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Religion der Oermanen.
als seine verschiedenen Eigenschaften, als Vollstrecker seines Willens
zu betrachten. Besonders lebendig war der Glaube an eine Unsterb-
lichkeit vorhanden.
Die höchste, unter allen deutschen Stammen verehrte Gottheit ist Wuotan
(nordisch Odin), die allmächtige, allwissende, schaffende Kraft, von welcher alle höch-
sten Güter und Gaben, vorzüglich aber der Sieg — das wünschenswertheste Gut
für kriegerische Völker — abhangen. Die zweite Hauptgottheit ist Donar (nordisch
Thor), der über Donner und Blitz, daher auch über Wetter und Gedeihen der
Früchte gebietet. Wie Wuotan den Sonnenstrahl, so sendet Donar dem Landmanne
den befruchtenden Regen. Unter den zahlreichen Göttinnen, welche hauptsächlich als
wandernde Göttermütter gedacht werden, von denen das menschliche Geschlecht die
Geschäfte und Künste des Haushalts und des Ackerbaues erlernt, nennt Tacitus die
Erdenmutter Nerthus (Nirdu) und beschreibt den Cultus derselben auf einer In-
sel des Oceans (Rügen oder Alsen?). Sie wurde von Zeit zu Zeit auf einem von
Kühen gezogenen Wagen von einem Priester im Lande umhergefahren, während wel-
cher Tage überall Ruhe und Friede herrschte. Nach ihrer Rückkehr wurde sie, d. h.
wohl ihr Bildniß, in einem See abgewaschen und die dabei beschäftigt gewesenen
Diener in den See versenkt, damit sic nichts von dem mysteriösen Cultus verriethcn.
Zwischen der Gottheit und dem Menschen nahm das germanische, wie das
griechische Heidenthum eine Mittelstufe an: die Halbgötter oder Heroen, Nachkom-
men der Götter, welche durch unsterbliche Thaten zu göttlichen Ehren gelangen. Die
vorzüglichsten Heroen der Germanen waren: des erdgebornen Gottes Tvisco
Sohn Man, aller Menschen Vater, und dessen Söhne: Ingo, Jsco und Jr-
mino. Neben den Hauptgottheiten und Heroen hatte fast jeder Stamm seine eige-
nen Dämonen, theils wohlwollende und schützende, theils plagende und schadende
Geister (Elbe, Riesen, Zwerge, Kobolde u. s. w.). Eigenthümlich ist dem deutschen
Heidenthum, daß es zu Verkündigern des göttlichen Willens nicht Männer wählt,
sondern die sogenannten weisen Frauen, die mit höheren geistigen Gaben ausge-
rüstet waren, wie die Heroen mit physischen. Sie verkündeten den Menschen Heil
oder Unheil, Sieg oder Tod aus den Eingcweidcn der Opferthiere, aus dem Blute
der getödteten Gefangenen, aus dem Geräusch der Wellen u. s. w.
Der Götterdieust wurde Anfangs nicht in Tempeln, sondern
auf Bergen oder in heiltgen Hainen, unter uralten Bäumen, manch-
mal auch bei geheiligten Seen, Flüssen oder Quellen gefeiert, und
bestand in Gebet und Opfern. Die Art und Weise des Gebetes
kennen wir nicht mehr. Die Opfer, theils Dank-, theils Sühnopfer,
bestanden sowohl in Menschenopfern (gefangene Feinde, gekaufte
Sclaven oder schwere Verbrecher, bei schweren Unglücksfällen aber
auch Königssöhne und Könige), als in Thieropfern (besonders Pferde),
verbunden mit. Mahlzeiten, auch wohl in Darbringung von Früchten
und Blumenkränzen.
Die Priester waren Psteger und Hüter nicht blos des göttlichen, sondern
auch des menschlichen Gesetzes, daher zugleich beim Volksgerichte thätig, und bei
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
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Religion der Germanen.
östlichen Suevien wohnten zwischen der Elbe oder Oder die Semnonen, zu
beiden Seiten der unteren Elbe die Longobarden, zwischen Oder und Weichsel
dir Burgundionen. An den äußersten Grenzen des nördlichen Germaniens
wohnten die G ot honen (im Osten der untern Weichsel).
8- 2.
Culturzustand des alten Deutschlands.
A. Die Religion der Deutschen war keineswegs ein grober
Naturdienst, sondern beruhte wesentlich aus der Verehrung von Göt-
tern. Auch war ihnen die Idee eines einiger: höchsten Gottes nicht
fremd, besonders aber der Glaube an eine Unsterblichkeit lebendig
vorhanden.
Aus den eben so wenig zusammenhängenden als zuverläsfigen Nachrichten
der alten Schriftsteller kennen wir nur die Namen einmner germanischer Gott-
heiten. Die höchste, unter allen deutschen Stämmen verehrte Gottheit ist Wno-
tali (nordisch Odhinn), die allinächtige, allwissende, schaffende Kraft, von welcher
jedes Gedeihen, vorzüglich aber der Sieg — das wünschenswertheste Gut für
kriegerische Völker — abhing. Die zweite Hauptgottheit ist D o n a r (altnordisch
Thorr), der über Donner und Blitz, daher auch über Wetter und Gedeihen der
Früchte gebietet. Unter den zahlreichen Göttinnen, welche hauptsächlich als
wandernde Göttermütter gedacht werden, von denen das menschliche Geschlecht
dir Geschäfte und Künste des Haushalts und des Ackerbaues erlernt, nennt Taci-
tus die Erdenmutter Nerthus (Nirdu) und beschreibt den Cultus derselben
auf einer Insel des Occans (Rügen oder Alsen?). Sie wurde von Zeit zu Zeit
auf einem von Kühen gezogenen Wagen von einem Priester im Lande umher-
gefahren , während welcher Tage überall Ruhe und Friede herrschte. Nach ihrer
Rückkehr wurde sie, d. h. wohl ihr Bildniß, in einem See abgewaschcn und die
dabei beschäftigt gewesenen Diener in den See versenkt, damit sie nichts von dem
mysteriösen Cultus verriethen.
Die vorzüglichsten Heroen waren: des erdgebornen Gottes Tvisco Sohn
Man, aller Menschen Vater, und dessen Söhne: Ingo, Jsco und Jrmino.
Neben den Hauptgottheiten und Heroen hatte fast jeder Stamm seine eigenen
Dämonen, theils wohlwollende und schützende, theils plagende und schabende
Geister (Elbe, Riesen, Zwerge, Kobolde u. s. w.). Eigenthümlich ist dem deut-
schen Hcidcnthum, daß es zu Verkündigern des göttlichen Willens nicht Männer
wählt, sondern die sogenannten weisen Frauen (wie Veleda u. a.), die aus
den Eingeweiden der Opferthiere, aus dem Blute der getödteten Gefangenen,
aus dem Geräusch der Wellen u. s. w. prophezeiten und auch Alrunen hießen.
Der Götterdienst wurde Anfangs nicht in Tempeln, sondern
auf heiligen Bergen oder in Hainen, unter uralten Bäumen, manch-
mal auch bei geheiligten Seen, Flüssen oder Quellen gefeiert und
bestand in Gebet und Opfern. Die Art und Weise des Gebetes
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Die griechischen Götter. §. 55.
163
der Blitz), repräsentirt er das Feuer auf und in der Erde sowohl
nach dessen wohlthätigen Wirkungen am häuslichen Heerde und bei
der Bearbeitung der Metalle, als nach dessen Furchtbarkeit in den Vul-
kanen (auf Leinnos, 3en vulkanischen oder liparischen Inseln und im
Aetna). Doch ist von seinen Eigenschaften vorzüglich die kunstfertige
Arbeit der Männer (wie bei Athene die der Frauen) Gegenstand des
Mythus geworden, namentlich bei Homer erscheint er als der Handwerker
der Götter und Helden. Dagegen hatte der Heerd und dessen Bedeu-
tung für die Familie noch eine besondere Vertretung in der Göttin
Hestia, dem Sinnbilde fester Ansiedlung in Haus und Staat.
Am meisten scheint die ursprüngliche physische Bedeutung im Be-
wusstsein der Griechen zurückgedrängt bei H erm es und A res. Her-
mes (d. h. Trieb, von og/uäv in Bewegung setzen?) ist das Symbol
der thierischen Fruchtbarkeit, daher lässt er die Heerden gedeihen und
wird vom Hirtenstande verehrt; aber er bezeichnet auch die vegetative
Triebkraft der Natur und ist insofern ein kosmischer Naturgott, welcher
von einem Ende des Himmelsgewölbes zum andern wandert; daher wird
er Bote des Zeus; der Bote geht in den Gesandten, Bedner, Herold
über; zum Gesandten und Bedner wird der Klügste, Gewandteste ge-
wählt; die Gewandtheit (daher Vorsteher der Gymnastik) führt zu List,
Betrug, Dieberei; seine Erfindsamkeit tritt in Kunst (Erfinder der Lyra),
Handel (daher lateinisch: Mercurius) und Gewerbe hervor. Auch ist er
ein chthonischer Gott, der die Seelen in die Unterwelt führt. — Der
thracische (Sonnengott?) Ares erscheint schon bei Homer nicht mehr
in seiner eigentlichen Natur als die zerstörende Kraft der Sonne, sondern
allegorisch als der zerstörende kriegerische Muth, die wüthende Kampf-
begierde in ihrer furchtbarsten Gestalt; dieser Allegorie entsprechend
wird ihm Eris zur Schwester, Phobos zum Sohne gegeben.
Mit diesem fremden Gotte, wurde passend die fremde Göttin Aphro-
dite zusammengestellt. Sie ist die phönizische Astarte, welche durch
Handelsverkehr zunächst in griechische Seeplätze (auf Cypern und Cythera)
als Seefahrts- und Hafengöttin eindrang und, dort nationalisier allmäh-
lich auch in das Binnenland eingeführt wurde. Wenn sie auch ursprüng-
lich alles Treiben'und Werden der vegetativen und animalischen Natur
repräsentirte, so hat sie doch, seitdem sie zur griechischen Gottheit ge-
worden war, nur noch eine Beziehung auf menschliche Triebe (Liebe
und Wollust) und eine Gewalt über das Meer, dem sie nach griechi-
scher Fahel entsteigt.
Auch Dionysos als Gott des Wachsthums, der sowohl im Früh-
linge die Blumen, als insbesondere im Herbste den Wtein spendet, scheint
kein einheimischer Gott der Griechen gewesen, sondern mit Ares von
den Thraciern zu ihnen übergegangen und erst später ganz hellenisirt
wrorden zu sein, als man in Theben ihm des Stammheros Cadmus Tochter,
Semele, als Mutter gab und so seinen Gultus befestigte. Doch erst in
Attica erhielt der ursprünglich rohe und fanatische Dionysosdienst eine
11*
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Tultur der Babylonier und Assyrier. Die Meder und Perser. §. 14. 15. 27
§ 14 (8).
Cultur der Babylonier und Assyrier.
1) Die Religion der heidnischen Semiten war Naturreligion
und bestand in der göttlichen Verehrung derjenigen Gegenstände, in
denen die Kräfte der Natur gegenwärtig und wirksam gedacht wurden.
Insbesondere finden wir bei ihnen die Verehrung der Gestirne,
aus deren Stellung, Auf- und Untergang die Priester den Willen
der Götter, die Schicksale der Menschen und bevorstehende Natur-
ereignisse zu erkennen glaubten und so auf wissenschaftliche Ent-
deckungen geleitet wurden.
2) Verfassung: Der göttlich verehrte „König der Könige"
mit vollkommen unumschränkter Gewalt war in seiner Burg (Pforte)
von zahlreichen Beamten umgeben. Bedeutenden Einfluß auf die
Regierung hatte durch Astrologie und Wahrsagerei die Priesterkaste
der Chaldäer, die allein im Besitze der Gelehrsamkeit waren.
3) Die Werke der assyrischen Baukunst waren große Na-
tionalmonumente, höchst wahrscheinlich Tempel und Paläste zu-
gleich, in welchen auf Sculpturen sowohl Götter und Symbole
der Religion, als die Thaten der Nation und der Könige dargestellt
und theilweise durch Inschriften erläutert waren. Diese Sculp-
turen, fast nur Reliefs auf Gypsplatten, haben dem Inhalte nach
viele Aehnlichkeit mit den ägyptischen, die ebenfalls theils religiöser
und ceremonieller, theils und hauptsächlich historischer Art waren.
4) Der Handel war außerordentlich blühend, sowohl durch
die Ergiebigkeit des Bodens, als insbesondere durch die vortreff-
liche Lage des Landes in der Mitte zwischen dem Indus und
Mittelmeer, in der Nähe des persischen Busens und an zwei schiff-
baren Strömen, weshalb er den Verkehr zwischen Hinter- und
Vorderasien vermittelte.
C. Arische Völker.
Iv. Die Meder und Perser.
S- 15 (13).
Das Hochland von Iran und seine Bewohner.
Zwischen den Stromgebieten des Indus und des Tigris er-
hebt stch das Hochland von Iran oder die östliche Hälfte des
vorderasiatischen Hochlandes, im N. vom caspischen Meere und
den Steppenländern tes Oxus, im S. vom erythräischen Meere
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]