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1. Das Mittelalter - S. 99

1857 - Koblenz : Baedeker
Karl der Kühne. 99 Glücklicher als im östlichen Theile seines Reiches gestalteten sich im westlichen die Aussichten zur Vermehrung der Hausmacht. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts (1384) war das Herzog- thum Burgund (Bourgogne) und die Freigrafschaft Bur- gund (Franche-Comto), welche beiden Länder sich längst von dem mit dem deutschen Reiche vereinigten Königreiche Burgund unabhängig gemacht hatten, durch Erbschaft vereinigt worden. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden die Besitzungen der Herzoge von Burgund durch Heirath, Kauf, Erbschaft um fast sämmtliche Provinzen der damals höchst blühenden Niederlande vermehrt. Der letzte Herzog von Burgund, Karl der Kühne (1467—77), ging mit dem Plane um, aus seinem von der Nordsee bis zu den Alpen reichenden Ge- biete ein eigenes Königreich zwischen Deutschland und Frankreich zu er- richten. Der Kaiser kam seinem Verlangen entgegen in der Hoffnung, Karl's Erbtochter Maria für seinen Sohn, den Erzherzog Maximi- lian, zu erhalten. Aber bei einer persönlichen Zusammenkunft beider Fürsten zu Trier wollte jeder seine Forderung zuerst erfüllt sehen: der Kaiser die Vermählung, der Herzog die Krönung, die er schon vorbereitet hatte. Dieses gegenseitige, durch die Einflüsterung des Königs von Frankreich noch gesteigerte Mißtrauen zerschlug die Sache einstweilen. Der Kaiser reiste plötzlich ab unter dem Vorwände, Streitigkeiten zwischen dem Erzbischöfe (Ruprecht) von Köln und seinem Domcapitel (welches deffen Absetzung bewirkt hatte) zu schlich- ten. Da die Kölner den Kaiser zu Hülfe riefen, so nahm sich Karl der Kühne des Erzbischofs an, vermochte jedoch die kleine Stadt ^Nenß durch eine eilfmonatliche Belagerung und unzählige Stürme nicht zur Uebergabe zu bringen, und schloß Frieden mit dem Kaiser, um Lothringen zu erobern und die Schweizer für einen Einfall in die Freigrafschaft Burgund zu züchtigen. Die Eroberung Lothringens war in kaum 3 Monaten vollendet. Aber von den Schweizern wurde er zweimal, bei Granson und bei Murten, geschlagen (1476) , und der Herzog (Renatus) von Lothringen eroberte sein Land wieder. Der Versuch Karl's Nancy wieder zu gewinnen, führte hier eine dritte Schlacht herbei, in welcher er selbst fiel (1477) . Nach seinem Tode kam die Vermählung Maximilians mit Maria doch zu Stande, aber über die reiche Erbschaft entstand ein Krieg mit Frankreich, in welchem Maximilian (durch den Sieg bei Guinegate 1478) die Oberhand behielt. Zwar mußte er im Frieden (zu Arras) Ludwig das von diesem (nach Karl's Tode sofort) in

2. Das Mittelalter - S. 120

1857 - Koblenz : Baedeker
120 Die Nationallitteratur der germanischen Völker. Erweiterung der Kenntnisse zum Zwecke hatte, theils eine besondere nationale, vorzugsweise poetische, für das Volk und in den Lan- dessprachen, die seit dem 9. Jahrhundert allmälig eine festere Gestalt gewannen, sowohl bei den germanischen als den romanischen Völkern. A. Die Nationallitteratur der germanischen Völker. a) Die Dichtungen der Skandinavier, unter denen die Isländer durch ihre Abgeschiedenheit von dem übrigen Europa die Reinheit ihrer Sprache und Volksthümlichkeit am längsten bewahrt haben, waren: 1) priesterliche, meist mythologischen Inhalts, und zwar entweder die ganze Mythologie in allgemeinen Zügen umfassend, oder sich auf einzelne Sagenkreise und Gottheiten beschränkend. 2) Hel- denlieder. Diese sowohl als die priesterlichen Dichtungen sind ge- sammelt in der Edda. 3) Skaldengesänge, welche fast ausschließlich geschichtliche Stoffe behandeln, aus dem 8.— 11. Jahrhundert. Eine christliche Dichtung entwickelte sich hier erst seit dem 14. Jahrhundert. b) Die Angelsachsen hatten ebenfalls schon frühe eine reich- haltige Litteratur. In der Poesie erscheint die epische Form als die vorherrschende und der Inhalt ist theils volksthümlich (wie im Beo- wulf), theils kirchlich; unter den Prosagattnngen gedieh die Kanzel- beredsamkeit zu einer frühen und schönen Blüte. In Wales hatte sich die gälische Sprache und mit ihr ein reicher Schatz von Helden- liedern und Stammsagen erhalten, die durch Barden fortgepflanzt wurden. Unter diesen Barden ist der berühmteste Ossian, der die Thaten und Leiden seines Vaters, des Königs Fingal, besang. e) Die deutsche Litteratur hat von allen neuern Litteraturen die frühesten schriftlichen Denkmäler aufzuweisen. Zwar sind die ältesten Volkslieder der heidnischen Germanen, welche sie zum Lobe ihrer Götter und Helden, theils vor der Schlacht, theils beim Mahle zu singen pflegten, gänzlich untergegangen, und von der rei- chen Volksdichtung, welche die an die Völkerwanderung geknüpfte deutsche Heldensage (die gothische, fränkische, burgundische und hunni- sche) behandelte, hat sich nur das Hildebrandslied als ein Bruch- stück erhalten. Dagegen sind von den frühen Versuchen der Geist- lichen, das Christenthum durch Verbreitung christlicher Schriften in der Volkssprache fester zu begründen, noch mehrfache Ueberreste vorhanden, theils in Prosa, namentlich die schon aus dem 4. Jahrh.

3. Das Mittelalter - S. 122

1857 - Koblenz : Baedeker
122 Die Nationallitteratur der romanischen Völker. Feierstunden in zunftmäßig abgeschlossenen Singschulen zusammen- kamen und den sog. „Meistergesang" nach bestimmten Sing- regeln (deren Inbegriff die Tabulatur hieß) übten; der Inhalt des- selben tim vorzugsweise geistlicher Art. — Gegen Ende des Mittel- alters entstand auch das deutsche Drama theils ans den kirchlichen Darstellungen der Passionsgeschichte, theils ans den Fastuachtslnst- barkeiten. Gleichzeitig finden sich die Anfänge der Prosa sowohl in zahlreichen Städte-Chroniken, als in den Kanzelreden eines Joh. Tanler u. A. B. Die Nationallitteratur der romanischen Völker. a) Die provenzalische Sprache hat sich von allen romanischen am frühesten entwichelt und in der durch höhere Bildung und grö- ßeren Wohlstand ausgezeichneten südlichen Hälfte Frankreichs (von der Loire an) ist auch am ersten eine kunstreiche Poesie, die soge- nannte provenzalische oder die Poesie der Troubadours ent- standen, welche seit der Mitte des 12. Jahrhunderts ihre höchste Blüte erlebte und erst nach einem Jahrhundert anfing, in Verfall zu gerathen. Sie war meist lyrischer Minnegesang in künstlichen und sehr mannichfaltigen Fornien (Sonetten, Canzonen, Sestinen u. s. w.). b) Fast gleichzeitig begann die Ausbildung der Poesie in Nord- frankreich, besonders in der Normandie, wo die Trouvöres an- tike, bretonische, fränkische und normannische Stoffe in einer Unzahl von Nomanen bearbeiteten. Als die Nordfranzosen durch die Kreuz- züge und Älbigenserkriege mit ihren südlichen Landsleuten in vielfache Berührung kamen, entwickelte sich nicht nur eine neue Richtung des Epos in den zahlreichen contes und fabliaux, so wie eine allegorische und satirische Poesie (Sittengemälde), sondern auch eine lyrische Kunstpoesie. Gleichzeitig wurden Versuche im Drama (Anfangs mit biblischen Stoffen) gemacht und in einer kunstgerechten Prosa (zu- nächst in Romanen und Memoiren). e) Nach Spanien hatte sich der Gesang der Troubadours aus der Provence verbreitet, und aus vorhandenen Volksliedern ging ein die Thaten des Cid (P 1099), besonders dessen Verbannung und Rückkehr besingendes castilisches Gedicht hervor. Vorherrschend ward die Romanze, später die Allegorie (nach Dante's Vorgang). Das Drama entwickelte sich aus den in den Kirchen aufgeführten Mysterien.

4. Das Mittelalter - S. 75

1857 - Koblenz : Baedeker
Friedrich Ii. 75 auf einem Römerzuge die Kaiserkrone, entzweite sich aber sofort mit dem Papste, als er Belehnungen mit solchen Landschaften und Städten vornahm, die er vorher dem Papste abgetreten, und als er das dem jungen Friedrich gehörende Apulien nebst Calabrien eroberte, um diesen zur Huldigung zu zwingen. Da sprach Innocenz, der nun wußte, wie sehr er sich in ihm geirrt hatte, den Bann über ihn aus, weil er seine Eide nicht gehalten habe, und lud die deutschen Fürsten ein, die frühere Wahl des einzigen noch übrigen Hohenstaufen, Friedrich's, wieder geltend zu machen, welcher auch nach Deutsch- land kam, immer mehr Anhang fand und zu Aachen gekrönt wurde 1215. Otto mußte sich in seine braunschweigischen Erblande zurück- ziehen und starb (1218) auf der Harzburg. 5. Friedrich Ii. 1215—1250. Obgleich er dem Papste, Innocenz Iii., seinem Wohlthäter und Oberlehnsherrn, versprochen hatte: 1) die sicilische Krone seinem schon als König von Sicilien gekrönten Sohne Heinrich abzutreten, und 2) einen Kreuzzug zu unternehmen, so beschloß er doch nun Deutsch- land als Nebenland an seinen Sohn zu geben und Italien zum Hauptsitz seiner Macht zu machen, und ließ deßhalb seinen Sohn Heinrich zum Nachfolger im deutschen Reiche wählen und zum römi- schen Könige krönen, wofür er den Fürsten eine Menge von Reichs- rechten preisgab. Den Kreuzzug aber, welchen er f12201 bei seiner Kaiserkrönung nochmals gelobt chatte) - verschob er bis 1228 (s. S. 64) und betrieb inzwischen die Neugestaltung seiner Erbländer. Nach seiner Rückkehr aus Palästina kam durch Vermittlung des Deutsch- meisters Hermann von Salza eine Aussöhnung zwischen Papst und Kaiser zu Stande. Nachdem dieser in seinen Erblanden mit der Gesetzgebung eine gänzliche Reform vorgenommen hatte (s. §. 80), ging er nach Deutschland zurück, setzte seinen Sohn Heinrich ab, der sich vom Vater 'unabhängig machen wollte, und sich deshalb mit den lombardischen Städten in ein Bündniß gegen ihn eingelassen hatte, und hielt ihn bis zu seinem Tode im Gefängn-iß (in Apulien). Auf einem glänzenden Reichstage zu Mainz gab er zur Wiederherstellung des öffentlichen Rechtszustandes ein scharfes Landfriedensaesetz und vermittelte den alten Streit seines Hauses mit den Welfen, indem er aus den welfischen Erblanden für Otto das Kind ein neues Herzogthum Braunschweig-Lüneburg bildete. Darauf zog er nach Italien C12365. um den Lombarden, welche ihren Bund erneuert hatten, die von seinem Großvater im

5. Das Mittelalter - S. 24

1857 - Koblenz : Baedeker
24 Theilung des fränkischen Reiches. Karl Martell. sons, füllen die Geschichte der Nachfolger Clotar's I. aus bis zur zweiten Wiedervereinigung des Reiches durch Clotar Ii. von Soissons, einen Urenkel Chlodwig's, jäjjl In dieser Zeit der Zerrüttung brachten die Madores dcyjius, welche ursprünglich nur Aufseher des königlichen Hau^7 un1>"Hof- wesens, später Anführer der Lehensleute (der Leudes) waren, all- mälig die ganze Civil- und Militärverwaltung der (nach Dago- bert's I. Tode wieder getheilten) fränkischen Reiche in ihre Hände und regierten im Namen der meistens unmündigen und schwachen Könige. Daher entstand um den Besitz dieser Würde eine Reihe von Kämpfen unter den fränkischen Großen, bis der Austrasier Pi- pin von Heristal (bei Lüttich) durch einen Sieg über den neustri- schen König und Maior domus (bei Testri an der Somme, in der . Nähe von St. Quentin, 687) alleiniger Maior domus im gesamm- * ~ ten fränkischen Reiche wurde. Die von Pipin begründete, fast unabhängige Herrschaft befe-^" stigte sein Sohn Karl Martell (717 — 741) durch eine lange Reihe meist glücklicher Kriege gegen die deutschen Völker von der Nordsee bis zu den Alpen, welche sich theils von der fränkischen Herrschaft lossagen wollten (wie die Thüringer. Alemannen und Bgierm), theils feindlich gegen dieselben auftraten, wie die Sachsen und Friesen^- Kaum war sein Reich im Innern beruhigt, als die Araber unter Abderrahman (mit 400,000 M.) durch die baskischen Pässe in Aquitanien einfielen, alle Festungen eroberten, die Einwoh- ner niedermachten und den Herzog von Aquitanien durch eine Nie- derlage nöthigten, bei Karl Schutz zu suchen. Dieser bot schleunigst den Heerbann auf, und nach siebentägigen kleinern Gefechten setzte er durch den entscheidenden Sieg zwischen-Tours und Poitiers (732) den Eroberungen der Araber ein Ziel und befestigte so die Macht des karolingischen Hauses für immer. Unr aber mit der Macht auch die Würde eines Königs zu verbinden, ließ sein Sohn Pip in,'^nachdem der Adel und die Geistlichkeit für den Plan ge- wonnen waren,Wnit Zustimmung des (von den Longobarden bedräng- ten) Papstes (Zach arias) ,^'E>urch einen Reichstag der Bischöfe und weltlichen Großen und eine ' Volksversammlung zu Soissons den blödsinnigen Childerich Iii. absetzen und in ein Kloster verweisen, sich selbst aber als König der Franken („von Gottes Gnaden") an- erkennen. 752. 5

6. Das Mittelalter - S. 39

1857 - Koblenz : Baedeker
Karls Staatsverwaltung. Seine Sorge für Wissenschaft und Kunst. 39 bringen, schickte Karl Sendgrafen oder Sendboten, einen Geist- lichen und einen Weltlichen, in gewisse Sprengel (deren jeder meh- rere Grafschaften umfaßte), welche sich von den einzelnen Zweigen der Verwaltung Rechenschaft geben ließen und den Zustand der Pro- vinz untersuchten. "7*™- '• -—— Alle wichtigen Reichsangelegenheiten wllrden mit den Reichs- ständen, d. h. den Bischöfen, Aebten und dem Adel (denjenigen, welche Hof- oder Stacttsämter bekleideten) auf den mit dem Mai- felde verbundenen jährlichen Reichstagen berathen. Ein eifriger Freund und Beförderer wissenschaftlicher Bildung umgab Karl sich mit den vorzüglichsten Gelehrten seiner Zeit (Alcuin, Eginhard u. s. w.), welche an seinem Hofe eine kleine Academie bildeten. Mit diesen besprach er sich über vie Ausbildung der Muttersprache, die Erziehung der Jugend u. s. w. Bet der Errich- tung der Schulen, welche Karl mit den bischöflichen Kirchen und Klöstern verband, ließ er sich vorzüglich von dem angelsächsischen Geistlichen Alcuin leiten, der seine Schule zu Tours zu einer Musterschule für alle übrigen des fränkischen Reiches erhob. Die Baukunst erhielt Gelegenheit zu neuen Schöpfungen, wie dem Dom zu Aachen, den Palästen (Pfalzen) zu Aachen, Ingelheim, Rymwegen. Nach Becndignng des Krieges gegen die Sachsen theilte Karl sein Reich unter seine 3 Söhne: Karl, Pipin und Ludwig; aber nur der jüngste überlebte ihn. Diesen erklärte er daher auf einer Reichs- versammlung zu Aachen (81ti zu seinem Nachfolger in der könig- lichen und kaiserlichen^Würde'; nur erhielt Pipin's Sohn Bernhard das Königreich Italien unter der Oberhoheit seines Oheims. Am 28. Januar des folgenden Jahres starb Karl zu Aachen und ward dort in der von ihm gegründeten Domkirche begraben. 3) Ludwig der Fromme 814 — 840. Ludwig führte ein Erstgeburtsrecht ein, indem er für den Fall seines Todes seinem ältesten Sohne Lothar den größten Theil des Reiches mit dem Kaisertitel zusprach und den beiden jüngern nur einzelne Landschaften anwies, sie auch in ihren Rechten so beschränkte, daß sie fast nur Statthalter des älteren Bruders waren. Er änderte aber diese Theilung, als ihm aus einer zweiten Ehe ein vierter Sohn, Karl der Kahle, geboren ward-. Dessen Begünstigung erregte den Unwillen der älteren Söhne, welche Anfangs einzeln, später gemein- schaftlich Krieg gegen den Vater führten, seine Truppen zum Abfall bewogen und ihn selbst auf dem daher benannten Lügenfelde (in der Nähe von Colmar) gefangen nahmen. Doch Lothar's Uebermuthz

7. Das Mittelalter - S. 26

1857 - Koblenz : Baedeker
26 Das Lehenswesen. Die Gerichtsverfassung. dessen Schüler Pachomius in gemeinschaftliche Wohnungen (coenobia) unter einem Vorsteher (abbas, Abt) vereinigt wurden und hier ver- schiedene Gewerbe trieben. Von Aegypten aus verbreitete sich das Klosterleben auch nach dem Abendlande, erhielt hier aber eine neue Gestaltung durch den h. Venedictus, indem er nicht bloß Hand- arbeiten und Feldbau, sondern auch die Erziehung der Jugend und die Beschästigung mit den Wissenschaften zur Ausgabe der Mönche machte. Seine (zunächst für das von ihm gestiftete Kloster Monte- Cassino bei Neapel entworfene) „Regula" ging allmälig in alle abend- ländischen Klöster über. Sie verpstichtete die Eintretenden zu dem Versprechen, lebenslänglich im Kloster zu bleiben und zum dreifachen Gelübde der persönlichen Armuth, der Keuschheit und des unbeding- ten Gehorsams. Ii. Verfassung. a) Das Lehenswesen. Der König theilte das eroberte Land mit seinem Gefolge, jeder erhielt ein Loos, Allodium, als erb- liches Grundeigenthum zur beliebigen weiteren Vertheilung. Die Könige und Anführer erhielten bei dieser Vertheilung ein größeres Grundeigenthum, als die Glieder ihres Gefolges, und gaben Einzel- nen ihrer „Getreuen", Bassen oder Vasallen genannt, ein Stück von ihrem Grundeigenthum, Lehen (keuäuin oder beuelleiurn) genannt, zur lebenslänglichen Nutznießung gegen das Versprechen der Treue und des Kriegsdienstes. Die Lehen waren anfangs nicht erblich, doch wurde die Erblichkeit derselben allmälig theils von den Königen zu- gegeben, theils von den Vasallen usnrpirt. Dieses Lehenswesen hat sich in allen germanischen Reichen von längerer Dauer, vorzüglich bei den Franken, Angelsachsen und Longobarden, ansgebildet. b) Die Gerichtsverfassung. Bis um die Mitte des 5. Jahrhunderts blieb das Recht der germanischen Stämme ein unge- schriebenes; in den drei nächsten Jahrhunderten entstanden bei den verschiedenen im fränkischen Reiche vereinigten Völkern (den Saliern, Ripuariern, Alemannen, Baiern, Burgundern) so wie bei den West- gothen, Longobarden und Angelsachsen geschriebene leges, die, mit Ausnahme der angelsächsischen, alle in lateinischer Sprache abge- faßt waren. Diese Gesetze enthalten fast nur Strafbestimmungen. Als Beweise galten bet Civilsachen Zeugen und Urkunden, welche meist der Kläger beibringen mußte, bet peinlichen Sachen der Eid, Eideshelfer und Gottesurtheile oder Ordalien, wo- durch sich der Beklagte, vorzüglich der Unfreie, reinigte. Diese bestanden theils in der Feuerprobe (die bloße Hand ins Feuer halten, durch einen brennenden Holzstoß

8. Das Mittelalter - S. 119

1857 - Koblenz : Baedeker
Pflege der Wissenschaften im Allgemeinen. Buchdruckerkunst. 119 Erst in der zweiten Halste des Mittelalters wurden die Wis- senschaften auch außerhalb der Klostermauern gelehrt und von Laien fleißig betrieben, von geistlichen und weltlichen Fürsten gefördert, am meisten aber durch die Perinehrung der Schulen und die Entste- hung der Universitäten ausgebildet und verbreitet. Die ältesten Universitäten entstanden durch das Znsammenströmen wißbegieriger Jünglinge und Männer .aus alleu europäischen Ländern zu der be- rühmten Schule der Theologie und Philosophie in Paris und der Rechtsschnle in Bologna, wo Lehrer und Lernende eine priveligirte Corporation oder universitas niit eigener Gerichtsbarkeit bildeten. Nach dem Muster dieser beiden Universitäten, auf denen man all- mälig auch die übrigen Wissenschaften lehrte, wurden seit dem 13. Jahrhundert eine Menge anderer^gestiftet. Dazu kamen gegen Ende des Mittelalters zwei höchst bedeutende Förderungsmittel, um ein ganz neues wissenschaftliches Leben zu erwecken und rasch zu ver- breiten: a) die Wiederherstellung des Studiums der classi- schen Litteratur, zuerst angeregt durch Petrarca und Boccaccio, daun aber durch griechische Gelehrte, welche seit der Eroberung des byzantinischen Reiches durch die Osmanen mit ihren litterarischen Schätzen nach Italien kamen, in den Häusern der Großen, besonders der Familie der Medici, die freundlichste Aufnahme fanden, an den Universitäten und in andern Städten als Lehrer der griechischen Sprache und Litteratur anftraten und deren Kenntniß wie einen des- sern Geschmack sowohl durch ihre eigenen Bemühungen, als durch ausgezeichnete Schüler verbreiteten. V) die der Anwendung des Lumpen-Papiers bald folgende Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johann Gänßfleisch, genannt Gutenberg, ans Mainz, welcher während eines 20jährigen (?) Aufenthalts zu Straßburg schon Versuche im Drucken gemacht hatte, als er, nach seiner Paterstadt zurückkehrend (1446), mit Hülfe des reichen Goldschmieds Johann Fust und des Peter Schösser die Sache zur Ausführung brachte um 1450. Das erste gedruckte Werk war die Gutenbergische lateinische Bibel (1456 vollendet). 5. Die Litteratur des Mittelalters war theils eine christ- lich-lateinische, welche in ganz Europa von dem Gelehrtenstande, insbesondere den Geistlichen, gepflegt wurde und die Erhaltung und

9. Das Mittelalter - S. 121

1857 - Koblenz : Baedeker
Die deutsche Litteratur. 121 herrührende gothische Bibelübersetzung des Bischofs Ulfilas, theils in poetischer Form, so zwei Evangelienharmonien, eine gereimte alt- hochdeutsche (der „Krist" vom Weißenburger Mönch Otfricd) und eine niederdeutsche (der „Heliand" von unbekanntem Verfasser). — Um die Mitte des 12. Jahrh. begann eine Umgestaltung der deut- schen Nationaldichtung durch a) den Gebrauch der mittelhochdeutschen Sprache, d) die allgemeinere Einführung des Reims statt der bloßen Allitteration, e) die größere Mannigfaltigkeit des Inhaltes. Ihre erste Blüteperiode erlebte die deutsche Dichtkunst im Zeitalter der Hohenstaufen, und zwar sowohl die epische als die lyrische. Jene behandelte theils die in zahlreichen Liedern im Munde des Volkes fortlebende deutsche Heldensage, indem diese Lieder gesammelt und vermittelst Einschiebung größerer oder kleinerer Verbindungslieder zu größern Gedichten, wie „der Nibelungen Noth", „Gudrun" u. s. w. vereinigt wurden, theils fremde Sagen, sowohl antike (vom trojani- schen Krieg, von Aeneas, von Alexander dem Gr.), als mittelalter- liche (vom h. Gral, vom britischen Könige Artus und seiner Tafel- runde, beide vereinigt im „Parzival" des Wolfram von Eschenbach), in umfangreicherer Darstellung, daneben aber auch kürzere Stoffe, sowohl religiöse (Legenden) als weltliche (poetische Erzählungen). Die Hauptgattung der lyrischen Poesie war der Minnesang (nicht bloß Liebeslieder, sondern auch politische und religiöse Lieder), wel- cher vorzüglich im südlichen Deutschland in den höhern Kreisen des Lebens, auf den Burgen der Fürsten und des Adels und von diesen selbst (Kaiser Heinrich Vi., Heinrich von Veldeke, Walther von der Vogelweide u. s. w.) ausgeübt wurde, während das Volk sich au den epischen Heldenliedern der „fahrenden Sänger" ergötzte, die von Stadt zu Stadt, auch wohl von Dorf zu Dorf zogen und um be- scheidenen Lohn sangen. Einen schroffen Gegensatz zu dieser mehr als hundertjährigen (1190—1300) Blüte unserer Nationalpoesie bildet der Verfall derselben in dem 14. und 15. Jahrh. Das Epos beschränkte sich in dieser Zeit fast auf geistlose Ueberarbeitungen früherer Darstellun- gen der deutschen Heldensage und zwar nicht der altern und bessern Dichtungen, sondern der jüngern und schwächer« (das „Heldenbuch"). Die lyrische Dichtkunst gerieth aus den Händen der Fürsten und Ritter, die seit dem Untergange der Hohenstaufen mehr auf mate- riellen Erwerb, als auf poetischen Genuß bedacht und in steten Feh- den begriffen waren, in die Hände der Handwerker, welche in ihren

10. Das Mittelalter - S. 125

1857 - Koblenz : Baedeker
Der germanische Baustil. 125 Wickelung aber erhielt dieser Baustil in Deutschland. Hier erscheint derselbe Anfangs im Kampfe mit den Hauptformen des romanischen Stils, indem diesen der fremdartige Spitzbogen beigefügt wird (so bei St. Gereon in Köln, beim Dom zu Magdeburg und der Liebfrauenkirche zu Trier), doch bald siegte das germanische Element und um die Mitte des 13. Jahrhunderts (1248) beginnt der Bau des vollendetsten Meisterwerkes der germanischen und somit aller christlichen Architektur im Dom zu Köln. Demselben Jahrhundert gehören noch die Münster zu Freiburg und Straßburg (der letztere von Erwin von Steinbach) und der Dom zu Regens- burg an; dann folgten im 14. Jahrhundert St. Stephan zu Wien, der Dom zu Prag und der zu Ulm. Am wenigsten rein findet sich der germanische Baustil in Italien, dessen großartigste Werke hier der Dom zu Mailand und die Karthause bei Pavia sind. Mit ungleich größerer Reinheit, doch nicht ohne Einflüsse der maurischen Kunst, ist derselbe behandelt in den Kathedralen Spaniens (zu Toledo, Burgos, Barcelona, Sevilla). Der Islam benutzte bei seiner Verbreitung über ehemals rö- mische Länder zunächst die dort Vorgefundenen Kunstformen, also die altchristlichen, zu seinen Zwecken, doch unterscheidet sich die Kunst des Islam von der christlichen sowohl durch den Hufeisenbogen und die reiche Ornamentik (Arabesken) als hauptsächlich durch den Mangel aller bildlichen Darstellung, namentlich menschlicher Figuren, welche die Religion streng verbot. Das Bildwerk wird hier durch ein ganz unkünstlerisches Mittel, die Schrift, vertreten. In der Anlage der Moscheen gab es zwei Hauptformen, indem dieselben theils aus einem großen, viereckigen, mit Arcaden umgebenen Hofe bestehen, also eigentlich nur eine architektonische Dekoration eines offenen Platzes ausmachen, theils als ein geschlossenes Gebäude mit einer Kuppel über dem Hauptraum und gewölbten Nebenräumen (ähnlich den byzantinischen Bauten) erscheinen. Von Denkmälern der maurischen Kunst fanden sich in Spanien sowohl Mo- scheen der ältesten Art (die zu Cordova),§als Paläste (der spurlos untergegangcne Azzahra am Guadalquivir, die noch erhaltene Alhambra und als spätere Nackbildung der Alcazar). Den Uebergang von der maurischen Architektur zu dem Stil der öst- lich astatischen Denkmäler bilden die Moscheen Aegyptens (zu Cairo, Alexandria) und Syriens (zu Damaskus, Jerusalem). Die Moscheen Kleinasiens und Con- stantinopels gehören der spätern Zeit der mohammedanischen Kunst an und haberz.^ den byzantinischen Kuppelbau zur Grundlage, indem die Struktur der Sophienkirche1' melji: oder weniger wiederholt erscheint. Auch Indien und Persien haben großartige Denkmäler mohammedanischer Architektur aufzuweisen, doch entstanden die -meisten erst seit der Herrschaft der Groß-Moguls im 16. Jahrhundert. d) Für die Bildnerei und Malerei bereitete sich erst im 13. Jahrhundert, zunächst in Italien, ein neuer Aufschwung vor: für die Skulptur durch Nikola Pisano (geb. um 1200), der sich die
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