Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 6

1902 - Karlsruhe : Lang
— 6 — Feldherr Lutatius Catulus erwartete sie in dem Engpasse, durch den die Etsch in die oberitalienische Ebene hinaustritt. Er legte aus beiden Seiten des Flusses Verschanzungen an und verband sie durch eine Brücke. Bald rückten die Cimbern heran. Wie wenig Achtung oder Furcht sie vor den Römern hatten, sollten diese bald erfahren; denn angesichts des römischen Lagers tummelten sich die Cimbern unbekleidet in Eis und Schnee. Sie stiegen die Berge hinaus, setzten sich ans ihre großen Schilde und fuhren aus ihnen wie ans Schlitten die steilen Höhen herab. Die Verschanzungen erwiesen sich als unnütz; denn die Cimbern warfen Baumstämme in den Fluß, durch deren Anprall die Brückenjoche zerstört wurden. Sie bauten überdies aus riesigen Felsblöcken und gewaltigen Erdmassen einen Damm quer durch das Flußbett, auf dem sie den Fluß überschreiten konnten. Da wurde den Römern bange, und sie zogen sich eilig auf das rechte User des Po zurück. Die Cimbern drangen, ohne weiteren Widerstand zu finden, in die fruchtbare, wohlangebaute Ebene Oberitaliens ein. Inzwischen war Marius aus Gallien nach Oberitalien gezogen und vereinigte sein Heer mit dem des Catulus bei Vercellä. Bojorix schickte Gesandte an Marius und forderte Land für die Cimbern und ihre Brüder, die Teutonen. Allein Marius gab zur Antwort: „Lasset eure Brüder ruhen, denn die haben Land von uns bekommen, das sie für alle Zeit behalten werden." Die emetischen Gesandten verstanden, was er damit sagen wollte, aber sie glaubten nicht, daß die Teutonen besiegt worden waren; deswegen nannten sie den Marius einen Lügner und Prahler. Da ließ ihnen Marius den Teutoboch und andere Häuptlinge der Teutonen, mit Ketten belastet, vorführen. Sie waren auf der Flucht von den Alpenbewohnern gefangen genommen und dem Marius ausgeliefert worden. Als Bojorix dies vernahm, führte er fein Heer gegen das römische Lager. Er selbst ritt an den Wall heran und forderte den Marius zum Kampfe heraus. Südlich und östlich von Vercellä dehnt sich eine weite Ebene aus; man nannte sie die „Raudifchen" Felder. Marius und Bojorix kamen überein, daß hier nach drei Tagen die Schlacht geschlagen werden solle. Es war im Hochsommer. Bojorix stellte am Morgen des Schlachttages sein Fußvolk zu einem großen Viereck auf. Die Kriegsleute der vorderen Reihen waren mit Ketten verbunden. Ihre mannshohen Schilde sollten Schutz gegen die römischen Wurfspieße gewähren. Die Reiterei, 15 000 Mann stark, mit glänzenden Harnischen gerüstet, sollte die Römer im Rücken und auf der Seite angreifen. Als die Cimbern, einem wogenden Meere gleich, heranstürmten, beteten beide römischen Feldherrn mit ausgehobenen Händen um den

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 9

1902 - Karlsruhe : Lang
— 9 — stärker an Zahl; aber die Römer waren durch ihre Kriegskunst und ihre bessere Bewaffnung überlegen. Die Deutschen wurden besiegt und flohen über den Rhein. Ariovist suhr in einem Schifflein über den Strom, und niemand hat mehr etwas von ihm vernommen. 3. Hermann, der Befreier Deutschlands. Nach der Besiegung des Ariovist eroberte Julius Cäsar innerhalb acht Jahren ganz Gallien. Der Kaiser Augustus wollte auch Deutschland der römischen Herrschaft nnterwersen. Darum schickte er seine Stiefsöhne Tiberins und Drusus mit gewaltigen Heeren über den Rhein. Drusus rückte bis zur Weser vor: hier soll ihm eine Frau von übermenschlicher Größe erschienen sein, die ihm seinen Tod voraussagte und ihn zum Rückzug bewog. Ans dem Rückwege stürzte er mit seinem Pferde und starb, bevor er den Rhein erreichte.*) Im Ansang zeigten sich die Römer, insbesondere Tiberins, sehr sreundlich gegen die unterworfenen Deutschen und behandelten sie wie Bundesgenossen. Dadurch ließen sich viele Deutsche zum Eintritt in das römische Heer bewegen, nicht nur gemeine Leute, sondern auch Jünglinge aus den vornehmsten Familien. Die freundliche Behandlung erreichte ihr Ende, als Qninti-lius Varus Statthalter in Deutschland wurde. Varus war ein hartherziger und habgieriger Mann. Er nahm seinen Sitz in einem festen Kastell an der Weser, nicht weit von Minden. Die Deutschen wurden von ihm schwer mißhandelt; Varus wollte sie sogar zwingen, die deutsche Muttersprache abzulegen und die römische Sprache anzunehmen. Darüber wurden die Deutschen sehr erbittert; aber sie vermochten nichts wider Varus; denn dieser gebot über ein mächtiges Heer. In dieser Not brachte der Cheruskersürst Hermann Rettung. Er hatte bisher mit andern vornehmen Jünglingen seines Stammes im römischen Heere gedient und die römische Kriegskunst erlernt. Varus hielt ihn wert, weil er glaubte, er sei den Römern ergeben. Vor allen seinen Stammesgenossen zeichnete sich Hermann durch Krast und Schönheit des Leibes, durch Vaterlandsliebe, Klugheit und Tapferkeit aus. Er beschloß, sein Vaterland von der Herrschast der Römer zu befreien. Auf feinen Antrieb schwuren die Cherusker und andere deutsche Stämme zusammen, daß sie alles aufbieten wollten, um das Vaterland zu befreien. Hermann getraute sich nicht, Varus in seinem feften Kastell anzugreifen; darum nahm er seine Zuflucht zu einer List. Auf feine Anordnung geschah es, daß ein Volksstamm, der an der ') Vergl. im Anhang das Gedicht: Drusus' Tod.

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 12

1902 - Karlsruhe : Lang
— 12 — das Mähen." Endlich ließ er sich durch Bezahlung von 5000 Pfund Gold, 30000 Pfund Silber und einer Menge anderer Kostbarkeiten zum Abzug bewegen. In dem nächsten rechte erschien er wieder vor der Stadt, erzwang die Öffnung der Tore und setzte einen Gegenkaiser ein. Zum drittenmal rückte er vor -)tom im Jahre 410 und eroberte es iu einem nächtlichen Sturm. Tagelang plünderten die Goten die Stadt, die feit Jahrhunderten die Kostbarkeiten und Schütze aus allen Ländern der damals bekannten Welt in ihren Mauern zusammen-gehäuft hatte. Kirchen und Geistliche wurden dabei geschont. Ja, ein gotischer Soldat ließ sich die aus der St. Peterskirche geraubten goldenen Gesäße ruhig abnehmen, als er ihre Herkunft erfuhr. In feierlicher Prozession und unter geistlichen Gesängen trugen sie die Soldaten in die Kirche zurück. Bald darauf verließ Alarich Rom und zog nach Unteritalien, um von da ans Sizilien und Afrika zu erobern. Allein der Tod ereilte ihn in der Fülle feiner Kraft, in feinem 34. Lebenswahre bei Cosenza am Flusse Buseuto. Diesen mußten römische Gefangene ableiten und in dem trockenen Bette ein Grab öffnen. Ten toten König, der in der Rüstung auf feinem Streitroffe saß, samt vielen Kostbarkeiten versenkten die Goten in die Tiefe des Grabes und leiteten den Fluß wieder darüber hin. Damit aber niemand erfahre, wo der große Tote ruhe, damit nicht schnöde Habsucht ihn in feiner Grabesruhe störe, wurden alle jene Gefangenen umgebracht.*) Bald nachher wanderten die Westgoten nach Gallien. Im südlichen Gallien, an der unteren Rhone und der oberen ©aronne, gründeten sie das Weftgotenmch mit der Hauptstadt Toulouse, später zog ein Teil der Westgoten über die Pyrenäen nach Spanien. Der Oftgotenkönig Theodorich (um 500) eroberte Oberitalien und machte Verona zu feiner Hauptstadt. In der deutschen Sage heißt er Dietrich von Bern (— Verona). Als Knabe lebte er eine Zeitlang in Konftontinopel, am Hofe des oströmifchen Kaisers. Fleißig benützte er hier die vielfache Gelegenheit, feinen Geist auszubilden. Durch das üppige Leben der Hauptstadt ließ er sich nicht verführen, sondern folgte stets den einfachen und strengen Sitten feines eigenen Volkes. Zum Jüngling herangereift und König der Ostgoten geworden, führte er fein gesamtes Volk nach dem fruchtbaren Italien. Das beherrschte damals ein deutscher Fürst, Odoaker mit Namen. Er hatte den letzten römischen Kaiser Romulus *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Das Grab im Bnsento.

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 13

1902 - Karlsruhe : Lang
— 13 — Augustulus im Jahre 476 vom Throne gestoßen. Drei Jahre lang leistete er in seiner festen Stadt Ravenna Theodorich den kräftigsten Widerstand. Endlich mußte er die Tore öffnen und wurde bald daraus von dem Sieger bei einem Gastmahle ermordet. Die fernere Regierung Theodorichs war milde und friedlich. Für seine Goten nahm er nur ein Drittel des italienischen Bodens, zwei Dritteile ließ er den Eingeborenen. Niemals duldete er eine Unterdrückung seiner Untertanen, manche erhielten sogar einflußreiche Staatsämter. Um den Ackerbau zu heben, ließ er große Strecken sumpfigen Landes trocken legen. Städte, wie Ravenna und Verona, verschönerte er durch prächtige Bauten. Eine Reihe neugebauter Festungen verschaffte dem Lande Sicherheit, wodurch auch Handel und Gewerbe wiederum in Blüte kamen. Die Gesetze wurden strenge gehandhabt, damit den streitenden Parteien zum Recht verhelfen und ein gesetzlicher Zustand in seinen Ländern herbeigeführt werde. An Eroberungen dachte er nicht weiter. „Mögen andere in Eroberungen ihren Ltolz sehen/ sprach er, „wir sind glücklich, wenn sich die Völker beklagen, daß sie so spät unter unsere Herrschaft gekommen sind." Durch seine Weisheit und Kraft beherrschte er auch einen großen Teil der übrigen deutschen Völkerschaften, wie Westgoten, Franken, Burgunder, da er bei Angriffen von außen ihr Beschützer, in schwierigen Unternehmungen ihr Ratgeber war. Zu einem großen Völker- und Friedensbund suchte er sämtliche deutsche Stämme zu vereinigen.^ Kein Wunder, daß ihm die Nachwelt den Beinamen „der Große" zuerkannte. Die Langobarden wohnten zwischen der Elbe und der Oder. Unter ihrem Könige Alboin nahmen sie den Oströmern Oberitalien, die die Herrschast der Ostgoten gestürzt hatten. Die Hauptstadt des Lougobardeureiches war Pavia. Von den Longo-bardeu hat die Lombardei ihren Namen. Zur Zeit der Völkerwanderung waren Italien, Spanien und Gallien von Römern und Kelten bewohnt. Die Kelten hatten schon längst römische Sprache und römische Sitten angenommen. Die deutschen Stämme, die nach Gallien, Spanien und Italien zogen, verschmolzen mit der alten Bevölkerung dieser Länder und nahmen deren Sprache und Sitten an. Dadurch entstanden im Verlause der Zeit die Nationen der Franzosen, Spanier und Italiener. -Bon den Alemannen, Franken und Sachsen stammen die meisten heutigen Deutschen ab. 2. Die Hunnen. Tie Hunnen wanderten um das Jahr 375 aus Asien nach Europa. Sie waren von kleiner, unansehnlicher Gestalt; trotzdem

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 14

1902 - Karlsruhe : Lang
— 14 — besaßen sie große Körperkraft. Ihre ganze Erscheinung war häßlich und widerwärtig. Sie hatten dicke Köpfe mit struppigem Haar und gelbliche, schmutzige Gesichter mit kleinen, schiefen Äugen und eingedrückter Nase. Besonders entstellt wurden sie durch garstige Narben im Gesicht; denn man zerschnitt den Knaben die Wangen, damit ihnen später keine Bärte wüchsen. Ihre Wämser waren aus Fellen von Manlwürsen und Waldmäusen zusammengeflickt. Beinkleider und Schuhe kannten sie nicht; sie wickelten Ziegenfelle um die Beine. Als Kopfbedeckung dienten ihnen Pelzmützen. Die Kleider behielten sie auf dem Leibe, bis sie in Lappen herabfielen. In der Nahrung waren sie nicht minder unsauber als in der Kleidung. Sie lebten hauptsächlich von Wurzeln, Beeren, der Milch ihrer Pferde und vom Fleifche aller möglichen, auch der unsaubersten Tiere. Ihre Speisen wurden nicht gekocht, gewürzt oder sonst zubereitet. Nur das Fleisch richteten sie zum Essen dadurch zu, daß sie es wie einen Sattel auf das Pferd legten, darauf faßen und herumritten, bis es mürbe war. Sie hatten keine festen Wohnsitze, sondern führten ein nn-stätes Wanderleben. Die Männer blieben Tag und Nacht auf den Pferden sitzen und schliefen sogar auf ihnen. Die Weiber und Kinder wurden auf Wagen mitgeführt. Gehöfte und Dörfer, die sie auf ihren Wanderungen antrafen, brannten sie nieder. Die Felder wurden verwüstet, das Vieh geraubt, die Männer erschlagen und die Weiber und Kinder zu Sklaven gemacht. Man konnte sich nicht leicht gegen sie wehren oder schützen; denn unversehens kamen sie und waren eben so schnell wieder verschwunden. Nur an den rauchenden Trümmern der Häuser und an den Leichen der Erschlagenen merkte man, daß sie dagewesen waren. Wenn sie dem Kampfe nicht ausweichen konnten, fochten sie tapfer-. Ihre Waffen waren Bogen und Pfeile, Streitäxte und Schwerter. Oft überwältigten sie ihren Feind dadurch, das; sie ihm eine Schlinge um den Kops warfen und ihn erwürgten. Die Hunnen kamen zuerst nach Süd-Rußland; von da zogen sie nach Ungarn. 3. König Attila. Ungefähr 50 Jahre blieben die Hunnen im Ungarlande. Während diefer Zeit unterwarfen sie die benachbarten Völker ihrer Herrschaft. Von den Unterworfenen nahmen sie mildere Sitten an und wurden ihnen ähnlich in Kleidung und Lebensweise. Am größten wurde ihre Macht durch den König Attila. Er war ein tapferer, hochmütiger Mann. Sein Wuchs war

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 17

1902 - Karlsruhe : Lang
17 Chlodwigs Söhne und deren Nachkommen waren nicht durch große Taten, wohl aber durch alle möglichen Laster ausgezeichnet. Sie lebten in beständigem Unfrieden und wüteten gegen einander mit Totschlag und Meuchelmord. Die späteren Könige oon Chlodwigs L>tamm kümmerten sich nicht mehr um die Regierung. Die ganze Herrschergewalt kam in die Hände ihrer ersten Beamten, die man Hausmeier nannte. Die" berühmtesten Hausmeier waren Karl Martell und sein Sohn Pipin der Kleine. Seit dem Jahre 711 hatten die Araber durch Besiegung der Westgoten den größten ^eil von Spanien erobert, jtn Jahre 732 drangen sie über die Pyrenäen ins Frankenreich ein. Allein der Hausmeier Karl besiegte die Araber in der großen Schlacht bet Tours, in der 300000 Araber gefallen lern sollen. Eon dem Siege bei -lours erhielt Karl den Beinamen Martell, d. i. Hammer. Die Araber kehrten über die Pyrenäen nach Spanien zurück und gründeten hier ein eigenes Reich. Nach Karl Martell wurde sein Sohn Pipin der Kurze Hausmeier des Frankenreiches. Weil der König Childerich Iii. träge und nichtswürdig war, wurde er von den Franken abgesetzt und in ein Kloster gesperrt. . Nun wählten die meisten fränkischen Großen Ptptn zum Könige, und der heilige Bonisaeins salbte und krönte ihn (752). Pipin war klein von Gestalt; aber er besaß die Kreist und den Mut eines Riesen. Manche Franken spotteten und murrten wider den kleinen König. Da geschah es einmal, daß man Pipin einen Löwen in einem Käsig brachte. Der Löwe wurde auf einer mit Schranken eingefaßten Wiese losgelassen. Nun sagte Pipin zu den fränkischen Herren: „Es sind viele unter euch, die über den kleinen König spotten. Sie mögen nun hervortreten und ihre Stärke zeigen und den Löwen erlegen. Aber keiner hatte" den Mut dazu. Da trat Pipin, mit dem Schwerte bewassnet, in die Schranken. Brüllend stürzte der Löwe auf ihn los. Aber Pipin schlug ihm mit einem einzigen Streiche den Kopf ab. Fürder wagte keiner mehr, über den kleinen König zu spotten. Er starb im Jahre 768. Sein Sohn war der große Kaiser Karl. Y. I)er heilige Hzonifacius. Nachdem Chlodwig die Taufe empfangen hatte, wurden allmählich alle deutschen Stämme, die sich auf dem linken Rhein-user niedergelassen hatten, zum Christentum bekehrt. Diejenigen Franken, welche am Main wohnten, sowie die Bayern, Alemannen, ferner im Norden Deutschlands die Friesen und Sachsen blieben noch längere Zeit Heiden. B erg er - Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 2

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 21

1902 - Karlsruhe : Lang
— 21 — Papst, klagte, was ihm widerfahren war, und bat den König um seinen Schutz und seine Hilfe; denn Karl war der Schutz-. Herr der Kirche und des Papstes. Mit einem starken Heere zog Karl aus, um die Übeltäter zu züchtigen. Er kam um die Weihnachtszeit 800 nach Rom. Bald stellte er die Ruhe und Ordnung in der Stadt wieder her. Am Christtage ging er, von seinen Hofleuten und von seinen vornehmsten Kriegern begleitet, in die Peterskirche. Während des Hochamtes salbte ihn der Papst Leo zum Kaiser und setzte ihm die goldene Krone auf. Die Sänger stimmten einen Lobgesang an, und alles Volk rief: „Dem großen Karl, dem Kaiser, Heil und Segen!" Bei allen seinen Kriegen und Eroberungen hatte Karl die Absicht, alle Völker des Abendlandes zu einem großen christlichen Reiche zu vereinigen. Er wollte der Kaiser dieses Reiches sein, ein Hort der Gerechtigkeit, ein Schrecken der Bösen, ein Schützer der Guten. 3. Wie Karl der Große sein Reich regierte. Karl der Große führte die Regierung mit Weisheit und Kraft. Das ganze weite Reich wurde in Bezirke, die man Gaue nannte, eingeteilt. Über jeden Gau setzte Karl einen Grafen, der in seinem Namen regieren und Recht sprechen mußte. Das waren die Gaugrafen. Wenn ein Krieg ausbrach, wurde der Heerbann aufgeboten. Dann mußte jeder freie Manu in voller Waffenrüstung sich am Sammlungsorte des Gaues ein-sinden, und der Gaugras führte die Gaumannschaft zum Kaifer. Die Gaue an den Grenzen wurden durch Markgrafen*) verwaltet. Sie hatten das Reich vor feindlichen Einfüllen zu schützen. Auf den kaiserlichen Hofburgen oder Pfalzen, die bei den kaiserlichen Gütern lagen, wurden Beamte oder Pfalzgrafen zur Verwaltung eingesetzt, die an des Kaisers Statt auch Gericht hielten. Außerdem ordnete Karl an, daß jedes Jahr zwei hohe Beamte, ein geistlicher und ein weltlicher, im ganzen Reiche umherreisen und die Amtsführung der Grasen und anderen Beamten prüfen und überwachen sollten. Tiefe Auffichtsbeamten nannte man Sendgrafen. Jedes Jahr im Monat Mai hielt Karl eine Versammlung aller freien Männer ab, besprach mit ihnen die Angelegenheiten des Reiches und erließ Gesetze, die in lateinischer Sprache ausgeschrieben und Eapitularieu genannt wurden. Weil diese Versammlungen im Monat Mai und auf freiem Felde gehalten wurden, nannte man sie Maiselder. *) Mark — Grenze, Grenzland. Vgl. Markstein = Grenzstein.

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 23

1902 - Karlsruhe : Lang
— 23 — Männern an seinem Hose arbeitete ex eine deutsche Grammatik aus und exsand deutsche Namen süx die Monate und Winde.*) Um den Ackexbau zu verbessern, legte Karl auf seinen Gütexn Musterwirtschaften an. Znx Vexmehxung des Handels und Verkehrs ließ ex Straßen, Bxücken und Kauäle bauen und bexoxdnete, daß in den Städten alljährlich große Mäxkte abgehalten wexden. 4. Wie Kaxl dex Gxoße aussah, und wie ex lebte. Kaxl wax ein hochgewachsenex Mann von schlankex, kräftiger Gestalt. Seine Leibeslänge maß siebenmal die Länge seines Fußes. Seine Kxast wax anßexoxdentlich gxoß. Hnseisen zer-brach ex wie Brot; einen gehaxnischten Mann oexmochte ex mit einex Hand, frei, mit ausgestrecktem Arme, in die Höhe zu heben; ein Roß in stärkstem Lause hielt er aus. Sein Gesicht war majestätisch; dunkle Locken und ein stattlicher Bart zierten sein Haupt. Seine blauen Augen blickten gewöhnlich voll Milde; aber wenn er zornig war, vermochte niemand ihren Glanz m ertragen. Die Kleidung Karls war einfach. Er trug gewöhnlich ein Untergewand und Beinkleider von Leinwand. Von den Knieen abwärts waren die Beinkleider kreuzweise mit sarbigen Bändern umwunden. Sein Leibrock war ebenfalls von Leinwand und mit Seidenstreisen verziert. Darüber trug er einen kurzen Mantel von weißer oder grüner Farbe, im Winter einen Pelz von Fischottersell. Nie zeigte er sich öffentlich ohne sein gewaltiges pchwert mit goldenem Griffe. Bei feierlichen Gelegenheiten schmückten ihn eine goldene Krone und ein langer Purpurmantel. Im Essen und Trinken war Karl äußerst mäßig. Er genoß nur einfache Speisen, am liebsten Wildbret, am Spieße gebraten. Die Trunksucht war ihm ein Abscheu. Niemals war der große Kaiser unbeschäftigt. Wenn ihm die Regierungsgeschäste Ruhe ließen, pflegte er Gespräche mit den gelehrten Männern an seinem Hofe, um vou ihnen zu lernen, oder las Bücher oft bis tief in die Nacht hinein. In seiner Jugend hatte er wenig Unterricht erhalten; als Mann in vorgerückten fahren lernte er noch schreiben und die griechische Sprache. Karls liebste Erholung war die Jagd. Im Reiten, Schwimmen und tm Waffenwerk war er ein Meister. Er schlief immer nur wenige Stunden und erhob sich oft zur Nachtzeit von feinem Lager, um zu arbeiten. *) Die Monatsnamen, die Karl aufstellte, lauten der Reihe nach: «n ttnanotl), Hornung, Lentzinmanoth, Ostarmanoth, Winnemanoth. ^rachmanoth, Heuvimanoth (Heumonat), Aranmanoth (Erntemonat), Witu-manoth (Holzmonat), Windumanoth (Weinlesemonat), Herbistmanotb Heilaa-manoth (Heiliger Monat Christmonat).

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 24

1902 - Karlsruhe : Lang
— 24 — Seiner Familie zeigte er sich als treuer Hausvater. Er selbst gab ihr das Beispiel der Gottesfurcht, Frömmigkeit, Pflichttreue und Arbeitsamkeit. Die Gewänder, die er gewöhnlich trug, waren von seinen Töchtern gesponnen, gewoben und gefertigt. Bei allen seinen vielen Geschäften und Sorgen fand er noch Zeit, den Verwaltern seiner Güter kluge Vorschriften zu erteilen und ihre Rechnungen zu prüsen. 5. Von Kaiser Karls Heimgang. In seinen alten Tagen verweilte Karl am liebsten zu Aachen. Er benützte hier die warmen Quellen zur Stärkung seines Leibes. In den letzten Jahren seines Lebens erfuhr er großes Leid durch deu Verlust seiner hoffnungsvollen Söhne Pipin und Karl. Es blieb ihm nur noch Ludwig, der fpäter den Beinamen „der Fromme" erhielt. Als Karl wahrnahm, daß feine Kräfte nachließen, dachte er daran, sein Haus zu bestellen. Er ließ seinen Sohn Ludwig nach Aachen kommen. Ebendahin hatte er die Grasen, die Bischöfe und die vornehmsten Herren aus dem ganzen Reiche zusammenberusen. In einer feierlichen Versammlung machte er ihnen den Vorschlag, nach seinem Tode seinen Sohn Ludwig zum König und Kaiser zu machen. Sie gaben ihre Einwilligung, und dem ganzen fränkischen Volke gefiel es so. In der Marienkirche setzte darauf Karl seinen Sohn neben sich als Kaiser und übergab ihm das Reich, indem er ihm eine goldene Krone darreichte. Und das versammelte Volk ries: „Es lebe Kaiser Ludwig!" Karl selbst aber lobte Gott und sprach: „Gelobet seist du, Herr, Gott, der du meinen Augen heute gegeben hast zu schaue» meinen Sohn sitzen aus meinem Thron." Seinen Sohn aber ermahnte er, daß er in allen Dingen die Gebote Gottes halten und das Reich mit Gerechtigkeit und Weisheit regieren solle. Nicht lange daraus wurde der Kaiser von einem Fieber befallen. Sofort enthielt er sich des Essens, wie er beim Fieber immer tat; er meinte nämlich, durch Hunger die Krankheit bezwingen oder doch lindern zu können. Aber zum Fieber kamen Seitenschmerzen und die Brustentzündung. Nun ließ sich Karl das heilige Abendmahl reichen und bereitete sich zum Sterben vor. Am siebenten Tage seiner Krankheit, am 28. Januar 814, starb er, nachdem er 46 Jahre König der Franken gewesen war und 14 Jahre die Kaiserkrone getragen hatte. In einer Grabkammer der Marienkirche zu Aachen wurde er bestattet. Man setzte ihn aus eineu vergoldeten Sessel, schmückte ihn mit der Krone und dem Kaisermantel und umgürtete ihu mit dem Kaiserschwert. Auf feine Kniee legte man ein Evan-gelienbnch. Sein goldenes Scepter und sein goldener Schild

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 25

1902 - Karlsruhe : Lang
wurden ihm zu Fützeu gestellt und darauf die Türe der Grabkammer. in die man noch kostbare Spezereien gelegt hatte, verschlossen und versiegelt?) Vii. Wie Karolinger nach Karl dem Großen. 1. Von Ludwig dem Frommen. Kaiser Ludwig der Fromme besaß nicht den großen Geist seines Vaters. Er war vielmehr schwach und wankelmütig. Zu den Regiernngsgeschästen hatte er wenig Neigung; er wollte lieber ein beschauliches Leben führen. Darum dachte er schon im vierten Jahre seiner Regierung daran, die Krone niederzulegen und in ein Kloster einzutreten. Er hatte drei Söhne; sie hießen Lothar, Ludwig, der später deu Beinamen der Deutsche erhielt, und Pipin. Lothar sollte die Kaiserwürde und den größten Teil des Reiches erhalten. Für ' die beiden andern Brüder wurden kleine Herrschaften bestimmt. Als dem Kaiser ein vierter Sohn geboren wurde, wollte er eine neue Teilung vornehmen, damit anch^ diesem eine Herrschast zukomme. Darüber wurden die älteren Söhne aufs äußerste erbittert. Sie kamen, jeder mit einem Kriegsheere, bei Colmar zusammen und faßten den Beschluß, vereinigt ihrem Vater zu widerstehen. Inzwischen hatte der Kaiser ein Heer gesammelt, um seine Söhne zum Gehorsam zu zwingen. Bei Sigolsheim, nicht weit von Colmar, wo das Flüßlein Weiß aus dem Gebirge heraustritt, ist eine weite Ebene; man nannte sie das Rotfeld. Hier schlugen das Heer des Kaisers und das vereinigte Heer seiner drei' Söhne ihre Lager aus. Ludwig der Fromme redete nun seinen Söhnen zu, abzulassen von ihrer Auflehnung; aber seine Mühe war vergeblich. Zuletzt schien dem Kaiser kein anderes Mittel mehr übrig zu bleiben, als die entarteten Söhne mit Waffengewalt zum Gehorsam zu zwingen. Aber schon hatte Lothar das sränkische Heer, das mit dem Kaiser gekommen war, durch Zureden und Versprechungen zum Treuebruch verleitet. Ludwig wurde von fast allen den Seinen verlassen ^und von Lothar gefangen weggeführt. Dies geschah am 30. Juni 833. Das Rotfeld erhielt von diesem Verrate den Namen Lügenfeld.**) Lothar führte feinen gefangenen Vater nach Soiffons. Hier wurde der unglückliche Kaiser in ein Kloster gesperrt und mußte viele und schwere Kränkungen über sich ergehen lassen. Als die beiden jüngeren Brüder Ludwig und Pipin dies vernahmen, *) Vgl. zu Kaiser Karls Geschichte im Anhang das Gedicht: Karl der Große; weiter vgl. das Gedicht: Kaiser Karls des Großen Begräbnis. **) Vgl. im Anhang das Gedicht: Das Lügenfeld, in dem der Dichter Stöber den Kampfplatz auf das Ochsenfeld bei Thann verlegt.
   bis 10 von 2796 weiter»  »»
2796 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 2796 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 136
1 47
2 102
3 58
4 156
5 167
6 46
7 217
8 225
9 38
10 340
11 200
12 63
13 53
14 66
15 78
16 158
17 58
18 183
19 178
20 55
21 125
22 64
23 78
24 72
25 94
26 80
27 143
28 143
29 76
30 168
31 151
32 17
33 78
34 162
35 71
36 120
37 717
38 135
39 84
40 59
41 57
42 93
43 76
44 51
45 242
46 265
47 198
48 151
49 54

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 66
1 198
2 34
3 111
4 100
5 203
6 126
7 128
8 44
9 161
10 45
11 122
12 76
13 52
14 108
15 38
16 315
17 818
18 45
19 82
20 124
21 174
22 44
23 224
24 152
25 76
26 148
27 43
28 104
29 80
30 119
31 27
32 34
33 20
34 76
35 14
36 53
37 144
38 142
39 131
40 75
41 106
42 235
43 132
44 72
45 173
46 42
47 40
48 104
49 91
50 49
51 49
52 68
53 13
54 97
55 80
56 83
57 25
58 109
59 86
60 59
61 60
62 29
63 38
64 65
65 152
66 29
67 95
68 113
69 73
70 164
71 134
72 73
73 216
74 88
75 73
76 141
77 305
78 66
79 74
80 107
81 63
82 132
83 197
84 191
85 79
86 115
87 72
88 29
89 81
90 67
91 84
92 435
93 51
94 231
95 77
96 103
97 56
98 276
99 13

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 52
1 33
2 41
3 30
4 32
5 39
6 95
7 35
8 89
9 84
10 83
11 28
12 67
13 61
14 72
15 14
16 50
17 7
18 56
19 119
20 7
21 36
22 32
23 6
24 90
25 49
26 46
27 33
28 114
29 31
30 56
31 53
32 43
33 266
34 58
35 30
36 51
37 19
38 15
39 47
40 88
41 15
42 90
43 64
44 41
45 12
46 109
47 60
48 49
49 26
50 67
51 88
52 22
53 13
54 25
55 130
56 34
57 22
58 40
59 223
60 24
61 37
62 45
63 25
64 54
65 36
66 14
67 29
68 67
69 0
70 49
71 56
72 73
73 31
74 21
75 62
76 16
77 40
78 30
79 53
80 74
81 382
82 22
83 29
84 117
85 54
86 18
87 25
88 43
89 64
90 25
91 71
92 0
93 94
94 22
95 65
96 156
97 106
98 20
99 20
100 260
101 21
102 100
103 57
104 19
105 25
106 37
107 67
108 18
109 37
110 60
111 36
112 49
113 41
114 50
115 17
116 47
117 13
118 55
119 90
120 22
121 106
122 34
123 37
124 127
125 68
126 27
127 110
128 28
129 47
130 29
131 149
132 48
133 114
134 46
135 17
136 94
137 60
138 19
139 98
140 57
141 24
142 99
143 88
144 64
145 49
146 27
147 27
148 19
149 2
150 39
151 53
152 126
153 28
154 34
155 70
156 89
157 80
158 22
159 37
160 21
161 27
162 19
163 29
164 32
165 53
166 82
167 34
168 32
169 32
170 26
171 127
172 18
173 95
174 39
175 313
176 40
177 171
178 15
179 122
180 36
181 27
182 75
183 184
184 48
185 18
186 33
187 70
188 67
189 103
190 20
191 117
192 78
193 59
194 34
195 80
196 68
197 31
198 17
199 46