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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 468

1859 - Lübeck : Rohden
468 Xxii. §. 13. Erhebung der östreichisch-burgundisch-spanischen Macht. bereien, und ließ es sogar ruhig geschehen, daß Böhmen und Ungarn, welches Albrecht als Schwiegersohn Siegmund's von den Luxemburgern ererbt hatte, für eine geraume Zeit den Habsburgern wieder verloren ging. Ließ er doch sogar die Ungarn in sein Erb- land einbrechen und ihn selbst zur Flucht aus Wien und aus Oestreich zwingen! Und hätte man es denken sollen, von diesem schwachen, mehrmals gefangenen, jetzt vertriebenen länderlosen Monarchen, der in seinem ©reifenalter manches Jahr als ein armer Flüchtling von einer Stadt Deutschlands in die andere zog und sich von seiner Untertha- nen Tische speisen ließ, sollte ein Enkel stammen, der durch eine leichte Familienverbindung zwei neue mächtige Reiche zu den östrei- chischen Besitzungen des Hauses Habsburg hinzubrachte, und seinem Sohne eine Masse von Ländern überließ, welche die weiteste Aus- dehnung des frühem römisch-deutschen Kaiserthums noch übertraf, Italien, Spanien und die Niederlande in sich begriff und fern im Westen jenseits des Meeres die neu entdeckten Goldländer Amerika's unter das Scepter des deutschen Kaisers und Königs von Ungarn stellte. Von alten Zeiten her hatte es zwischen Deutschland und Frank- reich ein burgundisches Reich gegeben, welches seit den Zeiten der Karolinger seine eignen Könige hatte, hernach durch die übermächtigen salischen Kaiser mit dem deutschen Reiche vereinigt wurde, und endlich zum großem Theil wieder an Frankreich siel. Die südlicheren Theile dieses herrlichen Reichs, die sich früher zwischen Rhone und Alpen fast bis an das Mittelmeer erstreckten, hatten allmälig auch ihren alten Na- men verloren. Gegen den Ausgang des Mittelalters führten nur noch zwei Provinzen jenes erloschenen Reiches den frühem Namen, nämlich die Areigrafschaft Burgund (Franche Comté) und das Herzogthum Burgund (Bourgogne). Jenes war deutsches, dieses französisches Le- hen. Nun war es geschehen, daß die französische Herzogslinie, welche seit 1361 diese beiden Provinzen besaß, theils durch Heirath, theils durch Erbschaft oder Ankauf fast alle belgischen und niederländischen Landschaften erworben hatte, von Luxemburg, Flandern und Amiens an bis nach Holland, Geldern und Friesland hin. Nur das Herzog- thum Lothringen, welches ebenfalls halb deutsches, halb französisches Lehen war, unterbrach den Zusammenhang dieses großen und reichen Gebiets und schied die burgundischen Lande in zwei ungleiche Hälften. Deshalb hatte der letzte Herzog der burgundischen Lande, der kriegeri- sche Karl der Kühne, schon versucht, Lothringen zu erobern und dann sein Gebiet bis in die schweizer Alpen auszudehnen. Aber an der Tapferkeit der Schweizer war er vor Nancy zu Grunde gegangen (1477). Da fügte es sich nun, daß die einzige Tochter und reiche Erbin des söhnelosen Karl, Maria von Burgund, dem schon seit längerer Zeit bevorzugten Bewerber Maximilian von Oestreich,

2. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 470

1859 - Lübeck : Rohden
470 Xxii. §. 14. Wiedererhebung Frankreichs rc. Reich hineinspielte, in seine eigne Hand zu bringen und zugleich die schönen italienischen Länder des Papstes zu gewinnen wünschte? Doch nicht auf diese Weise sollte die alte Weltmonarchie wiederher- gestellt werden. Sie sollte überhaupt nicht wiederkehren. Nur das sollte geschehen, daß die bedeutendsten und religiös angeregtesten Völker der europäischen Christenheit, daß Deutschland und die Niederlande mit Spanien und Italien noch einmal unter denselben Scepter gebracht wurden, damit der große Geisterkampf, der jetzt bevorstand, auf eine ehrliche und gründliche Weise zwischen ihnen könnte zu Ende gekämpft werden, wie es denn ja auch geschehen ist. $. 14. Wiedererhebung Frankreichs als Deutschlands Widerpart und Verderben der Schweiz. Indem wir die Gesammtheit der Länder überschauen, welche beim Beginn der Reformation durch das gemeinsame Herrschergeschlecht wieder mit einander in Berührung, in die engste Verbindung getreten sind, fällt es uns sogleich auf, daß der alte Gegner Deutschlands, daß Frankreich auch jetzt noch in seiner vereinzelten und feindlichen Stellung bleibt und der gesummten übrigen abendländischen Christen- heit als ein losgesondertes Glied gegenübertritt. Auch dem fränki- schen Volke sollte das reine Evangelium wieder angeboten werden, oftmals, reichlich, dringend; es sollten auch viele einzelne Seelen durch die lautere Predigt dem Verderben entrissen werden, wiewohl das Volk als Ganzes durch den bewußten und grimmigen Wider- stand gegen das Wort Gottes erst völlig zu der antichristischen Stel- lung und zu dem Verderben heranreifte, dem es vor unseren Augen entgegengeht. Aber aus dem Schooße Frankreichs konnte keine Kirchenresormation selbständig hervorgehen, die deutsche Reforma- tion blieb den romanischen Völkern fremd und reizlos. Es fand sich aber ein anderer Boden, der, obwohl ursprünglich Deutschland ange- hörig und mit deutschem Wesen gesättigt, doch seit längerer Zeit schon in gefährlicher Weise nach Frankreich hinüberneigte. Hier bildete sich eine zweiter Quell- und Mittelpunkt der Reformation, und neben der deutschen, germanischen Reformation in Sachsen begründete sich eine welsche, romanische Reformation in der Schweiz. Nicht so schnell waren die bedenklichen Folgen der allmäligen Los- reißung aller schweizer Cantone von den angestammten deut- schen Gewalten und althergebrachten Verpflichtungen sichtbar ge- worden. Ein halbes Jahrhundert hindurch hatten die verbundenen Schweizer nicht bloß den Ruhm unvergleichlicher Tapferkeit, ja Un- überwindlichkeit, sondern auch echter deutscher Treue und Biederkeit,

3. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 611

1859 - Lübeck : Rohden
Xxv. §. 9. Deutschlands Elend, Schmach und Knechtschaft. 61 l. gendwie die Zeit zu vertreiben, bemühten sich die Gesandten, durch elenden Rangstreit und ehr- und titelsüchtige Kleinigkeitskrämerei dem ganz leeren Gaukelspiel doch irgend einen wichtigen Anstrich zu geben, fielen aber mit ihrer Wichtigthuerei nur desto stärkerm und verdien- term Spott anheim. Das war der Zustand des politischen Todes in unserm Vaterland. Da hat sich Gott erbarmt und hat einen Sturm- wind kommen lassen und Ungewitter, desgleichen noch nie zuvor über deutsche Gaue losgebrochen, und hat durch den furchtbaren Kampf der hereinbrechenden tobenden Elemente alles oder doch viel, sehr viel faules und erstorbenes Holz hinweggefegt, hat ein paar hundert der kleinen lebensunfähigen Ländchen und Fürsten und Obrigkeiten, die ihre Pflicht nicht mehr erfüllen konnten oder wollten, im Sturme fort- gerissen und Platz geschafft für die noch übrigen kleineren oder grö- ßeren Staatenbildungen, in welchen das deutsche Volk ohne Schmach und Ekel sich wieder findenundals ein Ganzes sich zusammenfassen konnte. So müßten wir denn wohl mit dem geschichtlichen Gange unseres Vaterlandes recht zufrieden sein und Gott danken, daß er zur rechten Zeit die gewaltigen Stürme und Ungewitter und Feuerflammen und Regenströme gesendet hat, um Deutschlands Boden abzuwaschen und die Luft zu reinigen? Allerdings werden wir recht daran thun. Aber eben so wahr ist es auch, daß wir trauern, tief trauern müssen, weil nicht etwa durch fremde, sondern durch eigne Schuld die Krank- heit und Erstarrung, die so furchtbare Gewaltmittel nöthig machte, über unser Vaterland gekommen ist. Deutschland hätte nie so tief sinken, so völlig in die Hände der Fremden gerathen können, wenn Gottesfurcht und Vaterlandsliebe nicht ausgestorben wären. Weil sie gebuhlt hatten, gebuhlt ohne Maß und Ziel mit dem französischen Götzen und Gott in's Angesicht gesegnet, weil sie französische Gottlo- sigkeit, Unsitte, Gemeinheit, Lüge, französische Sprache, Kleidung, Le- bensart, französische Weisheit, Aufklärung, Philosophie, französische Literatur und Denkweise angenommen, darum weil sie die ekelsten Modenarren geworden und Jedermann nachtanzte, was Frankreich vor- geigte, darum gab sie der Herr hin in die Fäuste, unter die Ruthe, unter die Füße der französischen Unholde. O wie hatten sie dem An- bruch der französischen Revolution entgegengejauchzt! Wie hatten sie sich erschöpft, Alles, was Zunge und Feder rühren konnte, in Re- den und Schriften, in Predigten und Liedern, um aller Welt zu beweisen, daß nun die goldne Zeit über die Menschheit ange- brochen, daß nun die Aufklärung und Beglückung wie ein Strom über die Völker sich ergießen, daß Tugend und Gerechtigkeit, Friede 39*

4. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 594

1859 - Lübeck : Rohden
594 Xxv. §. 7. Die französische Revolution. tue blutbefleckten Hände aus; und wenig Wochen später mußte er vor den kannibalischen Blutbanden mit seiner ganzen Familie aus dem Schlosse flüchten, wohin? —zu seinen schlimmsten Feinden, zu der Na- tionalversammlung, oder wie sie sich später nannte, dem Nationalcon- vent, der ihn jetzt eben für abgesetzt und seiner Krone verlustig erklärte und ihn mit Weib und Kindern in's Gefängniß warf. Aber jetzt, da es bis zum Aeußersten gekommen ist, wendet sich unser Gemüth zum tiefsten und gerechtesten Mitleiden mit dem unglück- lichen, mißleiteten Monarchen. Ist er klein, schwach und erbärmlich gewesen im Handeln, so ist er groß und königlich im Leiden. Schon lange hatte er'sich auf einen gewaltsamen Tod gefaßt gemacht. Und seit er das gethan, hatte er auch die Ruhe, die Klarheit, die Festigkeit des Herzens wieder gewonnen. Aendern, retten, wiederherstellen konnte er nichts mehr. Aber sein Gewissen noch ferner beschweren, dazu konnte ihn nichts mehr bringen. Den Anlaß zu dem letzten Aufruhr, der seine Absetzung zur Folge hatte, gab er durch seine entschiedene Wei- gerung, das ungerechte Gesetz gegen die getreuen französischen Priester zu bestätigen. Nichts konnte ihn bewegen, an seiner Kirche, seinem Gott zu freveln. In Gefängniß und Todesnoth schrie er brünstig zu seinem Herrn und Erlöser, aber mit demüthiger Unterwerfung unter seine gewaltige Hand. Mit christlicher Würde und Ergebung erlitt er am 21. Januar 1793 den Tod auf dem Schaffet. Der Bann- fluch dieses ungeheuren Frevels lastet noch heute ungesühnt auf dem königsmörderischen Volk, so sehr auch die äußeren Umstände sich ge- ändert haben. Seine Hinrichtung war das Signal zur weitern massen- haften Hinrichtung vieler Tausende und Zehntausende, bis endlich das erschöpfte Frankreich, des unablässigen Blutvergießens müde, sich selber nach einer Aenderung sehnte, und eine neue Ordnung der Dinge begann. Waö sie eigentlich wollten, zu welchem Ziel sie strebten, das wußten im Beginn der Revolution wohl die Wenigsten unter ihren Führern, wenn es überhaupt einer wußte. Nur etwas Anderes, etwas Besseres als sie jetzt hatten, eine Aenderung der unerträglichen Zustände, und zwar ohne doch sich selber, die eignen Herzen zu verändern. Wie die bessere Staatsfvriu ’tefdjaffen sein müsse, ob beschränkte (constitu- tionelle) Monarchie oder Republik, das lag ihnen anfangs noch ganz im Dunkeln. Nur daß die Aufrichtung der nordamerikanischen Republik (S. 591) und die dort ausgestellten Artikel der sogenannten allgemeinen Menschenrechte den meisten Führern der Bewegung, besonders de- nen, die im Befreiungskriege selber mitgefochten hatten, als Muster und leitende Grundsätze bewußt oder unbewußt vor der Seele schweben

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 643

1859 - Lübeck : Rohden
Xxv. §. 11. Entwicklung neuer Gegensätze. 643 iiister Brandenburg und Manteuffel und durch den tapfern Ge- neral Wrangel von dem schlimmen Gesindel gereinigt und wieder zur Ruhe gebracht. Ganz Preußen hatte einen Ekel vor dem gemei- nen und nichtswürdigen Gebühren der Demokraten bekommen, die Auf- stande in Dresden, Pfalz und Baden wurden mit leichter Mühe von den preußischen Truppen niedergeschlagen, der republikanische Parla- mentsreft in Stuttgart durch die württembergische Negierung auseinan- dergejagt. So war das tolle Schimpf- und Trauerspiel in Deutsch- land wieder zu Ende gebracht, und allmalig, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten, kam Alles wieder in das alte Geleise. Der Bundes- tag trat, weil sich keine andere und bessere Centralbehörde wollte bil- den lassen, wieder in seine alten Gerechtsame ein. Auch Ungarn wurde mit russischer Hülfe den Oestreichern wieder unterworfen, und nur ein Kampf endete jämmerlich und rühmlos für die deutschen Waffen, unheilbringend für einen deutschen Bruderstamm, der Kampf in Schleswig gegen die Dänen. Weil Schleswig, Holstein und Lauenburg voraussichtlich in kurzer Zeit an die männliche Seitenlinie, das übrige Dänemark aber an die nähere weibliche Linie des däni- schen Königshauses fallen mußte, darum hatten die dänischen Minister die deutschen Landestheile durch einen Machtspruch mit den dänischen Provinzen zu einem Gesammtftaat vereinigt. Die Schleswig-Holstei- ner hatten sich dagegen erhoben; Preußen mit den Truppen des übri- gen Deutschlands hatte sie unterstützt; allein am Ende gelang es den Engländern, Schweden, Russen und Oestreichern, einen Frieden herbei- zuführen, durch welchen die deutschen Brüder rechtlos und schutzlos den Händen ihrer Unterdrücker preiögegeben wurden; und das damals angerichtete Unheil ist noch heute nicht wieder gut gemacht. Die schrecklichen Umwälzungen auf dem politischen Gebiet hätten unmöglich einen so allgemeinen Anklang und weite Verbreitung finden können, wenn nicht auch auf religiösem Gebiete eine Anzahl Erschei- nungen aufgetreten wären, die dem gottlosen Kampf gegen alles Be- stehende Vorschub leisteten. Bei den katholischen Staaten Frank- reich, Italien, Oestreich nimmt uns solche Ausartung der Cretigion, Verachtung des Heiligsten und Mißbrauch zu den jämmerlichsten Zwecken nicht so sehr Wunder. Aber daß auch in dem evangelischen Deutsch- land, daß auch in Preußen, dem Hort des Protestantismus, wo in den Freiheitskriegen sich eine so viel versprechende religiöse Begeisterung entzündet hatte, solch schmählicher Abfall erfolgen und sich eine geraume Zeit halten konnte, das sollte uns billig wundern. Wo war doch die herrliche Beterschaar, wo war der christliche Heldeneifer aus den Frei- heitskämpfen geblieben? Er war in seiner Unklarheit leider vielfach irre gegangen und hatte sich bei mangelnder Leitung und Belehrung

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 657

1859 - Lübeck : Rohden
Xxv. §. 13. Nordamerikanische Zustände. 657 wären, die mit gleichen Früchten der Gerechtigkeit geschmückten Jün- ger des Herrn hüben und drüben in zwei feindliche Lager zu spalten. - Ueber diesem Kampf aber entwickeln sich die Secten im Schooß auch unserer deutsch - evangelischen Christenheit. Baptisten und Darbisten (Wiedertäufer und Freikirchler), Jrvingianer (Wiederhersteller der apo- stolischen Aemter und Gaben) und Bruderbündler (die gar kein kirch- liches Amt mehr gelten lassen), ja sogar die unflätigen, ekelhaften Mor- monen treiben ungestört ihr Wesen und saugen Kraft aus der Zer- rissenheit der bestehenden Kirche. Bei dem allen dauert das wüste, rasende Treiben und Jagen der materiellen Interessen, des Mammons- dienstes fort und fort; unter den Füßen rollt fortwährend der unter- irdische Donner des gährenden Bulcans, auf dem wir stehen, hier und da zucken die Blitze aus der Tiefe — ob wir es hören und aufmerken, ob wir lernen die Zeit zu verstehen und uns bereit halten auf den na- henden Tag des Herrn. §. 13. Nordamerikanische Zustände. Im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte haben sich außerhalb Europa's, auf amerikanischem Boden, eine Anzahl europäischer Reiche gebildet, katholische Reiche aus spanischem und portugiesischem Geblüt hervorgegangen in Mittel- und Südamerika, welche bis auf die neueste Zeit ein trauriges Bild politischen Elends und bürgerlichen Verfalls darbieten, und ein protestantisches Reich aus germanischem, insonder- heit angelsächsischem Geblüt in Nordamerika, welches so vielfach in die Entwickelung der europäischen Verhältnisse eingreist, daß wir es hier am Schluffe unserer Darstellung nicht unerwähnt lassen dürfen. An eine künftige Versetzung des Schwerpunktes der Weltgeschichte aus Europa nach Amerika, wie vormals aus Asien nach Europa, ist zwar nicht zu denken; denn nach Gottes untrüglichem Wort werden auf dem Boden des alten römischen Reichs, in den Landern der zehn Könige, die letzten Kämpfe der Christenheit ausgekämpft, der Anti- christ überwunden und das Reich Gottes zum Siege geführt werden, nicht aber jenseits des atlantischen Oceans. Aber ein Spiegel für unsere eignen, dem Ende zueilenden europäischen Zustände wird Amerika immer bleiben, ein warnender Spiegel des Elends, in welches das Abthun und die Verachtung der Obrigkeit und das Trachten nach irdischen Dingen auch ein christlich ausgeprägtes Volk stürzen muß. Je mehr betro- gene Augen und irregeleitete Hoffnungen auf Amerika, als auf das Land der Zukunft und des Glückes gerichtet sind, desto mehr ist es Pflicht, die Verkehrtheit solcher Träume den europamüden Auswan- derern vor die Augen zu stellen. Nordamerika hat den großen Vorzug vor den haltlosen und v. Rohden, Leitfaden. 42

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. VI

1859 - Lübeck : Rohden
Vi Vorwort. des Verfassers, eben so wenig die Beibringung der gewöhn- lichen antiquarischen und geographischen Notizen. Dem Schüler wird sie der Lehrer mündlich mittheilen, und der Gebildete kennt sie bereits aus anderen Quellen. Hier sollte nur über- sichtlich der Gang der Begebenheiten, wie er auf Ein großes Ziel hindrängt, in Erinnerung gebracht und nur die großen Wendepunkte des Völkerlebens in eingehenderer Schilderung vorgesührt werden. Von den vielen einzelnen Kriegszügen der Alten und von den unzähligen kleinen politischen und militärischen Verwickelungen der Neuzeit, die sich ohnehin dem Gedächtniß immer wieder entziehen, ist wenig ausgenommen; aber desto mehr aus der Kirchen- und Sittengeschichte, wie auch aus der Literaturgeschichte. Jeder Paragraph sollte ein möglichst in sich zusammenhängendes und abgeschlossenes Einzelbild aus der Geschichte geben, und zwar in der neuern Zeit meist ein Doppelbild, indem den zuerst in's Auge fallenden politischen Ereignissen die weitere Schilderung des gesammten Zeitcharakters nachfolgt. In der alten und Mittlern Geschichte konnten die Paragraphen kürzer sein. Sie bestehen immer aus zwei Thei- len, so daß der erste oder Haupttheil das Wichtigste und Bedeut- samste aus deni vorgeführten Zeitabschnitt in einem großen Rah- men zusammenfaßt, und der zweite Theil noch besondere Einzel- heiten nachbringt, die zur Beleuchtung, Beschränkung oder Erwei- terung des Vorhergehenden dienen sollen. Beim Schulgebrauch wird diese Form die Einrichtung eines doppelten Cursus er- leichtern. Daß auf gewissenhaftes Nachlesen der angezoge- nen Bibelstellen, noch vielmehr auf eine schon vorhandene gründ- liche Kenntniß der biblischen Geschichten und des Gotteswortes überhaupt gerechnet wird, bedarf kaum einer besondern Erwäh- nung. Die angchängte Regententafel wird zur leichtern Orien- tirung beim Gebrauch des Buches erwünscht sein.

8. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 3

1859 - Lübeck : Rohden
I. §. 1. Die Erschaffung der Welt. 3 folge der Schöpfungsacte führen, wie sie in dem ersten Capitel der Bibel steht); sie wagen es sogar zu behaupten, daß Gott die Welt überhaupt nicht erschaffen habe. — Die alten heidnischen Weisen in den asiatischen Ländern, vom In- dus bis nach Aegypten hin hatten, je näher sie noch der ältesten gött- lichen Offenbarung standen, noch eine verhältnißmäßig ziemlich richtige Ansicht von der Entstehung der Welt. Sie begriffen zwar nicht mehr, daß der höchste Gott durch einen einfachen Act seiner Allmacht aus freier Selbstbestimmung alle Dinge in's Dasein gerufen habe; aber sie wußten doch noch, daß er der Urgrund alles Bestehenden sei. Sie meinten nämlich, daß von ihm andere Gottheiten und Geister niedern Ranges ausgegangen (emanirt) seien, die dann stufenweise immer tie- fer herabstnkend, endlich mit der Bereitung irdischer Stoffe sich befas- sen und also die endliche Welt bilden konnten. Weiter schon irrt die persische Lehre von der Wahrheit ab, welche zwei Gottheiten einander entgegensetzt und eine doppelte Weltschöpfung, eine gute und eine böse, annimmt. Etwas anders gefaßt gestaltete sich die Lehre so: die Stoffe, aus welchen unsere jetzige Welt gebildet ist, sind eben so ewig wie Gott selbst und unerschaffen, haben ihm von Anfang an gegenübergestanden, und Gott hat sie nur geformt und ausgebildet. Dem ähnlich lehrten die späteren Weisen Griechenlands, daß die Atome, d. h. die unzerleg- baren Bestandtheile, aus welchen die Körperwelt besteht, oder auch ge- wisse einfache Grundstoffe von Anfang an dagewesen, und mehr durch Zufall als nach dem Willen der göttlichen Weisheit sich zu einer Welt gestaltet haben. Andere lehrten gar, daß der Chaos oder der gestalt- lose Stoff der ewige Urgrund sei, aus welchem mit einander die Göt- ter und die irdische Welt hervorgegangeit seien. Wieder Andere mein- ten, daß in dem Chaos eine verständige Seele (Weltseele) oder mehr- fache bewegende Kräfte gewaltet und die Schöpfung geordnet haben. Die Kühnsten endlich behaupteten: die Welt sei gar nicht geschaffen, sondern von Ewigkeit so gewesen, wie sie jetzt ist, und hieben also den Knoten, den sie nicht zu lösen vermochten, mit dem Schwert entzwei. Gar wundersam und abenteuerlich, aus einer wilden ungezähmten Ein- bildungskraft hervorgegangen, waren die Gedanken, welche die nordi- schen Heidenvölker, auch unsere Vorfahren über die Entstehung der Welt hatten, aber sie enthielten noch überraschende Anklänge an die uralte geoffenbarte Wahrheit, wie denn das deutsche Volk von Alters her zum Hüter und Pfleger der göttlichen Gnadenschätze ansersehen war. Um so betrübender ist die Wahrnehmung, daß in neuerer Zeit auch in unserm deutschen Volk eine Anzahl von Gelehrten aufgestan- den ist, welche auf jene alten heidnischen Theorieen zurückkommcn. Auf's Neue hört und liest man jenen aitheidnischen Aberwitz, daß die Welt oder doch deren Stoffe ewig und ungeschaffen seien, oder daß ihre Gestaltung das Werk einer in ihr lebenden und sie durchdringenden Seele oder sie bewegenden Kraft, oder gar daß Alles, was man flehet, auch der Mensch selbst nur zusallens durch unbeabsichtigtes Zusammen- treffen der einzelnen Bestandtheile geworden sei. Die Erschaffung der 1*

9. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 56

1859 - Lübeck : Rohden
56 Vi. Z. 1. Samuel's Reformation und die Königsherrschast (1100 v. Chr.). neten, und beteten sie an und erzürnten den Herrn (Nicht. 2). Wie hatte ein solches Volk, das seinen eignen Gott und Herrn verachtete trotz aller unzähligen Gnadenerweisungen und Wunderthaten, die umwohnenden Völker reizen sollen, ihre falschen Götter zu verlaffen und sich zu Gott zu bekehren? Anstatt sie zu sich herauf zu ziehen, sank es zu ihnen in gleichen Götzendienst hinunter. Da wandte der Herr die Sache. Wollte Israel nicht den Völkern ein Segen sein, so sollten die Völker für Israel ein Segen sein, nämlich ein Stecken des Treibers und Ruthe des Zuchtmeisters, der sie zurücktrieb zu dem Gott, den sie verlassen hatten, und mit schweren Schlägen sie geißelte, bis sie ihre Sünde bekannten und reuig und bußfertig Gott um Gnade fleheten. Darum ließ der Herr während der 400 Jahre vom Iosua bis zum Saul und David hin, bald das eine, bald das andere Nachbarvolk, oft mehrere zugleich mit immer gewaltigeren Heimsuchungen über das Land Canaan herfallen. Mit immer stei- gendem Wehe hausten sie 18, 20, 40 Jahre als unangefochtene Oberherren im Lande, bis dann endlich der Herr des Jammerge- schreies seines Volkes sich erbarmte und ihnen Richter sendete, sein Volk auf längere oder kürzere Zeit von dem Druck zu erlösen. Daraus, daß Gott auch in dieser wilden und trüben Zeit doch noch immer Glaubenshelden fand, die wie Gideon nicht bloß den Kampf gegen die Feinde des Landes, sondern schon vorher gegen die väterlichen Götzen unternahmen, können wir hinlänglich erkennen, daß es so wenig damals als zu irgend einer andern Zeit unter dem Volk Gottes an wirklichen Gotteskindern gefehlt hat. Aber gerade an dem Beispiel des Gideon, wie nicht minder an dem des Jephtha und Simson lernen wir zu gleicher Zeit, wie höchst verführerisch die damaligen Verhältnisse waren, wie leicht auch jene Gottesmänner von dem „Zeitgeist" mit hingerissen wurden, und erst Samuel bietet uns ein reineres Bild tieferer Erkenntniß der Schäden des Volks und aus- harrender Treue im Glauben und im Gehorsam. Mit ihm beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Reiches Gottes in der alten Welt. Vi. Israeli Glanz und Fall. Weitere Verunstaltung des Reiches Gottes innerhalb der Sünderwelt. Viotto: Dankest du also deinem Herrn, du toll und thöricht Volk? §. 1. Samuel's Reformation und die Königsherrschast (1100 v. Chr.). Ein Gottesvolk, heilig und untadelhaft wandelnd in den Satzun- gen des Herrn, war nicht zu Stande gekommen. Israel sollte, das

10. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 132

1859 - Lübeck : Rohden
132 X. §. 9. Weitere Schwächung Griechenlands. Sparta's Abnahme. auf seinem Zuge von Sardes nach dem Eufrat. Er siegte auch wirk-, lich in der großen Schlacht bei Cunara, 400. Aber alle Früchte des Sieges gingen verloren, da die asiatischen Truppen des Cyrus nicht Stand hielten, und er selbst im Kampf erschlagen wurde. Auch Klearchos fiel durch Verrath, und den Griechen blieb nichts Anderes übrig, als sich unter der Führung des Len op hon mitten durch die feindlichen Völker und Provinzen durchzuschlagen, bis sie wieder in griechische Gebiete kamen. Daß ihnen solch ein Rückzug gelingen konnte, lieferte den Griechen den augenscheinlichsten Beweis von der großen Schwäche des persischen Reichs und reizte desto stärker zu neuen Kriegszügen in Asien. Daher sehen wir gleich darauf den Spartanerkönig Agesilaus an der Spitze eines auserlesenen Grie- chenheeres siegreich in Klein-Asien Vordringen mit der ausgesprochenen Absicht, den Perserkönig selber im Mittelpunkt seines Reiches aufzu- suchen und zu stürzen. Aber hier zeigte es sich wieder, daß Griechen- lands damaliger Zustand und Verfassung keine größeren Eroberungen und Kriegsunternehmungen in fremden Ländern gestattete. Hinter dem Rücken des Agesilau s, in Griechenland selber hatten die geschickten Unterhandlungen der Perser plötzlich den Krieg gegen Sparta auge- sacht, in dessen Folge nicht bloß der Siegeslauf des Agesilaus ge- hemmt, sondern etwas später sogar die stolze Herrlichkeit der Spar- taner völlig zu Boden gestürzt wurde. Die Feinde, die sich Sparta durch sein tyrannisches Benehmen unter den kleinen Staaten in Griechenland gemacht und die jetzt durch persische Versprechungen und Gelder desto stärker aufgeregt waren, hat- ten siw um das aufstrebende Theben gesammelt, welches länger und entschiedener als die meisten übrigen dem weichlichen und genußsüchti- gen Wesen der spätern Griechenzeit Widerstand geleistet und eben jetzt sehr fähige Führer und Oberhäupter hatte. Der erste Versuch gegen Sparta mißlang jedoch. In der Schlacht von Koronen be- hatiptete der aus Asien herbeieilende Agesilaus noch einmal das Felo (394). Aber schlimmere Feinde waren den Spartanern schon in ihrer eignen Mitte emporgekommen. Ehrlosigkeit und weichliche Ge- nußsucht riethen durch den Mund des schlauen und auf Agesilaus' Kriegsruhm eifersüchtigen Antalkidas, vor allen Dingen mit den Persern Frieden zu schließen, die nach des Agcsilauö Abzug aus Klein-Asien die spartanische Flotte gänzlich gefthlagen und vernichtet hatten. So kam der antalkidische Friede zu Stande, der schimpf- lichste, den Griechenland noch je geschlossen hatte. Ganz Klein-Asien mit allen griechischen Städten und den nächstgelegenen Inseln sollte wieder unter das persische Joch zurückkehren. Dagegen sollten alle Waffeneinigungcn und Vundesgenossenschasten in Griechenland aufge- löst und alle griechischen Staaten und Städte vereinzelt werden. Sparta
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