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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 280

1882 - Kiel : Homann
280 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. und Handlungshäuser, um Geschäfte zu vermitteln, sind angelegt worden und haben ihre Thätigkeit sogleich beginnen können. Der Suez-Kanal, ein wirklicher Meeresarm von 145 km Länge, der nun wieder die alte zerstörte Verbindung zwischen dem Mittelmeer und dem indischen Ozean hergestellt hat, beginnt bei Port Said und ist 8 m lief und 100 m breit, also tief genug, um Schisse von größtem Tiefgang aufzunehmen, und breit genug, daß die Schisse bequem einander ausweichen können. Er besitzt außerdem weite Binnenhäfen, in denen ganze Flotten vor Anker gehen können, und zwei prachtvolle Außenhäfen, von welchen der bei Port Said nächst dem von Marseille der bequemste und sicherste des ganzen Mittelmeers ist. Infolge der Anziehungskraft, welchen die gewaltige, zu manchen Zeilen 12 000 Menschen beschäftigende Arbeit auf die Bevölkerungen Ägyptens und Europas ausüben mußte, hat sich die Wüste belebt und mit Gärten und Oasen geschmückt. Zwei ansehnliche Städte, Port Said und Jsmailia sind aus dem Sande erstanden und über 40 000 Menschen haben sich in diesen Ebenen niedergelassen, in die sich sonst der Wanderer nur zagend wagte. Was ist aber dieses erste Zu- strömen gegen das, was nachfolgen wird, wenn erst der gesamte Schiffs- verkehr diese neue Straße einschlagen wird, der bisher jährlich um das Kap der guten Hoffnung seinen Weg nahm und so bis Triest einer um 37, bis London und Hamburg um 24 Tage längeren Fahrzeit bedurfte. Die Frage ist nun eine wichtige, in wie weit die Schiffahrt im- stande sein wird, den Vorteil, den der Kanal durch Abkürzung des Weges bietet, durch Zeitersparnis und schnellen Handelsumsatz sich zu eigen zu machen und dafür die nicht geringen Kanalgebühren zu zahlen? Die Antwort ist lange streitig gewesen, sie stellt sich aber jetzt folgendermaßen heraus. Der Transport zwischen den ostasiatischen Küsten und europäischen Häfen wird zum größten Teile noch immer durch Segelschiffe bewerkstelligt. Für diese, welche auf günstige Winde angewiesen sind, wird der Kanal nur von geringem Vorteil sein. Das Segelschiff verlangt ein breites Fahr- wasser, um bei konträren Winden lavieren und kreuzen zu können. Wind- stille und widrige Winde würden in dem schmalen Fahrwasser des Kanales und des engen roten Meeres sogar eine längere Reisezeit fürchten lassen, als auf dem offenen Ozean um das Kap der guten Hoffnung herum, wo es günstige Meeresströmungen und veränderte Windrichtungen auf- suchen kann. Mit dem Dampfschiff verhält es sich anders. Dieses, von der Wind- richtung unabhängig, vermag den schmälsten Wasserweg zu benutzen und kann sich darum auch all der Vorteile bedienen, welche der Kanal bietet. Und in der That, die Segelschiffahrt vermindert sich von Jahr zu Jahr und die Dampfschiffahrt steigt in außerordentlichem Grade empor. Die billigere Bearbeitung des Eisens, der leichtere Gewinn der Kohle, die Zeitersparnis für den Umsatz, die Ersparnisse in der Versicherungssumme und die Konkurrenz, schnell auf dem Markt zu erscheinen, sind stets

2. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 360

1882 - Kiel : Homann
360 O. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Dämme oder Deiche halten den fürchterlichen Gegner ab, verheerend über die menschlichen Wohnplätze sich zu ergießen. Diese Dünen, Dämme und Deiche mit ihren zahlreichen Kanälen und Schleusen erhalten allein dem Lande die Möglichkeit seiner Existenz. Aber trotz all dieser Vorrichtungen, Zeugen einer ungebrochenen Aus- dauer und Thatkraft, bekam das Meer in einzelnen Gegenden doch die Oberhand und so geschah es, daß allmählich weite Ländereien wieder von den Fluten in Besitz genommen wurden, auf denen vor Zeiten sich ein gedeihliches Leben geregt hatte. So ist in historischen Zeiten die Zuider- see zu seiner jetzigen Größe herangewachsen durch Eindringen des Meeres im 13. und 14. Jahrhundert und das Haarlem er Meer ist im Laufe eines Jahrhunderts um ca. 1500 tía gewachsen. Vor ca. dreihundert Jahren (1530) umfaßte dasselbe einen Flächeninhalt von noch nicht ganz 5600 ha, im Jahre 1591 schon das doppelte und 1648 war es auf 14 194 ha angewachsen. Damals schon wurden von dem Mühlen- bauer Jan Leeghwater Vorschläge gemacht, mittels einer Anzahl von 100 Windmühlen durch Wasserschnecken das vorher eingedeichte Wasser in das „9)" zu schaffen. Man unterließ aber seine Ausführung und das Meer setzte seine Raubzüge fort. 1740 bedeckte es bereits 16 575 ha. Cruquius und später Synden van Hemmen machte erneute Entwässerungs- vorschläge ; aber sie kamen nicht zur Ausführung. Da kamen im November und Dezember 1836 zwei entsetzliche Stürme, der eine, von Westen, trieb am 29. November das Meer über seine Küste bis unter die Mauern von Amsterdam; der andere, am Weihnachtstage von Osten kommend, jagte es bis nach Leyden über einen Flächenraum von 7400 ha. Der Schade war unermeßlich. Da endlich trat 1837 eine Kommission zur Prüfung der vorliegenden Entwässerungsentwürfe zusammen und im Jahre 1840 begannen schon die Arbeiten zur Errichtung eines Ringdeiches und Herstellung eines Kanales. Dieselben waren nach 8 Jahren beendet und nun konnten die mittlerweile beschafften drei Riesendampsmaschinen, welche zu Ehren der drei großen Trocknungsapostel Leeghwater, Cruquius und Synden getauft worden waren, ihre Arbeit beginnen. Sie wurden der Reihe nach eingestellt und arbeiteten so tüchtig, daß nach 39 Monaten über 830 Millionen ehm gleich 17 Milliarden Ctr. Wasser fortgeschafft waren und der frühere Meeresboden, trocken gelegt, nun wieder von neuem mit Hacke und Spaten bearbeitet werden konnte. Die Kosten der Trockenlegung bezifferten sich nahezu auf 14 Milt. Gulden, die zu 2/3 durch den Verkauf von Ländereien wieder eingebracht wurden. Nachdem der Erfolg die gehegten Erwartungen bei weitem über- troffen hat, ist man in Holland noch kühner geworden. Hat man doch bereits den Plan gefaßt, auch die Zuidersee auf dieselbe Weise wie das Haarlemer Meer trocken zu legen. Die Kosten werden freilich so enorm sein, — 180 Mill. holl. Gulden — daß nur der Staat die Unternehmung machen kann. Aber der Boden Hollands würde um den achtzehnten Teil seiner gegenwärtigen Ausdehnung vermehrt werden, und die neu entstehende

3. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 269

1882 - Kiel : Homann
H. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt. 269 Heil dem kleinen Friesenstamme, der so treu die Insel liebt, Und die grüne Meereswoge, die am Klippensaum zerstiebt; Manch' Jahrhundert noch umbrause Wogenschwall die Felsenwand, Segnend deine kühnen Söhne, sturmerprobtes Helgoland. — Heinrich Zeise, 115. Eüfflutz des Meeres und der Ströme auf die Entwickelung der Menschheit. Das wogende Meer übl fast auf jedermann eine außerordentliche Anziehungskraft aus, und diese hat gewiß einen großen Anteil an der Besiedelung der Meeresküsten gehabt. Die Wilden, die stets dem ersten unbewußten Triebe gehorchen, unterliegen insbesondere diesem Zauber. Auf den noch von wilden Stämmen bevölkerten Inseln der Südsee ist das Ufer ausschließlich bewohnt. In der That finden die Küstenbewohner gerade im Meere und an seinen Ufern vorzugsweise ihre Nahrung und zugleich ist ihnen der Verkehr am ehesten ermöglicht. Die zahllosen Fische und Muscheln, welche das Meer in der Nähe der meisten Küsten beleben, find eine reiche Quelle des Unterhalts. Der Strand und die Küsten-- gewässer bieten den Bewohnern die bequemsten Wege und gestatten ihnen am leichtesten, Fische und andere Waren umzutauschen. Hier finden sich darum die ersten Anfänge des Handels, der den ersten Anstoß zu jener Bewegung gab, die sich in der Gegenwart nach allen Richtungen über Länder und Meere erstreckt, um die zerstreuten Schätze zu sammeln und ein Netz von Lebensadern zu schassen, das die Welt verjüngt. Diese Leichtigkeit des Verkehrs, welche die rohen Völkerschichten an den Jnselküsten zurückhält, muß natürlich einen noch weit stärkeren Einfluß auf die beständig nach Austausch von Waren und Erfahrungen begierigen civilisierten Nationen ausüben. So sind die kleinen Antillen und andere Inseln des atlantischen Ozeans fast nur an den Außenrändern bewohnt, obgleich die Ansiedler ein Interesse daran gehabt hatten, die hochgelegenen Thäler des Innern aufzusuchen, um dort ein ihrer Heimat ähnliches Klima zu finden. Ebenso häuft sich auf dem Festlande die Bevölkerung gerne in der Nähe der Küsten an. Auch im Innern der Länder siedeln sich die Menschen vorzugsweise an den Ufern von Seeen, die gleichsam Ozeane im kleinen sind, oder längs den Ufern der Bäche und Flüsse an, welche die Chinesen so treffend als „Kinder des Meeres" bezeichnen. Häuser, Gärten, Äcker umsäumen ununterbrochen die beiden Ufer jedes Stromes des gemäßigten Europa und Dörfer und Städte entstehen am liebsten an der Vereinigung von Zuflüssen mit dem Hauptstrom. Man hat mit Recht den Rhein, die Rhone, die Themse, die Seine als lange, fiießende Straßen bezeichnet, welche die Städte unter einander verbinden. Der Bodensee, der Züricher- und Genfersee sind ebenfalls von Häusern und Gärten um- gürtet. Am Ostende des Genferseees, von Vevey bis Villeneuve, ver- knüpfen Villen, Hotels, Lusthäuser die Dörfer und Städte zu einer einzigen Prachtstadt, und wahrlich ist es hier die Schönheit der Natur noch mehr, als der Vorteil der Schiffahrt gewesen, was diese herrlichen Ufer zu einem der volkreichsten Plätze Europas gemacht hat. Ebenso ist es der wunder-

4. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 277

1882 - Kiel : Homann
n. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 277 wegen der nie zu unterbrechenden Schiffahrt durch eine Brücke nicht zu vermitteln war. Aber die Ausführung wurde wegen unübersteiglicher Schwierigkeiten aufgegeben. Aus gleichen Ursachen kam ein im Jahre 1805 entworfener Plan in der Nähe des fetzigen Werkes nicht zur Ausführung. Dennoch sank den beharrlichen Engländern der Mut nicht. Der von Jsambert Brunel (einem geborenen Franzosen) entworfene Plan wurde 1824 vom Parlament genehmigt und der Bau sofort begonnen, der trotz gewaltiger Schwierigkeiten und zweimaligen Eindringens der Themse, die eine Unterbrechung von sieben Jahren (1828—1835) zur Folge hatten, siegreich durchgeführt wurde. Der 1813 eröffnete Tunnel besteht aus zwei gewölbten Gängen von Backstein, deren einer für die von Norden nach Süden, der andere für die von Süden nach Norden Gehenden be- stimmt ist. Die Länge des ganzen, durch Gaslampen erleuchteten tonnen- förmigen Schlundes beträgt 400 m, die lichte Breite jedes Ganges mir Einschluß des seitwärts laufenden Fußweges etwa 4 m, die Dicke der Erde zwischen der Krone und dem Flußbette etwa 5 m. Die Einnahmen (6000 Pfund Sterling jährlich) decken kaum die Kosten der Unterhaltung und Beleuchtung; denn bei dem mühseligen Auf- und Absteigen über Wendeltreppen entspricht die Frequenz nicht den ursprünglich gehegten Er- wartungen. Dieser alte Themsetunnel ist nun dem Eisenbahnverkehr übergeben worden. In der Zwischenzeit ist ein neuer Tunnel unter der Themse zur Vollendung gediehen, der mit einem Kostenaufwande von nur 16 Ooo Pfund Sterlingen fertig gestellt wurde, während das Unter- nehmen Sir I. Brunels 454 Ooo Pfund Sterlinge verschlang. Der neue Tunnel ist nicht auf den Fußgängerverkehr berechnet, sondern der Weg von einem Ufer zum andern wird durch eine Art Omnibus zurück- gelegt. Die Fahrt unter der Themse nimmt nur eine Minute in Anspruch und der Weg von einer Station zur andern etwa drei Minuten. Diese Stationen an beiden Ufern sind kleine Rotunden, in welchen die Passagiere mittelst Hebemaschinen durch einen 18 m tiefen Schacht hinabgelassen werden, um darauf ihren Platz in dem bereitstehenden Omnibus einzu- nehmen. Gefahr für die Passagiere ist nicht vorhanden, da einerseits die Hebemaschinen derartig konstruiert sind, daß .sie im Falle eines Unfalls sofort zum Stillstehen gebracht werden und der Tunnel selber andererseits nur einen Schienenweg enthält, auf welchem ein einziger Wagen die Hin- und Rückfahrt macht. Die Triebkraft ist die Gravitation, unterstützt durch eine kleine stationäre Dampfmaschine. Der Tunnel hat nämlich an jeder Seite eine Senkung, auf welcher der Omnibus sich bis zum niedrigsten Punkte in der Mitte und noch ein gutes Stück Weges wieder bergauf bewegt; hier wird das Fuhrwerk dann durch ein Seil der Dampfmaschine aufgefangen und zum andern Ende gebracht. Der ganze Tunnel ist aus Eisen gefertigt, welches von einer 2,4 cm dicken Cementlage umgeben ist. W. Pütz. 119. Der Suez-Kanal. Wie eine unüberschreitbare Naturgrenze liegt seit Jahrtausenden die Landenge von Suez, zwei Meere von einander scheidend da, die Wasser-

5. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 349

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 349 gesprochen. Die Holländer müssen es sich schon gefallen lassen, bei dieser Betrachtung ebenfalls als deutsche Männer zu gelten; jedenfalls erscheint es uns nicht als ein Abfall von seiner nationalen Bedeutung, wenn unser Rhein die letzten 150 km seines Laufes in der Tiefebene der Mynheers dahinschleicht. Es läßt sich ein Gleiches von den übrigen deutschen Flüssen nicht sagen. Die allerdings nur deutsches Land durchströmende Weser ist zu unbedeutend, um hier in Frage zu kommen; die oberen Quellflüsse der Elbe durchfließen zum guten Teil czechisches, wie die Oder, oder doch ihr Hauptnebenfluß, die Warthe, polnisches Land, und die Donau durchströmt in ihrem ganzen Mittel- und Unterlaufe die Tiefebenen von Ungarn und Rumänien und verliert dadurch völlig das Gepräge eines deutschen Stromes. Hinter Wien hört deutsche Art und deutscher Fleiß auf und abgesehen von Preßburg, Ofen-Pesth, Semlin-Belgrad und Galatz spiegelt sich auf einer Strecke von 1875 km keine größere Stadt in den Fluten der Donau; ihre an und für sich durch Klippen, reißendes Gefälle, schwieriges Fahrwasser der Schiffahrt ungünstige Verkehrsstraße ist fast verödet; sie ist als Ader für die Kulturströmung Europas so gut wie wertlos. Ganz anders der Rhein. Sein Gefälle ist der Art, daß es die Thalfahrt fördert, ohne die Bergfahrt zu hindern; schiffbar von Basel bis zum Meer, sieht er einen reichen Kranz gewerbsamer Städte, fruchtbarer Landstriche an seinem Ufer liegen; der lebendigste Verkehr herrscht aus der Flut, wie auf den Eisenstraßen zu beiden Seilen; das Oberland schickt sein Holz, sein Obst, seinen Wein stromab, das Niederland seine Kohlen und die Er- zeugnisse des überseeischen Weltverkehres stromauf, ein endloses Leben wogt aus und ab. Und, um diese Betrachtung der natürlichen Verhältnisse des Rhein- thales abzuschließen, das Rheinland hat zugleich ^as Glück, das schönste Klima Deutschlands zu besitzen. Mein Winter ist nicht so hart, sein Sommer nicht so heiß wie etwa in Berlin und München. Der Frühling kommt am Rhein früher, als im Ostland und der Herbst hält länger an. So geschieht es, daß der Norddeutsche, der Thüringer, Brandenburger, Schlesier sich in einen Frühlingsgarten versetzt glaubt, sobald er den Boden des Rheinthales betritt; er sah daheim die ersten grünen Birken sprossen, und findet nach einer Nachtfahrt die volle Baumblüte; die Rebe, die ihm auch in guten Jahren nur saure Früchte trug, sie bedeckt ganze Berglehnen und ist überschüttet mit edlen Trauben; der Nußbaum säumt als stattlicher Baum die Landstraßen; die zahme Kastanie bildet an den warmen Hängen des Taunus, der Hardt und des Königstuhls ganze Gehölze und der Mandelbaum streckt seine rosenfarbenen Blütenzweige als Erstlinge des Frühlings über die Gartenmauern. Geben schon diese natürlichen Vorzüge dem Rheine eine gewisse Aus- nahmestellung unter den deutschen Strömen, so wird dieselbe noch erhöht durch die Bedeutung, welche dem Rheinlande in der Geschichte des deutschen Reiches zukommt. Das Rheinland ist die Wiege der deutschen Reichs- geschichte; bis an den Rhein dehnte der Römer seine Herrschaft aus; an die Römerfestungen des linken Rheinufers lehnten sich die ersten Städte an;

6. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 288

1882 - Kiel : Homann
288 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. hin und zurück in 103 Tagen. Als aber die Dampfer kamen, waren die Segelschiffe verloren. Warum? Der Exporteur zahlt gern einige Schillinge per Ton mehr für den Dampfer, hat er dann doch das angelegte Kapital in der halben Zeit, ja oft in einem Drittel der Zeit wieder in Händen, kann dasselbe also um so viel öfter benutzen. Obendrein können heutzutage Dampfer fast billiger fahren als Segelschiffe; wenn sie auch bei weitem größere Kosten haben, so nehmen sie dafür auch eine um so größere Ladung ein und brauchen zur Beförderung derselben verhältnismäßig geringere Mann- schaft als die Segelschiffe. Der Dampfer „Bahia" von der Hamburg-Südamerika- mschen Dampfschifsahrts-Gesellschast brachte z. B. einmal 36m0 Sack Kaffee an die Stadt und hatte noch genug Beiladung, um eine anständige Bark damit anzufüllen; hätte die ganze Ladung im Segelschiffe befördert werden sollen, so wären dazu fünf bis sechs der Hamburger Durchschnittsgröße nötig gewesen, mit Gesamtmannschaften von mindestens 75 Personen, während der Dampfer nur etwa 40 Mann in allem führt. Bei kürzeren Reisen macht sich die Schwerfälligkeit des Segelschiffs im Vergleich zum Dampfer noch unangenehmer geltend. Es fährt nicht bloß langsamer, es kann auch nicht so rasch Ladung einnehmen und wieder los werden, weil ihm die Dampf- winden fehlen. Man rechnet, daß, während ein Kohlendampfer die Fahrt zwischen der Elbe und England 35- bis 40mal im Jahre macht, ein Segelschiff höchstens acht oder neun Reisen zu vollbringen imstande ist. Auf diese Weise zieht die Dampfschiffahrt nach und nach fast alle Gegenstände des Weltverkehrs in ihre Kreise. „In den Gewässern Europas," sagt ein Fachmann, „giebt es fast keine Ladung mehr, welche nicht, falls sie nur in genügender Menge vorhanden, ihren Dampfer fände. Schwellen, Dielen, Planken, Schwefelkies, — kurz, was es auch sein möge, es geht bereits mit Dampf und selbst der schwarze Diamant, die Steinkohle, ist seit Jahren zu dem Rang einer Dampferladung auf- gestiegen." Das Welthandelsereignis, welches den Übergang zur Dampfschiffahrt unwider- stehlich nach sich zog, war die Eröffnung des Suez-Kanals.*) Die gewaltige Ab- kürzung des Weges zog von selbst die Anwendung des schnellsten Beförderungsmittels nach sich und es stellte sich bald heraus, daß nur Dampfer die Kanalabgaben be- zahlen konnten. So ward auf der zweitwichtigsten Welthandelsstraße das Segel definitiv geschlagen. Auf der wichtigsten, dem Wege zwischen Europa und Amerika, hat der Dampf sich wenigstens der einträglichsten Hinbeförderung, derjenige der Auswanderer, bereits so gut, wie ganz bemächtigt. Der Hauptplatz für ihre Einschiffung in Deutschland ist bekanntlich' Bremen. 1856 war dort die regelmäßige Dampferlinie nach New- Uork im Entstehen, aber mir erst 1409 Personen (4% Gesamtzahl) gingen in dem Jahre unter Dampf hinüber. Aber bald lernte die Massenauswanderung den Vor- zug der schnelleren, pünktlicheren und sicheren Reise würdigen, obwohl er mit höherer Fracht vergütet werden mußte. In 10—14 Tagen hinüberzukommen statt der drei- fachen oder noch längeren Zeit hieß Arbeitszeit gewinnen, die Seereise gesunder über- stehen und nicht entfernt derselben Lebensgefahr ausgesetzt sein, wogegen der Preis- unterschied nicht in Betracht kam. So ging schon nach 5 Jahren (1861) ein Sechstel aller von Bremen aus beförderten Auswanderer unter Dampf hinüber; nach weiteren Jahren 1866 bereits fast die Hälfte (46%); 1871 aber nicht weniger als 84% und 1876 sogar 99,86°/« oder so gut wie die Gesamtheit. Das heißt: für die trans- atlansische Auswanderung existiert die Segelschiffahrt nicht mehr. Natürlich ist die Auswandererbeförderung dadurch für die deutsch-amerikanische Dampfschiffahrt eine Art Lebensfrage geworden. Als sie jahrelang stark abfiel (September 1873) hörte der Norddeutsche Lloyd und seine Hamburger Schwestergesell- schaft auf Dividende zu zahlen. Die Adlerlinie mußte mit schweren Verlusten ein- gehen. Aber aus der Not entwickelten sich neue Betriebsmethoden. Die Auswanderer- dampfer wurden allmählich in Frachtdampfer umgewandelt; und statt bloß in be- stimmter, vorher öffentlich angekündigter Linie von einem festen Hafen zum andern zufahren, gaben sie die aufgelegten Schiffe, um sie nur nicht länger still liegen zu *) Siehe Nr. 119 „Der Suez-Kanal."

7. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 290

1882 - Kiel : Homann
290 Ii- Kulturbilder aus Welt und Werfftatt. der Dampfschiffe lehrt ihre Besatzungen mindestens mehr Meere, Küstenaewässer und Häfen kennen. Mit der Beschleunigung des Betriebes, die der Dampf herbeiführt, treten endlich auch neue und erhöhte Gefahren auf. Je mehr, Dank dem Dampfe, auf pünktliche Ankunft und Ablieferung gehalten werden kann, destoweniger lassen -die Schiffsführer sich durch Nebel, Dichügkeit des Verkehrs oder verhältnismäßige Unbekanntheit des Fahrwassers hindern, mit voller Kraft zu fahren, desto leichter rennen sie selbst also mit ihrem Fahrzeuge auf eine Sandbank oder Klippe und stoßen sie mit einem Fahr- zeuge zerstörend zusammen. Zahlreiche schwere Unfälle sind auf diese Art schon vor- gekommen, deren unmittelbare oder mittelbare Ursache die Anwendung des Dampfes war. Pessimistisch denkende oder gern nach rückwärts schauende Seelen mögen deshalb in dieser großen Verbesserung ihr Haar finden. Die Menschheit als ganzes, ihrem treibenden Geiste und ihrer bewußten Mehrzahl nach, wird sich dadurch nicht beirren lassen. Mit dem Dampfe wird sie vorwärts streben und wenn nicht immer mit Dampf, so doch bei jedem halbwegs günstigen Winde unter vollen Segeln ihrer win- kenden, goldenen Zukunft entgegen eilen. ' August Lammers. 123. Postdampferfahrt um die Erde. Seit 1866 reichen die nordatlantischen Dampfschiffahrts-Linien der orientalischen über den großen Ozean hinüber die Hand und es ist damit die Möglichkeit gegeben, mit Benutzung der Eisenbahnen über die Land- engen von Suez und Panama die ganze Reise um die Erde in sehr kurzer Zeit auf Postdampfern zu machen. Wir wollen in Gedanken eine solche Reise unternehmen. Nachdem wir von England aus in einem der kleinen Kanaldampfer in 2 Stunden von Folkestone nach Boulogna übergesetzt sind und Frank- reich in 24 Stunden durchflogen haben, betreten wir in Marseille eins der großen prachtvollen Schiffe der kenin8ular and Oriental Steam Navigation Company und dampfen in 6 Tagen über Malta nach Alexandrien. Mit der französischen Linie über Messina würden wir V2 Tag länger brauchen, dagegen könnte man die Reise dadurch etwas abkürzen, daß man die italienische Route bis Brindisi benutzte und die Überfahrt von dort nach Alexandrien in 82 Stunden bewerkstelligte; denn schon jetzt (1867) kann man Paris 12 Stunden nach Abgang der in- dischen Post verlassen und kommt über Brindisi doch noch abends vor dem Eintreffen derselben nach Alexandrien. Bis Alexandrien haben wir also 7 Tage gebraucht. Nun durch- sausen wir, unbekümmert um Pyramiden und Mumien, Ägypten auf der Eisenbahn in 10 Stunden bis Suez. Hier erwartet uns abermals ein Dampfer der Peninsular and Oriental Steam Navigation Compay, der uns in 6 Tagen durch das heißeste Becken der Erde, das rote Meer nach Aden bringt. Aden, in dem schwarzen Felsenkessel eines ausgebrannten Kraters belegen, ohne Wasser, ohne Vegetation, eine Hölle auf Erden, ist das große Kohlendepot der Dampferlinien; dahin gehen von England ganze Flotten von Kohlenschiffen, um den ungeheueren Bedarf der Post- dampfer zu befriedigen. Da wir uns auf dem englischen und nicht auf dem konkurrierenden französischen befinden, so könnten wir von Aden links in 8 Tagen nach Bombay oder rechts in 12 Tagen nach der Insel

8. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 359

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 359 größere und eine Menge kleinere Kanäler „Grachten", die eben so viele Lebensadern des Verkehrs sind, durch die Stadt; sie selbst steht auf 90 Inseln, die durch 290 Brücken verbunden sind. Aber bei näherer Be- sichtigung schwindet die Parallele bedeutend. Fürs erste sieht man auf einen Blick, wie in Venedig für Kunst und Schönheit, hier fast nur für Nutzen und Bedürfnis gebaut wurde. Venedig steigt unmittelbar aus dem Wasser, ist nur „Wasser und Stein", kein Fleck für etwas Grünes, kein Raum, sich neben dem Wasser umzukehren, die wenigen öffentlichen Plätze abgerechnet. Der Holländer aber suchte Land zu gewinnen, Raum für breite Straßen und feinen Lieblingsanblick, grüne Bäume, abgesehen davon, daß der Rücken seiner Hauptstadt an festes Land stößt. Und welcher Unter- schied zwischen den kirchlichen Gebäuden Venedigs mit ihrem reichen künst- lerischen Schmuck im Innern und den holländischen, namentlich den Amster- damer Kirchen, wo alles Bildwerk seit der Reformation, namentlich durch die Bilderstürmer 1578, verschwunden ist und nur Gräber die weißen Wände zieren. Endlich vollends der südliche Hauch, der über Leben und Treiben des gondelfahrenden Venetianers schwebt, während der Holländer nur schwere Schiffe mit brauchbaren Dingen schleppt und überhaupt die personifizierte Prosa in allen seinen Verrichtungen ist. Schon vor alten Zeiten sind verschiedene Docks, d. h. Hafenbassins aus dem P ausgeschnitten, wovon die berühmtesten das Reichsdock und der Freihafen sind; dazwischen liegt eine weite Wasserfläche durch Pfähle eingepfercht. In neuerer Zeit sind dazu zwei großartige Docks, das östliche und westliche gekommen, die wohl an 1000 größere Schiffe bergen könnten. So ist die ganze Nordseite der Stadt, so zu sagen, zu einem großen Hafen umgeschaffen. Dazu kommt nun noch ein großartiger Bau für die leichte Zu- und Abfahrt der Schiffe. Die Zuidersee ist sehr stürmisch und so lange bloß dieser Weg offen stand, mußten die Schiffe oft Monate und Wochen harren, bis sie günstig durchkamen. Nun ist durch Nord- holland der große Nordkanal gegraben, der 3 m unter dem gewöhnlichen Meeresstande und 521/2 km lang vielleicht nicht seines gleichen in der Well hat. Man sieht, welch eine Energie und welche Kosten die Holländer daran wendeten, sich den ungeschmälerten Besitz des Handels zu erhalten. ' Nach I. G. Kohl. 155. Die Trockenlegung des Haarlemer Meeres. Eines der großartigsten Pumpwerke ist in jüngster Zeit thätig ge- wesen, um das sogen. Haarlemer Meer auszuschöpfen, und die Ländereien, welche dieses nach und nach verschlungen halte, wieder für Wohnung und landwirtschaftlichen Betrieb zu gewinnen. Es ist bekannt, daß in jenen Gegenden, welche durch Anschwemmungen des Rheinstroms entstanden sind, im Rheindelta, das feste Land sich nur wenig über die mittlere Höhe des Meeres erhebt und daß ein großer Teil der Niederlande unter dem Niveau der Fluthöhe liegt. Teils ein von Wind und Meer selbst aufge- bauter Dünen wall, teils mühsam hergestellte und sorgfältig unterhaltene

9. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 185

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
Iii. Deutsches Land und Volk. 185 sieht an seinen Ufern auf gleiche Weise Kunst und Natur, geschichtliche Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem erhabensten und herrlichsten centralen Gebiete des mächtigen Alpengürtels hangen an himmelhohen Felsgipfeln mehr als dreihundert Gletscher, die dem Rhein ihre vollen, tobenden Gewässer zusenden. Wo sie aus dem Gebirge hervortreten, da beruhigen und läutern sich die ungestümen Alpensöhne in etwa fünfzehn der grössten und schönsten Seeen, unergründlichen, smaragdenen Becken, die hier von unerklimmbaren Felsen eingeengt, dort von Rebenhügeln und grünen Matten umkränzt sind, darunter einer fast wie das Meer unabsehbar. Kristallhelle Fluten entströmen diesen Seeen in raschem, doch schon ruhigerem Laufe. Bald in einem Bette ver- mischt, wogen sie mächtig und friedlich dahin, durch lachende Fluren, an stattlichen Schlössern, hohen Domen, kunstreichen, belebten Städten vorbei, denen sie reiche Lasten zuführen. Hohe Waldgebirge winken lange aus blauer Ferne, spiegeln sich dann in dem herrlichen Strome, bis er die weite, schrankenlose Ebene betritt und nun dem Schosse des Meeres zueilt, ihm mächtige Wasserspenden zu bringen und sich dafür in seinem Gebiet ein neues Land zu erbauen. An den Wiegen des Rheins erklingen die Gesänge armer, aber freier und froher Hirten; an seinen Mündungen zimmert ein ebenso freies, dabei reiches, kunstsinniges, gewerbfleifsiges, unternehmendes Volk seine schwimmenden Häuser, die die fernsten Länder und Meere beschissen und einst beherrscht haben. Wo ist der Strom, der eine Schweiz an seinen Quellen, ein Holland an seinen Mündungen hätte, den seine Bahn so durch lauter fruchtbare, freie, gebildete Landschaften führte? Haben andere weit grössere Wasserfülle und Breite, so hat der Rhein klare, immer volle, sich fast gleich bleibende Fluten, so ist seine Breite gerade die rechte, hinreichend für Floss und Schiff, für allen Verkehr der Völker, und doch nicht so gross, dass sie die beiden Ufer von einander schiede, dass nicht der erkennende Blick, der laute Ruf ungehindert hinüberreichte. Mächtig und ehrfurchtgebietend erscheint er als ein bewegter Wasser- spiegel, in den heitersten Rahmen gefasst, nicht als eine wässerige Öde mit nebligen Ufern. Der Rheinstrom ist recht eigentlich der Strom des mittleren Europas. In seinem Quellgebiete berühren sich Burgund, Italien, das südliche Deutschland. Seine oceanische Niederung schiebt sich zwischen den Norden Frankreichs und die Ebenen des alten Sachsenlandes ein und führt zu den britischen Inseln hinüber. Aus der schönen Stromebene des mittleren Rheines, einem bergummauerten Centralgebiet, führen natürliche Wasserstrafsen durch lange, enge Felsenthore zu reichen, herrlichen Landschaften, tief in das innerste Deutschland und Frankreich hinein. Die Mosel auf der linken, der Main auf der rechten Seite ver- binden Franken und Lothringen. Der Rheinstrom selber aber und seine

10. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 231

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
Iv. Aus der weiten Welt. 231 aut ihren ehemaligen Wällen häufig den Dörfern. Die holländische Stadt aber ist eigentümlich wie die holländische Landschaft. Feierlich grüfst uns das Glockenspiel der Kirchtürme, das unvermeidlich alle Viertelstunden sich wiederholt. Die Strassen sind von denen in Deutschland sehr ver- schieden. Jede, mit hellen Ziegelsteinchen, den sogenannten Klinkern, aufs zierlichste gepflastert, ist rein und glatt wie ein Tanzboden. Die Häuser zu beiden Seiten sind immer nur klein und bescheiden, zwei bis vier Fenster in der Front, oft noch alter- tümlich mit seltsam verschnörkelten Giebeln und vielgestaltigen Schornsteinen. Es sind nirgends Paläste und nirgends Kasernen. Aber schmuck nimmt sich ihre einfache Vorderseite, die dunkelrote oder braune backsteinerne Wand doch aus; in blendend weifsen Einfassungen heben sich die übergrofsen Fenster mit funkelnden Spiegel- scheiben und mit den frischgrünen Läden zur Seite eigentümlich ab. Hinter den Fenstern, namentlich in dem sehr niedrigen Erdgeschosse, lässt sich stets eine üppige Blumenpracht erkennen. Aussen am Fenster sieht man mehrere schräg gegen einander gestellte Spiegel angebracht, die die Strasse beherrschen und den Bewohnern alles verraten, was dort vorgeht; es sind ihre Spione oder Spionnetjes, wie sie diese sehr bezeichnend nennen, ohne die fast kein holländisches Wohnhaus gedacht werden kann. Hohe schattige Linden durchziehen die meisten Strassen in einer Doppelreihe; und dazwischen gehen wieder die schnurgeraden Kanäle entlang, die sich in der ganzen Stadt nach allen Richtungen kreuzen. Die Strassen mögen öde und leer erscheinen; aber auf den Kanälen lebt und wimmelt es von Booten und hochragenden Masten und dreifarbigen Flaggen. Es ist dieser ewige Wechsel von Land und Wasser, und dieser bunte, keineswegs grelle Farbenwechsel, der der holländischen Stadt, auch der kleinsten und stillsten, Leben verleiht, der sie jedenfalls nicht einförmig erscheinen lässt. Dies gilt im allgemeinen; es ist der Charakter aller Städte; aber daneben hat jede ihre Besonderheiten. Auf einem engen Raume sind in Holland die grossen Handels-, die Universitäts-, die übrigen Städte zusammengedrängt. Eine Beschreibung der einzelnen würde indes zu weit führen. Die schönste Stadt ist nicht das handelsstolze, aber grau gewordene Amsterdam, sondern der Haag, die Residenz, ist die schönste und lustigste Stadt. Neben stattlichen, breiten Strassen und Plätzen, die mitten in einem englischen Parke zu liegen scheinen, befinden sich enge, teils altertümliche, aber stets überaus saubere Gassen, mit grofsartigen Läden. In der nächsten Umgebung des Haag sind die Überreste eines Urwaldes, der einst die holländische Küste bedeckte — fünfhundertjährige Rieseneichen. Durch das Dunkel der Waldung schimmern aber die weifsen Dünen, die die Nähe der See verraten, die Dünen, diese dreifache Kette von fünfzig bis zweihundertfünfzig Fuss hohen Hügeln, die der Wind in Jahr- hunderten aus dem Meeressand aufgeworfen hat. Unabsehbar säumen und schützen sie heute die flandrische und holländische Küste. Es ist das langgestreckte, kahle, nur auf der Landseite mit Schilfgras und dürren Tannen mühsam bepflanzte Gebirge der Niederlande. Dahinter liegt das Meer. Von weitem schon hört man es brausen. Man sollte meinen, himmelhohe Wogen müssten hier heranstürmen, das Ufer peitschen und daran zerschellen. Das ist nicht der Fall. Flach fallen die Wellen gegen den Strand ab in leichtem Gekräusel; eben noch mannshoch, wütend und erregt, werden sie im Nu kleinmütig, langsam und sterben mit sanftem Gemurmel dahin. Über die Dünen hinweg bis an den feuchten Rand kann man hinantreten an die holländische See, die Nordsee, die sich ewig verändert und ewig gleich bleibt, die farblos ist und doch in allen Farben schimmert. Diese Stunde ist sie hell und glatt wie ein Spiegel, in der nächsten zerrissen und durchfurcht; sie kann öde erscheinen und zieht den Menschen doch ewig an; sie ermüdet den Blick und fesselt ihn unwiderstehlich. Sieht man lange hinein, dann wächst sie, wird grösser, breiter, tiefer, grenzenlos. — Von der ewigen und mächtigen See nehmen wir Abschied; wir halten uns nicht
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