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Frieden, was wollt ihr?" — „Gieb, was du willst", antworteten die Karthager. — „So sei es Krieg!" rief der Römer und ließ den Mantel aus einander fallen.
4. Hannibals Zug über die Alpen. — Die Römer dachten nun wohl daran, die Karthager alsbald in Spanien und Afrika anzugreifen. Aber es kam ganz anders. Hannibal beschloß, den Krieg nach Italien selbst hinüber zu tragen und den Feind auf seinem eigenen Boden zu bekämpfen. Ein Gedanke von unerhörter Kühnheit! Denn um ihn auszuführen, mußte Hannibal mit seinem Heere zuerst die Pyrenäen, das Grenzgebirge Spaniens, überschreiten, dann durch Frankreich ziehen, und endlich lag das unwegsame, wolkenhohe Alpengebirge vor ihm, das Frankreich von Italien scheidet. Wie sollte da ein ganzes Heer, Menschen, Pferde, Elefanten und Lasttiere, hinüberdringen? Aber der kühne Held bebte vor keiner Schwierigkeit zurück. Mit einem Heere von 60,000 Mann und 37 Elefanten trat er den Zug an. Im fünften Monat nach seinem Aufbruche stand er am Fuße der Alpen. Es war schon im späten Herbste: das ganze Gebirge voll Schnee und Eis, fürchterlich zumal für die an glühende Hitze gewöhnten afrikanischen Krieger. Doch die Gefahren zeigten sich erst recht, als nun das Hinaufklettern begonnen hatte. Kein Weg und Steg; bald glatte Eisberge und weite Schneegefilde, bald entsetzliche Felsenklippen und schaudervolle Schluchten! Bald wurde ein Haufe Soldaten von ungeheuren Schneemassen verschüttet; bald stürzten Menschen, Pferde und Elefanten in tiefe Abgründe hinab; bald brachen die wilden Bergbewohner aus den Schluchten hervor und zwangen die erstarrten und ermatteten Krieger zum Fechten. Endlich nach neuntägigem Klettern war der Gipfel des Gebirges erstiegen. Hier, über den Wolken, auf den ewigen Schnee- und Eisfeldern, ließ Hannibal das Heer zwei Tage ausruhen. Dann begann das Hinabsteigen, beschwerlicher noch als das Hinaufklettern. Auf dem jähen, schlüpfrigen Boden war jeder Tritt voll Gefahr: unaufhörlich fielen Menschen und Tiere rettungslos in die Tiefe. Was war nach solchen Verlusten von dem stolzen Heere
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weideten auf grasreichen Triften stattliche Herden; da wuchsen überall in Gebirg und Thal die würzigsten Erdbeeren und Weintrauben; breitästige Obstbäume beugten sich unter dem Überflüsse der süßesten Früchte, und von grünenden Eichen tröpfelte gelber Honig; rings flössen Bäche von Milch und von Nektar, wie ihn die seligen, Götter genießen. Und die Götter waren den Menschen hold und verkehrten traulich mit ihnen, wie Freunde mit Freunden. Keine Furcht, keine Zwietracht trübte den heiteren Frieden der beglückten Sterblichen; da alle freiwillig Treue und Gerechtigkeit übten, so wußte man nichts von Zwang und Strafe und bedurfte weder des schützenden Helms und Schildes, noch des scharfen Schwertes, um drohender Feinde sich zu erwehren. So vollbrachten die
Menschen in ungestörter Ruhe und Freude ihr Tagewerk bis zu dem späten Ende ihres Lebens. Nach dem Tode aber, der sie schmerzlos, wie ein sanfter Schlaf, hinwegnahm, gingen sie nicht in die düstere Unterwelt ein, sondern wurden gütige Schutzgötter, die unsichtbar über die Erde hinwandeln und die
Menschen schirmen und segnen.
Hierauf folgte das silberne Geschlecht; das
glich dem goldenen weder an leiblicher Kraft und
Schönheit, noch an Gesinnung. Hundert Jahre lang lebte das Kind, unmündig an Geist, im Hause unter der Pflege der Mutter; waren die Menschen endlich zum Alter der Reife herangewachsen, so lebten sie nur noch eine kurze Frist. Und diese kurze Zeit ver-
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um au dem gefahrvoller: Abeuteuer teilzunehmeu. Als sie in den Kreis der um deu jungen Me leagros versammelten Helden trat, glaubte man in der schlanken, hochgewachsenen Jungfrau im schmucken Jagdgewand mit dem elfenbeinernen Köcher über der Schulter und dem Bogen in der linken Hand die Göttin Artemis selbst zu erblicken, wie sie durch das Waldgebirge schweift, das flüchtige Wild zu erjagen.
Neun Tage lang bewirtete der König Öneus die fröhliche Schar der kämpf- und abenteuerlustigen Gäste; am zehnten Morgen zogen sie, von vielen Knechten und Hunden begleitet, zur Jagd hinaus.
In einem Walde, der sich von der Ebene einen weiten Bergabhang hinanzog, suchten die Helden den gewaltigen Eber ans. Bald erreichten sie eine tiefe Schlucht, die von geschwollenen Regenbächen ausgehöhlt war; dichtes Weidengebüsch, Schilf und Binsen überwucherten*>• den sumpfigen Boden. Ans diesem Dickicht stürzte, von den Hunden aufgejagt, der Eber plötzlich voll Wut hervor, wie ein Blitzstrahl aus der Wetterwolke fährt. Die Jäger empfangen ihn mit lautem Geschrei und halten ihm die Eisenspitzen ihrer Lanzen entgegen; aber das Untier biegt aus und zersprengt und verscheucht mit seinen entsetzlichen Hauern die bellend anspringenden Hunde. Nun fliegen von allen Seiten die Spieße ihm nach; aber teils treffen sie nicht, teils prallen sie an den rauhen Borsten ab. Durch die Geschosse zu noch größerem Grimme gereizt, kehrt jetzt der Eber sich um und rennt mit
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mit brandendem Schwall ihm wütend gegen den Schild, daß er zurückfuhr und mit den Füßen wankte, während er sich der ihn umdrängenden Leichen der Trojaner kaum zu erwehren vermochte. Endlich erfaßte er mit den Fäusten die Zweige einer Ulme, die vom Ufer her itbir das Wasfer hingen; der ganze Baum, aus den Wurzeln gerissen, rasselte in den Fluß hernieder, Achilleus spraug rasch aus dem Strudel auf den Stamm und erreichte glücklich das Ufer. Aber der zornige Stromgott rauschte ihm mit der tosenden Welle in die Ebene nach und rief den Gott des anderen Stromes, den S i m o r s, und alle Waldbäche der Gegend zum Beistände auf. „Komm, Bruder Simo'is," schrie er, hilf mir bändigen die Gewalt des furchtbaren Peleussohues! Türme deine Wogen empor, rolle Holzblöcke und Steine daher, damit wir dem entsetzlichen Würger ein Ziel setzen! Nicht seine gewaltige Stärke, nicht seine prangende Rüstung soll ihn retten. Tief im Schlamme sollen seine Waffen liegen; ihn selbst überschütte ich mit Sand und breite über ihn eine Decke von Wust, daß niemand je seine Gebeine finden wird. Die Griechen haben dann gar nicht nötig, ihrem Helden dereinst ein.grabdenkmal aufzutürmen."
So sprach er, und die Stromfluten wirbelten brausend und schäumend von allen Seiten um Achilleus her, immer höher emporschlagend, bis über seine Schultern hinaus, so daß er in dem gräßlichen Wasserschwalle zu versinken schien.
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vollführte den hinterlistigen Anschlag mit gewohnter Geschicklichkeit: er brachte den Philoktetes, als er gerade in Schlummer gesunken war, in einem Kahne sachte ans Ufer und legte ihn hier in einer nahen Felsengrotte nieder. Die Höhle hatte einen doppelten Eingang, so daß der Arme während des Winters einen warmen Sitz in der Sonne, im Sommer aber an der andern Stelle kühlenden Schatten finden konnte; auch eine frische Quelle rieselte in der Nähe. Odysseus ließ ihm einige Kleidungsstücke und Speisen zurück; dann fuhr er eiligst von dannen und schloß sich wieder dem gen Troja segelnden Heere an.
Ein unsäglich trauriges Los war dem verlassenen Philoktetes beschickn. Trostlose Einsamkeit umgab ihn ringsum; denn außer ihm betrat keines Menschen Fuß die rauhe Wildnis, deren schauerlich zerklüftete Felsen nur spärlich mit Gras und Gestrüpp bewachsen waren. Notdürftige Nahrung verschaffte ihm der Bogen, dessen Pfeile das Gewild der Wüste erlegten; auch Feuer erhielt er, indem er Stein an Stein rieb. Die brennende Giftwunde aber schien nimmer zu heilen, und kein lindernder Balsam fand sich, die Schmerzen zu stillen, die ihm die Gebeine durchwühlten.
Bis ins zehnte Jahr hatte Philoktetes unter solchen Leiden hingeschmachtet, da endlich landete eines Tages ein griechisches Fahrzeug an dem öden Strande: es war das Schiff des Odysseus und Neoptolemos. Bald hatte der kluge Odysseus die Stelle wieder-
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