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Deutschland gelangte, wollte das Volk es lange gar nicht glauben, daß sein großer Kaiser wirklich gestorben sei. Der gewaltige Barbarossa lebte fort in der Sage. Im Thüringer-lande, erzählt sie, tief unten im Kyffhäuserberge sitzt er schlafend, das Kinn gestützt auf einen steinernen Tisch, durch den sein Bart gewachsen ist. Den Gipfel des Berges umkreisen Raben; endlich aber wird ein Adler kommen und sie hinwegscheuchen. Dann erwacht der alte Barbarossa aus seinem Schlummer und bringt die alte Macht und Herrlichkeit des deutschen Reiches wieder.
15. Rudolf von Habsburg.
(1273 — 1291.)
1. Das Faustrecht. — Mit dem Tode des letzten hohenstanfischen Kaisers begann für Deutschland eine höchst traurige Zeit. Die deutschen Fürsten, welche einem kraftvollen Kaiser nicht unterworfen sein mochten, übertrugen, uneinig unter einander, die kaiserliche Würde an zwei Ausländer, einen englischen Prinzen und einen König in Spanien. Aber dieselben erlangten gar kein Ansehen; der eine von ihnen kam niemals, der andere nur selten nach Deutschland. Da brach denn allenthalben im Reiche Unordnung und Verwirrung aus; das rohe Faustrecht, der eiserne Speer der Raubritter herrschten ungehemmt. Ein solcher Zustand konnte nicht fortdauern, wenn Deutschland sich nicht völlig auflösen sollte. Das fühlten endlich auch die Fürsten; darum beschlossen sie wieder einen Herrscher zu wählen, der Recht und Gerechtigkeit handhaben und die zerstörte Ordnung wiederherstellen sollte.
2. Der Graf von Habsburg. — Als sie zur Wahl versammelt waren, brachte der Erzbischof von Mainz den schwäbischen Grafen Rudolf von Habsburg in Vorschlag. Der war nicht mächtig an Land und Leuten, aber ein gar tapferer, kluger und biederer Herr. Auch rühmte man seine Frömmigkeit. Einst ritt er von seinem Stammschloß, der Habsbnrg im Schweizerlande, zur Jagd aus. Da begegnete ihm ein Priester, der einem Sterbenden das heilige Abendmahl reichen wollte. Sein Weg führte
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf_von_Habsburg Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Spanien Deutschland Deutschland Habsburg Mainz
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Hufen der wilden Streitrosse zertreten wurden; der Kaufmann zog sicher seines Weges an den hohen Burgen vorüber, und die Räuber, die zuvor offen im Lande nmhergeschwärmt waren, suchten sich in einsamen Schlupfwinkeln zu verbergen.
5. Rudolfstod. — Achtzehn Jahre lang hat Rudolf dem deutschen Reiche vorgestanden. Als er endlich, ein Greis von 73 Jahren, seinen Tod nahe fühlte, eilte er nach Speier, um dort, an der Grabstätte der Kaiser zu sterben. Doch er kam nur bis Germersheim, und seine Leiche wurde von da in den Dom zu Speier gebracht. Das deutsche Volk aber ehrte noch lange sein Andenken.
16. Kaiser Ludwig der Bayer und die Kaiser aus dem Hause Österreich.
1. Zwietracht im deutschen Reiche. — Es brachte dem deutschen Reiche keinen Vorteil, daß die Kaiserkrone nicht vom Vater auf den Sohn forterbte, sondern daß die Fürsten jedesmal den Kaiser wählten. Ja, hätten sie immer den tüchtigsten auf den Thron erhoben, hätten sie stets Herrscher gefunden, wie Friedrich Barbarossa oder Rndolf von Habsburg! Aber solche suchten sie oft gar nicht, denn unter schwachen Kaisern konnten die Fürsten ihre eigene Macht desto mehr ausdehnen und befestigen. Dazu kam, daß bei der Wahl des Kaisers oft Zwiespalt unter den Fürsten entstand, der bis zum Bürgerkriege führte.
2. Derfrommeschweppermann. — Ein solcher Bürgerkrieg erhob sich, als, 23 Jahre nach dem Tode des Kaisers Rudolf von Habsburg, ein Teil der deutschen Fürsten Rudolfs Enkel, Friedrich den Schönen von Ö st erreich, ein anderer den Herzog Ludwig von Bayern als Kaiser wählte. Beide wurden gekrönt; keiner wollte nachgeben. Endlich kam es zwischen ihnen zu einer entscheidenden Schlacht. Ludwig siegte durch die Kriegskunst seines erfahrenen Feldhauptmanns Schweppermaun, Friedrich der Schöne wurde sein Gefangener. Als nun am Abend des Schlachttages die Feinde gänzlich das Feld geräumt hatten, da begannen Die siegreichen Ritter samt dem Kaiser zu fühlen, daß sie den ganzen Tag gekämpft, aber nichts gegessen und
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Bestimmt, daß sieben Fürsten allein das Recht haben sollten den Kaiser zu wählen, nämlich drei Erzbischöfe und vier weltliche Fürsten. Diese Sieben hießen daher Kur fürsten D. H. Wahl fürsten und waren von allen die angesehensten Dieselben,, wählten zuletzt die deutschen Kaiser stets aus dem Hause Österreich, das fast vier Jahrhunderte hindurch, bis zum Jahre 1806, im Besitze der römisch-deutschen Kaiserwürde geblieben ist.
17. Das Schietzpulver.
1. Das Kriegswesen. — Vom Anfang unserer Erzählungen an war oft von Kampf oder Krieg die Rede, und auch in den folgenden Geschichten werden wir noch manchmal von Kriegen zu erzählen haben. Denn es sind ja hauptsächlich die Kriege, welche die größten Veränderungen im Leben der Völker hervorgebracht haben. Das frühere Kriegswesen war indessen von dem jetzigen sehr verschieden. Denn so wenig man in unseren Zeiten mehr einen ganz in Eisen gehüllten Ritter mit Schild und Speer in den Kampf ziehen sieht, so wenig kannte man in der Ritterzeit die furchtbaren Waffen, welche heutzutage die Schlachten entscheiden, die Flinten und Büchsen, deren Kugeln den Feind schon aus weiter Feme erreichen, und die gewaltigen Kanonen und Mörser, deren Geschosse die festesten Mauern zerschmettern. Diese Waffen kamen erst auf, nachdem das. Schießpulver erfunden war.
2. Bertoldschwarz. — Die Erfindung des Schießpulvers wird dem deutschen Mönch Bertold Schwarz zugeschrieben. Er beschäftigte sich, heißt es, in seinem Kloster zu Freiburg (tu Baden) gern damit, allerlei Stoffe mit einander zu mischen, um dadurch auf neue Entdeckungen geleitet zu werden. Einst stampfte er Salpeter, Schwefel und Kohlen in einem Mörser und legte einen Stein darauf. Indes war es Abend geworden, und der Mönch wollte sich ein Licht anmachen, um besser sehen zu können. Da mit einemmale blitzte und knallte es ihm um die Ohren, und der Stein vom Mörser schlug heftig gegen die Decke; denn ein Funken war in den Mörser gefallen. Erschrocken stand Bertold da.
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Volk den Ruhm seines Helden Armin, und die dankbare Nachwelt feiert ihn mit Recht als Deutschlands Befreier.
3. Die Völkerwanderung.
(375).
1. Deutsche Volk erv ereine. — Seit Armins Sieg konnten die Römer nicht mehr daran denken, Deutschland zu bezwingen. Sie suchten nur noch ihr Reich vor dem Eindringen der deutschen Völker zu sichern. Darum stellten sie an den deutschen Grenzen ihre besten Heere als Wache auf und zogen Wälle, Gräben und Mauern von gewaltiger Stärke, deren Reste geblieben sind bis auf den heutigen Tag. Dennoch ließen sich die kriegerischen Deutschen nicht von Angriffen auf das römische Reich zurückschrecken. Die fortwährenden Kämpfe belehrten sie, daß Eintracht stark macht. Daher geschah es, daß die zahllosen kleinen Völkerschaften sich mehr und mehr zusammenschlössen und größere Vereinigungen bildeten. Es entstanden die vier großen Völkerbündnisse der Alemannen am Oberrhein, der Franken am Niederrhein, der Sachsen zwischen Rhein und Elbe und der Goten im östlichen Deutschland. Immer gefährlicher wurden diese streitbaren Volker dem sinkenden römischen Reiche. Endlich trat ein Ereignis ein, das sie alle in Bewegung setzte: es begann die sogenannte große Völkerwanderung.
2. Die Hunnen. — Den Anstoß zu der Völkerwanderung gab ein wildes Nomadenvolk, das von Asien her in Europa einbrach. Es waren die Hunnen, Leute mit schwarzem, struppigem Haar, schmutziggelber Gesichtsfarbe , klein von Leibe, aber so fürchterlich wild, als sie häßlich von Ansehen waren. Sie lebten von wilden Wurzeln und von Fleisch, das sie nicht kochten, sondern wie einen Sattel aufs Pferd legten und durch einen tüchtigen Ritt mürbe machten. Feste Wohnsitze kannten sie nicht; von Kindesbeinen an schweiften sie im Freien, in Bergen und Wäldern umher. Ihre Kleider waren leinene Kittel oder Pelze von Waldmäusen, die Beine umwickelten sie mit Bocksfellen. Von ihren Pferden waren sie unzertrennlich:
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Extrahierte Personennamen: Armin Volker
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Niederrhein Sachsen Rhein Deutschland Asien Europa
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warb ein Heer, das ihm allein angehören sollte, bei dem der Kaiser nichts zu sagen hatte, ja nicht einmal erscheinen durfte.
6. Die Schlacht beilützen (1632). — Nun hatte Gustav Adolf wieder einen tüchtigen Feind zu bekämpfen. In Sachsen, bei dem Städtchen Lützen, nicht weit von Leipzig, kam es am 16. November 1632 zwischen ihm und Wallenstein zu einer großen Schlacht. Nach längerem heißen Kampfe drang endlich der schwedische rechte Flügel, von Gustav selbst geführt, siegreich vorwärts. Da erfährt der König, sein linker Flügel wanke. Pfeilschnell sprengt er dorthin; da erhält er einen Schuß in den Arm, gleich darauf einen zweiten in den Rücken. Mit dem Seufzer: „Mein Gott! mein Gott!" sinkt er vom Pferde. Und über den Gefallenen stürmen die schnaubenden Kriegsroffe hinweg und zertreten mit ihren Hufen den königlichen Leib. Gustavs Tod erfüllt die Schweden mit glühendem Rachedurst. Nichts hilft es den Kaiserlichen, daß der kühne Reitergenerat Papp enheim ihnen frische Truppen zuführt. Er selber fällt, von Kugeln durchbohrt; und nun ist der Kamps entschieden. Mit dem Rufe: .Der Pappenheimer ist tot, die Schweden kommen über uns!" ergreifen die Kaiserlichen die Flucht. Aber der Verlust ihres Königs raubte auch den Schweden die volle Siegesfreude. Erst am andern Tage fanden sie seinen blutbedeckten Leichnam. Er wurde nach Schweden gebracht und zu Stockholm in der königlichen Gruft bestattet. Die Stätte, wo er auf dem Schlachtfelde lag, bezeichnete man durch einen großen Stein, den „Schwedenstein". Jetzt steht daneben ein neues Denkmal, umschattet von hohen Pappeln.
7. Die Kriegs not auf dem Gipfel. — Ein Jahr nach Gustav Adolfs Tode endete auch sein Gegner W allen st ein. Der ehrgeizige Feldherr schien auf Verrat gegen den Kaiser zu sinnen, um die böhmische Königskrone für sich zu gewinnen. Daher setzte ihn der Kaiser ab, und einige Offiziere in Wallensteins Heer erhielten den geheimen Auftrag, ihn tot ober lebendig auszuliefern. Sie drangen daher, als Wallenstein in der böhmischen Stadt Eger verweilte, nachts in sein Schlafgemach ein und stießen ihm die Lanzen in die Brust. Das war das Eube des Mannes,
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Leipzig Schweden Schweden Schweden Stockholm Eger
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so bekam es nun an dem Nachbarvolke der Franzosen einen desto gefährlicheren Gegner. Um außer dem Elsaß auch alles übrige deutsche Land links vom Rheinstrome zu erobern, rückten französische Heere .in die Rheingegenden und verwüsteten namentlich die fruchtbare Pfalz in grauenvoller Weise. Eine Menge Orte auf der linken Rheinseite wurden vom deutschen Reiche losgerissen und mit Frankreich vereinigt. Auch die freie Reichsstadt Straßburg geriet in den Besitz der Franzosen und ging auf lange Zeit für Deutschland verloren. Und doch hatte einst Kaiser Karl Y. von dieser wichtigen Festung gesagt: „Wenn der Türke vor
Wien und der Franzose vor Straßburg steht, werde ich zuerst dem bedrohten Straßburg zu Hilfe eilen." Aber bei dem schwachen Kaiser Leopold war damals keine Hilfe zu finden. Er konnte sich selbst nicht helfen, als jetzt über seine österreichischen Lande eine große Gefahr hereinbrach.
2. Dietürkenvorwien (1683). — Diese Gefahr kam von Osten her durch die Türken. In zahllosen Scharen zogen diese wilden Erbfeinde der Christenheit plötzlich gegen Wien los und umschlossen bald in ungeheurem Bogen die Kaiserstadt. Doch als die Mauern durch die Macht des feindlichen Geschützes schon einzufallen begannen, kam zur rechten Stunde der edle Polenkönig Johann Sobiesky mit einem Heere von Polen und Deutschen herbeigezogen und stürzte wie ein Sturmwind, der alles vor sich niederwirft, über die Türken her. Der schönste Sieg wurde errungen : vor dem begeisterten Mute der Christen ergriffen die Barbaren entsetzt die Flucht, und Wien war von dem Untergange gerettet.
3. Prinz Eugen, der edle Ritter. — Indes dauerte der Türkenkrieg noch jahrelang fort. Die kaiserlichen Heere kämpften mit Glück. An ihrer Spitze stand einer der größten Kriegshelden aller Zeiten, Prinz Eugen, der edle Ritter. Der gewann gegen die Türken Sieg auf Sieg. Da mußten sie den Krieg aufgeben und mit großen Verlusten Frieden machen. Auch gegen die Franzosen kämpfte der tapfere Held glücklich und ruhmvoll. Dennoch blieben Straßburg und die andern vom deutschen Reiche abgerissenen Orte in Frankreichs Händen. Deutschland, in
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Extrahierte Ortsnamen: Rheinstrome Rheingegenden Frankreich Deutschland Wien Wien Wien Frankreichs Deutschland
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trefflichen Feldzugsplan entworfen hatte. Sofort wurde beschlossen, dem Feinde eine Schlacht zu liefern. Es war ein kühnes Wagnis. Denn Benedek hatte bei Königgrätz eine sehr feste Stellung; von dem preußischen Heere aber konnte sich anfänglich nur die Armee des Prinzen Friedrich Karl am Kampfe beteiligen; die Armee des Kronprinzen stand noch meilenweit entfernt und konnte erst nach langem, beschwerlichem Marsche auf dem Schlachtfelde eintreffen. So waren die Österreicher beim Beginne der Schlacht weit zahlreicher, als die Preußen. Dennoch begann König Wilhelm am 3. Juli, morgens um 8 Uhr, mutig den Angriff. Und die preußischen Regimenter, geführt von dem ritterlichen Friedrich Karl, schlugen sich mit unerschütterlicher Ausdauer, so fürchterlich auch die Feinde mit 700 Kanonen von den gegenüberliegenden Höhen her in ihre Reihen hineinfeuerten. Todesmutig hielt der General Fransecky in einem Walde der österreichischen Übermacht stundenlang stand : aber zu lausenden sanken seine Tapfern in dem gräßlichen Kugelregen dahin: die ganze Heldenschar schien eine Beute des Todes. Schon war die Mittagsstunde vorüber, unentschieden schwankte noch die Schlacht. Da erschien die Armee des Kronprinzen auf dem Kampfplatze. Wie der alte Blücher bei Waterloo, kam der ersehnte jugendliche Held zur rechten Stunde. Mit Ungestüm stürzen sich seine Krieger sofort auf den Feind, und die Anhöhen, welche demselben eine so starke Stellung geboten hatten, werden im Sturme genommen. Damit ist der Kampf entschieden: unaufhaltsam marschiert jetzt die ganze preußische Schlachtreihe vorwärts. Der König selbst setzt sich an die Spitze der Reiterei, um den Sieg zu vollenden. Mitten in das heftigste Geschützfeuer hinein sprengt der kriegsfreudige Heldengreis, und da ihn Graf Bismarck zurückhalten will, entgegnet er freundlich: „Ich kann doch nicht davonreiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht". Dem Anprall der preußischen Reiterei vermag der Feind nicht zu widerstehen: er giebt verzweifelnd den Kampf auf; sein Rückzug wird zur Flucht. Mit einbrechender Nacht verstummt der letzte Kanonendonner. Das österreichische Heer hat 44,000 Mann verloren, darunter über 22,000 Mann Gefangene; außerdem sind 174 Kanonen
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gar^nichts an; allein weil er einmal durchaus Streit wollte, so schickte er seinen Gesandten nach dem Bade Ems, wo der Köuig von Preußen sich gerade aufhielt, mit dem sonderbaren Verlangen, der Köuig solle seinem Vetter die Annahme der spanischen Krone geradezu untersagen. Es war natürlich, daß diese ungebührliche Forderung von dem Könige abgelehnt wurde. Da stellte sich Napoleon verdrossen über König Wilhelms feste Haltung und erklärte nnverweilt an Preußen den Krieg. Und „Krieg!" jubelten des Kaisers Freunde und Diener; „Krieg!" lärmten die rohen Menschenhaufen, welche die Straßen von Paris durchzogen: „Tod und Vernichtung den Preußen!" Bis auf wenige nüchterne Menschen schien das Volk wie von einem Taumel ergriffen, Alles träumte und redete nur von Ruhm und Sieg; und mancher prahlte kecklich: „In drei Wochen werden wir bis Berlin spazieren und unsere Adler an den Ufern der Spree aufpflanzen."
2. Deutschlands Erhebung. — Ganz anders war Preußens und Deutschlands Haltung. Der ruchlose Friedensbruch erfüllte das gesamte deutsche Volk mit Ingrimm. Ohne jegliche Ursache wollte der Feind über unsere Grenzen hereinbrechen, Verheerung und Zerstörung in Deutschlands friedliche Gaue tragen und die schönsten Landstriche vom vaterländischen Boden losreißen. „Nein," riefen alle Deutschen einmütig mit König Wilhelm: „kein Fußbreit deutschen Landes wird hergegeben!" Ein lebendiges Vaterlandsgefühl durchglühte alle Herzen; der Geist der Freiheitskriege wachte auf. Und hehr und gewaltig, vou der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen, flammte die Begeisterung empor für den heiligen Krieg zur Rettung des Vaterlandes. Da gab es keine Trennung mehr zwischen Nord- und Süddeutschland, da war die Einheit des Vaterlandes in den Herzen des Volkes mit einem Schlage vollbracht. Und als König Wilhelm von Preußen, der Oberbefehlshaber der gesamten deutschen Kriegsmacht, zu deu Waffen rief, eilten nicht bloß seine Preußen und die übrigen Norddeutschen kampfesfreudig herbei, da erhoben sich jubelnd auch die Bayern und Badener und Schwaben und stellten sich schlachteumutig und siegesgewiß unter des Heldengreises bewährte Führung. Durch alle Stände, alle Volksklassen
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Berlin Deutschlands Deutschlands Deutschlands Ostsee Schwaben
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überlegen waren. Schon begannen sie das preußische Lager zu umzingeln, während Friedrich mit seinen Generalen ganz ruhig bei der Mittagstafel saß. „Der steckt in der Falle!" frohlockten sie laut. Da plötzlich giebt der König den Befehl zum Angriff. Und augenblicklich dringt der kühne Reitergeneral Seidlitz mit Macht in die Scharen der Feinde ein und wirft alles vor sich über den Haufen. Zu gleicher Zeit rückt Friedrich mit dem Fußvolk im Sturmschritt vor, und ehe zwei Stunden vergangen sind, eilt das geschlagene feindliche Heer in wildester Flucht dem Rheine zu. Ganz Deutschland freute sich des herrlichen Sieges.
5. Friedrichs Sieg bei Leuthen (1757). — Hierauf eilte Friedrich nach Schlesien und stieß bei L e u t h e u mit 30,000 Mann auf 80,000 Östereicher. Die verachteten die kleine Preußenschar und riefen höhnend: „Seht da die Berliner Wachtparade!" Aber Friedrich sprach zu seinen Tapferen: „Frisch dran, Kinder, wir müssen den Feind schlagen!" Und in drei Stunden war einer der glorreichsten Siege errungen, von denen die Weltgeschichte erzählt. Da erfüllte Dank gegen Gott die Brust der siegreichen Krieger, und als der Abend kam, sang das ganze preußische Heer inmitten des Schlachtfeldes:
Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen,
Der große Dinge thut hier und an allen Enden.
6. Zorndorf und Hochkirch (1758). — Unterdessen waren die Russen verheerend in des Königs Lande eingedrungen. Bei Zorndorf, unweit Küstrin, griff Friedrich die Feinde an und besiegte sie in mörderischem Kampfe. Bald darauf stand er bei dem Dorfe Hochkirch in Sachsen den Österreichern gegenüber. Er hatte eine so geringe Meinung von den Feinden, daß er ihnen den Mut zu einem Angriffe gar nicht zutraute und ganz in ihrer Nähe ein offenes Lager bezog. Doch in der Stille der Nacht schlichen die Österreicher heran, überfielen plötzlich die Preußen, und der König mußte sich nach schweren Verlusten zurückziehen. Aber der Unfall raubte ihm den Mut nicht. Als die Artilleristen ohne Geschütz an ihm vorüberzogen, rief er scherzend: „Leute, wo habt ihr denn eure Kanonen
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sie im Süden überragende G eisberg waren vom Feinde besetzt. Aber mit jubelnder Kampfbegier eröffnen die Bayern sofort den Angriff auf die Stadt; kühnen Mutes stürmen die preußischen Königsgrenadiere unter ihrem alten Feldruf: „Es lebe der König!" Hnrrah!" mit dem Bajonnet den Berg hinan. Nach kurzem Kampfe ist der erste deutsche Sieg errungen. — Und alsbald folgte auf die Schlacht bei Weißenburg eine zweite, größere. Am 6. August stieß der Kronprinz auf das Heer M a c M a h o u s, des berühmtesten der napoleonischen Marschälle. Derselbe hatte eine sehr starke Stellung auf Anhöhen bei dem Städtchen Wörth. Dennoch schritten die Bayern und Preußen herzhaft zum Angriffe. Bald ist die Stadt im Besitze der Preußen; auf der rechten Seite aber drohen die Bayern den Feind zu umgehen, auf der linken die Württemberger ihm den Rückzug abzuschneiden, während die Preußen immer zahlreicher in den Weinbergen sich einnisten, aus denen sie die Feinde verdrängen. Da greift der französische Marschall zu einem verzweifelten Wagestück: er läßt zwei Reiterregimenter bergabwärts auf die vorrückenden Deutschen einbrechen. Es ist umsonst: die prächtige Truppenschar wird durch das Schnellfeuer der Preußen in wenigen Augenblicken vernichtet. Damit ist der letzte Rettungsversuch der Franzosen mißglückt. Unablässig stürmen die Preußen und Bayern voran, nehmen dem Feinde seine letzte Stellung und jagen ihn in wirre Flucht. Es war ein großer Sieg, den die Deutschen erfochten. 16,000 Franzosen wurden gefangen genommen, 10,000 getötet oder verwundet. Auch den Deutschen hatte der blutige Kampf viele Tote und Verwundete gekostet.
5. Die Schlacht bei Spicheren. — Derselbe Tag, an welchem das Heer des Kronprinzen den Sieg bei Wörth erfocht, sollte auch für die beiden andern deutschen Armeen ruhmvoll werden. Saarbrücken hatte nur für kurze Zeit den Besuch der Franzosen. Sie verließen die Stadt gleich wieder und lagerten südlich derselben aus dem Spich er er Berge, wohl verschanzt, und wie es schien, ganz unangreifbar. Da, am 6. August, kamen plötzlich Preußen herangezogen, rückten trotz des furchtbaren Kugelregens, der sie überschüttete, unerschrocken bis an den.fuß des Berges
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