Karl der Kühne.
99
Glücklicher als im östlichen Theile seines Reiches gestalteten sich
im westlichen die Aussichten zur Vermehrung der Hausmacht.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts (1384) war das Herzog-
thum Burgund (Bourgogne) und die Freigrafschaft Bur-
gund (Franche-Comto), welche beiden Länder sich längst von dem
mit dem deutschen Reiche vereinigten Königreiche Burgund unabhängig
gemacht hatten, durch Erbschaft vereinigt worden. Im Laufe des
15. Jahrhunderts wurden die Besitzungen der Herzoge von Burgund
durch Heirath, Kauf, Erbschaft um fast sämmtliche Provinzen der
damals höchst blühenden Niederlande vermehrt. Der letzte Herzog
von Burgund, Karl der Kühne (1467—77), ging mit dem Plane
um, aus seinem von der Nordsee bis zu den Alpen reichenden Ge-
biete ein eigenes Königreich zwischen Deutschland und Frankreich zu er-
richten. Der Kaiser kam seinem Verlangen entgegen in der Hoffnung,
Karl's Erbtochter Maria für seinen Sohn, den Erzherzog Maximi-
lian, zu erhalten. Aber bei einer persönlichen Zusammenkunft beider
Fürsten zu Trier wollte jeder seine Forderung zuerst erfüllt sehen:
der Kaiser die Vermählung, der Herzog die Krönung, die er schon
vorbereitet hatte. Dieses gegenseitige, durch die Einflüsterung des
Königs von Frankreich noch gesteigerte Mißtrauen zerschlug die Sache
einstweilen. Der Kaiser reiste plötzlich ab unter dem Vorwände,
Streitigkeiten zwischen dem Erzbischöfe (Ruprecht) von Köln und
seinem Domcapitel (welches deffen Absetzung bewirkt hatte) zu schlich-
ten. Da die Kölner den Kaiser zu Hülfe riefen, so nahm sich Karl
der Kühne des Erzbischofs an, vermochte jedoch die kleine Stadt
^Nenß durch eine eilfmonatliche Belagerung und unzählige Stürme
nicht zur Uebergabe zu bringen, und schloß Frieden mit dem Kaiser,
um Lothringen zu erobern und die Schweizer für einen Einfall in
die Freigrafschaft Burgund zu züchtigen. Die Eroberung Lothringens
war in kaum 3 Monaten vollendet. Aber von den Schweizern
wurde er zweimal, bei Granson und bei Murten, geschlagen
(1476) , und der Herzog (Renatus) von Lothringen eroberte sein
Land wieder. Der Versuch Karl's Nancy wieder zu gewinnen,
führte hier eine dritte Schlacht herbei, in welcher er selbst fiel
(1477) . Nach seinem Tode kam die Vermählung Maximilians mit
Maria doch zu Stande, aber über die reiche Erbschaft entstand ein
Krieg mit Frankreich, in welchem Maximilian (durch den Sieg bei
Guinegate 1478) die Oberhand behielt. Zwar mußte er im Frieden
(zu Arras) Ludwig das von diesem (nach Karl's Tode sofort) in
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl_der_Kühne Karl Maria Maria Karl
der_Kühne Karl Renatus Nancy Maximilians Maria Maria Maximilian Maximilian Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Burgund Burgund Burgund Nordsee Deutschland Frankreich Frankreich Lothringen Burgund Lothringens Murten Lothringen Maximilians Frankreich Arras
120 Die Nationallitteratur der germanischen Völker.
Erweiterung der Kenntnisse zum Zwecke hatte, theils eine besondere
nationale, vorzugsweise poetische, für das Volk und in den Lan-
dessprachen, die seit dem 9. Jahrhundert allmälig eine festere Gestalt
gewannen, sowohl bei den germanischen als den romanischen Völkern.
A. Die Nationallitteratur der germanischen Völker.
a) Die Dichtungen der Skandinavier, unter denen die Isländer
durch ihre Abgeschiedenheit von dem übrigen Europa die Reinheit
ihrer Sprache und Volksthümlichkeit am längsten bewahrt haben,
waren: 1) priesterliche, meist mythologischen Inhalts, und zwar
entweder die ganze Mythologie in allgemeinen Zügen umfassend, oder
sich auf einzelne Sagenkreise und Gottheiten beschränkend. 2) Hel-
denlieder. Diese sowohl als die priesterlichen Dichtungen sind ge-
sammelt in der Edda. 3) Skaldengesänge, welche fast ausschließlich
geschichtliche Stoffe behandeln, aus dem 8.— 11. Jahrhundert.
Eine christliche Dichtung entwickelte sich hier erst seit dem 14.
Jahrhundert.
b) Die Angelsachsen hatten ebenfalls schon frühe eine reich-
haltige Litteratur. In der Poesie erscheint die epische Form als die
vorherrschende und der Inhalt ist theils volksthümlich (wie im Beo-
wulf), theils kirchlich; unter den Prosagattnngen gedieh die Kanzel-
beredsamkeit zu einer frühen und schönen Blüte. In Wales hatte
sich die gälische Sprache und mit ihr ein reicher Schatz von Helden-
liedern und Stammsagen erhalten, die durch Barden fortgepflanzt
wurden. Unter diesen Barden ist der berühmteste Ossian, der die
Thaten und Leiden seines Vaters, des Königs Fingal, besang.
e) Die deutsche Litteratur hat von allen neuern Litteraturen
die frühesten schriftlichen Denkmäler aufzuweisen. Zwar sind die
ältesten Volkslieder der heidnischen Germanen, welche sie zum
Lobe ihrer Götter und Helden, theils vor der Schlacht, theils beim
Mahle zu singen pflegten, gänzlich untergegangen, und von der rei-
chen Volksdichtung, welche die an die Völkerwanderung geknüpfte
deutsche Heldensage (die gothische, fränkische, burgundische und hunni-
sche) behandelte, hat sich nur das Hildebrandslied als ein Bruch-
stück erhalten. Dagegen sind von den frühen Versuchen der Geist-
lichen, das Christenthum durch Verbreitung christlicher Schriften
in der Volkssprache fester zu begründen, noch mehrfache Ueberreste
vorhanden, theils in Prosa, namentlich die schon aus dem 4. Jahrh.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
122
Die Nationallitteratur der romanischen Völker.
Feierstunden in zunftmäßig abgeschlossenen Singschulen zusammen-
kamen und den sog. „Meistergesang" nach bestimmten Sing-
regeln (deren Inbegriff die Tabulatur hieß) übten; der Inhalt des-
selben tim vorzugsweise geistlicher Art. — Gegen Ende des Mittel-
alters entstand auch das deutsche Drama theils ans den kirchlichen
Darstellungen der Passionsgeschichte, theils ans den Fastuachtslnst-
barkeiten. Gleichzeitig finden sich die Anfänge der Prosa sowohl
in zahlreichen Städte-Chroniken, als in den Kanzelreden eines Joh.
Tanler u. A.
B. Die Nationallitteratur der romanischen Völker.
a) Die provenzalische Sprache hat sich von allen romanischen
am frühesten entwichelt und in der durch höhere Bildung und grö-
ßeren Wohlstand ausgezeichneten südlichen Hälfte Frankreichs (von
der Loire an) ist auch am ersten eine kunstreiche Poesie, die soge-
nannte provenzalische oder die Poesie der Troubadours ent-
standen, welche seit der Mitte des 12. Jahrhunderts ihre höchste
Blüte erlebte und erst nach einem Jahrhundert anfing, in Verfall
zu gerathen. Sie war meist lyrischer Minnegesang in künstlichen
und sehr mannichfaltigen Fornien (Sonetten, Canzonen, Sestinen
u. s. w.).
b) Fast gleichzeitig begann die Ausbildung der Poesie in Nord-
frankreich, besonders in der Normandie, wo die Trouvöres an-
tike, bretonische, fränkische und normannische Stoffe in einer Unzahl
von Nomanen bearbeiteten. Als die Nordfranzosen durch die Kreuz-
züge und Älbigenserkriege mit ihren südlichen Landsleuten in vielfache
Berührung kamen, entwickelte sich nicht nur eine neue Richtung des
Epos in den zahlreichen contes und fabliaux, so wie eine allegorische
und satirische Poesie (Sittengemälde), sondern auch eine lyrische
Kunstpoesie. Gleichzeitig wurden Versuche im Drama (Anfangs mit
biblischen Stoffen) gemacht und in einer kunstgerechten Prosa (zu-
nächst in Romanen und Memoiren).
e) Nach Spanien hatte sich der Gesang der Troubadours aus
der Provence verbreitet, und aus vorhandenen Volksliedern ging ein
die Thaten des Cid (P 1099), besonders dessen Verbannung und
Rückkehr besingendes castilisches Gedicht hervor. Vorherrschend ward
die Romanze, später die Allegorie (nach Dante's Vorgang). Das
Drama entwickelte sich aus den in den Kirchen aufgeführten Mysterien.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Nord-
frankreich Spanien
Friedrich Ii.
75
auf einem Römerzuge die Kaiserkrone, entzweite sich aber sofort mit
dem Papste, als er Belehnungen mit solchen Landschaften und
Städten vornahm, die er vorher dem Papste abgetreten, und als er
das dem jungen Friedrich gehörende Apulien nebst Calabrien eroberte,
um diesen zur Huldigung zu zwingen. Da sprach Innocenz, der nun
wußte, wie sehr er sich in ihm geirrt hatte, den Bann über ihn aus,
weil er seine Eide nicht gehalten habe, und lud die deutschen Fürsten
ein, die frühere Wahl des einzigen noch übrigen Hohenstaufen,
Friedrich's, wieder geltend zu machen, welcher auch nach Deutsch-
land kam, immer mehr Anhang fand und zu Aachen gekrönt wurde
1215. Otto mußte sich in seine braunschweigischen Erblande zurück-
ziehen und starb (1218) auf der Harzburg.
5. Friedrich Ii. 1215—1250.
Obgleich er dem Papste, Innocenz Iii., seinem Wohlthäter und
Oberlehnsherrn, versprochen hatte: 1) die sicilische Krone seinem schon
als König von Sicilien gekrönten Sohne Heinrich abzutreten, und
2) einen Kreuzzug zu unternehmen, so beschloß er doch nun Deutsch-
land als Nebenland an seinen Sohn zu geben und Italien zum
Hauptsitz seiner Macht zu machen, und ließ deßhalb seinen Sohn
Heinrich zum Nachfolger im deutschen Reiche wählen und zum römi-
schen Könige krönen, wofür er den Fürsten eine Menge von Reichs-
rechten preisgab. Den Kreuzzug aber, welchen er f12201 bei seiner
Kaiserkrönung nochmals gelobt chatte) - verschob er bis 1228 (s. S.
64) und betrieb inzwischen die Neugestaltung seiner Erbländer. Nach
seiner Rückkehr aus Palästina kam durch Vermittlung des Deutsch-
meisters Hermann von Salza eine Aussöhnung zwischen Papst und
Kaiser zu Stande. Nachdem dieser in seinen Erblanden mit der
Gesetzgebung eine gänzliche Reform vorgenommen hatte (s. §. 80),
ging er nach Deutschland zurück, setzte seinen Sohn Heinrich ab, der
sich vom Vater 'unabhängig machen wollte, und sich deshalb mit den
lombardischen Städten in ein Bündniß gegen ihn eingelassen hatte,
und hielt ihn bis zu seinem Tode im Gefängn-iß (in Apulien).
Auf einem glänzenden Reichstage zu Mainz gab er zur Wiederherstellung des
öffentlichen Rechtszustandes ein scharfes Landfriedensaesetz und vermittelte den alten
Streit seines Hauses mit den Welfen, indem er aus den welfischen Erblanden für
Otto das Kind ein neues Herzogthum Braunschweig-Lüneburg bildete.
Darauf zog er nach Italien C12365. um den Lombarden,
welche ihren Bund erneuert hatten, die von seinem Großvater im
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Innocenz Innocenz Otto Friedrich_Ii Friedrich Innocenz_Iii Innocenz Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Hermann_von_Salza Heinrich Heinrich Otto
24
Theilung des fränkischen Reiches. Karl Martell.
sons, füllen die Geschichte der Nachfolger Clotar's I. aus bis zur
zweiten Wiedervereinigung des Reiches durch Clotar Ii.
von Soissons, einen Urenkel Chlodwig's, jäjjl
In dieser Zeit der Zerrüttung brachten die Madores dcyjius,
welche ursprünglich nur Aufseher des königlichen Hau^7 un1>"Hof-
wesens, später Anführer der Lehensleute (der Leudes) waren, all-
mälig die ganze Civil- und Militärverwaltung der (nach Dago-
bert's I. Tode wieder getheilten) fränkischen Reiche in ihre Hände
und regierten im Namen der meistens unmündigen und schwachen
Könige. Daher entstand um den Besitz dieser Würde eine Reihe
von Kämpfen unter den fränkischen Großen, bis der Austrasier Pi-
pin von Heristal (bei Lüttich) durch einen Sieg über den neustri-
schen König und Maior domus (bei Testri an der Somme, in der .
Nähe von St. Quentin, 687) alleiniger Maior domus im gesamm- * ~
ten fränkischen Reiche wurde.
Die von Pipin begründete, fast unabhängige Herrschaft befe-^"
stigte sein Sohn Karl Martell (717 — 741) durch eine lange
Reihe meist glücklicher Kriege gegen die deutschen Völker von der
Nordsee bis zu den Alpen, welche sich theils von der fränkischen
Herrschaft lossagen wollten (wie die Thüringer. Alemannen und
Bgierm), theils feindlich gegen dieselben auftraten, wie die Sachsen
und Friesen^- Kaum war sein Reich im Innern beruhigt, als die
Araber unter Abderrahman (mit 400,000 M.) durch die baskischen
Pässe in Aquitanien einfielen, alle Festungen eroberten, die Einwoh-
ner niedermachten und den Herzog von Aquitanien durch eine Nie-
derlage nöthigten, bei Karl Schutz zu suchen. Dieser bot schleunigst
den Heerbann auf, und nach siebentägigen kleinern Gefechten setzte
er durch den entscheidenden Sieg zwischen-Tours und Poitiers
(732) den Eroberungen der Araber ein Ziel und befestigte so die
Macht des karolingischen Hauses für immer. Unr aber mit der
Macht auch die Würde eines Königs zu verbinden, ließ sein Sohn
Pip in,'^nachdem der Adel und die Geistlichkeit für den Plan ge-
wonnen waren,Wnit Zustimmung des (von den Longobarden bedräng-
ten) Papstes (Zach arias) ,^'E>urch einen Reichstag der Bischöfe und
weltlichen Großen und eine ' Volksversammlung zu Soissons den
blödsinnigen Childerich Iii. absetzen und in ein Kloster verweisen,
sich selbst aber als König der Franken („von Gottes Gnaden") an-
erkennen. 752.
5
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Martell Karl Quentin Karl_Martell Karl Karl_Schutz Karl Childerich
Karls Staatsverwaltung. Seine Sorge für Wissenschaft und Kunst. 39
bringen, schickte Karl Sendgrafen oder Sendboten, einen Geist-
lichen und einen Weltlichen, in gewisse Sprengel (deren jeder meh-
rere Grafschaften umfaßte), welche sich von den einzelnen Zweigen
der Verwaltung Rechenschaft geben ließen und den Zustand der Pro-
vinz untersuchten. "7*™- '• -——
Alle wichtigen Reichsangelegenheiten wllrden mit den Reichs-
ständen, d. h. den Bischöfen, Aebten und dem Adel (denjenigen,
welche Hof- oder Stacttsämter bekleideten) auf den mit dem Mai-
felde verbundenen jährlichen Reichstagen berathen.
Ein eifriger Freund und Beförderer wissenschaftlicher Bildung umgab
Karl sich mit den vorzüglichsten Gelehrten seiner Zeit (Alcuin, Eginhard u. s. w.),
welche an seinem Hofe eine kleine Academie bildeten. Mit diesen besprach er sich über
vie Ausbildung der Muttersprache, die Erziehung der Jugend u. s. w. Bet der Errich-
tung der Schulen, welche Karl mit den bischöflichen Kirchen und Klöstern verband,
ließ er sich vorzüglich von dem angelsächsischen Geistlichen Alcuin leiten, der seine
Schule zu Tours zu einer Musterschule für alle übrigen des fränkischen Reiches
erhob. Die Baukunst erhielt Gelegenheit zu neuen Schöpfungen, wie dem Dom
zu Aachen, den Palästen (Pfalzen) zu Aachen, Ingelheim, Rymwegen.
Nach Becndignng des Krieges gegen die Sachsen theilte Karl
sein Reich unter seine 3 Söhne: Karl, Pipin und Ludwig; aber nur
der jüngste überlebte ihn. Diesen erklärte er daher auf einer Reichs-
versammlung zu Aachen (81ti zu seinem Nachfolger in der könig-
lichen und kaiserlichen^Würde'; nur erhielt Pipin's Sohn Bernhard
das Königreich Italien unter der Oberhoheit seines Oheims. Am
28. Januar des folgenden Jahres starb Karl zu Aachen und ward
dort in der von ihm gegründeten Domkirche begraben.
3) Ludwig der Fromme 814 — 840.
Ludwig führte ein Erstgeburtsrecht ein, indem er für den Fall
seines Todes seinem ältesten Sohne Lothar den größten Theil des
Reiches mit dem Kaisertitel zusprach und den beiden jüngern nur
einzelne Landschaften anwies, sie auch in ihren Rechten so beschränkte,
daß sie fast nur Statthalter des älteren Bruders waren. Er änderte
aber diese Theilung, als ihm aus einer zweiten Ehe ein vierter Sohn,
Karl der Kahle, geboren ward-. Dessen Begünstigung erregte den
Unwillen der älteren Söhne, welche Anfangs einzeln, später gemein-
schaftlich Krieg gegen den Vater führten, seine Truppen zum Abfall
bewogen und ihn selbst auf dem daher benannten Lügenfelde (in der
Nähe von Colmar) gefangen nahmen. Doch Lothar's Uebermuthz
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_Sendgrafen Karl Karl Karl Eginhard Karl Karl Karl Karl Karl Karl Ludwig Ludwig Bernhard Karl Karl Ludwig Ludwig Lothar Karl_der_Kahle Karl
Extrahierte Ortsnamen: Karls Aachen Aachen Sachsen Aachen Italien Aachen Colmar
26
Das Lehenswesen. Die Gerichtsverfassung.
dessen Schüler Pachomius in gemeinschaftliche Wohnungen (coenobia)
unter einem Vorsteher (abbas, Abt) vereinigt wurden und hier ver-
schiedene Gewerbe trieben. Von Aegypten aus verbreitete sich das
Klosterleben auch nach dem Abendlande, erhielt hier aber eine neue
Gestaltung durch den h. Venedictus, indem er nicht bloß Hand-
arbeiten und Feldbau, sondern auch die Erziehung der Jugend und
die Beschästigung mit den Wissenschaften zur Ausgabe der Mönche
machte. Seine (zunächst für das von ihm gestiftete Kloster Monte-
Cassino bei Neapel entworfene) „Regula" ging allmälig in alle abend-
ländischen Klöster über. Sie verpstichtete die Eintretenden zu dem
Versprechen, lebenslänglich im Kloster zu bleiben und zum dreifachen
Gelübde der persönlichen Armuth, der Keuschheit und des unbeding-
ten Gehorsams.
Ii. Verfassung.
a) Das Lehenswesen. Der König theilte das eroberte Land
mit seinem Gefolge, jeder erhielt ein Loos, Allodium, als erb-
liches Grundeigenthum zur beliebigen weiteren Vertheilung. Die
Könige und Anführer erhielten bei dieser Vertheilung ein größeres
Grundeigenthum, als die Glieder ihres Gefolges, und gaben Einzel-
nen ihrer „Getreuen", Bassen oder Vasallen genannt, ein Stück von
ihrem Grundeigenthum, Lehen (keuäuin oder beuelleiurn) genannt,
zur lebenslänglichen Nutznießung gegen das Versprechen der Treue
und des Kriegsdienstes. Die Lehen waren anfangs nicht erblich, doch
wurde die Erblichkeit derselben allmälig theils von den Königen zu-
gegeben, theils von den Vasallen usnrpirt. Dieses Lehenswesen hat
sich in allen germanischen Reichen von längerer Dauer, vorzüglich bei
den Franken, Angelsachsen und Longobarden, ansgebildet.
b) Die Gerichtsverfassung. Bis um die Mitte des 5.
Jahrhunderts blieb das Recht der germanischen Stämme ein unge-
schriebenes; in den drei nächsten Jahrhunderten entstanden bei den
verschiedenen im fränkischen Reiche vereinigten Völkern (den Saliern,
Ripuariern, Alemannen, Baiern, Burgundern) so wie bei den West-
gothen, Longobarden und Angelsachsen geschriebene leges, die, mit
Ausnahme der angelsächsischen, alle in lateinischer Sprache abge-
faßt waren.
Diese Gesetze enthalten fast nur Strafbestimmungen. Als Beweise galten bet
Civilsachen Zeugen und Urkunden, welche meist der Kläger beibringen mußte, bet
peinlichen Sachen der Eid, Eideshelfer und Gottesurtheile oder Ordalien, wo-
durch sich der Beklagte, vorzüglich der Unfreie, reinigte. Diese bestanden theils in
der Feuerprobe (die bloße Hand ins Feuer halten, durch einen brennenden Holzstoß
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Pflege der Wissenschaften im Allgemeinen. Buchdruckerkunst. 119
Erst in der zweiten Halste des Mittelalters wurden die Wis-
senschaften auch außerhalb der Klostermauern gelehrt und von Laien
fleißig betrieben, von geistlichen und weltlichen Fürsten gefördert, am
meisten aber durch die Perinehrung der Schulen und die Entste-
hung der Universitäten ausgebildet und verbreitet. Die ältesten
Universitäten entstanden durch das Znsammenströmen wißbegieriger
Jünglinge und Männer .aus alleu europäischen Ländern zu der be-
rühmten Schule der Theologie und Philosophie in Paris und der
Rechtsschnle in Bologna, wo Lehrer und Lernende eine priveligirte
Corporation oder universitas niit eigener Gerichtsbarkeit bildeten.
Nach dem Muster dieser beiden Universitäten, auf denen man all-
mälig auch die übrigen Wissenschaften lehrte, wurden seit dem 13.
Jahrhundert eine Menge anderer^gestiftet. Dazu kamen gegen Ende
des Mittelalters zwei höchst bedeutende Förderungsmittel, um ein
ganz neues wissenschaftliches Leben zu erwecken und rasch zu ver-
breiten:
a) die Wiederherstellung des Studiums der classi-
schen Litteratur, zuerst angeregt durch Petrarca und Boccaccio,
daun aber durch griechische Gelehrte, welche seit der Eroberung des
byzantinischen Reiches durch die Osmanen mit ihren litterarischen
Schätzen nach Italien kamen, in den Häusern der Großen, besonders
der Familie der Medici, die freundlichste Aufnahme fanden, an den
Universitäten und in andern Städten als Lehrer der griechischen
Sprache und Litteratur anftraten und deren Kenntniß wie einen des-
sern Geschmack sowohl durch ihre eigenen Bemühungen, als durch
ausgezeichnete Schüler verbreiteten.
V) die der Anwendung des Lumpen-Papiers bald folgende
Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johann Gänßfleisch,
genannt Gutenberg, ans Mainz, welcher während eines 20jährigen
(?) Aufenthalts zu Straßburg schon Versuche im Drucken gemacht
hatte, als er, nach seiner Paterstadt zurückkehrend (1446), mit Hülfe
des reichen Goldschmieds Johann Fust und des Peter Schösser die
Sache zur Ausführung brachte um 1450. Das erste gedruckte Werk
war die Gutenbergische lateinische Bibel (1456 vollendet).
5. Die Litteratur des Mittelalters war theils eine christ-
lich-lateinische, welche in ganz Europa von dem Gelehrtenstande,
insbesondere den Geistlichen, gepflegt wurde und die Erhaltung und
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Petrarca Boccaccio Johann_Gänßfleisch Johann Gutenberg Johann_Fust Johann Peter_Schösser
Extrahierte Ortsnamen: Paris Bologna Italien Mainz Europa
Die deutsche Litteratur.
121
herrührende gothische Bibelübersetzung des Bischofs Ulfilas, theils
in poetischer Form, so zwei Evangelienharmonien, eine gereimte alt-
hochdeutsche (der „Krist" vom Weißenburger Mönch Otfricd) und
eine niederdeutsche (der „Heliand" von unbekanntem Verfasser). —
Um die Mitte des 12. Jahrh. begann eine Umgestaltung der deut-
schen Nationaldichtung durch a) den Gebrauch der mittelhochdeutschen
Sprache, d) die allgemeinere Einführung des Reims statt der bloßen
Allitteration, e) die größere Mannigfaltigkeit des Inhaltes. Ihre
erste Blüteperiode erlebte die deutsche Dichtkunst im Zeitalter der
Hohenstaufen, und zwar sowohl die epische als die lyrische. Jene
behandelte theils die in zahlreichen Liedern im Munde des Volkes
fortlebende deutsche Heldensage, indem diese Lieder gesammelt und
vermittelst Einschiebung größerer oder kleinerer Verbindungslieder zu
größern Gedichten, wie „der Nibelungen Noth", „Gudrun" u. s. w.
vereinigt wurden, theils fremde Sagen, sowohl antike (vom trojani-
schen Krieg, von Aeneas, von Alexander dem Gr.), als mittelalter-
liche (vom h. Gral, vom britischen Könige Artus und seiner Tafel-
runde, beide vereinigt im „Parzival" des Wolfram von Eschenbach),
in umfangreicherer Darstellung, daneben aber auch kürzere Stoffe,
sowohl religiöse (Legenden) als weltliche (poetische Erzählungen).
Die Hauptgattung der lyrischen Poesie war der Minnesang (nicht
bloß Liebeslieder, sondern auch politische und religiöse Lieder), wel-
cher vorzüglich im südlichen Deutschland in den höhern Kreisen des
Lebens, auf den Burgen der Fürsten und des Adels und von diesen
selbst (Kaiser Heinrich Vi., Heinrich von Veldeke, Walther von der
Vogelweide u. s. w.) ausgeübt wurde, während das Volk sich au
den epischen Heldenliedern der „fahrenden Sänger" ergötzte, die von
Stadt zu Stadt, auch wohl von Dorf zu Dorf zogen und um be-
scheidenen Lohn sangen.
Einen schroffen Gegensatz zu dieser mehr als hundertjährigen
(1190—1300) Blüte unserer Nationalpoesie bildet der Verfall
derselben in dem 14. und 15. Jahrh. Das Epos beschränkte sich
in dieser Zeit fast auf geistlose Ueberarbeitungen früherer Darstellun-
gen der deutschen Heldensage und zwar nicht der altern und bessern
Dichtungen, sondern der jüngern und schwächer« (das „Heldenbuch").
Die lyrische Dichtkunst gerieth aus den Händen der Fürsten und
Ritter, die seit dem Untergange der Hohenstaufen mehr auf mate-
riellen Erwerb, als auf poetischen Genuß bedacht und in steten Feh-
den begriffen waren, in die Hände der Handwerker, welche in ihren
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Der germanische Baustil.
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Wickelung aber erhielt dieser Baustil in Deutschland. Hier erscheint derselbe
Anfangs im Kampfe mit den Hauptformen des romanischen Stils, indem diesen der
fremdartige Spitzbogen beigefügt wird (so bei St. Gereon in Köln, beim Dom zu
Magdeburg und der Liebfrauenkirche zu Trier), doch bald siegte das germanische
Element und um die Mitte des 13. Jahrhunderts (1248) beginnt der Bau des
vollendetsten Meisterwerkes der germanischen und somit aller christlichen Architektur
im Dom zu Köln. Demselben Jahrhundert gehören noch die Münster zu Freiburg
und Straßburg (der letztere von Erwin von Steinbach) und der Dom zu Regens-
burg an; dann folgten im 14. Jahrhundert St. Stephan zu Wien, der Dom zu
Prag und der zu Ulm. Am wenigsten rein findet sich der germanische Baustil in
Italien, dessen großartigste Werke hier der Dom zu Mailand und die Karthause
bei Pavia sind. Mit ungleich größerer Reinheit, doch nicht ohne Einflüsse der
maurischen Kunst, ist derselbe behandelt in den Kathedralen Spaniens (zu Toledo,
Burgos, Barcelona, Sevilla).
Der Islam benutzte bei seiner Verbreitung über ehemals rö-
mische Länder zunächst die dort Vorgefundenen Kunstformen, also die
altchristlichen, zu seinen Zwecken, doch unterscheidet sich die Kunst des
Islam von der christlichen sowohl durch den Hufeisenbogen und die
reiche Ornamentik (Arabesken) als hauptsächlich durch den Mangel
aller bildlichen Darstellung, namentlich menschlicher Figuren, welche
die Religion streng verbot. Das Bildwerk wird hier durch ein ganz
unkünstlerisches Mittel, die Schrift, vertreten.
In der Anlage der Moscheen gab es zwei Hauptformen, indem
dieselben theils aus einem großen, viereckigen, mit Arcaden umgebenen
Hofe bestehen, also eigentlich nur eine architektonische Dekoration
eines offenen Platzes ausmachen, theils als ein geschlossenes Gebäude
mit einer Kuppel über dem Hauptraum und gewölbten Nebenräumen
(ähnlich den byzantinischen Bauten) erscheinen.
Von Denkmälern der maurischen Kunst fanden sich in Spanien sowohl Mo-
scheen der ältesten Art (die zu Cordova),§als Paläste (der spurlos untergegangcne
Azzahra am Guadalquivir, die noch erhaltene Alhambra und als spätere Nackbildung
der Alcazar). Den Uebergang von der maurischen Architektur zu dem Stil der öst-
lich astatischen Denkmäler bilden die Moscheen Aegyptens (zu Cairo, Alexandria)
und Syriens (zu Damaskus, Jerusalem). Die Moscheen Kleinasiens und Con-
stantinopels gehören der spätern Zeit der mohammedanischen Kunst an und haberz.^
den byzantinischen Kuppelbau zur Grundlage, indem die Struktur der Sophienkirche1'
melji: oder weniger wiederholt erscheint. Auch Indien und Persien haben großartige
Denkmäler mohammedanischer Architektur aufzuweisen, doch entstanden die -meisten erst
seit der Herrschaft der Groß-Moguls im 16. Jahrhundert.
d) Für die Bildnerei und Malerei bereitete sich erst im
13. Jahrhundert, zunächst in Italien, ein neuer Aufschwung vor:
für die Skulptur durch Nikola Pisano (geb. um 1200), der sich die
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Extrahierte Personennamen: Erwin_von_Steinbach Stephan Toledo Nikola_Pisano
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