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1. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 7

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
7 nördlich von ihnen an der Küste der Nordsee finden wir die Friesen. In Holland und dem nördlichen Teile der Rheinprovinz wohnten die Franken, zwischen Schwarzwald und Vogesen die Alemannen und im südlichen Frankreich die Burgunder. Die Hunnen. Im Jahre 375 nach Christi Geburt drang von Asien her ein wildes Reitervolk in Europa ein, vertrieb die Völker aus ihren Wohnsitzen und gab so den Anstoß zur Völkerwanderung. Dieses Volk waren die Hunnen. Ihr Körper war klein und häßlich, der Kopf dick, ihr Gesicht von tiefen Einschnitten entstellt, welche sie sich beibrachten, um den Bartwuchs zu verhindern. Die Augen waren schiefliegend, die Nase Platt und die Beine infolge des fortwährenden Reitens krumm. Kleidung, Nahrung. Ebenso abstoßend wie ihre Körpergestalt war auch ihre Kleidung. Sie bestand aus Hosen von Bocksfellen und Kitteln von Mausefellen. Da die Hunnen die Kochkunst nicht kannten, so legten sie das rohe Fleisch unter die Sättel ihrer Pferde, um es mürbe zu reiten. Außerdem nährten sie sich von wildwachsenden Wurzeln und Gewürm. Lebensweise. Ohne Heimat, ohne Haus und Herd, schweiften die Hunnen von einem Ort zum andern, die Männer auf ihren kleinen Pferden, die Weiber und Kinder auf Wagen. Raub und Mord bezeichneten den Weg, den sie nahmen, und blühende Gegenden machten sie zu traurigen Einöden. Alarich. Nachdem die Hunnen schon mehrere Völker unterworfen hatten, fielen sie in das Reich der Westgoten ein. Diese verließen ihre Heimat und wandten sich um Schutz und Hülfe an die Römer, welche ihnen Aufnahme gewährten und Wohnsitze an der Donau anwiesen. Als aber die Römer treulos an den Goten handelten, wählten diese den jungen Alarich zu ihrem Könige und unternahmen unter seiner Führung einen Rachezug nach Italien und belagerten Rom. Die Römer schickten Gesandte in das Lager Alarichs, welche den König zu erschrecken suchten, indem sie stolz hinwiesen auf die Stärke und Menge ihrer Truppen. Er aber erwiederte: „Je dichter das Gras, um so besser das Mähen." Als nun die Gesandten zuletzt demütig fragten: „Was, o König, willst du uns lassen," antwortete er: „Das Leben." Durch Zahlung eines hohen Lösegeldes gelang es den Römern, Alarich noch einmal zu bewegen, der Stadt die Freiheit zu schenken. Im nächsten Jahre aber kehrte er schon wieder zurück und zwang Rom zur Übergabe. Zum ersten Male mußte die einstige Beherrscherin der Welt einen Deutschen als ihren Herrn anerkennen. Alarich blieb nur wenige Tage in Rom, dann zog er mit den Westgoten nach dem Süden Italiens. Hier ereilte ihn ein früher Tod. Der Sage nach begruben ihn die

2. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 28

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
28 Friedrich Utto die Städte. In Oberitalien waren im Laufe der Jahrhunderte viele mächtige Städte entstanden, welche sich nur unwillig der Macht des Kaisers beugten. Diese Städte, an deren Spitze Mailand stand, empörten sich gegen Friedrich und vertrieben die kaiserlichen Beamten; auch verhöhnten die Bürger den Kaiser noch dadurch, daß sie einen Brief desselben, worin er sie zum Gehorsam aufforderte, zerrissen. Da sah sich der beleidigte Herrscher gezwungen, zum zweiten Male nach Italien zu ziehen, um die Städte zu bestrafen. Besonders Mailand sollte seinen Zorn fühlen. Nach langer Belagerung zwang er die Stadt zur Übergabe. Die sonst so trotzigen Bürger zogen in Bußgewändern, mit Stricken um den Hals und Asche auf den Häuptern in das kaiserliche Lager, warfen sich vor dem Kaiser nieder und baten um Gnade. Aber vergebens! Der Kaiser ließ die Stadt dem Erdboden gleich machen. Dieses Strafgericht erschreckte die übrigen Städte so, daß sie sich dem Kaiser unterwarfen. Aber nicht lange dauerte die Unterwürfigkeit. Bald brach die Empörung von neuem los. Wieder war der Kaiser zu einem Zuge nach Italien gezwungen, aber jetzt verließ ihn das Glück. Sein Heer wurde während der Belagerung der Stadt Alessandria von Krankheiten dahingerafft, so daß er sich seinen Feinden nicht mehr gewachsen fühlte. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. In dieser Not wandte sich der Kaiser au seinen mächtigsten Vasallen, den Herzog Heinrich den Löwen. Die Erblande dieses mächtigen Fürsten waren Braunschweig und Lüneburg. Er war aber auch mit den Herzogtümern Sachsen und Bayern belehnt und eroberte außerdem noch Mecklenburg und Pommern. Zum Zeichen seiner Macht ließ er vor seiner Burg in Braunschweig einen ehernen Löwen errichten, welcher noch heute dort zu sehen ist. Während Heinrich zuerst des Kaisers Freund war, ver< seindete er sich später mit ihm und versagte ihm seine Dienste. Dennoch hatte der Kaiser von ihm gehofft, er würde ihm in dem unglücklichen Kampfe gegen die Städte seine Hülfe nicht versagen. Aber obwohl der Kaiser seinen Lehnsmann auf den Knien um Hülfe anflehte, so blieb dieser dennoch unbewegt. Stolz und kalt weigerte er sich, dem Kaiser seine Bitte zu erfüllen. So kam es, daß Barbarossa bei Legnano eine völlige Niederlage erlitt, infolgedessen die Städte frei blieben. Zornig über den stolzen Vasallen kehrte der Kaiser nach Deutschland zurück und lud ihn dreimal nacheinander zur Verantwortung vor ein Fürstengericht. Als aber Heinrich nicht erschien, traf ihn die Reichsacht, und alle Länder wurden ihm genommen. Jetzt brach der Trotz des stolzen Herzogs. In Erfurt sank er dem Kaiser zu Füßen und flehte um Gnade. Friedrich verzieh ihm und gab ihm seine Erblande zurück, jedoch mußte er auf drei Jahre nach England in die Verbannung wandern.

3. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 34

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
34 kannte weder Straßenpflaster noch Bürgersteig. Die Straßen, durch die der Wanderer schreitet, sind eng, krumm und so schmutzig, daß man sich bei nassem Wetter nur in Holzschuhen hinaus wagen darf. Der Kuhhirt treibt hier seine Herde in die Stadtflur, ein Schäfer zieht mit den Schafen auf die nahen Wiesen, und unbewacht laufen die Schweine über die Straßen. Großes Vergnügen gewährt dem Bürger die Taubenzucht, und zahlreiche Scharen dieser Vögel durchfliegen die Stadt. Die Gebäude. Großer Auswand von Mühe und Kosten wird auf den Bau der öffentlichen Gebäude verwendet. Noch jetzt bewundern wir die herrlichen Dome, die das Mittelalter hervorgebracht hat, wie den Kölner Dom und das Straßburger Münster. So prunkvoll aber die Kirchen gebaut wurden, so einfach waren die Wohnhäuser der Bürger. Diese sind aus Fachwerk gebaut, mit Stroh gedeckt und mit dem Giebel der Straße zugekehrt. Die oberen Stockwerke springen über die unteren vor und lassen nur wenig Licht in die Straße dringen. Hinter den Wohnhäusern befinden sich die Hofräume mit den Stallungen und Speichern, denn die Bürger beschäftigen sich vorzugsweise mit Ackerbau. Ebenso einfach, wie von außen, sah das Haus auch im Innern aus. Tapeten waren nicht bekannt, man tünchte die Wände mit Kalk. Schmucklos waren Tische, Stühle und Bänke, das Geschirr war von bemaltem Ton oder von Zinn. Kleidung. Nahrung. Mehr Wert legte der Bürger auf seine Kleidung. Man liebte buntfarbige, teure Stoffe, und der eine suchte es dem andern darin zuvorzuthun. Jeder Stand hatte seine besondere Tracht und suchte darin seine Ehre. Nicht minder wichtig als prunkvolle Kleidung war vornehme Speise und Trank. In der Kochkunst leistete man in den großen Städten vorzügliches. Die Speisen genoß man stark gewürzt. Schon damals liebte der Deutsche das Bier; dasselbe wurde besonders in Norddeutschland getrunken. Außer deutschen Weinen waren auch schon italienische und griechische Weine bekannt. Das Handwerk. Die Bewohner einer Stadt waren zum größten Teil Ackerbauer und Handwerker. Im Mittelalter gelangte das Handwerk zu hohem Ansehen und hoher Blüte. Seit dem 12. Jahrhundert schlossen sich die Handwerker zu Zünften oder Innungen zusammen. Die Innungen wählten ihren Zunftmeister, und nur der durfte seine Ware auf dem Markte zum Verkaufe anbieten, der der Innung an- gehörte. So wurde ein jeder Handwerker gezwungen, Mitglied der Innung zu werden. Wer ein Handwerk erlernen wollte, mußte drei Jahre lang als Kind (Sehrjunge) in die Lehre gehen, bevor er nach vollbrachtem Gesellenstück zum Knecht (Gesellen) befördert wurde. Der

4. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 48

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
48 22. Bauernstand und Bauernleben im Mitkelaltrr. Der leibeigene Bauer. Die Bauern des Mittelalters waren entweder freie oder leibeigene Bauern. Der Leibeigene war von seiner Geburt an ein Knecht. Er konnte seinem Herrn niemals den Dienst kündigen, sondern war verpflichtet, ihm seine Kraft stets zur Verfügung zu stellen. Für ihn gab es also keine Befreiung aus der Knechtschaft. Der leibeigene Bauer war verpflichtet, von dem Ertrage seines Bauernhofes bestimmte Abgaben zu entrichten. Dazu gehörte 1. das Leiboder Rauchhuhn, so genannt, weil es von jeder Stätte, von der Rauch aufstieg, jährlich entrichtet werden mußte, 2. das Heiratsgeld für die Erlaubnis zu heiraten, 3. das Besthaupt, das beste Stück Vieh, welches beim Tode des Bauern dem Herrn als Eigentum verfiel. Außer diesen regelmäßigen Abgaben mußte der Bauer seinem Herrn zu verschiedenen Zeilen Geld, Getreide, Leinwand, Geflügel und Eier entrichten. Neben diesen Abgaben war er aber auch noch zu persönlichen Dienstleistungen verpflichtet. Die Männer mußten Fuhren leisten und Botengänge thun, auf dem Hofe Wache halten, Gras und Getreide mähen. Die Frauen mußten den Flachs zu Leinwand verarbeiten und in der Küche dienen. Der freie Bauer. Neben der großen Menge leibeigener gab es auch eine geringe Anzahl freier Bauern. Stammte ein solcher Bauer von vier freien Ahnherrn, so galt sein Stand höher als der eines Ritters. Umgürtet mit dem Schwerte schritt er zur Versammlung der freien Männer unter der Dorflinde, um bei der Beratung über das Gemeindewohl seine Stimme abzugeben. Seinen Acker bebaute er sorgfältig; aber neben der Arbeit kam auch das Vergnügen und die Unterhaltung zur Geltung. Beim Erwachen der Natur im Frühlinge vereinigten heitre Spiele jung und alt auf dem Dorfanger. Hier suchte beim Ballspiel und Reigentanz einer den andern an Frohsinn und heiterer Laune zu übertreffen. Im Lauf der Zeit ahmten die freien Bauern in Sitten und Gebräuchen immer mehr den Rittern nach, ja viele Bauernsöhne verließen die väterliche Scholle, um als Knappen bei einem Burgherrn in den Dienst zu treten. Niedergang des Bauernstandes. Eine traurige Zeit kam für den Bauernstand durch die Gewaltthaten der Raubritter. Die stete Gefahr, welcher der Bauer ausgesetzt war, machte ihn zum Kriegsmanne, und das Dorf wurde durch Graben, Mauer und Thore vor den Angriffen der Feinde geschützt. Trotzdem aber sank der Wohlstand der freien Bauern durch die steten Brandschatzungen immer mehr herab,

5. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 55

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
55 25. Die Wenden. Gestalt, Kleidung. Wohnung. Das Königreich Preußen ist entstanden aus einem kleinen Landstriche an der Elbe, Havel und Spree. Zur Zeit der Völkerwanderung ließen sich daselbst die Wenden nieder, ein slavischer Volksstamm. Sie waren von kleinem aber kräftigem Körperbau, hatten eine braungelbe Haut, dunkelbraunes Haar und dunkle feurige Augen in den breiten Gesichtern. Sie trugen lange, weite Ge- wänder aus grauer Leinwand, die mit Tierpelz besetzt waren. Die Wenden wohnten in Dörfern beisammen, welche von einem Ringwalle aus Erde und Rasen umgeben waren. Die Wohnungen waren niedrige, schmutzige Lehmhüten, deren Strohdächer fast auf die Erde hinabreichten. Beschäftigung. Die Wenden beschäftigten sich mit Ackerbau, Viehzucht und Fischerei. Sie gingen auch gern auf die Jagd und waren sehr kriegslustig. Ihre Waffen waren Bogen und Pfeile, breite Messer und dicke Holzkeulen, welche sie so geschickt zu schleudern verstanden, daß sie die Stirn des Feindes fast immer tödlich trafen. Sitten. In jeder Familie hatte der Hausvater volle Gewalt über die ©einigen, sogar über Leben und Tod derselben. Die Frauen wurden wie Sklavinnen gehalten, sie mußten weben und den Acker bebauen. Wenn der Mann starb, so tötete sich die Frau entweder selbst, oder sie wurde bei lebendigem Leibe mit der Leiche des Mannes verbrannt. Schwächliche Kinder ließ man gleich nach der Geburt verhungern, und altersschwache Leute ließen sich von ihren Kindern töten. Doch läßt sich auch Gutes von den Wenden berichten. Die Tugend der Gastfreundschaft stand bei ihnen in Ehren. Wer einem Fremden die Thür wies, wurde vertrieben und feine Hütte samt allen Habseligkeiten verbrannt. — Ihre Häuser verschlossen sie nicht, da ein Diebstahl bei ihnen nie vorkam. Religion. Die Wenden beteten Götter an. Sie dachten sich zwei Hauptgötter, Belbog, den Gott des Lichts und Geber alles Guten, und Zernebog, den Gott der Finsternis und Urheber alles Bösen; außerdem hatten sie noch viele Untergötter. Sie schnitzten sich plumpe Götzenbilder aus Holz und brachten ihnen als Opfer Früchte und Tiere dar, zuweilen auch Kriegsgefangene. Vergleiche die wendische Religion mit der Religion der alten Deutschen!

6. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 79

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
79 Kriegsschuld bezahlt war, blieben die preußischen Festungen in den Händen einer französischen Besatzung. Aus den Ländern westlich der Elbe bildete Napoleon das Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und ernannte seinen Bruder Hieronymus zum Könige desselben. Wodurch reizte Napoleon Preußen zum Kriege? Welckes waren die Gründe der Niederlage bei Jena und Auerstädt? Welche traurigen Folgen hatte diese Niederlage für Preußen? Welche Festungen leisteten erfolgreichen Widerstand? 40. Preuhens äußere und innere Wiedergeburt. Das preußische Volk im Unglück. Der unglückliche Krieg hatte Preußen in große Not gebracht. Die Hälfte des Landes war verloren gegangen; viele Bewohner waren verarmt, ganze Städte und Dörfer hatten die Feinde ausgeplündert und niedergebrannt; dazu hausten die Feinde noch im Lande und drückten das Volk durch Einquartierungen und willkürliche Erpressungen. In dieser bitteren Not, welche die Fremdherrschaft über Preußen brachte, erwachte im Volke das Bewußtsein, daß es früher unter der Regierung seines trefflichen Königs trotz aller Mißstände ein weit besseres Dasein gehabt hatte, und man sehnte sich nach Befreiung von der Fremdherrschaft. Diese Befreiung war aber nur dann zu erhoffen, wenn die Ursachen der Schwäche Preußens beseitigt wurden. (Welches waren diese Ursachen ?) Daß von allen diesen Ursachen der Abfall vom Glauben am meisten an diesem Unglücke schuld war, erkannte auch die Königin Luise, indem sie sagte: „Weil wir abgefallen sind, darum sind wir gesunken!" Wie die Königin, so fühlten auch die Besten des Volkes. Man demütigte sich vor Gott und erkannte, daß bei ihm allein Hülfe in der Not zu finden war. Das war der erste und wichtigste Schritt auf dem Wege zu besseren Tagen. Hebung des Bauern- und Bürgerstandes. Der König verzagte im Unglück nicht. Er erkannte die Mißstände in seinem Staate und berief den Freiherrn von Stein zur Leitung der Staatsgeschäfte, um die Lage des Volkes zu bessern. Stein suchte durch äußerste Sparsamkeit die drückende Kriegsschuld zu erschwingen, um die fremden Blutsauger los zu werden. Die königliche Familie ging mit

7. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 10

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
10 den Freien standen die Halbfreien oder Hörigen, die nicht freigelassenen Bewohner eroberter Länder. Sie durften keine Waffen tragen und mußten das Gut ihrer Herren verwalten, wenn diese im Kriege oder auf der Jagd waren. Für die Verwaltung des Gutes mußten sie dem Herrn einen Zins entrichten. Die niedrigste Stellung nahmen, wie schon bei den alten Deutschen, die Knechte ein. Sie waren entweder von Geburt an Sklaven oder Kriegsgefangene, denen die Freiheit vom Sieger nicht geschenkt worden war. Grundbesitz. Hatte ein Volksstamm sich in der Völkerwanderung ein Land erkämpft, welches ihm zu Wohnsitzen geeignet erschien, so wurde es unter die Volksgenossen verteilt. Gewöhnlich vereinigten sich mehrere Familien oder Sippen zu einer Gemeinde und grenzten das für sie bestimmte Land als ihr Eigentum ab. An der besten Stelle wurde das Dorf gebaut, und das Land alsdann nach der Fruchtbarkeit und Entfernung in so viel Teile geteilt, als Familien da waren. Jeder Teil wurde darauf wieder nach der Zahl der Familien in Streifen geteilt und nun fiel durchs Los jeder Familie ihr Stück Land zu. Wie bei den alten Deutschen gab es außer dem Besitztum des Einzelnen noch einen gemeinsamen Grund und Boden. (Worin bestand er und wie hieß er?) Das Gerichtswesen. Hatte sich jemand eines schweren Verbrechens schuldig gemacht, so war damit seine ganze Sippe in Mitschuld geraten. Die Sühnung der Schuld geschah durch eine zu bezahlende Geldsumme, das Wergeld. Erst dann, wenn dasselbe nicht entrichtet wurde, mußte der Verbrecher an seinem Leibe die Schuld büßen, indem er gezüchtigt oder an Händen und Augen verstümmelt wurde. Sollte in zweifelhaften Fällen die Schuld des Angeklagten festgestellt werden, so wandte man die Kesselprobe oder die Feuerprobe an. Bei der Keffel-probe mußte er aus einem Kessel kochenden Wassers einen Gegenstand mit bloßer Hand herausholen; bei der Feuerprobe mußte er ein Stück glühendes Eisen ergreifen oder mit nackten Füßen darüber hinschreiten. Verletzte er sich bei diesen Proben, was natürlich das gewöhnlichste war, so galt er für schuldig. Blieb er unverletzt, so wurde er freigesprochen. Weil man glaubte, Gott thäte durch diese Proben seinen Willen kund, so nannte man sie Gottesurteil. Welchen Ursprung hatten die vier Stände bei den Deutschen? Wie geschah nach der Völkerwanderung die Verteilung von Grund und Boden ? Wie wurde die Schuld des Angeklagten festgestellt? Wie wurde der Schuldige gestraft?

8. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 57

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
ein verschwenderisches Leben führte und beständig in Geldverlegenheit war, so verpfändete er die Mark an seinen Vetter Jobst von Mähren. Dieser war ein geldgieriger Mann. Er ließ sich nur in der Mark sehen, um die hohen Steuern abzuholen, welche er durch gewissenlose Statthalter von den Leuten erpressen ließ. Dazu kam, daß viele Ritter, namentlich Dietrich und Hans von Quitzow. sich nicht scheuten, die Kaufleute auf der Landstraße zu berauben und friedliche Bauern auszuplündern; von den Städten forderten sie willkürliche Abgaben, und wenn dieselben verweigert wurden, plünderten sie die Bürger gleichfalls aus. Auch die Nachbarn der Mark, besonders die Polen, suchten sich durch räuberische Einfälle in das schutzlose Land zu bereichern. Da stockte Handel und Gewerbe, und der Bauer verlor die Lust, den Acker zu bauen, da er beständig fürchten mußte, der Frucht seiner Arbeit und Mühe beraubt zu werden. Als Jobst von Mähren gestorben war und die Mark an Sigismund, der inzwischen Kaiser geworden war, zurückfiel, baten ihn die bedrängten Brandenburger um Schutz und Hülfe. Sigismund fühlte nun wirklich Mitleid und sandte den Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg aus dem Hause der Hohenzollern als Statthalter nach der Mark. In welcher heutigen Provinz liegt die Nordmark? Nenne Albrechts Verdienste um die Wohlfahrt Brandenburgs? Wie breitete Karl der Große das Christentum aus? Wie Albrecht der Bär? Wann herrschten im deutschen Reich ähnliche Zustände wie in Brandenburg zur Zeit Sigismunds? *27. Kurfürst Friedrich I. (1415—1440). „Wer auf Gott vertraut, den verläßt er nicht/ Die Hohenzollern. Das Fürstengeschlecht der Hohenzollern stammt aus Schwaben, woselbst auf einem Bergkegel der rauhen Alp die in neuerer Zeit auf das prachtvollste wiederhergestellte Stammburg Hohenzollern liegt. Die Grasen von Hohenzollern hatten sich von jeher durch ihre Treue und Ergebenheit gegen die deutschen Kaiser ausgezeichnet. Daher wurde um das Jahr 1200 ein Gras von Hohenzollern zum Burggrafen von Nürnberg ernannt. Als solcher hatte er die bei Nürnberg liegenden kaiserlichen Güter zu verwalten und im Namen des

9. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 86

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
wortete: „Ich werde mit der ganzen Armee kommen." Napoleon griff die Engländer bei Belle Alliance an. Sie standen wie Mauern und kämpften mit Todesverachtung. Aber ihre Reihen wurden immer dünner, und Wellington rief aus: „Ich wollte, es wäre Abend oder die Preußen kämen!" Da ertönte plötzlich ein furchtbarer Kanonendonner., Es waren die braven Preußen, die wegen der schlechten Wege nicht früher hatten eintreffen können. Blücher selbst führte sie, trotz der heftigen Schmerzen, die er infolge des Sturzes erleiden mußte. In kurzer Zeit war der Sieg errungen. Friede. Bald darauf zogen die Verbündeten zum zweitenmale in Paris ein. Frankreich mußte 700 Millionen Frs. Kriegskosten bezahlen und alle geraubten Kunstschätze herausgeben. Napoleon wurde auf die Insel St. Helena im fernen Weltmeere verbannt, wo er im Jahre 1821 starb. Warum wurde Napoleon nach seiner Rückkehr von neuem der Krieg erklärt? Wie zeichneten sich Blücher und sein Heer durch Eifer und Schlagfertigkeit ohnegleichen aus? Nenne die Siege Blüchers in den Freiheitskriegen? Vergleiche die Friedensbedingungen von 1814 und 18151 44. Friedrich Wilhelm Iii. als Friedensflrrst. Verwaltung. Steuern. Nach den blutigen Kriegen suchte Friedrich Wilhelm das Wohl seines Landes durch Werke des Friedens zu fördern. Durch die Erwerbungen war eine Neuordnung des Staates notwendig geworden. Der König teilte das Land in 8 Provinzen (Welche?), diese wieder in Regierungsbezirke und Kreise und errichtete die noch heute bestehenden Kreis, und Provinzialbehörden (Welche?). Da die Kriege ungeheuere Geldsummen verschlungen hatten, wurde die strengste Sparsamkeit beobachtet und eine allmähliche Tilgung der Staatsschulden begonnen. Um eine gerechte Verteilung der Abgaben zu bewirken, führte Friedrich Wilhelm die Klassen-, Grund-, Gewerbe- und Stempelsteuer ein. (Erklärung!) Verkehrswesen. Zollverein. Durch die Einführung der Gewerbefreiheit entfaltete sich in Preußen nach und nach eine rege Fabrik- und Handelsthätigkeit. Zur Unterstützung derselben ließ der König die Chausseen auf das vierfache vermehren, Kanäle graben und auf den Hauptflüssen die Dampfschiffahrt eröffnen. Unter Friedrich Wilhelms Regie-

10. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 156

1882 - Gütersloh
156 Wilhelm I. welche fort und fort vor den vorüberziehenden Offizieren zu präsentieren hatten, winkten dem Bayer, er solle weiter gehen; doch dieser kehrte sich nicht daran, mit dem Thaler in der Hand fühlte er sich in seinem Recht, deshalb ging er stramm aus die Thür des Gasthofes los und klopfte laut. Endlich, als er nochmals auf recht bayrisch gepocht hatte, öffnete ein ältlicher Offizier die Thür und fragte nach seinem Begehr. „Mein Herr Oberst sein krank und müssen deshalb eine Flasche Wein haben!" antwortete der Bayer. „Gleich, mein Sohn!" erwiederte lächelnd der alte freundliche Herr und ging ins Haus zurück. Bald aber kehrte er mit einer Flasche zurück und sagte: Hier ist eine Flasche Wein. Sie wird Ihrem Herrn Obersten wohl bekommen." Der Bayer faßte die Flasche mit der linken Hand und mit der rechten hielt er den Thaler. Was sollte er thun? Requirieren durfte er nicht und einem Offizier konnte er den Wein doch auch nicht bezahlen. Unser guter Bayer war in großer Verlegenheit. Endlich fragte der Offizier den unschlüssigen Burschen: „Hat der Herr Oberst sonst noch Aufträge oder Wünsche?" — „Ja," sagte hastig der Bayer, „ich darf durchaus nichts requirieren, weil der König Wilhelm im Dorfe ist, und hier ist ein Thaler für die Flasche Wein!" Mit diesen Worten wollte der brave Bayer dem alten Herrn den Thaler aufnötigen. Dieser aber sprach: „Schon gut, mein Lieber! Eilen Sie nur und bringen Sie dem Herrn Obersten die Flasche. Sagen Sie, der König von Preußen schicke sie ihm und lasse dem Herrn Obersten gute Genesung wünschen." — „Der König von Preußen?" fragte der verdutzte Bursche, „wo ist denn der König von Preußen?" — „Der bin ich selbst," antwortete der alte Herr und schloß die Thür. Der Oberst war sehr erfreut, als er feinen Burschen mit der Flasche ankommen sah. Er machte aber ein sehr ernstes Gesicht, als dieser den Thaler wieder brachte und neben der Flasche auf den Tisch legte. Zornig fuhr er ihn an: „Donner und Blitz! Kerl! Ich habe Dir ja gesagt, daß Du nicht requirieren
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