37
Lage das Lager legen gelegen die Gelegenheit ver-
legen die Verlegenheit auslegen die Auslage ^ sehen
das Gesicht sichtbar ansehen das Angesicht die Ansicht
absehen die Absicht vorsehen die Vorsicht die Vor-
sehung — wachsen der Wuchs das Gewächs das
Wachsthum kommen bekommen entkommen ver-
kommen nachkommen die Nachkommen willkommen
vollkommen die Vollkommenheit ankommen die An-
kauft die „Auskunft die Zukunft zukünftig — alt
älter die Ältern — der Arm der Ärmel — quick
erquicken Quecksilber qnacken Quacksalber quackeln
quetschen quer Querstrich Quecke
Wortverbindungen.
(Diese geben Aufgaben für die Ausbildung der Sätze.)
Vater Väter, — Mutter Mütter, — Kind Kinder.
1) der Vater die Väter, — die Mutter die Mütter,
das Kiud die Kinder, — ein Vater, eine Mutter,,
ein Kind.
2) mein Onkel meine Onkel, deine Tante, dein
Vetter, ihre Base, unser Neffe, eure Nichte, —
dieser Bruder, jene Schwester.
3) böser Stier, gute Kuh, kleines Kalb, blauer
Himmel, schwarze Dillte, grünes Laub, toller
Hund, weiße Rose, altes Schaf, goldener Ring,
hölzerner Löffel, fleißige Tochter, herrischer Knecht,
teigichtes Brot, sterblicher Mensch, fruchtbares
Land, furchtsame Frau,, schadhaftes Buch.
4) I. ein Gott, ein Vater, eine Mutter, ein Kopf rc.
2. zwei Augen, zwei Arme, zwei Beine rc.
3. drei Zinken, drei Gelenke, drei Glieder rc.
4. vier Beine, vier Ecken, vier Räder k
5. fünf Finger, fünf Zehen.
6. sechs Beine, sechs Pfennige.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Lebensbilder.
15
tüte" man hinter eine Sache gekommen, eben so viel wert, eben so lehrreich,
als^die Sache selbst. — Das Vergnügen der Jagd ist ja allzeit mehr
wert als der Fang.
* *
* • .
6. Es gehört dazu, um in irgend einer Sache vortrefflich zu werden,
daß man sich diese Sache selbst nicht geringfügig denkt. Man muß sie
vielmehr unablässig als eine der ersten in der Welt betrachten, oder es
ist kein Enthusiasmus möglich, ohne den doch überall nichts Besonderes
auszurichten steht.
* *
* ,
7. Nicht die Wahrheit, in deren Besitz irgend ein Mensch ist oder
zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat,
hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des Menschen. Denn
nicht durch den Besitz, sondern durch die Nachforschung der Wahrheit
erweitern sich seine Kräfte, worin alle seine immer wachsende Voll-
kommenheit bestehet. Der Besitz macht ruhig, träge und stolz.
Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und in seiner Linken den
einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatze mich
immer und ewig zu irren, verschlossen hielte, und spräche zu mir, wähle!
Ich fiele ihm mit Demut in seine Linke und sagte: „Vater, gieb f die
reine Wahrheit ist doch nur für dich allein.
15. Johann, der Seifensieder.
Johann, der munt're Seifensieder,
Erlernte viele schöne Lieder,
Und sang mit unbesorgtem Sinn
Vom Morgen bis zum Abend hin.
Sein Tagwerk konnt' ihm Nahrung bringen;
Und wenn er aß, so mußt' er singen:
Und wann er sang, so war's mit Lust,
Aus vollem Hals und freier Brust.
Beim Morgenbrot, beim Abendessen
Blieb Ton und Triller unvergessen;
Der schallte recht; und seine Kraft
Durchdrang die halbe Nachbarschaft.
Man horcht; man fragt: Wer singt schon
wieder?
Wer ist's? Der munt're Seifensieder.
Im Lesen war er anfangs schwach;
Er las nichts, als den Almanach;
Doch lernt er auch nach Jahren beten,
Die Ordnung nicht zu übertreten,
Und schlief, dem Nachbar gleich zu sein,
Oft singend, öft'rer lesend, ein.
Er schien fast glücklicher zu preisen,
Als die berufnen sieben Weisen,
Als manches Haupt gelehrter Welt,
Das sich schon für den achten hält.
Es wohnte diesem in der Nähe
Ein Sprößling eigennütz'ger Ehe,
Der, stolz und steif und bürgerlich,
Im Schmausen keinem Fürsten wich:
Ein Garkoch richtender Verwandten,
Der Schwäger, Vettern, Nichten, Tanten,
Der stets zu halben Nächten fraß,
Und seiner Wechsel oft vergaß.
Kaum hatte mit den Morgenstunden
Sein erster Schlaf sich eingefunden;
So ließ ihm den Genuß der Ruh'
Der nahe Sänger nimmer zu.
Zum Henker! lärmst du dort schon wieder,
V erm aled eiter Seifensied er ?
Ach wäre doch, zu meinem Heil,
Der Schlaf, hier, wie die Austern, feil!
Den Sänger, den er fiüh vernommen,
Läßt er an einem Morgen kommen,
Und spricht: „Mein lustiger Johann:
Wie geht es euch? Wie fangt ihr's an?
Es rühmt ein jeder eure Ware:
Sagt, wie viel bringt sie euch im Jahre?"
,,Jm Jahre, Herr? mir fällt nicht bei,
Wie groß im Jahr mein Vorteil sei.
So rechn' ich nicht; ein Tag bescheret,
Was der, so auf ihn kömmt, verzehret
Das folgt im Jahr (ich weiß die Zahl)
I Drei hundert fünf und sechzig mal."
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Johann Johann
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
228
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
war und dort sich ohne irgend eine fremde Hülfe dem Lernen hingab. Die hohen
geistigen Fähigkeiten, welche so glückliche Früchte bringen sollten, begannen, wie dies
häusig geschieht, sich in der Zurückgezogenheit und Sammlung zu entwickeln.
Watt war zu kränklich, als daß seine Eltern daran gedacht hätten, ihm anhal-
tende Beschäfttgung zuzumuten; sie ließen ihm sogar die freie Wahl seiner Zer.
streuungen.
Ein Freund seines Vaters traf eines Tages den kleinen James, wie er auf
dem Fußboden lag, und mit Kreide alle möglichen Linien durch einanderzog. „Warum
lassen sie", rief er, „das Kind so seine Zeit verschleudern? Schicken sie es doch zur
Schule!" Der Vater antwortete: „Sie haben wohl etwas zu rasch ihr Urteil gefällt,
prüfen sie aufmerkasm die Beschäfttgung meines Sohnes, ehe sie uns verdammen."
Die Ehrenerklänmg blieb nicht lange aus; das Kind von 6 Jahren suchte die Auf-
lösung einer geometrischen Aufgabe
Von einsichtsvoller Liebe geleitet, hatte der alte James Watt frühzeitig den
jungen Schüler mit einer Anzahl von Werkzeugen versorgt. Dieser bediente sich der-
selben mit der größten Geschicklichkeit; er zerlegte die Kinderspielzeuge, die ihm iiwdie
Hände fielen und setzte sie wieder zusammen und führte unauchörlich neue damtt aus.
Später verwandte er sie zur Anfertigung einer klemm Elektrisiermaschine, deren glän-
zende Funken Gegenstand lebhaften Vergnügens und Erstaunens für alle Gespielm
des armen kränklichen Knaben wurden.
Der Vater hatte in betreff der sich entwickelnden Fähigkeiten seines Sohnes
eine sehr günstige Meinung. Entfemtere und weniger scharf blickende Verwandte
teilten diese Hoffnungen nicht. „James," sagte eines Tages Frau Muirhead zu ihrem
Neffen, „ich habe nie einen wägeren, jungen Menschen gesehen als dich. Nimm doch
ein Buch vor und beschäfttge dich nützlich. Seit länger als einer Stunde hast du nicht
ein einziges Wort gesprochen. Weißt du, was du rn dieser langen Zeit gethan hast?
Du hast den Deckel von der Theekanne abgenommen, wieder aufgesetzt und abermals
abgenommen; hast in den Dampf, der da herauskommt, bald eine Untertasse, bald
einen silbernen Löffel gehalten, hast dich abgemüht, die Tröpfchen, welche durch den
Dampf an der Oberfläche des Porzellans oder des polierten Metalles entstanden,
mit einander zu vereinigen und aufzufangen. Ist es nicht eine Schande, so seine
Zeit hinzubringen."
Jeder von uns würde vielleicht im Jahre 1750 dieselbe Sprache geführt haben;
aber die Vorwürfe der Tante werden uns in einem ganz andem Lichte erscheinen,
wenn wir bedenken, daß die hauptsächlichste Entdeckung Watts darin bestanden hat,
den Dampf in Wasser zu verwandeln, und der kleine James vor der Theekanne wird
für uns der große Ingenieur beim Vorspiel zu den Entdeckungen, die ihn unsterblich
machen sollten.
James Watt hatte einen jüngeren Bruder, welcher sich entschloß des Vaters
Geschäft — der Schiffslieferant, Bauunternehmer und Kaufmann war — zu erlernen,
und damit dem Bruder die freie Wahl seines Berufes ließ. Aber dieser Beruf war
schwer aufzufinden, denn der Jüngling hatte bei allen seinen Beschäftigungen einen
gleich glücklichen Erfolg.
Die Ufer des Loch Lomond entwickelten seinen Sinn für die Schönheit der Natur
und für Botanik. Ausflüge in die Gebirge Schottlands ließen ihn ahnen, daß der
unfruchtbare Teil der Erdkräfte nicht minder Beachtung verdiene und er wurde
Mineralog. James Watt benutzte seine häufigen Berührungen mit den Bewohnern
dieser malerischen Gegenden, um ihre lokalen Sagen, volksmäßigen Balladen und
ihren Aberglauben zu enträthseln. Wenn seine Kränklichkeit ihn an das väterliche
Haus fesselte, so war vorzugsweise die Chemie der Gegenstand seiner Studien. „Die
„Elemente der natürlichen Philosophie" weihten ihn auch in die tausend und aber-
tausend Wunder der allgemeinen Physik ein; endlich las er mit Begierde wie alle
kränklichen Personen, die medizinischen und chirurgischen Werke, deren er habhaft werden
konnte.
Dennoch entschied sich James Watt nicht für Botanik, nicht für Mineralogie,
nicht für die schönen Wissenschaften, nicht für Chemie, nicht für Physik, nicht für
Medizin, nicht für Chirurgie, obgleich er für jedes dieser Fächer gut vorbereitet war,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
170
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
wurde 1809 von dem damaligen Kronprinzen von Bayern um 3000 Du-
kalen gekauft und befindet sich in der Pinakothek zu München.
Das Bild trägt die Inschrift:
„Das hat Albrecht Dürer abkunterfeit nach seinem Lehrmeister Michael
Wolgemut im Jahr 1516, und er war 82 Jahr und hat gelebt bis daß
man zählet 1519 Jahr, da ist er verschieden am St. Andres-Tag früh
ehe die Sonn' aufging."
Das Gesicht ist voller Runzeln und Falten, aber doch voll Leben.
Im Jahre 1490 malte Dürer auch seinen Vater, gleichsam zum Danke,
daß dieser dem sehnsuchtsvollen Verlangen des Sohnes Raum gegeben.
Unter dem einen Bilde seines Vaters stehen die Worte:
,,Dies malt' ich nach meines Vaters Gestalt",
Da er war siebenzig Jahr alt"
„Und da ich ausgedient hatte," berichtet Dürer ferner, „schickte mich
mein Vater hinweg und blieb vier Jahr außen auf der Wanderschaft, bis
mich mein Vater wieder forderte." Von seinen Wanderjahren ist wenig
bekannt. Er berichtet nur, daß er im Jahre 1490 nach Ostern aus-
gezogen und um Pfingsten 1494 heimgekehrt sei. Augsburg, Ulm, Basel
und Colmar sind wohl die Orte, welche er aufgesucht hat. In Colmar
war er 1492. Das letzte Ziel seiner Wanderschaft war Straßburg.
Als Dürer um Pfingsten 1494 von der Wanderschaft zurückkehrte,
war er ein ausnehmend schöner junger Mann. So zeigt ihn ein eigen-
händig gemaltes Bild im 22. Lebensjahre. Auf einem späteren Gemälde
erscheint Dürer völlig ausgebildet und zum Manne gereift, eine herrliche
Gestalt, mit angenehmer, freundlicher Miene, und gewölbter heiterer Stirne.
Das braune Haar wallt in langen Locken auf die Schullern hinab, ein
dichter Bart umfließt den sanften Mund. Die Nase ist fein gebogen, die
Augen mild und hell. Aus dem Ganzen geht hervor, daß Dürer nicht nur
der größte Künstler, sondern wohl auch der schönste Mann seiner Zeit war.
Als Dürer in sein väterliches Haus zurückkehrte, hatte der Vater
bereits Sorge getragen, den Sohn anständig zu verheiraten. Die „gute
alte" Zeit verfuhr in Bezug auf Ehebündnisse meist praktisch und ver-
standesgemäß. Die Herzensneigung spielte dabei die geringste Rolle; denn
die Abgeschlossenheit des häuslichen Lebens brachte es mit sich, daß ge-
wöhnlich erst, nachdem die Verbindung zwischen den Eltern abgeschlossen
war, der Bräutigam die nähere Bekanntschaft der Braut machte. Die Fälle
mögen selten gewesen sein, wo die in Sitten und Ehren erzogenen Söhne
und Töchter dem Abkommen der Eltern ihren Eigenwillen entgegengesetzt
hätten. So fügte sich denn auch Albrecht, für den das vierte Gebot wohl
eine tiefere und umfassendere Bedeutung als heutzutage hatte, ohne weiteres
den väterlichen Absichten, von denen er die Überzeugung hatte, daß sie nur
auf sein eignes bestes gerichtet waren. Er machte nach gewöhnlichen Be-
griffen keine schlechte Partie, denn Hans Frey gab seiner Tochter eine
Mitgift von 300 Gulden (über 1000 Gulden nach heutigem Gelde) eine
bei den dainaligen Preisverhältnissen nicht geringe Summe. Da Agnes
Frey außerdem hübsch von Ansehn und ohne Zweifel gut und religiös
erzogen war, so mußten auch Dürer die äußern Umstände, unter denen
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Dürer Albrecht Michael
Wolgemut Albrecht Albrecht Hans_Frey Agnes
Frey
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Lebensbilder.
37
durch sein gesundes Urteil auszeichnete und wegen seines weisen Rates bei Behörden
und seinen Mitbürgern in hohem Ansehen stand, suchte nicht etwa durch den istock,
sondern durch Überzeugung und sein Beispiel seine Kinder zum Guten zu erziehen,
zu einem nützlichen und vernünftigen Leben heranzubilden. Keine Gelegenheit ließ er
vorbei, die ihm dazu förderlich schien. Bei Tische und in Gesellschaft von Freunden
wußte er immer das Gespräch auf schöne und nützliche Gegenstände zu lenken, welche
die Aufmerksamkeit und das Interesse der kleinen Zuhörer rege halten und zur Aus-
bildung ihrer Verstandeskräfte beiwagen würden; ebenso verstand es die Mutter, den
Kleinen an den elterlichen Tugenden Gefallen abzugewinnen und ihnen dieselben als
kostbaren Schatz auf die Lebensreise mitzugeben. An unserem Franklin sehen wir
die herrlichen Früchte einer solchen Erziehung.
Indessen genügte 'Fas Lichterziehen und Seifensieden dem lebhaften Geiste
Benjamins nicht, der zwölfjährige Knabe erklärte daher eines Morgens, er wolle
Seemann werden. Der Vater gab dies nicht zu; weil er aber besorgte, der Junge
möchte ihm davonlaufen und doch zur See gehen, so gestattete er ihm, sich ein anderes
Gewerbe zu wählen. Er führte ihn deshalb in Arbeitsstellen von Maurern, Tischlern,
Kupferschmieden u. s. w.. um seine Neigung zu erforschen und ihn an ein bestimmtes
Gewerbe zu fesseln. „Seitdem (so erzählte Franklin selbst) hat es mir immer Ver-
gnügen gemacht, gute Arbeiter ihre Werkzeuge führen zu sehen, und es ist mir oft von
Nutzen gewesen, so viel davon gelernt zu haben, daß ich imstande war, manche
Kleinigkeitenin meinem Hause selbst zu thun, wenn ich gerade keinen Arbeiter um mich hatte,
und kleine Maschinen für meine Experimente zu konstruieren, so lange die Idee, die
ich verfolgte, mir noch neu und gegenwärtig war". Endlich wurde er zu seinem
Vetter, einem Messerschmied, in die Lehre geschickt, da dieser aber zu viel Lehrgeld
forderte, nahm ihn sein Vater wieder zu sich nach Hause.
Von seiner frühesten Jugend an hatte Benjamin eine besondere Liebe zu Büchern,
und alles Geld, das ihm in die Hände kam, wurde zum Ankauf von solchen ver-
wandt. Reisebeschreibungen waren anfangs seine Lieblingslektüre; die durchstudierten
Bücher pflegte er dann wieder zu verkaufen, um sich neue dafür anzuschaffen. Aus
der kleinen Bibliothek seines Vaters las er größtenteils theologische Werke, was er
später oft als Zeiwerlust bedauerte; Plutarchs Lebensbeschreibungen der Helden und
Staatsmänner des Altertums dagegen erfüllten seine feurige Seele mit der größten
Begeisterung und übten einen wohltätigen, anhaltenden Einfluß auf ihn aus.
Diese große Vorliebe zu den Büchern bewog endlich den Vater, einen Buchdrucker
aus ihm zu machen und ihn bei seinem Sohne James, der dasselbe Gewerbe gelernt
und eben (1717) mit einer Presse und Lettern aus England nach Boston zurückgekehrt
war, in die Lehre zu geben. Benjamin sagte dies mehr zu; er mußte sich aber in
einem Alter von 12 Jahren auf 9 Jahre durch eigene Unterschrift verdingen, durch
welchen Verttag sein Vater den noch nicht erloschenen Hang zum Seeleben zu ersticken
hoffte. Bis ins 21. Jahr sollte er bei dem Bruder als Lehrling bleiben und erst
im letzten Jahre den gewöhnlichen Gesellengehalt bekommen. Der Knabe arbeitete
sich sehr schnell in das Geschäft ein und wurde bald eine tüchtige Stütze für seinen
Bruder. Jetzt hatte er häufige Gelegenheit seinen Lehrdurst zu befriedigen; er machte
Bekanntschaften mit einigen Lehrlingen von Buchhändlern, die ihm zuweilen Bücher
liehen, und blieb oft die Nacht auf, wenn er sie am andern Morgen wieder zurück-
geben mußte. Bald aber überhob ihn ein freundlicher Kaufmann namens M. Adams
dieser Anstrengung, indem er ihm seine ziemlich ansehnliche Bibliothek zur freien Be-
nutzung offen stellte.
Nun begann er großen Gefallen an der Dichtkrmst zu finden und selbst kleine
Gedichte zu reimen. Auf die kleineren folgten dann die größeren und so fertigte er
auf Anraten seines Bruders zwei lange gereimte Erzählungen in echtem Bänkelsänger-
ton; die eine schilderte einen schrecklichen Schiffbruch eines Schiffskapitäns und seiner
beiden Töchter, die zweite hatte den berüchtigten Seeräuber Schwarzbart zum Thema.
Beide wurden gedruckt und wegen ihres grausigen Inhalts reißend an die Bostoner
verkauft; Benjamin dünkte sich ein großer Dichter zu sein. Da kam aber der Vater
und nahm ihm den schönen Traum, indem er seine Balladen lächerlich machte, ihn
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Extrahierte Personennamen: Benjamins Franklin Benjamin Benjamin Adams Benjamin
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
168
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
ein, die sich damals durch Handel, Gewerbfleiß, Pracht und Kunstliebe vor
allen Städten unseres Vaterlandes auszeichnete. Wie wenig mochte btr
Fremdling ahnen, daß der Name Dürer einst nicht nur ebensoviel zum
Ruhme dieser Stadl beitragen werde, als der des reichsten Geschlechtes der
Pirkheimer, sondern daß beide Namen auch in die innigste Beziehung zu
einander treten sollten. Der zugereiste Geselle fand sofort in dem Hause
des trefflichen Goldarbeiters Hyronimus Heller eine bleibende Stätte.
Albrecht Dürer, der Vater, hat nach dem Zeugnisse seines berühmten
Sohnes „von männiglich, die ihn gekannt, ein gut Lob gehabt, denn er
hielt ein ehrbar christlich Leben, war ein geduldig Mann und sanftmjrtig,
gegen jedermann friedlich und er war fast (sehr) dankbar gegen Gott."
Seine Geschicklichkeit und Treue erwarben ihm die Achtung und das Ver-
trauen des Meisters, sein angenehmes Betragen und die Reinheit seiner
Sitten aber die Hand und Liebe der schönen Meisterstochter, der schönen
Barbara. Dürer hatte dem alten Heller zwölf Jahre gedient und stand
im vierzigsten Lebensjahre, Barbara im fünfzehnten. Er erhielt das
Meister- und Bürgerrecht und wurde nach einigen Jahren sogar zu einem
„Genannten" des größeren Rates gewählt. In vergnügter, glücklicher
Ehe wurden ihm 18 Kinder geboren, die aber nacheinander bis aus das
dritte Kind, den zweitgebornen Sohn Albrecht und zwei Brüder, Andreas
und Hans, frühe wieder verstarben. Die Familie wohnte im Hinterhause
des Pirkheimerschen Wohngebäudes in der Winklerftraße. Hier wuchs der
junge Dürer auf im niedrigen, braungetäfelten Zimmer, das mit Fenstern
von geöltem Papier und vielleicht am Werktische des Vaters mit runden
grünen Butzenscheiben versehen war.
Kurze Zeit vor der Geburt Albrechts war auch die vornehme Familie
im Vorderhause mit einem Söhnchen erfreut worden und der rege Verkehr
der beiden Knaben gestaltete sich später zum engen Freundschaflsbunde.
Albrecht wurde für seine Lernbegierde dadurch ausgezeichnet, daß er
die Schule, vermutlich die Sebalder Pfarrschule, besuchen durfte, denn
nur besonders befähigte Kinder wurden damals im Lesen und Schreiben
unterrichtet. Nachdem der Knabe vier Jahre lang, Tafel und Griffel oder
ein mit Wachs bestrichenes Brettlein an der Seite, zur Schule gegangen,
nahm ihn der Vater zu sich in die Lehre, um ihn zu einem tüchtigen
Goldschmied auszubilden. Gezeichnet hatte der Knabe wohl schon, ehe er
schreiben lernte. Der Vater hatte ihm frühe die kleine Hand geführt und
ihn allerlei Gegenstände aus dem Leben darstellen lassen, wie er es für
das Goldschmiedehandwerk für nötig fand. Den Goldschmieden jener Zeit
lagen freilich weder Muster noch Journale vor, sie arbeiteten nach selbst-
gefaßter Idee, entwarfen die Zeichnung, formten, wenn nötig, ein Modell
aus Wachs oder Thon und bildeten darnach das Metall aus freier Hand,
gravierten, vergoldeten, emaillierten. Wie die Kunst damals als Handwerk
galt, so stand auch das Handwerk der Kunst sehr nahe und Dürer befand
sich in der Lehre seines Vaters in der besten Vorschule. Hier erlangte
er seine hohe Fertigkeit im Zeichnen und Modellieren, hier wurde er an
Zirkel und Maßstab und die richtige Zusammenstellung der Verhältnisse
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Hyronimus_Heller Albrecht_Dürer Albrecht Barbara Barbara Albrecht Albrecht Andreas Hans Albrechts Albrechts Albrecht
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
171
er die Verbindung einging, als durchaus zufriedenstellend erscheinen, Nach
menschlichem Ermessen waren alle Vorbedingungen zu einer glücklichen Ehe
gegeben. Aber der Erfolg lehrte, daß dieser Verbindung einer der wil-
ligsten Faktoren fehlte, um beiden Teilen das Leben angenehm zu machen:
die Übereinstimmung der Charaktere und der Lebensziele. Bei Frau Agnes
herrschte der berechnende Verstand vor, dem der materielle Erfolg der
Thätigkeit über alles geht; bei Dürer hatten Glücksgüter nur Bedeutung
als Mittel, um sich geistige Genüsse zu verschaffen und die Kreise der
Erfahrung und des Wissens weiter zu ziehen. Er war deshalb kein
sonderlicher Haushalter und die geringe Sorge, welche er in geschäftlichen
Dingen an den Tag legte, gab gewiß nicht selten zu gerechten Klagen
Anlaß. Dürer selbst war sich seiner Schwäche in dieser Beziehung bewußt
und räumte, wohl oder übel, seiner Frau eine strenge Kontrolle seiner
Ausgaben und Einnahmen ein, weshalb er sie scherzweise seine „Rechen-
meisterin" zu nennen pflegte.
Nur wenige Wochen nach seiner Heimkehr fand schon die Hochzeit
Dürers statt, der mit der jungen Gattin das noch jetzt nach ihm benannte
und in Ehren gehaltene „Dürerhaus" in der Zisselgasse (jetzt Dürerstraße)
bezog. Um dieselbe Zeit wurde er Meister und lieferte als Probearbeit
eine Zeichnung: Orpheus, von Bacchantinnen gemißhandelt.
In den ersten Jahren seiner Selbständigkeit hatte Dürer Mühe, sich
seinen Unterhalt zu erwerben. Größere Aufträge flössen dem unbekannten
Künstler nicht zu und seine Hauptbeschäftigung scheint in Zeichnungen für
Holzschnitte bestanden zu haben, mit denen man Flugblätter, Büchertitel
und den Büchertezt selber zu illustrieren pflegte. Um sich im Malen zu
üben, mußte er sich seine Aufgaben selbst stellen. Die nächste Aussicht
auf Gewinn bot ihm das Porlrätfach und so sehen wir denn, daß er teils
zu seiner Übung, teils wohl aus kindlicher Zuneigung seinen Vater mehr-
mals abbildete. Eins dieser Bilder trägt die Aufschrift:
„Dies malt' ich nach meines Vaters Gestalt,
Da er war siebenzig Jahr alt."
So entstanden auch zwei Selbstporträts des Künstlers. Das eine
aus dem Jahre 1500, wo er 28 Jahr alt war, befindet sich in der
Münchener Pinakothek und bestätigt, daß Dürer einer der schönsten Männer
gewesen: von hohem schlankem Wüchse, breiter Brust, zartem Ebenmaß
des Baues und regelmäßigen Gesichtszügen. Außer einigen unbedeutenden
Andachtsbildern malte er im Jahre 1498 oder 1499 ein größeres Werk:
das Baumgärtnersche Altarwerk (jetzt in München) und einige Jahre später
die Anbetung der heiligen drei Könige (jetzt in Florenz).
Es waren indes nicht seine Malereien, sondern seine Holzschnitte
und Kupferstiche gewesen, welche als Herolde seines Ruhmes in alle
Welt gegangen waren, wo sich nur Interesse an den bildenden Künsten
zeigte. In der That wurden in Italien Dürers Talente schon mehr
erkannt und anerkannt, wenn auch widerwillig, als im eignen Vaterlande.
Bis zum Jahre 1506 hatte Dürer 47 Kupferstiche und 26 Holzschnitte
erscheinen lassen und eine ganze Reihe Handzeichnungen, unter denen be-
sonders die 12 Blätter der Passion Christi die erste Stelle einnehmen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
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I. Aus der Heimat.
9
deutschen Sängern und Kriegern mitgeben. Die Bevölkerung hing ihm an,
und er selbst war Mitglied einer Gilde, deren Genossen einander Leib und
Leben zu schützen gelobten. So regierte Knud, obwohl als Däne geboren, wie
ein deutscher Fürst seiu Land.
Mit Freuden vernahm der deutsche Kaiser Lothar, wie Kuud die Menden in
M agrien bezwang; deshalb erhob er ihn zu ihrem König und setzte ihm mit
eigener Band die Krone auss Haupt. Seit der Zeit nannten ihn seine Unter-
thanen Laward d. h. Brotherr und zollten ihm gleiche Ehre und würde
wie seinem Oheim, dein dänischen Könige. Mit Neid und Eifersucht sahen
die Dänen, wie seine Macht immer mehr zunahm. Denn selbst in ihrem Lande
galt sein Mort mehr, als das des Königs. Als nämlich zwischen seinen Brüdern
auf Seeland ein blutiger Krieg ausbrach, den Niels vergebens zu endigeti suchte,
mußten sie bei Strafe der Verstümmelung am Bose des Herzogs in Schleswig
erscheinen und sich seinen: Richterspruche fügen. Vor Zorn entbrannte vor
allen Magnus, der Sohn des Königs, als er einst in einer Versammlung in
Schleswig Knud mit der Mendenkrone auf dem Haupte neben seinem Vater
vor allem Volke sitzen sah. Er begann zu sürchten, daß Knud ihm dereinst
Reich und Leben nehmen könnte, und auch die Seele des Königs erfüllte Miß-
trauen und Angst vor seinem mächtigen Neffen.
Auf der Tagessatzung zu Ripen klagte Niels vor dem versammelten
Volke: „Knud will meinen Tod nicht erwarten, sondern sich des Thrones be-
mächtigen. Darum nennt er sich auch jetzt schon König!" Knud erwiderte,
auf das Heft seines Schwertes gestützt: „Knees, einen Herrn, nennen mich die
Menden, nicht König. Zch habe die Menden im Kampfe bezwungen, die Küsten
und Meere sind jetzt sicher, sodatz der Däne ruhig am Ufer der Zuseln
wohnen und der König ohne Machen am Grenzwall in Schleswig schlafen
kann. Aber für all die Mühen und Munden, die ich im Kampfe für das
Vaterland davongetragen habe, ernte ich jetzt nur Haß und Verfolgung. Und
doch bin ich ein treuer Dienstmann des Königs und trachte nicht nach der
dänischen Krone." Das versammelte Volk jubelte Knud Beisall zu, und der
König entließ ihn scheinbar versöhnt aus der Versammlung. Aber Magnus,
mit furchtbarem Baß im Kerzen, beschloß, sich mit Gewalt seines gefürchteten
Gegners zu entledigen, und viele dänische Prinzen standen zu ihm. Durch einen
feierlichen Eid band er alle, nichts von ihrer Absicht zu verraten. Bei der Be-
ratung lagerten sie auf dem Boden, um schwören zu können, daß sie weder
sitzend noch stehend auf den Untergang des Herzogs bedacht gewesen seien.
Nur der Schwager Knuds verließ plötzlich die Versammlung, als er den Mord-
anschlag gegen das Leben seines Verwandten vernahm; er wollte den Hllan
nicht teilen, aber ihn auch nicht verraten.
Bald darauf verlautete, Magnus wollte zum heiligen Grabe pilgern;
vorher aber solle eine Versammlung aller Familienmitglieder auf Seeland statt-
stnden. Auch Knud ward geladen, das heilige Meihnachtsfest im frohen Kreise
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Extrahierte Personennamen: Knud Lothar Niels Magnus Magnus Knud Niels Knud Knud_Beisall Magnus Magnus Magnus Magnus Knud
Vi.
Aus dem Menschenleben.
204. Vas alte Naus.
Der Maurer schreitet frisch heraus,
er soll dich niederbrechen;
da ist es mir, du altes haus,
als hörte ich dich sprechen:
„wie magst du mich, das lange Jahr’
der Lieb’ und (Eintracht Cempel war,
wie magst du mich zerstören?
2. Dein Ahnherr hat mich einst erbaut
und unter frommem Beten
mit seiner schönen, stillen Braut
mich dann zuerst betreten;
ich weiss um alles wohl Bescheid,
um jede Lust, um jedes Leid,
was ihnen widerfahren.
3. Dein Vater ward geboren hier
in der gebräunten Stube;
die ersten Blicke gab er mir,
der muntre, kräft’ge Bube.
Er schaute auf die Engelein,
die gaukeln in der Fenster Schein,
dann erst auf seine Mutter.
4. ünd als er traurig schlich am Stab
nach manchen schönen Jahren,
da hat er schon, wie still ein Grab,
O
in meinem Schoss erfahren;
in jener Ecke safs er da,
und stumm und händefaltend sah
er sehnlich auf zum Bimmel.
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28
I. Aus der Heimat.
Verräter zittert, trifft sein scheues Auge den durchbohrenden Blick deines
blassen Bildes; den Schwachen stärket dein Zuwink, und mit den glück-
lichen Braven gelangst du einst, der erste, ans Ziel.
24. März 1838. Franz Hegewisch.
16. protestlled für
1. £s hat der fürst vom Jnselreicb
uns seinen Brief gesendet;
der hat uns jach auf einen Streich
die berzen umgewendet.
Wir rufen: Hein! und aber: Nein!
zu solchem Ginverleiben:
wir wollen keine Dänen sein,
wir wollen Deutsche bleiben!
2. Dem berzog haben sie gesagt,
er soll die Zügel schärfen;
wir würden stumm uns und verzagt
der Willkür unterwerfen.
Scbleswig-f)olstein.
Drum singt’s in seine Burg hinein,
dass Zittern alle Scheiben:
wir wollen keine Dänen sein,
wir wollen Deutsche bleiben!
3. die deutsches Land trotz Spruch und
ihr sollt’s uns nicht verleiden. Brief!
Wir tragen Ttiut im berzen tief
und Schwerter in den Scheiden.
Von unsern Lippen soll allein
der Cod dies Wort vertreiben:
wir wollen keine Dänen sein,
wir wollen Deutsche bleiben!
Emcmuel Geibel.
17. Schleswig'holsteins Erhebung.
H'-s hat für den Menschenfreund etwas wunderbar Ergreifendes, wenn
^ ein ganzes Volk, von Vaterlandsliebe begeistert, wie ein Mann auf-
steht und frohlockend jedes Opfer bringt, um die Gefahren abzuwenden,
die der Heimat drohen. Der Mensch tritt in solchen Augenblicken aus
dem gewöhnlichen Kreisläufe des Alltagslebens heraus, bewaffnet den
einzigen Sohn, den er bisher mit zärtlicher Sorgfalt behütet hat, bietet
sein Hab und Gut, das Erbe von Vater und Grofsvater, mit freudigem
Stolze als Gabe dar; der Jüngling fühlt eine Kraft in seiner Brust, die
bisher, ihm selber unbewusst, in seinem Innern geschlummert hatte; die
Jungfrau begeistert durch kühne Worte ihren Freund, sein Leben dem
Vaterlande zu opfern. Das Gefühl und das Bewusstsein, dass die Gefahr
gemeinschaftlich ist, dass das teure Gut, wofür gestritten werden soll, ein
Gemeingut des ganzen Volkes ist, stellt den Bettler neben den Reichen,
den Bauern neben den Edelmann, den Handwerker neben den Gelehrten.
Ein solcher Geist war über Schleswig-Holstein gekommen. Der einfache
Landmann verliess sein heimatliches Dorf, der Fischer zog den Kahn
ans Land, der Gelehrte stieg vom Katheder, der Handwerker schloss
seine Werkstatt — jeder, der ein Mann war, erkannte die drohende
Gefahr, jeder gelobte, für sein Vaterland zu kämpfen.
Die Provisorische Regierung ward mit Jubelruf begrüfst; Adressen
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Extrahierte Personennamen: Franz_Hegewisch Franz Emcmuel_Geibel Fischer