Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
280
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
und Handlungshäuser, um Geschäfte zu vermitteln, sind angelegt worden
und haben ihre Thätigkeit sogleich beginnen können.
Der Suez-Kanal, ein wirklicher Meeresarm von 145 km Länge, der
nun wieder die alte zerstörte Verbindung zwischen dem Mittelmeer und
dem indischen Ozean hergestellt hat, beginnt bei Port Said und ist 8 m
lief und 100 m breit, also tief genug, um Schisse von größtem Tiefgang
aufzunehmen, und breit genug, daß die Schisse bequem einander ausweichen
können. Er besitzt außerdem weite Binnenhäfen, in denen ganze Flotten
vor Anker gehen können, und zwei prachtvolle Außenhäfen, von welchen
der bei Port Said nächst dem von Marseille der bequemste und sicherste
des ganzen Mittelmeers ist. Infolge der Anziehungskraft, welchen die
gewaltige, zu manchen Zeilen 12 000 Menschen beschäftigende Arbeit auf
die Bevölkerungen Ägyptens und Europas ausüben mußte, hat sich die
Wüste belebt und mit Gärten und Oasen geschmückt. Zwei ansehnliche
Städte, Port Said und Jsmailia sind aus dem Sande erstanden und über
40 000 Menschen haben sich in diesen Ebenen niedergelassen, in die sich
sonst der Wanderer nur zagend wagte. Was ist aber dieses erste Zu-
strömen gegen das, was nachfolgen wird, wenn erst der gesamte Schiffs-
verkehr diese neue Straße einschlagen wird, der bisher jährlich um das
Kap der guten Hoffnung seinen Weg nahm und so bis Triest einer
um 37, bis London und Hamburg um 24 Tage längeren Fahrzeit
bedurfte.
Die Frage ist nun eine wichtige, in wie weit die Schiffahrt im-
stande sein wird, den Vorteil, den der Kanal durch Abkürzung des Weges
bietet, durch Zeitersparnis und schnellen Handelsumsatz sich zu eigen zu
machen und dafür die nicht geringen Kanalgebühren zu zahlen? Die
Antwort ist lange streitig gewesen, sie stellt sich aber jetzt folgendermaßen
heraus.
Der Transport zwischen den ostasiatischen Küsten und europäischen
Häfen wird zum größten Teile noch immer durch Segelschiffe bewerkstelligt.
Für diese, welche auf günstige Winde angewiesen sind, wird der Kanal
nur von geringem Vorteil sein. Das Segelschiff verlangt ein breites Fahr-
wasser, um bei konträren Winden lavieren und kreuzen zu können. Wind-
stille und widrige Winde würden in dem schmalen Fahrwasser des Kanales
und des engen roten Meeres sogar eine längere Reisezeit fürchten lassen,
als auf dem offenen Ozean um das Kap der guten Hoffnung herum,
wo es günstige Meeresströmungen und veränderte Windrichtungen auf-
suchen kann.
Mit dem Dampfschiff verhält es sich anders. Dieses, von der Wind-
richtung unabhängig, vermag den schmälsten Wasserweg zu benutzen und
kann sich darum auch all der Vorteile bedienen, welche der Kanal bietet.
Und in der That, die Segelschiffahrt vermindert sich von Jahr zu Jahr
und die Dampfschiffahrt steigt in außerordentlichem Grade empor. Die
billigere Bearbeitung des Eisens, der leichtere Gewinn der Kohle, die
Zeitersparnis für den Umsatz, die Ersparnisse in der Versicherungssumme
und die Konkurrenz, schnell auf dem Markt zu erscheinen, sind stets
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Marseille Europas London Hamburg
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
360
O. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
Dämme oder Deiche halten den fürchterlichen Gegner ab, verheerend
über die menschlichen Wohnplätze sich zu ergießen. Diese Dünen, Dämme
und Deiche mit ihren zahlreichen Kanälen und Schleusen erhalten allein
dem Lande die Möglichkeit seiner Existenz.
Aber trotz all dieser Vorrichtungen, Zeugen einer ungebrochenen Aus-
dauer und Thatkraft, bekam das Meer in einzelnen Gegenden doch die
Oberhand und so geschah es, daß allmählich weite Ländereien wieder von
den Fluten in Besitz genommen wurden, auf denen vor Zeiten sich ein
gedeihliches Leben geregt hatte. So ist in historischen Zeiten die Zuider-
see zu seiner jetzigen Größe herangewachsen durch Eindringen des Meeres
im 13. und 14. Jahrhundert und das Haarlem er Meer ist im Laufe
eines Jahrhunderts um ca. 1500 tía gewachsen. Vor ca. dreihundert
Jahren (1530) umfaßte dasselbe einen Flächeninhalt von noch nicht ganz
5600 ha, im Jahre 1591 schon das doppelte und 1648 war es
auf 14 194 ha angewachsen. Damals schon wurden von dem Mühlen-
bauer Jan Leeghwater Vorschläge gemacht, mittels einer Anzahl von
100 Windmühlen durch Wasserschnecken das vorher eingedeichte Wasser
in das „9)" zu schaffen. Man unterließ aber seine Ausführung und das
Meer setzte seine Raubzüge fort. 1740 bedeckte es bereits 16 575 ha.
Cruquius und später Synden van Hemmen machte erneute Entwässerungs-
vorschläge ; aber sie kamen nicht zur Ausführung. Da kamen im November
und Dezember 1836 zwei entsetzliche Stürme, der eine, von Westen, trieb
am 29. November das Meer über seine Küste bis unter die Mauern von
Amsterdam; der andere, am Weihnachtstage von Osten kommend, jagte
es bis nach Leyden über einen Flächenraum von 7400 ha. Der
Schade war unermeßlich. Da endlich trat 1837 eine Kommission zur
Prüfung der vorliegenden Entwässerungsentwürfe zusammen und im Jahre
1840 begannen schon die Arbeiten zur Errichtung eines Ringdeiches und
Herstellung eines Kanales. Dieselben waren nach 8 Jahren beendet und
nun konnten die mittlerweile beschafften drei Riesendampsmaschinen, welche
zu Ehren der drei großen Trocknungsapostel Leeghwater, Cruquius und
Synden getauft worden waren, ihre Arbeit beginnen. Sie wurden der
Reihe nach eingestellt und arbeiteten so tüchtig, daß nach 39 Monaten
über 830 Millionen ehm gleich 17 Milliarden Ctr. Wasser fortgeschafft
waren und der frühere Meeresboden, trocken gelegt, nun wieder von neuem
mit Hacke und Spaten bearbeitet werden konnte.
Die Kosten der Trockenlegung bezifferten sich nahezu auf 14 Milt.
Gulden, die zu 2/3 durch den Verkauf von Ländereien wieder eingebracht
wurden. Nachdem der Erfolg die gehegten Erwartungen bei weitem über-
troffen hat, ist man in Holland noch kühner geworden. Hat man doch
bereits den Plan gefaßt, auch die Zuidersee auf dieselbe Weise wie das
Haarlemer Meer trocken zu legen. Die Kosten werden freilich so enorm
sein, — 180 Mill. holl. Gulden — daß nur der Staat die Unternehmung
machen kann. Aber der Boden Hollands würde um den achtzehnten Teil
seiner gegenwärtigen Ausdehnung vermehrt werden, und die neu entstehende
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Jan Leeghwater Cruquius
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
H. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt.
269
Heil dem kleinen Friesenstamme, der so treu die Insel liebt,
Und die grüne Meereswoge, die am Klippensaum zerstiebt;
Manch' Jahrhundert noch umbrause Wogenschwall die Felsenwand,
Segnend deine kühnen Söhne, sturmerprobtes Helgoland. —
Heinrich Zeise,
115. Eüfflutz des Meeres und der Ströme auf die Entwickelung
der Menschheit.
Das wogende Meer übl fast auf jedermann eine außerordentliche
Anziehungskraft aus, und diese hat gewiß einen großen Anteil an der
Besiedelung der Meeresküsten gehabt. Die Wilden, die stets dem ersten
unbewußten Triebe gehorchen, unterliegen insbesondere diesem Zauber.
Auf den noch von wilden Stämmen bevölkerten Inseln der Südsee ist
das Ufer ausschließlich bewohnt. In der That finden die Küstenbewohner
gerade im Meere und an seinen Ufern vorzugsweise ihre Nahrung und
zugleich ist ihnen der Verkehr am ehesten ermöglicht. Die zahllosen Fische
und Muscheln, welche das Meer in der Nähe der meisten Küsten beleben,
find eine reiche Quelle des Unterhalts. Der Strand und die Küsten--
gewässer bieten den Bewohnern die bequemsten Wege und gestatten ihnen
am leichtesten, Fische und andere Waren umzutauschen. Hier finden sich
darum die ersten Anfänge des Handels, der den ersten Anstoß zu jener
Bewegung gab, die sich in der Gegenwart nach allen Richtungen über
Länder und Meere erstreckt, um die zerstreuten Schätze zu sammeln und
ein Netz von Lebensadern zu schassen, das die Welt verjüngt.
Diese Leichtigkeit des Verkehrs, welche die rohen Völkerschichten an
den Jnselküsten zurückhält, muß natürlich einen noch weit stärkeren Einfluß
auf die beständig nach Austausch von Waren und Erfahrungen begierigen
civilisierten Nationen ausüben. So sind die kleinen Antillen und andere
Inseln des atlantischen Ozeans fast nur an den Außenrändern bewohnt,
obgleich die Ansiedler ein Interesse daran gehabt hatten, die hochgelegenen
Thäler des Innern aufzusuchen, um dort ein ihrer Heimat ähnliches Klima
zu finden. Ebenso häuft sich auf dem Festlande die Bevölkerung gerne
in der Nähe der Küsten an. Auch im Innern der Länder siedeln sich
die Menschen vorzugsweise an den Ufern von Seeen, die gleichsam Ozeane
im kleinen sind, oder längs den Ufern der Bäche und Flüsse an, welche
die Chinesen so treffend als „Kinder des Meeres" bezeichnen. Häuser,
Gärten, Äcker umsäumen ununterbrochen die beiden Ufer jedes Stromes
des gemäßigten Europa und Dörfer und Städte entstehen am liebsten an
der Vereinigung von Zuflüssen mit dem Hauptstrom. Man hat mit Recht
den Rhein, die Rhone, die Themse, die Seine als lange, fiießende Straßen
bezeichnet, welche die Städte unter einander verbinden. Der Bodensee,
der Züricher- und Genfersee sind ebenfalls von Häusern und Gärten um-
gürtet. Am Ostende des Genferseees, von Vevey bis Villeneuve, ver-
knüpfen Villen, Hotels, Lusthäuser die Dörfer und Städte zu einer einzigen
Prachtstadt, und wahrlich ist es hier die Schönheit der Natur noch mehr,
als der Vorteil der Schiffahrt gewesen, was diese herrlichen Ufer zu einem
der volkreichsten Plätze Europas gemacht hat. Ebenso ist es der wunder-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: H._Kulturbilder Heinrich_Zeise Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Helgoland Europa Rhein Vevey Europas
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
n. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
277
wegen der nie zu unterbrechenden Schiffahrt durch eine Brücke nicht zu
vermitteln war. Aber die Ausführung wurde wegen unübersteiglicher
Schwierigkeiten aufgegeben. Aus gleichen Ursachen kam ein im Jahre 1805
entworfener Plan in der Nähe des fetzigen Werkes nicht zur Ausführung.
Dennoch sank den beharrlichen Engländern der Mut nicht. Der von
Jsambert Brunel (einem geborenen Franzosen) entworfene Plan wurde
1824 vom Parlament genehmigt und der Bau sofort begonnen, der trotz
gewaltiger Schwierigkeiten und zweimaligen Eindringens der Themse, die
eine Unterbrechung von sieben Jahren (1828—1835) zur Folge hatten,
siegreich durchgeführt wurde. Der 1813 eröffnete Tunnel besteht aus
zwei gewölbten Gängen von Backstein, deren einer für die von Norden
nach Süden, der andere für die von Süden nach Norden Gehenden be-
stimmt ist. Die Länge des ganzen, durch Gaslampen erleuchteten tonnen-
förmigen Schlundes beträgt 400 m, die lichte Breite jedes Ganges mir
Einschluß des seitwärts laufenden Fußweges etwa 4 m, die Dicke der
Erde zwischen der Krone und dem Flußbette etwa 5 m. Die Einnahmen
(6000 Pfund Sterling jährlich) decken kaum die Kosten der Unterhaltung
und Beleuchtung; denn bei dem mühseligen Auf- und Absteigen über
Wendeltreppen entspricht die Frequenz nicht den ursprünglich gehegten Er-
wartungen. Dieser alte Themsetunnel ist nun dem Eisenbahnverkehr
übergeben worden. In der Zwischenzeit ist ein neuer Tunnel unter
der Themse zur Vollendung gediehen, der mit einem Kostenaufwande von
nur 16 Ooo Pfund Sterlingen fertig gestellt wurde, während das Unter-
nehmen Sir I. Brunels 454 Ooo Pfund Sterlinge verschlang. Der
neue Tunnel ist nicht auf den Fußgängerverkehr berechnet, sondern der
Weg von einem Ufer zum andern wird durch eine Art Omnibus zurück-
gelegt. Die Fahrt unter der Themse nimmt nur eine Minute in Anspruch
und der Weg von einer Station zur andern etwa drei Minuten. Diese
Stationen an beiden Ufern sind kleine Rotunden, in welchen die Passagiere
mittelst Hebemaschinen durch einen 18 m tiefen Schacht hinabgelassen
werden, um darauf ihren Platz in dem bereitstehenden Omnibus einzu-
nehmen. Gefahr für die Passagiere ist nicht vorhanden, da einerseits die
Hebemaschinen derartig konstruiert sind, daß .sie im Falle eines Unfalls
sofort zum Stillstehen gebracht werden und der Tunnel selber andererseits
nur einen Schienenweg enthält, auf welchem ein einziger Wagen die Hin-
und Rückfahrt macht. Die Triebkraft ist die Gravitation, unterstützt durch
eine kleine stationäre Dampfmaschine. Der Tunnel hat nämlich an jeder
Seite eine Senkung, auf welcher der Omnibus sich bis zum niedrigsten
Punkte in der Mitte und noch ein gutes Stück Weges wieder bergauf
bewegt; hier wird das Fuhrwerk dann durch ein Seil der Dampfmaschine
aufgefangen und zum andern Ende gebracht. Der ganze Tunnel ist aus
Eisen gefertigt, welches von einer 2,4 cm dicken Cementlage umgeben ist.
W. Pütz.
119. Der Suez-Kanal.
Wie eine unüberschreitbare Naturgrenze liegt seit Jahrtausenden die
Landenge von Suez, zwei Meere von einander scheidend da, die Wasser-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
349
gesprochen. Die Holländer müssen es sich schon gefallen lassen, bei dieser
Betrachtung ebenfalls als deutsche Männer zu gelten; jedenfalls erscheint
es uns nicht als ein Abfall von seiner nationalen Bedeutung, wenn unser
Rhein die letzten 150 km seines Laufes in der Tiefebene der Mynheers
dahinschleicht. Es läßt sich ein Gleiches von den übrigen deutschen Flüssen
nicht sagen. Die allerdings nur deutsches Land durchströmende Weser ist
zu unbedeutend, um hier in Frage zu kommen; die oberen Quellflüsse der
Elbe durchfließen zum guten Teil czechisches, wie die Oder, oder doch ihr
Hauptnebenfluß, die Warthe, polnisches Land, und die Donau durchströmt
in ihrem ganzen Mittel- und Unterlaufe die Tiefebenen von Ungarn und
Rumänien und verliert dadurch völlig das Gepräge eines deutschen Stromes.
Hinter Wien hört deutsche Art und deutscher Fleiß auf und abgesehen
von Preßburg, Ofen-Pesth, Semlin-Belgrad und Galatz spiegelt sich auf
einer Strecke von 1875 km keine größere Stadt in den Fluten der
Donau; ihre an und für sich durch Klippen, reißendes Gefälle, schwieriges
Fahrwasser der Schiffahrt ungünstige Verkehrsstraße ist fast verödet; sie
ist als Ader für die Kulturströmung Europas so gut wie wertlos. Ganz
anders der Rhein. Sein Gefälle ist der Art, daß es die Thalfahrt fördert,
ohne die Bergfahrt zu hindern; schiffbar von Basel bis zum Meer, sieht
er einen reichen Kranz gewerbsamer Städte, fruchtbarer Landstriche an
seinem Ufer liegen; der lebendigste Verkehr herrscht aus der Flut, wie auf
den Eisenstraßen zu beiden Seilen; das Oberland schickt sein Holz, sein
Obst, seinen Wein stromab, das Niederland seine Kohlen und die Er-
zeugnisse des überseeischen Weltverkehres stromauf, ein endloses Leben wogt
aus und ab.
Und, um diese Betrachtung der natürlichen Verhältnisse des Rhein-
thales abzuschließen, das Rheinland hat zugleich ^as Glück, das schönste
Klima Deutschlands zu besitzen. Mein Winter ist nicht so hart, sein
Sommer nicht so heiß wie etwa in Berlin und München. Der Frühling
kommt am Rhein früher, als im Ostland und der Herbst hält länger an.
So geschieht es, daß der Norddeutsche, der Thüringer, Brandenburger,
Schlesier sich in einen Frühlingsgarten versetzt glaubt, sobald er den
Boden des Rheinthales betritt; er sah daheim die ersten grünen Birken
sprossen, und findet nach einer Nachtfahrt die volle Baumblüte; die Rebe,
die ihm auch in guten Jahren nur saure Früchte trug, sie bedeckt ganze
Berglehnen und ist überschüttet mit edlen Trauben; der Nußbaum säumt
als stattlicher Baum die Landstraßen; die zahme Kastanie bildet an den
warmen Hängen des Taunus, der Hardt und des Königstuhls ganze
Gehölze und der Mandelbaum streckt seine rosenfarbenen Blütenzweige als
Erstlinge des Frühlings über die Gartenmauern.
Geben schon diese natürlichen Vorzüge dem Rheine eine gewisse Aus-
nahmestellung unter den deutschen Strömen, so wird dieselbe noch erhöht
durch die Bedeutung, welche dem Rheinlande in der Geschichte des deutschen
Reiches zukommt. Das Rheinland ist die Wiege der deutschen Reichs-
geschichte; bis an den Rhein dehnte der Römer seine Herrschaft aus; an die
Römerfestungen des linken Rheinufers lehnten sich die ersten Städte an;
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Ortsnamen: Donau Ungarn Wien Ofen-Pesth Semlin-Belgrad Donau Europas Rhein Basel Rheinland Deutschlands Berlin Rhein Rheinthales Taunus Rheine Rheinlande Rheinland Rhein Rheinufers
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
288
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
hin und zurück in 103 Tagen. Als aber die Dampfer kamen, waren die Segelschiffe
verloren. Warum? Der Exporteur zahlt gern einige Schillinge per Ton mehr für
den Dampfer, hat er dann doch das angelegte Kapital in der halben Zeit, ja oft in
einem Drittel der Zeit wieder in Händen, kann dasselbe also um so viel öfter benutzen.
Obendrein können heutzutage Dampfer fast billiger fahren als Segelschiffe; wenn sie
auch bei weitem größere Kosten haben, so nehmen sie dafür auch eine um so größere
Ladung ein und brauchen zur Beförderung derselben verhältnismäßig geringere Mann-
schaft als die Segelschiffe. Der Dampfer „Bahia" von der Hamburg-Südamerika-
mschen Dampfschifsahrts-Gesellschast brachte z. B. einmal 36m0 Sack Kaffee an die
Stadt und hatte noch genug Beiladung, um eine anständige Bark damit anzufüllen;
hätte die ganze Ladung im Segelschiffe befördert werden sollen, so wären dazu fünf
bis sechs der Hamburger Durchschnittsgröße nötig gewesen, mit Gesamtmannschaften
von mindestens 75 Personen, während der Dampfer nur etwa 40 Mann in allem führt.
Bei kürzeren Reisen macht sich die Schwerfälligkeit des Segelschiffs im Vergleich
zum Dampfer noch unangenehmer geltend. Es fährt nicht bloß langsamer, es kann
auch nicht so rasch Ladung einnehmen und wieder los werden, weil ihm die Dampf-
winden fehlen. Man rechnet, daß, während ein Kohlendampfer die Fahrt zwischen
der Elbe und England 35- bis 40mal im Jahre macht, ein Segelschiff höchstens acht
oder neun Reisen zu vollbringen imstande ist.
Auf diese Weise zieht die Dampfschiffahrt nach und nach fast alle Gegenstände
des Weltverkehrs in ihre Kreise. „In den Gewässern Europas," sagt ein Fachmann,
„giebt es fast keine Ladung mehr, welche nicht, falls sie nur in genügender Menge
vorhanden, ihren Dampfer fände. Schwellen, Dielen, Planken, Schwefelkies, —
kurz, was es auch sein möge, es geht bereits mit Dampf und selbst der schwarze
Diamant, die Steinkohle, ist seit Jahren zu dem Rang einer Dampferladung auf-
gestiegen."
Das Welthandelsereignis, welches den Übergang zur Dampfschiffahrt unwider-
stehlich nach sich zog, war die Eröffnung des Suez-Kanals.*) Die gewaltige Ab-
kürzung des Weges zog von selbst die Anwendung des schnellsten Beförderungsmittels
nach sich und es stellte sich bald heraus, daß nur Dampfer die Kanalabgaben be-
zahlen konnten. So ward auf der zweitwichtigsten Welthandelsstraße das Segel
definitiv geschlagen.
Auf der wichtigsten, dem Wege zwischen Europa und Amerika, hat der Dampf
sich wenigstens der einträglichsten Hinbeförderung, derjenige der Auswanderer, bereits
so gut, wie ganz bemächtigt. Der Hauptplatz für ihre Einschiffung in Deutschland
ist bekanntlich' Bremen. 1856 war dort die regelmäßige Dampferlinie nach New-
Uork im Entstehen, aber mir erst 1409 Personen (4% Gesamtzahl) gingen in dem
Jahre unter Dampf hinüber. Aber bald lernte die Massenauswanderung den Vor-
zug der schnelleren, pünktlicheren und sicheren Reise würdigen, obwohl er mit höherer
Fracht vergütet werden mußte. In 10—14 Tagen hinüberzukommen statt der drei-
fachen oder noch längeren Zeit hieß Arbeitszeit gewinnen, die Seereise gesunder über-
stehen und nicht entfernt derselben Lebensgefahr ausgesetzt sein, wogegen der Preis-
unterschied nicht in Betracht kam. So ging schon nach 5 Jahren (1861) ein Sechstel
aller von Bremen aus beförderten Auswanderer unter Dampf hinüber; nach weiteren
Jahren 1866 bereits fast die Hälfte (46%); 1871 aber nicht weniger als 84% und
1876 sogar 99,86°/« oder so gut wie die Gesamtheit. Das heißt: für die trans-
atlansische Auswanderung existiert die Segelschiffahrt nicht mehr.
Natürlich ist die Auswandererbeförderung dadurch für die deutsch-amerikanische
Dampfschiffahrt eine Art Lebensfrage geworden. Als sie jahrelang stark abfiel
(September 1873) hörte der Norddeutsche Lloyd und seine Hamburger Schwestergesell-
schaft auf Dividende zu zahlen. Die Adlerlinie mußte mit schweren Verlusten ein-
gehen. Aber aus der Not entwickelten sich neue Betriebsmethoden. Die Auswanderer-
dampfer wurden allmählich in Frachtdampfer umgewandelt; und statt bloß in be-
stimmter, vorher öffentlich angekündigter Linie von einem festen Hafen zum andern
zufahren, gaben sie die aufgelegten Schiffe, um sie nur nicht länger still liegen zu
*) Siehe Nr. 119 „Der Suez-Kanal."
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Schwefelkies
Extrahierte Ortsnamen: England Europas Europa Amerika Deutschland Bremen New-
Uork Norddeutsche_Lloyd
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
290 Ii- Kulturbilder aus Welt und Werfftatt.
der Dampfschiffe lehrt ihre Besatzungen mindestens mehr Meere, Küstenaewässer und
Häfen kennen.
Mit der Beschleunigung des Betriebes, die der Dampf herbeiführt, treten endlich
auch neue und erhöhte Gefahren auf. Je mehr, Dank dem Dampfe, auf pünktliche
Ankunft und Ablieferung gehalten werden kann, destoweniger lassen -die Schiffsführer
sich durch Nebel, Dichügkeit des Verkehrs oder verhältnismäßige Unbekanntheit des
Fahrwassers hindern, mit voller Kraft zu fahren, desto leichter rennen sie selbst also
mit ihrem Fahrzeuge auf eine Sandbank oder Klippe und stoßen sie mit einem Fahr-
zeuge zerstörend zusammen. Zahlreiche schwere Unfälle sind auf diese Art schon vor-
gekommen, deren unmittelbare oder mittelbare Ursache die Anwendung des Dampfes
war. Pessimistisch denkende oder gern nach rückwärts schauende Seelen mögen deshalb
in dieser großen Verbesserung ihr Haar finden. Die Menschheit als ganzes, ihrem
treibenden Geiste und ihrer bewußten Mehrzahl nach, wird sich dadurch nicht beirren
lassen. Mit dem Dampfe wird sie vorwärts streben und wenn nicht immer mit
Dampf, so doch bei jedem halbwegs günstigen Winde unter vollen Segeln ihrer win-
kenden, goldenen Zukunft entgegen eilen. ' August Lammers.
123. Postdampferfahrt um die Erde.
Seit 1866 reichen die nordatlantischen Dampfschiffahrts-Linien der
orientalischen über den großen Ozean hinüber die Hand und es ist damit
die Möglichkeit gegeben, mit Benutzung der Eisenbahnen über die Land-
engen von Suez und Panama die ganze Reise um die Erde in sehr kurzer
Zeit auf Postdampfern zu machen. Wir wollen in Gedanken eine solche
Reise unternehmen.
Nachdem wir von England aus in einem der kleinen Kanaldampfer
in 2 Stunden von Folkestone nach Boulogna übergesetzt sind und Frank-
reich in 24 Stunden durchflogen haben, betreten wir in Marseille eins
der großen prachtvollen Schiffe der kenin8ular and Oriental Steam
Navigation Company und dampfen in 6 Tagen über Malta nach
Alexandrien. Mit der französischen Linie über Messina würden wir
V2 Tag länger brauchen, dagegen könnte man die Reise dadurch etwas
abkürzen, daß man die italienische Route bis Brindisi benutzte und die
Überfahrt von dort nach Alexandrien in 82 Stunden bewerkstelligte; denn
schon jetzt (1867) kann man Paris 12 Stunden nach Abgang der in-
dischen Post verlassen und kommt über Brindisi doch noch abends vor
dem Eintreffen derselben nach Alexandrien.
Bis Alexandrien haben wir also 7 Tage gebraucht. Nun durch-
sausen wir, unbekümmert um Pyramiden und Mumien, Ägypten auf der
Eisenbahn in 10 Stunden bis Suez. Hier erwartet uns abermals ein
Dampfer der Peninsular and Oriental Steam Navigation Compay, der
uns in 6 Tagen durch das heißeste Becken der Erde, das rote Meer
nach Aden bringt. Aden, in dem schwarzen Felsenkessel eines ausgebrannten
Kraters belegen, ohne Wasser, ohne Vegetation, eine Hölle auf Erden,
ist das große Kohlendepot der Dampferlinien; dahin gehen von England
ganze Flotten von Kohlenschiffen, um den ungeheueren Bedarf der Post-
dampfer zu befriedigen. Da wir uns auf dem englischen und nicht auf
dem konkurrierenden französischen befinden, so könnten wir von Aden links
in 8 Tagen nach Bombay oder rechts in 12 Tagen nach der Insel
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Suez Panama England Boulogna Marseille Malta Messina Brindisi Paris Brindisi Suez England Bombay
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
359
größere und eine Menge kleinere Kanäler „Grachten", die eben so viele
Lebensadern des Verkehrs sind, durch die Stadt; sie selbst steht auf 90
Inseln, die durch 290 Brücken verbunden sind. Aber bei näherer Be-
sichtigung schwindet die Parallele bedeutend. Fürs erste sieht man auf
einen Blick, wie in Venedig für Kunst und Schönheit, hier fast nur für
Nutzen und Bedürfnis gebaut wurde. Venedig steigt unmittelbar aus dem
Wasser, ist nur „Wasser und Stein", kein Fleck für etwas Grünes, kein
Raum, sich neben dem Wasser umzukehren, die wenigen öffentlichen Plätze
abgerechnet. Der Holländer aber suchte Land zu gewinnen, Raum für
breite Straßen und feinen Lieblingsanblick, grüne Bäume, abgesehen davon,
daß der Rücken seiner Hauptstadt an festes Land stößt. Und welcher Unter-
schied zwischen den kirchlichen Gebäuden Venedigs mit ihrem reichen künst-
lerischen Schmuck im Innern und den holländischen, namentlich den Amster-
damer Kirchen, wo alles Bildwerk seit der Reformation, namentlich durch
die Bilderstürmer 1578, verschwunden ist und nur Gräber die weißen
Wände zieren. Endlich vollends der südliche Hauch, der über Leben und
Treiben des gondelfahrenden Venetianers schwebt, während der Holländer
nur schwere Schiffe mit brauchbaren Dingen schleppt und überhaupt die
personifizierte Prosa in allen seinen Verrichtungen ist.
Schon vor alten Zeiten sind verschiedene Docks, d. h. Hafenbassins
aus dem P ausgeschnitten, wovon die berühmtesten das Reichsdock und
der Freihafen sind; dazwischen liegt eine weite Wasserfläche durch Pfähle
eingepfercht. In neuerer Zeit sind dazu zwei großartige Docks, das östliche
und westliche gekommen, die wohl an 1000 größere Schiffe bergen könnten.
So ist die ganze Nordseite der Stadt, so zu sagen, zu einem großen
Hafen umgeschaffen. Dazu kommt nun noch ein großartiger Bau für die
leichte Zu- und Abfahrt der Schiffe. Die Zuidersee ist sehr stürmisch
und so lange bloß dieser Weg offen stand, mußten die Schiffe oft Monate
und Wochen harren, bis sie günstig durchkamen. Nun ist durch Nord-
holland der große Nordkanal gegraben, der 3 m unter dem gewöhnlichen
Meeresstande und 521/2 km lang vielleicht nicht seines gleichen in der
Well hat. Man sieht, welch eine Energie und welche Kosten die
Holländer daran wendeten, sich den ungeschmälerten Besitz des Handels
zu erhalten. ' Nach I. G. Kohl.
155. Die Trockenlegung des Haarlemer Meeres.
Eines der großartigsten Pumpwerke ist in jüngster Zeit thätig ge-
wesen, um das sogen. Haarlemer Meer auszuschöpfen, und die Ländereien,
welche dieses nach und nach verschlungen halte, wieder für Wohnung und
landwirtschaftlichen Betrieb zu gewinnen. Es ist bekannt, daß in jenen
Gegenden, welche durch Anschwemmungen des Rheinstroms entstanden sind,
im Rheindelta, das feste Land sich nur wenig über die mittlere Höhe des
Meeres erhebt und daß ein großer Teil der Niederlande unter dem
Niveau der Fluthöhe liegt. Teils ein von Wind und Meer selbst aufge-
bauter Dünen wall, teils mühsam hergestellte und sorgfältig unterhaltene
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Iii. Deutsches Land und Volk.
185
sieht an seinen Ufern auf gleiche Weise Kunst und Natur, geschichtliche
Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem erhabensten und
herrlichsten centralen Gebiete des mächtigen Alpengürtels hangen an
himmelhohen Felsgipfeln mehr als dreihundert Gletscher, die dem Rhein
ihre vollen, tobenden Gewässer zusenden. Wo sie aus dem Gebirge
hervortreten, da beruhigen und läutern sich die ungestümen Alpensöhne
in etwa fünfzehn der grössten und schönsten Seeen, unergründlichen,
smaragdenen Becken, die hier von unerklimmbaren Felsen eingeengt,
dort von Rebenhügeln und grünen Matten umkränzt sind, darunter einer
fast wie das Meer unabsehbar. Kristallhelle Fluten entströmen diesen
Seeen in raschem, doch schon ruhigerem Laufe. Bald in einem Bette ver-
mischt, wogen sie mächtig und friedlich dahin, durch lachende Fluren,
an stattlichen Schlössern, hohen Domen, kunstreichen, belebten Städten
vorbei, denen sie reiche Lasten zuführen. Hohe Waldgebirge winken
lange aus blauer Ferne, spiegeln sich dann in dem herrlichen Strome, bis
er die weite, schrankenlose Ebene betritt und nun dem Schosse des
Meeres zueilt, ihm mächtige Wasserspenden zu bringen und sich dafür
in seinem Gebiet ein neues Land zu erbauen.
An den Wiegen des Rheins erklingen die Gesänge armer, aber
freier und froher Hirten; an seinen Mündungen zimmert ein ebenso freies,
dabei reiches, kunstsinniges, gewerbfleifsiges, unternehmendes Volk seine
schwimmenden Häuser, die die fernsten Länder und Meere beschissen
und einst beherrscht haben. Wo ist der Strom, der eine Schweiz an
seinen Quellen, ein Holland an seinen Mündungen hätte, den seine Bahn
so durch lauter fruchtbare, freie, gebildete Landschaften führte? Haben
andere weit grössere Wasserfülle und Breite, so hat der Rhein klare,
immer volle, sich fast gleich bleibende Fluten, so ist seine Breite gerade
die rechte, hinreichend für Floss und Schiff, für allen Verkehr der Völker,
und doch nicht so gross, dass sie die beiden Ufer von einander schiede,
dass nicht der erkennende Blick, der laute Ruf ungehindert hinüberreichte.
Mächtig und ehrfurchtgebietend erscheint er als ein bewegter Wasser-
spiegel, in den heitersten Rahmen gefasst, nicht als eine wässerige Öde
mit nebligen Ufern.
Der Rheinstrom ist recht eigentlich der Strom des mittleren Europas.
In seinem Quellgebiete berühren sich Burgund, Italien, das südliche
Deutschland. Seine oceanische Niederung schiebt sich zwischen den
Norden Frankreichs und die Ebenen des alten Sachsenlandes ein und
führt zu den britischen Inseln hinüber. Aus der schönen Stromebene
des mittleren Rheines, einem bergummauerten Centralgebiet, führen
natürliche Wasserstrafsen durch lange, enge Felsenthore zu reichen,
herrlichen Landschaften, tief in das innerste Deutschland und Frankreich
hinein. Die Mosel auf der linken, der Main auf der rechten Seite ver-
binden Franken und Lothringen. Der Rheinstrom selber aber und seine
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rheins Rhein Rheinstrom Europas Burgund Italien Deutschland Frankreichs Rheines Deutschland Frankreich Main Lothringen Rheinstrom
Iv. Aus der weiten Welt.
231
aut ihren ehemaligen Wällen häufig den Dörfern. Die holländische Stadt aber ist
eigentümlich wie die holländische Landschaft.
Feierlich grüfst uns das Glockenspiel der Kirchtürme, das unvermeidlich alle
Viertelstunden sich wiederholt. Die Strassen sind von denen in Deutschland sehr ver-
schieden. Jede, mit hellen Ziegelsteinchen, den sogenannten Klinkern, aufs zierlichste
gepflastert, ist rein und glatt wie ein Tanzboden. Die Häuser zu beiden Seiten sind
immer nur klein und bescheiden, zwei bis vier Fenster in der Front, oft noch alter-
tümlich mit seltsam verschnörkelten Giebeln und vielgestaltigen Schornsteinen. Es
sind nirgends Paläste und nirgends Kasernen. Aber schmuck nimmt sich ihre einfache
Vorderseite, die dunkelrote oder braune backsteinerne Wand doch aus; in blendend
weifsen Einfassungen heben sich die übergrofsen Fenster mit funkelnden Spiegel-
scheiben und mit den frischgrünen Läden zur Seite eigentümlich ab. Hinter den
Fenstern, namentlich in dem sehr niedrigen Erdgeschosse, lässt sich stets eine üppige
Blumenpracht erkennen. Aussen am Fenster sieht man mehrere schräg gegen einander
gestellte Spiegel angebracht, die die Strasse beherrschen und den Bewohnern alles
verraten, was dort vorgeht; es sind ihre Spione oder Spionnetjes, wie sie diese sehr
bezeichnend nennen, ohne die fast kein holländisches Wohnhaus gedacht werden kann.
Hohe schattige Linden durchziehen die meisten Strassen in einer Doppelreihe; und
dazwischen gehen wieder die schnurgeraden Kanäle entlang, die sich in der ganzen
Stadt nach allen Richtungen kreuzen. Die Strassen mögen öde und leer erscheinen;
aber auf den Kanälen lebt und wimmelt es von Booten und hochragenden Masten
und dreifarbigen Flaggen. Es ist dieser ewige Wechsel von Land und Wasser, und
dieser bunte, keineswegs grelle Farbenwechsel, der der holländischen Stadt, auch der
kleinsten und stillsten, Leben verleiht, der sie jedenfalls nicht einförmig erscheinen lässt.
Dies gilt im allgemeinen; es ist der Charakter aller Städte; aber daneben hat jede
ihre Besonderheiten. Auf einem engen Raume sind in Holland die grossen Handels-,
die Universitäts-, die übrigen Städte zusammengedrängt. Eine Beschreibung der
einzelnen würde indes zu weit führen. Die schönste Stadt ist nicht das handelsstolze,
aber grau gewordene Amsterdam, sondern der Haag, die Residenz, ist die schönste
und lustigste Stadt. Neben stattlichen, breiten Strassen und Plätzen, die mitten in
einem englischen Parke zu liegen scheinen, befinden sich enge, teils altertümliche,
aber stets überaus saubere Gassen, mit grofsartigen Läden. In der nächsten Umgebung
des Haag sind die Überreste eines Urwaldes, der einst die holländische Küste bedeckte
— fünfhundertjährige Rieseneichen. Durch das Dunkel der Waldung schimmern aber
die weifsen Dünen, die die Nähe der See verraten, die Dünen, diese dreifache Kette
von fünfzig bis zweihundertfünfzig Fuss hohen Hügeln, die der Wind in Jahr-
hunderten aus dem Meeressand aufgeworfen hat. Unabsehbar säumen und schützen
sie heute die flandrische und holländische Küste. Es ist das langgestreckte, kahle, nur
auf der Landseite mit Schilfgras und dürren Tannen mühsam bepflanzte Gebirge der
Niederlande. Dahinter liegt das Meer. Von weitem schon hört man es brausen.
Man sollte meinen, himmelhohe Wogen müssten hier heranstürmen, das Ufer peitschen
und daran zerschellen. Das ist nicht der Fall. Flach fallen die Wellen gegen den
Strand ab in leichtem Gekräusel; eben noch mannshoch, wütend und erregt, werden
sie im Nu kleinmütig, langsam und sterben mit sanftem Gemurmel dahin. Über die
Dünen hinweg bis an den feuchten Rand kann man hinantreten an die holländische
See, die Nordsee, die sich ewig verändert und ewig gleich bleibt, die farblos ist und
doch in allen Farben schimmert. Diese Stunde ist sie hell und glatt wie ein Spiegel,
in der nächsten zerrissen und durchfurcht; sie kann öde erscheinen und zieht den
Menschen doch ewig an; sie ermüdet den Blick und fesselt ihn unwiderstehlich.
Sieht man lange hinein, dann wächst sie, wird grösser, breiter, tiefer, grenzenlos. —
Von der ewigen und mächtigen See nehmen wir Abschied; wir halten uns nicht
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland Amsterdam Niederlande Nordsee