagen begleitet, der sein Pferd hielt, auf einem Sandhaufen. Den Degen hatte er vor sich in die Erde gestoßen und mit verschränkten Armen überschaute er das Unglücksfeld. Er sagte zum Rittmeister mit dumpfer Stimme: „Ich bin verloren!" Dieser aber erwiderte: „Nein, Majestät, das soll nicht geschehn, so lange noch ein Atem in uns ist." Die kleine Schar nahm den König in die Mitte und in beständigem Kampfe brachten sie ihn in Sicherheit. Auf dem Rückeu des Rittmeisters schrieb er einen Zettel mit Bleistift an den Minister von Finkenstein: „Alles ist verloren! retten Sie die königliche Familie. Adieu für immer!" Am späten Abend erreichte er ein elendes Dörfchen, wo sich nach und nach 5000 Mann, der ganze Rest seiner Armee, bei ihm einfanden. Die Preußen hatten 17000 Tote oder Verwundete und 1400 Gefangene verloren; die Russen und Österreicher büßten allerdings auch 16000 Mann ein. Die Nacht brachte der König in einer zerstörten Hütte auf Stroh zu, seine Adjutanten lagen auf dem bloßen Fußboden um ihn her. Die Russen waren trotz ihres Sieges so geschwächt, daß sie zunächst auf weitere Unternehmungen verzichteten. Ein General schrieb an seine Kaiserin: „Noch einen solchen Sieg, und ich muß

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 115

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 115 — Einst wurde er von seinen Oberen mit einer Botschaft nach Rom gesandt. Er erwartete, daß er in dem Lande, wo der höchste Würdenträger der Kirche, der Papst, und so viele andere hohe Geistliche sich befanden, ein glänzendes Vorbild wahrer Heiligkeit schauen würde. Aber zu seinem höchsten Schmerz fand er mit jeder Tagereise die Sittenlosigkeit der Geistlichen größer und in Rom selbst erfuhr er die ärgerlichsten Geschichten von ihrem lasterhaften Leben. In der letzten Zeit hatten mehrere Päpste an der Spitze der Kirche gestanden, welche für die oberste Würde der Christenheit durchaus nicht geeignet waren, daher waren zu den schon lange beklagten Mißständen noch mehr und schlimmere gekommen. Der Eindruck, den Luther von Rom erhielt, ist nie aus seiner Erinnerung gewichen. Im Jahre 1517 erließ der Papst ein Schreiben an den Erzbischof von Mainz, worin ihm aufgetragen wurde, von den Deutschen zum Ausbau der prächtigen Peterskirche Geld einzutreiben. Diesen Zweck gab der Papst an, aber in Wirklichkeit wollte er das Geld zur Aussteuer seiner Schwester verwenden. Der Erzbischof übertrug das Geschäft der Einsammlung dem Dominikanermönch Johann Tetzel. Dieser reiste nun durch Sachsen von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, mit zwei Kasten, in dem einen waren die Zettel, worauf stand, daß, wer einen solchen kaufe, damit die Vergebung seiner begangenen oder künftigen Sünden erlange; in dem andern Kasten wurde das gelöste Geld aufbewahrt. Wo Tetzel hinkam, ließ er ein großes Feuer anzünden oder ein Kreuz aufrichten und pries seine Ware mit der Versicherung: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt." Das Volk lief ihm in Scharen zu, denn wer wollte nicht für ein paar Groschen die Vergebung seiner Sünden einhandeln? Er hatte auch Milch- und Butterbriefe feil, und wer sich einen solchen kaufte, durfte in den Fasten Milch und Butter genießen. Die Preise seiner Zettel waren billig; für 50 Pfennig z. B. konnte man die Seele eines Verstorbenen aus dem Fegseuer erlösen. Diese Ablaßkrämerei gab den Verständigen großen Anstoß. Die Fürsten beklagten sich bitter, daß ihre Unterthanen auf eine so plumpe Weise um das Ihrige gebracht und ihre Länder so schändlich ausgesogen würden. Gegen dies Unwesen, diesen Spott mit dem Heiligen trat nun Luther auf. Am 31. Oktober 1517 schlug er 95 Sätze an die Schloßkirche in Wittenberg an, worin er den schmählichen Ablaßhandel als ganz und gar wider die heilige Schrift erwies, und forderte auf, seine Sätze zu widerlegen, er wollte 8*

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 128

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 128 — Nichts war dem König zu teuer, wenn es zur Vergrößerung des Heeres diente. Denn er sah ein, daß Preußen, wenn es sich in seiner königlichen Würde behaupten wollte, durch ein achtunggebietendes Kriegsheer geschützt sein mußte. Nebenbei freilich hatte er eine große Liebhaberei für „lange Kerls" und suchte manchmal auch in unerlaubter Weise zu solchen zu gelangen, indem er seine Werber weit und breit umherschickte. Sein Leibregimeut in Potsdam bestand aus lauter Riesen, die aus allen Ländern Europas zusammengesucht waren und von denen mancher Tausende von Thalern gekostet hatte. Man erzählt von einem Flügelmann, an Lessen Kopf selbst ein großer Mann mit ausgestreckter Hand nicht hinaufreichte. Wenn der Kaiser von Rußland dem König eine Freude machen wollte, so schenkte er ihm ein paar hochgewachsene Russen. Das preußische Heer stand allgemein im Rufe besonderer Tüchtigkeit, dies verdankte es dem König und seinem Feldmarschall, dem Fürsten von Dessau, der vom Volke der alte Dessauer genannt wurde. Die Soldaten hatten von seiner grausamen Strenge viel zu leiden, aber er erreichte damit, daß ein preußisches Bataillon dreimal geschwinder als irgend ein anderes feuerte und die Schlachtreihen sich auf ein kurzes Kommando ordneten. Friedrich I. hatte ein Heer von 40 000 Mann hinterlassen, Friedrich Wilhelm brachte es auf 98000. Freilich so großen Wert er auf tüchtige Offiziere legte, so wenig hielt er von den Gelehrten, er nannte sie wohl gar „Schmierer und Tintenkleckser". Sein Hang zu beständiger Thätigkeit trieb ihn, alles selbst zu sehn, selbst zu machen, selbst zu prüfen. Er wohnte bisweilen den Sitzungen der Richter bei, um sich zu überzeugen, daß die Prozesse nach Recht und Gerechtigkeit entschieden würden. Auch in Bürgerhäuser trat er ein und wehe dem Bewohner, wenn er da einen Bettumhang von Kattun vorfand, denn er wollte, daß alle Kleider und Vorhänge aus heimischen Stoffen gearbeitet sein sollten, einen Kattnnumhaug ließ er sofort verbrennen. Gar wenn er auf der Straße eine geringe Frau in fremdem Stoff gekleidet sah, wurden ihr auf feinen Befehl die Kleider vom Leibe gerissen. Wenn man ihn daher in der Ferne sah, ging man ihm gern aus dem Wege, denn er redete die Leute oft an und fragte sie scharf aus. Seinen Stock und seine Fäuste hat so mancher gefühlt. Wagte es einer ihm zu widersprechen, fo durfte er nur mit zornigem Blick „Räsonnier er nicht!" sagen und jeder Einwand verstummte.

9. Geschichten aus der Geschichte - S. 172

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
- 172 — iit den letzten Jahrhunderten die Uneinigkeit der Deutschen benutzt, nicht weniger als zwanzigmal über deutsches Land herzufallen und seine Grenzen auf Kosten desselben zu erweitern. So war allmählich das Elsaß und der benachbarte Teil Lothringens, ein uraltes Eigentum Deutschlands, an Frankreich gekommen. Es fehlte eben an einem mächtigen Oberhaupt, welches das ganze Deutschland zusammengehalten und seine ganze Kraft gegen die Feinde geführt hätte. Nach den Freiheitskriegen stiftete man eine Art von Vereinigung, den sogenannten Bundestag. Die Abgesandten der vielen größeren und kleineren deutschen Gebiete versammelten sich alljährlich für einige Monate in Frankfurt am Main und berieten über das Heil Deutschlands, aber dabei kam wenig heraus, und das Wenige war meistens unzweckmäßig oder verderblich. Die Hauptmächte waren Österreich und Preußen. Das letztere gönnte Österreich den Vorsitz in der Versammlung und fügte sich gewöhnlich auch den Wünschen desselben, aber es erhielt schlechten Dank dafür. Preußen hatte in den Freiheitskriegen das Beste zur Rettung des Vaterlands gethan und sich als den tüchtigsten unter allen deutschen Staaten erwiesen. Doch gerade dies erfüllte die Österreicher, die Mittelstädten Bayern und Württemberg und einige andere mit Furcht und Mißtrauen, und sie waren darauf aus, Preußen niederzudrücken und sogar, wo möglich, zu vernichten. Bismarck war einige Jahre Mitglied des Buudesrats gewesen und hatte das Spiel der Gegner Preußens alsbald durchschaut. Auch sagte er sich, daß ein Bundestag mit zwei Oberhäuptern nimmermehr zum Heile Deutschlands gereichen könne, eines von beiden müsse weichen. Als er nun Ministerpräsident geworden, legte er dem König den kühnen Plan vor, Österreich aus dem Bunde und aus Deutschland auszuschließen, was freilich ohne einen Krieg nicht zu erreichen war. König Wilhelm mochte sich zu diesem gewagten Schritte nicht entscheiden. Er sagte: „Ich bin ein alter Mann und bald 70 Jahre, wie soll ich jetzt noch an Krieg denken? Ich will nichts mehr als meinem Volke den Frieden hinterlassen, wenn ich sterbe." Auch hatte sein Vater, Friedrich Wilhelm Iii., seinen Nachfolgern in der Regierung ans Herz gelegt, die Bundesgenossenschaft mit Rußland und Österreich aufrecht zu erhalten, und nun sollte er, dem das Andenken an seinen Vater so heilig war, mit Österreich Krieg führen. Lange kämpfte er mit sich; erst als ihm Bismarck mit seiner mächtigen Beredsamkeit darlegte, daß der Friede

10. Geschichten aus der Geschichte - S. 2

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 2 — Zeiten haben die Ägypter den fruchtbaren Boden erweitert, indem sie nach dem etwas höher gelegenen Lande zahllose Kanäle zogen, welche zwar die Felder nicht überschwemmen, aber sie doch von der Seite her düngen. Der allerfruchtbarste Teil Ägyptens ist das sogenannte Delta, dicht am Meer, von dem Strome felbst im Laufe der Jahrtausende durch die Ablagerungen des Schlamms gebildet, so daß hier allmählich aus dem Meeresboden trockenes Land wurde. Außerhalb des Nilthals reist man am besten aus Kamelen. Das Kamel wird das „Schiff der Wüste" genannt, weil es hier ähnliche Dienste leistet wie das Schiff auf dem Meer. Es trägt Menschen und Waren, und eignet sich für die Reisen in der Wüste um so mehr, da es imstande ist, sich lange ohne frisches Wasser zu behelfen. Schon in uralten Zeiten haben die Ägypter das Land bewohnt und mit ihren Nachbarn Kriege geführt; es wird von einem König Sefostris erzählt, der mit einem Heere von 600000 Fußsoldaten, 24000 Reitern und 27 000 Streitwagen weithin Eroberungen gemacht hat. Wie das Land sonderbar ist, waren es auch die Sitten und Gebräuche des Volkes. Sie glaubten an mehrere Götter, die vornehmsten waren der Gott Osiris und die Göttin Isis. Aber sie beteten auch Tiere an, die Katzen, Schlangen und andere. Wer eines von diesen Tieren tötete, mußte eine hohe Geldstrafe erlegen; war es aber ein Habicht oder eine Katze, so wurde er mit dem Tode bestraft, ob es mit oder ohne Vorsatz geschah. Bei einer Feuersbrunst brachten die Ägypter vor allem die Katzen in Sicherheit, erst dann gingen sie an die Löschung des Feuers. Wenn eine Katze starb, so schnitten sich die Hausgenossen die Augenbrauen ab; starb ein Hund, so schor man sich Kopf und Leib kahl. Besonders heilig war ein Ochse mit gewissen Zeichen am Leibe, der Apis; es war immer nur einer, der wie ein Fürst gehalten wurde; er stand in einem Tempel und erhielt da die beste Pflege. Starb er, fo war allgemeine Trauer im Volke, bis die Priester einen andern Ochsen von gleichen Abzeichen gefunden hatten, worüber dann große Freude war. Man fabelte auch von einem adlerähnlichen, in pnrpnr- und goldfarbigem Gefieder prangenden Vogel, Phönix genannt. Er verbrannte sich, wie es hieß, alle 500 Jahre in seinem aus Gewürzen bereiteten Neste, stieg aber verjüngt wieder ans seiner Asche auf, und wenn er aufs neue herangewachsen war, trug er die Reste seines früheren Körpers in schönduftende Myrrhen gehüllt nach der Stadt Heliopolis. Die Leichen der Menschen wurden
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