Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Knabenschule
Geschlecht (WdK): Jungen
— 29 —
an das Meeresufer und erhoben ein jämmerliches Geheul, als sie sie fortfahren sahen. Ein Hund schwamm dem Schiffe, auf dem sein Herr war, den weiten Weg bis Salamis nach, erreichte auch die Insel, fiel dann aber tot nieder.
Die hellenische Flotte zählte 370 Schiffe, die Persische 1500. Es war also nötig, die bevorstehende Seeschlacht an einem für die Hellenen möglichst günstigen Orte zu liefern; als einen solchen bezeichnete Themistokles das enge Gewässer zwischen Salamis und dem Festlande, wo den persischen Schiffen ebenso viele hellenische gegenüber gestellt werden konnten. Die Flottenführer der andern Ländchen mußten Themistokles darin recht geben, aber sie dachten weniger an den Vorteil des Ganzen als an den ihrer einzelnen Staaten und wollten zum Schutze derselben nach Hanse fahren. Da brauchte Themistokles eine List, um sie zum Kampfe an jener Stelle zu zwingen. Er sandte in der Nacht einen Boten an Xerxes und ließ ihm sagen: „Themistokles ist dein Freund, die Hellenen sind uneinig und wollen nach Hause fahren; hindere sie daran, damit du die ganze Flotte mit einem Schlage vernichten kannst." Der König war thöricht genug, an die Aufrichtigkeit dieses Rats zu glauben und ließ noch in derselben Nacht die Meerenge durch seine Flotte auf beiden Seiten einschließen. In dieser Zeit der Not gedachte der redliche Aristides nicht des Unrechts, das ihm von seiner Vaterstadt angethan war; er kam aus der Verbannung, um mitzuhelfen, und unterrichtete Themistokles von der Stellung der Perser. Themistokles vertraute ihm seine List und bat ihn, auch den andern Führern zu sagen, was er gesehen. Nun blieb diesen nichts übrig, als den Kamps bei Salamis aufzunehmen. Es kam fo, wie Themistokles vorausgesehen. Schiff stand gegen Schiff und dazu waren die Hellenen in der Lenkung der Schiffe geschickter als ihre Gegner. Xerxes hatte seinen Sitz aus einem hohen Berge genommen, damit die Perser unter den Augen ihres Königs um so tapferer wären. Zu Anfang wurde auf beiden Seiten gleich wacker gestritten, doch bald hatten die Perser infolge ihres Eifers mit den Schiffen in die vorderste Reihe zu gelangen, sich so zusammengedrängt, daß sie keine freie Bewegung hatten. Damals ging man im Seekampf vornehmlich darauf aus, die feindlichen Schiffe mit dem am Schiffsbauch hervorragenden fcharfen metallenen Schnabel zu durchbohren und sie so zum Versinken zu bringen. Die Hellenen waren frei genug, um bald hier, bald dort gegen ein feindliches
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— 70 —
eine Flotte von zweihundert wohlbemannten Schiffen unter dem Oberbefehl des Pompejus aus und in drei Monaten war das Raubgesindel fortgeschafft. Pompejus teilte das ganze Mittelmeer in dreizehn Bezirke und bestimmte für jeden ein besonderes Geschwader, dadurch wurden die Räuber von allen Teilen zugleich verdrängt. Sie mußten nun ihre Städte und Inseln mit den reichen Vorräten, 90 große Kriegsschiffe und viele kleinere Fahrzeuge ausliefern, und es wurden 20000. von der Mannschaft gefangen, welche Pompejus auf dem Lande ansiedelte, wo sie Ackerbauer wurden. Das Volk pries ihn als den besten Beschützer des Staats und nannte ihn den großen Pompejus, und er selbst hielt sich für einen großen Feldherrn. Indessen hatte er seine Erfolge oft nur der Gunst des Glücks zu danken und dem Umstande, daß er den Oberbefehl in einigen Kriegen erst erhielt, wenn das Nichtigste schon von einem andern Feldherrn erreicht war.
Neben Pompejus erhob sich, während er auf der Höhe seines Ruhmes stand, ein Mann, der sechs Jahre jünger war als jener, Julius Cäsar. Mancher lächelte über ihn und hielt ihn für einen eiteln Stutzer, weil er sich stets sorgfältig nach der neuesten Mode kleidete und sich um den Staat wenig zu bekümmern schien. Aber nichts war irriger als diese Meinung. Er ging zwar zierlich gekleidet, doch zugleich betrieb er alle Übungen, welche Männern geziemen, war ein ausgezeichneter Turner, Fechter und Reiter. Vor allem aber war er von hohem Geiste und voll tiefer Einsicht in alle Angelegenheiten des Friedens und Krieges. Da er sich dessen bewußt war, so erfüllte ihn ein flammender Ehrgeiz, Führer des Volks zu werden und diesem zu seinem Heile zu verhelfen. Einst war er in einem Tempel des Hercules, wo sich ein Standbild von Alexander dem Großen Befand. Er betrachtete es lange und sagte dann zu seiner Umgebung: „Der hatte in meinem Alter die Welt erobert, und ich habe noch nichts gethan!" Als er durch ein armseliges Städtchen fuhr, warfen seine Begleiter die Frage ans, ob es wohl auch hier Streit um den höchsten Rang gebe. Da sagte er: „Ich möchte lieber in diesem Städtchen der Erste als in Rom der Zweite sein." — Menschen aller Art verstand er klug zu behandeln. Auf einer Reise über Meer fiel er Seeräubern in die Hände und sollte sich mit einer hohen Geldsumme auslösen. Er lachte darüber, daß sie von einem Manne wie er nicht mehr verlangten, und sagte ihnen das Doppelte zu. Er mußte sechs Wochen
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar Stutzer Alexander Alexander
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— 139 —
Das Schlachtfeld war überall mit Leichen bedeckt, bei jedem Schritte stieß man auf Verwundete und Sterbende, deren schmerzliches Stöhnen schauerlich die Stille der dunkeln Winternacht unterbrach. Aber auch die Unverletzten waren vor Ermattung und Frost niedergesunken. Da stimmte Plötzlich ein Grenadier laut und feierlich den Choral „Nun danket alle Gott" an, andere sangen mit, die Spielleute begleiteten sie und bald erscholl der Choral über das ganze Schlachtfeld hin. —
Als ein Freund in Berlin dem Könige brieflich seine höchste Bewunderung für den Sieg bei Leuthen ausdrückte und ihn den allerberühmtesten Feldherren gleich stellte, schrieb er zurück: „Ihre Freundschaft verleitet Sie zu Übertreibungen. Mit dem großen Alexander verglichen bin ich nur ein alberner Knabe und fühle mich nicht wert, Cäsars Schuhriemen aufzulösen. Die Not, die Mutter der Erfindungen, hat mich gelehrt, verzweifelte Mittel gegen verzweifelte Gefahren zu ersinnen." Doch Napoleon I., der selbst einer der größten Schlachtenlenker war, fällte später ein anderes Urteil über ihn. Er sagte: „Die Schlacht bei Leuthen war ein Meisterstück von Bewegungen, Manövern und Entschlossenheit. Sie allein würde hinreichen, Friedrich unsterblich zu machen und ihm seinen Rang unter den größten Feldherren aller Zeiten anzuweisen."
Die geistigen und körperlichen Anstrengungen, welchen sich Friedrich während des letzten Jahres hatte unterziehn müssen, waren fast übermenschlich gewesen, und er bedurfte dringend der Ruhe, die aber bei ihm niemals soviel wie Unthätigfeit war. Diese Ruhe konnte er nun bis zum Frühling in dem wieder befreiten Breslau genießen.
3. Schlacht bei Zorndorf 1758.
Die Russen waren unter ihrem General Fermor in die Mark Brandenburg eingefallen, hatten Küftriu mit glühenden Kugeln beschossen und die Stadt in einen Aschenhaufen verwandelt, womit sie nur ihre Zerstörungswut befriedigten, denn sie hatten keinen Vorteil davon. Auf diese Nachricht begab sich der König in größter Eile auf den Kriegsschauplatz. Die Russen waren damals noch sehr roh und schmutzig. Als Friedrich einige gefangene Kosaken zu sehn bekam, wandte er sich mit Ekel von den wilden, mit struppigem Haar und Bart bedeckten Gesichtern ab und sagte zu seiner Umgebung: „Mit solchem Gesindel muß ich mich herumschlagen!" Doch
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Cäsars Napoleon_I. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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— 140 —
waren sie nicht leicht zu besiegen, denn, wenn ihre Reihen vom Feinde auch noch so sehr gelichtet waren, in ihrem Stumpfsinn rührten sie sich nicht vom Platze. Am 25. August trafen die Gegner bei Zorndors auseinander. Die Russen waren in einem länglichen Viereck so dichtgedrängt aufgestellt, daß die einschlagenden Kugeln ganze Menschenmassen auf einmal vernichteten, doch hielten sie unbeweglich stand. Friedrich sandte an den General Seydlitz den Befehl, sofort mit seiner Reiterei in die Russen einzubrechen, aber Seydlitz war überzeugt, daß es noch zu früh sei, und blieb ruhig auf seinem Platz. Da ließ ihm der König bei Verlust seines Kopfes befehlen, augenblicklich zu gehorchen. Seydlitz antwortete dem Boten: „Sagen Sie Sr. Majestät, nach der Schlacht steht ihm mein Kops zu Befehl, in der Schlacht aber muß er mir erlauben, von demselben noch zu seinem Dienste Gebrauch zu machen." Als er es dann an der Zeit glaubte, brach er mit seinen 31 Schwadronen vor, warf die russische Reiterei und drang in das Fußvolk ein. Es erfolgte ein entsetzliches Gemetzel. Die Russen wichen nicht von der Stelle, und wenn sie ihr Pulver verschossen hatten, ließen sie sich ohne Widerstand niederhaueu. Immer neue Scharen rückten nach und erlitten mit gleicher Standhaftigkeit den Tod. Viele von ihnen starben in viehischem Rausche; sie waren an das Gepäck geraten und hatten die Branntweinfässer geöffnet, und als diese von den Offizieren zerschlagen waren, bemühten sie sich ihr Lieblingsgetränk von der Erde auszulecken.
Auf dem rechten Flügel war nun die Schlacht gewonnen, auf dem linken aber wurden die Preußen zurückgedrängt. Doch abermals erschien Seydlitz zur richtigen Zeit mit seinen Reitern, die seit zwölf Stunden nicht vom Sattel gekommen waren. Nun rückte der König mit seinen besten Infanterieregimenten an, und endlich mußte die Hartnäckigkeit der Russen der strengen Ordnung und klugen Führung der Preußen weichen.
Viele Preußen, aber fast noch einmal so viele Russen, waren gefallen. Als dem König zu seinem Siege Glück gewünscht wurde, zeigte er auf Seydlitz und sagte: „Ohne diesen da würde es schlecht ausgesehn haben."
4. Der Überfall bei Hochkirch 1758.
Wenige Tage nach der Schlacht bei Zorndorf mußte Friedrich seinem tapfern Bruder Heinrich, der sich in Sachsen der Österreicher
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
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— 142 —
Getreuen. Er konnte sich nicht verhehlen, daß er sie seinem Eigensinn zum Opfer gebracht hatte; was er aber auch im Herzen empfand, er zwang sich ein heiteres Gesicht zu zeigen. Den Artilleristen rief er zu: „Kanoniere, wo habt ihr eure Kanonen gelassen?" Einer antwortete: „Der Teufel hat sie bei Nachtzeit geholt." — „So wollen wir sie ihm bei Tage wieder abnehmen, nicht wahr?" — „Jawobl," erwiderten die Artilleristen, „sie sollen uns noch dazu Zinsen geben."
4. Die Schlacht bei Kunersdorf 1759.
Die Österreicher und Russen hatten sich vereinigt, um dem König deu Garaus zu machen. Dieser erkannte vollkommen die Größe der Gefahren, welchen er entgegen ging. Vor dem Aufbruch machte er sein Testament und ließ seinen Bruder Heinrich, der im Falle, daß er stürbe, Regent werden mußte, feierlich versprechen, niemals in einen für Preußen schimpflichen Frieden zu willigen. Am 12. August früh zwischen 2 und 3 Uhr setzte er sich zum Angriff gegen die Russen in Bewegung. Sein Heer zählte etwa 43000 Mann, das der Russen 70000. Diese hatten in der Nähe von Frankfurt an der Oder oberhalb des Dorfs Kunersdorf auf einer Hügelreihe eine feste Stellung eingenommen. Als es nun zum Angriff kam, wurden die Preußen scharenweise von den russischen Geschützen niedergeschmettert, doch ungebeugten Mutes stürmten sie die Anhöhen hinauf und eroberten die Batterien, welche dort standen. Die Russen mußten weichen und als sie einen andern Hügel erklommen, wurden sie auch von diesem vertrieben und fast ihr ganzes Geschütz, mehr als 90 Kanonen, fiel in die Hände der Preußen. Die Österreicher konnten ihren Bundesgenossen nicht helfen, denn ihnen gegenüber war Seydlitz mit seinen Reitern ausgestellt. Die Schlacht schien gewonnen und Friedrich sandte einen Eilboten nach Berlin mit der Nachricht an die Königin: „Wir haben die Russen aus ihren Verschanzungen vertrieben. In zwei Stunden erwarten Sie die Nachricht von einem glorreichen Siege." Die freudige Botschaft wurde sofort von Berlin aus überallhin verbreitet und mit Jubel begrüßt.
Aber es sollte ganz anders kommen als gehofft wurde. Der König hat selbst gesagt, daß er allein die Schuld davon trage. Hätte er sich mit jenem ersten Siege begnügt, so wäre dieser Tag in der That ein glorreicher geworden, aber da er gewohnt war,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich August Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Oder Berlin Berlin
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— 66 —
Hannibal betrieb mit seinen Gesinnungsgenossen den Plan, die Einrichtungen in Karthago so zu verändern, daß der Staat mit der Zeit die frühere Macht wiedergewinnen könnte. Als die römische Regierung dies erfuhr, wurde sie besorgt und verlangte die Auslieferung Hannibals, allein es gelang ihm sich durch die Flucht zu retten. Dem Schwure aber, den er einst als Knabe dem Vater geleistet, die Römer immerdar zu hassen, blieb er getreu. Wo immer ein Land gegen Rom Krieg führte, unterstützte er es mit klugem Rate. Doch die Römer blieben stets Sieger und er mußte vou Land zu Land fliehen. Zuletzt suchte er Schutz bei dem König Prnsias in Bithynien, aber auch dahin folgte ihm die Furcht der Römer, und da der König seine Auslieferung nicht zu versagen wagte, tötete sich Hannibal durch Gift.
Der dritte punische Krieg.
Zwischen dem zweiten und dritten finnischen Kriege liegen zweiundfünfzig Jahre. Karthago war unterdessen an Volkszahl wieder so erstarkt, daß es fast auf derselben Höhe stand, wo es vor dem zweiten Kriege gewesen, obwohl die Römer alles, was sie vermochten, thaten, um dies zu verhindern. Denn sie sahen das ge-demütigte Karthago wie eine Brandstätte an, aus welcher zwar nicht mehr Flammen auflodern, die Kohlen aber unter einer dünnen Schicht von Asche fortglimmen; ein Windzug kann sie wieder beleben. Der Nachbar der Karthager war Mafinissa, König von Nnmidien; er nahm ihnen einen fruchtbaren Strich Landes nach dem andern weg, und wenn sie sich beim römischen Senate darüber beschwerten, erhielt Masiuissa immer Recht. Als einmal der greise Mareus Cato, einer der einflußreichsten Senatoren, in Karthago war und dort die gewaltigen Waffenvorräte in den Zeughäusern, das reiche Flottenmaterial und den blühenden Zustand des Landes sah, war er überzeugt, daß Rom sich erst sicher fühlen könne, wenn Karthago vom Erdboden verschwunden sei. Heimgekehrt warnte er den Senat vor dem alten Feinde. Am Ende seiner Rede zeigte er einige Feigen vor, die er aus Afrika mitgebracht, und da man ihr frisches Aussehn rühmte, sagte er: „Sie sind vor drei Tagen in Karthago gepflückt; so gering ist der Zwischenraum, der uns von unserem bittersten Feinde trennt." Auch soll er seitdem jede Rede, wovon sie auch handeln mochte, mit den Worten geschlossen haben: „Und nun sage ich noch: Karthago muß zerstört werden!"
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— 141 —
unter dem Feldmarschall Daun nicht mehr allein erwehren sonnte, zu Hilfe eilen. Als Daun den Ruf hörte: „Friedrich kommt!" gab er seine Angriffe gegen den Prinzen Heinrich auf und bezog ein festverschanztes Lager. Der König suchte ihn durch einen Scheinmarsch ins freie Feld zu locken, bewirkte aber damit nur, daß Daun eine noch sicherere Stellung einnahm, indem die Österreicher sich nun bei dem Dorfe Hochkirch auf den die Gegend beherrschenden Höhen lagerten, von wo sie unmöglich zu vertreiben waren. Friedrich hätte nach Schlesien weiter ziehn können, allein er wollte dem verhaßten Feinde offen Trotz bieten und setzte sich in dem Bereich der österreichischen Kanonen fest. Alle Generale beschworen ihn, der drohenden Gefahr auszuweichen, aber er hörte nicht auf sie. Drei Tage blieb feine Armee unmäftigt, und am folgenden sollte endlich aufgebrochen werden. Doch es war zu spat. In der Nacht vorn 14. zum 15. Oktober um 5 Uhr wurden die Preußen überfallen. Die Vorposten wurden niedergeschossen, und als auf den Lärm die Soldaten, fast alle unbekleidet, herausstürzten, konnten sie in der Finsternis nicht erkennen, von welcher Seite der Angriff kam. Die Österreicher aber bemächtigten sich der großen Batterie, welche die Dorfstraße beherrschte, und beschossen die Preußen mit deren eigenen Kanonen. Gerade in dieser Straße hatten sich die aufgeschreckten Preußen haufenweise versammelt und wurden in ganzen Reihen von dem Kartätschenfeuer niedergestreckt. Das Dorf geriet in Brand und das Feuer gab dem Unglück eine schauerliche Beleuchtung. Aber die Mannszucht der Preußen bewährte sich auch in dieser verzweifelten Sage; sie stellten wenigstens einige Ordnung her. Ziethen war so vorsichtig gewesen, gegen den Befehl des Königs feine Husaren bereit zu halten, und verhinderte durch fein Eingreifen eine noch verderblichere Niederlage. Der Tag brach an, doch ein dichter Nebel verdeckte die Aussicht ebenso sehr wie die Finsternis der Nacht. Als endlich der Nebel gefallen war, stellte der König den Rest seines Heeres in Schlachtordnung, und es erfolgte noch ein fünfstündiges blutiges Getümmel. Doch es half nichts, er mußte den Rückzug antreten, woran er nicht gehindert wurde, denn Daun hatte den Grundsatz: Man muß dem fliehenden Feinde eine goldene Brücke bauen, d. h. ihm einen Ausweg zur Flucht offen lassen. Das ganze Lager mit allem Gepäck und über hundert Kanonen gingen verloren. Eine halbe Meile vom Schlachtfeld ließ der König die Truppen an sich vorüber marschieren, es fehlten fast loooo seiner
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Friedrich
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— 146 —
Geld aufzubringen, doch endlich mußten die Quellen ganz und gar versiegen. Auch hatten die unaufhörlichen körperlichen und geistigen Anstrengungen ihn stark angegriffen, er wurde von der Gicht und anderen Krankheiten geplagt. Da trat 1762 ein Ereignis ein, welches die Lage des Königs um vieles erleichterte; die Kaiserin von Rußland, seine bitterste Feindin, starb, und es folgte ihr in der Regierung ihr Sohn Peter Iii., der von Jugend auf eine schwärmerische Verehrung für ihn gehegt hatte. Noch bei Lebzeiten seiner Mutter trug er einen Siegelring mit Friedrichs Bild am Finger und scheute sich nicht, diesen zum Zeichen seiner Liebe öffentlich zu küssen. Jetzt, da er Kaiser war, schloß er sogleich nicht bloß Frieden mit dem König, sondern befahl feinem Heere auf die Seite desselben zu treten. Da verschwanden bei diesem alle Todesund Selbstmordgedanken. Die französischen Köche wurden nach Breslau beschieden, auch die Flöte, die lange unbenutzt gelegen, wurde wieder hervorgeholt. Doch leider war Peter Iii. ein unkluger, fast geistig gestörter Mann. Seine Gemahlin Katharina behandelte er nicht bloß rauh, sondern sogar roh und entfremdete sich das Volk durch mancherlei lästige Maßregeln. Da beschloß die Kaiserin sich ihres Gemahls zu entledigen und stiftete eine Verschwörung gegen ihn. Peter wurde gefangen genommen und Katharina ließ sich als Alleinherrscherin aller Russen ausrufen. Um ganz sicher vor ihm zu sein, brachte ihm einer der'verschworenen Gift bei, und als dies nicht sogleich wirkte, wurde er erwürgt. Er hatte kaum ein halbes Jahr auf dem Throne gesessen. Katharina ließ alsbald dem Befehlshaber ihrer Truppen Czernitschew den Befehl zugehn, fein Corps von der Armee Friedrichs wieder zu trennen.
Diese Wendung war ein Donnerschlag für den König, denn er stand gerade den Österreichern gegenüber. Da ließ er Czernit-fchew zu sich einladen und bat ihn, nur für drei Tage den Befehl der Kaiserin geheim zu halten, und Czernitschew konnte dem Zauber der Beredsamkeit Friedrichs nicht widerstehn und willigte in seinen Wunsch. Er soll gesagt haben: „Machen Sie mit mir, was Sie wollen, Sire; ich setze mein Leben aufs Spiel, aber ich will es gern hingeben, um Ihnen zu beweisen, wie sehr ich Sie verehre und liebe." Friedrich nutzte die gewährten drei Tage trefflich aus. „Heute muß es biegen oder brechen," erklärte eisernen Truppen, als er ihnen befahl, die steilen Burkersdorf er Höhen zu erstürmen und Daun davon zu verjagen. Mit Todes-
I
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Peter_Iii Friedrichs Peter_Iii Katharina Katharina Katharina Czernitschew Friedrichs Czernitschew Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Friedrichs Friedrichs Daun
Geradheit, Bescheidenheit und Gastfreiheit zeichnen sie aus.
Sie sind Freunde des Gesanges wie die Litthauer, mit de-
nen sie. auch in ihren Sitten und Gebräuchen viele Achn-
lichkeit haben. Auch sie besitzen viele Volkslieder mit hüb-
schen Weisen. Im nördlichen Pommerellen wohnt ein
stammverwandter Zweig, die K a ssu b en, starke, derbe,
und gesunde Leute, aber meist sehr arm.
B. Eingewanderte. _ .
Seit die deutschen Ordensritter im I.1230 nach Preußen
kamen und das Land zu unterjochen begannen, siedelte sich
eine Menge deutscher Einzöglinge im Vaterlande gn und
verdrängte allmählich die ursprüngliche Bevölkerung. Her-
mann von Balk mit 28 Rittern und 100 Reisigen waren
die ersten Kolonisten; sie gründeten die erste Ritterburg
Thorn an der Weichsel 1231. In: I. 1232 führte der
Burggraf Burchard von Magdeburg eine bedeutende
Schaar bewaffneter Kreuzfahrer ins Land, und diese ließen
sich in der Gegend von Thorn nieder und begannen die
Gründung der Stadt Thorn. Ein zweiter Haufe deutscher
Einzöglingc, der dem Kreuzheere gefolgt war, gründete in
demselben Jahre die Stadt Kulm, welche zur Hauptstadt
des Landes erhoben wurde, und durch die kulmische Hand-
feste eine bestimmte Verfassung erhielt. Neue Kreuzbrüder
aus Schlesien, Masovien, Pommern zogen 1233 herbei
und legten neben der 1232 erbauten Burg Marienwerder
die Stadt gleiches Namens an. 1236 kam im Gefolge des
Markgrafheinrich von Meißen eine Schaar Ansiedler meist
aus der Gegend von Lübeck, die sich nach Erbauung der
Burg Elbing 1237 in der Nähe derselben niederließen. Als
im 7ten Jahre der Ordensherrschaft eine pestartige Seuche
die Bevölkerung der christl. Landschaften Kulm, Pomesa-
nien und Pogesanien verminderte,. zog der Orden aus Po-
len und Pommern neue Anbauer -ins Land, deren Zahl durch
diejenigen vermehrt wurde, welche von des Herzogs Otto v.
Braunschweig Heerhaufen 1210 in Preußen zurückblieben.
Die Kämpfe der nächsten Folgezeit waren friedlichen
Ansiedelungen nicht günstig bis zur Besiegung Sudauens,
Nadrauens und Schalauens 1283. In diese Zeit fällt
die Gründung von Pr. Holland (1200) durch Flüchtlinge
aus Holland, und die Besetzung der durch den Landmeister
Meineke v. Querfurt eingedämmtcn und entwässerten Wer-
der mit deutschen Kolonisten. Wahrscheinlich waren diese
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Balk Burchard Otto Meineke
Extrahierte Ortsnamen: Thorn Magdeburg Thorn Thorn Kulm Schlesien Pommern Burg_Marienwerder Burg_Elbing Kulm Pommern Sudauens Nadrauens Holland Holland Querfurt
125
Volkes das Land, welches es bewohnt, und die Gegend, die vor-
her eine öde Wildniß war, wird eine reiche bevölkerte Gegend,
gleich einem Garten Gottes, einem Paradiese.
tz. 68.
Veränderung eines Landes in Hinficht feiner Einwohner.
Auch in Hinsicht seiner Einwohner bleibt ein Land nicht
immer dasselbe, d. h. sich nicht beständig gleich. Einige wandern
aus, und an ihre Stelle treten entweder mehr oder weniger
Menschen, die aus dem Auslande in das Land einwandern, sich
daselbst niederlassen und ansiedeln. Diese nennt man Fremde,
Fremdlinge, Ausländer: so die Juden überall, die Deut-
schen in Polen, die Franzosen in Deutschland. Auch die ältesten
Bewohner Deutschlands sind einmal von anderen Gebenden her
eingewandert. Dagegen heißen die Einwohner, die im Lande ge-
boren sind, Eingeborene. Alle Einwohner eines Landes, die
in demselben Häuser und liegende Gründe besitzen, heißen An-
sässige. Ein Fremder wird in einem Lande ansässig, wenn er
sich daselbst ein Haus und überhaupt unbewegliche Güter erwirbt.
Alle diejenigen, welche in einem Lande wohnen — daselbst ihre
Heimath haben — heißen Einheimische. Wenn in einemlande
mehr Menschen sterben als geboren werden, mehr aus- als ein-
wandern, so wird das Land entvölkert. Wenn mehr geboren
werden als sterben, und mehr Fremde ins Land kommen, als
Einheimische auswandern, so wird das Land bevölkerter. Als
in uralten Zeiten die ersten Menschen in das Land kamen, so
wurde es bevölkert Durch Krankheiten, Auswanderungen,
und Kriege kann ein Land entvölkert werden. Ein Land kann
sich veredeln und verschlimmern, so gut wie ein einzelner Mensch;
denn es besteht ja aus Einzelnen. Aus einem starken, rüstigen,
sieißizen, kriegerischen Volke kann ein schwaches, weichliches, trä-
ges, unkriegerisches (Türken, Römer); aus einem freien ein un-
terjochtes, sklavisches Volk werden (Polen). Sitten und Sprache
können sich in einemlande ändern, Gewerbe und Handel, Künste
und Wissenschaften aufblühen oder in Verfall gerathen; Tugend
und Frömmigkeit kann zu einer Zeit herrschen und zu einer an-
dern wieder verschwinden; der äußere Gottesdienst kann eine an-
dere Form erhalten (Liturgie, Agende), ja überhaupt kann eine
Religion in einemlande unterdrückt (die christliche in der Türkei),
«ine andere herrschend werden: kurz der ganze äußere und Kul-
turzustand eines Volkes in Rücksicht auf Körper, Gemüth und
Geist, in Rücksicht auf Charakter, Sitten, Sprache, Lebens-
weise k. ist mannichfaltigen Veränderungen unterworfen. Das
alles lehrt die Geschichte, welche das Leben der Menschen be-
schreibt, wie es in der Zeit erscheint, und alle ihre Thaten auf-
zeichnet, der Nachwelt zur Lehre.
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Extrahierte Ortsnamen: Gottes Polen Deutschland Deutschlands Polen