— ¿0 —
. gjmltze 3. ent
sehen entsetzen derentsatz— schließen entschließen der Entschluß
6. nn
der Mensch der Unmensch die Muhewküe Unruhe
die Geduld die Ungeduld der Glaube der Unglaube
: 7. j nt rj
der Wald der Urwald der Stoff der Urstoff
die Zeit die Urzeit das Wesen das Urwesen
8. miß
gönnen mißgönnen die Mißgunst — wachsen mißwachsen der
Mißwachs brauchen mißbrauchen der Mißbrauch — Miß-
ton Mißlaut
Eigenschaftswörter:
1. Stammwörter.
weiß schwarz grün grau blau gelb braun bunt groß klein lang
kurz rund breit schmal grade krumm schief — alt jung hart weich
kalt warm heiß fest los -- reich arm stark schwach taub stumm
blind klug dumm gut fromm recht schlecht schlicht
2. Sproßwörtcr. Nachsilben:
1. en ern
-Gold golden Seide seiden Eiche eichen
Esche eschen Weide weiden Erle erlen
Birke birken Tanne tannen Linde linden
Blei bleiern Bein beinern Blech blech«rn
Zinn zinnern Eisen eisern Leder ledern
-Knochen knöchern Wachs wächsern Flachs flachsen
- 2. Lg — er Lg rig — et ig elig tig
Klei kleiig Eis eisig Blut blutlg
Fleisch fleischig Bauch bauchig Staub staubig
Fett r, ■ fettig Locke it lockig Ecke eckig
,Fleck , fleckig Schatten schattig .Spitze spitzig
Schmutz schmutzig Kante kantig Sand ' sandig
Gast saftig Gift giftig Luft lustig
Zorn zornig Mark markig Berg bergig
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
426
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
Es scheint, daß damals der Bernstein auf vier bis fünf verschiedenen
Wegen von der Nordküste Deutschlands an die Küste des Mittelmeeres
gelangte, nämlich teils von der Westküste Schleswig-Holsteins und den
friesischen Inseln, an denen auch heute noch Bernstein vorkommt, auf dem
Seewege durch die Meerenge von Gibraltar (wohl der älteste, von den
Phöniziern eingeschlagene Weg), teils von demselben Fundorte über Land
nach Massilia (Marseille) und auf einem Nebenwege über die Alpen nach
dem Po, ferner vom Samlande teils über Preßburg nach dem adriatischen
Meere, teils den Pregel aufwärts und den Dniepr abwärts nach dem
schwarzen Meere.
Zahlreiche Münzenfunde im Vaterlande des Bernsteines beweisen noch
heute den damaligen regen Handelsverkehr zwischen den südeuropüischen
Völkern und den Bewohnern an den Küsten der Ostsee.
Auch über das Wesen des Bernsteines hatten die alten Griechen und
Römer schon richtige Ansichten, indem sie ihn für ein Baumharz erklärten,
und schon Plinius nimmt ganz richtig an, daß er in das Fichtengeschlecht
gehöre. Nur in dem Punkte irrten sie, daß der fragliche Baum noch zu
ihrer Zeit in fernem Lande wachse. Aber dann folgten anderthalb Jahr-
tausende, die einen kolossalen Rückschritt gegen die richtige Erkenntnis der
Alten zeigen. Erst im vorigen Jahrhundert bricht sich die richtige Ansicht
von der fossilen Harznatur des Bernsteines allmählich wieder Bahn.
Seitdem hat unsere Kenntnis der Statur desselben rasche Fortschritte gemacht.
Schon in dem Epigramm von Martial wurde erwähnt, daß der
Bernstein häufig sogenannte Einschlüsse enthalte, und diese Einschlüsse haben
es den Naturforschern möglich gemacht, ein sehr deutliches Bild des Bern-
steinwaldes zu zeichnen.
Der Bernstein floß als ein mehr oder weniger dünnflüssiges Harz
aus den Wurzeln, Zweigen und der Rinde seines Baumes und schloß
häufig Insekten und Teile des Waldes, die der Wind hinführte, Blüten
und Blättchen, auch Stücke von der Rinde oder Samen ein. Das dünn-
flüssige Harz umgab diese vollkommen, erhärtete und erhielt so diese zarten
thierischen und pflanzlichen Teile in einer Vollkommenheit, die es heute noch
möglich macht, an Dünnschliffen die feinste Struktur unter dem Mikroskop
zu erkennen. Natürlich konservierte es auch Zweige und Rindenstücke des
Baumes, aus dem es geflossen, und so war es denn möglich, den Bern-
steinbaum selbst festzustellen, sowie auch über die Bäume und Pflanzen,
die sonst noch im Bernsteinwalde wuchsen, und die Insekten, die ihn be-
lebten , eine solche Menge von Einzelheiten zu ermitteln, daß sich aus
denselben ein ziemlich vollständiges Bild jener um Millionen Jahre ent-
legenen Zeit herstellen ließ.
So wurde denn ermittelt, daß die Bernsteinbäume zur Tertiärzeit
wachsende, mit unseren Fichten nah verwandte Koniferen waren, deren
einer Göppert den Namen Bernsteinfichte gegeben hat. Außer dieser
Bernsteinfichte gab es im Bernsteinwalde noch gegen 30 Arten anderer
Fichten und Tannen, 20 Cypressen- und Thujaarten, von denen die eine
mit unserm Lebensbaum völlig übereinstimmt, ferner eine Birke, Erle,
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
438
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
Kochsalz aus, sammelt sich am Boden der Psanne an und wird mit hölzernen
Schaufeln in Körbe gefüllt und getrocknet.
Bei dem Verdunsten des Wassers in den Gradierwerken scheidet sicheine
steinartige Masse aus, welche die Dornen überzieht, und unter dem Namen
Dornstein bekannt ist, und vorzugsweise aus Gips besteht. Auch auf dem
Boden der Siedepfannen setzt sich ein fester Stein ab, Pfannenstein, der
zermahlen als Düngemittel dient. Die Mutterlauge, welche nach der Aus-
scheidung des Kochsalzes in den Pfannen zurückbleibt, ist eine konzentrierte
Lösung verschiedener Salze und wird bisweilen zur Gewinnung einiger der-
selben an chemische Fabriken abgegeben.
Auch aus dem Meerwasser, dessen Kochsalzgehalt gegen 3 pro Cent-
ner beträgt, wird besonders an den Küsten des Mittelmeeres das Kochsalz
gewonnen. In den Sommermonaten wird durch Schleusen Meerwasser in
ausgegrabene, flache Bassins gelassen und dort durch Sonnenwärme und
Luftzug verdunstet, wobei sich das Kochsalz in großen Krystallen aus-
scheidet. Die restierende Mutterlauge kann zur Darstellung von Brom be-
nutzt werden.
Das Kochsalz krystallisiert in Würfeln, hat einen salzigen Geschmack,
ist in feuchter Luft etwas hygroskopisch und löst sich in warmem und
kaltem Wasser in fast gleicher Menge. Beim Erhitzen knistert es und
zerstäubt in ein feines Pulver; dieses rührt daher, daß es beim Krystalli-
sieren kleine Mengen Wasser mechanisch eingeschlossen hat, welches beim
Erhitzen dampfförmig wird und das feste Salz zersprengt. Das spez.
Gw. des Kochsalzes ist 216.
Das Kochsalz wird außer zum Würzen der Speisen (ein Mensch ge-
nießt jährlich gegen 8 Lz Kochsalz) und des Viehfutters, zum Einsalzen
der Fische und des Fleisches, als Düngmittel, bei vielen hüttenmännischen
Prozessen und zur Darstellung anderer Natron- und Chlorverbindungen
angewandt. Es werden jährlich in Europa über 100 Mill., in Deutsch-
land gegen Io Mill. Ctr. Kochsalz gewonnen. Rüdorff.
179. Gedanken bei einem Baumstamme.
„Erlauben Sie mir einmal", sagte der Oberförster zu seinem Be-
gleiter, „Ihnen meine Gedanken bei einem Baumstamme mitzuteilen, den
ich auf einem Zimmerplatze fern von einem Walde liegen sehe und von
dem ich diese Scheibe herrührend annehme. Bekannt mit dem Baum-
leben kann ich überhaupt nicht wohl an einem Platz vorübergehen, wo
Vorräte von Baumstämmen, sogenanntes Langholz, angefahren ist. Jetzt
liegen sie als Leichen vor mir, Wurzel, Äste und Krone sind abgehauen
und doch mahnt es mich unwiderstehlich, aus ihnen den Wald in Gedanken
wieder aufzubauen. Da liegt ein Stamm, es ist ein Fichtenstamm von
ungewöhnlicher Länge; sein Durchmesser nimmt vom unteren Ende nach
oben hin auffallend schnell ab, so daß er ungewöhnlich spitz zuläuft. Der
Baum hat also nicht in dichtem Schluß mit anderen Bäumen gestanden,
sonst würde er einen walzenförmigen Stamm haben. Schon einige Meter
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
441
giebt, welche wir als Möbeln zu bezeichnen pflegen und deren auch der
Ärmste nicht ganz entbehren kann.
Obgleich das Gebiet der Tischlerei sich mit demjenigen anderer Ge-
werbe, insbesondere des Zimmerhandwerks oft nahe berührt, so ist doch
andererseits durch das Herkommen die Grenze der Tischlerarbeiten ziem-
lich scharf festgelegt. Der Zimmermann fertigt bei einem Baue die
eigentlichen Konstruktionsteile aus Holz: Schwellen, Pfosten, Balken, Dach-
binder u. s. w., der Tischler die Bekleidungen und Ausfüllungen. In
manchen Gegenden betrachtet man die Anwendung des Leimes als das
charakteristische Merkmal der Tischlerei gegenüber der Zimmermannsarbeit.
Das vom Tischler am häufigsten benutzte Holz ist Tannen- und
Fichtenholz, welches vor anderen Holzarten den Vorteil eines geringen
Gewichtes, der leichten Bearbeitbarkeit und verhältnismäßigen Billigkeit
besitzt; nicht ganz so häufig findet Kiefernholz für Tischlerarbeiten Ver-
wendung, welches, obwohl durch Zähigkeit und Dauerhaftigkeit ausge-
zeichnet, doch einesteils einen, wenigstens bei feineren Gegenständen unan-
genehmen Holzgeruch besitzt, andernteils unter dem Hobel leicht reißt und
deshalb weniger glatte Flächen giebt. Für besondere Zwecke verwendet
aber der Tischler zahlreiche andere Holzarten, teils in massiven Stücken,
teils in dünn geschnittenen Tafeln (Fournieren) zur Bekleidung von
Gegenständen aus den genannten, weniger wertvollen und im Äußeren
weniger ansprechenden Holzarten. Hierher gehören Ulmen, Ahorn, Eschen,
Erlen, Birken, Nußbaum, Birn-, Kirschen- und Pftaumenbaum (letztere
drei Holzarten besonders für feinere, geschnitzte oder gedrechselte Gegen-
stände). Seltener wird Buchenholz benutzt, welches starkem Werfen unter-
worfen ist und leicht stockig wird; nur für Anfertigung gröberer Ma-
schinenteile ist das Rothbuchen- und mehr noch das Hainbuchenholz seiner
Zähigkeit und verhältnismäßigen Wohlfeilheit halber geschätzt.
Bei den großen Einflüssen, welche der Feuchtigkeitsgrad, die Textur
(Fasernlaus, Dichtigkeit u. s. w.), sowie etwaige Fehler des Holzes aus
die Beschaffenheit und Dauerhaftigkeit der aus der Tischlerwerkstatt her-
vorgehenden Erzeugnisse ausüben, ist die Auswahl des Holzes beim
Ankäufe, wie die Art und Weise der Aufbewahrung eine Aufgabe von
höchster ^Wichtigkeit für den Tischler. Man kauft das Holz entweder in
ganzen Stämmen oder bereits zu Brettern zerschnitten. Man beachte den
Abstand der Jahresringe, wie den Lauf der Fasern. Je kleiner die Ab-
stände zwischen den Jahresringen sind, desto dichter, fester, dauerhafter ist
das Holz. Sehr weit von einander stehende Jahresringe kennzeichnen
ein poröses, dem rascken Verderben wie dem Schwinden und Quellen
in erhöhtem Maße ausgesetztes Holz. Drehwüchsiges Holz läßt sich schon
vor dem Zerteilen an dem spiralförmigen Laufe der Fasern am Umfang
erkennen; am deutlichsten, wenn die Rinde entfernt wird; aber auch schon
an der Rinde selbst pflegt diese Eigenschaft bemerkbar zu sein. Solches
Holz läßt sich nur firc die gewöhnlichsten Gegenstände benützen, da es
einem steten Werfen ausgesetzt ist. Die Hirnseite des Holzes muß glatt,
ohne Risse und Sprünge sein; die Farbe muß ganz allmählich vom Splint
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Lebensbilder.
65
Dünn seggt he: Herr Markgraf, ju Brot
un Win,
Dat sünd de richtigen Twilling
Un jug Käkentüch nn de schöne Musik
De kosten wohl'n dllchtigen Schillink.
Un doch getru ik mi, jn un de Fru
Un de Hoflüd so traktieren,
Dat mine Tafel noch dürer is
As disse — jn Eten in Iren.
Ok fall de Musik noch dürer sin —
Jn Kunstpipers ok in Iren.
Der Markgraf meent, dat wir em to krns,
Darvon möcht he sik wohl äwerfüren.
Dat was eens Dags in de Himberntid,
Dun fädelten f all bi Tiden,
De Markgraf keem mit al sin Lüd
Na Bocklnnnen herut to riden.
Dor stünn de Schündet link nn tank
En Disch mit aptitliche Saken,
Dor stünn up'n Disch, Hel blink un blank
Gott's Gav op de slowitten Laken.
De Markgraf sät an den breeden Disch,
Dat smeckt em äver de Maten: —
De Brad was mör, dat Beer was frisch,
He künn gewaltig wat laten.
He strikt sik den Bort ens rechtsch un
linksch
Un seggt: „Nu kann ik nich mirer!
Din Gastbot is vull so goot as min, —
Woans äwer is dat dürer?"
„Herr Markgraf, kik't mal unner den Disch! “
De Markgraf beb, as em heeten.
Dor stünnen dren lange Reegen von Sack
Dren Reegen von Sack mit Weiten.
Se wiren stief vull, se stünnen so dicht,
Dor künn ok keen Hand nich twischen,
Dor hadd de Bur dannen Bred uplecht,
Dat gaf heel deftige Dischen.
De Markgraf sed: „Den Disch kann ik nich
Mit all min Töllers betalen.
Un gew ik di all min Sülwertüg
Ik dörvt den Weiten nicht malen.
Wo is dat nn äwer mit de Musik?" —
„Kümmt ok noch!" seggt de Buer.
He wohrschugt de Knechts un de Malens glik,
De stünnen all up de Luer.
De makten nu Jidwer sin Stalldör np;
Dat leeve Beih kem na buten,
De Offen uu Köh, de Kalwer un Schwin
Un de Höhner un Göös' uu Puten.
Dünn hisst he Wassern un Sultan dorup,
Dat gaf en Höllenspektakel;
De Markgraf höllt sik de Uren too
Un lacht, dat de Buk em wackel:
„Holl Pust! holl Pust! und rop din Hunn
Un lat uns drinken in Freden;
So'n degten Disch, so'n Muskantenvolk,
Dat kann ik di nich beden".
Friedrich Eggers'
„Tremsen".
44. Unsere Städte.
i.
Wie glücklich, wie malerisch und äußerst anziehend, mithin auch poetisch anregend
ist nicht in der Regel die Umgebung und Lage der Städte infolge ihrer Entstehungs-
weise und Bestimmung. Sie haben sich ihren Bedürfnissen gemäß fast überall an
den schönsten und bedeutungsvollsten Lebenspunkten des Landes angeheftet. Jn den
sandigen Wüsten und auf den öden Rücken der Hochgebirge, in den Urwäldern und
Heidestrecken konnte keine Ansiedlung frommen. Die Bevölkerung konzenwierte sich
nur in den anbaufähigen Gefilden, in den reich begabten Naturparadiesen. Jn diesen
Naturparadiesen , in denen sie Platz nahmen, erhöhten die Städte mit ihren zahl-
reichen Bedürfnissen rings umher Leben und Anmuth. Ihretwegen wurde der Ur-
wald dort gelichtet. Durch sie blühten rings die Fluren und die lieblichen Dörfer
reichlicher auf. Für sie grasen daselbst auf üppigen Weiden die zahlreichen Herden.
Sie weckten und befeuchteten den Boden weit und breit.
Die Gärten und Villen, welche die Landschaft zieren, wurden von den Bürgern
der Stadt gebaut und geschmückt. Je mehr man sich der Stadt, die in dem Mittel-
punkt des hübschen Gemäldes als Herz oder Krone des Ganzen liegt, nähert, desto
höher steigt die Kultur, desto dichter werden „die schmucken Anlagen. Zuletzt zeugt
jeder Quadratschnh von Sorgfalt, Kunst und Überlegung.
Das Bedürfnis des Handelsverkehrs trieb die Städte fast überall in die an-
mutigen Flußthäler oder zu den Meeresküsten hinab. Ju den Flußthälern begannen
Ahr ens. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. 5
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Kalwer Friedrich_Eggers' Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
218
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
95. Frankreichs Übergewicht unter Ludwig Xiv. und dessen
Einfluß auf Deutschland.
Ludwig Xiv. erklärte nach dem Tode seines Ministers Mazarin,
von nun an in eigener Person regieren zu wollen: des Königs Wille
sollte das höchste Gesetz sein, oder wie der junge 23jährige Fürst es aus-
drückte: „der Staat, das bin ich!" Im Ministerral halte stets der König
das entscheidende Wort und alle Bittstellungen mußten unmittelbar an ihn
gerichtet werden. Die Provinzialgerichte beschränkte er durch Einsetzung
außerordentlicher königlicher Gerichte; die Statthalter der Provinzen hielt
er durch Aufseher in Schranken; alle Offiziersstellen im Heere wurden
vom König besetzt. Die Einheit des Staates sollte durch einheitliche Ein-
richtung aller Verwaltungszweige sich geltend machen; daher wurden ein-
heitliche Verordnungen über das Manufakturwesen erlassen, die Verschieden-
heit der Zölle im Lande aufgehoben und ein allgemeiner Ausgangs- und
Eingangszoll eingeführt.
Der Beginn von Ludwigs Regierung siel in eine Zeit, wo auf allen
Gebieten des geistigen und materiellen Lebens in Frankreich eine eifrige
Thätigkeit angeregt war; überall zeigte sich ein frisches Schaffen und
Streben; es bedurfte daher nur einer verständigen Leitung, um das Land
ungeahnter Blüte und allseitigem Aufschwung entgegenzuführen. Da war
es ein Glück für Ludwig, daß eine Reihe der tüchtigsten Männer in seine
Dienste traten, die das Wohl des Landes zu wecken und zu wahren wußten.
Colbert vor allen hat das Verdienst, mit geschickter Hand die Hebung von
Handel, Industrie und Seewesen befördert zu haben. Für den Verkehr
mit Amerika, West- und Ostindien, Afrika und für den Ostseehandel
wurden nach dem Vorbilde der Engländer und Holländer französische
Handelsgesellschaften gegründet, wobei Ludwig sich selbst mit großen Summen
beteiligte. Mit den größten Anstrengungen und Opfern führte Colbert die
Spiegel- und Spitzenfabrikation, wie sie in Venedig üblich gewesen, die
englische Strumpfwirkerei, die holländische Tuchbereitung, die deutsche Blech-
und Messingfabrikation in Frankreich ein und setzte dadurch die französische
Industrie in den Stand, mit der englischen und holländischen zu wetteifern.
Auch die Wehrkraft steigerte sich rasch. Die Landarmee stieg in kurzem
von 24 000 auf etwa 150 000 Mann, das Geschütz wurde verbessert
und nach den Plänen des berühmten Kriegsingenieurs Vauban neue Zeug-
häuser und Festungen angelegt. Eine Reihe neuer Hafenplätze wurde
angelegt und zur Verbindung des mittelländischen mit dem atlantischen
Meere der Kanal von Languedoc gebaut. Die Flotte konnte sich an Stärke
und Tüchtigkeit bald mit allen andern messen.
Litteratur und Kunst waren bereits um die Mitte des Jahrhunderts
in voller Blüte und schienen durch die Freigebigkeit Ludwigs erhöhten
Glanz zu erhalten. In der Architektur kam jetzt ein besonderer Stil auf,
der sich nach Ludwig Xiv. nannte. Man strebte dabei nach großartiger
Anlage des Ganzen und üppiger, überladener Verzierung des Einzelnen,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Deutschland Frankreich Amerika Ostindien Afrika Venedig Frankreich Languedoc
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
226
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
alten Feuervergoldung, die Emaillierung der eisernen und blechernen Kochgeschirre;
aber drei Erfindungen sind es vor allen, welche die Welt in das freudigste Erstaunen
gesetzt haben: Die Gasbeleuchtung, die Photographie und die elektromagnetischen
Telegraphen, Erfindungen, welche die Fähigkeit des menschlichen Geistes und die
Macht der Wissenschaft aufs glänzendste au den Tag legen. Endlich gelangte das
Schrift- und Druckwesen zu einem ungeheuren Umfang und zu einer wunderbaren
Vollkommenheit durch Erfindung der Schnellpresse, der Letterngießmaschine und des
Maschinenpapiers, dem sich zugleich die Erfindungen der Lithographie (Aloys Seen-
felder 1798) der Stereotypie, der Ehromolithographie, des Öldrucks rc. re. anschließen.
Eine solche Menge der glänzendsten Entdeckungen und Erfindungen, eine solche
Entfaltung des Reichtums der Natur, eine solche Entwickelung der Gewerbe, und in
so kurzer Zeit, war noch nie erlebt worden, und es hatte sich auch alles im unge-
heuren Zusammenwirken zahlloser Kräfte so zusammengedrängt, daß Tausende sich
nicht der Umwandlung bewußt wurden, in die man plötzlich eingetreten war. Und
doch, wie sichtbar war die Wirkung auf alles Leben rings umher. Noch pries man
die Vergangenheit, die gute, alte Zeit; noch klagte man über die Gegenwart, noch
hoffte man ans die Zukunft, während sich doch alles in nächster Nähe zum Erfreu-
lichsten umgeschaffen hatte. Wo sonst weithin unbebaute Felder sich erstreckten, trug
jetzt alles Früchte; wo sonst öde Strecken lagen, heben sich ungemessene Schätze zu
Tage; an der Stelle der uralten, ungebahnten Wege durchzog eiu Netz der schönsten
Straßen das Land, selbst die höchsten Gebirge durchbrechend; eine zahllose Menge
der schönsten, wundervollsten Brücken überspannen die L-tröme und Flüsse; die alten
dunklen, engen Gassen der Städte hatten sich geöffnet; eine Menge der herrlichsten
Paläste und Tausende von geschmackvollen Häusern erhoben sich; die L-tädte bevölker-
ten sich um die Hälfte mehr als sonst; auch das Land ringsum blühte auf und man sah
schöne wohlgebaute Dörfer, wo sonst nur eine Reihe armseliger Lehm- und Strohhütten
gestanden hatte; wie sonst Fürsten und Adel, so wohnten jetzt Bürger und Bauern.
An dieser in der Geschichte beispiellosen Entwickelung der Gewerbe und somit der
Kultur haben nun besonders drei Nationen mitgewirkt, die deutsche, die englische und
die französische, jetzt die drei ersten Kulturvölker der Erde. Noch immer unversiegbar
ist der Ideenreichtum, die Erfindsamkeit und der Fleiß des deutschen Volkes, darin
alle anderen Völker übertreffend; das englische Volk überragt alle andern durch die
Kolossalität ferner Kräfte und Leistungen, die es in seiner Produktion zu entwickeln
vermag, während das französische Volk aber an feinem Geschmack alle überstrahlt.
So hat eine wunderbare Schickung und Weltregierung drei große Naüonen zu gleicher
Zeit neben einander gestellt, deren verschiedenen Eigenschaften dazu gehörten, um die
Gewerbe und somit die Menschheit auf die Höhe der Vollkommenheit zu bringen, auf
der sie jetzt stehen. Der Orient, die Urheimat aller Künste und Gewerbe, ist mit
wenigen Ausnahmen, schon längst weit hinter Europa zurückgeblieben, wenn er auch
noch immer jenen üppigen, den Naturzuständen der Völker entsprechenden Reichtum
der Erzeugnisse zu entfallen vermag. Wie aber der Orient das Land der Vergangen-
heit, und Europa das der Gegenwart ist, so Nordamerika das Land der Zukunft,
dessen Gewerbslhätigkeit, gestützt auf die reichsten Naturkräste, auf die freieste Ent-
wickelung und unbeschränkteste Konkurrenz und endlich erfüllt vom kühnsten Geist der
Kombination und Spekulation, sich wie ein Riese neben der von Europa erhebt und
uns prophetisch eine Zukunft verkündet, deren Großartigkeit wir noch kaum zu ahnen
vermögen. Aber noch größer wird unsere Aussicht durch die universelle Verbindung,
in der die ganze Erde zu sich selber getreten ist, und alle Völker derselben. Wohin
wir den Blick über die unermeßlichen Gebiete derselben werfen, überall erblicken wir
Leben und Bewegung. Sonst verschlossene Länder öffnen sich, das Innere der Welt-
teile schließt sich auf und unzählbare Schiffe eilen zum gegenseitigen Austausch von
Küste zu Küste; Wasserstraßen und Schienenwege werden geschaffen, wo die Natur
der Verbindung hinderlich ist. Keine bedmtende Entdeckung geschieht auf irgend
einem Punkte der Welt, ohne sogleich mit Blitzesschnelle zum andem Ende derselben
zu gelangen, kein Wetteifer thut sich auf, ohne in weiter Ferne zu wirken. Das
Band eines allgemeinen Verkehrs umschlingt die ganze Runde des Erdkreises.
Rehlen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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Extrahierte Personennamen: Aloys
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Nordamerika Europa
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt.
199
Zur Übersicht des Nürnberg'schen und zum Teil des Augsburgffchen Haudels
im spätern Mittelalter, ist bequem, ihn nach den vorzüglichsten Himmelsgegenden unter
acht Hauptrichmngen zu ordnen. Insofern beide wichtige, weitberühmte Städte den
Umsatz sowohl zwischen dem Süden und Norden von Europa, als zwischen dem
Westen und Osten betrieben, können sie als Mittelpunkt des europäischeu Landhandels
im 11. und 15. Jahrhundert angesehen werden.
1. Süden. Viele Versendungen geschahen nach Nördlingen in Schwaben,
nach Donauwörth, nach München und in andere Städte Bayerns, von wo die Rück-
frachten hauptsächlich in Salz und anderen Lebensmitteln bestanden. Ferner wurden
die Safranmärkte in Aqnileja besucht. Über Innsbruck und Bozen ging es nach
Italien, am meisten nach Venedig. Einige morgenländische Waren, besonders der
arabische Weihrauch wurde aus Genua bezogen. Stuf diesen Platz und aus Mailand
sollten durch ein im Jahr 1418 erlassenes Verbot die süddeutschen Kaufleute beschränkt
werden. Es ward mit Strenge aus das Verbot gehalten und mancher Nürnberger,
bei der Übertremng betroffen, ist mit Gelde bestraft oder in den Turm gesetzt worden.
2. Südwesten. Durch das Würtemberger Land nach Basel und weiter teils
nach Solothurn, Bern, Nenenbnrg, teils über Besan^on nach Lyon, auf dessen jähr-
lichen großen Märkten die Nürnberger Vorzüge und Freiheiten genossen und wo sie
überdies eine bleibende Niederlage hatten.
3. Westen. Nach Rotenburg an der Tauber und Heilbronn am Neckar, Worms
und Speier, Hagenau und Straßburg; auch über Saarbrücken nach Metz und Verdun.
4. Nord westen. Nach den Niederlanden war die Handelsthätigkeit von
Nürnberg und Augsburg wie am stärksten, so am frühesten, gerichtet Schon im
12. Jahrhundert ging Augsburger Kaufmannsgut bei Köln vorbei. Von Ulm und
Augsburg erst zu Achse über Dinkelsbühl nach Bischofsheim an der Tauber, von da
an zu Schiffe über Frankfurt, Köln weiter. Zur Beförderung bis Frankfurt, wenig-
stens bis Würzburg, haben die Nürnberger wohl ebenfalls die Landfracht vorgezogen.
Der Hauptwarenzug ging über Mainz und Köln nach Aachen, Lüttich, Namur, Cam-
bray, Gent, Brügge, Brüssel, Antwerpen und nach anderen Plätzen von Brabant
und Flandern. Englische und niederländische Tücher gehörten zu den vorzüglichsten
Einkäufen auf den dortigen Märkten, auch Schlachtvieh, das über Köln herausgetrieben
wurde, Zinn aus England, Lederarbeiten ans den Niederlanden, vielerlei nordische
Erzeugnisse als Pelzwerk, Häute, Felle, Fettwaren, Fischbein, Schollen, Heringe, Honig
und Wachs; feiner Nutzholz, Teer, Pech, Harz, Öl; endlich Kupfer, Stahl und
Eisen. In Zahlung gab man zuvörderst Erzeugnisse des eigenes Fleißes: Leinen-
und Baumwollengarn, Leinwand, Banmwollenzeuge, Knnstsachen von Gold und
Silber, Juwelierarbeit, Perlengeschmeide, metallene Gerätschaften, dann rohe Metalle
aus Böhmen, Österreich: Quecksilber, Blei; aus Böhmen und Schlesien edle Steine,
endlich morgenländische und südeuropäische Waren: Safran, Seidenstoffe, Brasilholz
und vielerlei Gewürze.
5. Norden. Über Bamberg und Koburg zuvörderst nach Erfurt, wo starke
Durchfuhr von Kaufmannswaren statt hatte, weil noch aus ganz Thüringen nach
Niederdeutschland die Zwangstraße über diese Hauptstadt gelegt war. Von da vor-
züglich nach Braunschweig und weiter nach Bremen, Hamburg und Lübeck.
6. Nord osten. Eine Straße von Nürnberg über Hof, zunächst auf Plauen
und Chemnitz findet sich erwähnt. Von da aus über Freiberg, Görlitz, Glogan bis
nach Posen und Danzig hinauf.
7. Osten. Sowohl Augsburg als Nürnberg stand in Handelsverbindung mst
Böhmen, Mähren und Schlesien. Gewürze und seine niederländische Tücher waren
Gegenstände des Absatzes.
8. Süd osten. Über Regensburg und Passau wurden nach Österreich und
Ungarn feinere Gewürze versandt gegen dortige Nattwwaren, namentlich Metalle und
Schlachtvieh.
Gegen Ende des Mittelalters kamen auch die Märkte von Frankfurt a. M. in
weit verbreiteten Ruf. Zwischen dem südlichen Deutschland auf der einen Seite und
Flandern, Brabant, Sachsen, Thüringen, Böhmen, Schlesien und Preußen auf der
andern, war dieser Platz der Mittelpunkt, wo Großhändler aus den niederländischen
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
336
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
darin fühlen, selbst in dem etwas dunklen, von bunten Glasfenstern nur
spärlich erleuchteten Gemach, wo Luther „Ein' feste Burg" gedichtet; die
Wartburg ist nur zum Anschauen, für eine Stunde des Träumens. Was
sie uns teuer macht, ist eine Welt von Gedanken, die über ihr schwebt
und in ihr lebt; in dem Koburger Schloß haben wir eine greifbare
Wirklichkeit vor uns: die fürstliche deutsche Wohnung des
16. Jahrhunderts.
Schon der Schloßhof hat etwas Anheimelndes. Still liegt er und
traulich. Oben nach der äußersten Mauer zu, stehen Bäume, prächtige
Kastanien und Linden. Ein schwarzes, künstlich geschnitztes Holzgitter
schließt den Eingang der Burg. Eingetreten, öffnet sich uns eine lange
Zimmerflucht; in dem großen Saal hängen kostbare Waffen, Panzer,
Schwerter, Feuergewehre aller Art. Ein anderer Saal ist mit den Bildern
der Haupthelden des 30jährigen Krieges geschmückt: Tilly, Gustav Adolf,
Wallenstein, der, als er zur Lützener Schlacht zog, einige tagelang vor
der Feste lag, ohne sie einnehmen zu können. In ähnlicher Weise hat
man ein Zimmer für die Gestalten der Reformation eingerichtet: Luther,
feine Gattin, Melanchthon und all die anderen prangen dort auf Gold-
grund, ernst und feierlich. Daneben liegt ein echtes Kleinod der alten
Zeit und Kunst, das sogenannte Rosettenzimmer. Seine Decke enthält
365 Rosetten, aus Holz geschnitzt, jede in Form und Verzierung von der
anderen verschieden. Welch ein Gegensatz gegen unsere Maschinenarbeit!
Wie wohnlich, wie zum Bleiben einladend schauen alle diese Gemächer mich
an! Hohe Lehnstühle, in die Tiefe der Fenster gerückt, bieten einen behag-
lichen Sitz, die Schönheit der zu den Füßen der Burg sich ausdehnenden
Landschaft still zu genießen. Karl Frenzel.
142. Das Erzgebirge.
Das Erzgebirge umfaßt den größten und volkreichsten Teil des
Königreichs Sachsen. Dort erheben sich die meisten und höchsten Berge
des Landes; dort sind die Quellen der größeren Flüsse, mit Ausnahme
der Elbe; dort ist das Vaterland des sächsischen Bergbaues, des Klöppel-
wesens, zum Teil auch der Baum- und Schafwollenweberei und der Holz-
warenarbeiten. Während man oben klöppelt, spinnt und webt, wird unter
der Erde geklettert, gehämmert und gekarrt.
Vom Dresdener und Leipziger Kreise steigt das Land allmählich an,
erhebt sich wellenförmig, in stetem Wechsel an Berg und Thal, bis zu
den höchsten Punkten an der böhmischen Grenze. Es ist reich an Natur-
schönheiten aller Art, aber auch an Gegenden, wo nur düstere Wälder und
kahle Bergrücken dem Auge sich darstellen, wo kein Singvogel nistet und
nur selten eine Biene summt, wo keine Rebe prangt, selten Korn gedeiht
und gewiß Unzählige sterben, die nie eine Pfirsich oder Weintraube ge-
sehen , geschweige denn gekostet haben. Ausgedehnte Waldungen bedecken
gewöhnlich die höheren Gegenden und versorgen einen großen Teil des
Niederlandes mit Holz. Auch an Torf und Steinkohlen ist kein Mangel.
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Extrahierte Personennamen: Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Melanchthon Karl_Frenzel Karl
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280
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
und Handlungshäuser, um Geschäfte zu vermitteln, sind angelegt worden
und haben ihre Thätigkeit sogleich beginnen können.
Der Suez-Kanal, ein wirklicher Meeresarm von 145 km Länge, der
nun wieder die alte zerstörte Verbindung zwischen dem Mittelmeer und
dem indischen Ozean hergestellt hat, beginnt bei Port Said und ist 8 m
lief und 100 m breit, also tief genug, um Schisse von größtem Tiefgang
aufzunehmen, und breit genug, daß die Schisse bequem einander ausweichen
können. Er besitzt außerdem weite Binnenhäfen, in denen ganze Flotten
vor Anker gehen können, und zwei prachtvolle Außenhäfen, von welchen
der bei Port Said nächst dem von Marseille der bequemste und sicherste
des ganzen Mittelmeers ist. Infolge der Anziehungskraft, welchen die
gewaltige, zu manchen Zeilen 12 000 Menschen beschäftigende Arbeit auf
die Bevölkerungen Ägyptens und Europas ausüben mußte, hat sich die
Wüste belebt und mit Gärten und Oasen geschmückt. Zwei ansehnliche
Städte, Port Said und Jsmailia sind aus dem Sande erstanden und über
40 000 Menschen haben sich in diesen Ebenen niedergelassen, in die sich
sonst der Wanderer nur zagend wagte. Was ist aber dieses erste Zu-
strömen gegen das, was nachfolgen wird, wenn erst der gesamte Schiffs-
verkehr diese neue Straße einschlagen wird, der bisher jährlich um das
Kap der guten Hoffnung seinen Weg nahm und so bis Triest einer
um 37, bis London und Hamburg um 24 Tage längeren Fahrzeit
bedurfte.
Die Frage ist nun eine wichtige, in wie weit die Schiffahrt im-
stande sein wird, den Vorteil, den der Kanal durch Abkürzung des Weges
bietet, durch Zeitersparnis und schnellen Handelsumsatz sich zu eigen zu
machen und dafür die nicht geringen Kanalgebühren zu zahlen? Die
Antwort ist lange streitig gewesen, sie stellt sich aber jetzt folgendermaßen
heraus.
Der Transport zwischen den ostasiatischen Küsten und europäischen
Häfen wird zum größten Teile noch immer durch Segelschiffe bewerkstelligt.
Für diese, welche auf günstige Winde angewiesen sind, wird der Kanal
nur von geringem Vorteil sein. Das Segelschiff verlangt ein breites Fahr-
wasser, um bei konträren Winden lavieren und kreuzen zu können. Wind-
stille und widrige Winde würden in dem schmalen Fahrwasser des Kanales
und des engen roten Meeres sogar eine längere Reisezeit fürchten lassen,
als auf dem offenen Ozean um das Kap der guten Hoffnung herum,
wo es günstige Meeresströmungen und veränderte Windrichtungen auf-
suchen kann.
Mit dem Dampfschiff verhält es sich anders. Dieses, von der Wind-
richtung unabhängig, vermag den schmälsten Wasserweg zu benutzen und
kann sich darum auch all der Vorteile bedienen, welche der Kanal bietet.
Und in der That, die Segelschiffahrt vermindert sich von Jahr zu Jahr
und die Dampfschiffahrt steigt in außerordentlichem Grade empor. Die
billigere Bearbeitung des Eisens, der leichtere Gewinn der Kohle, die
Zeitersparnis für den Umsatz, die Ersparnisse in der Versicherungssumme
und die Konkurrenz, schnell auf dem Markt zu erscheinen, sind stets
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Extrahierte Ortsnamen: Marseille Europas London Hamburg