Ii. Aus der Geschichte des deutschen Vaterlandes.
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einem Rasenplatze vor dem Thore sitzend, ihre Söhne zu seinen Füssen.
Da umarmte und küsste sie ihre Kinder und rief aus: „Gesegnet sei dein
Eingang in diese Stadt, denn ein grosses Volk wird hier dein Eifer dem
Herrn gewinnen. Siehe, ich selbst, die ich vor dir stehe, bin eine Christin,
was ich bisher nicht zu gestehen wagte.“ In ihrer Jugend hatte man sie
nämlich aus einem Christenlande geraubt und einem vornehmen Manne
vermählt. Otto ehrte die Mutter mit ihren Söhnen auf alle Weise. Die
Jünglinge beschenkte er mit feinen goldgestickten Röcken, mit goldenen
Gürteln und bunten Schuhen, die Mutter mit Pelzwerk.
Offen verkündete die Frau nun das Evangelium in ihrem Hause, und
alle nahmen die Taufe. Bald wurde die ganze Nachbarschaft für Otto und
seine Botschaft gewonnen. Schon drängte man sich zu dem Manne, der
für die Gefangenen das Lösegeld gab, die Hungrigen speiste, die Nackten
kleidete. Ähnliches hatte man zuvor in Pommern weder gesehen noch ge-
hört, am wenigsten von den Priestern der Götzen. Die Leute frohlockten
jetzt über die gute Botschaft, und nirgends begegnete Otto weiteren
Schwierigkeiten.
Nun schien es Zeit, die Götzenbilder und Tempel in Stettin zu zer-
stören. Der letzteren gab es vier, und der angesehenste, der dem Triglav
geweiht war, lag in der Mitte der Stadt auf ihrem höchsten Punkte. Otto
selbst legte mit seinen Genossen zuerst Hand an, aber bald machten sich
auch die Neubekehrten ans Werk. Viele Weihgeschenke waren hier auf-
gehäuft; man bot sie dem Bischof an, aber er wies sie zurück und über-
liess sie den Stettinern. Für sich behielt er nur die drei vom Rumpfe getrennten
Köpfe des Triglavbildes, die er später dem Papste nach Rom übersandte.
Auch die drei übrigen Tempel wurden dem Erdboden gleich gemacht. In
einem hatte das schwarze Ross des Triglav gestanden, aus dessen Tritt man
den Erfolg der Kriege zu weissagen pflegte Otto befahl, das Tier ausser-
halb des Landes zu verkaufen, um dem Aberglauben ein Ende zu machen.
Auch eine heilige Eiche wollte der Bischof fällen lassen; doch die Stettiner
baten für die Erhaltung des schönen weitschattenden Baumes, und ihre
Bitten fanden, als sie seiner heidnischen Verehrung zu entsagen versprachen,
bei Otto Gehör. Nach dem Sturz des Götzendienstes suchte Otto auch die
heidnischen Sitten zu beseitigen: das Verkaufen der Kriegsgefangenen als
Sklaven, die abscheuliche Sitte, die neugeborenen Mädchen zu töten und
die im Volke weit verbreitete Vielweiberei. Zugleich wurde der Bau zweier
Kirchen begonnen. Die eine, in der Nähe des alten Triglavtempels belegen,
empfing den Namen des heiligen Adalbert, die andere vor dem Thore wurde
den Aposteln Petrus und Paulus, den Schutzpatronen Bambergs, geweiht.
Otto bestellte Priester für diese Kirchen und versah sie mit Altargeräten.
Ganz Stettin schien eine christliche Stadt geworden zu sein; die Götzen-
priester und ihre Anhänger verkrochen sich.
Otto ging darauf über das Haff nach Wollin, wo man ihn nun nach
der Bekehrung Stettins feierlich einholte. Aller Widerstand der Götzen-
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Otto Otto Otto Otto_Gehör Otto Otto Petrus Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Pommern Stettin Rom Bambergs Stettin Wollin