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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 2 - S. 10

1913 - Grünstadt : Riedel
10 Bayern ist der einzige Staat, der es unternahm seiner land- wirtschaftlichen Bevölkerung die Vorteile einer staatlichen Ver- sicherungsanstalt zu bieten. Durch das Gesetz vom 13. Februar 1884 ins Dasein getreten, sollte sie dem Staat nicht irgendwelche Vorteile verschaffen, auch der etwa erzielte Gewinn blieb ausschließlich den Versicherten bestimmt. Als ein Teil der Kgl. Versicherungskammer mit den übrigen Zweigversicherungen vereinigt, hat auch die Hagelversicherungsanstalt ihren Sitz in München. Bei ihrer Gründung stattete sie der Staat mit einem Stammkapital von einer Million Mark aus und unter- stützt sie außerdem noch mit einer jährlichen Beihilfe von 40 000 Mk., der unterdes mitunter auch schon ganz beträchtliche Erhöhungen erfuhr. (1896 und 1897: 110 000 Mk.; 1898 bis 1903 : 200 000 Mk.) Auch bei der Hagelversicherungsanstalt beruht die Versicher- ungsnahme auf freiem Ermessen und zwar ohne jede Einschränkung. Es ist also nicht wie bei der Brandversicherung der Eintritt in eine andere Anstalt verboten. Zur Versicherung kann die Gesamternte eines landwirtschaftlichen Betriebes gelangen einschließlich der Weinberge. Die Anmeldung erfolgt bei dem zugehörigen Bürger- meisteramt, welches dieselbe der K. Versicherungskammer zuleitet. Es wird hierbei ein Verzeichnis (A n b a u v e r z e i ch n i s) aufge- stellt, in dem sämtliche vom Antragsteller bewirtschafteten Grundstücke aufzuführen sind mit Angabe der Bestellung und der Gefahrenklasse, in welcher die einzelnen Fruchtgattungen versichert werden sollen. Diese Anbauverzeichnisse werden alljährlich erneuert. Erlittene Hagelschäden sind innerhalb zweier Tage dem Bürgermeisteramte anzumelden, welches der K. Versicherungskammer die Anzeige sofort zugehen läßt. Diese leitet nun eine baldige Fest- stellung der Schäden durch beeidigte Sachverständige ein, worauf dann die zugesprochenen Entschädigungssummen durch die zuständigen Rentämter bezw. Einnehmereien zur Auszahlung gelangen. Der Erntewert der einzelnen Fruchtgattungen, über welchen hinaus die Versicherungssumme nicht erhöht werden kann, wird von der An- stalt alljährlich für jede Gemeinde neu festgesetzt. Es fällt bei dieser Wertannahme vor allem ins Gewicht die Gefahrenklaffe, in der die betreffende Ortsgemarkung liegt und die Empfindlichkeitsklasse der die versicherte Fruchtart angehört. Hohe Gefahren- und Empfind- lichkeitsklassen drücken die Erntewerte, also auch die Versicherungs- summen herab. Dagegen erhöhen sie die jährlichen Versicherungs- prämien. Denn auch diese berechnen sich ausschließlich nach den Gefahren- und Empfindlichkeitsklassen. Letztere sowie auch die Erntewerte läßt die Hagelversicherungsanstalt alljährlich in sämt- lichen Gemeinden des Königreichs öffentlich bekannt geben. Die Entwicklung der Landesversicherungsanstalt hat im letzten Jahrzehnt einen bedeutenden Aufschwung genommen. Obwohl ein-

2. 2 - S. 47

1913 - Grünstadt : Riedel
Einnahmen des Staates. Gerechtigkeit und Ordnung, das sind die „Anker, in denen die Staaten hängen." Wo jeder einzelne Bürger, gesichert in seiner Person, seinem Eigentum, seinen Rechten, friedlich zu leben vermag, da wird seine und seiner Familie Wohlfahrt umsomehr gedeihen können, als auch eine Menge geistiger und materieller Güter vom Staate und seinen Einrichtungen ihm zufließen. Wie aber die näh- rende Erde, wenn sie in ihren Gaben sich nicht erschöpfen soll, der Zufuhr von Kräften bedarf, wie der Haushalt einer Familie, soll er das Wohl aller Glieder in gleicher Weise fördern, einer stän- digen Einnahmequelle nicht entbehren darf, so kann auch die millionenköpfige Familie „Staat" ihre tausendfach verschiedenen Aufgaben nicht erfüllen ohne regelmäßig zur Verfügung stehende Hilfsmittel. Das sind die Staatseinnahmen. Es ist die Aufgabe des Finanzministeriums über die richtige Führung des Staatshaushaltes zu wachen. Im Einvernehmen mit sämtlichen übrigen Ministerien stellt es alle 2 Jahre einen Voran- schlag (Budget) Uber die in einer solchen Periode zu machenden Einnahmen und Ausgaben auf, weshalb wir von zweijährigen Budgetperioden sprechen. Die Auszahlung der Einnahme- und Ausgabebeträge besorgt die dem Finanzministerium unterstellte „Z e n t r a l st a a t s k a s s e" die Hauptkasse des Landes, mit dem Sitze in München, deren Unterorgane die 8 sogenannten „Kreiskassen" sind, welchen letzten Endes die „Rentämter" unterstehen, deren Bauern gegenwärtig 219 besitzt. Die Einnahmen des bayrischen Staates fließen zunächst aus den Staatsgütern (Domänen). Zu ihnen zählen die Staats- waldungen und Jagden, verschiedene verpachtete landwirtschaftliche Güter, worunter ein Weingut in Unterfranken, das K. Hofbräuhaus in München und die Fischerei auf dem Chiemsee. Auch ein ansehn- licher Betrag aus Grundrenten fällt hierher; es sind dies Abgaben, welche als Ueberbleibsel ehemaliger Lehensverhältnisse wie eine Art Schuldzins alljährlich für gewisse Grundstücke an den Staat ent- richtet werden müssen. Als guter Haushalter sucht der Staat auch im Betriebe gewisser Geschäfte und geschäftlichen Einrichtungen Verdienst und Gewinn, welch letzterer seinen Einnahmen zugute kommen soll. Es gehören hiezu die staatlichen Berg- und Hütten- werke nebst den Salinen, die Münzanstalt, die K. Bank in Nürn- berg, die Staatseisenbahn, Post-, Telegraphen- und Telephon- anstalten, die Schiffahrtseinrichtungen auf den bayrischen Gewässern, der Vertrieb des Gesetz- und Verordnungsblattes usw. Auch das

3. 2 - S. 17

1913 - Grünstadt : Riedel
17 Wasser. Ueberall, wenn auch nicht überall aus gleichen Ursachen, machte sich das Bedürfnis zur Einrichtung von Wasserleitungen geltend. Die industriereichen Gebiete der Städte mit ihrer großartigen Steuerkraft schufen diese gemeinnützigen Einrichtungen mit Leichtig- keit. Die Landbewohner, namentlich in Gegenden, die von der Natur weniger bevorzugt waren, konnten vorerst nur zögernd der segensreichen Neuerung Eingang gewähren. Da griff des Staates stärkere Hand helfend ein. Im Jahre 1878 wurde im Ministerium des Innern in München eine eigene Abteilung gebildet, deren Zweck es war den Gemeinden des Königreichs in der Versorgung mit genügendem und gutem Wasser behilflich zu sein. Das ist das Kgl. Wass erversorgungs- bure au. Es ist seither noch weiter ausgebaut und in seinen Be- fugnissen bereichert worden. Seine Ausgabe besteht darin jenen Gemeinden, welche ihre Wasserversorgungsverhältnisse zu verbessern wünschen, durch Aus- arbeitung der Pläne und Kostenvornnschläge und durch Leitung der Bauausführung, sowie durch Begutachtung der von anderen Tech- nikern aufgestellten Projekte zur Seite zu stehen, und zwar geschieht dies alles kostenlos. Dieser Hilfe vonseiten des Bureaus gesellt sich bei bedürftigen Gemeinden noch ein staatlicher Zuschuß zu den Baukosten in Höhe von 8 bis 10 °/0 der Gesamtkosten. Wie hoch diese Unterstützung angeschlagen werden muß, erhellt die Tatsache, daß in der Zeit von 1878 bis 1904 nach den Plänen und unter der Leitung des K. Wasser- versorgungsbureaus nur auf dem Lande 497 Anlagen in 733 Orten mit einem Bauaufwand von rund 25 Millionen Mark und über 4l/s Millionen Mark Staatszuschüssen geschaffen wurden. Namentlich wurden größere Gruppenversorgungen in wasserarmen Gegenden, auf dem Juraplateau, im Pirmasenser Amtsbezirke zustande gebracht, so die aus 13 Orten bestehende Felsalbgruppe und die aus 12 Gemeinden zusammengesetzte Betzen st eingruppe in der fränkischen Schweiz. Bon Anlagen, die durch andere Techniker projektiert und nach Prüfung der Projekte durch das K. Wasserversorgungsbureau mit Zuschüssen bedacht wurden, kamen von 1897 bis 1904 in länd- lichen Gemeinden 188 zur Ausführung mit Zuschüssen von rund 2/4 Millionen Mark. Eine große Erleichterung wird den einzelnen Ge- meinden noch dadurch gewährt, daß die K. Landeskultur-Rentenan- stalt denselben zu solcherlei Bauzwecken Darlehen zu geringem Zins- fuß und außerordentlich günstigen Rückzahlungsbedingungen gewährt. Die Instandhaltung, Benützung 2c. 2c. der öffentlichen Gewässer (Quellen, Bäche, Flüsse, Seen) ist durch ein besonderes „Wasser- gesetz" geregelt. 2

4. 2 - S. 49

1913 - Grünstadt : Riedel
49 „Der Gewe rbst euer unterliegen die in Bayern betriebenen Gewerbe," ausgenommen die Land- und Forstwirtschaft nebst den verwandten und Nebenbetrieben und den ihnen zugehörigen Genossen- schaften, sowie das Wandergewerbe und die staatlichen Verkehrsan- stalten. Nach dem Gesetze vom 14. August 1910 soll die Gewerbe- steuer vor allem eine Auflage auf den Wert des Gewerbebetriebes bilden. Dieser hängt aber von zwei Faktoren ab, einmal von dem jährlichen Reinertrag und zum andern von dem Werte der geschäftlichen Einrichtung, Mobiliar, Rohmaterial, Waren, Geld u. s. w. eingeschlossen, was man alles zusammen mit dem Namen B e- triebskapital bezeichnet. Das Gesetz hat nun 2 Tarife auf- gestellt, einen zur Besteuerung des Reinertrages, den andern in gleicher Absicht hinsichtlich des Betriebskapitals. Beide zusammen ergeben die Gewerbesteuer. Ergibt sich beispielsweise als Wert des Betriebs- kapitals die Summe von 4500 Mk., als jährlicher Reinertrag 2600 Mk., so trifft Ersteres eine Steuer von 1,50 Mk., Letzteres eine solche von 4 Mk., also eine definitive Gewerbesteuer von 5,50 Mk. Die Kapitalrentensteuer belegt Einnahmen aus Kapital- vermögen, also Zinsen, Renten, Dividenden 2c. von 70 Mk. ab mit einer Staatsabgabe, die bis zu 100 Mk. 1 °/0, bis 400 Mk. l1/4°/0, bis 700 Mk. 1v» °/o, bis 1000 Mk. ls/4 °/0 und über 1000 m 2 °/0 des steuerbaren Einkommens selbst beträgt. Befreit sind mit einigen Ausnahmen die gleichen Kreise, welche auch von der Entrichtung der Einkommensteuer ausgeschlossen sind, dazu noch Witwen, geschiedene oder verlassene Ehefrauen, vaterlose Minderjährige und erwerbsbe- schränkte Personen, wenn sie nicht mehr als 400 Mk. steuerbare Kapitalrente besitzen und ihr Gesamteinkommen nicht mehr als 800 Mk. beträgt. Reichen auch die steuerlichen Einnahmequellen nicht aus um die Bedürfnisse des Staates so zu decken, so muß derselbe den Weg der Anleihe beschreiten und bei Bankhäusern oder Privaten das benötigte Geld aufnehmen. In diesem Falle stellt er Schuldscheine aus auf 100, 500, 1000, 2000, 5000 rc. Mark. Man nennt sie Staats papiere oder Obligationen (Wertpapiere). Der Staat beschreitet den Weg der Anleihe nur bei y y Schaffung von Einrichtungen, die der Allgemeinheit von großem Nutzen sind und von welchen auch kommende Geschlechter noch Vor- f j teile haben, wie Bau von Eisenbahnen, Kanälen, Straßen, Brücken. Auch für Zwecke der Landesverteidigung sind schon Schuldverschrei- bungen ausgegeben worden. Auch der Privatmann darf die Anlage seines Geldes in solchen Staatspapieren als dessen sicherste Unterbringung ansehen. Denn der Staat haftet für die von ihm aufgenommenen Anlehen mit seinem ganzen Vermögen, Wäldern, Bergwerken, Gütern u. s. w. Dabei ist die Anlage für den Eigentümer höchst bequem. Jedem Wertpapiere ist nämlich ein Zinsbogen beigegeben, welcher für eine Reihe von 4

5. 2 - S. 50

1913 - Grünstadt : Riedel
50 Jahren Zinsscheine, Coupons, enthält nebst einem Er- neuerungsschein, Talon genannt. Gegen Aushändigung des fälligen Coupons werden die Zinsen halbjährlich von jeder staat- lichen oder öffentlichen Kasse ausbezahlt. Sind alle Zinsscheine ver- ausgabt, so erhält man gegen Rückgabe des Talons einen neuen Zins sch ein- oder Couponbogen. Hiefür wird eine Steuer, die sogenannte Talon st euer, erhoben. Nach gewisser Zeit werden die Anleihen wieder getilgt. Es geschieht dies durch Rückkauf, Kün- digung oder Auslosung der ausgegebenen Obligationen. Außer diesen verzinslichen Wertpapieren gibt der Staat aber auch unverzinsliche in den Verkehr. Wir kennen sie als „Papier- geld." Sie sind entweder vom Reiche oder einer staatlichen Bank ausgegeben, weshalb man Reichskassenscheine und Banknoten ' unterscheidet. Sie können auf 1000, 500, 100, 50, 20 und 5 Mark lauten. Außer der deutschen Reichsbank haben nur die bayrische, sächsische, württembergische und badische Notenbank das Recht Bank- noten in den Verkehr zu bringen. Verzinsliche Wertpapiere dürfen auch von Hypothekenbanken, Städten und größeren Unternehmungen, besonders von großen ge- schäftlichen Unternehmungen, in Ausgabe gebracht werden. Man unterscheidet hier Pfandbriefe und Aktien. Sie sind in ihrer Einrichtung den Obligationen gleich und tragen eine dem deutschen Reiche zugute kommende Stempelsteuer. Alle die genannten Wertpapiere bilden heutzutage einen gesuchten Handelsartikel. Man kann sie kaufen und verkaufen. Ihr Wert steigt und fällt. Denn man unterscheidet zwei Werte, den nach welchem das Papier benannt wird und der ihm aufgedruckt ist, und den, für den es erhandelt wird. Letzterer ist der Kurs-, ersterer der Nennwert. Sind beide gleich, so steht das Papier pari. Ueber- steigt der Kurswert den Nennwert, so steht es über, im umge- kehrten Falle unter pari. Um dem Betrug vorzubeugen, werden die Kurswerte in den Zeitungen amtlich veröffentlicht. Staatspapiere sind von allen Wertpapieren die sichersten. Geschichtliche Entwicklung Bayerns. Kein anderes deutsches Land kann auf eine so bedeutende Ent- wicklungsgeschichte zurückblicken wie unser bayrisches Heimatland. Unscheinbar aus dem Dunkel der Zeit hervortretend, wuchs es rasch an Macht und Ausdehnung, und mehr als einmal schien es, als sollte dieses südgermanische Bajuwarien der feste Hort und Krystalli- sationspunkt des deutschen Königtums werden und eine dauernde Vormachtstellung unter den deutschen Stämmen behaupten.

6. 2 - S. 20

1913 - Grünstadt : Riedel
20 Planeten". Hieran reihen sich die ebenfalls beträchtlichen Vorräte Kanadas an. Mais und Weizen und auch Reis und Gerste häufen sich hier wie dort in großen Massen an. Die Union erzeugte trotz der Schäden eines schlechten Sommers beispielsweise im Jahre 1911 für rund 528 Millionen Mark Gerste und für 51 Millionen Mark Reis. Eine reiche Zukunft hat der Getreidebau auch in Südamerika, wo Argentinien nebst Chile bis heute die bedeutendsten Leistungen aufzuweisen hat. Ein Drittel wohl der gesamten Pampasflächen hat man unter den Pflug genommen und mit Weizen bestellt, der massen- haft nach Deutschland ausgeführt wurde, im Jahrfünft 1905/10 durchschnittlich für 163 Millionen Mark jährlich. Aber auch Asien ist mit Kornkammern gesegnet von uner- schöpflichem Reichtum. Für die Versorgung des Auslandes kommt hier vor allem Ostindien in Betracht, das im Tieflande von Hindostan seinen Bewohnern doppelte Ernten liefert. Seine Jahresproduktion an Weizen wird durchschnittlich auf 7 Milliarden kg geschätzt, wovon mindestens 10°/o zur Ausfuhr gelangen, zumeist nach Großbritanien. Die Reisernte in Britifch-Jndien führt dem Welthandel alljährlich rund 200 Millionen kg zu, und auch Japan beteiligt sich mit einer Lieferungsmenge im Werte von ca. 10 Millionen Mark an der asiatischen Reisausfuhr. Erstaunliche Reichtümer an Getreide erzeugt China in seinem weit ausgedehnten Tieflande und den es umrah- menden Bergländern, doch wird die gesamte Produktion im Lande selbst verbraucht. Die geringste Ackerbaufläche unter allen Konti- nenten weist Australien auf, da dieselbe höchstens eine Ausdehnung hat, die der Rheinprovinz gleichkommt. Aber die Getreideproduktion überschreitet den einheimischen Bedarf und führt große Weizenmengen nach Europa (England) herüber. Nicht die wichtigsten, aber doch die schönsten und angenehmsten Erzeugnisse des Kulturbodens sind Wein und Obst. Ihrem Anbau hat seit grauen Zeiten die Menschheit regstes Interesse entgegen- gebracht. Ehe die Römer ihn nach unserem Vaterlande als Quelle reichen Segens verpflanzten, blühte er in den südlichen Ländern Europas und den asiatischen Kulturstaaten schon seit Jahrhunderten. Heute hat der deutsche Weinbau seinen Hauptsitz am Ober-und Mittelrhein und zwar vom Bodensee bis zur Sieg, rechts und links sich ausdehnend in die Täler des Wasgenwaldes, Schwarzwaldes, Taunus und Hunsrück. Neckar-, Main-, Nahe-, Mosel- und Ahrtal treten am meisten hervor. Minder gesegnete Weingegenden finden wir bei Jena, Dresden und Grünberg in Schlesien. . Im allgemeinen hat wie in Bayern auch im übrigen Deutschland die Weinbaufläche in den letzten Jahren etwas abgenommen, von 117 284 da im Jahre 1899 sind wir auf 110 031 ha im Jahre 1911 zurückgekommen. Die Ernte-Erträge sind durch die Gunst oder Ungunst der Witterung einer bedeutenden Schwankung unterworfen. Gute Jahre wechseln mit schlechten, sodaß reichen und mittleren Ernten (wie 1905, wo

7. 2 - S. 28

1913 - Grünstadt : Riedel
28 daran bewundern. Damenreitzeuge waren mit Schellen behängen. Den Reisenden standen die Obstbäume und ihren Pferden die Wiesen und Aecker am Wege zur Erquickung frei; doch durfte nichts von den Früchten mitgenommen werden. Gasthäuser waren selten und schlecht. Man nahm daher meistens Lebensmittel mit auf die Reise und mußte oft im Freien übernachten. Sängern, Rittern und ihrem Gefolge standen fast überall die Burgen, den Pilgern, Wall- fahrern usw. die Klöster gastfreundlich offen." Briefe beförderte man durch eigene Boten oder gab sie reisen- den Kaufleuten, Pilgern, wandernden Mönchen, fahrenden Spiel- leuten, Handwerksburschen usw. zur Besorgung mit. Ein besonderer Stand der Fuhrleute übernahm die Vermittlung des Wagenverkehrs. Allmählich stellten die größeren Städte eigene Boten an, welche die Briefschaften zu bestellen hatten, vielfach taten dies auch die Metzger. „Da diese zur Ausübung ihres Geschäftes Pferde halten mußten und im weiten Umkreise der Stadt, wo sie ihr Handwerk ausübten, zu Einkauf und Lieferungen herumkamen, lag es nahe sie zur Be- sorgung von Nachrichten und Bestellung von Briefen zu benützen. In manchen Städten war sogar der Postdienst den Metzgern zur Pflicht gemacht. Die bald reitenden, bald fahrenden Metzgerknechte kündeten an allen Orten, wohin sie kamen ihre Ankunft und ihren Abgang durch das Blasen von Hörnern an, woher die noch heute übliche Sitte des Posthornblasens stammen mag." Zur Einrichtung einer allgemeinen und regelmäßigen Postver- bindung in Deutschland kam es erst unter Kaiser Maximilian I. Der weitausgedehnte, österreichische Länderbesitz forderte einen raschen und sicheren Boten- und Nachrichtendienst, den ein italienischer Edelmann, Franz von Taxis, zwischen Wien und Brüssel einzurichten sich erbot, wenn ihm die Einkünfte des Unternehmens überlassen würden. Der Kaiser erteilte im Jahre 1516 seine Zustimmung. „Jetzt wurden überall reitende Boten angestellt. In den Städten sorgten eigene Verwalter für den Empfang und richtigen Abgang der Briefe und bald blühte die neue Einrichtung empor. „Diese erste Postlinie Brüssel-Wien kreuzte auch unsere Pfalz." Speier wurde Stationsort. Bald dehnten sich Seitenlinien durch Süddeutschland nach Italien und Frankreich aus. Auch Norddeutschland schloß sich an das neue Verkehrsnetz an, bis nach Hamburg erstreckte sich der Taxis'sche Post- bereich. Im Jahre 1515 wurden dem damaligen Herrn von Taxis unter Erhebung in den Grafenstand und mit dem Titel „General- postmeister" das Monopol zur Einrichtung und alleinigen Aus- nützung von Posten im deutschen Reichsgebiet als erbliches Recht verliehen. Dieses Recht verblieb denn auch der Familie von Thurn und Taxis über 200 Jahre. Bayern löste es 1808, Württemberg 1851, Preußen für das Gebiet des norddeutschen Bundes 1868 ab. Zunächst sollte die neue Verkehrseinrichtung nur der Brief- und Nachrichtenbeförderung dienen. Bald aber verband man damit auch

8. 2 - S. 65

1913 - Grünstadt : Riedel
— 65 streitig, brodelnd quollen Erdteile empor, wogegen andere in die Tiefe tauchten. Und auch die harte Steinkruste der Festländer spaltete sich oft und oft um neue Lavaflüsse zu mächtigen Gebirgs- rücken emporströmen zu lassen, die auseinanderberstend mächtige Felsengipfel, tief eingeschnittene Täler, schauerliche Abgründe bildeten. Viele, viele Jahrtausende dauerte dieser Kampf des eingeschlossenen Titanen, er ist gegenwärtig noch nicht ganz zur Ruhe gekommen. Aber schon in jener Urzeit setzte ein neuer, nimmer endender Kampf ein, der ewige Zerstörungskrieg, den Wasser und Luft, Hitze und Kälte gegen die trotzige Härte des lavaeinschließenden Gesteines führen. „Hier gibt es keinen Frieden, keine Versöhnung, keinen Waffenstillstand, sondern ewig tobt das Ringen auf Tod und Leben, Tag und Nacht." Der Regenbach reißt seine Furchen und Rinnen, der Gebirgs- quell sprengt sich tiefe Täler, der Gletscher zerbricht dem Fels die starken Rippen, die Luft schleicht sich in die Gesteine ein, und Wassertropfen suchen sich einen Weg in deren Inneres um als Dampf oder Eis die festgefügten Glieder zu sprengen. Kohlensäure und Sauerstoff zehren als unersättliche Nager an ihnen. So zer- bröckeln und zerkrümeln die himmelanstrebenden Gipfel heute noch, so geschah es seit jenen Urtagen, da die erste Gesteinsrinde auf unserem Planeten sich gebildet hatte. Jeder Berg ist umlagert von den Trümmern dieses nie rastenden Zerstörungswerkes, dem zu Staub und Erde zermalmten Gestein, das, noch in der Verwitterung begriffen, genügsamen Flechten und Moospflänzchen schon Gelegen- heit zur Ansiedelung bietet. Der absterbenden Pflänzchen Asche führt der Gesteinserde den ersten Humus zu und gewährt derselben damit die Möglichkeit weiteren Pflanzenwuchses, welcher durch immer stärkere Humuszufuhr die Eigenschaften des neuen Bodens allmäh- lich derartig vervollkommnet, daß derselbe anbaufähig wird. Auf diese Weise entstand und entsteht heute noch im Gebirge und anderswo aus verwitterndem Gestein und vermodernden Pflanzen die nährende Erde. Jeder Feldstein, ja jeder Dachziegel kann uns darüber belehren. Wunderbar ist es aber, wie die Verwitterungsprodukte häufig in entlegenen Fernen getragen werden. Der Ackerboden unserer Ebenen ist meistens als rohes Erdmaterial aus dem Hochgebirge gekommen. Was die Elemente zernagt und zermalmt, das führen donnernde Lawinen und rauschende Wasser zu Tale. Die bei Hoch- gewittern oder zur Zeit der Schneeschmelze überflutenden Gebirgs- bäche reißen Sand, Erde und Gerölle mit fort um sie in irgend einer Niederung, bei irgend einer Mündung oder gelegentlich auch bei einer Überschwemmung abzusetzen. In gleicher Weise haben auch die Fluten der Urzeit auf unserer Erdoberfläche gewaltet. Gewaltige Mengen von Schutt, Sand und Schlamm häuften sie in die Talsohlen und auf dem 5

9. 2 - S. 67

1913 - Grünstadt : Riedel
67 Im Tierleib lebt der Stein der Au Als Pflanzensaft sein Weltallsleben; Er löst in Gas sich auf; doch schau, Zum Muskel-, Nerv- und Knochenbau Muß er die Bildungsstoffe geben. O wunderbarer Lebenskreis! Der Stein wird Mensch, der Mensch zu Erden! Die Lebensseele wandert leis Der Wandelungen stetes Gleis, Ein ewig umgestaltend Werden." (Körner Fr.) Die Bodenarten der Pfalz. Ziehen wir in schönen Sommertagen von Ost nach West, von Nord nach Süd wandernd, durch unser Pfälzer Heimatland, so be- rührt der schreitende Fuß Gesteins- und Bodenarten in mannig- fachster Abwechslung. Am seltensten treffen wir auf Teile jener Urgesteine, die sich einst als harte Rinde um den glutflüssigen Erd- körper legten oder, als Lavamasse die Decke sprengend, zu Fels erstarrten. Granit und Gneis treten bei Albersweiler zu Tage, während wir in Forst auf den grauen Basalt stoßen. In der mächtigen D o nn e rs b e r g gruppe und den Höhen um Münster a. St. hat der rötliche Porphyr, in der Kusel er Gegend der schwarzblaue Melaphyr ein etwas ausgedehnteres Ver- breitungsgebiet gefunden. Im allgemeinen sind die Urgesteinsmassen überlagert von einem bunten Gemisch nachgeborener Bildungen: Kalk- und Sandsteinen und verschiedenen Böden. Die Ursache dieser Erscheinung finden wir wieder in der Ge- schichte der Bildung der Erdoberfläche. Jahrtausende führt uns diese Geschichte zurück in Zeitfernen, von denen uns kein Griffel meldet. Die jugendliche Erdrinde überfiuteten riesige Ozeane, aus denen da und dort eine Festlandsinsel emporragte Das mittlere Europa, auch unser Rheingebiet, standen unter Wasser. Ueber die Urgebirgsgesteine des Meeresbodens breitete sich ein Mantel von Buntsandsteinschichten, Muschelkalk- und Juraplatten, Schichten von je 1200 bis 1500 Meter. Mächtigkeit lagerten sich allmählich über dem Grundgebirge ab. Da kam abermals eine Zeit gewaltiger Veränderungen und Umwälzungen. Zu Beginn der sogenannten Kreidezeit hob sich der Meeresboden hoch empor, ein neuer Erdteil stieg aus den Wassern. Das ganze Südwestdeutschland, einschließlich unserer Pfalz, deckte ein mächtiges Gebirg, dessen Inneres die Urgesteine bildeten, welche aber von Sandsteinen und Kalkselsen, den Schwemmprodukten 5*

10. 2 - S. 68

1913 - Grünstadt : Riedel
68 des Meeres, überlagert waren. Abermalige Bewegungen der Erd- rinde folgten. Wie ein Greisenantlitz faltete sie sich in Runzeln. Im Süden schoben sich mächtige Stücke der Erdkruste zum Alpen- gebirge auf, die Kalktafeln des rheinischen Gebirgslandes aber brachen ein und sanken in sich zusammen „wie die Eisdecke eines entwässerten Teiches." Ueber 1000 Meter tief glitten allmählich und langsam die Schollen hinab in einen langgestreckten südnördlich gerichteten Graben. So bildete sich in vielen, mehr oder minder gewaltsamen Entwicklungsabschnitten unsere heutige Rheinebene. Die gebrochenen Ränder rechts und links blieben als gewaltige Gebirgsmauern stehen. Doch nochmals bricht von Süden und Norden das Meer, das Tertiärmeer, in diebreite und tiefe Senkung ein. Schwarzwald, Odenwald und Vogesen-Haardt mit ihren steilen einander zugekehrten Bruchrändern bildeten nun als zwei parallele Gebirgs- rücken seine Ufer, und die Wirkungen der Brandung sind an dem ausgewaschenen aueu Strand und an den ihn umsäumenden großen und kleinen Geröllen bis zum Taunus hin zu verfolgen. Auf dem Grunde dieses Meeres setzen sich sandige, tonige, kalkige und geröllreiche Schichten ab und ließen es seichter und seichter werden. Die Mergelböden und Landschneckenkalke bei Edenkoben, Neustadt, Dürkheim, G rün st ad t - B o ckenh e im, im Zellertal, die Kalkinsel bei Büchelberg sind Produkte dieser Zeit. Weitere Verschiebungen der Erdrinde drängten das Meer im Süden und Norden zurück und wandelten das Rheintal in einen See um, dem der sich nun ausbildende Rhein eine solche Menge von Schutt zuführte, daß diese angeschwemmten Massen (Diluvium) bis zu 100 Meter Mächtigkeit den ehemaligen Meeresboden bedeckten. Nachdem mit dem Durchbruch des Taunus den Gewässern ein Ab- fluß geschaffen, lag die diluviale Ebene frei. Durch die seitlichen Zuflüsse von rechts und links wie durch die Ueberschwemmungen des Rheines kamen allerdings noch neuerliche Auffüllungen (Allu- vium) hinzu, allein der Charakter der Ebene erfuhr nun keine wesentliche Veränderung mehr. So kommt es, daß wir im Rheintal meist Schwemmböden finden, Sand-, Lehm-, Kalk-, Mergel-, Lößboden. Anders verhält es sich auf dem Gebirgsland der Haardt und des Westrichs. Sie sind die stehengebliebenen Horste, von denen die einbrechenden Schollen des Rheintales und der französisch-lothringischen Senkung abrissen. Jener Mantel von Sandsteinschichten, der sich, wie bereits betont, im Urmeer ablagerte, tritt uns im pfälzischen Berg- land daher fast durchweg entgegen, zernagt und zersägt von den Gebirgswassern, die teils dem Rhein, teils der Blies und Nahe zu-
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